Herders Conversations-Lexikon. Bd. 4. Freiburg im Breisgau, 1856.(M.er Wasser, versüßter Anisbranntwein). - M. war früher Dorf, wurde 1606 befestigt und nahm viele vertriebene Niederländer auf; 1688 von den Franzosen verbrannt, 1699 wieder aufgebaut, war 1720-77 kurfürstl. Residenz, von 1794-99 mehrmals belagert u. erobert, 1801 badisch und geschleift. Mania, altital. Gottheit der Unterwelt, Mutter der Laren, mit denen sie gemeinschaftlich verehrt wurde; in den ältesten Zeiten wurden ihr Menschenopfer dargebracht. Manichäer, hießen die Anhänger eines gewissen Mani, Manes, lat. Manichaeus, über welchen die griech. und orientalischen Quellen Vieles aber Widersprechendes berichten und nur darin einig sind: 1) daß Manes ein Perser war; 2) daß er im 3. Jahrh. n. Chr., während die Sassaniden Zoroasters Religion wieder auf die frühere Reinheit zurückzuführen trachteten, sich als gottgesandter Prophet gebärdete, die pers. Landesreligion zu einer Weltreligion machen wollte und deßhalb ihre Ideen mit solchen aus andern orientalischen Religionssystemen, aus der griech. Philosophie und namentlich mit christlichen und denen des Gnostikers Basilides zu einem neuen Ganzen zu verschmelzen suchte; 3) daß er Anhang gewann, aber um 277 n. Chr. auf Befehl des Perserkönigs mit spitzigen Rohren lebendig geschunden, seine ausgestopfte Haut zur Schau aufgehängt wurde. Grundlage des Manichäismus blieb der Zwiespalt und Kampf zwischen dem Reiche des Lichts (Ormuzd), u. der Finsterniß (Ahriman), wie die Parsenreligion denselben lehrt. Der Lichtgott schuf für Abwehr der finstern Mächte den Urmenschen, der die Seele von allem und die Quelle alles Lebens ist (entsprechend dem Logos des Philo). Der Urmensch büßte im Kampfe viel Licht ein. Der Lichtgott sandte alsdann den lebendigen Geist, welcher die verlorenen Lichttheile des Urmenschen mit der Materie mischte u. die Welt gestaltete, so daß die ganze Natur, von Sonne u. Mond herab bis zum Stein, mit belebendem Lichtstoff, mit dem Jesus patibilis, erfüllt ist. Der Geist des Menschen stammt aus dem Lichtreich, sein Leib ist das Werk des Fürsten der Finsterniß, die Zeugungsthätigkeit verstrickt den Menschen immer unrettbarer in die Materie. Christus, der Sonnengott, erlöste durch List die in der Natur gefangenen Lichttheile; für die Erlösung des Menschen erschien Christus, der Sohn des Urmenschen, in einem Scheinleibe, um zu lehren, wie der Mensch durch Ueberwindung der Begierden die Seele läutere, welche Läuterung aber vollkommen erst mit dem Tode und meist erst nach Wanderungen durch mehre Leiber erfolge. Das alte Testament sei ein Werk des Teufels, das neue großentheils auch, selbst die Briefe Pauli seien viel zu jüdisch. Gleich einigen Gnostikern theilte Manes seine Anhänger in Vollkommene u. Katechumenen, welch letztere erst durch lange Vorbereitungen zur Stufe der erstern u. zum geheimen Gottesdienst derselben gelangten. Eine Hierarchie fehlte nicht, die anscheinend strenge Moral wurde bald als Unsittlichkeit offenbar. Schon Diokletian verfuhr streng gegen die M., die sich in Asien u. Nordafrika (s. Augustinus) verbreiteten; zu Leos d. Gr. Zeit (440-461) wurden die meisten kathol., aber noch im Mittelalter zeigten allerlei Sekten, daß der Manichäismus nicht ganz ausgestorben sei. Manie, griech., soviel als Tobsucht, Raserei, Art der Geisteskrankheiten, die sich in krankhaft erhöhter Thatkraft mit heftigem, unwiderstehlichem Triebe zu Gewaltthätigkeit u. zweckloser Zerstörung äußert, gewöhnlich in periodischen Anfällen auftretend. Zusammensetzungen des Worts, wie Pyro-M., Klepto-M. etc. bezeichnen einen krankhaft erhöhten Trieb nach einem bestimmten Gegenstande, so zum Feuerlegen, Stehlen etc. Manier, frz.