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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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außerdem Carneole, Chalcedone, Heliotrope, Topase. An Mineralquellen ist B. das reichste Land der Erde; die berühmtesten sind: das Karlsbad, Marienbad, Eger-Franzensbad, Teplitz, Seidschütz, Sedlitz, Püllna, Stecknitz, Sternberg, Tetschen, Mariaschein, Liebwerda, Gießhübel, Bilin u. s. w. - B. ist das industriellste Land der österr. Monarchie; seine Glas- und Spiegelfabrikation ist weltberühmt; die Leinenmanufaktur ist vorzüglich im Gebirge daheim und setzt 30000 Webstühle in Thätigkeit; die Wollenspinnerei hat über 60 größere Anstalten und die Wollenweberei liefert gute Mitteltuche. Baumwollenspinnereien zählt man über 100 mit 400000 Spindeln. Außerordentlich ist die Zuckerfabrikation aus Runkelrüben, es bestehen 104 Fabriken. Außerdem liefert die böhmische Industrie Seidewaaren, Lederwaaren, Papier, Stahlwaaren, Schießgewehre, Uhren, Flechtarbeiten etc. - Die Einwohnerzahl beträgt 4432474 in 286 Städten, 279 Märkten, 12072 Dörfern, 8920 Katastralgemeinden und 583320 Häusern. Fast 2/3 davon sind slavische Tschechen, die anderen Deutsche u. 74000 Juden. Der kathol. Kirche gehört die große Mehrzahl der Bewohner an; die Zahl der Protestanten beläuft sich auf nicht ganz 90000. - Die musikalische Anlage der Böhmen ist weltbekannt, sie sind überhaupt ein aufgewecktes talentvolles Volk, dabei von kräftigem Körperbau. - Seit 1849 ist B. in 7 Kreise getheilt: Prager Kreis mit 8, Budweiser Kreis mit 9, Pardubitzer Kreis mit 11, Gitschiner Kreis mit 16, Böhmisch-Leippaer Kreis mit 10, Egerer Kreis mit 12, Pilsener Kreis mit 13 Bezirkshauptmannschaften. Prag ist eigener Bezirk unter der Kreisregierung. - B. hat ein Erzbisthum in Prag, 11 Bisthümer zu Leitmeritz, Königgrätz und Budweis; 1 Universität zu Prag, 4 theolog. Diöcesanlehranstalten, 22 Gymnasien, Gewerbe- und Realschulen in den bedeutenderen Städten, 3500 Elementarschulen. - Die Geschichte nennt als die ältesten Bewohner B.s die keltischen Bojer, von denen es Bojohemum, Böheim, B. genannt wurde; um Christi Gehurt wurden sie von den deutschen Markomannen Marobods verdrängt oder unterjocht, diese selbst aber begannen unter den Antoninen ihre Wanderungen und zur Zeit der großen Völkerwanderung nahmen die slavischen Tschechen das Land ein. Im 6. Jahrh. wurde B. von den Awaren abhängig; Samo befreite es und wurde Herzog von 627-62. Nach der Volkssage herrschte im 8. Jahrh. Kroch und seine Tochter Libussa, die fürstliche Zauberin, welche durch Przemysl die Ahnfrau der bis 1306 dauernden Dynastie wurde. Karl d. Gr. griff B. vergeblich an, ebenso Ludwig der Deutsche 849. Am Ende des 9. Jahrh. war B. ein Bestandtheil des großmährischen Reiches; um diese Zeit drang das Christenthum in B. ein; 894 ließ sich Herzog Borziwoy u. seine Gemahlin die hl. Ludmila mit 14 böhmischen Großen taufen und Wenzel I., der Heilige, ermordet 936, förderte das Christenthum mit Erfolg; Boleslaw II., der Fromme, aber stiftete 973 das Prager Bisthum. In diese Zeit fällt auch die Verbindung B. mit Deutschland, was zu vielen Kämpfen Veranlassung gab; 859 geschah durch die Herzoge zu Prag der erste Schritt. Brzetislaw I. (1037-55) vereinigte Mähren mit B., Wratislaw II. aber erhielt