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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855.

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mündige, ledige oder verwittwete Weiber, auf der Vorstellung beruhend, daß die Frauen weniger geschäftserfahren als die Männer seien und daher zu gewissen Geschäften (Prozeßbetreibung vor Gericht, Testamenten, Erb- und Liegenschaftsverträgen, Bürgschaften u. s. w.) der männl. Beihilfe eines freigewählten od. obrigkeitlich gegebenen Vormundes, Beiständers, bedürfen. In andern Sachen dagegen ist das Weib selbständig. Die Frau steht unter der Vormundschaft ihres Ehemannes, außer wo sie Rechtsgeschäfte (z. B. Erbverträge) mit ihm abzuschließen hat.


Geschlossene Jagd, ein Gehege, das nur wenige Personen zu betreten berechtigt sind; die Zeit, wo das Wild nicht gejagt werden darf.


Geschlossene Zeit, kirchl. Zeiten, wo keine Hochzeit erlaubt ist; ebenso die Zeit, wo Jagd, Fischfang, Viehtrieb verboten sind.


Geschmack (gustus), in physiolog. Bedeutung der Sinn, dessen hauptsächlichstes Organ die mit zahlreichen Nervenwärzchen besetzte Zunge (s. d.), ein minder wichtiges der weiche Gaumen ist. Von den 3 nach Ursprung u. Funktion verschiedenen Nervenästen, welche zur Zunge gehen, dient hauptsächl. der Zungenschlundkopfnerv (nervus glossopharyngeus) der Geschmacksempfindung, die andern 2 der Bewegung und der Tastempfindung der Zunge. Zur Erregung von G.sempfindungen ist aber eine Hauptbedingung die Auflösung des Schmeckbaren in der Speichelflüssigkeit. Der G. ist einer der niederen Sinne, ohne Bedeutung für das geistige Leben. G. nennt man ferner auch die specif. Art der Einwirkung der verschiedenen schmeckenden Stoffe auf den G.ssinn, und man unterscheidet in dieser Bedeutung viele Arten von G., darunter als hauptsächlichste den sauren, süßen, bittern, salzigen, faden. - In Feinheit des G.ssinns steht der Mensch allen Thieren weit voran, während er in der Schärfe der andern Sinne vielfach von denselben übertroffen wird. - In ästhetischer Beziehung bezeichnet G. die Fähigkeit, das Schöne zu fühlen und zu erkennen (s. Aesthetik).


Geschosse oder Projectile, die Kugeln, die von dem Geschütze geschleudert werden.


Geschütze, nennt man die großen Wurfmaschinen im Gegensatz zu dem Kleingewehr (vergl. Artillerie, Bombe, Bombenkanone, Colubrine, Falkonet, Granate, Haubitze etc.).


Geschwader (frz. Escadre), kleinere Flotte.


Geschwindigkeit (celeritas) eines bewegten Körpers ist das Verhältniß des Raumes, den er durchläuft zur Zeit, die er dazu braucht. Ein Körper hat eine größere G. als ein anderer, wenn er in der gleichen Zeit einen größeren Weg zurücklegt. Als Zeiteinheit wird in der Physik immer die Secunde genommen, und den Raum, den ein Körper in 1 Secunde durchläuft, nennt man seine G. Kennt man den Raum (z. B. 48'), den ein Körper in einer bestimmten Zeit (z. B. 6 Secunden) durchläuft, so erhält man den Ausdruck für seine G., wenn man den Raum durch die Zeit (in Secunden ausgedrückt) dividirt, also = 48/6 = 8' in 1 Secunde. - Bekannte G.en: der Flüsse 5-6, der schnellsten Ströme über 12, des Windes 10, des Sturmes 50, der heftigsten Orkane 120, eines schnell segelnden Schiffs 14, eines Dampfschiffs 19, der Dampfwagen gewöhnlich 35, eines guten Schlittschuhläufers 36, des Schalls 1020, einer Büchsenkugel 1500, einer Kanonenkugel 2300', des Lichts 42000 Meilen in 1 Secunde.


Geschworne, 1) die bei der Jury über die Thatfragen zu entscheiden haben (s. Schwurgericht); 2) in alten Gemeindeverfassungen zwischen dem Vorstand (Graf, Vogt, Schultheiß u. s. w.) und der Versammlung der Gemeindegenossen ein hervorragendes Mittelglied, soviel wie Schöffenstuhl, Rath, Aelteste.


