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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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um irische Häuptlinge gegen Elisabeth zum Kriege zu reizen. England konnte es um keinen Preis zugeben, daß sich der Nationalfeind Spanien in I. festsetze, daher wurde der Krieg gegen die Iren mit beispielloser Hartnäckigkeit und Grausamkeit geführt. Ein großer Theil des Grundeigenthums wurde confiscirt und Engländern geschenkt, welche dasselbe mit engl. Colonisten besetzten, wodurch das feindselige Verhältniß der irischen und engl. Bevölkerung nur um so schroffer werden mußte. Zudem hörte der Kriegszustand nicht auf; ein irischer Häuptling Hugh O'Neill empörte sich und 1601 landete ein span. Heer zu seiner Unterstützung; die Irländer wurden aber besiegt, 800000 Jucharten Lands eingezogen und Engländern gegeben. Unter Jakob I. dauerte dies Verfahren fort, obgleich derselbe die engl. Gesetze einführte und das von Heinrich VIII. errichtete Parlament eröffnete, von dem jedoch die Katholiken ausgeschlossen waren. Bei dem Streite, der sich zwischen dem engl. Parlamente und der Krone erhob, hielt es die englischprotestant. Bevölkerung mit dem Parlamente, die irisch-kathol. aber mit der Krone. Unter Karl I. kam der Haß der Iren zu einem furchtbaren Ausbruche, der ihnen und dem Könige verderblich wurde; die engl. Bevölkerung wurde überfallen und ermordet (engl. Angaben zufolge 120000 Menschen) u. bis auf Dublin die ganze Insel erobert; die Wuth der Engländer war natürlich gränzenlos und kehrte sich zuerst gegen den Hof, der um das beabsichtigte Blutbad gewußt haben sollte, und nach dem Siege über den König gegen die Irländer, deren Vernichtung beschlossen wurde. Das Parlament decretirte ein Anlehen zu dem Feldzuge u. versprach 21/2 Mill. Juchart irischen Bodens den Darlehern als Eigenthum. Cromwell wurde 1649 mit 50000 Mann nach I. geschickt mit unbeschränkter militär. Vollmacht, aber dem gemessensten Befehle, alle Iren zu vertilgen. Anfangs kam er diesem Befehle getreu nach, zuletzt aber ermüdete er; 1/2 Mill. Iren kamen um, eben so viele wanderten mit Cromwells Erlaubniß aus, 80000 wurden als Sklaven nach Westindien deportirt, den Rest trieb Cromwell, abermals menschlicher als das Parlament, in den Westen der Insel, die Provinz Connaught zusammen. Der confiscirte Boden wurde den Darlehern oder den Soldaten zu Theil und auch nach der Restauration, die gegen die Iren gerechter war, kam höchstens 1/4 desselben in die Hände der Katholiken, der ursprünglichen Eigenthümer, zurück. Jakob II., der die Herrschaft der kathol. Religion und zugleich die unbeschränkte Königsmacht wiederherstellen wollte, suchte und fand in den kathol. Iren ein Werkzeug. Er setzte einen kathol. Lordlieutenant ein, organisirte ein kath. Heer und als er 1688 durch die engl. Revolution vertrieben wurde, erklärte sich das ganze kathol. I. für ihn. Er erschien das folgende Jahr mit einem französ. Hilfsheere (dem engl. Nationalfeinde) in I., verlor aber 1690 die blutige Schlacht am Boyne, floh nach Frankreich zurück und über I. lagerte sich neue Unterdrückung, die durch den Vertrag von Limerick nur wenig gemildert wurde. Die Katholiken erhielten nämlich freie Religionsübung, soweit sie unter den Stuarts bestand u. vollständige Auswanderungsfreiheit, waren aber politisch förmlich rechtlos (sie durften z. B. keinen Grundbesitz erwerben, kein Geld auf Hypothek leihen, keinen Protestanten erben oder heirathen), und von allem Antheil an Verwaltung u. Justiz ausgeschlossen. Eine Besserung ihrer Lage ging zunächst von den irischen Protestanten aus, indem durch das System Englands, I. auszubeuten, besonders durch die Beschränkung des irischen Gewerbsfleißes und Handels, auch diese leiden mußten. Den ersten erfolgreichen Widerstand leistete J. 1720, als das Whigministerium Walpole I. mit schlechter Münze überschwemmte; der Satiriker Swift verfocht das irische Interesse in Zeitschriften und das Ministerium mußte nicht nur seine Münze zurückziehen, sondern auch von seinem Angriff auf die irische Preßfreiheit abstehen. Als nach dem Ausbruche der nordamerikan. Revolution Frankreich 1779 an England den Krieg erklärte, bewaffnete sich I. angeblich zum Schutze gegen eine

