Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 2. Burg/Berlin, 1838.23 Conversations=Blatt. 24
[Abbildung]
Katz und das Städtchen St. Goarshausen. [Beginn Spaltensatz]
bau beschäftigt. Beide Städtchen waren noch in neue- Dieser Mann kam als frommer Einsiedler und 23 Conversations=Blatt. 24
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Katz und das Städtchen St. Goarshausen. [Beginn Spaltensatz]
bau beschäftigt. Beide Städtchen waren noch in neue- Dieser Mann kam als frommer Einsiedler und <TEI> <text> <body> <div xml:id="Bergschloss1" type="jArticle" n="1"> <pb facs="#f0004"/> <fw type="header" place="top">23 <hi rendition="#c">Conversations=Blatt.</hi> <hi rendition="#right">24</hi></fw> <figure> <head> Katz und das Städtchen St. Goarshausen. </head> </figure> <cb type="start" n="23"/> <p>bau beschäftigt. Beide Städtchen waren noch in neue-<lb/> rer Zeit durch zwei wohlbefestigte Schlösser, und zwar<lb/> ersteres durch Rheinfels, letzteres durch Neukatzenellenbo-<lb/> gen, oder die sogenannte Katz gedeckt, welche sich noch<lb/> auf hohen Felsen malerisch erheben, obschon ihre Festungs-<lb/> werke geschleift sind. Wie beide Städte ihre Namen,<lb/> so hat das Schloß Rheinfels seinen Ursprung dem hei-<lb/> ligen Goar zu danken.</p><lb/> <p>Dieser Mann kam als frommer Einsiedler und<lb/> Lehrer des christlichen Glaubens im Jahre 575 in die<lb/> Gegend, wo, eine Strecke unter dem Lurleifelsen, der<lb/> Rhein wilder und tobender, als an irgend einem an-<lb/> dern Orte über eine Reihe von Klippen dahin rauscht,<lb/> und jenen Strudel bildet, der unter dem Namen <hi rendition="#g">der<lb/> Bank</hi> den Seglern bei einem Sturme so gefährlich<lb/> wird. Es herrschte lange der Glaube unter dem Vol-<lb/> ke: daß dieser Wirbel mit dem Binger Loche Gemein-<lb/> schaft habe und schon Trümmer von dort gescheiterten<lb/> Fahrzeugen hier wieder zum Vorschein gekommen wä-<lb/> ren. Damals war die romantische Wildniß noch nicht<lb/> mit dem frischen Grün der Weinberge, mit lachenden<lb/> Obstgärten und anmuthigen Auen vereint. Sie erhob<lb/> sich nur öde und schauerlich, und am Ufer, wo später-<lb/> hin stattliche Burgen und freundliche Häuser prangten,<lb/> sah der auf den Wellen des Stromes dahin fahrende<lb/><cb n="24"/> Schiffer blos einige von armen Fischern bewohnte Hüt-<lb/> ten. Diese Leute lebten genügsam von ihrem Tage-<lb/> werk, und während die Männer in ihren Kähnen mit<lb/> dem schäumenden Flusse ringend, auf den Salmenfang<lb/> auszogen, bereiteten ihre Frauen zu Hause die Kost,<lb/> oder strickten mit den Kindern die Netze. Hier in den<lb/> rauhen Bergschluchten befand sich unter einem moosigen<lb/> Felsen die einsame Zelle, wo der fromme Goar seinen<lb/> Wohnsitz aufschlug. Hier predigte er, wie ein zweiter<lb/> Johannes in der Wüste, dem schlichten Völkchen die<lb/> reine Glaubenslehre des Evangeliums, und war zugleich<lb/> wegen seiner Gastfreiheit, Milde und Entschlossenheit<lb/> bewundert und geehrt. Er rettete Manchen, der zwi-<lb/> schen den Felsen der Fluth Schiffbruch gelitten, und<lb/> wagte sogar über den gefahrvollen Strudel der Bank<lb/> hinzu steuern. Weithin verbreitete sich der Ruf von<lb/> seinen geistigen und leiblichen Wohlthaten, und manche<lb/> derselben