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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Mamertus, Bischof von Vienne eingeführt worden sein. Man nennt die B. auch Kreuzgänge, weil das Kreuz vorangetragen wird.


Bittschrift, schriftliches Gesuch an eine Behörde um die Gewährung eines Vortheils, auf den der Bittsteller keinen rechtlichen Anspruch machen kann; in vielen Staaten ist eine Form für dieselben vorgeschrieben, wenn sie an die höchsten Behörden gerichtet ist.


Bitumen. Unter B. begreift man die brennzlichen Erdharze u. Erd- oder Steinöle, so das Bitumen asphaltum seu judaicum, Sodomae, schwarzes Erdpech, Judenpech, Meerpech, Asphalt, welches vorzüglich an Ufern des Todtenmeeres, auf der Insel Trinidad, auch in England, Hannover, Sizilien und in der Schweiz etc. vorkommt und aus dem Erdöl. Petroleum, Steinöl, Bitumen fluidum abgesetzt wird. Das B. wird zu schwarzen Firnißen, auch als Brenn- und Leuchtmaterial und in neuerer Zeit auch zum Pflästern der Straßen benutzt. - Das rectificirte Steinöl wird als Arzneimittel zu Einreibungen und da es unter die sauerstofffreien ätherischen Oele gehört zur Aufbewahrung der Alkalimetalle verwendet.


Bitzius, Albert, Schriftsteller unter dem Namen Jeremias Gotthilf, geb. 1794 zu Murten, studirte in Bern und Göttingen Theologie und ist seit 1832 Pfarrer zu Lützelflühe im Emmenthale. An den Bewegungen seines Kantons nahm er lebhaften Antheil; 1830 wirkte er gegen die Patricier mit und in den folgenden Jahren ist er als ebenso entschiedener Gegner des neuschweizerischen Schulwesens, dieser Verquickung von deutscher Vielwisserei mit franz. Leichtfertigkeit und schweizer. Nutzmacherei, aufgetreten, wie des Klostersturms, der Jesuitenhatze, der Wohldienerei gegen fremde Revolutionäre, der potenzirten Radicalisirung des Kantons Bern, zum Theil in sehr bitterer Sprache. Viel bedeutender ist jedoch seine Wirksamkeit als Volksschriftsteller; sein "Bauernspiegel", "Uli der Knecht" und einzelne seiner "Bildern. Sagen aus der Schweiz" machen ihn zum ersten deutschen Volksschriftsteller, so oft sie sich auch auf speciell Schweizerisches beschränken; in ihnen offenbart sich ein scharfer praktischer Verstand, ein herrlicher Humor neben der tiefsten Gemüthlichkeit. Seine große Fruchtbarkeit hat jedoch auch Erzeugnisse zu Tage gefördert, die ungeschrieben dem Ruhme des Autors mehr genützt hätten.


Bivouac (frz. Bihwuak), aus dem altdeutschen Beiwacht. Lager der Truppen unter freiem Himmel, seit dem 7jährigen Kriege und noch mehr seit dem Revolutionskriege bei schnellen Bewegungen und besonders kurz vor der Schlacht gewöhnlich. Die früher gebräuchlichen, schwer zu transportirenden Zelte sind abgekommen; man ersetzt sie jedoch durch Hütten aus Stroh und Baumästen, weil das Lagern unter freiem Himmel der Gesundheit der Truppen sehr nachtheilig ist.


Biza, birmanische Silbermünze = 1 Thlr. 51/2 Sgr.


Bizarr, was dem Hergebrachten, der allgemeinen Gewohnheit zuwider ist, ohne jedoch originell zu sein; in der Kunst derjenige Styl, wo der Künstler von der Natur abweichend die Formen schafft oder zusammensetzt; er wird grotesk u. barock, wenn er über das Ebenmaß hinausschreitet u. entweder einen komischen oder widrigen Eindruck hervorbringt.


Bizochen, die Tertiarier der Fraticelli, eines schwärmerischen Zweiges der Franciskaner in Italien, so genannt von bizocho, Bettelsack. der ihr einziges Besitzthum sein sollte.


Bjelew, Stadt im russ. Gouvernem. Tula, an der Oka, 10000 E., Fabriken für Leder-, Eisen-, Kupfer- u. Töpferwaaren.


Bjorneborg, Hafenstadt im russ. Finnland, nordwestl. von Helsingfors, 5000 E., lebhafter Seehandel.


Björnstjerna, Magnus Friedr. Ferd., schwed. Staatsmann und Soldat, geb. 1779, schloß 1814 mit dem Prinzen Christian von Dänemark die Convention von Moß, welcher die Vereinigung Norwegens mit Schweden unter einer Krone folgte, wurde 1820 Generallieutenant, 1826 Graf, 1828-46 Gesandter in London; schrieb "Geschichte von britisch Indien", 1835 "über die mögliche Verbesserung

Mamertus, Bischof von Vienne eingeführt worden sein. Man nennt die B. auch Kreuzgänge, weil das Kreuz vorangetragen wird.


