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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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seines Philosophirens zumachen. Er war der erste, der philosoph. Gegenstände deutsch behandelte und damit die Gelehrtenbeschämte, obwohl seine Sprache sehr unbeholfen, die Darstellung namentlich durch Bilder verworren und kaum eine Spur von Planmäßigkeit bei ihm zu entdecken ist. Hierin zumeist liegt der Grund, weßhalb ihn die einen als entschiedenen, andere als unklaren Pantheisten, die dritten als concreten Monotheisten, die vierten als das auffaßten, was er eigentlich ist, nämlich als Christusgläubigen, der mit seinem irdischen Auge in den Abgrund der Gottheit zu schauen wagte. B. war in seiner Art fromm, so daß sich seine Liebe zu Gott bis zum "Schmecken des göttlichen Geistes" steigerte, reich an tiefen und fruchtbaren Gedanken; er fühlte selbst, daß er den unendlichen Inhalt des religiösen Gefühles nicht in sinnliche Formen bannen könne, ohne daß der Gottesbegriff dadurch verweltlicht und pantheistisch würde, that manches, um diese Klippe zu vermeiden, unterschied z. B. die Idee Gottes als wesentliche ganz bestimmt von der Idee der Welt als relativen und entging dennoch dem Schicksale nicht, später besonders um pantheistischer Aeußerungen willen verherrlichet und in den Entwickelungsgang der deutschen Philosophie hineingezwängt zu werden. - Durch Gichtel, den schwärmerischen Stifter der Engelsbrüder, erschien 1682 die erste vollständige Sammlung der Werke B.s, die neueste durch Schiebler. Leipzig 1831 bis 43, 5 Bde.; in Schlesien und Holland gab es Böhmisten, in England wurden B.s Werke von Sparrow und Taylor übersetzt, von Podarge commentiert und Johanna Leade gründete eine Gesellschaft für Erklärung und Verbreitung derselben.


Böhmen. Kronland der österreich. Monarchie, 902,9 #M. groß. von dem Erzherzogthum Oesterreich, Mähren, Schlesien, Sachsen u. Baiern begränzt, ist ein natürliches Ganzes, indem es durch das Riesengebirge, das Sandsteingebirge der sächs. Schweiz, das Erzgebirge, Fichtelgebirge, den Böhmerwald und das böhmisch-mährische Gebirge nach allen Seiten hin getrennt wird; letzteres ist jedoch als eine zusammenhängende Reihe von Hochflächen keine eigentliche Scheidewand. Mit Ausnahme einiger unbedeutender Zuflüsse an die Donau und Oder ist ganz.B. Elbegebiet. Die Elbe entspringt aus vielen Quellbächen im Riesengebirge, wird bei Melnik durch die Moldau mehr als verdoppelt, nimmt bei Theresienstadt die Eger auf und durchbricht das Gebirge der sächs. Schweiz in ihrem weiteren nördl. Laufe. B. ist aber nicht allein von Gebirgen umwallt, auch das Innere des Beckens ist von bedeutenden Erhebungen durchzogen, die sich meistens zu Hochflächen gestalten; merkwürdig ist das Mittelgebirge auf dem rechten Ufer der Eger, das die großartigsten Basaltbildungen zeigt, wie der Basalt überhaupt in B. häufiger als in jedem anderen Lande Europas auftritt. Der Boden ist im Allgemeinen sehr fruchtbar; der Ackerbau vervollkommnet sich immer mehr, ebenso die Viehzucht; der Bestand der Pferde wird auf 160000, des Rindviehs 1253000, der Schafe auf 2228000, der Schweine auf 245000 Stück berechnet. Das Weideland (684000 Joch) ist jedoch zum Wieslande (916500 Joch) noch immer in einem Mißverhältnisse, auch ist der Rindviehschlag kein besonders guter. Bedeutend ist die Gänsezucht, Fasanerien gibt es gegen 200; die Teichfischerei wird auf 34000 Ctr. berechnet; Bienenstöcke werden über 106000 gezählt; der Wildstand hat sich gegen früher