-deutsch, Art, Weise, in der bildenden Kunst öfters gleichbedeutend mit Styl, gewöhnlicher jedoch bezeichnet es die unzweckmäßige Darstellungsweise, die entweder in der Nachahmung anderer od. in der Willkür des Künstlers begründet ist. M.en in der Musik: Verzierungen, welche dem Sänger oder Instrumentalvirtuosen erlaubt sind. Manifest, aus dem Lat., die öffentliche (M.er Wasser, versüßter Anisbranntwein). – M. war früher Dorf, wurde 1606 befestigt und nahm viele vertriebene Niederländer auf; 1688 von den Franzosen verbrannt, 1699 wieder aufgebaut, war 1720–77 kurfürstl. Residenz, von 1794–99 mehrmals belagert u. erobert, 1801 badisch und geschleift. Mania, altital. Gottheit der Unterwelt, Mutter der Laren, mit denen sie gemeinschaftlich verehrt wurde; in den ältesten Zeiten wurden ihr Menschenopfer dargebracht. Manichäer, hießen die Anhänger eines gewissen Mani, Manes, lat. Manichaeus, über welchen die griech. und orientalischen Quellen Vieles aber Widersprechendes berichten und nur darin einig sind: 1) daß Manes ein Perser war; 2) daß er im 3. Jahrh. n. Chr., während die Sassaniden Zoroasters Religion wieder auf die frühere Reinheit zurückzuführen trachteten, sich als gottgesandter Prophet gebärdete, die pers. Landesreligion zu einer Weltreligion machen wollte und deßhalb ihre Ideen mit solchen aus andern orientalischen Religionssystemen, aus der griech. Philosophie und namentlich mit christlichen und denen des Gnostikers Basilides zu einem neuen Ganzen zu verschmelzen suchte; 3) daß er Anhang gewann, aber um 277 n. Chr. auf Befehl des Perserkönigs mit spitzigen Rohren lebendig geschunden, seine ausgestopfte Haut zur Schau aufgehängt wurde. Grundlage des Manichäismus blieb der Zwiespalt und Kampf zwischen dem Reiche des Lichts (Ormuzd), u. der Finsterniß (Ahriman), wie die Parsenreligion denselben lehrt. Der Lichtgott schuf für Abwehr der finstern Mächte den Urmenschen, der die Seele von allem und die Quelle alles Lebens ist (entsprechend dem Logos des Philo). Der Urmensch büßte im Kampfe viel Licht ein. Der Lichtgott sandte alsdann den lebendigen Geist, welcher die verlorenen Lichttheile des Urmenschen mit der Materie mischte u. die Welt gestaltete, so daß die ganze Natur, von Sonne u. Mond herab bis zum Stein, mit belebendem Lichtstoff, mit dem Jesus patibilis, erfüllt ist. Der Geist des Menschen stammt aus dem Lichtreich, sein Leib ist das Werk des Fürsten der Finsterniß, die Zeugungsthätigkeit verstrickt den Menschen immer unrettbarer in die Materie. Christus, der Sonnengott, erlöste durch List die in der Natur gefangenen Lichttheile; für die Erlösung des Menschen erschien Christus, der Sohn des Urmenschen, in einem Scheinleibe, um zu lehren, wie der Mensch durch Ueberwindung der Begierden die Seele läutere, welche Läuterung aber vollkommen erst mit dem Tode und meist erst nach Wanderungen durch mehre Leiber erfolge. Das alte Testament sei ein Werk des Teufels, das neue großentheils auch, selbst die Briefe Pauli seien viel zu jüdisch. Gleich einigen Gnostikern theilte Manes seine Anhänger in Vollkommene u. Katechumenen, welch letztere erst durch lange Vorbereitungen zur Stufe der erstern u. zum geheimen Gottesdienst derselben gelangten. Eine Hierarchie fehlte nicht, die anscheinend strenge Moral wurde bald als Unsittlichkeit offenbar. Schon Diokletian verfuhr streng gegen die M., die sich in Asien u. Nordafrika (s. Augustinus) verbreiteten; zu Leos d. Gr. Zeit (440–461) wurden die meisten kathol., aber noch im Mittelalter zeigten allerlei Sekten, daß der Manichäismus nicht ganz ausgestorben sei. Manie, griech., soviel als Tobsucht, Raserei, Art der Geisteskrankheiten, die sich in krankhaft erhöhter Thatkraft mit heftigem, unwiderstehlichem Triebe zu Gewaltthätigkeit u. zweckloser Zerstörung äußert, gewöhnlich in periodischen Anfällen auftretend. Zusammensetzungen des Worts, wie Pyro-M., Klepto-M. etc. bezeichnen einen krankhaft erhöhten Trieb nach einem bestimmten Gegenstande, so zum Feuerlegen, Stehlen etc. Manier, frz.-deutsch, Art, Weise, in der bildenden Kunst öfters gleichbedeutend mit Styl, gewöhnlicher jedoch bezeichnet es die unzweckmäßige Darstellungsweise, die entweder in der Nachahmung anderer od. in der Willkür des Künstlers begründet ist. M.en in der Musik: Verzierungen, welche dem Sänger oder Instrumentalvirtuosen erlaubt sind. 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Mania, altital. Gottheit der Unterwelt, Mutter der Laren, mit denen sie gemeinschaftlich verehrt wurde; in den ältesten Zeiten wurden ihr Menschenopfer dargebracht.