Geschwür (ulcus), jede langsam erfolgende Zerstörung der Substanz organischer Theile, mit Absonderung von Eiter. Nach den Ursachen ihrer Entstehung unterscheidet man einfache, idiopathische G.e, welche aus örtlichen Ursachen entstehen, wie durch fehlerhafte Behandlung od. Vernachlässigung eines schon vorhandenen anderartigen schadens,

mündige, ledige oder verwittwete Weiber, auf der Vorstellung beruhend, daß die Frauen weniger geschäftserfahren als die Männer seien und daher zu gewissen Geschäften (Prozeßbetreibung vor Gericht, Testamenten, Erb- und Liegenschaftsverträgen, Bürgschaften u. s. w.) der männl. Beihilfe eines freigewählten od. obrigkeitlich gegebenen Vormundes, Beiständers, bedürfen. In andern Sachen dagegen ist das Weib selbständig. Die Frau steht unter der Vormundschaft ihres Ehemannes, außer wo sie Rechtsgeschäfte (z. B. Erbverträge) mit ihm abzuschließen hat.


Geschlossene Jagd, ein Gehege, das nur wenige Personen zu betreten berechtigt sind; die Zeit, wo das Wild nicht gejagt werden darf.


Geschlossene Zeit, kirchl. Zeiten, wo keine Hochzeit erlaubt ist; ebenso die Zeit, wo Jagd, Fischfang, Viehtrieb verboten sind.


Geschmack (gustus), in physiolog. Bedeutung der Sinn, dessen hauptsächlichstes Organ die mit zahlreichen Nervenwärzchen besetzte Zunge (s. d.), ein minder wichtiges der weiche Gaumen ist. Von den 3 nach Ursprung u. Funktion verschiedenen Nervenästen, welche zur Zunge gehen, dient hauptsächl. der Zungenschlundkopfnerv (nervus glossopharyngeus) der Geschmacksempfindung, die andern 2 der Bewegung und der Tastempfindung der Zunge. Zur Erregung von G.sempfindungen ist aber eine Hauptbedingung die Auflösung des Schmeckbaren in der Speichelflüssigkeit. Der G. ist einer der niederen Sinne, ohne Bedeutung für das geistige Leben. G. nennt man ferner auch die specif. Art der Einwirkung der verschiedenen schmeckenden Stoffe auf den G.ssinn, und man unterscheidet in dieser Bedeutung viele Arten von G., darunter als hauptsächlichste den sauren, süßen, bittern, salzigen, faden. – In Feinheit des G.ssinns steht der Mensch allen Thieren weit voran, während er in der Schärfe der andern Sinne vielfach von denselben übertroffen wird. – In ästhetischer Beziehung bezeichnet G. die Fähigkeit, das Schöne zu fühlen und zu erkennen (s. Aesthetik).


Geschosse oder Projectile, die Kugeln, die von dem Geschütze geschleudert werden.


Geschütze, nennt man die großen Wurfmaschinen im Gegensatz zu dem Kleingewehr (vergl. Artillerie, Bombe, Bombenkanone, Colubrine, Falkonet, Granate, Haubitze etc.).


Geschwader (frz. Escadre), kleinere Flotte.


Geschwindigkeit (celeritas) eines bewegten Körpers ist das Verhältniß des Raumes, den er durchläuft zur Zeit, die er dazu braucht. Ein Körper hat eine größere G. als ein anderer, wenn er in der gleichen Zeit einen größeren Weg zurücklegt. Als Zeiteinheit wird in der Physik immer die Secunde genommen, und den Raum, den ein Körper in 1 Secunde durchläuft, nennt man seine G. Kennt man den Raum (z. B. 48'), den ein Körper in einer bestimmten Zeit (z. B. 6 Secunden) durchläuft, so erhält man den Ausdruck für seine G., wenn man den Raum durch die Zeit (in Secunden ausgedrückt) dividirt, also = 48/6 = 8' in 1 Secunde. – Bekannte G.en: der Flüsse 5–6, der schnellsten Ströme über 12, des Windes 10, des Sturmes 50, der heftigsten Orkane 120, eines schnell segelnden Schiffs 14, eines Dampfschiffs 19, der Dampfwagen gewöhnlich 35, eines guten Schlittschuhläufers 36, des Schalls 1020, einer Büchsenkugel 1500, einer Kanonenkugel 2300', des Lichts 42000 Meilen in 1 Secunde.


Geschworne, 1) die bei der Jury über die Thatfragen zu entscheiden haben (s. Schwurgericht); 2) in alten Gemeindeverfassungen zwischen dem Vorstand (Graf, Vogt, Schultheiß u. s. w.) und der Versammlung der Gemeindegenossen ein hervorragendes Mittelglied, soviel wie Schöffenstuhl, Rath, Aelteste.