um irische Häuptlinge gegen Elisabeth zum Kriege zu reizen. England konnte es um keinen Preis zugeben, daß sich der Nationalfeind Spanien in I. festsetze, daher wurde der Krieg gegen die Iren mit beispielloser Hartnäckigkeit und Grausamkeit geführt. Ein großer Theil des Grundeigenthums wurde confiscirt und Engländern geschenkt, welche dasselbe mit engl. Colonisten besetzten, wodurch das feindselige Verhältniß der irischen und engl. Bevölkerung nur um so schroffer werden mußte. Zudem hörte der Kriegszustand nicht auf; ein irischer Häuptling Hugh OʼNeill empörte sich und 1601 landete ein span. Heer zu seiner Unterstützung; die Irländer wurden aber besiegt, 800000 Jucharten Lands eingezogen und Engländern gegeben. Unter Jakob I. dauerte dies Verfahren fort, obgleich derselbe die engl. Gesetze einführte und das von Heinrich VIII. errichtete Parlament eröffnete, von dem jedoch die Katholiken ausgeschlossen waren. Bei dem Streite, der sich zwischen dem engl. Parlamente und der Krone erhob, hielt es die englischprotestant. Bevölkerung mit dem Parlamente, die irisch-kathol. aber mit der Krone. Unter Karl I. kam der Haß der Iren zu einem furchtbaren Ausbruche, der ihnen und dem Könige verderblich wurde; die engl. Bevölkerung wurde überfallen und ermordet (engl. Angaben zufolge 120000 Menschen) u. bis auf Dublin die ganze Insel erobert; die Wuth der Engländer war natürlich gränzenlos und kehrte sich zuerst gegen den Hof, der um das beabsichtigte Blutbad gewußt haben sollte, und nach dem Siege über den König gegen die Irländer, deren Vernichtung beschlossen wurde. Das Parlament decretirte ein Anlehen zu dem Feldzuge u. versprach 21/2 Mill. Juchart irischen Bodens den Darlehern als Eigenthum. Cromwell wurde 1649 mit 50000 Mann nach I. geschickt mit unbeschränkter militär. Vollmacht, aber dem gemessensten Befehle, alle Iren zu vertilgen. Anfangs kam er diesem Befehle getreu nach, zuletzt aber ermüdete er; 1/2 Mill. Iren kamen um, eben so viele wanderten mit Cromwells Erlaubniß aus, 80000 wurden als Sklaven nach Westindien deportirt, den Rest trieb Cromwell, abermals menschlicher als das Parlament, in den Westen der Insel, die Provinz Connaught zusammen. Der confiscirte Boden wurde den Darlehern oder den Soldaten zu Theil und auch nach der Restauration, die gegen die Iren gerechter war, kam höchstens 1/4 desselben in die Hände der Katholiken, der ursprünglichen Eigenthümer, zurück. Jakob II., der die Herrschaft der kathol. Religion und zugleich die unbeschränkte Königsmacht wiederherstellen wollte, suchte und fand in den kathol. Iren ein Werkzeug. Er setzte einen kathol. Lordlieutenant ein, organisirte ein kath. Heer und als er 1688 durch die engl. Revolution vertrieben wurde, erklärte sich das ganze kathol. I. für ihn. Er erschien das folgende Jahr mit einem französ. Hilfsheere (dem engl. Nationalfeinde) in I., verlor aber 1690 die blutige Schlacht am Boyne, floh nach Frankreich zurück und über I. lagerte sich neue Unterdrückung, die durch den Vertrag von Limerick nur wenig gemildert wurde. Die Katholiken erhielten nämlich freie Religionsübung, soweit sie unter den Stuarts bestand u. vollständige Auswanderungsfreiheit, waren aber politisch förmlich rechtlos (sie durften z. B. keinen Grundbesitz erwerben, kein Geld auf Hypothek leihen, keinen Protestanten erben oder heirathen), und von allem Antheil an Verwaltung u. Justiz ausgeschlossen. Eine Besserung ihrer Lage ging zunächst von den irischen Protestanten aus, indem durch das System Englands, I. auszubeuten, besonders durch die Beschränkung des irischen Gewerbsfleißes und Handels, auch diese leiden mußten. Den ersten erfolgreichen Widerstand leistete J. 1720, als das Whigministerium Walpole I. mit schlechter Münze überschwemmte; der Satiriker Swift verfocht das irische Interesse in Zeitschriften und das Ministerium mußte nicht nur seine Münze zurückziehen, sondern auch von seinem Angriff auf die irische Preßfreiheit abstehen. Als nach dem Ausbruche der nordamerikan. Revolution Frankreich 1779 an England den Krieg erklärte, bewaffnete sich I. angeblich zum Schutze gegen eine

