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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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Empfänglichkeit, Receptivität, die Fähigkeit, gewisse Eindrücke aufzunehmen, sowohl von dem menschl. Geiste, z. B. E. für gewisse Gefühle, als dem Leibe, z. B. E. für gewisse Krankheiten, gebraucht.


Empfindung, die Aufnahme eines sinnlichen Eindrucks durch die Seele; wird oft gleichbedeutend mit Gefühl gebraucht. Empfindsamkeit, die leichte Erregbarkeit des Gefühls; Empfindelei, zur Schau getragene, darum erheuchelte Empfindsamkeit; Empfindlichkeit, die Anlage, leicht mißstimmt zu werden, hat ihren Grund in Nervenschwäche oder in Verwöhnung; bei Instrumenten die Beschaffenheit, geringe Eindrücke leicht anzuzeigen, z. B. Thermometer, Wage etc.


Emphasis, griech., in der Rhetorik der Nachdruck der Rede, namentlich durch Betonung; emphatisch, nachdrucksvoll.


Emphraxis, griech., Verstopfung von Gefäßen etc. des menschl. Leibes.


Emphysema, griech., Geschwulst, durch Eindringen der Luft in die Gewebe des Körpers hervorgebracht; E. der Lungen, übermäßige Ausdehnung derselben, indem sie nicht hinreichend zusammengezogen werden können, wodurch das Ausathmen erschwert wird; ist gewöhnlich Folge von Geschäften, welche übermäßige Ausdehnung der Lungen fordern, z. B. bei Trompetenbläsern, Tauchern, Lastträgern etc.


Emphyteusis, das dingliche, dem Eigenthum nahe kommende Recht, ein fremdes Grundstück vollständig zu nutzen, zu besitzen, zu vindiciren, beschränkt darüber zu verfügen, gegen einen meistens jährlichen Zins und mit der Pflicht zu sorgfältiger Behandlung. Der Emphyteuta vererbt sein Recht, er kann es auch veräußern, doch hat der Eigenthümer des Grundstücks das Vorkaufsrecht. Bei Veräußerungen hat der neue Erwerber das laudemium, d. h. 2% des Werthes der E., an den Eigenthümer zu entrichten. Die E. wird häufig mit deutscher Erbleihe, Erbpacht verwechselt.


Empirance (frz. angpirangß), Heruntersetzung des Münzfußes; die Beschädigung einer Waare während der Spedition.


Empirie, griech., die Erfahrung; das Wort wird häufig nicht unterschieden von Empyrie, Wahrsagerei durch Feuer, besonders durch Brandopfer; empirisch, erfahrungsgemäß; empirische Erkenntniß, Erkenntniß a posteriori, durch Wahrnehmung und Beobachtung vermittelte; empirische Wissenschaften, Erfahrungswissenschaften, namentlich solche, deren Gegenstände dem Gebiet der sinnlichen Anschauung und Wahrnehmung angehören.


Empiriker, seltener Empirist, heißt, wer in der Wissenschaft oder im Leben die Erfahrung, das Wirkliche als Fundament alles wahren Wissens u. rechten Thuns betrachtet. Näher hießen E. diejenigen griech. Aerzte, welche der von Herophyl um 280 v. Chr. angeregten, von Philinus aus Kos um 250 begründeten, durch Serapion aus Alexandrien und Heraklides von Tarent um 240 blühenden Schule angehörten. Auch bei den Römern stand vor und nach Augustus Zeit eine Sekte der empirici jener der methodici entgegen. Diesen E.n unter den Aerzten warf man im Allgemeinen dasselbe vor was den heutigen: Einseitiges Vertrauen auf die Erfahrung, Verachtung aller Theorien. E. im bessern Sinne ist derjenige, welch er der Erfahrung in der Heilkunde oder andern Wissenschaften den gebührenden Platz einräumt.


Empirismus nennt man die Methode, welche die Erfahrung überhaupt oder auch nur die äußere sinnliche Wahrnehmung zum Ausgangspunkt aller Gewißheit und alles Erkennens macht. Im ersten Falle wird die übereinstimmende Aussage der Menschen, die Gesammterfahrung des Menschengeschlechtes als maßgebend betrachtet, den sich offenbarenden Gesetzen der Welt und Dinge nachgespürt, z. B. in den historischen und Naturwissenschaften, - und dieser E. ist ebenso nothwendig als mit Vernunft und Religion vereinbar, und zugleich die beste Waffe, um die Spinnengewebe des Rationalismus zu zerreißen. Im andern Falle aber gilt die Seele als tabula rasa, als eine leere Tafel, worauf die Welt durch den Griffel der Sinne alle Begriffe unmittelbar oder


Empfänglichkeit, Receptivität, die Fähigkeit, gewisse Eindrücke aufzunehmen, sowohl von dem menschl. Geiste, z. B. E. für gewisse Gefühle, als dem Leibe, z. B. E. für gewisse Krankheiten, gebraucht.


