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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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wo er die Rechte u. Philosophie studierte u. schon 1795 als rechtsphilos. Schriftsteller auftrat, 1800 a. o. Prof., 1801 durch sein "Lehrbuch des in Deutschland geltenden gemeinen und peinlichen Rechtes" berühmt wurde. Dasselbe stellte lustigen Philosophemen die Abschreckungstheorie, der endlosen Verschiedenheit des Strafverfahrens im deutschen Reich ein einheitliches System entgegen, gewann weitgehenden Einfluß und erlebte durch Mittermaier 1847 die 14. Auflage. F. kam 1802 als Prof. der Rechte nach Kiel u. 1804 nach Landshut als der erste Protestant, der auf einer kath. Universität Bayerns lehrte. Er verließ jedoch den Lehrstuhl u. ging als geheimer Justizreferendar nach München, gewann großen Einfluß auf die Gesetzgebung sowie auf die Staatsverhältnisse der napoleonischen Zeit, wurde 1808 Geheimrath, 1813 Präsident des Appellationsgerichtes zu Bamberg, 1817 zu Ansbach, 1821 Staatsrath, nahm sich des berühmten Findlings Kaspar Hauser lebhaft an und st. 1833 während einer Reise zu Frankfurt a. M. Er entwarf das seit 1813 gültige "Strafgesetzbuch für Bayern", sein Entwurf wurde in Oldenburg zum Gesetze, in Württemberg u. Weimar Grundlage der Strafgesetzgebung und auch ins Schwedische übersetzt. F. war ein fruchtbarer und ausgezeichneter jurist. Schriftsteller, dabei der erste, welcher "Merkwürdige Criminalrechtsfälle" sammelte und meisterhaft behandelte. Hat er an die Stelle der leiblichen Foltern im Grunde eine noch ärgere Seelenfolter und ein System von Verdächtigungen gesetzt, welches der Willkür der richterlichen Beamten Thür und Thor öffnete, so bewährte er sich anderseits als einer der gediegensten Kritiker der Oeffentlichkeit u. Mündlichkeit. Nach den Tagebüchern des Vaters bearbeitete Ludwig F. "Das Leben u. Wirken Anselms v. F.", Leipz. 1852, 2 Bde. F. hinterließ 5 Söhne, welche sich Namen erwarben:


Feuerbach, Friedr. Anselm, geb. 1798, gest. 1851 als Hofrath u. Prof. der Philologie zu Freiburg i. B., schrieb vortrefflich: "Der vaticanische Apoll", Nürnb. 1833. "Nachgelassene Schriften", Braunschw. 1853, 4 Bde. - Karl Wilhelm, geb. 1800, gest. 1834 als Gymnasiumsprof. zu Erlangen, bewährte sich durch den "Grundriß zu analytischen Untersuchungen der dreieckigen Pyramide", Nürnb. 1827, 4., u. a. m., als tüchtiger Mathematiker. - Eduard August, geb. 1803, gest. 1843 als Prof. der Rechte zu Erlangen, schrieb "Die Lex Salica und ihre verschiedenen Recensionen", Erl. 1831. - Ludwig Andreas, geb. 1804 zu Ansbach, widmete sich der Philosophie und wurde einer der bedeutendsten Schüler Hegels, durch welchen sich das Geheimniß des Hegelianismus: die Vergötterung des Subjectes und damit die Nichtigkeit und Unbrauchbarkeit dieser Philosophie zumeist offenbarte. F. trat 1828 als Privatdocent der Philosophie auf, beschränkte sich jedoch bald auf Schriftstellerei u. hielt seitdem nur noch 1848 in Heidelberg Vorlesungen. Schrieb: "Geschichte der neuern Philosophie von Bacon v. V. bis B. Spinoza", Ansb. 1833, als Fortsetzung über die Leibnitz'sche Philosophie, ebendaselbst 1837; er offenbarte in der Schrift: "Pierre Bayle" ebendas. 1838 seine zerstörenden Ansichten über positive Religion u. erregte Aufsehen durch das "Wesen des Christenthums", 2. Aufl. Leipz. 1843. Die Lehre von Gott löst sich in die vom Menschen, die Religionsphilosophie in Seelenlehre u. der hegelianische Welt- und Menschheitsgeist in den Geist des endlichen Menschen auf, so daß schließlich nur noch der Philosoph selbst als Gott dasteht. F. bekräftigte seine Ansichten noch mehr im "Wesen der Religion", Leipz. 1845, u. s. f., während sein jüngster Bruder, Friedrich Heinrich, geb. 1806, Sprachenforscher zu Paris, solche Ansichten zu popularisiren strebte u. die polit. Consequenzen durch blicken ließ. - Eine Schwester ist kath. u. Verfasserin des "Kind-Jesus-Buches" (Schaffhausen 1854, bei Hurter) geworden; sie lebt in Italien.


