Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.die verschiedenen Organe hinausführen und in Venen (s. d. A.) oder Blutadern, welche das Blut aus den Organen zum Herzen wieder zurückleiten. Blutgeld, im engl. Rechte die Belohnung für diejenigen Zeugen, durch welche der Beweis gegen schwere Verbrecher geführt werden konnte, 10-50 Pfd. Sterl. betragend. Der vielfach damit getriebene Mißbrauch bewirkte 1818 die Abschaffung desselben, nur für die Anzeige von Banknotenfälschern bezahlt die Bank noch immer B. Blutharnen (Haematuresis), wenn aus der Harnröhre reines Blut oder dem Urin beigemischtes Blut entleert wird. Das Blut kommt entweder aus den Nieren (H. renalis) oder aus den Harnleitern (H. urinalis) oder aus der Harnblase (H. vesicalis) oder aus der Harnröhre (H. urethralis); das B. ist in allen diesen Fällen eine bedenkliche Krankheit. Bei Thieren ist es in der Regel die Folge von dem Genusse giftiger Pflanzen, äußerlicher Verletzungen, seltener örtlicher Entzündung. Bluthochzeit, Bartholomäusnacht, heißt die in der Nacht vom 24. August 1572 zu Paris unternommene Metzelei der Hugenotten (Reformirten). Diese hatten durch den Frieden von St. Germain en Laye (8. Aug. 1570) von dem Könige Karl IX. so viel eingeräumt erhalten, daß man es nur durch die Furcht des Königs vor der Politik Philipps II. von Spanien erklären kann. Der König knüpfte seitdem Verbindungen mit England an, sprach von einem Kriege gegen Spanien und der Unterstützung der aufständischen Niederländer, er rief den Admiral Coligny, den Feldherrn der Hugenotten, nach Paris, um mit ihm den span. Krieg zu berathen; endlich verlobte er seine Schwester Margaretha mit dem reformirten Heinrich von Navarra. Vom März an fanden sich die reformirten Prinzen, Prinzessinen und andere Häupter der Partei am Hofe ein u. der König begegnete ihnen aufs das freundlichste. Coligny selbst fand sich später ein und veranlaßte auch andere dazu, und obwohl er durch einen Meuchelmörder verwundet wurde, traute er doch dem Könige unbedingt; so kam es, daß eine ziemliche Anzahl vornehmer Hugenotten die Hochzeitfeier Heinrichs von Navarra zu Paris begehen wollten. Aber in der Nacht vom 24.-25. August wurden sie zu Paris auf Befehl des Königs überfallen und Coligny mit etwa 700 ermordet. Dem Beispiele der Pariser folgten bis zum 3. Octbr. die Bevölkerungen anderer Städte, wo die Erbitterung gegen die Hugenotten nur auf ein Signal gewartet hatte, so daß im Ganzen über 4000 Hugenotten ermordet wurden. Die Ursachen des großen Mordes sind noch nicht hinlänglich aufgeklärt; so viel ist indessen ausgemacht, daß der König sich von einem Ueberfalle der Hugenotten bedroht glaubte und deßwegen die Metzelei befahl. Dies machte er in Paris und Frankreich bekannt, dasselbe erklärten seine Gesandten den fremden Höfen, und weil der König aus großer Gefahr glücklich errettet worden, nicht wegen der Ermordung der Hugenotten, ordnete der Papst eine Feier an. - Die B. steht übrigens nicht vereinzelt da; die Protestanten hatten früher in Nimes eine Michelade gemacht und 80 vornehme Katholiken ermordet, ähnliches war ihnen gleichfalls in Nimes begegnet, so daß die Pariser Mordnacht nur das größte dieser Verbrechen ist, welche in jener Zeit in Frankreich begangen wurden. Bluthusten oder Blutspucken (Haemoptysis) nennt man die in den Luftwegen erfolgenden Blutungen, wo dann das Blut mit Husten oder auch durch bloses Räuspern aus den Luftwegen entleert wird. Es kann dieses in großer Menge auf einmal hervorstürzen (Lungenblutsturz), in andern Fällen nur wenig oder blos dem Auswurf in Streifen beigemischt. Bedeutenderen Fällen gehen gewöhnlich besondere Erscheinungen voran, Bruststiche, Kitzeln im Halse. trockener Husten, auch Herzklopfen