Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 4. Burg/Berlin, 1836.55 Conversations=Blatt. 56 [Beginn Spaltensatz]
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Wollte übrigens Jemand Zweifel an der großen Herr! Sie sind ein Spitzbube. Eine heitere Erzählung "Erlauben Sie, Herr Amtmann!" entgegnete Gretchen war unterdessen hinausgegangen und der Der Förster säumte auch nicht lange, von dieser 55 Conversations=Blatt. 56 [Beginn Spaltensatz]
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Wollte übrigens Jemand Zweifel an der großen Herr! Sie sind ein Spitzbube. Eine heitere Erzählung „Erlauben Sie, Herr Amtmann!“ entgegnete Gretchen war unterdessen hinausgegangen und der Der Förster säumte auch nicht lange, von dieser <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <pb facs="#f0004"/> <fw type="header" place="top">55 <hi rendition="#c">Conversations=Blatt.</hi> <hi rendition="#right">56</hi></fw> <cb type="start" n="55"/> <figure/><lb/> <p>Wollte übrigens Jemand Zweifel an der großen<lb/> Fruchtbarkeit von 20 Kindern in 4 Wochenbetten, wie<lb/> an den 30 Kindern der <hi rendition="#g">Entychidis</hi> hegen, so be-<lb/> denke er, daß sich nicht allein das Alterthum solcher<lb/> Wunder zu rühmen hat, sondern auch aus neuerer<lb/> Zeit ähnliche Beispiele angeführt werden. 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55 Conversations=Blatt. 56
[Abbildung]
Wollte übrigens Jemand Zweifel an der großen
Fruchtbarkeit von 20 Kindern in 4 Wochenbetten, wie
an den 30 Kindern der Entychidis hegen, so be-
denke er, daß sich nicht allein das Alterthum solcher
Wunder zu rühmen hat, sondern auch aus neuerer
Zeit ähnliche Beispiele angeführt werden. So hatte
eine Gräfin zu Bologna aus einer Ehe 28 Kinder.
Der böhmische Edelmann Heinrich von Waldstein
stieß mit 24 wohlgerüsteten Söhnen zum Heere seines
Königs, und ein Graf Babo von Abensberg
erschien mit einer Schaar von 32 Söhnen vor dem
Kaiser, um seine Lehen zu empfangen. Ein Freiherr
Hans Ungnad, der zu Tübingen begraben liegt,
zeugte mit zwei Weibern, einer Gräfin von Thurn
und einer Gräfin von Barby, 22 Söhne und 4 Töch-
ter, und zwar mit seiner ersten Gemahlin allein 24
Kinder. Ein Bürger im Städchen Binniken in
Schwaben zeugte mit Einer Frau, die im Jahre
1503 daselbst starb, 53 Kinder. Zu Agrigent in Si-
cilien hatte ein Weib, Johanna Pancica, ihrem
Manne, Bernardo Belluardo, in 30 Wochen-
betten 73 Kinder geboren. Zu Messina gebar ein
Weib von 24 Jahren 9 Kinder auf einmal, und starb
in der Geburt. Jn Siebenbürgen bekam unweit
Wardein ein Weib 8 Kinder auf einmal. Die Ge-
mahlin des Grafen Gebhard zu Querfurt, gebar
9 Klnder auf einmal. Eine Gräfin, Jrmtraut
von Altdorf, gebar 12 Kinder auf einmal. Eine
schlesische Edelfrau soll 1570 sogar 36 Kinder auf
einmal geboren haben, welches aber wohl ein wenig
unglaublich ist. Ein Weib in Deutschland hatte auf
zwölfmal 60 Kinder geboren. Eine Frau von Gem-
mingen gebahr ihrem Gemahl 58 Kinder, einmal
darunter 6 und einmal 7. Den 20. Dezember 1802
starb zu Chatbury in England der Tischler Wig-
nall, der mit seiner Frau 34 Kinder gezeugt hatte.
Von dem gefürchteten Tyrannen Muley Jsmael zu
Marokko, der, 81 Jahr alt, 1727 starb, erzählt
man, er habe 8000 Weiber gehabt, und mit ihnen
900 _____Sohne und 300 Töchter gezeugt.
Herr! Sie sind ein Spitzbube.
Eine heitere Erzählung
von
Heinrich Smidt.
(Fortsetzung.)
„Erlauben Sie, Herr Amtmann!“ entgegnete
der Förster leicht aufgeregt. Aber ein Blick aus Gret-
chens Augen besänftigte ihn wieder und er fuhr ruhig
fort: „Wie gesagt, Jhr Unglück geht mir sehr nahe,
ich werde es mir nie verzeihen, daß ich kein wach-
sameres Auge hatte, ertheile Jhnen jedoch das Ver-
sprechen, Jhre Behausung nie mehr außer Acht zu
lassen und jedes bedrohliche Ereigniß von Jhnen abzu-
halten; jetzt aber lassen Sie uns von dem unangeneh-
men Handel nicht mehr sprechen, sondern erlauben
Sie mir vielmehr, daß ich die eigentliche Ursache mei-
nes Besuches erwähnen darf.“
Gretchen war unterdessen hinausgegangen und der
Amtmann sah den Förster groß an, er konnte nicht
begreifen, was dieser unbedeutende Mensch ihm noch
besonders vorzutragen habe. Dennoch ließ er sich in
seinen Sessel nieder, schlug die Beine übereinander,
und winkte jenem mit gravitätischer Armbewegung die
Erlaubniß zu, das Wort zu nehmen. –
Der Förster säumte auch nicht lange, von dieser
Erlaubniß Gebrauch zu machen, er erzählte in aller
Kürze, wie seine Försterei schön gelegen und ganz ar-
tig eingerichtet sei, wie er ein anständiges Auskommen
habe, bei seinen Vorgesetzten gut angeschrieben sei,
auch bald Oberförster zu werden hoffe, schließlich aber
so bald als möglich einer guten, wackern Hausfrau
bedürfe und deshalb um die Tochter des Herrn Amt-
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