Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

Bild:
<< vorherige Seite

den Erzen in fester Gestalt in ein anderes Mineral eingewachsen.


Derbend, Derbent, russ. Stadt und Festung in Daghestan, an der Westküste des kaspischen Meeres, mit 7000 E., Hafen und starkem Handelsverkehre. D. ist seit 1806 russ., indem Persien diesen Schlüssel Asiens (die alten portae Albanae, der wichtigste Paß des Kaukasus) unbegreiflich vernachläßigte.


Derbent, türk., Paß, Straße; Straßenhaus mit einer Wache gegen Räuber; diese Wachposten heißen D.schilen.


Derbet, Stamm der Kalmücken, an der Wolga auf der östl. Seite, 25000 Köpfe stark.


Derby , Grafschaft im nördl. England, 482/3 #M. groß, mit 265000 E., ist fruchtbar an Getreide, hat treffliche Viehzucht und Bergwerke auf Eisen, Blei, Kupfer und Porzellanerde; die sehr bedeutende Industrie liefert Seiden-, Baumwollen-, Silber-, Gold-, Porzellan-, Eisenwaaren, Bleiweiß. Die Hauptstadt D. am Derwent, mit 44000 E., ist Hauptsitz der Industrie. - Von D. führt die Familie Stanley den Pairstitel.


Derby, Edward Geoffrey Smith Stanley, Graf von, früher Lord Stanley, geb. 29. März 1799, wurde 1820 in das Unterhaus gewählt, 1830 erster Secretär für Irland, später Colonialminister und spielte eine Rolle in dem großen Kampfe für Greys Reformbill; wegen der Frage über das irische Kirchenvermögen verließ er die Partei der Whigs und nahm unter Peel 1841 das Colonialsecretariat an, trennte sich aber später wegen der Freihandelsfrage auch von Peel und wurde Führer der Protectionisten, d. h. derjenigen Partei, welche das Interesse des Landbaus gegen die Patrone des Handels und der Industrie vertheidigt. Man kann jedoch nicht sagen, daß er bisher etwas ausgerichtet hat; die Freihandelspartei gewann durch Peel das Feld und wird es nöthigen Falls mit Gewalt behaupten, der Torysmus aber hat durch die Reformbill und die Aufhebung der Korngesetze die äußere Macht verloren und seitdem England für die Revolutionäre aller Länder Partei nimmt, klingt es wie Spott, wenn eine engl. Partei von dem Festhalten an alten Rechten spricht. D.s Ministerium, das er am 28. Febr. 1852 bildete, dauerte kaum bis zu Ende des Jahres und machte dem Coalitionsministerium Aberdeen-Russel-Palmerston Platz, zum Beweise, daß die alten Parteien der Whigs und Torys nur mehr dem Namen nach bestehen.


Derecse, ungar. Flecken im Biharer Comitat, mit 5400 E., Gartenbau, Saflor; in der Nähe 4 Sodaseen, die im Sommer austrocknen, wo dann die Erde ausgelaugt wird; ein 5. See wird als Heilbad benutzt; schöne Perlenmuscheln.


Derelictio, schlechthin Aufgeben eines Rechtes, ohne dasselbe an andere zu übertragen, z. B. des Eigenthums, wodurch die Sache herrenlos wird; der Servituten u. der Emphyteuse. Derelinquiren, verlassen, aufgeben; Derelicta, verlassene, aufgegebene Sachen.


Derenburg, preuß. Stadt, unweit Halberstadt, an der Holzemme, mit 2500 E., Landbau, Handel mit Wolle, Leder, Hopfen.


