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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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u. mehr, dagegen werden der Scharfsinn u. der Sammlerfleiß um so thätiger. Die Poesie hat ihrem hohen Fluge entsagt und wendet sich zur Darstellung des gewöhnlichen Lebens in der Idylle des Theokrit, Bion, Moschus, in der Komödie des Menander, Philemon etc. (die neuere Komödie bewegt sich in Intrikenstücken wie die heutige, die nur noch mehr entwickelt ist), in den verschiedenen Lehrgedichten. Die Geschichtschreibung strebte zur Universalgeschichte zu werden (Ephorus, Theopomp, Diodor) u. wurde zur Zusammentragung u. Sichtung des von Andern Ueberlieferten (Dionys von Halikarnaß, Plutarch); als der letzte griech. Geschichtschreiber darf wohl Polybius aus Megalopolis bezeichnet werden, der aus eigener Anschauung u. als Staatsmann seine Zeit beschreibt u. zugleich der einzige Grieche ist, der sich von nationaler Eitelkeit frei hält. Die späteren Schriftsteller (Appian, Cassiodor, Herodian etc.) sind bereits römische. Von großer Wichtigkeit sind in dieser Periode die Leistungen der Mathematiker, Astronomen, Geographen, Naturforscher und Aerzte, in welchen Richtungen sich besonders die Alexandriner auszeichneten, s. Alexandria. (Grundriß der g.n L. von Bernhardy, Halle 1836-45; Geschichte der g.n L. von Munk, Berl. 1849-50.)


Griechische Münzen, antike, sind theils von den griech. Republiken, theils von deren Colonien, theils von den griech. Fürsten in Europa, Vorderasien und Nordafrika geprägt worden; auch unter der röm. Herrschaft hatten einzelne griech. Städte noch Münzrecht. Die meisten griech. Städtemünzen sind silbern (Aegina prägte um 900 v. Chr. die ersten Drachmen), wenige golden, gegen das byzantin. Zeitalter fast durchgängig bronzen; die Königsmünzen sind aus Gold, Kupfer und Bronze. Der Kunstwerth des Geprägs richtet sich natürlich nach den Perioden der griech. bildenden Kunst u. steht in der Zeit der ersten Kaiser am höchsten. Vollständigste Sammlung g.r M. in dem k. k. Münzkabinet zu Wien. Die griech. Münzeinheit war die Drachme (s. d.), die in 6 Obolen zerfiel; der Obolus hatte 6 bis 10 Chalkoi, der Chalkos 7 Lepta.


Griechische Musik; sie ist uns so viel wie unbekannt, da kein einziges Tonstück auf uns gekommen ist und sich auch keine Schrift über dieselbe erhalten hat. Jedenfalls mußte sie ziemlich unvollkommen sein, da das griech. Tonsystem nicht auf die Octave, sondern auf die Quarte gegründet war, so daß die Tonreihe in 5 Tetrachorde zerfiel (diatonische u. chromatische Tonreihe); über die ebenfalls gebrauchte enharmonische Tonreihe s. Bd. II. S. 566. Eine Harmonie nach unseren Begriffen erscheint bei einer solchen Grundlage als eine Unmöglichkeit und wir können es uns nicht vorstellen, durch welche Mittel die alten Musiker jenen Enthusiasmus erregten, von dem uns die griech. und röm. Geschichte so viel erzählt.


Griechische Mythologie, s. Mythologie der Griechen und Römer.


Griechische Philosophie oder hellenische Philosophie, nennen wir den durch die alten Griechen bewerkstelligten ersten Versuch des Menschengeschlechtes, lediglich durch denkende Betrachtung der Dinge und aus eigener Kraft zu Gott u. zur Glückseligkeit zu gelangen, ein Versuch, großartig in seinem etwa 900jähr. Verlaufe, tragisch in seinem Ausgange. Darin, daß die griech. Volksreligion den Bedürfnissen des Geistes u. Herzens nicht dauernd genügen konnte u. das Christenthum mit seinen Ansprüchen auf absolute Wahrheit den Griechen erst am Ende ihrer nationalen Entwicklung erschien, liegt der Grund für die Unbefangenheit der griech. Forschung und damit der Hauptunterschied der g.n Ph. von jeder spätern. Die Uranfänge der g.n Ph. sind bei den gnomischen Dichtern, aber seit Aristoteles läßt man dieselbe mit Thales beginnen und theilt sie jetzt gewöhnlich in 3 Perioden, nämlich a) vorsokratische Ph., b) Sokrates, Plato, Aristoteles u. c) nacharistotelische Ph. (Ueber die einzelnen Schulen und Philosophen s. die betr. Art.) In der 1. Periode suchen die jonischen Philosophen (Thales, Anaximenes, Anaximander) das allgemeine Wesen aller Dinge und finden dasselbe in den Elementen, im Urstoff, die Pythagoräer (6. Jahrh. v. Chr.) aber in den Verhältnissen