von Kaiser Heinrich IV. 1086 die Königskrone. Von dieser Zeit an nahmen die Herrscher B.s lebhaften Antheil an Kämpfen, welche Deutschland erschütterten und waren nebenher mit Polen und Ungarn vielfach im Kriege, während zugleich die großen Vasallen einen wechselvollen Streit mit der Krone fortsetzten. Dieser verhinderte es allein, daß B., der mächtigste slavische Staat, nicht der Kern eines großen östl. Reiches wurde. Erst Ottokar I. (1197 bis 1230) begründete das Erfolgerecht; sein Sohn Wenzel I. besiegte die eingefallenen Mongolen, bekriegte den Herzog von Oesterreich, Friedrich den Streitbaren, und bewirkte nach dessen Tode die Wahl seines Sohnes Ottokar zum Herzog von Oesterreich u. Steyermark. Dieser, Przemysl Ottokar II., besiegte den König Bela von Ungarn, erwarb Kärnthen. Krain und Friaul, schlug die deutsche Kaiserkrone aus, wollte aber

außerdem Carneole, Chalcedone, Heliotrope, Topase. An Mineralquellen ist B. das reichste Land der Erde; die berühmtesten sind: das Karlsbad, Marienbad, Eger-Franzensbad, Teplitz, Seidschütz, Sedlitz, Püllna, Stecknitz, Sternberg, Tetschen, Mariaschein, Liebwerda, Gießhübel, Bilin u. s. w. – B. ist das industriellste Land der österr. Monarchie; seine Glas- und Spiegelfabrikation ist weltberühmt; die Leinenmanufaktur ist vorzüglich im Gebirge daheim und setzt 30000 Webstühle in Thätigkeit; die Wollenspinnerei hat über 60 größere Anstalten und die Wollenweberei liefert gute Mitteltuche. Baumwollenspinnereien zählt man über 100 mit 400000 Spindeln. Außerordentlich ist die Zuckerfabrikation aus Runkelrüben, es bestehen 104 Fabriken. Außerdem liefert die böhmische Industrie Seidewaaren, Lederwaaren, Papier, Stahlwaaren, Schießgewehre, Uhren, Flechtarbeiten etc. – Die Einwohnerzahl beträgt 4432474 in 286 Städten, 279 Märkten, 12072 Dörfern, 8920 Katastralgemeinden und 583320 Häusern. Fast 2/3 davon sind slavische Tschechen, die anderen Deutsche u. 74000 Juden. Der kathol. Kirche gehört die große Mehrzahl der Bewohner an; die Zahl der Protestanten beläuft sich auf nicht ganz 90000. – Die musikalische Anlage der Böhmen ist weltbekannt, sie sind überhaupt ein aufgewecktes talentvolles Volk, dabei von kräftigem Körperbau. – Seit 1849 ist B. in 7 Kreise getheilt: Prager Kreis mit 8, Budweiser Kreis mit 9, Pardubitzer Kreis mit 11, Gitschiner Kreis mit 16, Böhmisch-Leippaer Kreis mit 10, Egerer Kreis mit 12, Pilsener Kreis mit 13 Bezirkshauptmannschaften. Prag ist eigener Bezirk unter der Kreisregierung. – B. hat ein Erzbisthum in Prag, 11 Bisthümer zu Leitmeritz, Königgrätz und Budweis; 1 Universität zu Prag, 4 theolog. Diöcesanlehranstalten, 22 Gymnasien, Gewerbe- und Realschulen in den bedeutenderen Städten, 3500 Elementarschulen. – Die Geschichte nennt als die ältesten Bewohner B.s die keltischen Bojer, von denen es Bojohemum, Böheim, B. genannt wurde; um Christi Gehurt wurden sie von den deutschen Markomannen Marobods verdrängt oder unterjocht, diese selbst aber begannen unter den Antoninen ihre Wanderungen und zur Zeit der großen Völkerwanderung nahmen die slavischen Tschechen das Land ein. Im 6. Jahrh. wurde B. von den Awaren abhängig; Samo befreite es und wurde Herzog von 627–62. Nach der Volkssage herrschte im 8. Jahrh. Kroch und seine Tochter Libussa, die fürstliche Zauberin, welche durch Przemysl die