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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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jhr Sünde vergebe / daß Er jhnen in Nöthen helffe / darumb sind sie Gottlos.

Nun kan ein böser Baum nicht gute Früchte tragen / vnd ohn Glauben kan niemands GOTT gefallen. Darumb / ob wir gleich nachgeben / daß in vnserm vermügen sey / solch eusserlich Werck zu thun / so sagen wir doch / daß der Freye Wille vnd Vernunfft in Geistlichen Sachen nichts vermag / Nemlich / Gott warlich gleuben / gewiß sich zu verlassen / daß Gott bey vns sey / vns erhöre / vnser Sünde vergebe / etc. Denn das sind die rechten / hohen / edelsten Guten Wercke / der ersten Taffel in Zehen Geboten / die vermag kein Menschen Hertz / ohn des heiligen Geistes Liecht vnd Gnad / wie Paulus sagt zu den Corinthern: Der Natürlich Mensch vernimpt nichts vom Geist Gottes / das ist / Ein Mensch / der nicht erleucht ist durch Gottes Geist / vernimpt gar nichts aus Natürlicher Vernunfft von Gottes willen / oder Göttlichen Sachen.

Vnd das empfinden die Menschen / wenn sie jhr Hertz fragen / wie sie gegen Gottes Willen gesinnet seyn / Ob sie auch gewiß dafür halten / daß Gott jhrer warnehme / vnd sie erhöre. Denn solchs gewiß zu gleuben / vnd also auff ein vnsichtbarn Gott sich gantz wagen vnd verlassen / vnd wie Petrus sagt: Den Christum / den wir nicht sehen / lieben vnd gros achten / das kömpt auch den Heiligen schweer an / wie solt es denn in Gottlosen leicht seyn? Denn aber heben wir an recht zu gleuben / wenn vnser Hertzen erst erschrecket werden / vnd durch Christum wieder auff gericht / da wir durch den heiligen Geist new geborn werden / wie oben gesagt.

Darumb ists gut / daß man dieses klar vnterscheidet / Nemlich / daß die Vernunfft vnd Freyer Wille vermag etlicher maß eusserlich erbar zu leben / aber new geborn werden / inwendig ander Hertz / Sinn / vnd Muth kriegen / das wircket allein der Heilig Geist / Also bleibt Weltlich eusserlich Zucht / denn Gott wil vngeschickts / wildes / freches Wesen vnd Leben nicht haben / vnd wird doch ein recht vnterscheid gemacht / vnter eusserlichem Weltleben / vnd Frömbkeit / vnd der Frömkeit die für Gott gilt / die nicht Philosophisch eusserlich ist / sondern inwendig im Hertzen.

Vnd diese vnterscheid haben wir nicht erticht / sondern die heilige Schrifft setzet solchs klar / so handelts auch Augustinus, Vnd ist newlich von Guilhelmo Parisiensi auch fleissig geschrieben vnd gehandelt. Aber die jenigen / die jhnen selbst ertichten vnd ertrewmen / als vermögen die Menschen GOttes Gesetz zu halten / ohne den Heiligen Geist / vnd als werde der heilige Geist vns Gnade geben / in ansehung

jhr Sünde vergebe / daß Er jhnen in Nöthen helffe / darumb sind sie Gottlos.

Nun kan ein böser Baum nicht gute Früchte tragen / vnd ohn Glauben kan niemands GOTT gefallen. Darumb / ob wir gleich nachgeben / daß in vnserm vermügen sey / solch eusserlich Werck zu thun / so sagen wir doch / daß der Freye Wille vnd Vernunfft in Geistlichen Sachen nichts vermag / Nemlich / Gott warlich gleuben / gewiß sich zu verlassen / daß Gott bey vns sey / vns erhöre / vnser Sünde vergebe / etc. Denn das sind die rechten / hohen / edelsten Guten Wercke / der ersten Taffel in Zehen Geboten / die vermag kein Menschen Hertz / ohn des heiligen Geistes Liecht vnd Gnad / wie Paulus sagt zu den Corinthern: Der Natürlich Mensch vernimpt nichts vom Geist Gottes / das ist / Ein Mensch / der nicht erleucht ist durch Gottes Geist / vernimpt gar nichts aus Natürlicher Vernunfft von Gottes willen / oder Göttlichen Sachen.

Vnd das empfinden die Menschen / wenn sie jhr Hertz fragen / wie sie gegen Gottes Willen gesinnet seyn / Ob sie auch gewiß dafür halten / daß Gott jhrer warnehme / vnd sie erhöre. Deñ solchs gewiß zu gleuben / vnd also auff ein vnsichtbarn Gott sich gantz wagen vnd verlassen / vnd wie Petrus sagt: Den Christum / den wir nicht sehen / lieben vnd gros achten / das kömpt auch den Heiligen schweer an / wie solt es denn in Gottlosen leicht seyn? Denn aber heben wir an recht zu gleuben / wenn vnser Hertzen erst erschrecket werden / vnd durch Christum wieder auff gericht / da wir durch den heiligen Geist new geborn werden / wie oben gesagt.

