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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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ging unter der röm. Herrschaft unter. G. war die stärkste, einträglichste und durch ihre Lage wichtigste Provinz seit Cäsar; die meisten Kaiser wurden von den gall. Legionen erwählt u. durchgesetzt. Mit dem 3. Jahrh. begannen die Einfälle der Germanen; Alanen, Vandalen, Sueven zogen durch nach Spanien, Westgothen, Burgunder, Alemannen, Franken ließen sich nieder, bis endlich die Franken (s. d.) sich des größten Theils des alten G. bemächtigten.


Gallienus, Publius Licinius, der Sohn Valerians, röm. Kaiser von 259 bis 268, in einer Zeit, deren Stürme und Drangsale in der Verworrenheit ihrer Geschichtschreiber am klarsten sich spiegeln. G. behauptete mit Mühe Italien während unaufhörlicher Verwüstungszüge barbarischer Stämme in das Reich und der Empörungen der Feldherren (Zeit der 30, eigentlich nur 19 Tyrannen). G. machte den palmyrenischen Odenath zum Cäsaren u. überließ ihm u. der Gemahlin desselben, Zenobia, den Kampf gegen Neupersien, er selbst kämpfte ruhmlos gegen die Tyrannen Posthumius und Aureolus und kam vor Mailand wahrscheinlich durch Verrath um. Ihm folgte Claudius.


Gallikanische Kirche, könnte man die franz. heißen, insofern Charakter u. Geschichte des Volkes wie überall auf kirchl. Gewohnheiten und Gebräuche Einfluß ausübten, allein gewöhnlich versteht man unter g. K. den Inbegriff der sog. Freiheiten, deren Anwendung in Frankreich die Gewalt des Papstes der Staatsgewalt völlig unterordnet. Die "Sanctio pragmatica", wodurch Karl VII. 1438 auf das Baselerconcil gestützt eine Staats- und Nationalkirche anstrebte, die Nachgibigkeit einzelner Päpste, namentlich Leos X., gegen die französ. Krone, das System, welches P. Pithou schuf und Dupuy 1639 mit Beweisen versah, dies alles ging den 4 Artikeln von 1682 voran, welche das Wesen der g. n K. ausmachen und auf Betreiben des allmachtdurstigen Ludwigs XIV. durch eine Versammlung von Clerikern festgestellt wurde, an deren Spitze Bossuet stand. Der Inhalt läuft auf die Grundsätze hinaus, daß 1) der Papst in bürgerl. Angelegenheiten gar keine Gewalt, 2) der Grundsatz seiner Unterordnung unter die Concilien dagegen allgemeine Giltigkeit habe; daß er ferner 3) nicht nur an Concilienbeschlüsse, sondern auch an die Gewohnheiten u. Einrichtungen Frankreichs, endlich 4) selbst in Glaubenssachen an die Zustimmung der ganzen Kirche gebunden sei. Schon Bossuet sah den Mißbrauch, welchen der Staat mit diesen Artikeln trieb, seit 1755 hörte der Clerus nicht auf mit Protestationen, 1801 wurden die 4 Artikel von Napoleon I. ausgebeutet, 1810 u. nicht minder 1824 und 26 vom Staate ausdrücklich festgehalten. Seitdem Frayssinous u. a. gegen die g. K. sich erhoben, bekam diese allmälig immer mehr Widersacher, doch durch die Julicharte vom 7. August 1830 wurde die kathol. Kirche allen andern Glaubensbekenntnissen gleichgestellt und obwohl 1841 der gesammte Episkopat sich gegen die g. K. erklärte, dauert dieselbe doch bis heute fort.


Gallimathias, ein Wort, dessen Entstehung durch einen franz. Sachwalter veranlaßt worden sein soll, der in einem Prozesse anstatt gallus Mathiae (der Hahn des Mathias) mehrmals galli Mathias (der Mathias des Hahnes) sagte, bezeichnet, Kauderwälsch, verworrenes, unvernünftiges Geschwätz.


Gallio, Name 2 röm. Rhetoren; M. Annius G., Bruder des Philosophen Seneca, Adoptivsohn des Rhetor G., nahm als Proconsul in Achaja den Apostel Paulus gegen die Anklagen der Judenschaft in Schutz (Apostelgesch. 18, 12 etc.) und wurde später auf Neros Befehl hingerichtet.


Gallipoli, neapolitan. Stadt und Festung auf einer Felseninsel im tarentin. Meerbusen, mit dem Festlande durch eine Brücke verbunden, Bischofssitz, mit 9000 E., Hafen, Küstenfahrt, Fischerei, Seidefabrikation.


Gallipoli, türk. Stadt auf einer Halbinsel (thracischer Chersones) am Hellespont oder der Straße der Dardanellen, mit 17000 E., 2 Häfen, militär. sehr wichtiger Punkt; erste europ. Eroberung der Türken 1356.