Dereser, Thaddäus Anton, wurde geb. 1757 zu Fahr in Franken, 1780 Priester, Professor in Heidelberg, Bonn, 1791 zu Straßburg Prof. der Bibelexegese und oriental. Sprachen, zugleich Superior des Seminars und Domprediger. Er gehörte der josephin. Richtung an, ward 1793 eingekerkert, weil er das Priesterthum nicht abschwor und nur Robespierres Sturz bewahrte ihn vor der Guillotine. Seit 1797 lehrte er abermals in Heidelberg, setzte D. Brentanos (s. d. A.) Bibelübersetzung fort, kam 1807 mit der theolog. Facultät nach Freiburg i. B., 1810 als Stadtpfarrer nach Karlsruhe, sollte wegen seiner Trauerrede auf Karl Friedrich 1811 als Lyzeumslehrer nach Konstanz versetzt werden, ging jedoch als Prof. der Theologie und Regens des bischöfl. Seminars nach Luzern. Wegen seiner Richtung von der Kantonsregierung abgesetzt, kam er 1815 als Prof. der Theologie und Philosophie nach Breslau, auch hier mit geistlichen und weltlichen Obern vielfach in Mißhelligkeiten und st. daselbst 1827 als Domcapitular. D. war ein guter Kanzelredner; von 31 Schriften offenbarte

den Erzen in fester Gestalt in ein anderes Mineral eingewachsen.


Derbend, Derbent, russ. Stadt und Festung in Daghestan, an der Westküste des kaspischen Meeres, mit 7000 E., Hafen und starkem Handelsverkehre. D. ist seit 1806 russ., indem Persien diesen Schlüssel Asiens (die alten portae Albanae, der wichtigste Paß des Kaukasus) unbegreiflich vernachläßigte.


Derbent, türk., Paß, Straße; Straßenhaus mit einer Wache gegen Räuber; diese Wachposten heißen D.schilen.


Derbet, Stamm der Kalmücken, an der Wolga auf der östl. Seite, 25000 Köpfe stark.


Derby , Grafschaft im nördl. England, 482/3 □M. groß, mit 265000 E., ist fruchtbar an Getreide, hat treffliche Viehzucht und Bergwerke auf Eisen, Blei, Kupfer und Porzellanerde; die sehr bedeutende Industrie liefert Seiden-, Baumwollen-, Silber-, Gold-, Porzellan-, Eisenwaaren, Bleiweiß. Die Hauptstadt D. am Derwent, mit 44000 E., ist Hauptsitz der Industrie. – Von D. führt die Familie Stanley den Pairstitel.


Derby, Edward Geoffrey Smith Stanley, Graf von, früher Lord Stanley, geb. 29. März 1799, wurde 1820 in das Unterhaus gewählt, 1830 erster Secretär für Irland, später Colonialminister und spielte eine Rolle in dem großen Kampfe für Greys Reformbill; wegen der Frage über das irische Kirchenvermögen verließ er die Partei der Whigs und nahm unter Peel 1841 das Colonialsecretariat an, trennte sich aber später wegen der Freihandelsfrage auch von Peel und wurde Führer der Protectionisten, d. h. derjenigen Partei, welche das Interesse des Landbaus gegen die Patrone des Handels und der Industrie vertheidigt. Man kann jedoch nicht sagen, daß er bisher etwas ausgerichtet hat; die Freihandelspartei gewann durch Peel das Feld und wird es nöthigen Falls mit Gewalt behaupten, der Torysmus aber hat durch die Reformbill und die Aufhebung der Korngesetze die äußere Macht verloren und seitdem England für die Revolutionäre aller Länder Partei nimmt, klingt es wie Spott, wenn eine engl. Partei von dem Festhalten an alten Rechten spricht. D.s Ministerium, das er am 28. Febr. 1852 bildete, dauerte kaum bis zu Ende des Jahres und machte dem Coalitionsministerium Aberdeen-Russel-Palmerston Platz, zum Beweise, daß die alten Parteien der Whigs und Torys nur mehr dem Namen nach bestehen.


Derecse, ungar. Flecken im Biharer Comitat, mit 5400 E., Gartenbau, Saflor; in der Nähe 4 Sodaseen, die im Sommer austrocknen, wo dann die Erde ausgelaugt wird; ein 5. See wird als Heilbad benutzt; schöne Perlenmuscheln.