Ahnfrau der bis 1306 dauernden Dynastie wurde. Karl d. Gr. griff B. vergeblich an, ebenso Ludwig der Deutsche 849. Am Ende des 9. Jahrh. war B. ein Bestandtheil des großmährischen Reiches; um diese Zeit drang das Christenthum in B. ein; 894 ließ sich Herzog Borziwoy u. seine Gemahlin die hl. Ludmila mit 14 böhmischen Großen taufen und Wenzel I., der Heilige, ermordet 936, förderte das Christenthum mit Erfolg; Boleslaw II., der Fromme, aber stiftete 973 das Prager Bisthum. In diese Zeit fällt auch die Verbindung B. mit Deutschland, was zu vielen Kämpfen Veranlassung gab; 859 geschah durch die Herzoge zu Prag der erste Schritt. Brzetislaw I. (1037–55) vereinigte Mähren mit B., Wratislaw II. aber erhielt von Kaiser Heinrich IV. 1086 die Königskrone. Von dieser Zeit an nahmen die Herrscher B.s lebhaften Antheil an Kämpfen, welche Deutschland erschütterten und waren nebenher mit Polen und Ungarn vielfach im Kriege, während zugleich die großen Vasallen einen wechselvollen Streit mit der Krone fortsetzten. Dieser verhinderte es allein, daß B., der mächtigste slavische Staat, nicht der Kern eines großen östl. Reiches wurde. Erst Ottokar I. (1197 bis 1230) begründete das Erfolgerecht; sein Sohn Wenzel I. besiegte die eingefallenen Mongolen, bekriegte den Herzog von Oesterreich, Friedrich den Streitbaren, und bewirkte nach dessen Tode die Wahl seines Sohnes Ottokar zum Herzog von Oesterreich u. Steyermark. Dieser, Przemysl Ottokar II., besiegte den König Bela von Ungarn, erwarb Kärnthen. Krain und Friaul, schlug die deutsche Kaiserkrone aus, wollte aber

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außerdem Carneole, Chalcedone, Heliotrope, Topase. An Mineralquellen ist B. das reichste Land der Erde; die berühmtesten sind: das Karlsbad, Marienbad, Eger-Franzensbad, Teplitz, Seidschütz, Sedlitz, Püllna, Stecknitz, Sternberg, Tetschen, Mariaschein, Liebwerda, Gießhübel, Bilin u. s. w. &#x2013; B. ist das industriellste Land der österr. Monarchie; seine Glas- und Spiegelfabrikation ist weltberühmt; die Leinenmanufaktur ist vorzüglich im Gebirge daheim und setzt 30000 Webstühle in Thätigkeit; die Wollenspinnerei hat über 60 größere Anstalten und die Wollenweberei liefert gute Mitteltuche. Baumwollenspinnereien zählt man über 100 mit 400000 Spindeln. Außerordentlich ist die Zuckerfabrikation aus Runkelrüben, es bestehen 104 Fabriken. Außerdem liefert die böhmische Industrie Seidewaaren, Lederwaaren, Papier, Stahlwaaren, Schießgewehre, Uhren, Flechtarbeiten etc. &#x2013; Die Einwohnerzahl beträgt 4432474 in 286 Städten, 279 Märkten, 12072 Dörfern, 8920 Katastralgemeinden und 583320 Häusern. Fast <hi rendition="#sup">2</hi>/<hi rendition="#sub">3</hi> davon sind slavische Tschechen, die anderen Deutsche u. 74000 Juden. Der kathol. Kirche gehört die große Mehrzahl der Bewohner an; die Zahl der Protestanten beläuft sich auf nicht ganz 90000. &#x2013; Die musikalische Anlage der Böhmen ist weltbekannt, sie sind überhaupt ein aufgewecktes talentvolles Volk, dabei von kräftigem Körperbau. &#x2013; Seit 1849 ist B. in 7 Kreise getheilt: Prager Kreis mit 8, Budweiser Kreis mit 9, Pardubitzer Kreis mit 11, Gitschiner Kreis mit 16, Böhmisch-Leippaer Kreis mit 10, Egerer Kreis mit 12, Pilsener Kreis mit 13 Bezirkshauptmannschaften. Prag ist eigener Bezirk unter der