Galliren, das Einlegen der zu färbenden

ging unter der röm. Herrschaft unter. G. war die stärkste, einträglichste und durch ihre Lage wichtigste Provinz seit Cäsar; die meisten Kaiser wurden von den gall. Legionen erwählt u. durchgesetzt. Mit dem 3. Jahrh. begannen die Einfälle der Germanen; Alanen, Vandalen, Sueven zogen durch nach Spanien, Westgothen, Burgunder, Alemannen, Franken ließen sich nieder, bis endlich die Franken (s. d.) sich des größten Theils des alten G. bemächtigten.


Gallienus, Publius Licinius, der Sohn Valerians, röm. Kaiser von 259 bis 268, in einer Zeit, deren Stürme und Drangsale in der Verworrenheit ihrer Geschichtschreiber am klarsten sich spiegeln. G. behauptete mit Mühe Italien während unaufhörlicher Verwüstungszüge barbarischer Stämme in das Reich und der Empörungen der Feldherren (Zeit der 30, eigentlich nur 19 Tyrannen). G. machte den palmyrenischen Odenath zum Cäsaren u. überließ ihm u. der Gemahlin desselben, Zenobia, den Kampf gegen Neupersien, er selbst kämpfte ruhmlos gegen die Tyrannen Posthumius und Aureolus und kam vor Mailand wahrscheinlich durch Verrath um. Ihm folgte Claudius.


Gallikanische Kirche, könnte man die franz. heißen, insofern Charakter u. Geschichte des Volkes wie überall auf kirchl. Gewohnheiten und Gebräuche Einfluß ausübten, allein gewöhnlich versteht man unter g. K. den Inbegriff der sog. Freiheiten, deren Anwendung in Frankreich die Gewalt des Papstes der Staatsgewalt völlig unterordnet. Die „Sanctio pragmatica“, wodurch Karl VII. 1438 auf das Baselerconcil gestützt eine Staats- und Nationalkirche anstrebte, die Nachgibigkeit einzelner Päpste, namentlich Leos X., gegen die französ. Krone, das System, welches P. Pithou schuf und Dupuy 1639 mit Beweisen versah, dies alles ging den 4 Artikeln von 1682 voran, welche das Wesen der g. n K. ausmachen und auf Betreiben des allmachtdurstigen Ludwigs XIV. durch eine Versammlung von Clerikern festgestellt wurde, an deren Spitze Bossuet stand. Der Inhalt läuft auf die Grundsätze hinaus, daß 1) der Papst in bürgerl. Angelegenheiten gar keine Gewalt, 2) der Grundsatz seiner Unterordnung unter die Concilien dagegen allgemeine Giltigkeit habe; daß er ferner 3) nicht nur an Concilienbeschlüsse, sondern auch an die Gewohnheiten u. Einrichtungen Frankreichs, endlich 4) selbst in Glaubenssachen an die Zustimmung der ganzen Kirche gebunden sei. Schon Bossuet sah den Mißbrauch, welchen der Staat mit diesen Artikeln trieb, seit 1755 hörte der Clerus nicht auf mit Protestationen, 1801 wurden die 4 Artikel von Napoleon I. ausgebeutet, 1810 u. nicht minder 1824 und 26 vom Staate ausdrücklich festgehalten. Seitdem Frayssinous u. a. gegen die g. K. sich erhoben, bekam diese allmälig immer mehr Widersacher, doch durch die Julicharte vom 7. August 1830 wurde die kathol. Kirche allen andern Glaubensbekenntnissen gleichgestellt und obwohl 1841 der gesammte Episkopat sich gegen die g. K. erklärte, dauert dieselbe doch bis heute fort.


Gallimathias, ein Wort, dessen Entstehung durch einen franz. Sachwalter veranlaßt worden sein soll, der in einem Prozesse anstatt gallus Mathiae (der Hahn des Mathias) mehrmals galli Mathias (der Mathias des Hahnes) sagte, bezeichnet, Kauderwälsch, verworrenes, unvernünftiges Geschwätz.


Gallio, Name 2 röm. Rhetoren; M. Annius G., Bruder des Philosophen Seneca, Adoptivsohn des Rhetor G., nahm als Proconsul in Achaja den Apostel Paulus gegen die Anklagen der Judenschaft in Schutz (Apostelgesch. 18, 12 etc.) und wurde später auf Neros Befehl hingerichtet.


Gallipoli, neapolitan. Stadt und Festung auf einer Felseninsel im tarentin. Meerbusen, mit dem Festlande durch eine Brücke verbunden, Bischofssitz, mit 9000 E., Hafen, Küstenfahrt, Fischerei, Seidefabrikation.


Gallipoli, türk. Stadt auf einer Halbinsel (thracischer Chersones) am Hellespont oder der Straße der Dardanellen, mit 17000 E., 2 Häfen, militär. sehr wichtiger Punkt; erste europ. Eroberung der Türken 1356.