Bittschrift, schriftliches Gesuch an eine Behörde um die Gewährung eines Vortheils, auf den der Bittsteller keinen rechtlichen Anspruch machen kann; in vielen Staaten ist eine Form für dieselben vorgeschrieben, wenn sie an die höchsten Behörden gerichtet ist.


Bitumen. Unter B. begreift man die brennzlichen Erdharze u. Erd- oder Steinöle, so das Bitumen asphaltum seu judaicum, Sodomae, schwarzes Erdpech, Judenpech, Meerpech, Asphalt, welches vorzüglich an Ufern des Todtenmeeres, auf der Insel Trinidad, auch in England, Hannover, Sizilien und in der Schweiz etc. vorkommt und aus dem Erdöl. Petroleum, Steinöl, Bitumen fluidum abgesetzt wird. Das B. wird zu schwarzen Firnißen, auch als Brenn- und Leuchtmaterial und in neuerer Zeit auch zum Pflästern der Straßen benutzt. – Das rectificirte Steinöl wird als Arzneimittel zu Einreibungen und da es unter die sauerstofffreien ätherischen Oele gehört zur Aufbewahrung der Alkalimetalle verwendet.


Bitzius, Albert, Schriftsteller unter dem Namen Jeremias Gotthilf, geb. 1794 zu Murten, studirte in Bern und Göttingen Theologie und ist seit 1832 Pfarrer zu Lützelflühe im Emmenthale. An den Bewegungen seines Kantons nahm er lebhaften Antheil; 1830 wirkte er gegen die Patricier mit und in den folgenden Jahren ist er als ebenso entschiedener Gegner des neuschweizerischen Schulwesens, dieser Verquickung von deutscher Vielwisserei mit franz. Leichtfertigkeit und schweizer. Nutzmacherei, aufgetreten, wie des Klostersturms, der Jesuitenhatze, der Wohldienerei gegen fremde Revolutionäre, der potenzirten Radicalisirung des Kantons Bern, zum Theil in sehr bitterer Sprache. Viel bedeutender ist jedoch seine Wirksamkeit als Volksschriftsteller; sein „Bauernspiegel“, „Uli der Knecht“ und einzelne seiner „Bildern. Sagen aus der Schweiz“ machen ihn zum ersten deutschen Volksschriftsteller, so oft sie sich auch auf speciell Schweizerisches beschränken; in ihnen offenbart sich ein scharfer praktischer Verstand, ein herrlicher Humor neben der tiefsten Gemüthlichkeit. Seine große Fruchtbarkeit hat jedoch auch Erzeugnisse zu Tage gefördert, die ungeschrieben dem Ruhme des Autors mehr genützt hätten.


Bivouac (frz. Bihwuak), aus dem altdeutschen Beiwacht. Lager der Truppen unter freiem Himmel, seit dem 7jährigen Kriege und noch mehr seit dem Revolutionskriege bei schnellen Bewegungen und besonders kurz vor der Schlacht gewöhnlich. Die früher gebräuchlichen, schwer zu transportirenden Zelte sind abgekommen; man ersetzt sie jedoch durch Hütten aus Stroh und Baumästen, weil das Lagern unter freiem Himmel der Gesundheit der Truppen sehr nachtheilig ist.


Biza, birmanische Silbermünze = 1 Thlr. 51/2 Sgr.


Bizarr, was dem Hergebrachten, der allgemeinen Gewohnheit zuwider ist, ohne jedoch originell zu sein; in der Kunst derjenige Styl, wo der Künstler von der Natur abweichend die Formen schafft oder zusammensetzt; er wird grotesk u. barock, wenn er über das Ebenmaß hinausschreitet u. entweder einen komischen oder widrigen Eindruck hervorbringt.


Bizochen, die Tertiarier der Fraticelli, eines schwärmerischen Zweiges der Franciskaner in Italien, so genannt von bizocho, Bettelsack. der ihr einziges Besitzthum sein sollte.


Bjelew, Stadt im russ. Gouvernem. Tula, an der Oka, 10000 E., Fabriken für Leder-, Eisen-, Kupfer- u. Töpferwaaren.


Bjorneborg, Hafenstadt im russ. Finnland, nordwestl. von Helsingfors, 5000 E., lebhafter Seehandel.