Derelictio, schlechthin Aufgeben eines Rechtes, ohne dasselbe an andere zu übertragen, z. B. des Eigenthums, wodurch die Sache herrenlos wird; der Servituten u. der Emphyteuse. Derelinquiren, verlassen, aufgeben; Derelicta, verlassene, aufgegebene Sachen.


Derenburg, preuß. Stadt, unweit Halberstadt, an der Holzemme, mit 2500 E., Landbau, Handel mit Wolle, Leder, Hopfen.


Dereser, Thaddäus Anton, wurde geb. 1757 zu Fahr in Franken, 1780 Priester, Professor in Heidelberg, Bonn, 1791 zu Straßburg Prof. der Bibelexegese und oriental. Sprachen, zugleich Superior des Seminars und Domprediger. Er gehörte der josephin. Richtung an, ward 1793 eingekerkert, weil er das Priesterthum nicht abschwor und nur Robespierres Sturz bewahrte ihn vor der Guillotine. Seit 1797 lehrte er abermals in Heidelberg, setzte D. Brentanos (s. d. A.) Bibelübersetzung fort, kam 1807 mit der theolog. Facultät nach Freiburg i. B., 1810 als Stadtpfarrer nach Karlsruhe, sollte wegen seiner Trauerrede auf Karl Friedrich 1811 als Lyzeumslehrer nach Konstanz versetzt werden, ging jedoch als Prof. der Theologie und Regens des bischöfl. Seminars nach Luzern. Wegen seiner Richtung von der Kantonsregierung abgesetzt, kam er 1815 als Prof. der Theologie und Philosophie nach Breslau, auch hier mit geistlichen und weltlichen Obern vielfach in Mißhelligkeiten und st. daselbst 1827 als Domcapitular. D. war ein guter Kanzelredner; von 31 Schriften offenbarte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0330" n="329"/>
den Erzen in fester Gestalt in ein anderes Mineral eingewachsen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Derbend</hi>, Derbent, russ. Stadt und Festung in Daghestan, an der Westküste des kaspischen Meeres, mit 7000 E., Hafen und starkem Handelsverkehre. D. ist seit 1806 russ., indem Persien diesen Schlüssel Asiens (die alten <hi rendition="#i">portae Albanae</hi>, der wichtigste Paß des Kaukasus) unbegreiflich vernachläßigte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Derbent</hi>, türk., Paß, Straße; Straßenhaus mit einer Wache gegen Räuber; diese Wachposten heißen D.schilen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Derbet</hi>, Stamm der Kalmücken, an der Wolga auf der östl. Seite, 25000 Köpfe stark.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Derby</hi> , Grafschaft im nördl. England, 48<hi rendition="#sup">2</hi>/<hi rendition="#sub">3</hi> &#x25A1;M. groß, mit 265000 E., ist fruchtbar an Getreide, hat treffliche Viehzucht und Bergwerke auf Eisen, Blei, Kupfer und Porzellanerde; die sehr bedeutende Industrie liefert Seiden-, Baumwollen-, Silber-, Gold-, Porzellan-, Eisenwaaren, Bleiweiß. Die Hauptstadt D. am Derwent, mit 44000 E., ist Hauptsitz der Industrie. &#x2013; Von D. führt die Familie Stanley den Pairstitel.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Derby</hi>, Edward Geoffrey Smith Stanley, Graf von, früher Lord Stanley, geb. 29. März 1799, wurde 1820 in das Unterhaus gewählt, 1830 erster Secretär für Irland, später Colonialminister und spielte eine Rolle in dem großen Kampfe für Greys Reformbill; wegen der Frage über das irische Kirchenvermögen verließ er die Partei der Whigs und nahm unter Peel 1841 das Colonialsecretariat an, trennte sich aber später wegen der Freihandelsfrage auch von Peel und wurde Führer der Protectionisten, d. h. derjenigen Partei, welche das Interesse des Landbaus gegen die Patrone des Handels und der Industrie