Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

Da er redet von vorgehenden Wercken / vnd spricht: Was mir Gewinn war / das habe ich vmb Christus willen für schaden gerechnet / vnd halt es für Dreck / auff daß ich Christum gewinne / vnd in jhm erfunden werde / etc.

Aber hieraus folget nicht / daß man a dicto secundum quid, vnd blos ohne nothwendige erklerung sagen wolte / Die guten Werck in den Gleubigen vnd bekehrten sind jhnen hinderlich vnd schedlich zur Seligkeit / Denn in den Rechtgleubigen sind gute Wercke anzeigung jhrer Seligkeit / Phil. 1. Gott erfordert solche gute Wercke / lest sie jhm vmb Christi willen gefallen / vnd wil sie mit grossen Gnaden belohnen.

Sol derhalben solche Proposition vnd Rede / Gute Werck sind schedlich zur Seligkeit / wo sie also blos vnd ohne fernere erklerung fürgegeben wird / verworffen vnd verdampt werden / Denn da wir die Gleubigen aus beweglichen wichtigen Vrsachen zu guten Wercken ermanen wollen / sollen vnd können wir je ja nicht sagen / daß jhnen gute Wercke zur Seligkeit schedlich seyn sollen / Denn sonst müsten sie sich für guten Wercken hüten.

Daß aber die guten Wercke nicht in die beyden Artickel der Gerechtigkeit vnd Seligkeit sollen eingezogen vnd gemenget vnd eingeflochten werden / als dazu nötig vnd gehörig / kan auff andere weise erkleret vnd verwahret werden / wie oben vermeldet ist.

Solches alles sol nothwendig vnterschiedlich vnd trewlich gelehret werden / auff daß die beyden Artickel von der Gerechtigkeit vnd Seligkeit / mögen rein vnd vnuerfelschet bleiben / damit auch die armen Gewissen einen bestendigen Trost haben mögen.

Man mus aber mit höchstem fleis diese Lehre auch wol verwahren für dem vnsinnigen Wahn der Gesetzstürmer / welche tichten / ob schon jemand von sich legte die Busse / ohne alle Gottes furcht seinen bösen Lüsten zu folgen / vnd auch allerley Sünde vnd schande wieder sein Gewissen begienge / vnd also dem Geist der Ernewerung zu wieder lebete / daß er gleichwol möge gerecht vnd Selig seyn vnd bleiben / Vnd demnach auch die Gerechtigkeit vnd Seligkeit einmahl durch den Glauben erlanget / durch keinerley Sünde / vnbußfertigkeit / vnd Gottloses wesen / wie grob auch das jmmer seyn möchte / nicht wiederumb verlieren möchte.

Solchen schedlichen Wahn / so zu allerley rohem / frechem / Muthwillen der sichern Welt vrsach giebet / zu stewren / sol mit fleis ernstlich vnd offt den gleubigen die drawung Pauli fürgehalten werden / wie er sie etliche mahl widerholet / wenn er an die jenigen schreibet / die schon

Da er redet von vorgehenden Wercken / vnd spricht: Was mir Gewinn war / das habe ich vmb Christus willen für schaden gerechnet / vnd halt es für Dreck / auff daß ich Christum gewinne / vnd in jhm erfunden werde / etc.

Aber hieraus folget nicht / daß man à dicto secundum quid, vnd blos ohne nothwendige erklerung sagen wolte / Die guten Werck in den Gleubigen vnd bekehrten sind jhnen hinderlich vnd schedlich zur Seligkeit / Denn in den Rechtgleubigen sind gute Wercke anzeigung jhrer Seligkeit / Phil. 1. Gott erfordert solche gute Wercke / lest sie jhm vmb Christi willen gefallen / vnd wil sie mit grossen Gnaden belohnen.

Sol derhalben solche Proposition vnd Rede / Gute Werck sind schedlich zur Seligkeit / wo sie also blos vnd ohne fernere erklerung fürgegeben wird / verworffen vnd verdampt werden / Denn da wir die Gleubigen aus beweglichen wichtigen Vrsachen zu guten Wercken ermanen wollen / sollen vnd können wir je ja nicht sagen / daß jhnen gute Wercke zur Seligkeit schedlich seyn sollen / Denn sonst müsten sie sich für guten Wercken hüten.

