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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Hoher Arber 4654'; im Süden: Dreißelberg 3800', Plöckenstein 4176', Blansker Wald 3357'; im nördl. Theile die Herrenhaide 2580'. Die wichtigsten Pässe sind: der Frauenberger zwischen Pilsen und Nürnberg; der Waldmünchener zwischen Pilsen und Regensburg; der Neumarkter zwischen Klattau und Regensburg; der Eisensteiner zwischen Klattau u. Passau; der von Eger nach Wunsiedel; der von Plan nach Nürnberg. Das Gebirge hat viele Glashütten und Eisenbergwerke; die Waldungen beherbergen noch den Luchs; vielleicht auch noch einen vereinsamten Wolf oder Bären. Die Einw. sind meistens Deutsche von kräftigem Schlage; vor Zeiten war das Gebirge als Aufenthalt von Räubern berüchtigt.


Böhmische Brüder und mährische Brüder nannten sich Hussens Anhänger, welche die Prager Compactaten (vgl. Baslerconcil) nicht annahmen. 1450 vereinigten sich die Reste der Taboriten zu einer neuen Gesellschaft als "unitas fratrum", nannten sich "fratres legis Christi" oder "Brüder", zogen 1457 nach Lieticz an der schlesisch-mährischen Gränze, das ihnen König Podiebrad zur freien Gottesverehrung einräumte u. zu ihnen calixtin. Pastoren, voran Mich. Bradatsch. 1460 mußte Poliebrad den politischen Verhältnissen nachgeben, die "Pikkarden", wie die b. B. von ihren Gegnern genannt wurden, aus Mähren verweisen und dadurch wurden dieselben zu jamnjci d. h. Höhlenbewohnern oder "Grubenheimern". Sie erhielten sich trotz strenger Gesetze u. Verfolgungen, wurden 1467 durch Priestermangel veranlaßt, drei Männer durchs Loos zu Religionsdienern zu wählen, welche der Waldenserbischof Stephan durch Handauflegen zu Bischöfen ordinirte und gediehen nach Podiebrads 1471 erfolgtem Tode. so, daß sie um 1500 unter Begünstigung vieler Gutsbesitzer in Böhmen u. Mähren 200 Bethäuser besaßen. 1504, 1507 und 1508 vertheidigten sie sich gegenüber der Obrigkeit durch Schutzschriften, und unterließen nicht, 1522 eine Glückwünschungsgesandtschaft an Luther zu senden, eine Vereinigung mit seinen Anhängern kam jedoch trotz einiger Versuche nicht zu Stande. Weil die b. B. Kriegshilfe gegen den Schmalkalderbund verweigert, verfolgte sie König Ferdinand bis zu seinem Tode 1564. Viele zogen nach Polen, wo 1570 der Vergleich zu Sandomir und noch mehr 1572 der Dissidentenfriede ihnen Duldung gewährleistete. Andere gingen nach Preußen und von da, weil nach Herzog Albrechts Tod die Lutheraner sie mit Gewalt für sich gewinnen wollten, nach Böhmen und Mähren zurück, wo Fulnek ihr Hauptsitz wurde. Unter Kaiser Max II. theilten sie mit den Protestanten die allgemeine Duldung und nach 1609 erhielten sie in Folge des Majestätsbriefes Rudolfs II. zu Prag denselben Tempel, worin einst Huß gepredigt. Aber 1620 mußten die b. B. mit Lutheranern und Calvinisten auswandern, zerstreuten sich in alle protest. Länder und verschmolzen hier, wie schon früher in Polen, mit den verschiedenen Religionspartheien. Amos Comenius, der letzte Bischof und Geschichtschreiber der Bruderunität (der Verfasser der "janua linguarum reserata") floh nach Amsterdam. In Dresden, Zittau u. a. Orten sammelten sich Gemeinden b. B. Comenius ordinirte 1662 seinen Eidam zu ihrem Bischof, dieser 1699 seinen Sohn Jablonsky, dieser aber diejenigen Mitglieder, welche nach Herrnhut gekommen. 1721 und 1722 holte Christian David den Ueberrest der Bruderunität aus Mähren fast ganz nach Berthelsdorf ab und die letzten, welche keine Herrnhuter oder "evangelischen Brüder" werden wollten, zwang das Toleranzedikt Josephs II. 1781 sich der augsburg. oder helvet. Confession anzuschließen. In den Herrnhutern leben die b. B. fort; sie unterscheiden sich von den Lutheranern zumeist nur durch ihre Ansicht vom Abendmahl, hinsichtlich des Lebens durch löbliche Ordnung u. strenge Zucht. Die Ordnung trennte das Volk, die Hörer (anfangende, fortschreitende, vollkommene) von den Ministern (Akoluthen, Priester, Bischöfe); die Aeltesten der Gemeinde waren Sittenrichter, Almosenpfleger, Aedilen u. s. w.; die Zucht wurde durch streng vorgeschriebene Hausordnungen und Strafen erstrebt, insbesondere