Kreisregierung. &#x2013; B. hat ein Erzbisthum in Prag, 11 Bisthümer zu Leitmeritz, Königgrätz und Budweis; 1 Universität zu Prag, 4 theolog. Diöcesanlehranstalten, 22 Gymnasien, Gewerbe- und Realschulen in den bedeutenderen Städten, 3500 Elementarschulen. &#x2013; Die <hi rendition="#g">Geschichte</hi> nennt als die ältesten Bewohner B.s die keltischen Bojer, von denen es Bojohemum, Böheim, B. genannt wurde; um Christi Gehurt wurden sie von den deutschen Markomannen Marobods verdrängt oder unterjocht, diese selbst aber begannen unter den Antoninen ihre Wanderungen und zur Zeit der großen Völkerwanderung nahmen die slavischen Tschechen das Land ein. Im 6. Jahrh. wurde B. von den Awaren abhängig; Samo befreite es und wurde Herzog von 627&#x2013;62. Nach der Volkssage herrschte im 8. Jahrh. Kroch und seine Tochter Libussa, die fürstliche Zauberin, welche durch Przemysl die Ahnfrau der bis 1306 dauernden Dynastie wurde. Karl d. Gr. griff B. vergeblich an, ebenso Ludwig der Deutsche 849. Am Ende des 9. Jahrh. war B. ein Bestandtheil des großmährischen Reiches; um diese Zeit drang das Christenthum in B. ein; 894 ließ sich Herzog Borziwoy u. seine Gemahlin die hl. Ludmila mit 14 böhmischen Großen taufen und Wenzel I., der Heilige, ermordet 936, förderte das Christenthum mit Erfolg; Boleslaw II., der Fromme, aber stiftete 973 das Prager Bisthum. In diese Zeit fällt auch die Verbindung B. mit Deutschland, was zu vielen Kämpfen Veranlassung gab; 859 geschah durch die Herzoge zu Prag der erste Schritt. Brzetislaw I. (1037&#x2013;55) vereinigte Mähren mit B., Wratislaw II. aber erhielt von Kaiser Heinrich IV. 1086 die Königskrone. Von dieser Zeit an nahmen die Herrscher B.s lebhaften Antheil an Kämpfen, welche Deutschland erschütterten und waren nebenher mit Polen und Ungarn vielfach im Kriege, während zugleich die großen Vasallen einen wechselvollen Streit mit der Krone fortsetzten. Dieser verhinderte es allein, daß B., der mächtigste slavische Staat, nicht der Kern eines großen östl. Reiches wurde. Erst Ottokar I. (1197 bis 1230) begründete das Erfolgerecht; sein Sohn Wenzel I. besiegte die eingefallenen Mongolen, bekriegte den Herzog von Oesterreich, Friedrich den Streitbaren, und bewirkte nach dessen Tode die Wahl seines Sohnes Ottokar zum Herzog von Oesterreich u. Steyermark. Dieser, Przemysl Ottokar II., besiegte den König Bela von Ungarn, erwarb Kärnthen. Krain und Friaul, schlug die deutsche Kaiserkrone aus, wollte aber
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[586/0587] außerdem Carneole, Chalcedone, Heliotrope, Topase. An Mineralquellen ist B. das reichste Land der Erde; die berühmtesten sind: das Karlsbad, Marienbad, Eger-Franzensbad, Teplitz, Seidschütz, Sedlitz, Püllna, Stecknitz, Sternberg, Tetschen, Mariaschein, Liebwerda, Gießhübel, Bilin u. s. w. – B. ist das industriellste Land der österr. Monarchie; seine Glas- und Spiegelfabrikation ist weltberühmt; die Leinenmanufaktur ist vorzüglich im Gebirge daheim und setzt 30000 Webstühle in Thätigkeit; die Wollenspinnerei hat über 60 größere Anstalten und die Wollenweberei liefert gute Mitteltuche. Baumwollenspinnereien zählt man über 100 mit 400000 Spindeln. Außerordentlich ist die Zuckerfabrikation aus Runkelrüben, es bestehen 104 Fabriken. Außerdem liefert die böhmische Industrie