Feuerkugeln, feurige Lufterscheinungen in Kugelform, nach der neuesten Theorie kleine Weltkörper, welche in unserm Sonnensysteme kreisen u. manchmal, auf unerklärte Weise, von der Erde

wo er die Rechte u. Philosophie studierte u. schon 1795 als rechtsphilos. Schriftsteller auftrat, 1800 a. o. Prof., 1801 durch sein „Lehrbuch des in Deutschland geltenden gemeinen und peinlichen Rechtes“ berühmt wurde. Dasselbe stellte lustigen Philosophemen die Abschreckungstheorie, der endlosen Verschiedenheit des Strafverfahrens im deutschen Reich ein einheitliches System entgegen, gewann weitgehenden Einfluß und erlebte durch Mittermaier 1847 die 14. Auflage. F. kam 1802 als Prof. der Rechte nach Kiel u. 1804 nach Landshut als der erste Protestant, der auf einer kath. Universität Bayerns lehrte. Er verließ jedoch den Lehrstuhl u. ging als geheimer Justizreferendar nach München, gewann großen Einfluß auf die Gesetzgebung sowie auf die Staatsverhältnisse der napoleonischen Zeit, wurde 1808 Geheimrath, 1813 Präsident des Appellationsgerichtes zu Bamberg, 1817 zu Ansbach, 1821 Staatsrath, nahm sich des berühmten Findlings Kaspar Hauser lebhaft an und st. 1833 während einer Reise zu Frankfurt a. M. Er entwarf das seit 1813 gültige „Strafgesetzbuch für Bayern“, sein Entwurf wurde in Oldenburg zum Gesetze, in Württemberg u. Weimar Grundlage der Strafgesetzgebung und auch ins Schwedische übersetzt. F. war ein fruchtbarer und ausgezeichneter jurist. Schriftsteller, dabei der erste, welcher „Merkwürdige Criminalrechtsfälle“ sammelte und meisterhaft behandelte. Hat er an die Stelle der leiblichen Foltern im Grunde eine noch ärgere Seelenfolter und ein System von Verdächtigungen gesetzt, welches der Willkür der richterlichen Beamten Thür und Thor öffnete, so bewährte er sich anderseits als einer der gediegensten Kritiker der Oeffentlichkeit u. Mündlichkeit. Nach den Tagebüchern des Vaters bearbeitete Ludwig F. „Das Leben u. Wirken Anselms v. F.“, Leipz. 1852, 2 Bde. F. hinterließ 5 Söhne, welche sich Namen erwarben:


Feuerbach, Friedr. Anselm, geb. 1798, gest. 1851 als Hofrath u. Prof. der Philologie zu Freiburg i. B., schrieb vortrefflich: „Der vaticanische Apoll“, Nürnb. 1833. „Nachgelassene Schriften“, Braunschw. 1853, 4 Bde. – Karl Wilhelm, geb. 1800, gest. 1834 als Gymnasiumsprof. zu Erlangen, bewährte sich durch den „Grundriß zu analytischen Untersuchungen der dreieckigen Pyramide“, Nürnb. 1827, 4., u. a. m., als tüchtiger Mathematiker. – Eduard August, geb. 1803, gest. 1843 als Prof. der Rechte zu Erlangen, schrieb „Die Lex Salica und ihre verschiedenen Recensionen“, Erl. 1831. – Ludwig Andreas, geb. 1804 zu Ansbach, widmete sich der Philosophie und wurde einer der bedeutendsten Schüler Hegels, durch welchen sich das Geheimniß des Hegelianismus: die Vergötterung des Subjectes und damit die Nichtigkeit und Unbrauchbarkeit dieser Philosophie zumeist offenbarte. F. trat 1828 als Privatdocent der Philosophie auf, beschränkte sich jedoch bald auf Schriftstellerei u. hielt seitdem nur noch 1848 in Heidelberg Vorlesungen. Schrieb: „Geschichte der neuern Philosophie von Bacon v. V. bis B. Spinoza“, Ansb. 1833, als Fortsetzung über die Leibnitzʼsche Philosophie, ebendaselbst 1837; er offenbarte in der Schrift: „Pierre Bayle“ ebendas. 1838 seine zerstörenden Ansichten über positive Religion u. erregte Aufsehen durch das „Wesen des Christenthums“, 2. Aufl. Leipz. 1843. Die Lehre von Gott löst sich in die vom Menschen, die Religionsphilosophie in Seelenlehre u. der hegelianische Welt- und Menschheitsgeist in den Geist des endlichen Menschen auf, so daß schließlich nur noch der Philosoph selbst als Gott dasteht. F. bekräftigte seine Ansichten noch mehr im „Wesen der Religion“, Leipz. 1845, u. s. f., während sein jüngster Bruder, Friedrich Heinrich, geb. 1806, Sprachenforscher zu Paris, solche Ansichten zu popularisiren strebte u. die polit. Consequenzen durch blicken ließ. – Eine Schwester ist kath. u. Verfasserin des „Kind-Jesus-Buches“ (Schaffhausen 1854, bei Hurter) geworden; sie lebt in Italien.


