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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.

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Varna. - M. III., Sultan von 1579 bis 95, u. M. IV., Sultan von 1623-40 sind unbedeutend; vgl. Türkei.


Murad Bey, Tscherkesse, kam als Sklave nach Aegypten und schwang sich zum ersten Bey der Mamelucken empor. Von Bonaparte 2mal geschlagen, hielt er sich in Oberägypten, das ihm Kleber durch Vertrag theilweise überließ; M. blieb den Franzosen auch nach der engl.-türk. Landung treu, lag später mit Mehemed Ali in beständiger Fehde und st. 1811 an der Pest oder an Gift.


Muräne (Muraena), bilden eine Unterabtheilung der Gattung Aal (s. d.), ausgezeichnet durch Fehlen der Brustflossen und dadurch, daß sich die Kiemen durch ein kleines Loch auf jeder Seite öffnen. - Die gemeine M. (M. Helena), häufig im Mittelmeer und schon im Alterthum wegen ihres delicaten Fleisches in eigenen Teichen gehalten, gegen 4' lang, braun mit gelben Flecken; sehr gefräßig u. mit ihren langen Zähnen gefährlich beißend.


Muraille (müralj), frz., Mauer; en m. heißt der Angriff der Reiterei in langer Linie, nicht in Colonnen.


Murais, Reismaß in Goa = 5 Ctr. 37,6 Pfd.


Murajola, Silbermünze, zu Bologna = 1 Sgr. 7 Pfg. = 51/2 kr. C.-M.; zu Modena = 5,4 Pfg.


Murat (Müra), Joachim, geb. den 25. März 1767 zu Bastide bei Cahors, Gastwirthssohn, trat 1791 in das Heer, war 1794 bereits Brigadegeneral, machte zu Paris die Bekanntschaft Bonapartens und beider Schicksal blieb seitdem verbunden. Er focht mit ihm am 13. Vendemiaire zu Paris, in Italien und Aegypten, trieb am 18. Brumaire den Rath der 500 auseinander, heirathete 1800 Bonapartens jüngste Schwester Karoline, wurde Anführer der Consulargarde, 1804 Marschall, kaiserl. Prinz, 1805 Großherzog von Berg. In den Feldzügen von 1805, 1806 u. 1807 zeigte er sich als den besten Reitergeneral; 1808 wurde er König von Neapel u. führte die Regierung so, daß ihm auch seine politischen Feinde ihre Anerkennung nicht versagen. Im russ. Feldzuge und 1813 bis nach der Schlacht von Leipzig focht er noch einmal für seinen Schwager, kehrte dann nach Italien zurück. schloß mit den Verbündeten einen Vertrag u. führte 30000 Mann an den Po gegen die Franzosen, ohne jedoch viel zu unternehmen. Auf dem Wiener Congreß agirten die Bourbons u. England gegen ihn, daher setzte er sich mit Napoleon I. in Verbindung u. schlug los, als dieser von Elba zurückkehrte. Er rückte bis an den Po vor, rief den 31. März 1815 die Italiener zur Unabhängigkeit auf. wurde aber von den Oesterreichern bei Ferrara und Macerata geschlagen, sein Heer zerstreut, worauf er nach Ischia, dann nach Frankreich, nach Napoleons I. Sturz nach Corsika flüchtete. Von dort begab er sich mit einem Haufen flüchtiger Franzosen nach Calabrien, landete bei Pizzo, wurde gefangen u. am 13. Oct. 1815 kriegsrechtlich erschossen. Seine Wittwe, geb. den 26. März 1782, lebte als Gräfin von Lipona (Anagramm von Napoli) bis den 18. Mai 1839 u. erhielt nach der Julirevolution eine franz. Pension. Der ältere Sohn, Napoleon Achill M., geb. 1801, wanderte 1821 nach Nordamerika aus u. st. 1847 als Plantagenbesitzer in Florida, der jüngere, Napoleon Lucian Charles, geb. 1803, kehrte nach der Februarrevolution nach Frankreich zurück und ist seit 1852 Senator, sein Sohn Joachim, Offizier, u. mit einer Tochter der span. Maria Christina vermählt (aus deren Ehe mit Munnoz). - Die 2 Töchter des Königs M. sind die Frauen ital. Grafen (Pepoli und Rasponi).


Muratori, Ludovico Antonio, einer der größten Gelehrten seiner Zeit und besonders um die Geschichte Italiens hochverdient, geb. 1672 zu Vignola im Modenesischen, wurde 22 jährig schon Bibliothekar der ambrosianischen Bibliothek zu Mailand, 1700 Archivar und Bibliothekar zu Modena, Geistlicher. st. 1750. Hauptwerke: De ingeniorum moderatione in Religionis negotio, Par. 1714 (deutsch im Interesse des Hermesianismus: "Ueber den rechten Gebrauch der Vernunft in Sachen der Religion" von Biunde und Braun, Coblenz 1837); Scriptores rerum Italicarum ab a. 500 bis 1500 (Mailand 1723-51, 28 Fol.);

Varna. – M. III., Sultan von 1579 bis 95, u. M. IV., Sultan von 1623–40 sind unbedeutend; vgl. Türkei.


