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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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eines Eierstocks. Die ausgelassene Flüssigkeit ist meistens ganz dem Blutwasser ähnlich, die Masse ist oft ungeheuer, 15-20 Maß. Derlei Wasseransammlungen wiederholen sich häufig sehr oft, so daß man die nämliche Person schon 20 und mehrmal angezapft hat.


Baude, heißt im Riesengebirge ein einzelnes, von Hirten bewohntes Haus.


Baudens (Bodang), Jean Bapt. Louis, geb. 1804, Professor und erster Chirurg am Militärhospital Val de Grace in Paris, war 9 Jahre in dem Instructionshospital in Algier thätig, gilt als einer der besten Chirurgen. Die bedeutendsten Werke: Klinik der Schußwunden (1841); über Schielen und Stottern (1841); geschichtliche Relation über den Feldzug gegen Tagdempt; neue Behandlung der Brüche.


Baudin (Bodäng), Charles, geb. 1795, verlor als Seekadet 1808 einen Arm, wurde 1812 Schiffslieutenant, 1814 Kapitän, 1815 ging er zur Handelsmarine über, trat 1830 wieder in Dienst, schoß als Contreadmiral 1838 Juan d'Ulloa zusammen, wurde 1839 Viceadmiral, lehnte den Oberbefehl über die gegen Buenos Ayres operirende Flotte wegen der bindenden Instructionen nieder, kommandirte 1848 die Mittelmeerflotte in den neapolitan. Gewässern, scheint aber jetzt beseitigt zu sein.


Baudissin, altadeliges aus der Lausitz stammendes Geschlecht in Holstein; ein Zweig desselben besitzt die in Niederösterreich ererbte Grafschaft Zintzendorf-Pottendorf unter dem gräflichen Titel B.-Zintzendorf.


Baudissin, Wolf. Heinrich Friedrich Karl, Graf von, geb. 1789 zu Ranzau, dän. Legationssecretär, hielt sich, nach mehrjährigen Reisen durch Frankreich, Italien und Griechenland seit 1827 meistens in Dresden auf, wo er mit Tiek die von Schlegel begonnene Uebersetzung Shakespeare's vollendete. Ferner übersetzte er mehrere ältere engl. Dramen, die er unter dem Titel "Ben Johnson und seine Schule" Leipzig 1836 herausgab. Später versuchte er sich mit Uebertragungen aus der mittelhochdeutschen Literatur.


Baudissin, Otto Friedrich Magnus, Graf von, Bruder des Vorigen, schlesw.-holst. General, geb. 1792 zu Ranzau, war dän. Major, trat aber 1848 der Sache Schleswig-Holsteins bei, die er thätig förderte, und zeichnete sich besonders bei Bau, Kolding u. Idstädt aus; seit 1851 Emigrant.


Baudouin, s. Balduin.


Baudrier (frz. Bohdrieh), Wehrgehenk.


Bauer, der den Landbau als sein eigentliches Geschäft betreibt, sodann der Eigenthümer von Grund und Boden; der Bauernstand selbst hat verschiedene Abstufungen, die landschaftlich benannt sind. Durch die Staatsveränderungen seit 1789 hat der Bauernstand namentlich in Deutschland materiell am meisten gewonnen, zum Theil auf Kosten der anderen Stände. Der eigentliche Bauer oder der Grundbesitzer ist durch sein Interesse gezwungen Conservativer zu sein und der Bauernstand ist ein Hauptpfeiler des monarchischen Staates; durch die Güterzerstückelung, wie sie in einigen Staaten gesetzlich erlaubt ist, so daß christliche und jüdische Güterhändler die schönsten Hofgüter zertrümmern und aus einem Hofe Weiler und Dörfer fabriziren, die aber aus Hütten bestehen (solche Bauern heißen allemanisch Kleinhäusler), oder indem das Gesetz den natürlichen Erben die unbegränzte Theilung gestattet, wird der Bauernstand vernichtet u. in das ländliche Proletariat verwandelt, das kümmerlicher leben muß als das städtische und roher ist als dieses. Nebenher arbeitet die falsche Aufklärung durch Schule und Journalistik an der Zersetzung des Bauerncharakters und die Schreiberei an seiner Entmündigung; beide haben schon vieles geleistet, so daß man in vielen Gegenden wenig ächte Bauern mehr findet, trotzdem daß sich die Bauernnatur gegen die aufklärende Dressur so wie gegen die Herrschaft der Schreibfedern hartnäckig gesträubt hat. Die lange Friedenszeit sekundirte die Bemühungen der Finanzmänner, denen es besser dünkt, daß eine Familie ihr Stück Feld selbst bearbeitet und selbst düngt, nicht Pferd und Rind, weil dann 50-100 von dem Ertrag eines Areals kümmerlich leben, von dem

eines Eierstocks. Die ausgelassene Flüssigkeit ist meistens ganz dem Blutwasser ähnlich, die Masse ist oft ungeheuer, 15–20 Maß. Derlei Wasseransammlungen wiederholen sich häufig sehr oft, so daß man die nämliche Person schon 20 und mehrmal angezapft hat.


