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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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Vermeidung von Zweideutigkeiten vorkommende D. wird durch 2 Punkte, puncta diaereseos, frz. trema, angedeutet, z. B. aeris, Zaire. In der Chirurgie D. die Trennung verwachsener Körpertheile zum Unterschied von Exäresis, Wegnahme.


Diät, griech., die Ordnung der Lebensweise hinsichtlich der Nahrungsmittel und Getränke, wie solche besonders bei Kranken nöthig ist. Im weitern Sinne umfaßt jedoch die D. die gesammte körperliche und geistige Lebensordnung, welche bei den verschiedenen Gesundheitsverhältnissen (nach Alter, Constitutionen, wechselnden äußeren Einflüssen, z. B. Jahreszeiten, Klimaten, gesellschaftlichen Verhältnissen, Stand, Beruf, Gewerbe, Zusammenleben mehrerer oder vieler Leute etc.) und in verschiedenen Krankheiten jeweils zuträglich und nöthig erachtet wird. Dies nennt man öfters auch diätetisches Regimen - umfaßt somit außer den Vorschriften in Bezug auf Art, Menge, Zeit der Aufnahme etc. der Nahrung und Getränke, auch die Lebenseinrichtung in Betreff der Bekleidung, Bewegung, des Schlafes, der Hautcultur, Sorge und Pflege für die übrigen körperlichen Verrichtungen, so wie die Regelung der psychischen Thätigkeit in Art, Maaß und Wechsel von Ruhe und Anstrengung, ja selbst der moralisch-religiösen Geistesrichtung. Ihr Zweck ist die regelmäßige Entwicklung und Erhaltung oder Wiederherstellung der körperlichen und geistigen Gesundheit. Der Werth und Einfluß dieser Anordnungen ist selbstverständlich. Die Lehre von diesen natürlichen u. gesundheitsgemäßen Lebenseinrichtungen, die Gesundheits-Kunde u. -Pflege heißt man Diätetik oder Hygiene. Diese ist die practische Seite der Physiologie, d. h. der Lehre von der Natur und den Erscheinungen des Lebens. Sie schöpft ihre Kenntnisse aus dieser Wissenschaft und der practischen Erfahrung, und bestellt den Arzt zum Gesundheitsrathgeber. Populär sind diese practischen Lebensregeln unter verschiedenen Benennungen: Gesundheitslehre, Hausarzt etc., selten aber in wissenschaftlich richtiger Weise bearbeitet worden. Das berühmteste dieser Belehrungsbücher ist Hufelands Makrobiotik, oder die Kunst alt zu werden, jetzt in 7. Aufl. erschienen; ebenso empfehlenswerth ist die Gesundheitslehre von Dr. L. Griesselich, Karlsr. 1844. - Daß diese Lebensgrundsätze noch lange nicht zureichend beherzigt werden, geht daraus hervor, daß gar vielfache durch naturgemäße Lebensordnung zu verhütende Krankheiten, wie die Scropheln, chronische Unterleibsstörungen etc. eher zu- als abnehmen, während man bei Nutzpflanzen und Hausthieren die zu deren Gedeihen passende natürliche Pflege sorgsam beachtet. - Die nützlichen Erfolge der homöopathischen u. Kaltwasser-Curen, besonders in chronischen Krankheiten, welche bei Belassen irriger Lebensweise den Bestrebungen der erfahrensten allopathischen Aerzte widerstanden, lassen sich zumeist auf die Beseitigung dieser Hemmnisse zurückführen. Es ermöglicht die Vereinfachung und naturentsprechende Ordnung der Lebensweise oft allein schon die Rückkehr des Körpers zu seinem Gesundheitszustande gerade so, wie die richtige Lebensweise auch den meisten Erkrankungen vorbeugt. - Zu weit gehen jedoch die sog. Naturärzte, welche in der D. das alleinige Heilverfahren erblicken und alle Arzneien verwerfen, und in Folge ihres nur oberflächlichen Naturverständnisses ebenso im andern Extreme gar vielen Kranken die Wiedergenesung vorenthalten. Am wichtigsten sind die diätetischen Vorschriften in den Krankheiten, ja deren Geringschätzung und Nichtbefolgung verhindert nicht selten bei der sonst richtigsten ärztlichen Behandlung die Heilung. Gewöhnlich beschränken sich die Fragen des Kranken und Anordnungen der Aerzte nur auf Nahrung und Getränke, während doch öfters auch die andern Seiten der Lebensweise auf die Gesundheit feindlich einwirken, oder deren umsichtige Regelung (auch des geistigen Lebens) die absolute Bedingung zur Genesung enthält. - Die erheblichsten D.fehler, die anstatt der schon nahen Heilung oft noch den tödtlichen Ausgang einer Krankheit verursachten, betreffen allerdings die Ernährungsweise, und es

Vermeidung von Zweideutigkeiten vorkommende D. wird durch 2 Punkte, puncta diaereseos, frz. tréma, angedeutet, z. B. aëris, Zaïre. In der Chirurgie D. die Trennung verwachsener Körpertheile zum Unterschied von Exäresis, Wegnahme.