Empfindung, die Aufnahme eines sinnlichen Eindrucks durch die Seele; wird oft gleichbedeutend mit Gefühl gebraucht. Empfindsamkeit, die leichte Erregbarkeit des Gefühls; Empfindelei, zur Schau getragene, darum erheuchelte Empfindsamkeit; Empfindlichkeit, die Anlage, leicht mißstimmt zu werden, hat ihren Grund in Nervenschwäche oder in Verwöhnung; bei Instrumenten die Beschaffenheit, geringe Eindrücke leicht anzuzeigen, z. B. Thermometer, Wage etc.


Emphasis, griech., in der Rhetorik der Nachdruck der Rede, namentlich durch Betonung; emphatisch, nachdrucksvoll.


Emphraxis, griech., Verstopfung von Gefäßen etc. des menschl. Leibes.


Emphysema, griech., Geschwulst, durch Eindringen der Luft in die Gewebe des Körpers hervorgebracht; E. der Lungen, übermäßige Ausdehnung derselben, indem sie nicht hinreichend zusammengezogen werden können, wodurch das Ausathmen erschwert wird; ist gewöhnlich Folge von Geschäften, welche übermäßige Ausdehnung der Lungen fordern, z. B. bei Trompetenbläsern, Tauchern, Lastträgern etc.


Emphyteusis, das dingliche, dem Eigenthum nahe kommende Recht, ein fremdes Grundstück vollständig zu nutzen, zu besitzen, zu vindiciren, beschränkt darüber zu verfügen, gegen einen meistens jährlichen Zins und mit der Pflicht zu sorgfältiger Behandlung. Der Emphyteuta vererbt sein Recht, er kann es auch veräußern, doch hat der Eigenthümer des Grundstücks das Vorkaufsrecht. Bei Veräußerungen hat der neue Erwerber das laudemium, d. h. 2% des Werthes der E., an den Eigenthümer zu entrichten. Die E. wird häufig mit deutscher Erbleihe, Erbpacht verwechselt.


Empirance (frz. angpirangß), Heruntersetzung des Münzfußes; die Beschädigung einer Waare während der Spedition.


Empirie, griech., die Erfahrung; das Wort wird häufig nicht unterschieden von Empyrie, Wahrsagerei durch Feuer, besonders durch Brandopfer; empirisch, erfahrungsgemäß; empirische Erkenntniß, Erkenntniß a posteriori, durch Wahrnehmung und Beobachtung vermittelte; empirische Wissenschaften, Erfahrungswissenschaften, namentlich solche, deren Gegenstände dem Gebiet der sinnlichen Anschauung und Wahrnehmung angehören.


Empiriker, seltener Empirist, heißt, wer in der Wissenschaft oder im Leben die Erfahrung, das Wirkliche als Fundament alles wahren Wissens u. rechten Thuns betrachtet. Näher hießen E. diejenigen griech. Aerzte, welche der von Herophyl um 280 v. Chr. angeregten, von Philinus aus Kos um 250 begründeten, durch Serapion aus Alexandrien und Heraklides von Tarent um 240 blühenden Schule angehörten. Auch bei den Römern stand vor und nach Augustus Zeit eine Sekte der empirici jener der methodici entgegen. Diesen E.n unter den Aerzten warf man im Allgemeinen dasselbe vor was den heutigen: Einseitiges Vertrauen auf die Erfahrung, Verachtung aller Theorien. E. im bessern Sinne ist derjenige, welch er der Erfahrung in der Heilkunde oder andern Wissenschaften den gebührenden Platz einräumt.


Empirismus nennt man die Methode, welche die Erfahrung überhaupt oder auch nur die äußere sinnliche Wahrnehmung zum Ausgangspunkt aller Gewißheit und alles Erkennens macht. Im ersten Falle wird die übereinstimmende Aussage der Menschen, die Gesammterfahrung des Menschengeschlechtes als maßgebend betrachtet, den sich offenbarenden Gesetzen der Welt und Dinge nachgespürt, z. B. in den historischen und Naturwissenschaften, – und dieser E. ist ebenso nothwendig als mit Vernunft und Religion vereinbar, und zugleich die beste Waffe, um die Spinnengewebe des Rationalismus zu zerreißen. Im andern Falle aber gilt die Seele als tabula rasa, als eine leere Tafel, worauf die Welt durch den Griffel der Sinne alle Begriffe unmittelbar oder