Björnstjerna, Magnus Friedr. Ferd., schwed. Staatsmann und Soldat, geb. 1779, schloß 1814 mit dem Prinzen Christian von Dänemark die Convention von Moß, welcher die Vereinigung Norwegens mit Schweden unter einer Krone folgte, wurde 1820 Generallieutenant, 1826 Graf, 1828–46 Gesandter in London; schrieb „Geschichte von britisch Indien“, 1835 „über die mögliche Verbesserung

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[555/0556] Mamertus, Bischof von Vienne eingeführt worden sein. Man nennt die B. auch Kreuzgänge, weil das Kreuz vorangetragen wird. Bittschrift, schriftliches Gesuch an eine Behörde um die Gewährung eines Vortheils, auf den der Bittsteller keinen rechtlichen Anspruch machen kann; in vielen Staaten ist eine Form für dieselben vorgeschrieben, wenn sie an die höchsten Behörden gerichtet ist. Bitumen. Unter B. begreift man die brennzlichen Erdharze u. Erd- oder Steinöle, so das Bitumen asphaltum seu judaicum, Sodomae, schwarzes Erdpech, Judenpech, Meerpech, Asphalt, welches vorzüglich an Ufern des Todtenmeeres, auf der Insel Trinidad, auch in England, Hannover, Sizilien und in der Schweiz etc. vorkommt und aus dem Erdöl. Petroleum, Steinöl, Bitumen fluidum abgesetzt wird. Das B. wird zu schwarzen Firnißen, auch als Brenn- und Leuchtmaterial und in neuerer Zeit auch zum Pflästern der Straßen benutzt. – Das rectificirte Steinöl wird als Arzneimittel zu Einreibungen und da es unter die sauerstofffreien ätherischen Oele gehört zur Aufbewahrung der Alkalimetalle verwendet. Bitzius, Albert, Schriftsteller unter dem Namen Jeremias Gotthilf, geb. 1794 zu Murten, studirte in Bern und Göttingen Theologie und ist seit 1832 Pfarrer zu Lützelflühe im Emmenthale. An den Bewegungen seines Kantons nahm er lebhaften Antheil; 1830 wirkte er gegen die Patricier mit und in den folgenden Jahren ist er als ebenso entschiedener Gegner des neuschweizerischen Schulwesens, dieser Verquickung von deutscher Vielwisserei mit franz. Leichtfertigkeit und schweizer. Nutzmacherei, aufgetreten, wie des Klostersturms, der Jesuitenhatze, der Wohldienerei gegen fremde Revolutionäre, der potenzirten Radicalisirung des Kantons Bern, zum Theil in sehr bitterer Sprache. Viel bedeutender ist jedoch seine Wirksamkeit als Volksschriftsteller; sein „Bauernspiegel“, „Uli der Knecht“ und einzelne seiner „Bildern. Sagen aus der Schweiz“ machen ihn zum ersten deutschen Volksschriftsteller, so oft sie sich auch auf speciell Schweizerisches beschränken; in ihnen offenbart sich ein scharfer praktischer Verstand, ein herrlicher Humor neben der tiefsten Gemüthlichkeit. Seine große Fruchtbarkeit hat jedoch auch Erzeugnisse zu Tage gefördert, die ungeschrieben dem Ruhme des Autors mehr genützt hätten. Bivouac (frz. Bihwuak), aus dem altdeutschen Beiwacht. Lager der Truppen unter freiem Himmel, seit dem 7jährigen Kriege und noch mehr seit dem Revolutionskriege bei schnellen Bewegungen und besonders kurz vor der Schlacht gewöhnlich. Die früher gebräuchlichen, schwer zu transportirenden Zelte sind abgekommen; man ersetzt sie jedoch durch Hütten aus Stroh und Baumästen, weil das Lagern unter freiem Himmel der Gesundheit der Truppen sehr nachtheilig ist. Biza, birmanische Silbermünze = 1 Thlr. 51/2 Sgr. Bizarr, was dem Hergebrachten, der allgemeinen Gewohnheit zuwider ist, ohne jedoch originell zu sein; in der Kunst derjenige Styl, wo der Künstler von der Natur abweichend die Formen schafft oder zusammensetzt; er wird grotesk u. barock, wenn er über das Ebenmaß hinausschreitet u. entweder einen komischen oder widrigen Eindruck hervorbringt. Bizochen, die Tertiarier der Fraticelli, eines schwärmerischen Zweiges der Franciskaner in Italien, so genannt von bizocho, Bettelsack. der ihr einziges Besitzthum sein sollte. Bjelew, Stadt im russ. Gouvernem. Tula, an der Oka, 10000 E., Fabriken für Leder-, Eisen-, Kupfer- u. Töpferwaaren. Bjorneborg, Hafenstadt im russ. Finnland, nordwestl. von Helsingfors, 5000 E., lebhafter Seehandel. Björnstjerna, Magnus Friedr. Ferd., schwed. Staatsmann und Soldat, geb. 1779, schloß 1814 mit dem Prinzen Christian von Dänemark die Convention von Moß, welcher die Vereinigung Norwegens mit Schweden unter einer Krone folgte, wurde 1820 Generallieutenant, 1826 Graf, 1828–46 Gesandter in London; schrieb „Geschichte von britisch Indien“, 1835 „über die mögliche Verbesserung

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/556>, abgerufen am 22.11.2024.