Daß aber die guten Wercke nicht in die beyden Artickel der Gerechtigkeit vnd Seligkeit sollen eingezogen vnd gemenget vnd eingeflochten werden / als dazu nötig vnd gehörig / kan auff andere weise erkleret vnd verwahret werden / wie oben vermeldet ist.

Solches alles sol nothwendig vnterschiedlich vnd trewlich gelehret werden / auff daß die beyden Artickel von der Gerechtigkeit vnd Seligkeit / mögen rein vnd vnuerfelschet bleiben / damit auch die armen Gewissen einen bestendigen Trost haben mögen.

Man mus aber mit höchstem fleis diese Lehre auch wol verwahren für dem vnsinnigen Wahn der Gesetzstürmer / welche tichten / ob schon jemand von sich legte die Busse / ohne alle Gottes furcht seinen bösen Lüsten zu folgen / vnd auch allerley Sünde vnd schande wieder sein Gewissen begienge / vnd also dem Geist der Ernewerung zu wieder lebete / daß er gleichwol möge gerecht vnd Selig seyn vnd bleiben / Vnd demnach auch die Gerechtigkeit vnd Seligkeit einmahl durch den Glauben erlanget / durch keinerley Sünde / vnbußfertigkeit / vnd Gottloses wesen / wie grob auch das jmmer seyn möchte / nicht wiederumb verlieren möchte.

Solchen schedlichen Wahn / so zu allerley rohem / frechem / Muthwillen der sichern Welt vrsach giebet / zu stewren / sol mit fleis ernstlich vnd offt den gleubigen die drawung Pauli fürgehalten werden / wie er sie etliche mahl widerholet / weñ er an die jenigen schreibet / die schon