u. mehr, dagegen werden der Scharfsinn u. der Sammlerfleiß um so thätiger. Die Poesie hat ihrem hohen Fluge entsagt und wendet sich zur Darstellung des gewöhnlichen Lebens in der Idylle des Theokrit, Bion, Moschus, in der Komödie des Menander, Philemon etc. (die neuere Komödie bewegt sich in Intrikenstücken wie die heutige, die nur noch mehr entwickelt ist), in den verschiedenen Lehrgedichten. Die Geschichtschreibung strebte zur Universalgeschichte zu werden (Ephorus, Theopomp, Diodor) u. wurde zur Zusammentragung u. Sichtung des von Andern Ueberlieferten (Dionys von Halikarnaß, Plutarch); als der letzte griech. Geschichtschreiber darf wohl Polybius aus Megalopolis bezeichnet werden, der aus eigener Anschauung u. als Staatsmann seine Zeit beschreibt u. zugleich der einzige Grieche ist, der sich von nationaler Eitelkeit frei hält. Die späteren Schriftsteller (Appian, Cassiodor, Herodian etc.) sind bereits römische. Von großer Wichtigkeit sind in dieser Periode die Leistungen der Mathematiker, Astronomen, Geographen, Naturforscher und Aerzte, in welchen Richtungen sich besonders die Alexandriner auszeichneten, s. Alexandria. (Grundriß der g.n L. von Bernhardy, Halle 1836–45; Geschichte der g.n L. von Munk, Berl. 1849–50.)


Griechische Münzen, antike, sind theils von den griech. Republiken, theils von deren Colonien, theils von den griech. Fürsten in Europa, Vorderasien und Nordafrika geprägt worden; auch unter der röm. Herrschaft hatten einzelne griech. Städte noch Münzrecht. Die meisten griech. Städtemünzen sind silbern (Aegina prägte um 900 v. Chr. die ersten Drachmen), wenige golden, gegen das byzantin. Zeitalter fast durchgängig bronzen; die Königsmünzen sind aus Gold, Kupfer und Bronze. Der Kunstwerth des Geprägs richtet sich natürlich nach den Perioden der griech. bildenden Kunst u. steht in der Zeit der ersten Kaiser am höchsten. Vollständigste Sammlung g.r M. in dem k. k. Münzkabinet zu Wien. Die griech. Münzeinheit war die Drachme (s. d.), die in 6 Obolen zerfiel; der Obolus hatte 6 bis 10 Chalkoi, der Chalkos 7 Lepta.


Griechische Musik; sie ist uns so viel wie unbekannt, da kein einziges Tonstück auf uns gekommen ist und sich auch keine Schrift über dieselbe erhalten hat. Jedenfalls mußte sie ziemlich unvollkommen sein, da das griech. Tonsystem nicht auf die Octave, sondern auf die Quarte gegründet war, so daß die Tonreihe in 5 Tetrachorde zerfiel (diatonische u. chromatische Tonreihe); über die ebenfalls gebrauchte enharmonische Tonreihe s. Bd. II. S. 566. Eine Harmonie nach unseren Begriffen erscheint bei einer solchen Grundlage als eine Unmöglichkeit und wir können es uns nicht vorstellen, durch welche Mittel die alten Musiker jenen Enthusiasmus erregten, von dem uns die griech. und röm. Geschichte so viel erzählt.


Griechische Mythologie, s. Mythologie der Griechen und Römer.


Griechische Philosophie oder hellenische Philosophie, nennen wir den durch die alten Griechen bewerkstelligten ersten Versuch des Menschengeschlechtes, lediglich durch denkende Betrachtung der Dinge und aus eigener Kraft zu Gott u. zur Glückseligkeit zu gelangen, ein Versuch, großartig in seinem etwa 900jähr. Verlaufe, tragisch in seinem Ausgange. Darin, daß die griech. Volksreligion den Bedürfnissen des Geistes u. Herzens nicht dauernd genügen konnte u. das Christenthum mit seinen Ansprüchen auf absolute Wahrheit den Griechen erst am Ende ihrer nationalen Entwicklung erschien, liegt der Grund für die Unbefangenheit der griech. Forschung und damit der Hauptunterschied der g.n Ph. von jeder spätern. Die Uranfänge der g.n Ph. sind bei den gnomischen Dichtern, aber seit Aristoteles läßt man dieselbe mit Thales beginnen und theilt sie jetzt gewöhnlich in 3 Perioden, nämlich a) vorsokratische Ph., b) Sokrates, Plato, Aristoteles u. c) nacharistotelische Ph. (Ueber die einzelnen Schulen und Philosophen s. die betr. Art.) In der 1. Periode suchen die jonischen Philosophen (Thales, Anaximenes, Anaximander) das allgemeine Wesen aller Dinge und finden dasselbe in den Elementen, im Urstoff, die Pythagoräer (6. Jahrh. v. Chr.) aber in den Verhältnissen