Diät, griech., die Ordnung der Lebensweise hinsichtlich der Nahrungsmittel und Getränke, wie solche besonders bei Kranken nöthig ist. Im weitern Sinne umfaßt jedoch die D. die gesammte körperliche und geistige Lebensordnung, welche bei den verschiedenen Gesundheitsverhältnissen (nach Alter, Constitutionen, wechselnden äußeren Einflüssen, z. B. Jahreszeiten, Klimaten, gesellschaftlichen Verhältnissen, Stand, Beruf, Gewerbe, Zusammenleben mehrerer oder vieler Leute etc.) und in verschiedenen Krankheiten jeweils zuträglich und nöthig erachtet wird. Dies nennt man öfters auch diätetisches Regimen – umfaßt somit außer den Vorschriften in Bezug auf Art, Menge, Zeit der Aufnahme etc. der Nahrung und Getränke, auch die Lebenseinrichtung in Betreff der Bekleidung, Bewegung, des Schlafes, der Hautcultur, Sorge und Pflege für die übrigen körperlichen Verrichtungen, so wie die Regelung der psychischen Thätigkeit in Art, Maaß und Wechsel von Ruhe und Anstrengung, ja selbst der moralisch-religiösen Geistesrichtung. Ihr Zweck ist die regelmäßige Entwicklung und Erhaltung oder Wiederherstellung der körperlichen und geistigen Gesundheit. Der Werth und Einfluß dieser Anordnungen ist selbstverständlich. Die Lehre von diesen natürlichen u. gesundheitsgemäßen Lebenseinrichtungen, die Gesundheits-Kunde u. -Pflege heißt man Diätetik oder Hygiene. Diese ist die practische Seite der Physiologie, d. h. der Lehre von der Natur und den Erscheinungen des Lebens. Sie schöpft ihre Kenntnisse aus dieser Wissenschaft und der practischen Erfahrung, und bestellt den Arzt zum Gesundheitsrathgeber. Populär sind diese practischen Lebensregeln unter verschiedenen Benennungen: Gesundheitslehre, Hausarzt etc., selten aber in wissenschaftlich richtiger Weise bearbeitet worden. Das berühmteste dieser Belehrungsbücher ist Hufelands Makrobiotik, oder die Kunst alt zu werden, jetzt in 7. Aufl. erschienen; ebenso empfehlenswerth ist die Gesundheitslehre von Dr. L. Griesselich, Karlsr. 1844. – Daß diese Lebensgrundsätze noch lange nicht zureichend beherzigt werden, geht daraus hervor, daß gar vielfache durch naturgemäße Lebensordnung zu verhütende Krankheiten, wie die Scropheln, chronische Unterleibsstörungen etc. eher zu- als abnehmen, während man bei Nutzpflanzen und Hausthieren die zu deren Gedeihen passende natürliche Pflege sorgsam beachtet. – Die nützlichen Erfolge der homöopathischen u. Kaltwasser-Curen, besonders in chronischen Krankheiten, welche bei Belassen irriger Lebensweise den Bestrebungen der erfahrensten allopathischen Aerzte widerstanden, lassen sich zumeist auf die Beseitigung dieser Hemmnisse zurückführen. Es ermöglicht die Vereinfachung und naturentsprechende Ordnung der Lebensweise oft allein schon die Rückkehr des Körpers zu seinem Gesundheitszustande gerade so, wie die richtige Lebensweise auch den meisten Erkrankungen vorbeugt. – Zu weit gehen jedoch die sog. Naturärzte, welche in der D. das alleinige Heilverfahren erblicken und alle Arzneien verwerfen, und in Folge ihres nur oberflächlichen Naturverständnisses ebenso im andern Extreme gar vielen Kranken die Wiedergenesung vorenthalten. Am wichtigsten sind die diätetischen Vorschriften in den Krankheiten, ja deren Geringschätzung und Nichtbefolgung verhindert nicht selten bei der sonst richtigsten ärztlichen Behandlung die Heilung. Gewöhnlich beschränken sich die Fragen des Kranken und Anordnungen der Aerzte nur auf Nahrung und Getränke, während doch öfters auch die andern Seiten der Lebensweise auf die Gesundheit feindlich einwirken, oder deren umsichtige Regelung (auch des geistigen Lebens) die absolute Bedingung zur Genesung enthält. – Die erheblichsten D.fehler, die anstatt der schon nahen Heilung oft noch den tödtlichen Ausgang einer Krankheit verursachten, betreffen allerdings die Ernährungsweise, und es