Manichäer, hießen die Anhänger eines gewissen Mani, Manes, lat. Manichaeus, über welchen die griech. und orientalischen Quellen Vieles aber Widersprechendes berichten und nur darin einig sind: 1) daß Manes ein Perser war; 2) daß er im 3. Jahrh. n. Chr., während die Sassaniden Zoroasters Religion wieder auf die frühere Reinheit zurückzuführen trachteten, sich als gottgesandter Prophet gebärdete, die pers. Landesreligion zu einer Weltreligion machen wollte und deßhalb ihre Ideen mit solchen aus andern orientalischen Religionssystemen, aus der griech. Philosophie und namentlich mit christlichen und denen des Gnostikers Basilides zu einem neuen Ganzen zu verschmelzen suchte; 3) daß er Anhang gewann, aber um 277 n. Chr. auf Befehl des Perserkönigs mit spitzigen Rohren lebendig geschunden, seine ausgestopfte Haut zur Schau aufgehängt wurde. Grundlage des Manichäismus blieb der Zwiespalt und Kampf zwischen dem Reiche des Lichts (Ormuzd), u. der Finsterniß (Ahriman), wie die Parsenreligion denselben lehrt. Der Lichtgott schuf für Abwehr der finstern Mächte den Urmenschen, der die Seele von allem und die Quelle alles Lebens ist (entsprechend dem Logos des Philo). Der Urmensch büßte im Kampfe viel Licht ein. Der Lichtgott sandte alsdann den lebendigen Geist, welcher die verlorenen Lichttheile des Urmenschen mit der Materie mischte u. die Welt gestaltete, so daß die ganze Natur, von Sonne u. Mond herab bis zum Stein, mit belebendem Lichtstoff, mit dem Jesus patibilis, erfüllt ist. Der Geist des Menschen stammt aus dem Lichtreich, sein Leib ist das Werk des Fürsten der Finsterniß, die Zeugungsthätigkeit verstrickt den Menschen immer unrettbarer in die Materie. Christus, der Sonnengott, erlöste durch List die in der Natur gefangenen Lichttheile; für die Erlösung des Menschen erschien Christus, der Sohn des Urmenschen, in einem Scheinleibe, um zu lehren, wie der Mensch durch Ueberwindung der Begierden die Seele läutere, welche Läuterung aber vollkommen erst mit dem Tode und meist erst nach Wanderungen durch mehre Leiber erfolge. Das alte Testament sei ein Werk des Teufels, das neue großentheils auch, selbst die Briefe Pauli seien viel zu jüdisch. Gleich einigen Gnostikern theilte Manes seine Anhänger in Vollkommene u. Katechumenen, welch letztere erst durch lange Vorbereitungen zur Stufe der erstern u. zum geheimen Gottesdienst derselben gelangten. Eine Hierarchie fehlte nicht, die anscheinend strenge Moral wurde bald als Unsittlichkeit offenbar. Schon Diokletian verfuhr streng gegen die M., die sich in Asien u. Nordafrika (s. Augustinus) verbreiteten; zu Leos d. Gr. Zeit (440–461) wurden die meisten kathol., aber noch im Mittelalter zeigten allerlei Sekten, daß der Manichäismus nicht ganz ausgestorben sei.
Manie, griech., soviel als Tobsucht, Raserei, Art der Geisteskrankheiten, die sich in krankhaft erhöhter Thatkraft mit heftigem, unwiderstehlichem Triebe zu Gewaltthätigkeit u. zweckloser Zerstörung äußert, gewöhnlich in periodischen Anfällen auftretend. Zusammensetzungen des Worts, wie Pyro-M., Klepto-M. etc. bezeichnen einen krankhaft erhöhten Trieb nach einem bestimmten Gegenstande, so zum Feuerlegen, Stehlen etc.
Manier, frz.-deutsch, Art, Weise, in der bildenden Kunst öfters gleichbedeutend mit Styl, gewöhnlicher jedoch bezeichnet es die unzweckmäßige Darstellungsweise, die entweder in der Nachahmung anderer od. in der Willkür des Künstlers begründet ist. M.en in der Musik: Verzierungen, welche dem Sänger oder Instrumentalvirtuosen erlaubt sind.
Manifest, aus dem Lat., die öffentliche
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