Feuerkugeln, feurige Lufterscheinungen in Kugelform, nach der neuesten Theorie kleine Weltkörper, welche in unserm Sonnensysteme kreisen u. manchmal, auf unerklärte Weise, von der Erde

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[695/0696] wo er die Rechte u. Philosophie studierte u. schon 1795 als rechtsphilos. Schriftsteller auftrat, 1800 a. o. Prof., 1801 durch sein „Lehrbuch des in Deutschland geltenden gemeinen und peinlichen Rechtes“ berühmt wurde. Dasselbe stellte lustigen Philosophemen die Abschreckungstheorie, der endlosen Verschiedenheit des Strafverfahrens im deutschen Reich ein einheitliches System entgegen, gewann weitgehenden Einfluß und erlebte durch Mittermaier 1847 die 14. Auflage. F. kam 1802 als Prof. der Rechte nach Kiel u. 1804 nach Landshut als der erste Protestant, der auf einer kath. Universität Bayerns lehrte. Er verließ jedoch den Lehrstuhl u. ging als geheimer Justizreferendar nach München, gewann großen Einfluß auf die Gesetzgebung sowie auf die Staatsverhältnisse der napoleonischen Zeit, wurde 1808 Geheimrath, 1813 Präsident des Appellationsgerichtes zu Bamberg, 1817 zu Ansbach, 1821 Staatsrath, nahm sich des berühmten Findlings Kaspar Hauser lebhaft an und st. 1833 während einer Reise zu Frankfurt a. M. Er entwarf das seit 1813 gültige „Strafgesetzbuch für Bayern“, sein Entwurf wurde in Oldenburg zum Gesetze, in Württemberg u. Weimar Grundlage der Strafgesetzgebung und auch ins Schwedische übersetzt. F. war ein fruchtbarer und ausgezeichneter jurist. Schriftsteller, dabei der erste, welcher „Merkwürdige Criminalrechtsfälle“ sammelte und meisterhaft behandelte. Hat er an die Stelle der leiblichen Foltern im Grunde eine noch ärgere Seelenfolter und ein System von Verdächtigungen gesetzt, welches der Willkür der richterlichen Beamten Thür und Thor öffnete, so bewährte er sich anderseits als einer der gediegensten Kritiker der Oeffentlichkeit u. Mündlichkeit. Nach den Tagebüchern des Vaters bearbeitete Ludwig F. „Das Leben u. Wirken Anselms v. F.“, Leipz. 1852, 2 Bde. F. hinterließ 5 Söhne, welche sich Namen erwarben: Feuerbach, Friedr. Anselm, geb. 1798, gest. 1851 als Hofrath u. Prof. der Philologie zu Freiburg i. B., schrieb vortrefflich: „Der vaticanische Apoll“, Nürnb. 1833. „Nachgelassene Schriften“, Braunschw. 1853, 4 Bde. – Karl Wilhelm, geb. 1800, gest. 1834 als Gymnasiumsprof. zu Erlangen, bewährte sich durch den „Grundriß zu analytischen Untersuchungen der dreieckigen Pyramide“, Nürnb. 1827, 4., u. a. m., als tüchtiger Mathematiker. – Eduard August, geb. 1803, gest. 1843 als Prof. der Rechte zu Erlangen, schrieb „Die Lex Salica und ihre verschiedenen Recensionen“, Erl. 1831. – Ludwig Andreas, geb. 1804 zu Ansbach, widmete sich der Philosophie und wurde einer der bedeutendsten Schüler Hegels, durch welchen sich das Geheimniß des Hegelianismus: die Vergötterung des Subjectes und damit die Nichtigkeit und Unbrauchbarkeit dieser Philosophie zumeist offenbarte. F. trat 1828 als Privatdocent der Philosophie auf, beschränkte sich jedoch bald auf Schriftstellerei u. hielt seitdem nur noch 1848 in Heidelberg Vorlesungen. Schrieb: „Geschichte der neuern Philosophie von Bacon v. V. bis B. Spinoza“, Ansb. 1833, als Fortsetzung über die Leibnitzʼsche Philosophie, ebendaselbst 1837; er offenbarte in der Schrift: „Pierre Bayle“ ebendas. 1838 seine zerstörenden Ansichten über positive Religion u. erregte Aufsehen durch das „Wesen des Christenthums“, 2. Aufl. Leipz. 1843. Die Lehre von Gott löst sich in die vom Menschen, die Religionsphilosophie in Seelenlehre u. der hegelianische Welt- und Menschheitsgeist in den Geist des endlichen Menschen auf, so daß schließlich nur noch der Philosoph selbst als Gott dasteht. F. bekräftigte seine Ansichten noch mehr im „Wesen der Religion“, Leipz. 1845, u. s. f., während sein jüngster Bruder, Friedrich Heinrich, geb. 1806, Sprachenforscher zu Paris, solche Ansichten zu popularisiren strebte u. die polit. Consequenzen durch blicken ließ. – Eine Schwester ist kath. u. Verfasserin des „Kind-Jesus-Buches“ (Schaffhausen 1854, bei Hurter) geworden; sie lebt in Italien. Feuerkugeln, feurige Lufterscheinungen in Kugelform, nach der neuesten Theorie kleine Weltkörper, welche in unserm Sonnensysteme kreisen u. manchmal, auf unerklärte Weise, von der Erde

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 695. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/696>, abgerufen am 23.11.2024.