Hoher Arber 4654'; im Süden: Dreißelberg 3800', Plöckenstein 4176', Blansker Wald 3357'; im nördl. Theile die Herrenhaide 2580'. Die wichtigsten Pässe sind: der Frauenberger zwischen Pilsen und Nürnberg; der Waldmünchener zwischen Pilsen und Regensburg; der Neumarkter zwischen Klattau und Regensburg; der Eisensteiner zwischen Klattau u. Passau; der von Eger nach Wunsiedel; der von Plan nach Nürnberg. Das Gebirge hat viele Glashütten und Eisenbergwerke; die Waldungen beherbergen noch den Luchs; vielleicht auch noch einen vereinsamten Wolf oder Bären. Die Einw. sind meistens Deutsche von kräftigem Schlage; vor Zeiten war das Gebirge als Aufenthalt von Räubern berüchtigt.


Böhmische Brüder und mährische Brüder nannten sich Hussens Anhänger, welche die Prager Compactaten (vgl. Baslerconcil) nicht annahmen. 1450 vereinigten sich die Reste der Taboriten zu einer neuen Gesellschaft als „unitas fratrum“, nannten sich „fratres legis Christi“ oder „Brüder“, zogen 1457 nach Lieticz an der schlesisch-mährischen Gränze, das ihnen König Podiebrad zur freien Gottesverehrung einräumte u. zu ihnen calixtin. Pastoren, voran Mich. Bradatsch. 1460 mußte Poliebrad den politischen Verhältnissen nachgeben, die „Pikkarden“, wie die b. B. von ihren Gegnern genannt wurden, aus Mähren verweisen und dadurch wurden dieselben zu jamnjci d. h. Höhlenbewohnern oder „Grubenheimern“. Sie erhielten sich trotz strenger Gesetze u. Verfolgungen, wurden 1467 durch Priestermangel veranlaßt, drei Männer durchs Loos zu Religionsdienern zu wählen, welche der Waldenserbischof Stephan durch Handauflegen zu Bischöfen ordinirte und gediehen nach Podiebrads 1471 erfolgtem Tode. so, daß sie um 1500 unter Begünstigung vieler Gutsbesitzer in Böhmen u. Mähren 200 Bethäuser besaßen. 1504, 1507 und 1508 vertheidigten sie sich gegenüber der Obrigkeit durch Schutzschriften, und unterließen nicht, 1522 eine Glückwünschungsgesandtschaft an Luther zu senden, eine Vereinigung mit seinen Anhängern kam jedoch trotz einiger Versuche nicht zu Stande. Weil die b. B. Kriegshilfe gegen den Schmalkalderbund verweigert, verfolgte sie König Ferdinand bis zu seinem Tode 1564. Viele zogen nach Polen, wo 1570 der Vergleich zu Sandomir und noch mehr 1572 der Dissidentenfriede ihnen Duldung gewährleistete. Andere gingen nach Preußen und von da, weil nach Herzog Albrechts Tod die Lutheraner sie mit Gewalt für sich gewinnen wollten, nach Böhmen und Mähren zurück, wo Fulnek ihr Hauptsitz wurde. Unter Kaiser Max II. theilten sie mit den Protestanten die allgemeine Duldung und nach 1609 erhielten sie in Folge des Majestätsbriefes Rudolfs II. zu Prag denselben Tempel, worin einst Huß gepredigt. Aber 1620 mußten die b. B. mit Lutheranern und Calvinisten auswandern, zerstreuten sich in alle protest. Länder und verschmolzen hier, wie schon früher in Polen, mit den verschiedenen Religionspartheien. Amos Comenius, der letzte Bischof und Geschichtschreiber der Bruderunität (der Verfasser der „janua linguarum reserata“) floh nach Amsterdam. In Dresden, Zittau u. a. Orten sammelten sich Gemeinden b. B. Comenius ordinirte 1662 seinen Eidam zu ihrem Bischof, dieser 1699 seinen Sohn Jablonsky, dieser aber diejenigen Mitglieder, welche nach Herrnhut gekommen. 1721 und 1722 holte Christian David den Ueberrest der Bruderunität aus Mähren fast ganz nach Berthelsdorf ab und die letzten, welche keine Herrnhuter oder „evangelischen Brüder“ werden wollten, zwang das Toleranzedikt Josephs II. 1781 sich der augsburg. oder helvet. Confession anzuschließen. In den Herrnhutern leben die b. B. fort; sie unterscheiden sich von den Lutheranern zumeist nur durch ihre Ansicht vom Abendmahl, hinsichtlich des Lebens durch löbliche Ordnung u. strenge Zucht. Die Ordnung trennte das Volk, die Hörer (anfangende, fortschreitende, vollkommene) von den Ministern (Akoluthen, Priester, Bischöfe); die Aeltesten der Gemeinde waren Sittenrichter, Almosenpfleger, Aedilen u. s. w.; die Zucht wurde durch streng vorgeschriebene Hausordnungen und Strafen erstrebt, insbesondere