Baude, heißt im Riesengebirge ein einzelnes, von Hirten bewohntes Haus.


Baudens (Bodang), Jean Bapt. Louis, geb. 1804, Professor und erster Chirurg am Militärhospital Val de Grace in Paris, war 9 Jahre in dem Instructionshospital in Algier thätig, gilt als einer der besten Chirurgen. Die bedeutendsten Werke: Klinik der Schußwunden (1841); über Schielen und Stottern (1841); geschichtliche Relation über den Feldzug gegen Tagdempt; neue Behandlung der Brüche.


Baudin (Bodäng), Charles, geb. 1795, verlor als Seekadet 1808 einen Arm, wurde 1812 Schiffslieutenant, 1814 Kapitän, 1815 ging er zur Handelsmarine über, trat 1830 wieder in Dienst, schoß als Contreadmiral 1838 Juan dʼUlloa zusammen, wurde 1839 Viceadmiral, lehnte den Oberbefehl über die gegen Buenos Ayres operirende Flotte wegen der bindenden Instructionen nieder, kommandirte 1848 die Mittelmeerflotte in den neapolitan. Gewässern, scheint aber jetzt beseitigt zu sein.


Baudissin, altadeliges aus der Lausitz stammendes Geschlecht in Holstein; ein Zweig desselben besitzt die in Niederösterreich ererbte Grafschaft Zintzendorf-Pottendorf unter dem gräflichen Titel B.-Zintzendorf.


Baudissin, Wolf. Heinrich Friedrich Karl, Graf von, geb. 1789 zu Ranzau, dän. Legationssecretär, hielt sich, nach mehrjährigen Reisen durch Frankreich, Italien und Griechenland seit 1827 meistens in Dresden auf, wo er mit Tiek die von Schlegel begonnene Uebersetzung Shakespeareʼs vollendete. Ferner übersetzte er mehrere ältere engl. Dramen, die er unter dem Titel „Ben Johnson und seine Schule“ Leipzig 1836 herausgab. Später versuchte er sich mit Uebertragungen aus der mittelhochdeutschen Literatur.


Baudissin, Otto Friedrich Magnus, Graf von, Bruder des Vorigen, schlesw.-holst. General, geb. 1792 zu Ranzau, war dän. Major, trat aber 1848 der Sache Schleswig-Holsteins bei, die er thätig förderte, und zeichnete sich besonders bei Bau, Kolding u. Idstädt aus; seit 1851 Emigrant.


Baudouin, s. Balduin.


Baudrier (frz. Bohdrieh), Wehrgehenk.


Bauer, der den Landbau als sein eigentliches Geschäft betreibt, sodann der Eigenthümer von Grund und Boden; der Bauernstand selbst hat verschiedene Abstufungen, die landschaftlich benannt sind. Durch die Staatsveränderungen seit 1789 hat der Bauernstand namentlich in Deutschland materiell am meisten gewonnen, zum Theil auf Kosten der anderen Stände. Der eigentliche Bauer oder der Grundbesitzer ist durch sein Interesse gezwungen Conservativer zu sein und der Bauernstand ist ein Hauptpfeiler des monarchischen Staates; durch die Güterzerstückelung, wie sie in einigen Staaten gesetzlich erlaubt ist, so daß christliche und jüdische Güterhändler die schönsten Hofgüter zertrümmern und aus einem Hofe Weiler und Dörfer fabriziren, die aber aus Hütten bestehen (solche Bauern heißen allemanisch Kleinhäusler), oder indem das Gesetz den natürlichen Erben die unbegränzte Theilung gestattet, wird der Bauernstand vernichtet u. in das ländliche Proletariat verwandelt, das kümmerlicher leben muß als das städtische und roher ist als dieses. Nebenher arbeitet die falsche Aufklärung durch Schule und Journalistik an der Zersetzung des Bauerncharakters und die Schreiberei an seiner Entmündigung; beide haben schon vieles geleistet, so daß man in vielen Gegenden wenig ächte Bauern mehr findet, trotzdem daß sich die Bauernnatur gegen die aufklärende Dressur so wie gegen die Herrschaft der Schreibfedern hartnäckig gesträubt hat. Die lange Friedenszeit sekundirte die Bemühungen der Finanzmänner, denen es besser dünkt, daß eine Familie ihr Stück Feld selbst bearbeitet und selbst düngt, nicht Pferd und Rind, weil dann 50–100 von dem Ertrag eines Areals kümmerlich leben, von dem