vertheidigt. Man kann jedoch nicht sagen, daß er bisher etwas ausgerichtet hat; die Freihandelspartei gewann durch Peel das Feld und wird es nöthigen Falls mit Gewalt behaupten, der Torysmus aber hat durch die Reformbill und die Aufhebung der Korngesetze die äußere Macht verloren und seitdem England für die Revolutionäre aller Länder Partei nimmt, klingt es wie Spott, wenn eine engl. Partei von dem Festhalten an alten Rechten spricht. D.s Ministerium, das er am 28. Febr. 1852 bildete, dauerte kaum bis zu Ende des Jahres und machte dem Coalitionsministerium Aberdeen-Russel-Palmerston Platz, zum Beweise, daß die alten Parteien der Whigs und Torys nur mehr dem Namen nach bestehen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Derecse</hi>, ungar. Flecken im Biharer Comitat, mit 5400 E., Gartenbau, Saflor; in der Nähe 4 Sodaseen, die im Sommer austrocknen, wo dann die Erde ausgelaugt wird; ein 5. See wird als Heilbad benutzt; schöne Perlenmuscheln.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Derelictio</hi>, schlechthin Aufgeben eines Rechtes, ohne dasselbe an andere zu übertragen, z. B. des Eigenthums, wodurch die Sache herrenlos wird; der Servituten u. der Emphyteuse. <hi rendition="#g">Derelinquiren</hi>, verlassen, aufgeben; <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Derelicta</hi></hi>, verlassene, aufgegebene Sachen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Derenburg</hi>, preuß. Stadt, unweit Halberstadt, an der Holzemme, mit 2500 E., Landbau, Handel mit Wolle, Leder, Hopfen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Dereser</hi>, Thaddäus Anton, wurde geb. 1757 zu Fahr in Franken, 1780 Priester, Professor in Heidelberg, Bonn, 1791 zu Straßburg Prof. der Bibelexegese und oriental. Sprachen, zugleich Superior des Seminars und Domprediger. Er gehörte der josephin. Richtung an, ward 1793 eingekerkert, weil er das Priesterthum nicht abschwor und nur Robespierres Sturz bewahrte ihn vor der Guillotine. Seit 1797 lehrte er abermals in Heidelberg, setzte D. Brentanos (s. d. A.) Bibelübersetzung fort, kam 1807 mit der theolog. Facultät nach Freiburg i. B., 1810 als Stadtpfarrer nach Karlsruhe, sollte wegen seiner Trauerrede auf Karl Friedrich 1811 als Lyzeumslehrer nach Konstanz versetzt werden, ging jedoch als Prof. der Theologie und Regens des bischöfl. Seminars nach Luzern. Wegen seiner Richtung von der Kantonsregierung abgesetzt, kam er 1815 als Prof. der Theologie und Philosophie nach Breslau, auch hier mit geistlichen und weltlichen Obern vielfach in Mißhelligkeiten und st. daselbst 1827 als Domcapitular. D. war ein guter Kanzelredner; von 31 Schriften offenbarte
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0330] den Erzen in fester Gestalt in ein anderes Mineral eingewachsen. Derbend, Derbent, russ. Stadt und Festung in Daghestan, an der Westküste des kaspischen Meeres, mit 7000 E., Hafen und starkem Handelsverkehre. D. ist seit 1806 russ., indem Persien diesen Schlüssel Asiens (die alten portae Albanae, der wichtigste Paß des Kaukasus) unbegreiflich vernachläßigte. Derbent, türk., Paß, Straße; Straßenhaus mit einer Wache gegen Räuber; diese Wachposten heißen D.schilen. Derbet, Stamm der Kalmücken, an der Wolga auf der östl. Seite, 25000 Köpfe stark. Derby , Grafschaft im nördl. England, 482/3 □M. groß, mit 265000 E., ist fruchtbar an Getreide, hat treffliche Viehzucht und Bergwerke auf Eisen, Blei, Kupfer und Porzellanerde; die