u. Beengungen. Unmittelbar vor dem Anfall hat der Kranke das Gefühl eines warmen Stroms in der Brust, zugleich mit süßlichem Blutgeschmack, und der Ausbruch selber ist gewöhnlich mit Gefäßaufregung begleitet. Bei starker Blutung und öfterer Wiederkehr können die Zeichen der Blutleere eintreten; besonders gern aber die verschiedenen Organe hinausführen und in Venen (s. d. A.) oder Blutadern, welche das Blut aus den Organen zum Herzen wieder zurückleiten. Blutgeld, im engl. Rechte die Belohnung für diejenigen Zeugen, durch welche der Beweis gegen schwere Verbrecher geführt werden konnte, 10–50 Pfd. Sterl. betragend. Der vielfach damit getriebene Mißbrauch bewirkte 1818 die Abschaffung desselben, nur für die Anzeige von Banknotenfälschern bezahlt die Bank noch immer B. Blutharnen (Haematuresis), wenn aus der Harnröhre reines Blut oder dem Urin beigemischtes Blut entleert wird. Das Blut kommt entweder aus den Nieren (H. renalis) oder aus den Harnleitern (H. urinalis) oder aus der Harnblase (H. vesicalis) oder aus der Harnröhre (H. urethralis); das B. ist in allen diesen Fällen eine bedenkliche Krankheit. Bei Thieren ist es in der Regel die Folge von dem Genusse giftiger Pflanzen, äußerlicher Verletzungen, seltener örtlicher Entzündung. Bluthochzeit, Bartholomäusnacht, heißt die in der Nacht vom 24. August 1572 zu Paris unternommene Metzelei der Hugenotten (Reformirten). Diese hatten durch den Frieden von St. Germain en Laye (8. Aug. 1570) von dem Könige Karl IX. so viel eingeräumt erhalten, daß man es nur durch die Furcht des Königs vor der Politik Philipps II. von Spanien erklären kann. Der König knüpfte seitdem Verbindungen mit England an, sprach von einem Kriege gegen Spanien und der Unterstützung der aufständischen Niederländer, er rief den Admiral Coligny, den Feldherrn der Hugenotten, nach Paris, um mit ihm den span. Krieg zu berathen; endlich verlobte er seine Schwester Margaretha mit dem reformirten Heinrich von Navarra. Vom März an fanden sich die reformirten Prinzen, Prinzessinen und andere Häupter der Partei am Hofe ein u. der König begegnete ihnen aufs das freundlichste. Coligny selbst fand sich später ein und veranlaßte auch andere dazu, und obwohl er durch einen Meuchelmörder verwundet wurde, traute er doch dem Könige unbedingt; so kam es, daß eine ziemliche Anzahl vornehmer Hugenotten die Hochzeitfeier Heinrichs von Navarra zu Paris begehen wollten. Aber in der Nacht vom 24.–25. August wurden sie zu Paris auf Befehl des Königs überfallen und Coligny mit etwa 700 ermordet. Dem Beispiele der Pariser folgten bis zum 3. Octbr. die Bevölkerungen anderer Städte, wo die Erbitterung gegen die Hugenotten nur auf ein Signal gewartet hatte, so daß im Ganzen über 4000 Hugenotten ermordet wurden. Die Ursachen des großen Mordes sind noch nicht hinlänglich aufgeklärt; so viel ist indessen ausgemacht, daß der König sich von einem Ueberfalle der Hugenotten bedroht glaubte und deßwegen die Metzelei befahl. Dies machte er in Paris und Frankreich bekannt, dasselbe erklärten seine Gesandten den fremden Höfen, und weil der König aus großer Gefahr glücklich errettet worden, nicht wegen der Ermordung der Hugenotten, ordnete der Papst eine Feier an. – Die B. steht übrigens nicht vereinzelt da; die Protestanten hatten früher in Nimes eine Michelade gemacht und 80 vornehme Katholiken ermordet, ähnliches war ihnen gleichfalls in Nimes begegnet, so daß die Pariser Mordnacht nur das größte dieser Verbrechen ist, welche in jener Zeit in Frankreich begangen wurden. Bluthusten oder Blutspucken (Haemoptysis) nennt man die in den Luftwegen erfolgenden Blutungen, wo dann das Blut mit Husten oder auch durch bloses Räuspern aus den Luftwegen entleert wird. Es kann dieses in großer Menge