Murad Bey, Tscherkesse, kam als Sklave nach Aegypten und schwang sich zum ersten Bey der Mamelucken empor. Von Bonaparte 2mal geschlagen, hielt er sich in Oberägypten, das ihm Kleber durch Vertrag theilweise überließ; M. blieb den Franzosen auch nach der engl.-türk. Landung treu, lag später mit Mehemed Ali in beständiger Fehde und st. 1811 an der Pest oder an Gift.


Muräne (Muraena), bilden eine Unterabtheilung der Gattung Aal (s. d.), ausgezeichnet durch Fehlen der Brustflossen und dadurch, daß sich die Kiemen durch ein kleines Loch auf jeder Seite öffnen. – Die gemeine M. (M. Helena), häufig im Mittelmeer und schon im Alterthum wegen ihres delicaten Fleisches in eigenen Teichen gehalten, gegen 4' lang, braun mit gelben Flecken; sehr gefräßig u. mit ihren langen Zähnen gefährlich beißend.


Muraille (müralj), frz., Mauer; en m. heißt der Angriff der Reiterei in langer Linie, nicht in Colonnen.


Murais, Reismaß in Goa = 5 Ctr. 37,6 Pfd.


Murajola, Silbermünze, zu Bologna = 1 Sgr. 7 Pfg. = 51/2 kr. C.-M.; zu Modena = 5,4 Pfg.


Murat (Müra), Joachim, geb. den 25. März 1767 zu Bastide bei Cahors, Gastwirthssohn, trat 1791 in das Heer, war 1794 bereits Brigadegeneral, machte zu Paris die Bekanntschaft Bonapartens und beider Schicksal blieb seitdem verbunden. Er focht mit ihm am 13. Vendemiaire zu Paris, in Italien und Aegypten, trieb am 18. Brumaire den Rath der 500 auseinander, heirathete 1800 Bonapartens jüngste Schwester Karoline, wurde Anführer der Consulargarde, 1804 Marschall, kaiserl. Prinz, 1805 Großherzog von Berg. In den Feldzügen von 1805, 1806 u. 1807 zeigte er sich als den besten Reitergeneral; 1808 wurde er König von Neapel u. führte die Regierung so, daß ihm auch seine politischen Feinde ihre Anerkennung nicht versagen. Im russ. Feldzuge und 1813 bis nach der Schlacht von Leipzig focht er noch einmal für seinen Schwager, kehrte dann nach Italien zurück. schloß mit den Verbündeten einen Vertrag u. führte 30000 Mann an den Po gegen die Franzosen, ohne jedoch viel zu unternehmen. Auf dem Wiener Congreß agirten die Bourbons u. England gegen ihn, daher setzte er sich mit Napoleon I. in Verbindung u. schlug los, als dieser von Elba zurückkehrte. Er rückte bis an den Po vor, rief den 31. März 1815 die Italiener zur Unabhängigkeit auf. wurde aber von den Oesterreichern bei Ferrara und Macerata geschlagen, sein Heer zerstreut, worauf er nach Ischia, dann nach Frankreich, nach Napoleons I. Sturz nach Corsika flüchtete. Von dort begab er sich mit einem Haufen flüchtiger Franzosen nach Calabrien, landete bei Pizzo, wurde gefangen u. am 13. Oct. 1815 kriegsrechtlich erschossen. Seine Wittwe, geb. den 26. März 1782, lebte als Gräfin von Lipona (Anagramm von Napoli) bis den 18. Mai 1839 u. erhielt nach der Julirevolution eine franz. Pension. Der ältere Sohn, Napoleon Achill M., geb. 1801, wanderte 1821 nach Nordamerika aus u. st. 1847 als Plantagenbesitzer in Florida, der jüngere, Napoleon Lucian Charles, geb. 1803, kehrte nach der Februarrevolution nach Frankreich zurück und ist seit 1852 Senator, sein Sohn Joachim, Offizier, u. mit einer Tochter der span. Maria Christina vermählt (aus deren Ehe mit Munnoz). – Die 2 Töchter des Königs M. sind die Frauen ital. Grafen (Pepoli und Rasponi).


Muratori, Ludovico Antonio, einer der größten Gelehrten seiner Zeit und besonders um die Geschichte Italiens hochverdient, geb. 1672 zu Vignola im Modenesischen, wurde 22 jährig schon Bibliothekar der ambrosianischen Bibliothek zu Mailand, 1700 Archivar und Bibliothekar zu Modena, Geistlicher. st. 1750. Hauptwerke: De ingeniorum moderatione in Religionis negotio, Par. 1714 (deutsch im Interesse des Hermesianismus: „Ueber den rechten Gebrauch der Vernunft in Sachen der Religion“ von Biunde und Braun, Coblenz 1837); Scriptores rerum Italicarum ab a. 500 bis 1500 (Mailand 1723–51, 28 Fol.);