Darumb ists gut / daß man dieses klar vnterscheidet / Nemlich / daß die Vernunfft vnd Freyer Wille vermag etlicher maß eusserlich erbar zu leben / aber new geborn werden / inwendig ander Hertz / Siñ / vnd Muth kriegen / das wircket allein der Heilig Geist / Also bleibt Weltlich eusserlich Zucht / deñ Gott wil vngeschickts / wildes / freches Wesen vnd Leben nicht haben / vnd wird doch ein recht vnterscheid gemacht / vnter eusserlichem Weltleben / vnd Frömbkeit / vnd der Frömkeit die für Gott gilt / die nicht Philosophisch eusserlich ist / sondern inwendig im Hertzen.

Vnd diese vnterscheid haben wir nicht erticht / sondern die heilige Schrifft setzet solchs klar / so handelts auch Augustinus, Vnd ist newlich von Guilhelmo Parisiensi auch fleissig geschrieben vnd gehandelt. Aber die jenigen / die jhnen selbst ertichten vnd ertrewmen / als vermögen die Menschen GOttes Gesetz zu halten / ohne den Heiligen Geist / vnd als werde der heilige Geist vns Gnade geben / in ansehung

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        <p>Vnd das empfinden die Menschen / wenn sie jhr Hertz fragen / wie sie gegen Gottes                      Willen gesinnet seyn / Ob sie auch gewiß dafür halten / daß Gott jhrer warnehme                      / vnd sie erhöre. Den&#x0303; solchs gewiß zu gleuben / vnd also auff ein                      vnsichtbarn Gott sich gantz wagen vnd verlassen / vnd wie Petrus sagt: Den                      Christum / den wir nicht sehen / lieben vnd gros achten / das kömpt auch den                      Heiligen schweer an / wie solt es denn in Gottlosen leicht seyn? Denn aber heben                      wir an recht zu gleuben / wenn vnser Hertzen erst erschrecket werden / vnd durch                      Christum wieder auff gericht / da wir durch den heiligen Geist new geborn werden                      / wie oben gesagt.</p>
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[0524] jhr Sünde vergebe / daß Er jhnen in Nöthen helffe / darumb sind sie Gottlos. Nun kan ein böser Baum nicht gute Früchte tragen / vnd ohn Glauben kan niemands GOTT gefallen. Darumb / ob wir gleich nachgeben / daß in vnserm vermügen sey / solch eusserlich Werck zu thun / so sagen wir doch / daß der Freye Wille vnd Vernunfft in Geistlichen Sachen nichts vermag / Nemlich / Gott warlich gleuben / gewiß sich zu verlassen / daß Gott bey vns sey / vns erhöre / vnser Sünde vergebe / etc. Denn das sind die rechten / hohen / edelsten Guten Wercke / der ersten Taffel in Zehen Geboten / die vermag kein Menschen Hertz / ohn des heiligen Geistes Liecht vnd Gnad / wie Paulus sagt zu den Corinthern: Der Natürlich Mensch vernimpt nichts vom Geist Gottes / das ist / Ein Mensch / der nicht erleucht ist durch Gottes Geist / vernimpt gar nichts aus Natürlicher Vernunfft von Gottes willen / oder Göttlichen Sachen. Vnd das empfinden die Menschen / wenn sie jhr Hertz fragen / wie sie gegen Gottes Willen gesinnet seyn / Ob sie auch gewiß dafür halten / daß Gott jhrer warnehme / vnd sie erhöre. Deñ solchs gewiß zu gleuben / vnd also auff ein vnsichtbarn Gott sich gantz wagen vnd verlassen / vnd wie Petrus sagt: Den Christum / den wir nicht sehen / lieben vnd gros achten / das kömpt auch den Heiligen schweer an / wie solt es denn in Gottlosen leicht seyn? Denn aber heben wir an recht zu gleuben / wenn vnser Hertzen erst erschrecket werden / vnd durch Christum wieder auff gericht / da wir durch den heiligen Geist new geborn werden / wie oben gesagt. Darumb ists gut / daß man dieses klar vnterscheidet / Nemlich / daß die Vernunfft vnd Freyer Wille vermag etlicher maß eusserlich erbar zu leben / aber new geborn werden / inwendig ander Hertz / Siñ / vnd Muth kriegen / das wircket allein der Heilig Geist / Also bleibt Weltlich eusserlich Zucht / deñ Gott wil vngeschickts / wildes / freches Wesen vnd Leben nicht haben / vnd wird doch ein recht vnterscheid gemacht / vnter eusserlichem Weltleben / vnd Frömbkeit / vnd der Frömkeit die für Gott gilt / die nicht Philosophisch eusserlich ist / sondern inwendig im Hertzen. Vnd diese vnterscheid haben wir nicht erticht / sondern die heilige Schrifft setzet solchs klar / so handelts auch Augustinus, Vnd ist newlich von Guilhelmo Parisiensi auch fleissig geschrieben vnd gehandelt. Aber die jenigen / die jhnen selbst ertichten vnd ertrewmen / als vermögen die Menschen GOttes Gesetz zu halten / ohne den Heiligen Geist / vnd als werde der heilige Geist vns Gnade geben / in ansehung

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/524>, abgerufen am 22.11.2024.