sehr bedeutende Industrie liefert Seiden-, Baumwollen-, Silber-, Gold-, Porzellan-, Eisenwaaren, Bleiweiß. Die Hauptstadt D. am Derwent, mit 44000 E., ist Hauptsitz der Industrie. – Von D. führt die Familie Stanley den Pairstitel. Derby, Edward Geoffrey Smith Stanley, Graf von, früher Lord Stanley, geb. 29. März 1799, wurde 1820 in das Unterhaus gewählt, 1830 erster Secretär für Irland, später Colonialminister und spielte eine Rolle in dem großen Kampfe für Greys Reformbill; wegen der Frage über das irische Kirchenvermögen verließ er die Partei der Whigs und nahm unter Peel 1841 das Colonialsecretariat an, trennte sich aber später wegen der Freihandelsfrage auch von Peel und wurde Führer der Protectionisten, d. h. derjenigen Partei, welche das Interesse des Landbaus gegen die Patrone des Handels und der Industrie vertheidigt. Man kann jedoch nicht sagen, daß er bisher etwas ausgerichtet hat; die Freihandelspartei gewann durch Peel das Feld und wird es nöthigen Falls mit Gewalt behaupten, der Torysmus aber hat durch die Reformbill und die Aufhebung der Korngesetze die äußere Macht verloren und seitdem England für die Revolutionäre aller Länder Partei nimmt, klingt es wie Spott, wenn eine engl. Partei von dem Festhalten an alten Rechten spricht. D.s Ministerium, das er am 28. Febr. 1852 bildete, dauerte kaum bis zu Ende des Jahres und machte dem Coalitionsministerium Aberdeen-Russel-Palmerston Platz, zum Beweise, daß die alten Parteien der Whigs und Torys nur mehr dem Namen nach bestehen. Derecse, ungar. Flecken im Biharer Comitat, mit 5400 E., Gartenbau, Saflor; in der Nähe 4 Sodaseen, die im Sommer austrocknen, wo dann die Erde ausgelaugt wird; ein 5. See wird als Heilbad benutzt; schöne Perlenmuscheln. Derelictio, schlechthin Aufgeben eines Rechtes, ohne dasselbe an andere zu übertragen, z. B. des Eigenthums, wodurch die Sache herrenlos wird; der Servituten u. der Emphyteuse. Derelinquiren, verlassen, aufgeben; Derelicta, verlassene, aufgegebene Sachen. Derenburg, preuß. Stadt, unweit Halberstadt, an der Holzemme, mit 2500 E., Landbau, Handel mit Wolle, Leder, Hopfen. Dereser, Thaddäus Anton, wurde geb. 1757 zu Fahr in Franken, 1780 Priester, Professor in Heidelberg, Bonn, 1791 zu Straßburg Prof. der Bibelexegese und oriental. Sprachen, zugleich Superior des Seminars und Domprediger. Er gehörte der josephin. Richtung an, ward 1793 eingekerkert, weil er das Priesterthum nicht abschwor und nur Robespierres Sturz bewahrte ihn vor der Guillotine. Seit 1797 lehrte er abermals in Heidelberg, setzte D. Brentanos (s. d. A.) Bibelübersetzung fort, kam 1807 mit der theolog. Facultät nach Freiburg i. B., 1810 als Stadtpfarrer nach Karlsruhe, sollte wegen seiner Trauerrede auf Karl Friedrich 1811 als Lyzeumslehrer nach Konstanz versetzt werden, ging jedoch als Prof. der Theologie und Regens des bischöfl. Seminars nach Luzern. Wegen seiner Richtung von der Kantonsregierung abgesetzt, kam er 1815 als Prof. der Theologie und Philosophie nach Breslau, auch hier mit geistlichen und weltlichen Obern vielfach in Mißhelligkeiten und st. daselbst 1827 als Domcapitular. D. war ein guter Kanzelredner; von 31 Schriften offenbarte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T15:05:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T15:05:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/330
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/330>, abgerufen am 26.06.2024.