Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.Bilderreime nennt man Gedichte, deren einzelne Zeilen in Beziehung auf Länge so abgemessen sind, daß sie, geschrieben oder gedruckt, irgend ein Bild darstellen, z. B. ein Kreuz. Ein anderes ist das Bildergedicht, in welchem Gegenstandswörter durch die Bilder der Gegenstände, die sie bezeichnen, ersetzt werden. Bildgießerei, Erzgießerei, Rothgießerei, ist die Kunst, Bildwerke aus geschmolzenem Metall zu gießen. Es gehört dazu ein aus weicher Masse verfertigtes Modell, über welchem sodann eine feste Form genommen wird, die als Gießform dient. Die Bereitung des Modells ist Sache des Bildhauers und somit die eigentliche Kunst des Ganzen. hat aber dabei den Vortheil, daß sie es mit einem weichen, leicht bildsamen Stoffe zu thun hat, der eine freiere Behandlung erlaubt, als Stein oder Holz. Das geeignetste und meist angewandte Material zum Erzguß ist die Bronze, eine Mischung von Kupfer und einem kleineren Theile Zinn. Doch wird viel auch in Eisen, Zink, Blei gegossen. - Den Metallguß kannten schon die Hebräer, Phönizier, Aegypter. Die Kunst aber, Statuen aus Metall, besonders Bronze, zu gießen, sollen die Griechen Rhökos und Theodor aus Samos 700 v. Chr. erfunden haben. Eine höhere Ausbildung erlangte sie im Peloponnes. Von Griechenland kam sie nach Italien. wo sie aber bald mit dem allgemeinen Sinken der Kunst in Verfall gerieth und erst im 15. Jahrh. sich wieder erhob, hauptsächlich gepflegt durch Ghiberti, Michel Angelo Buonarotti und Benvenuto Cellini. In Deutschland war es besonders Peter Vischer in Nürnberg mit seinen Söhnen, der zahlreiche Bronzearbeiten lieferte, als das beste das Grabmal des hl. Sebaldus in Nürnberg (1519). Die meisten und großartigsten Gußarbeiten lieferte die neueste Zeit, und Meister dieser Kunst war von allen Stigelmeier in München. Von ihm und seinem Neffen und Nachfolger Müller wurde der Guß der colossalen Bavaria ausgeführt. Großen Ruf hat gleichfalls Burgschmitt in Nürnberg und besonders die Erzgießerei in Berlin. Bildhauerkunst, Sculptur, Plastik, im weiten Sinne, ist diejenige der bildenden Künste, welche Figuren, Bilder aus harten Stoffen, wie Stein, Holz, Metall etc. darstellt, und zwar entweder in runder, nach allen Seiten freier, sichtbarer Form, oder in halbrunder, aus einer Hinterfläche mehr oder weniger erhaben hervortretend (Relief). Nach Verschiedenheit des Materials u. der Bearbeitung zerfällt die B. in mehrere Zweige, in die Plastik. oder B. im engern Sinn, die aus Stein arbeitet; in die Bildschnitzerei (s. d. A.), die Bildgießerei (s. d. A.) und die Treiberei, welche die Bilder aus Metallblechen austreibt. Die ersten Anfänge der B. sind geschichtlich nicht nachweisbar. Die Anfänge der Bildhauerarbeit, rohe Versuche, finden wir in den Denkmälern auf den Inseln des großen Oceans und im mittlern Amerika, deren letztere (die mexikanischen Sculpturarbeiten) indeß schon einen weitern Fortschritt zeigen. Bei den Aegyptern tritt uns zuerst eine höhere Ausbildung und ein umfassender Gebrauch dieser Kunst entgegen. Aber wie bei ihren Baudenkmälern so herrscht auch in ihren Bildern das Gesetz strenger Abgemessenheit und Starrheit, in ihrer Großartigkeit zwar oft geeignet zu feierlichem, jedoch nicht ästhetischem Eindruck, ausdruckslos. ohne Leben und freie Bewegung. Mehr Ausbildung der Form zeigen die Kunstdenkmäler des westl. Asiens, wie sie uns die Ausgrabungen des alten Ninive darbieten u. die Reste persischer Kunst in den Ruinen von Persepolis, zwar durchgehends, besonders die ersteren, einem strengen Style folgend, doch schon größere Manigfaltigkeit in der Darstellung und Composition, und die Körper, besonders die Thiergestalten, oft von sehr richtiger u. schöner Zeichnung. Die