sehr vermindert. - Der mineralische Reichthum B.s ist von Alters her gepriesen und wird in neuerer Zeit mehr und mehr ausgebeutet; 1849 wurde gewonnen: an Silber 46931 Mark. an Zinn 7771/3 Ctr., an Kupfer 251/3 Ctr., Bleierze 172691/2 Ctr., Blei 33309 Ctr., Bleischliche 2881/2 Ctr., Bleiglätte 26357 Ctr., Schwefel 10352 Ctr., Alaun 62211/2 Ctr., Arsenik 426 Ctr., Graphit 178071/2 Ctr., Eisenvitriol 881861/2 Ctr., Kupfervitriol 3857 Ctr., Roheisen 3345611/2 Ctr., Gußeisen 143594 Ctr., Stein- und Braunkohlen 7724720 Ctr., und viele reiche Lager sind noch gar nicht in Angriff genommen. Von Edelsteinen werden Granaten und Achate am meisten gefunden,

seines Philosophirens zumachen. Er war der erste, der philosoph. Gegenstände deutsch behandelte und damit die Gelehrtenbeschämte, obwohl seine Sprache sehr unbeholfen, die Darstellung namentlich durch Bilder verworren und kaum eine Spur von Planmäßigkeit bei ihm zu entdecken ist. Hierin zumeist liegt der Grund, weßhalb ihn die einen als entschiedenen, andere als unklaren Pantheisten, die dritten als concreten Monotheisten, die vierten als das auffaßten, was er eigentlich ist, nämlich als Christusgläubigen, der mit seinem irdischen Auge in den Abgrund der Gottheit zu schauen wagte. B. war in seiner Art fromm, so daß sich seine Liebe zu Gott bis zum „Schmecken des göttlichen Geistes“ steigerte, reich an tiefen und fruchtbaren Gedanken; er fühlte selbst, daß er den unendlichen Inhalt des religiösen Gefühles nicht in sinnliche Formen bannen könne, ohne daß der Gottesbegriff dadurch verweltlicht und pantheistisch würde, that manches, um diese Klippe zu vermeiden, unterschied z. B. die Idee Gottes als wesentliche ganz bestimmt von der Idee der Welt als relativen und entging dennoch dem Schicksale nicht, später besonders um pantheistischer Aeußerungen willen verherrlichet und in den Entwickelungsgang der deutschen Philosophie hineingezwängt zu werden. – Durch Gichtel, den schwärmerischen Stifter der Engelsbrüder, erschien 1682 die erste vollständige Sammlung der Werke B.s, die neueste durch Schiebler. Leipzig 1831 bis 43, 5 Bde.; in Schlesien und Holland gab es Böhmisten, in England wurden B.s Werke von Sparrow und Taylor übersetzt, von Podarge commentiert und Johanna Leade gründete eine Gesellschaft für Erklärung und Verbreitung derselben.


Böhmen. Kronland der österreich. Monarchie, 902,9 □M. groß. von dem Erzherzogthum Oesterreich, Mähren, Schlesien, Sachsen u. Baiern begränzt, ist ein natürliches Ganzes, indem es durch das Riesengebirge, das Sandsteingebirge der sächs. Schweiz, das Erzgebirge, Fichtelgebirge, den Böhmerwald und das böhmisch-mährische Gebirge nach allen Seiten hin getrennt wird; letzteres ist jedoch als eine zusammenhängende Reihe von Hochflächen keine eigentliche Scheidewand. Mit Ausnahme einiger unbedeutender Zuflüsse an die Donau und Oder ist ganz.B. Elbegebiet. Die Elbe entspringt aus vielen Quellbächen im Riesengebirge, wird bei Melnik durch die Moldau mehr als verdoppelt, nimmt bei Theresienstadt die Eger auf und durchbricht das Gebirge der sächs. Schweiz in ihrem weiteren nördl. Laufe. B. ist aber nicht allein von Gebirgen umwallt, auch das Innere des Beckens ist von bedeutenden Erhebungen durchzogen, die sich meistens zu Hochflächen gestalten; merkwürdig ist das Mittelgebirge auf dem rechten Ufer der Eger, das die großartigsten Basaltbildungen zeigt, wie der Basalt überhaupt in B. häufiger als in jedem anderen Lande Europas auftritt. Der Boden ist im Allgemeinen sehr fruchtbar; der Ackerbau vervollkommnet sich