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Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 2. Burg/Berlin, 1838.

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[Abbildung] St. Goar. [Beginn Spaltensatz]

mehr; auch siedelten sich am Fuße des Berges immer
mehr und mehr Einwohner an und die Grafen von
Arnstein, die Schirmvögte des Klosters, umzogen den
unten entstandenen Ort mit Mauern und erwirkten ihm,
nachdem eine Kirche erbaut worden war, ein besonderes
Stadtrecht. Dies ist der Ursprung des freundlichen
Städtchens, welches nach dem frommen Einsiedler St.
Goar genannt wurde.

Die Schätze der auf dem Berge befindlichen Stif-
tung lockten im Jahr 1136 eine Räuberbande in diese
buschreiche Gegend, welche bei Nacht das Kloster über-
fiel, erstürmte und nach Wegnehmung aller Kostbarkei-
ten, Reliquien und dergl. es in Brand steckte. Nur
die Kirche ward wieder hergestellt, die andern Gebäude
lagen über hundert Jahre in Ruinen.

Jm 13ten Jahrhundert starb das Geschlecht der
Grafen von Arnstein aus und die Reichsvogtei über
St. Goar und die umliegende Gegend fiel dem Grafen
von Katzenellenbogen anheim, deren Stammschloß auf
der rechten Seite des Rheinstroms am Dörschbache lag.
Der Graf Diether I. aus diesem Geschlechte war ein
treuer Anhänger des großen Hohenstaufen Friedrich II.
und wurde von diesem sehr begünstigt. Er war es,
der auf der steilen Höhe, wo einst das Kloster stand,
aus den kolossalen Trümmern desselben im Jahre 1245
[Spaltenumbruch] eine feste und ansehnliche Burg erbaute, die den Na-
men Rheinfels erhielt. Hier nahmen nun die Gra-
fen von Katzenellenbogen fortan ihren Sitz, und durch
sie gewann die Stadt St. Goar an Größe, Verschö-
nerung und Wohlstand. Jm vierzehnten Jahrhundert
erbaute Graf Johann III. auf dem gegenüber liegenden
Berge über St. Goarshaufen das Schloß Neukatzen-
ellenbogen,
das gewöhnlich die Katz genannt wur-
de und noch jetzt so heißt. Der Zweck des Grafen
hierbei war, sowohl den Glanz seines Geschlechts am
Rheine zu erhöhen, als seine Nachbaren, die Erzbischöfe
von Trier im Zaume zu halten. Kuno, der damalige
Erzbischof, ließ das in der Nähe liegende Schloß Thurm-
berg befestigen; aber die Grafen, stolz auf ihre zwei
die beiden Ufer des Rheins beherrschenden Burgen, und
ritterlich trotzend mit ihrer Macht, sprachen ihm Hohn,
und nannten im Spott das Schloß Thurmberg nur
die Maus, welche sie bald mit ihrer Katze fangen wür-
den. Allein Kuno, ein kriegerischer Kirchenfürst, hatte
sich so viel Ansehen und Gewicht in diesen Gegenden
erworben, daß den Grafen ihr Vorhaben nicht gelingen
konnte.

Der letzte männliche Stamm der Grafen von Ka-
tzenellenbogen war der edle Philipp, Sohn Johanns
III., des Erbauers von Katz, ein Muster von Klugheit,
[Ende Spaltensatz]

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[Abbildung] St. Goar. [Beginn Spaltensatz]

mehr; auch siedelten sich am Fuße des Berges immer
mehr und mehr Einwohner an und die Grafen von
Arnstein, die Schirmvögte des Klosters, umzogen den
unten entstandenen Ort mit Mauern und erwirkten ihm,
nachdem eine Kirche erbaut worden war, ein besonderes
Stadtrecht. Dies ist der Ursprung des freundlichen
Städtchens, welches nach dem frommen Einsiedler St.
Goar genannt wurde.

Die Schätze der auf dem Berge befindlichen Stif-
tung lockten im Jahr 1136 eine Räuberbande in diese
buschreiche Gegend, welche bei Nacht das Kloster über-
fiel, erstürmte und nach Wegnehmung aller Kostbarkei-
ten, Reliquien und dergl. es in Brand steckte. Nur
die Kirche ward wieder hergestellt, die andern Gebäude
lagen über hundert Jahre in Ruinen.