Seidewaaren, Lederwaaren, Papier, Stahlwaaren, Schießgewehre, Uhren, Flechtarbeiten etc. – Die Einwohnerzahl beträgt 4432474 in 286 Städten, 279 Märkten, 12072 Dörfern, 8920 Katastralgemeinden und 583320 Häusern. Fast 2/3 davon sind slavische Tschechen, die anderen Deutsche u. 74000 Juden. Der kathol. Kirche gehört die große Mehrzahl der Bewohner an; die Zahl der Protestanten beläuft sich auf nicht ganz 90000. – Die musikalische Anlage der Böhmen ist weltbekannt, sie sind überhaupt ein aufgewecktes talentvolles Volk, dabei von kräftigem Körperbau. – Seit 1849 ist B. in 7 Kreise getheilt: Prager Kreis mit 8, Budweiser Kreis mit 9, Pardubitzer Kreis mit 11, Gitschiner Kreis mit 16, Böhmisch-Leippaer Kreis mit 10, Egerer Kreis mit 12, Pilsener Kreis mit 13 Bezirkshauptmannschaften. Prag ist eigener Bezirk unter der Kreisregierung. – B. hat ein Erzbisthum in Prag, 11 Bisthümer zu Leitmeritz, Königgrätz und Budweis; 1 Universität zu Prag, 4 theolog. Diöcesanlehranstalten, 22 Gymnasien, Gewerbe- und Realschulen in den bedeutenderen Städten, 3500 Elementarschulen. – Die Geschichte nennt als die ältesten Bewohner B.s die keltischen Bojer, von denen es Bojohemum, Böheim, B. genannt wurde; um Christi Gehurt wurden sie von den deutschen Markomannen Marobods verdrängt oder unterjocht, diese selbst aber begannen unter den Antoninen ihre Wanderungen und zur Zeit der großen Völkerwanderung nahmen die slavischen Tschechen das Land ein. Im 6. Jahrh. wurde B. von den Awaren abhängig; Samo befreite es und wurde Herzog von 627–62. Nach der Volkssage herrschte im 8. Jahrh. Kroch und seine Tochter Libussa, die fürstliche Zauberin, welche durch Przemysl die Ahnfrau der bis 1306 dauernden Dynastie wurde. Karl d. Gr. griff B. vergeblich an, ebenso Ludwig der Deutsche 849. Am Ende des 9. Jahrh. war B. ein Bestandtheil des großmährischen Reiches; um diese Zeit drang das Christenthum in B. ein; 894 ließ sich Herzog Borziwoy u. seine Gemahlin die hl. Ludmila mit 14 böhmischen Großen taufen und Wenzel I., der Heilige, ermordet 936, förderte das Christenthum mit Erfolg; Boleslaw II., der Fromme, aber stiftete 973 das Prager Bisthum. In diese Zeit fällt auch die Verbindung B. mit Deutschland, was zu vielen Kämpfen Veranlassung gab; 859 geschah durch die Herzoge zu Prag der erste Schritt. Brzetislaw I. (1037–55) vereinigte Mähren mit B., Wratislaw II. aber erhielt von Kaiser Heinrich IV. 1086 die Königskrone. Von dieser Zeit an nahmen die Herrscher B.s lebhaften Antheil an Kämpfen, welche Deutschland erschütterten und waren nebenher mit Polen und Ungarn vielfach im Kriege, während zugleich die großen Vasallen einen wechselvollen Streit mit der Krone fortsetzten. Dieser verhinderte es allein, daß B., der mächtigste slavische Staat, nicht der Kern eines großen östl. Reiches wurde. Erst Ottokar I. (1197 bis 1230) begründete das Erfolgerecht; sein Sohn Wenzel I. besiegte die eingefallenen Mongolen, bekriegte den Herzog von Oesterreich, Friedrich den Streitbaren, und bewirkte nach dessen Tode die Wahl seines Sohnes Ottokar zum Herzog von Oesterreich u. Steyermark. Dieser, Przemysl Ottokar II., besiegte den König Bela von Ungarn, erwarb Kärnthen. Krain und Friaul, schlug die deutsche Kaiserkrone aus, wollte aber

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/587>, abgerufen am 22.11.2024.