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[369/0370] Vermeidung von Zweideutigkeiten vorkommende D. wird durch 2 Punkte, puncta diaereseos, frz. tréma, angedeutet, z. B. aëris, Zaïre. In der Chirurgie D. die Trennung verwachsener Körpertheile zum Unterschied von Exäresis, Wegnahme. Diät, griech., die Ordnung der Lebensweise hinsichtlich der Nahrungsmittel und Getränke, wie solche besonders bei Kranken nöthig ist. Im weitern Sinne umfaßt jedoch die D. die gesammte körperliche und geistige Lebensordnung, welche bei den verschiedenen Gesundheitsverhältnissen (nach Alter, Constitutionen, wechselnden äußeren Einflüssen, z. B. Jahreszeiten, Klimaten, gesellschaftlichen Verhältnissen, Stand, Beruf, Gewerbe, Zusammenleben mehrerer oder vieler Leute etc.) und in verschiedenen Krankheiten jeweils zuträglich und nöthig erachtet wird. Dies nennt man öfters auch diätetisches Regimen – umfaßt somit außer den Vorschriften in Bezug auf Art, Menge, Zeit der Aufnahme etc. der Nahrung und Getränke, auch die Lebenseinrichtung in Betreff der Bekleidung, Bewegung, des Schlafes, der Hautcultur, Sorge und Pflege für die übrigen körperlichen Verrichtungen, so wie die Regelung der psychischen Thätigkeit in Art, Maaß und Wechsel von Ruhe und Anstrengung, ja selbst der moralisch-religiösen Geistesrichtung. Ihr Zweck ist die regelmäßige Entwicklung und Erhaltung oder Wiederherstellung der körperlichen und geistigen Gesundheit. Der Werth und Einfluß dieser Anordnungen ist selbstverständlich. Die Lehre von diesen natürlichen u. gesundheitsgemäßen Lebenseinrichtungen, die Gesundheits-Kunde u. -Pflege heißt man Diätetik oder Hygiene. Diese ist die practische Seite der Physiologie, d. h. der Lehre von der Natur und den Erscheinungen des Lebens. Sie schöpft ihre Kenntnisse aus dieser Wissenschaft und der practischen Erfahrung, und bestellt den Arzt zum Gesundheitsrathgeber. Populär sind diese practischen Lebensregeln unter verschiedenen Benennungen: Gesundheitslehre, Hausarzt etc., selten aber in wissenschaftlich richtiger Weise bearbeitet worden. Das berühmteste dieser Belehrungsbücher ist Hufelands Makrobiotik, oder die Kunst alt zu werden, jetzt in 7. Aufl. erschienen; ebenso empfehlenswerth ist die Gesundheitslehre von Dr. L. Griesselich, Karlsr. 1844. – Daß diese Lebensgrundsätze noch lange nicht zureichend beherzigt werden, geht daraus hervor, daß gar vielfache durch naturgemäße Lebensordnung zu verhütende Krankheiten, wie die Scropheln, chronische Unterleibsstörungen etc. eher zu- als abnehmen, während man bei Nutzpflanzen und Hausthieren die zu deren Gedeihen passende natürliche Pflege sorgsam beachtet. – Die nützlichen Erfolge der homöopathischen u. Kaltwasser-Curen, besonders in chronischen Krankheiten, welche bei Belassen irriger Lebensweise den Bestrebungen der erfahrensten allopathischen Aerzte widerstanden, lassen sich zumeist auf die Beseitigung dieser Hemmnisse zurückführen. Es ermöglicht die Vereinfachung und naturentsprechende Ordnung der Lebensweise oft allein schon die Rückkehr des Körpers zu seinem Gesundheitszustande gerade so, wie die richtige Lebensweise auch den meisten Erkrankungen vorbeugt. – Zu weit gehen jedoch die sog. Naturärzte, welche in der D. das alleinige Heilverfahren erblicken und alle Arzneien verwerfen, und in Folge ihres nur oberflächlichen Naturverständnisses ebenso im andern Extreme gar vielen Kranken die Wiedergenesung vorenthalten. Am wichtigsten sind die diätetischen Vorschriften in den Krankheiten, ja deren Geringschätzung und Nichtbefolgung verhindert nicht selten bei der sonst richtigsten ärztlichen Behandlung die Heilung. Gewöhnlich beschränken sich die Fragen des Kranken und Anordnungen der Aerzte nur auf Nahrung und Getränke, während doch öfters auch die andern Seiten der Lebensweise auf die Gesundheit feindlich einwirken, oder deren umsichtige Regelung (auch des geistigen Lebens) die absolute Bedingung zur Genesung enthält. – Die erheblichsten D.fehler, die anstatt der schon nahen Heilung oft noch den tödtlichen Ausgang einer Krankheit verursachten, betreffen allerdings die Ernährungsweise, und es

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/370>, abgerufen am 22.11.2024.