Geschwür (ulcus), jede langsam erfolgende Zerstörung der Substanz organischer Theile, mit Absonderung von Eiter. Nach den Ursachen ihrer Entstehung unterscheidet man einfache, idiopathische G.e, welche aus örtlichen Ursachen entstehen, wie durch fehlerhafte Behandlung od. Vernachlässigung eines schon vorhandenen anderartigen schadens,

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[70/0071] mündige, ledige oder verwittwete Weiber, auf der Vorstellung beruhend, daß die Frauen weniger geschäftserfahren als die Männer seien und daher zu gewissen Geschäften (Prozeßbetreibung vor Gericht, Testamenten, Erb- und Liegenschaftsverträgen, Bürgschaften u. s. w.) der männl. Beihilfe eines freigewählten od. obrigkeitlich gegebenen Vormundes, Beiständers, bedürfen. In andern Sachen dagegen ist das Weib selbständig. Die Frau steht unter der Vormundschaft ihres Ehemannes, außer wo sie Rechtsgeschäfte (z. B. Erbverträge) mit ihm abzuschließen hat. Geschlossene Jagd, ein Gehege, das nur wenige Personen zu betreten berechtigt sind; die Zeit, wo das Wild nicht gejagt werden darf. Geschlossene Zeit, kirchl. Zeiten, wo keine Hochzeit erlaubt ist; ebenso die Zeit, wo Jagd, Fischfang, Viehtrieb verboten sind. Geschmack (gustus), in physiolog. Bedeutung der Sinn, dessen hauptsächlichstes Organ die mit zahlreichen Nervenwärzchen besetzte Zunge (s. d.), ein minder wichtiges der weiche Gaumen ist. Von den 3 nach Ursprung u. Funktion verschiedenen Nervenästen, welche zur Zunge gehen, dient hauptsächl. der Zungenschlundkopfnerv (nervus glossopharyngeus) der Geschmacksempfindung, die andern 2 der Bewegung und der Tastempfindung der Zunge. Zur Erregung von G.sempfindungen ist aber eine Hauptbedingung die Auflösung des Schmeckbaren in der Speichelflüssigkeit. Der G. ist einer der niederen Sinne, ohne Bedeutung für das geistige Leben. G. nennt man ferner auch die specif. Art der Einwirkung der verschiedenen schmeckenden Stoffe auf den G.ssinn, und man unterscheidet in dieser Bedeutung viele Arten von G., darunter als hauptsächlichste den sauren, süßen, bittern, salzigen, faden. – In Feinheit des G.ssinns steht der Mensch allen Thieren weit voran, während er in der Schärfe der andern Sinne vielfach von denselben übertroffen wird. – In ästhetischer Beziehung bezeichnet G. die Fähigkeit, das Schöne zu fühlen und zu erkennen (s. Aesthetik). Geschosse oder Projectile, die Kugeln, die von dem Geschütze geschleudert werden. Geschütze, nennt man die großen Wurfmaschinen im Gegensatz zu dem Kleingewehr (vergl. Artillerie, Bombe, Bombenkanone, Colubrine, Falkonet, Granate, Haubitze etc.). Geschwader (frz. Escadre), kleinere Flotte. Geschwindigkeit (celeritas) eines bewegten Körpers ist das Verhältniß des Raumes, den er durchläuft zur Zeit, die er dazu braucht. Ein Körper hat eine größere G. als ein anderer, wenn er in der gleichen Zeit einen größeren Weg zurücklegt. Als Zeiteinheit wird in der Physik immer die Secunde genommen, und den Raum, den ein Körper in 1 Secunde durchläuft, nennt man seine G. Kennt man den Raum (z. B. 48'), den ein Körper in einer bestimmten Zeit (z. B. 6 Secunden) durchläuft, so erhält man den Ausdruck für seine G., wenn man den Raum durch die Zeit (in Secunden ausgedrückt) dividirt, also = 48/6 = 8' in 1 Secunde. – Bekannte G.en: der Flüsse 5–6, der schnellsten Ströme über 12, des Windes 10, des Sturmes 50, der heftigsten Orkane 120, eines schnell segelnden Schiffs 14, eines Dampfschiffs 19, der Dampfwagen gewöhnlich 35, eines guten Schlittschuhläufers 36, des Schalls 1020, einer Büchsenkugel 1500, einer Kanonenkugel 2300', des Lichts 42000 Meilen in 1 Secunde. Geschworne, 1) die bei der Jury über die Thatfragen zu entscheiden haben (s. Schwurgericht); 2) in alten Gemeindeverfassungen zwischen dem Vorstand (Graf, Vogt, Schultheiß u. s. w.) und der Versammlung der Gemeindegenossen ein hervorragendes Mittelglied, soviel wie Schöffenstuhl, Rath, Aelteste. Geschwür (ulcus), jede langsam erfolgende Zerstörung der Substanz organischer Theile, mit Absonderung von Eiter. Nach den Ursachen ihrer Entstehung unterscheidet man einfache, idiopathische G.e, welche aus örtlichen Ursachen entstehen, wie durch fehlerhafte Behandlung od. Vernachlässigung eines schon vorhandenen anderartigen schadens,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 3. Freiburg im Breisgau, 1855, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon03_1855/71>, abgerufen am 27.11.2024.