Galliren, das Einlegen der zu färbenden

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[13/0014] ging unter der röm. Herrschaft unter. G. war die stärkste, einträglichste und durch ihre Lage wichtigste Provinz seit Cäsar; die meisten Kaiser wurden von den gall. Legionen erwählt u. durchgesetzt. Mit dem 3. Jahrh. begannen die Einfälle der Germanen; Alanen, Vandalen, Sueven zogen durch nach Spanien, Westgothen, Burgunder, Alemannen, Franken ließen sich nieder, bis endlich die Franken (s. d.) sich des größten Theils des alten G. bemächtigten. Gallienus, Publius Licinius, der Sohn Valerians, röm. Kaiser von 259 bis 268, in einer Zeit, deren Stürme und Drangsale in der Verworrenheit ihrer Geschichtschreiber am klarsten sich spiegeln. G. behauptete mit Mühe Italien während unaufhörlicher Verwüstungszüge barbarischer Stämme in das Reich und der Empörungen der Feldherren (Zeit der 30, eigentlich nur 19 Tyrannen). G. machte den palmyrenischen Odenath zum Cäsaren u. überließ ihm u. der Gemahlin desselben, Zenobia, den Kampf gegen Neupersien, er selbst kämpfte ruhmlos gegen die Tyrannen Posthumius und Aureolus und kam vor Mailand wahrscheinlich durch Verrath um. Ihm folgte Claudius. Gallikanische Kirche, könnte man die franz. heißen, insofern Charakter u. Geschichte des Volkes wie überall auf kirchl. Gewohnheiten und Gebräuche Einfluß ausübten, allein gewöhnlich versteht man unter g. K. den Inbegriff der sog. Freiheiten, deren Anwendung in Frankreich die Gewalt des Papstes der Staatsgewalt völlig unterordnet. Die „Sanctio pragmatica“, wodurch Karl VII. 1438 auf das Baselerconcil gestützt eine Staats- und Nationalkirche anstrebte, die Nachgibigkeit einzelner Päpste, namentlich Leos X., gegen die französ. Krone, das System, welches P. Pithou schuf und Dupuy 1639 mit Beweisen versah, dies alles ging den 4 Artikeln von 1682 voran, welche das Wesen der g. n K. ausmachen und auf Betreiben des allmachtdurstigen Ludwigs XIV. durch eine Versammlung von Clerikern festgestellt wurde, an deren Spitze Bossuet stand. Der Inhalt läuft auf die Grundsätze hinaus, daß 1) der Papst in bürgerl. Angelegenheiten gar keine Gewalt, 2) der Grundsatz seiner Unterordnung unter die Concilien dagegen allgemeine Giltigkeit habe; daß er ferner 3) nicht nur an Concilienbeschlüsse, sondern auch an die Gewohnheiten u. Einrichtungen Frankreichs, endlich 4) selbst in Glaubenssachen an die Zustimmung der ganzen Kirche gebunden sei. Schon Bossuet sah den Mißbrauch, welchen der Staat mit diesen Artikeln trieb, seit 1755 hörte der Clerus nicht auf mit Protestationen, 1801 wurden die 4 Artikel von Napoleon I. ausgebeutet, 1810 u. nicht minder 1824 und 26 vom Staate ausdrücklich festgehalten. Seitdem Frayssinous u. a. gegen die g. K. sich erhoben, bekam diese allmälig immer mehr Widersacher, doch durch die Julicharte vom 7. August 1830 wurde die kathol. Kirche allen andern Glaubensbekenntnissen gleichgestellt und obwohl 1841 der gesammte Episkopat sich gegen die g. K. erklärte, dauert dieselbe doch bis heute fort. Gallimathias, ein Wort, dessen Entstehung durch einen franz. Sachwalter veranlaßt worden sein soll, der in einem Prozesse anstatt gallus Mathiae (der Hahn des Mathias) mehrmals galli Mathias (der Mathias des Hahnes) sagte, bezeichnet, Kauderwälsch, verworrenes, unvernünftiges Geschwätz. Gallio, Name 2 röm. Rhetoren; M. Annius G., Bruder des Philosophen Seneca, Adoptivsohn des Rhetor G., nahm als Proconsul in Achaja den Apostel Paulus gegen die Anklagen der Judenschaft in Schutz (Apostelgesch. 18, 12 etc.) und wurde später auf Neros Befehl hingerichtet. Gallipoli, neapolitan. Stadt und Festung auf einer Felseninsel im tarentin. Meerbusen, mit dem Festlande durch eine Brücke verbunden, Bischofssitz, mit 9000 E., Hafen, Küstenfahrt, Fischerei, Seidefabrikation. Gallipoli, türk. Stadt auf einer Halbinsel (thracischer Chersones) am Hellespont oder der Straße der Dardanellen, mit 17000 E., 2 Häfen, militär. sehr wichtiger Punkt; erste europ. Eroberung der Türken 1356. Galliren, das Einlegen der zu färbenden

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/14>, abgerufen am 23.11.2024.