Sculpturarbeiten der alten Inder, eines phantasiereichen Volkes, sind allegorische Darstellungen. aber unnatürlich und phantastisch. - Ihre höchste Stufe erreichte die B. bei den Griechen, deren poetisch durchbildete Religion mit ihrer Idealisirung der Menschengestalt der Ausbildung dieser Kunst besonders förderlich war, nicht weniger die gymnast. Spiele, welche die Schönheit Bilderreime nennt man Gedichte, deren einzelne Zeilen in Beziehung auf Länge so abgemessen sind, daß sie, geschrieben oder gedruckt, irgend ein Bild darstellen, z. B. ein Kreuz. Ein anderes ist das Bildergedicht, in welchem Gegenstandswörter durch die Bilder der Gegenstände, die sie bezeichnen, ersetzt werden. Bildgießerei, Erzgießerei, Rothgießerei, ist die Kunst, Bildwerke aus geschmolzenem Metall zu gießen. Es gehört dazu ein aus weicher Masse verfertigtes Modell, über welchem sodann eine feste Form genommen wird, die als Gießform dient. Die Bereitung des Modells ist Sache des Bildhauers und somit die eigentliche Kunst des Ganzen. hat aber dabei den Vortheil, daß sie es mit einem weichen, leicht bildsamen Stoffe zu thun hat, der eine freiere Behandlung erlaubt, als Stein oder Holz. Das geeignetste und meist angewandte Material zum Erzguß ist die Bronze, eine Mischung von Kupfer und einem kleineren Theile Zinn. Doch wird viel auch in Eisen, Zink, Blei gegossen. – Den Metallguß kannten schon die Hebräer, Phönizier, Aegypter. Die Kunst aber, Statuen aus Metall, besonders Bronze, zu gießen, sollen die Griechen Rhökos und Theodor aus Samos 700 v. Chr. erfunden haben. Eine höhere Ausbildung erlangte sie im Peloponnes. Von Griechenland kam sie nach Italien. wo sie aber bald mit dem allgemeinen Sinken der Kunst in Verfall gerieth und erst im 15. Jahrh. sich wieder erhob, hauptsächlich gepflegt durch Ghiberti, Michel Angelo Buonarotti und Benvenuto Cellini. In Deutschland war es besonders Peter Vischer in Nürnberg mit seinen Söhnen, der zahlreiche Bronzearbeiten lieferte, als das beste das Grabmal des hl. Sebaldus in Nürnberg (1519). Die meisten und großartigsten Gußarbeiten lieferte die neueste Zeit, und Meister dieser Kunst war von allen Stigelmeier in München. Von ihm und seinem Neffen und Nachfolger Müller wurde der Guß der colossalen Bavaria ausgeführt. Großen Ruf hat gleichfalls Burgschmitt in Nürnberg und besonders die Erzgießerei in Berlin. Bildhauerkunst, Sculptur, Plastik, im weiten Sinne, ist diejenige der bildenden Künste, welche Figuren, Bilder aus harten Stoffen, wie Stein, Holz, Metall etc. darstellt, und zwar entweder in runder, nach allen Seiten freier, sichtbarer Form, oder in halbrunder, aus einer Hinterfläche mehr oder weniger erhaben hervortretend (Relief). Nach Verschiedenheit des Materials u. der Bearbeitung zerfällt die B. in mehrere Zweige, in die Plastik. oder B. im engern Sinn, die aus Stein arbeitet; in die Bildschnitzerei (s. d. A.), die Bildgießerei (s. d. A.) und die Treiberei, welche die Bilder aus Metallblechen austreibt. Die ersten Anfänge der B. sind geschichtlich nicht nachweisbar. Die Anfänge der Bildhauerarbeit, rohe Versuche, finden wir in den Denkmälern auf den Inseln des großen Oceans und im mittlern Amerika, deren letztere (die mexikanischen Sculpturarbeiten) indeß schon einen weitern Fortschritt zeigen. Bei den Aegyptern tritt uns zuerst eine höhere Ausbildung und ein umfassender Gebrauch dieser Kunst entgegen. Aber wie bei ihren Baudenkmälern so herrscht auch in ihren Bildern das Gesetz strenger Abgemessenheit und Starrheit, in ihrer Großartigkeit zwar oft geeignet zu feierlichem, jedoch nicht ästhetischem Eindruck, ausdruckslos. ohne Leben und freie Bewegung. Mehr Ausbildung der Form zeigen die Kunstdenkmäler des westl. Asiens, wie sie uns die Ausgrabungen des alten