immer mehr, ebenso die Viehzucht; der Bestand der Pferde wird auf 160000, des Rindviehs 1253000, der Schafe auf 2228000, der Schweine auf 245000 Stück berechnet. Das Weideland (684000 Joch) ist jedoch zum Wieslande (916500 Joch) noch immer in einem Mißverhältnisse, auch ist der Rindviehschlag kein besonders guter. Bedeutend ist die Gänsezucht, Fasanerien gibt es gegen 200; die Teichfischerei wird auf 34000 Ctr. berechnet; Bienenstöcke werden über 106000 gezählt; der Wildstand hat sich gegen früher sehr vermindert. – Der mineralische Reichthum B.s ist von Alters her gepriesen und wird in neuerer Zeit mehr und mehr ausgebeutet; 1849 wurde gewonnen: an Silber 46931 Mark. an Zinn 7771/3 Ctr., an Kupfer 251/3 Ctr., Bleierze 172691/2 Ctr., Blei 33309 Ctr., Bleischliche 2881/2 Ctr., Bleiglätte 26357 Ctr., Schwefel 10352 Ctr., Alaun 62211/2 Ctr., Arsenik 426 Ctr., Graphit 178071/2 Ctr., Eisenvitriol 881861/2 Ctr., Kupfervitriol 3857 Ctr., Roheisen 3345611/2 Ctr., Gußeisen 143594 Ctr., Stein- und Braunkohlen 7724720 Ctr., und viele reiche Lager sind noch gar nicht in Angriff genommen. Von Edelsteinen werden Granaten und Achate am meisten gefunden,

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seines Philosophirens zumachen. Er war der erste, der philosoph. Gegenstände deutsch behandelte und damit die Gelehrtenbeschämte, obwohl seine Sprache sehr unbeholfen, die Darstellung namentlich durch Bilder verworren und kaum eine Spur von Planmäßigkeit bei ihm zu entdecken ist. Hierin zumeist liegt der Grund, weßhalb ihn die einen als entschiedenen, andere als unklaren Pantheisten, die dritten als concreten Monotheisten, die vierten als das auffaßten, was er eigentlich ist, nämlich als Christusgläubigen, der mit seinem irdischen Auge in den Abgrund der Gottheit zu schauen wagte. B. war in seiner Art fromm, so daß sich seine Liebe zu Gott bis zum &#x201E;Schmecken des göttlichen Geistes&#x201C; steigerte, reich an tiefen und fruchtbaren Gedanken; er fühlte selbst, daß er den unendlichen Inhalt des religiösen Gefühles nicht in sinnliche Formen bannen könne, ohne daß der Gottesbegriff dadurch verweltlicht und pantheistisch würde, that manches, um diese Klippe zu vermeiden, unterschied z. B. die Idee Gottes als wesentliche ganz bestimmt von der Idee der Welt als relativen und entging dennoch dem Schicksale nicht, später besonders um pantheistischer Aeußerungen willen verherrlichet und in den Entwickelungsgang der deutschen Philosophie hineingezwängt zu werden. &#x2013; Durch Gichtel, den schwärmerischen Stifter der Engelsbrüder, erschien 1682 die erste vollständige Sammlung der Werke B.s, die neueste durch Schiebler. Leipzig 1831 bis 43, 5 Bde.; in Schlesien und Holland gab es Böhmisten, in England wurden B.s Werke von Sparrow und Taylor übersetzt, von Podarge commentiert und Johanna Leade gründete eine Gesellschaft für Erklärung und Verbreitung derselben.</p><lb/>
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[585/0586] seines Philosophirens zumachen. Er war der erste, der philosoph. Gegenstände deutsch behandelte und damit die Gelehrtenbeschämte, obwohl seine Sprache sehr unbeholfen, die Darstellung namentlich durch Bilder verworren und kaum eine Spur von Planmäßigkeit bei ihm zu entdecken ist. Hierin zumeist liegt der Grund, weßhalb ihn die einen als entschiedenen, andere als unklaren Pantheisten, die dritten als concreten Monotheisten, die vierten als das auffaßten, was er eigentlich ist, nämlich als Christusgläubigen, der mit seinem irdischen Auge in den Abgrund der Gottheit zu schauen