auf einmal hervorstürzen (Lungenblutsturz), in andern Fällen nur wenig oder blos dem Auswurf in Streifen beigemischt. Bedeutenderen Fällen gehen gewöhnlich besondere Erscheinungen voran, Bruststiche, Kitzeln im Halse. trockener Husten, auch Herzklopfen u. Beengungen. Unmittelbar vor dem Anfall hat der Kranke das Gefühl eines warmen Stroms in der Brust, zugleich mit süßlichem Blutgeschmack, und der Ausbruch selber ist gewöhnlich mit Gefäßaufregung begleitet. Bei starker Blutung und öfterer Wiederkehr können die Zeichen der Blutleere eintreten; besonders gern aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0577" n="576"/> die verschiedenen Organe hinausführen und in Venen (s. d. 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Der König knüpfte seitdem Verbindungen mit England an, sprach von einem Kriege gegen Spanien und der Unterstützung der aufständischen Niederländer, er rief den Admiral Coligny, den Feldherrn der Hugenotten, nach Paris, um mit ihm den span. Krieg zu berathen; endlich verlobte er seine Schwester Margaretha mit dem reformirten Heinrich von Navarra. Vom März an fanden sich die reformirten Prinzen, Prinzessinen und andere Häupter der Partei am Hofe ein u. der König begegnete ihnen aufs das freundlichste. Coligny selbst fand sich später ein und veranlaßte auch andere dazu, und obwohl er durch einen Meuchelmörder verwundet wurde, traute er doch dem Könige unbedingt; so kam es, daß eine ziemliche Anzahl vornehmer Hugenotten die Hochzeitfeier Heinrichs von Navarra zu Paris begehen wollten. Aber in der Nacht vom 24.–25. August wurden sie zu Paris auf Befehl des Königs überfallen und Coligny mit etwa 700 ermordet. Dem Beispiele der Pariser folgten bis zum 3. Octbr. die Bevölkerungen anderer Städte, wo die Erbitterung gegen die Hugenotten nur auf ein Signal gewartet hatte, so daß im Ganzen über 4000 Hugenotten ermordet wurden. Die Ursachen des großen Mordes sind noch nicht hinlänglich aufgeklärt; so viel ist indessen ausgemacht, daß der König sich von einem Ueberfalle der Hugenotten bedroht glaubte und deßwegen die Metzelei befahl. Dies machte er in Paris und Frankreich bekannt, dasselbe erklärten seine Gesandten den fremden Höfen, und weil der König aus großer Gefahr glücklich errettet worden, nicht wegen der Ermordung der Hugenotten, ordnete der Papst eine Feier an. – Die B. steht übrigens nicht vereinzelt da; die Protestanten hatten früher in Nimes eine Michelade gemacht und 80 vornehme Katholiken ermordet, ähnliches war ihnen gleichfalls in Nimes begegnet, so daß die Pariser Mordnacht nur das größte dieser Verbrechen ist, welche in jener Zeit in Frankreich begangen wurden.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Bluthusten</hi> oder Blutspucken <hi rendition="#i">(Haemoptysis)</hi> nennt man die in den Luftwegen erfolgenden Blutungen, wo dann das Blut mit Husten oder auch durch bloses Räuspern aus den Luftwegen entleert wird. Es kann dieses in großer Menge auf einmal hervorstürzen (Lungenblutsturz), in andern Fällen nur wenig oder blos dem Auswurf in Streifen beigemischt. Bedeutenderen Fällen gehen gewöhnlich besondere Erscheinungen voran, Bruststiche, Kitzeln im Halse. trockener Husten, auch Herzklopfen u. Beengungen. Unmittelbar vor dem Anfall hat der Kranke das Gefühl eines warmen Stroms in der Brust, zugleich mit süßlichem Blutgeschmack, und der Ausbruch selber ist gewöhnlich mit Gefäßaufregung begleitet. Bei starker Blutung und öfterer Wiederkehr können die Zeichen der Blutleere eintreten; besonders gern aber </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [576/0577]
die verschiedenen Organe hinausführen und in Venen (s. d. A.) oder Blutadern, welche das Blut aus den Organen zum Herzen wieder zurückleiten.