bestaunte das noch in der Kindheit menschlicher<lb/> Kultur lebende Volk als ein Wunder. Der fromme<lb/> Mann starb im Jahre 611 in hohem Alter und wurde<lb/> unter die Heiligen versetzt. Ueber seinem Grabe auf<lb/> dem Felsenberge errichtete man ein Bethaus, wohin Jahr-<lb/> hunderte hindurch große Wallfahrten geschahen. Von<lb/> den reichlich gespendeten Opfern ward nun ein Kloster<lb/> gegründet. Dieses vergrößerte sich allmälig mehr und</p><lb/> <cb type="end"/> </div> </body> </text> </TEI> [0004]
23 Conversations=Blatt. 24
[Abbildung Katz und das Städtchen St. Goarshausen. ]
bau beschäftigt. Beide Städtchen waren noch in neue-
rer Zeit durch zwei wohlbefestigte Schlösser, und zwar
ersteres durch Rheinfels, letzteres durch Neukatzenellenbo-
gen, oder die sogenannte Katz gedeckt, welche sich noch
auf hohen Felsen malerisch erheben, obschon ihre Festungs-
werke geschleift sind. Wie beide Städte ihre Namen,
so hat das Schloß Rheinfels seinen Ursprung dem hei-
ligen Goar zu danken.
Dieser Mann kam als frommer Einsiedler und
Lehrer des christlichen Glaubens im Jahre 575 in die
Gegend, wo, eine Strecke unter dem Lurleifelsen, der
Rhein wilder und tobender, als an irgend einem an-
dern Orte über eine Reihe von Klippen dahin rauscht,
und jenen Strudel bildet, der unter dem Namen der
Bank den Seglern bei einem Sturme so gefährlich
wird. Es herrschte lange der Glaube unter dem Vol-
ke: daß dieser Wirbel mit dem Binger Loche Gemein-
schaft habe und schon Trümmer von dort gescheiterten
Fahrzeugen hier wieder zum Vorschein gekommen wä-
ren. Damals war die romantische Wildniß noch nicht
mit dem frischen Grün der Weinberge, mit lachenden
Obstgärten und anmuthigen Auen vereint. Sie erhob
sich nur öde und schauerlich, und am Ufer, wo später-
hin stattliche Burgen und freundliche Häuser prangten,
sah der auf den Wellen des Stromes dahin fahrende
Schiffer blos einige von armen Fischern bewohnte Hüt-
ten. Diese Leute lebten genügsam von ihrem Tage-
werk, und während die Männer in ihren Kähnen mit
dem schäumenden Flusse ringend, auf den Salmenfang
auszogen, bereiteten ihre Frauen zu Hause die Kost,
oder strickten mit den Kindern die Netze. Hier in den
rauhen Bergschluchten befand sich unter einem moosigen
Felsen die einsame Zelle, wo der fromme Goar seinen
Wohnsitz aufschlug. Hier predigte er, wie ein zweiter
Johannes in der Wüste, dem schlichten Völkchen die
reine Glaubenslehre des Evangeliums, und war zugleich
wegen seiner Gastfreiheit, Milde und Entschlossenheit
bewundert und geehrt. Er rettete Manchen, der zwi-
schen den Felsen der Fluth Schiffbruch gelitten, und
wagte sogar über den gefahrvollen Strudel der Bank
hinzu steuern. Weithin verbreitete sich der Ruf von
seinen geistigen und leiblichen Wohlthaten, und manche
derselben bestaunte das noch in der Kindheit menschlicher
Kultur lebende Volk als ein Wunder. Der fromme
Mann starb im Jahre 611 in hohem Alter und wurde
unter die Heiligen versetzt. Ueber seinem Grabe auf
dem Felsenberge errichtete man ein Bethaus, wohin Jahr-
hunderte hindurch große Wallfahrten geschahen. Von
den reichlich gespendeten Opfern ward nun ein Kloster
gegründet. Dieses vergrößerte sich allmälig mehr und
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