wagte. B. war in seiner Art fromm, so daß sich seine Liebe zu Gott bis zum „Schmecken des göttlichen Geistes“ steigerte, reich an tiefen und fruchtbaren Gedanken; er fühlte selbst, daß er den unendlichen Inhalt des religiösen Gefühles nicht in sinnliche Formen bannen könne, ohne daß der Gottesbegriff dadurch verweltlicht und pantheistisch würde, that manches, um diese Klippe zu vermeiden, unterschied z. B. die Idee Gottes als wesentliche ganz bestimmt von der Idee der Welt als relativen und entging dennoch dem Schicksale nicht, später besonders um pantheistischer Aeußerungen willen verherrlichet und in den Entwickelungsgang der deutschen Philosophie hineingezwängt zu werden. – Durch Gichtel, den schwärmerischen Stifter der Engelsbrüder, erschien 1682 die erste vollständige Sammlung der Werke B.s, die neueste durch Schiebler. Leipzig 1831 bis 43, 5 Bde.; in Schlesien und Holland gab es Böhmisten, in England wurden B.s Werke von Sparrow und Taylor übersetzt, von Podarge commentiert und Johanna Leade gründete eine Gesellschaft für Erklärung und Verbreitung derselben. Böhmen. Kronland der österreich. Monarchie, 902,9 □M. groß. von dem Erzherzogthum Oesterreich, Mähren, Schlesien, Sachsen u. Baiern begränzt, ist ein natürliches Ganzes, indem es durch das Riesengebirge, das Sandsteingebirge der sächs. Schweiz, das Erzgebirge, Fichtelgebirge, den Böhmerwald und das böhmisch-mährische Gebirge nach allen Seiten hin getrennt wird; letzteres ist jedoch als eine zusammenhängende Reihe von Hochflächen keine eigentliche Scheidewand. Mit Ausnahme einiger unbedeutender Zuflüsse an die Donau und Oder ist ganz.B. Elbegebiet. Die Elbe entspringt aus vielen Quellbächen im Riesengebirge, wird bei Melnik durch die Moldau mehr als verdoppelt, nimmt bei Theresienstadt die Eger auf und durchbricht das Gebirge der sächs. Schweiz in ihrem weiteren nördl. Laufe. B. ist aber nicht allein von Gebirgen umwallt, auch das Innere des Beckens ist von bedeutenden Erhebungen durchzogen, die sich meistens zu Hochflächen gestalten; merkwürdig ist das Mittelgebirge auf dem rechten Ufer der Eger, das die großartigsten Basaltbildungen zeigt, wie der Basalt überhaupt in B. häufiger als in jedem anderen Lande Europas auftritt. Der Boden ist im Allgemeinen sehr fruchtbar; der Ackerbau vervollkommnet sich immer mehr, ebenso die Viehzucht; der Bestand der Pferde wird auf 160000, des Rindviehs 1253000, der Schafe auf 2228000, der Schweine auf 245000 Stück berechnet. Das Weideland (684000 Joch) ist jedoch zum Wieslande (916500 Joch) noch immer in einem Mißverhältnisse, auch ist der Rindviehschlag kein besonders guter. Bedeutend ist die Gänsezucht, Fasanerien gibt es gegen 200; die Teichfischerei wird auf 34000 Ctr. berechnet; Bienenstöcke werden über 106000 gezählt; der Wildstand hat sich gegen früher sehr vermindert. – Der mineralische Reichthum B.s ist von Alters her gepriesen und wird in neuerer Zeit mehr und mehr ausgebeutet; 1849 wurde gewonnen: an Silber 46931 Mark. an Zinn 7771/3 Ctr., an Kupfer 251/3 Ctr., Bleierze 172691/2 Ctr., Blei 33309 Ctr., Bleischliche 2881/2 Ctr., Bleiglätte 26357 Ctr., Schwefel 10352 Ctr., Alaun 62211/2 Ctr., Arsenik 426 Ctr., Graphit 178071/2 Ctr., Eisenvitriol 881861/2 Ctr., Kupfervitriol 3857 Ctr., Roheisen 3345611/2 Ctr., Gußeisen 143594 Ctr., Stein- und Braunkohlen 7724720 Ctr., und viele reiche Lager sind noch gar nicht in Angriff genommen. Von Edelsteinen werden Granaten und Achate am meisten gefunden,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/586>, abgerufen am 22.11.2024.