Blutgeld, im engl. Rechte die Belohnung für diejenigen Zeugen, durch welche der Beweis gegen schwere Verbrecher geführt werden konnte, 10–50 Pfd. Sterl. betragend. Der vielfach damit getriebene Mißbrauch bewirkte 1818 die Abschaffung desselben, nur für die Anzeige von Banknotenfälschern bezahlt die Bank noch immer B.
Blutharnen (Haematuresis), wenn aus der Harnröhre reines Blut oder dem Urin beigemischtes Blut entleert wird. Das Blut kommt entweder aus den Nieren (H. renalis) oder aus den Harnleitern (H. urinalis) oder aus der Harnblase (H. vesicalis) oder aus der Harnröhre (H. urethralis); das B. ist in allen diesen Fällen eine bedenkliche Krankheit. Bei Thieren ist es in der Regel die Folge von dem Genusse giftiger Pflanzen, äußerlicher Verletzungen, seltener örtlicher Entzündung.
Bluthochzeit, Bartholomäusnacht, heißt die in der Nacht vom 24. August 1572 zu Paris unternommene Metzelei der Hugenotten (Reformirten). Diese hatten durch den Frieden von St. Germain en Laye (8. Aug. 1570) von dem Könige Karl IX. so viel eingeräumt erhalten, daß man es nur durch die Furcht des Königs vor der Politik Philipps II. von Spanien erklären kann. Der König knüpfte seitdem Verbindungen mit England an, sprach von einem Kriege gegen Spanien und der Unterstützung der aufständischen Niederländer, er rief den Admiral Coligny, den Feldherrn der Hugenotten, nach Paris, um mit ihm den span. Krieg zu berathen; endlich verlobte er seine Schwester Margaretha mit dem reformirten Heinrich von Navarra. Vom März an fanden sich die reformirten Prinzen, Prinzessinen und andere Häupter der Partei am Hofe ein u. der König begegnete ihnen aufs das freundlichste. Coligny selbst fand sich später ein und veranlaßte auch andere dazu, und obwohl er durch einen Meuchelmörder verwundet wurde, traute er doch dem Könige unbedingt; so kam es, daß eine ziemliche Anzahl vornehmer Hugenotten die Hochzeitfeier Heinrichs von Navarra zu Paris begehen wollten. Aber in der Nacht vom 24.–25. August wurden sie zu Paris auf Befehl des Königs überfallen und Coligny mit etwa 700 ermordet. Dem Beispiele der Pariser folgten bis zum 3. Octbr. die Bevölkerungen anderer Städte, wo die Erbitterung gegen die Hugenotten nur auf ein Signal gewartet hatte, so daß im Ganzen über 4000 Hugenotten ermordet wurden. Die Ursachen des großen Mordes sind noch nicht hinlänglich aufgeklärt; so viel ist indessen ausgemacht, daß der König sich von einem Ueberfalle der Hugenotten bedroht glaubte und deßwegen die Metzelei befahl. Dies machte er in Paris und Frankreich bekannt, dasselbe erklärten seine Gesandten den fremden Höfen, und weil der König aus großer Gefahr glücklich errettet worden, nicht wegen der Ermordung der Hugenotten, ordnete der Papst eine Feier an. – Die B. steht übrigens nicht vereinzelt da; die Protestanten hatten früher in Nimes eine Michelade gemacht und 80 vornehme Katholiken ermordet, ähnliches war ihnen gleichfalls in Nimes begegnet, so daß die Pariser Mordnacht nur das größte dieser Verbrechen ist, welche in jener Zeit in Frankreich begangen wurden.
Bluthusten oder Blutspucken (Haemoptysis) nennt man die in den Luftwegen erfolgenden Blutungen, wo dann das Blut mit Husten oder auch durch bloses Räuspern aus den Luftwegen entleert wird. Es kann dieses in großer Menge auf einmal hervorstürzen (Lungenblutsturz), in andern Fällen nur wenig oder blos dem Auswurf in Streifen beigemischt. Bedeutenderen Fällen gehen gewöhnlich besondere Erscheinungen voran, Bruststiche, Kitzeln im Halse. trockener Husten, auch Herzklopfen u. Beengungen. Unmittelbar vor dem Anfall hat der Kranke das Gefühl eines warmen Stroms in der Brust, zugleich mit süßlichem Blutgeschmack, und der Ausbruch selber ist gewöhnlich mit Gefäßaufregung begleitet. Bei starker Blutung und öfterer Wiederkehr können die Zeichen der Blutleere eintreten; besonders gern aber
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