Jm 13ten Jahrhundert starb das Geschlecht der
Grafen von Arnstein aus und die Reichsvogtei über
St. Goar und die umliegende Gegend fiel dem Grafen
von Katzenellenbogen anheim, deren Stammschloß auf
der rechten Seite des Rheinstroms am Dörschbache lag.
Der Graf Diether I. aus diesem Geschlechte war ein
treuer Anhänger des großen Hohenstaufen Friedrich II.
und wurde von diesem sehr begünstigt. Er war es,
der auf der steilen Höhe, wo einst das Kloster stand,
aus den kolossalen Trümmern desselben im Jahre 1245
[Spaltenumbruch] eine feste und ansehnliche Burg erbaute, die den Na-
men Rheinfels erhielt. Hier nahmen nun die Gra-
fen von Katzenellenbogen fortan ihren Sitz, und durch
sie gewann die Stadt St. Goar an Größe, Verschö-
nerung und Wohlstand. Jm vierzehnten Jahrhundert
erbaute Graf Johann III. auf dem gegenüber liegenden
Berge über St. Goarshaufen das Schloß Neukatzen-
ellenbogen,
das gewöhnlich die Katz genannt wur-
de und noch jetzt so heißt. Der Zweck des Grafen
hierbei war, sowohl den Glanz seines Geschlechts am
Rheine zu erhöhen, als seine Nachbaren, die Erzbischöfe
von Trier im Zaume zu halten. Kuno, der damalige
Erzbischof, ließ das in der Nähe liegende Schloß Thurm-
berg befestigen; aber die Grafen, stolz auf ihre zwei
die beiden Ufer des Rheins beherrschenden Burgen, und
ritterlich trotzend mit ihrer Macht, sprachen ihm Hohn,
und nannten im Spott das Schloß Thurmberg nur
die Maus, welche sie bald mit ihrer Katze fangen wür-
den. Allein Kuno, ein kriegerischer Kirchenfürst, hatte
sich so viel Ansehen und Gewicht in diesen Gegenden
erworben, daß den Grafen ihr Vorhaben nicht gelingen
konnte.

Der letzte männliche Stamm der Grafen von Ka-
tzenellenbogen war der edle Philipp, Sohn Johanns
III., des Erbauers von Katz, ein Muster von Klugheit,
[Ende Spaltensatz]

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[0005] 25 Conversations=Blatt. 26 [Abbildung St. Goar. ] mehr; auch siedelten sich am Fuße des Berges immer mehr und mehr Einwohner an und die Grafen von Arnstein, die Schirmvögte des Klosters, umzogen den unten entstandenen Ort mit Mauern und erwirkten ihm, nachdem eine Kirche erbaut worden war, ein besonderes Stadtrecht. Dies ist der Ursprung des freundlichen Städtchens, welches nach dem frommen Einsiedler St. Goar genannt wurde. Die Schätze der auf dem Berge befindlichen Stif- tung lockten im Jahr 1136 eine Räuberbande in diese buschreiche Gegend, welche bei Nacht das Kloster über- fiel, erstürmte und nach Wegnehmung aller Kostbarkei- ten, Reliquien und dergl. es in Brand steckte. Nur die Kirche ward wieder hergestellt, die andern Gebäude lagen über hundert Jahre in Ruinen. Jm 13ten Jahrhundert starb das Geschlecht der Grafen von Arnstein aus und die Reichsvogtei über St. Goar und die umliegende Gegend fiel dem Grafen von Katzenellenbogen anheim, deren Stammschloß auf der rechten Seite des Rheinstroms am Dörschbache lag. Der Graf Diether I. aus diesem Geschlechte war ein treuer Anhänger des großen Hohenstaufen Friedrich II. und wurde von diesem sehr begünstigt. Er war es, der auf der steilen Höhe, wo einst das Kloster stand, aus den kolossalen Trümmern desselben im Jahre 1245 eine feste und ansehnliche Burg erbaute, die den Na- men Rheinfels erhielt. Hier nahmen nun die Gra- fen von Katzenellenbogen fortan ihren Sitz, und durch sie gewann die Stadt St. Goar an Größe, Verschö- nerung und Wohlstand. Jm vierzehnten Jahrhundert erbaute Graf Johann III. auf dem gegenüber liegenden Berge über St. Goarshaufen das Schloß Neukatzen- ellenbogen, das gewöhnlich die Katz genannt wur- de und noch jetzt so heißt. Der Zweck des Grafen hierbei war, sowohl den Glanz seines Geschlechts am Rheine zu erhöhen, als seine Nachbaren, die Erzbischöfe von Trier im Zaume zu halten. Kuno, der damalige Erzbischof, ließ das in der Nähe liegende Schloß Thurm- berg befestigen; aber die Grafen, stolz auf ihre zwei die beiden Ufer des Rheins beherrschenden Burgen, und ritterlich trotzend mit ihrer Macht, sprachen ihm Hohn, und nannten im Spott das Schloß Thurmberg nur die Maus, welche sie bald mit ihrer Katze fangen wür- den. Allein Kuno, ein kriegerischer Kirchenfürst, hatte sich so viel Ansehen und Gewicht in diesen Gegenden erworben, daß den Grafen ihr Vorhaben nicht gelingen konnte. Der letzte männliche Stamm der Grafen von Ka- tzenellenbogen war der edle Philipp, Sohn Johanns III., des Erbauers von Katz, ein Muster von Klugheit,

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Zitationshilfe: Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 2. Burg/Berlin, 1838, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationsblatt02_1838/5>, abgerufen am 21.11.2024.