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[437/0438] um irische Häuptlinge gegen Elisabeth zum Kriege zu reizen. England konnte es um keinen Preis zugeben, daß sich der Nationalfeind Spanien in I. festsetze, daher wurde der Krieg gegen die Iren mit beispielloser Hartnäckigkeit und Grausamkeit geführt. Ein großer Theil des Grundeigenthums wurde confiscirt und Engländern geschenkt, welche dasselbe mit engl. Colonisten besetzten, wodurch das feindselige Verhältniß der irischen und engl. Bevölkerung nur um so schroffer werden mußte. Zudem hörte der Kriegszustand nicht auf; ein irischer Häuptling Hugh OʼNeill empörte sich und 1601 landete ein span. Heer zu seiner Unterstützung; die Irländer wurden aber besiegt, 800000 Jucharten Lands eingezogen und Engländern gegeben. Unter Jakob I. dauerte dies Verfahren fort, obgleich derselbe die engl. Gesetze einführte und das von Heinrich VIII. errichtete Parlament eröffnete, von dem jedoch die Katholiken ausgeschlossen waren. Bei dem Streite, der sich zwischen dem engl. Parlamente und der Krone erhob, hielt es die englischprotestant. Bevölkerung mit dem Parlamente, die irisch-kathol. aber mit der Krone. Unter Karl I. kam der Haß der Iren zu einem furchtbaren Ausbruche, der ihnen und dem Könige verderblich wurde; die engl. Bevölkerung wurde überfallen und ermordet (engl. Angaben zufolge 120000 Menschen) u. bis auf Dublin die ganze Insel erobert; die Wuth der Engländer war natürlich gränzenlos und kehrte sich zuerst gegen den Hof, der um das beabsichtigte Blutbad gewußt haben sollte, und nach dem Siege über den König gegen die Irländer, deren Vernichtung beschlossen wurde. Das Parlament decretirte ein Anlehen zu dem Feldzuge u. versprach 21/2 Mill. Juchart irischen Bodens den Darlehern als Eigenthum. Cromwell wurde 1649 mit 50000 Mann nach I. geschickt mit unbeschränkter militär. Vollmacht, aber dem gemessensten Befehle, alle Iren zu vertilgen. Anfangs kam er diesem Befehle getreu nach, zuletzt aber ermüdete er; 1/2 Mill. Iren kamen um, eben so viele wanderten mit Cromwells Erlaubniß aus, 80000 wurden als Sklaven nach Westindien deportirt, den Rest trieb Cromwell, abermals menschlicher als das Parlament, in den Westen der Insel, die Provinz Connaught zusammen. Der confiscirte Boden wurde den Darlehern oder den Soldaten zu Theil und auch nach der Restauration, die gegen die Iren gerechter war, kam höchstens 1/4 desselben in die Hände der Katholiken, der ursprünglichen Eigenthümer, zurück. Jakob II., der die Herrschaft der kathol. Religion und zugleich die unbeschränkte Königsmacht wiederherstellen wollte, suchte und fand in den kathol. Iren ein Werkzeug. Er setzte einen kathol. Lordlieutenant ein, organisirte ein kath. Heer und als er 1688 durch die engl. Revolution vertrieben wurde, erklärte sich das ganze kathol. I. für ihn. Er erschien das folgende Jahr mit einem französ. Hilfsheere (dem engl. Nationalfeinde) in I., verlor aber 1690 die blutige Schlacht am Boyne, floh nach Frankreich zurück und über I. lagerte sich neue Unterdrückung, die durch den Vertrag von Limerick nur wenig gemildert wurde. Die Katholiken erhielten nämlich freie Religionsübung, soweit sie unter den Stuarts bestand u. vollständige Auswanderungsfreiheit, waren aber politisch förmlich rechtlos (sie durften z. B. keinen Grundbesitz erwerben, kein Geld auf Hypothek leihen, keinen Protestanten erben oder heirathen), und von allem Antheil an Verwaltung u. Justiz ausgeschlossen. Eine Besserung ihrer Lage ging zunächst von den irischen Protestanten aus, indem durch das System Englands, I. auszubeuten, besonders durch die Beschränkung des irischen Gewerbsfleißes und Handels, auch diese leiden mußten. Den ersten erfolgreichen Widerstand leistete J. 1720, als das Whigministerium Walpole I. mit schlechter Münze überschwemmte; der Satiriker Swift verfocht das irische Interesse in Zeitschriften und das Ministerium mußte nicht nur seine Münze zurückziehen, sondern auch von seinem Angriff auf die irische Preßfreiheit abstehen. Als nach dem Ausbruche der nordamerikan. Revolution Frankreich 1779 an England den Krieg erklärte, bewaffnete sich I. angeblich zum Schutze gegen eine

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/438>, abgerufen am 23.11.2024.