Ninive darbieten u. die Reste persischer Kunst in den Ruinen von Persepolis, zwar durchgehends, besonders die ersteren, einem strengen Style folgend, doch schon größere Manigfaltigkeit in der Darstellung und Composition, und die Körper, besonders die Thiergestalten, oft von sehr richtiger u. schöner Zeichnung. Die Sculpturarbeiten der alten Inder, eines phantasiereichen Volkes, sind allegorische Darstellungen. aber unnatürlich und phantastisch. – Ihre höchste Stufe erreichte die B. bei den Griechen, deren poetisch durchbildete Religion mit ihrer Idealisirung der Menschengestalt der Ausbildung dieser Kunst besonders förderlich war, nicht weniger die gymnast. Spiele, welche die Schönheit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p> <pb facs="#f0540" n="539"/> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Bilderreime</hi> nennt man Gedichte, deren einzelne Zeilen in Beziehung auf Länge so abgemessen sind, daß sie, geschrieben oder gedruckt, irgend ein Bild darstellen, z. B. ein Kreuz. 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Die Kunst aber, Statuen aus Metall, besonders Bronze, zu gießen, sollen die Griechen Rhökos und Theodor aus Samos 700 v. Chr. erfunden haben. Eine höhere Ausbildung erlangte sie im Peloponnes. Von Griechenland kam sie nach Italien. wo sie aber bald mit dem allgemeinen Sinken der Kunst in Verfall gerieth und erst im 15. Jahrh. sich wieder erhob, hauptsächlich gepflegt durch Ghiberti, Michel Angelo Buonarotti und Benvenuto Cellini. In Deutschland war es besonders Peter Vischer in Nürnberg mit seinen Söhnen, der zahlreiche Bronzearbeiten lieferte, als das beste das Grabmal des hl. Sebaldus in Nürnberg (1519). Die meisten und großartigsten Gußarbeiten lieferte die neueste Zeit, und Meister dieser Kunst war von allen Stigelmeier in München. Von ihm und seinem Neffen und Nachfolger Müller wurde der Guß der colossalen Bavaria ausgeführt. 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Die Anfänge der Bildhauerarbeit, rohe Versuche, finden wir in den Denkmälern auf den Inseln des großen Oceans und im mittlern Amerika, deren letztere (die mexikanischen Sculpturarbeiten) indeß schon einen weitern Fortschritt zeigen. Bei den Aegyptern tritt uns zuerst eine höhere Ausbildung und ein umfassender Gebrauch dieser Kunst entgegen. Aber wie bei ihren Baudenkmälern so herrscht auch in ihren Bildern das Gesetz strenger Abgemessenheit und Starrheit, in ihrer Großartigkeit zwar oft geeignet zu feierlichem, jedoch nicht ästhetischem Eindruck, ausdruckslos. ohne Leben und freie Bewegung. Mehr Ausbildung der Form zeigen die Kunstdenkmäler des westl. Asiens, wie sie uns die Ausgrabungen des alten Ninive darbieten u. die Reste persischer Kunst in den Ruinen von Persepolis, zwar durchgehends, besonders die ersteren, einem strengen Style folgend, doch schon größere Manigfaltigkeit in der Darstellung und Composition, und die Körper, besonders die Thiergestalten, oft von sehr richtiger u. schöner Zeichnung. Die Sculpturarbeiten der alten Inder, eines phantasiereichen Volkes, sind allegorische Darstellungen. aber unnatürlich und phantastisch. – Ihre höchste Stufe erreichte die B. bei den Griechen, deren poetisch durchbildete Religion mit ihrer Idealisirung der Menschengestalt der Ausbildung dieser Kunst besonders förderlich war, nicht weniger die gymnast. Spiele, welche die Schönheit </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [539/0540]
Bilderreime nennt man Gedichte, deren einzelne Zeilen in Beziehung auf Länge so abgemessen sind, daß sie, geschrieben oder gedruckt, irgend ein Bild darstellen, z. B. ein Kreuz. Ein anderes ist das Bildergedicht, in welchem Gegenstandswörter durch die Bilder der Gegenstände, die sie bezeichnen, ersetzt werden.