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[151/0152] u. mehr, dagegen werden der Scharfsinn u. der Sammlerfleiß um so thätiger. Die Poesie hat ihrem hohen Fluge entsagt und wendet sich zur Darstellung des gewöhnlichen Lebens in der Idylle des Theokrit, Bion, Moschus, in der Komödie des Menander, Philemon etc. (die neuere Komödie bewegt sich in Intrikenstücken wie die heutige, die nur noch mehr entwickelt ist), in den verschiedenen Lehrgedichten. Die Geschichtschreibung strebte zur Universalgeschichte zu werden (Ephorus, Theopomp, Diodor) u. wurde zur Zusammentragung u. Sichtung des von Andern Ueberlieferten (Dionys von Halikarnaß, Plutarch); als der letzte griech. Geschichtschreiber darf wohl Polybius aus Megalopolis bezeichnet werden, der aus eigener Anschauung u. als Staatsmann seine Zeit beschreibt u. zugleich der einzige Grieche ist, der sich von nationaler Eitelkeit frei hält. Die späteren Schriftsteller (Appian, Cassiodor, Herodian etc.) sind bereits römische. Von großer Wichtigkeit sind in dieser Periode die Leistungen der Mathematiker, Astronomen, Geographen, Naturforscher und Aerzte, in welchen Richtungen sich besonders die Alexandriner auszeichneten, s. Alexandria. (Grundriß der g.n L. von Bernhardy, Halle 1836–45; Geschichte der g.n L. von Munk, Berl. 1849–50.) Griechische Münzen, antike, sind theils von den griech. Republiken, theils von deren Colonien, theils von den griech. Fürsten in Europa, Vorderasien und Nordafrika geprägt worden; auch unter der röm. Herrschaft hatten einzelne griech. Städte noch Münzrecht. Die meisten griech. Städtemünzen sind silbern (Aegina prägte um 900 v. Chr. die ersten Drachmen), wenige golden, gegen das byzantin. Zeitalter fast durchgängig bronzen; die Königsmünzen sind aus Gold, Kupfer und Bronze. Der Kunstwerth des Geprägs richtet sich natürlich nach den Perioden der griech. bildenden Kunst u. steht in der Zeit der ersten Kaiser am höchsten. Vollständigste Sammlung g.r M. in dem k. k. Münzkabinet zu Wien. Die griech. Münzeinheit war die Drachme (s. d.), die in 6 Obolen zerfiel; der Obolus hatte 6 bis 10 Chalkoi, der Chalkos 7 Lepta. Griechische Musik; sie ist uns so viel wie unbekannt, da kein einziges Tonstück auf uns gekommen ist und sich auch keine Schrift über dieselbe erhalten hat. Jedenfalls mußte sie ziemlich unvollkommen sein, da das griech. Tonsystem nicht auf die Octave, sondern auf die Quarte gegründet war, so daß die Tonreihe in 5 Tetrachorde zerfiel (diatonische u. chromatische Tonreihe); über die ebenfalls gebrauchte enharmonische Tonreihe s. Bd. II. S. 566. Eine Harmonie nach unseren Begriffen erscheint bei einer solchen Grundlage als eine Unmöglichkeit und wir können es uns nicht vorstellen, durch welche Mittel die alten Musiker jenen Enthusiasmus erregten, von dem uns die griech. und röm. Geschichte so viel erzählt. Griechische Mythologie, s. Mythologie der Griechen und Römer. Griechische Philosophie oder hellenische Philosophie, nennen wir den durch die alten Griechen bewerkstelligten ersten Versuch des Menschengeschlechtes, lediglich durch denkende Betrachtung der Dinge und aus eigener Kraft zu Gott u. zur Glückseligkeit zu gelangen, ein Versuch, großartig in seinem etwa 900jähr. Verlaufe, tragisch in seinem Ausgange. Darin, daß die griech. Volksreligion den Bedürfnissen des Geistes u. Herzens nicht dauernd genügen konnte u. das Christenthum mit seinen Ansprüchen auf absolute Wahrheit den Griechen erst am Ende ihrer nationalen Entwicklung erschien, liegt der Grund für die Unbefangenheit der griech. Forschung und damit der Hauptunterschied der g.n Ph. von jeder spätern. Die Uranfänge der g.n Ph. sind bei den gnomischen Dichtern, aber seit Aristoteles läßt man dieselbe mit Thales beginnen und theilt sie jetzt gewöhnlich in 3 Perioden, nämlich a) vorsokratische Ph., b) Sokrates, Plato, Aristoteles u. c) nacharistotelische Ph. (Ueber die einzelnen Schulen und Philosophen s. die betr. Art.) In der 1. Periode suchen die jonischen Philosophen (Thales, Anaximenes, Anaximander) das allgemeine Wesen aller Dinge und finden dasselbe in den Elementen, im Urstoff, die Pythagoräer (6. Jahrh. v. Chr.) aber in den Verhältnissen

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/152>, abgerufen am 23.11.2024.