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[267/0268] Varna. – M. III., Sultan von 1579 bis 95, u. M. IV., Sultan von 1623–40 sind unbedeutend; vgl. Türkei. Murad Bey, Tscherkesse, kam als Sklave nach Aegypten und schwang sich zum ersten Bey der Mamelucken empor. Von Bonaparte 2mal geschlagen, hielt er sich in Oberägypten, das ihm Kleber durch Vertrag theilweise überließ; M. blieb den Franzosen auch nach der engl.-türk. Landung treu, lag später mit Mehemed Ali in beständiger Fehde und st. 1811 an der Pest oder an Gift. Muräne (Muraena), bilden eine Unterabtheilung der Gattung Aal (s. d.), ausgezeichnet durch Fehlen der Brustflossen und dadurch, daß sich die Kiemen durch ein kleines Loch auf jeder Seite öffnen. – Die gemeine M. (M. Helena), häufig im Mittelmeer und schon im Alterthum wegen ihres delicaten Fleisches in eigenen Teichen gehalten, gegen 4' lang, braun mit gelben Flecken; sehr gefräßig u. mit ihren langen Zähnen gefährlich beißend. Muraille (müralj), frz., Mauer; en m. heißt der Angriff der Reiterei in langer Linie, nicht in Colonnen. Murais, Reismaß in Goa = 5 Ctr. 37,6 Pfd. Murajola, Silbermünze, zu Bologna = 1 Sgr. 7 Pfg. = 51/2 kr. C.-M.; zu Modena = 5,4 Pfg. Murat (Müra), Joachim, geb. den 25. März 1767 zu Bastide bei Cahors, Gastwirthssohn, trat 1791 in das Heer, war 1794 bereits Brigadegeneral, machte zu Paris die Bekanntschaft Bonapartens und beider Schicksal blieb seitdem verbunden. Er focht mit ihm am 13. Vendemiaire zu Paris, in Italien und Aegypten, trieb am 18. Brumaire den Rath der 500 auseinander, heirathete 1800 Bonapartens jüngste Schwester Karoline, wurde Anführer der Consulargarde, 1804 Marschall, kaiserl. Prinz, 1805 Großherzog von Berg. In den Feldzügen von 1805, 1806 u. 1807 zeigte er sich als den besten Reitergeneral; 1808 wurde er König von Neapel u. führte die Regierung so, daß ihm auch seine politischen Feinde ihre Anerkennung nicht versagen. Im russ. Feldzuge und 1813 bis nach der Schlacht von Leipzig focht er noch einmal für seinen Schwager, kehrte dann nach Italien zurück. schloß mit den Verbündeten einen Vertrag u. führte 30000 Mann an den Po gegen die Franzosen, ohne jedoch viel zu unternehmen. Auf dem Wiener Congreß agirten die Bourbons u. England gegen ihn, daher setzte er sich mit Napoleon I. in Verbindung u. schlug los, als dieser von Elba zurückkehrte. Er rückte bis an den Po vor, rief den 31. März 1815 die Italiener zur Unabhängigkeit auf. wurde aber von den Oesterreichern bei Ferrara und Macerata geschlagen, sein Heer zerstreut, worauf er nach Ischia, dann nach Frankreich, nach Napoleons I. Sturz nach Corsika flüchtete. Von dort begab er sich mit einem Haufen flüchtiger Franzosen nach Calabrien, landete bei Pizzo, wurde gefangen u. am 13. Oct. 1815 kriegsrechtlich erschossen. Seine Wittwe, geb. den 26. März 1782, lebte als Gräfin von Lipona (Anagramm von Napoli) bis den 18. Mai 1839 u. erhielt nach der Julirevolution eine franz. Pension. Der ältere Sohn, Napoleon Achill M., geb. 1801, wanderte 1821 nach Nordamerika aus u. st. 1847 als Plantagenbesitzer in Florida, der jüngere, Napoleon Lucian Charles, geb. 1803, kehrte nach der Februarrevolution nach Frankreich zurück und ist seit 1852 Senator, sein Sohn Joachim, Offizier, u. mit einer Tochter der span. Maria Christina vermählt (aus deren Ehe mit Munnoz). – Die 2 Töchter des Königs M. sind die Frauen ital. Grafen (Pepoli und Rasponi). Muratori, Ludovico Antonio, einer der größten Gelehrten seiner Zeit und besonders um die Geschichte Italiens hochverdient, geb. 1672 zu Vignola im Modenesischen, wurde 22 jährig schon Bibliothekar der ambrosianischen Bibliothek zu Mailand, 1700 Archivar und Bibliothekar zu Modena, Geistlicher. st. 1750. Hauptwerke: De ingeniorum moderatione in Religionis negotio, Par. 1714 (deutsch im Interesse des Hermesianismus: „Ueber den rechten Gebrauch der Vernunft in Sachen der Religion“ von Biunde und Braun, Coblenz 1837); Scriptores rerum Italicarum ab a. 500 bis 1500 (Mailand 1723–51, 28 Fol.);

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon04_1856/268>, abgerufen am 25.11.2024.