Bildgießerei, Erzgießerei, Rothgießerei, ist die Kunst, Bildwerke aus geschmolzenem Metall zu gießen. Es gehört dazu ein aus weicher Masse verfertigtes Modell, über welchem sodann eine feste Form genommen wird, die als Gießform dient. Die Bereitung des Modells ist Sache des Bildhauers und somit die eigentliche Kunst des Ganzen. hat aber dabei den Vortheil, daß sie es mit einem weichen, leicht bildsamen Stoffe zu thun hat, der eine freiere Behandlung erlaubt, als Stein oder Holz. Das geeignetste und meist angewandte Material zum Erzguß ist die Bronze, eine Mischung von Kupfer und einem kleineren Theile Zinn. Doch wird viel auch in Eisen, Zink, Blei gegossen. – Den Metallguß kannten schon die Hebräer, Phönizier, Aegypter. Die Kunst aber, Statuen aus Metall, besonders Bronze, zu gießen, sollen die Griechen Rhökos und Theodor aus Samos 700 v. Chr. erfunden haben. Eine höhere Ausbildung erlangte sie im Peloponnes. Von Griechenland kam sie nach Italien. wo sie aber bald mit dem allgemeinen Sinken der Kunst in Verfall gerieth und erst im 15. Jahrh. sich wieder erhob, hauptsächlich gepflegt durch Ghiberti, Michel Angelo Buonarotti und Benvenuto Cellini. In Deutschland war es besonders Peter Vischer in Nürnberg mit seinen Söhnen, der zahlreiche Bronzearbeiten lieferte, als das beste das Grabmal des hl. Sebaldus in Nürnberg (1519). Die meisten und großartigsten Gußarbeiten lieferte die neueste Zeit, und Meister dieser Kunst war von allen Stigelmeier in München. Von ihm und seinem Neffen und Nachfolger Müller wurde der Guß der colossalen Bavaria ausgeführt. Großen Ruf hat gleichfalls Burgschmitt in Nürnberg und besonders die Erzgießerei in Berlin.
Bildhauerkunst, Sculptur, Plastik, im weiten Sinne, ist diejenige der bildenden Künste, welche Figuren, Bilder aus harten Stoffen, wie Stein, Holz, Metall etc. darstellt, und zwar entweder in runder, nach allen Seiten freier, sichtbarer Form, oder in halbrunder, aus einer Hinterfläche mehr oder weniger erhaben hervortretend (Relief). Nach Verschiedenheit des Materials u. der Bearbeitung zerfällt die B. in mehrere Zweige, in die Plastik. oder B. im engern Sinn, die aus Stein arbeitet; in die Bildschnitzerei (s. d. A.), die Bildgießerei (s. d. A.) und die Treiberei, welche die Bilder aus Metallblechen austreibt. Die ersten Anfänge der B. sind geschichtlich nicht nachweisbar. Die Anfänge der Bildhauerarbeit, rohe Versuche, finden wir in den Denkmälern auf den Inseln des großen Oceans und im mittlern Amerika, deren letztere (die mexikanischen Sculpturarbeiten) indeß schon einen weitern Fortschritt zeigen. Bei den Aegyptern tritt uns zuerst eine höhere Ausbildung und ein umfassender Gebrauch dieser Kunst entgegen. Aber wie bei ihren Baudenkmälern so herrscht auch in ihren Bildern das Gesetz strenger Abgemessenheit und Starrheit, in ihrer Großartigkeit zwar oft geeignet zu feierlichem, jedoch nicht ästhetischem Eindruck, ausdruckslos. ohne Leben und freie Bewegung. Mehr Ausbildung der Form zeigen die Kunstdenkmäler des westl. Asiens, wie sie uns die Ausgrabungen des alten Ninive darbieten u. die Reste persischer Kunst in den Ruinen von Persepolis, zwar durchgehends, besonders die ersteren, einem strengen Style folgend, doch schon größere Manigfaltigkeit in der Darstellung und Composition, und die Körper, besonders die Thiergestalten, oft von sehr richtiger u. schöner Zeichnung. Die Sculpturarbeiten der alten Inder, eines phantasiereichen Volkes, sind allegorische Darstellungen. aber unnatürlich und phantastisch. – Ihre höchste Stufe erreichte die B. bei den Griechen, deren poetisch durchbildete Religion mit ihrer Idealisirung der Menschengestalt der Ausbildung dieser Kunst besonders förderlich war, nicht weniger die gymnast. Spiele, welche die Schönheit
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