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[589/0590] Hoher Arber 4654'; im Süden: Dreißelberg 3800', Plöckenstein 4176', Blansker Wald 3357'; im nördl. Theile die Herrenhaide 2580'. Die wichtigsten Pässe sind: der Frauenberger zwischen Pilsen und Nürnberg; der Waldmünchener zwischen Pilsen und Regensburg; der Neumarkter zwischen Klattau und Regensburg; der Eisensteiner zwischen Klattau u. Passau; der von Eger nach Wunsiedel; der von Plan nach Nürnberg. Das Gebirge hat viele Glashütten und Eisenbergwerke; die Waldungen beherbergen noch den Luchs; vielleicht auch noch einen vereinsamten Wolf oder Bären. Die Einw. sind meistens Deutsche von kräftigem Schlage; vor Zeiten war das Gebirge als Aufenthalt von Räubern berüchtigt. Böhmische Brüder und mährische Brüder nannten sich Hussens Anhänger, welche die Prager Compactaten (vgl. Baslerconcil) nicht annahmen. 1450 vereinigten sich die Reste der Taboriten zu einer neuen Gesellschaft als „unitas fratrum“, nannten sich „fratres legis Christi“ oder „Brüder“, zogen 1457 nach Lieticz an der schlesisch-mährischen Gränze, das ihnen König Podiebrad zur freien Gottesverehrung einräumte u. zu ihnen calixtin. Pastoren, voran Mich. Bradatsch. 1460 mußte Poliebrad den politischen Verhältnissen nachgeben, die „Pikkarden“, wie die b. B. von ihren Gegnern genannt wurden, aus Mähren verweisen und dadurch wurden dieselben zu jamnjci d. h. Höhlenbewohnern oder „Grubenheimern“. Sie erhielten sich trotz strenger Gesetze u. Verfolgungen, wurden 1467 durch Priestermangel veranlaßt, drei Männer durchs Loos zu Religionsdienern zu wählen, welche der Waldenserbischof Stephan durch Handauflegen zu Bischöfen ordinirte und gediehen nach Podiebrads 1471 erfolgtem Tode. so, daß sie um 1500 unter Begünstigung vieler Gutsbesitzer in Böhmen u. Mähren 200 Bethäuser besaßen. 1504, 1507 und 1508 vertheidigten sie sich gegenüber der Obrigkeit durch Schutzschriften, und unterließen nicht, 1522 eine Glückwünschungsgesandtschaft an Luther zu senden, eine Vereinigung mit seinen Anhängern kam jedoch trotz einiger Versuche nicht zu Stande. Weil die b. B. Kriegshilfe gegen den Schmalkalderbund verweigert, verfolgte sie König Ferdinand bis zu seinem Tode 1564. Viele zogen nach Polen, wo 1570 der Vergleich zu Sandomir und noch mehr 1572 der Dissidentenfriede ihnen Duldung gewährleistete. Andere gingen nach Preußen und von da, weil nach Herzog Albrechts Tod die Lutheraner sie mit Gewalt für sich gewinnen wollten, nach Böhmen und Mähren zurück, wo Fulnek ihr Hauptsitz wurde. Unter Kaiser Max II. theilten sie mit den Protestanten die allgemeine Duldung und nach 1609 erhielten sie in Folge des Majestätsbriefes Rudolfs II. zu Prag denselben Tempel, worin einst Huß gepredigt. Aber 1620 mußten die b. B. mit Lutheranern und Calvinisten auswandern, zerstreuten sich in alle protest. Länder und verschmolzen hier, wie schon früher in Polen, mit den verschiedenen Religionspartheien. Amos Comenius, der letzte Bischof und Geschichtschreiber der Bruderunität (der Verfasser der „janua linguarum reserata“) floh nach Amsterdam. In Dresden, Zittau u. a. Orten sammelten sich Gemeinden b. B. Comenius ordinirte 1662 seinen Eidam zu ihrem Bischof, dieser 1699 seinen Sohn Jablonsky, dieser aber diejenigen Mitglieder, welche nach Herrnhut gekommen. 1721 und 1722 holte Christian David den Ueberrest der Bruderunität aus Mähren fast ganz nach Berthelsdorf ab und die letzten, welche keine Herrnhuter oder „evangelischen Brüder“ werden wollten, zwang das Toleranzedikt Josephs II. 1781 sich der augsburg. oder helvet. Confession anzuschließen. In den Herrnhutern leben die b. B. fort; sie unterscheiden sich von den Lutheranern zumeist nur durch ihre Ansicht vom Abendmahl, hinsichtlich des Lebens durch löbliche Ordnung u. strenge Zucht. Die Ordnung trennte das Volk, die Hörer (anfangende, fortschreitende, vollkommene) von den Ministern (Akoluthen, Priester, Bischöfe); die Aeltesten der Gemeinde waren Sittenrichter, Almosenpfleger, Aedilen u. s. w.; die Zucht wurde durch streng vorgeschriebene Hausordnungen und Strafen erstrebt, insbesondere

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/590>, abgerufen am 26.06.2024.