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0768" n="100"/>
Da er redet von vorgehenden                      Wercken / vnd spricht: Was mir Gewinn war / das habe ich vmb Christus willen für                      schaden gerechnet / vnd halt es für Dreck / auff daß ich Christum gewinne / vnd                      in jhm erfunden werde / etc.</p>
        <p>Aber hieraus folget nicht / daß man <hi rendition="#i">à dicto secundum                      quid</hi>, vnd blos ohne nothwendige erklerung sagen wolte / Die guten Werck in                      den Gleubigen vnd bekehrten sind jhnen hinderlich vnd schedlich zur Seligkeit /                      Denn in den Rechtgleubigen sind gute Wercke anzeigung jhrer Seligkeit / Phil. 1.                      Gott erfordert solche gute Wercke / lest sie jhm vmb Christi willen gefallen /                      vnd wil sie mit grossen Gnaden belohnen.</p>
        <p>Sol derhalben solche Proposition vnd Rede / Gute Werck sind schedlich zur                      Seligkeit / wo sie also blos vnd ohne fernere erklerung fürgegeben wird /                      verworffen vnd verdampt werden / Denn da wir die Gleubigen aus beweglichen                      wichtigen Vrsachen zu guten Wercken ermanen wollen / sollen vnd können wir je ja                      nicht sagen / daß jhnen gute Wercke zur Seligkeit schedlich seyn sollen / Denn                      sonst müsten sie sich für guten Wercken hüten.</p>
        <p>Daß aber die guten Wercke nicht in die beyden Artickel der Gerechtigkeit vnd                      Seligkeit sollen eingezogen vnd gemenget vnd eingeflochten werden / als dazu                      nötig vnd gehörig / kan auff andere weise erkleret vnd verwahret werden / wie                      oben vermeldet ist.</p>
        <p>Solches alles sol nothwendig vnterschiedlich vnd trewlich gelehret werden / auff                      daß die beyden Artickel von der Gerechtigkeit vnd Seligkeit / mögen rein vnd                      vnuerfelschet bleiben / damit auch die armen Gewissen einen bestendigen Trost                      haben mögen.</p>
        <p>Man mus aber mit höchstem fleis diese Lehre auch wol verwahren für dem vnsinnigen                      Wahn der Gesetzstürmer / welche tichten / ob schon jemand von sich legte die                      Busse / ohne alle Gottes furcht seinen bösen Lüsten zu folgen / vnd auch                      allerley Sünde vnd schande wieder sein Gewissen begienge / vnd also dem Geist                      der Ernewerung zu wieder lebete / daß er gleichwol möge gerecht vnd Selig seyn                      vnd bleiben / Vnd demnach auch die Gerechtigkeit vnd Seligkeit einmahl durch den                      Glauben erlanget / durch keinerley Sünde / vnbußfertigkeit / vnd Gottloses wesen                      / wie grob auch das jmmer seyn möchte / nicht wiederumb verlieren möchte.</p>
        <p>Solchen schedlichen Wahn / so zu allerley rohem / frechem / Muthwillen der                      sichern Welt vrsach giebet / zu stewren / sol mit fleis ernstlich vnd offt den                      gleubigen die drawung Pauli fürgehalten werden / wie er sie etliche mahl                      widerholet / wen&#x0303; er an die jenigen schreibet / die schon
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0768] Da er redet von vorgehenden Wercken / vnd spricht: Was mir Gewinn war / das habe ich vmb Christus willen für schaden gerechnet / vnd halt es für Dreck / auff daß ich Christum gewinne / vnd in jhm erfunden werde / etc. Aber hieraus folget nicht / daß man à dicto secundum quid, vnd blos ohne nothwendige erklerung sagen wolte / Die guten Werck in den Gleubigen vnd bekehrten sind jhnen hinderlich vnd schedlich zur Seligkeit / Denn in den Rechtgleubigen sind gute Wercke anzeigung jhrer Seligkeit / Phil. 1. Gott erfordert solche gute Wercke / lest sie jhm vmb Christi willen gefallen / vnd wil sie mit grossen Gnaden belohnen. Sol derhalben solche Proposition vnd Rede / Gute Werck sind schedlich zur Seligkeit / wo sie also blos vnd ohne fernere erklerung fürgegeben wird / verworffen vnd verdampt werden / Denn da wir die Gleubigen aus beweglichen wichtigen Vrsachen zu guten Wercken ermanen wollen / sollen vnd können wir je ja nicht sagen / daß jhnen gute Wercke zur Seligkeit schedlich seyn sollen / Denn sonst müsten sie sich für guten Wercken hüten. Daß aber die guten Wercke nicht in die beyden Artickel der Gerechtigkeit vnd Seligkeit sollen eingezogen vnd gemenget vnd eingeflochten werden / als dazu nötig vnd gehörig / kan auff andere weise erkleret vnd verwahret werden / wie oben vermeldet ist. Solches alles sol nothwendig vnterschiedlich vnd trewlich gelehret werden / auff daß die beyden Artickel von der Gerechtigkeit vnd Seligkeit / mögen rein vnd vnuerfelschet bleiben / damit auch die armen Gewissen einen bestendigen Trost haben mögen. Man mus aber mit höchstem fleis diese Lehre auch wol verwahren für dem vnsinnigen Wahn der Gesetzstürmer / welche tichten / ob schon jemand von sich legte die Busse / ohne alle Gottes furcht seinen bösen Lüsten zu folgen / vnd auch allerley Sünde vnd schande wieder sein Gewissen begienge / vnd also dem Geist der Ernewerung zu wieder lebete / daß er gleichwol möge gerecht vnd Selig seyn vnd bleiben / Vnd demnach auch die Gerechtigkeit vnd Seligkeit einmahl durch den Glauben erlanget / durch keinerley Sünde / vnbußfertigkeit / vnd Gottloses wesen / wie grob auch das jmmer seyn möchte / nicht wiederumb verlieren möchte. Solchen schedlichen Wahn / so zu allerley rohem / frechem / Muthwillen der sichern Welt vrsach giebet / zu stewren / sol mit fleis ernstlich vnd offt den gleubigen die drawung Pauli fürgehalten werden / wie er sie etliche mahl widerholet / weñ er an die jenigen schreibet / die schon

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/768
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/768>, abgerufen am 24.11.2024.