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[430/0431] eines Eierstocks. Die ausgelassene Flüssigkeit ist meistens ganz dem Blutwasser ähnlich, die Masse ist oft ungeheuer, 15–20 Maß. Derlei Wasseransammlungen wiederholen sich häufig sehr oft, so daß man die nämliche Person schon 20 und mehrmal angezapft hat. Baude, heißt im Riesengebirge ein einzelnes, von Hirten bewohntes Haus. Baudens (Bodang), Jean Bapt. Louis, geb. 1804, Professor und erster Chirurg am Militärhospital Val de Grace in Paris, war 9 Jahre in dem Instructionshospital in Algier thätig, gilt als einer der besten Chirurgen. Die bedeutendsten Werke: Klinik der Schußwunden (1841); über Schielen und Stottern (1841); geschichtliche Relation über den Feldzug gegen Tagdempt; neue Behandlung der Brüche. Baudin (Bodäng), Charles, geb. 1795, verlor als Seekadet 1808 einen Arm, wurde 1812 Schiffslieutenant, 1814 Kapitän, 1815 ging er zur Handelsmarine über, trat 1830 wieder in Dienst, schoß als Contreadmiral 1838 Juan dʼUlloa zusammen, wurde 1839 Viceadmiral, lehnte den Oberbefehl über die gegen Buenos Ayres operirende Flotte wegen der bindenden Instructionen nieder, kommandirte 1848 die Mittelmeerflotte in den neapolitan. Gewässern, scheint aber jetzt beseitigt zu sein. Baudissin, altadeliges aus der Lausitz stammendes Geschlecht in Holstein; ein Zweig desselben besitzt die in Niederösterreich ererbte Grafschaft Zintzendorf-Pottendorf unter dem gräflichen Titel B.-Zintzendorf. Baudissin, Wolf. Heinrich Friedrich Karl, Graf von, geb. 1789 zu Ranzau, dän. Legationssecretär, hielt sich, nach mehrjährigen Reisen durch Frankreich, Italien und Griechenland seit 1827 meistens in Dresden auf, wo er mit Tiek die von Schlegel begonnene Uebersetzung Shakespeareʼs vollendete. Ferner übersetzte er mehrere ältere engl. Dramen, die er unter dem Titel „Ben Johnson und seine Schule“ Leipzig 1836 herausgab. Später versuchte er sich mit Uebertragungen aus der mittelhochdeutschen Literatur. Baudissin, Otto Friedrich Magnus, Graf von, Bruder des Vorigen, schlesw.-holst. General, geb. 1792 zu Ranzau, war dän. Major, trat aber 1848 der Sache Schleswig-Holsteins bei, die er thätig förderte, und zeichnete sich besonders bei Bau, Kolding u. Idstädt aus; seit 1851 Emigrant. Baudouin, s. Balduin. Baudrier (frz. Bohdrieh), Wehrgehenk. Bauer, der den Landbau als sein eigentliches Geschäft betreibt, sodann der Eigenthümer von Grund und Boden; der Bauernstand selbst hat verschiedene Abstufungen, die landschaftlich benannt sind. Durch die Staatsveränderungen seit 1789 hat der Bauernstand namentlich in Deutschland materiell am meisten gewonnen, zum Theil auf Kosten der anderen Stände. Der eigentliche Bauer oder der Grundbesitzer ist durch sein Interesse gezwungen Conservativer zu sein und der Bauernstand ist ein Hauptpfeiler des monarchischen Staates; durch die Güterzerstückelung, wie sie in einigen Staaten gesetzlich erlaubt ist, so daß christliche und jüdische Güterhändler die schönsten Hofgüter zertrümmern und aus einem Hofe Weiler und Dörfer fabriziren, die aber aus Hütten bestehen (solche Bauern heißen allemanisch Kleinhäusler), oder indem das Gesetz den natürlichen Erben die unbegränzte Theilung gestattet, wird der Bauernstand vernichtet u. in das ländliche Proletariat verwandelt, das kümmerlicher leben muß als das städtische und roher ist als dieses. Nebenher arbeitet die falsche Aufklärung durch Schule und Journalistik an der Zersetzung des Bauerncharakters und die Schreiberei an seiner Entmündigung; beide haben schon vieles geleistet, so daß man in vielen Gegenden wenig ächte Bauern mehr findet, trotzdem daß sich die Bauernnatur gegen die aufklärende Dressur so wie gegen die Herrschaft der Schreibfedern hartnäckig gesträubt hat. Die lange Friedenszeit sekundirte die Bemühungen der Finanzmänner, denen es besser dünkt, daß eine Familie ihr Stück Feld selbst bearbeitet und selbst düngt, nicht Pferd und Rind, weil dann 50–100 von dem Ertrag eines Areals kümmerlich leben, von dem

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/431>, abgerufen am 17.06.2024.