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[553/0554] Empfänglichkeit, Receptivität, die Fähigkeit, gewisse Eindrücke aufzunehmen, sowohl von dem menschl. Geiste, z. B. E. für gewisse Gefühle, als dem Leibe, z. B. E. für gewisse Krankheiten, gebraucht. Empfindung, die Aufnahme eines sinnlichen Eindrucks durch die Seele; wird oft gleichbedeutend mit Gefühl gebraucht. Empfindsamkeit, die leichte Erregbarkeit des Gefühls; Empfindelei, zur Schau getragene, darum erheuchelte Empfindsamkeit; Empfindlichkeit, die Anlage, leicht mißstimmt zu werden, hat ihren Grund in Nervenschwäche oder in Verwöhnung; bei Instrumenten die Beschaffenheit, geringe Eindrücke leicht anzuzeigen, z. B. Thermometer, Wage etc. Emphasis, griech., in der Rhetorik der Nachdruck der Rede, namentlich durch Betonung; emphatisch, nachdrucksvoll. Emphraxis, griech., Verstopfung von Gefäßen etc. des menschl. Leibes. Emphysema, griech., Geschwulst, durch Eindringen der Luft in die Gewebe des Körpers hervorgebracht; E. der Lungen, übermäßige Ausdehnung derselben, indem sie nicht hinreichend zusammengezogen werden können, wodurch das Ausathmen erschwert wird; ist gewöhnlich Folge von Geschäften, welche übermäßige Ausdehnung der Lungen fordern, z. B. bei Trompetenbläsern, Tauchern, Lastträgern etc. Emphyteusis, das dingliche, dem Eigenthum nahe kommende Recht, ein fremdes Grundstück vollständig zu nutzen, zu besitzen, zu vindiciren, beschränkt darüber zu verfügen, gegen einen meistens jährlichen Zins und mit der Pflicht zu sorgfältiger Behandlung. Der Emphyteuta vererbt sein Recht, er kann es auch veräußern, doch hat der Eigenthümer des Grundstücks das Vorkaufsrecht. Bei Veräußerungen hat der neue Erwerber das laudemium, d. h. 2% des Werthes der E., an den Eigenthümer zu entrichten. Die E. wird häufig mit deutscher Erbleihe, Erbpacht verwechselt. Empirance (frz. angpirangß), Heruntersetzung des Münzfußes; die Beschädigung einer Waare während der Spedition. Empirie, griech., die Erfahrung; das Wort wird häufig nicht unterschieden von Empyrie, Wahrsagerei durch Feuer, besonders durch Brandopfer; empirisch, erfahrungsgemäß; empirische Erkenntniß, Erkenntniß a posteriori, durch Wahrnehmung und Beobachtung vermittelte; empirische Wissenschaften, Erfahrungswissenschaften, namentlich solche, deren Gegenstände dem Gebiet der sinnlichen Anschauung und Wahrnehmung angehören. Empiriker, seltener Empirist, heißt, wer in der Wissenschaft oder im Leben die Erfahrung, das Wirkliche als Fundament alles wahren Wissens u. rechten Thuns betrachtet. Näher hießen E. diejenigen griech. Aerzte, welche der von Herophyl um 280 v. Chr. angeregten, von Philinus aus Kos um 250 begründeten, durch Serapion aus Alexandrien und Heraklides von Tarent um 240 blühenden Schule angehörten. Auch bei den Römern stand vor und nach Augustus Zeit eine Sekte der empirici jener der methodici entgegen. Diesen E.n unter den Aerzten warf man im Allgemeinen dasselbe vor was den heutigen: Einseitiges Vertrauen auf die Erfahrung, Verachtung aller Theorien. E. im bessern Sinne ist derjenige, welch er der Erfahrung in der Heilkunde oder andern Wissenschaften den gebührenden Platz einräumt. Empirismus nennt man die Methode, welche die Erfahrung überhaupt oder auch nur die äußere sinnliche Wahrnehmung zum Ausgangspunkt aller Gewißheit und alles Erkennens macht. Im ersten Falle wird die übereinstimmende Aussage der Menschen, die Gesammterfahrung des Menschengeschlechtes als maßgebend betrachtet, den sich offenbarenden Gesetzen der Welt und Dinge nachgespürt, z. B. in den historischen und Naturwissenschaften, – und dieser E. ist ebenso nothwendig als mit Vernunft und Religion vereinbar, und zugleich die beste Waffe, um die Spinnengewebe des Rationalismus zu zerreißen. Im andern Falle aber gilt die Seele als tabula rasa, als eine leere Tafel, worauf die Welt durch den Griffel der Sinne alle Begriffe unmittelbar oder

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/554>, abgerufen am 22.11.2024.