Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1069, Czernowitz, 06.08.1907.6. August 1907. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. [Spaltenumbruch] bestehen, die die Stadt Casablanca besetzen sollen. Zugleich Die französisch-spanische Aktion. Paris, 4. August. Es verlautet aus zuverlässiger Toulon, 4. August. (Tel. d. "Cz. Allg. Ztg.) Zwei Die Opfer der Metzeleien. Rom, 4. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Wie jetzt Panik in Casablanka. Tanger, 4. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") In Bunte Chronik. Czernowitz, 5. August. Schweres Eisenbahnunglück. Ein Personenzug ins Wasser gestürzt. Angers, 4. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die Die Standard-Oil-Company. Chicago, 3. August. Die Standard-Oil-Company will Ein Anschlag gegen ein französisches Kriegsschiff. Toulon, 4. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") An Die Lage in Belfast. Belfast, 4. August. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Wegen [Erdbeben]. Aus Mostar (Herzegowina) wird gemeldet: [Schwerer Automobilunfall]. Ein schwerer [Der Fernwecker.] Ein gar launiges Postkuriosum [Eineunangenehme Erinnerung]. Aus Temes- "Was gewesen ich einst, das soll dies Zeichen dich lehren. Rings auf türkische "Art siehst du die Wälle erbaut, Die mit des Kaisers Heeren Prinz Eugen überstiegen. Stolz prangt heute der Wall, Mercys vollendeter Bau. Mögen die Himmlischen mir bis ans Ende der Zeiten bescheren, Dies mein heutiges Glück, das ich so lange ersehnt, Daß ich mich freue, so lang' der erhabene Adler mich schirmt, Du Herrliches Oesterreich, unsere Fluren beherrschst." Diese Inschrift ist nicht mehr, sie mußte ausgetilgt [Spaltenumbruch] Zum Monatswechsel! Wir bitten hiemit um gütige Erneuerung Administration der "Czernowitzer Allg. Zeitung" Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 5. August. Sektion "Bukowina" des Bundes der österreichischen Industriellen. Der vom Referenten Advokat Dr. Fein der Sektion Die Sektionsleitung ist durch die Zentrale in die Lage Ebenso hat der persönliche Eingriff der Sektion die 6. Auguſt 1907. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. [Spaltenumbruch] beſtehen, die die Stadt Caſablanca beſetzen ſollen. Zugleich Die franzöſiſch-ſpaniſche Aktion. Paris, 4. Auguſt. Es verlautet aus zuverläſſiger Toulon, 4. Auguſt. (Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.) Zwei Die Opfer der Metzeleien. Rom, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Wie jetzt Panik in Caſablanka. Tanger, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In Bunte Chronik. Czernowitz, 5. Auguſt. Schweres Eiſenbahnunglück. Ein Perſonenzug ins Waſſer geſtürzt. Angers, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Die Standard-Oil-Company. Chicago, 3. Auguſt. Die Standard-Oil-Company will Ein Anſchlag gegen ein franzöſiſches Kriegsſchiff. Toulon, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) An Die Lage in Belfaſt. Belfaſt, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Wegen [Erdbeben]. Aus Moſtar (Herzegowina) wird gemeldet: [Schwerer Automobilunfall]. Ein ſchwerer [Der Fernwecker.] Ein gar launiges Poſtkurioſum [Eineunangenehme Erinnerung]. Aus Temes- „Was geweſen ich einſt, das ſoll dies Zeichen dich lehren. Rings auf türkiſche „Art ſiehſt du die Wälle erbaut, Die mit des Kaiſers Heeren Prinz Eugen überſtiegen. Stolz prangt heute der Wall, Mercys vollendeter Bau. Mögen die Himmliſchen mir bis ans Ende der Zeiten beſcheren, Dies mein heutiges Glück, das ich ſo lange erſehnt, Daß ich mich freue, ſo lang’ der erhabene Adler mich ſchirmt, Du Herrliches Oeſterreich, unſere Fluren beherrſchſt.“ Dieſe Inſchrift iſt nicht mehr, ſie mußte ausgetilgt [Spaltenumbruch] Zum Monatswechsel! Wir bitten hiemit um gütige Erneuerung Adminiſtration der „Czernowitzer Allg. Zeitung“ Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 5. Auguſt. Sektion „Bukowina“ des Bundes der öſterreichiſchen Induſtriellen. Der vom Referenten Advokat Dr. Fein der Sektion Die Sektionsleitung iſt durch die Zentrale in die Lage Ebenſo hat der perſönliche Eingriff der Sektion die <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">6. Auguſt 1907. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="marokko2" prev="#marokko1" type="jArticle" n="2"> <p>beſtehen, die die Stadt Caſablanca beſetzen ſollen. Zugleich<lb/> verſammelt ſich ein anſehnliches franzöſiſch-ſpaniſches Kriegs-<lb/> geſchwader vor Caſablanca. Die Truppen ſollen nach den<lb/> Erklärungen eines franzöſiſchen Miniſters ſo lange dort ver-<lb/> bleiben, „bis die Banden, die die franzöſiſchen, ſpaniſchen<lb/> und italieniſchen Arbeiter niedergemetzelt haben, unſchädlich<lb/> gemacht worden ſind“. Die handelnden Mächte bemühen ſich<lb/> zugleich, darzulegen, daß ſie ſich bei dieſen militäriſchen Vor-<lb/> kehrungeu der Verpflichtungen bewußt ſeien, die ihnen der<lb/> Algeciras-Vertrag auferlegt. Dieſer Vertrag enthält als leitende<lb/> Grundſätze drei Punkte: die Souveränität des Sultans, die<lb/> Unverſehrtheit ſeiner Staaten und die Gleichheit der Be-<lb/> handlung aller Staaten in wirtſchaftlicher Beziehung. Das jetzige<lb/> ſpaniſch-franzöſiſche Einſchreiten wird nur inſofern durch den<lb/> Algeciras-Vertrag eingeſchränkt, als die beiden Mächte ver-<lb/> pflichtet ſind, obige drei Grundſätze aufrecht zu erhalten. Die<lb/> Haltung der von den letzten Geſchehniſſen in Caſablanca nicht<lb/> betroffenen Mächte wird zunächſt eine abwartende ſein. Wenn<lb/> auch dem marokkaniſchen Gouverneur in Caſablanca viel<lb/> Schuld an den Zuſtänden zuzuſchreiben iſt, ſo hätte doch<lb/> gerade die Ausführung der Hafenarbeiten eine vorherige<lb/> Organiſation der Polizei zum Schutz dieſer Arbeiten erfordert.<lb/> Daß Frankreich und Spanien das nicht getan haben, iſt um<lb/> ſo verwunderlicher, als ihnen von den anderen Mächten irgend<lb/> welche Schwierigkeiten hierbei nicht in den Weg gelegt wurden.<lb/> Heute liegen folgende Nachrichten vor:</p><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Die franzöſiſch-ſpaniſche Aktion.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 4. Auguſt.</dateline> <p>Es verlautet aus zuverläſſiger<lb/> Quelle, daß Caſablanca <hi rendition="#g">in ſpäteſtensacht Tagen von<lb/> franzöſiſch-ſpaniſchen Streitkräften beſetzt</hi><lb/> werden ſoll. Die franzöſiſchen Truppen, ungefähr 3000 Mann,<lb/> worunter 400 Reiter, werden unter dem Befehl eines Generals<lb/> ſtehen, der ſich über alle Operationen mit dem Kommandeur<lb/> der ſpaniſchen Truppen verſtändigen wird. Sämtliche Stadt-<lb/> tore werden ſtarke Bewachung erhalten. Die Rädelsführer<lb/> werden ſofort feſtgenommen, die vom Lande in Caſablanca<lb/> eingedrungenen Beduinen zwangsweiſe entfernt und die Hafen-<lb/> arbeiten unter militäriſchem Schutze fortgeſetzt werden. Die<lb/> Beſetzung Caſablancas und einiger anderer Hafenorte wird<lb/> vorausſichtlich von längerer Dauer ſein.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Toulon,</hi> 4. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.)</bibl> <p>Zwei<lb/> Kreuzer und ein Transportdampfer ſind heute nach Marokko<lb/> abgegangen. <hi rendition="#g">Drei Krenzer</hi> gehen heute nachts nach<lb/> Marokko ab.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">Die Opfer der Metzeleien.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 4. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl> <p>Wie jetzt<lb/> feſtgeſtellt wurde, ſind bei den Metzeleien in Caſablanca<lb/> 13 Perſonen <hi rendition="#g">getötet</hi> worden. Darunter befinden ſich auch<lb/> 3 Italiener.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#g">Panik in Caſablanka.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Tanger,</hi> 4. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl> <p>In<lb/> Caſablanca herrſcht große Panik. Alle Europäer verlaſſen die<lb/> Stadt.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Bunte Chronik.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Czernowitz,</hi> 5. Auguſt.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schweres Eiſenbahnunglück.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Ein Perſonenzug ins Waſſer geſtürzt.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Angers,</hi> 4. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl> <p>Die<lb/> Lokomotive des nach Poitiers gehenden Zuges entgleiſte auf<lb/> der Brücke bei Pondodece und ſtürzte mit dem Tender, dem<lb/> Laſtwagen und einem Perſonenwagen dritter Klaſſe in die<lb/> Loire. 40 <hi rendition="#g">Perſonen</hi> werden <hi rendition="#g">vermißt.</hi> 13 Leichen wurden<lb/> geborgen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Standard-Oil-Company.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Chicago,</hi> 3. Auguſt.</dateline> <p>Die Standard-Oil-Company will<lb/> gegen das Erkenntnis, durch welches ſie zu einer Geldſtrafe<lb/> von 29,240.000 Dollars (150 <hi rendition="#g">Millionen Kronen</hi>)<lb/> verurteilt wird, Berufung einlegen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Anſchlag gegen ein franzöſiſches<lb/> Kriegsſchiff.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Toulon,</hi> 4. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl> <p>An<lb/> Bord des Kreuzers „Bouvet“ brach in der Nähe der Pulver-<lb/> kammer ein <hi rendition="#g">Brand</hi> aus, welcher noch rechtzeitig erſtickt<lb/> wurde. An der Brandſtelle wurden zwei mit <hi rendition="#g">Oel ge-<lb/> tränkte Kleidungsſtücke</hi> gefunden. Es wurde eine<lb/> Unterſuchung eingeleitet.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Lage in Belfaſt.</hi> </head> <dateline><hi rendition="#b">Belfaſt,</hi> 4. Auguſt.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl> <p>Wegen<lb/> wiederholter Angriffe auf Fuhrleute haben die Behörden be-<lb/> ſchloſſen, von Montag ab <hi rendition="#g">Militär</hi> in den Straßen<lb/> patrouillieren zu laſſen, um die Laſtwagen vor Angriffen zu<lb/> ſchützen. Abends griff der Mob einen Polizeitransſportragen<lb/> an und verſuchte, einen Gefangenen zu befreien. Die Polizei-<lb/> begleitmannſchaft wurde zuerſt <hi rendition="#g">zurückgetrieben,</hi> konnte<lb/> aber nach dem Anlangen einer Verſtärkung, indem ſie von<lb/><cb/> ihren Knüppeln Gebrauch machte, die angeſammelte Menſchen-<lb/> menge auseinander treiben, wobei <hi rendition="#g">Verletzungen</hi> vorkamen.<lb/> Eine Lowry, die keine Bedeckungsmannſchaft hatte, wurde<lb/> in <hi rendition="#g">Brand geſteckt</hi> und die Ladung in den Fluß<lb/> geworfen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">[Erdbeben].</hi> </head> <p>Aus Moſtar (Herzegowina) wird gemeldet:<lb/> Am Donnerſtag abend 11 Uhr hat hier ein heftiges Erd-<lb/> beben von 10 Sekunden Dauer ſtattgefunden. Die Bewohner<lb/> verließen in panikartigem Schrecken ihre Wohnungen, zahl-<lb/> reiche Häuſer weiſen Sprünge auf, Dächer und Rauchfänge<lb/> ſind eingeſtürzt. Das Erdbeben erfolgte bei tropiſcher Hitze<lb/> und war von unterirdiſchem Rollen begleitet. Eine halbe<lb/> Stunde ſpäter wurde in Sarajewo ein weniger heftiger Stoß<lb/> verſpürt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">[Schwerer Automobilunfall].</hi> </head> <p>Ein ſchwerer<lb/> Unfall beim Kriterium von Frankreich das bei einer Fahrt<lb/> Paris—Clermont—Ferrand die Dauerhaftigkeit der beteiligten<lb/> Kraftwagen dartun ſollte, hält gegenwärtig die Gemüter in<lb/> Frankreich in Aufregung. Während der zweiten Etappe ließen<lb/> manche Teilnehmer die ſtrenge Vorſchrift, ein gemäßigtes<lb/> Tempo auf den Landſtraßen einzuhalten, außer acht. In-<lb/> folgedeſſen ereigneten ſich zwiſchen Clermong-Ferrand und<lb/> Bordeaux mehrere ſehr ernſte Unfälle. Die Kunde von ihnen<lb/> drang nach Bordeaux, wo man ſogar von zehn Toten ſprach.<lb/> Zwei Journaliſten, Renee Herbert von der „Gironde“ und<lb/> Amigues von der „Franze“, wollten im Automobil die<lb/> Stätte des ernſteſten Unfalles erreichen, um dem Gerücht<lb/> auf den Grund zu gehen. Ihr Wagen kollidierte mit einem<lb/> anderen, wobei <hi rendition="#g">die Journaliſten</hi> und ihre <hi rendition="#g">beiden<lb/> Chauffeure lebensgefährliche Verletzungen</hi><lb/> erlitten. Die <hi rendition="#g">drei</hi> Inſaſſen des anderen Kraftwagens wurden<lb/><hi rendition="#g">ſofort getötet;</hi> die Chauffeure ſtarben kurz darauf.<lb/> Wie aus Bordeaux telegraphiert wird, befindet ſich unter<lb/> den <hi rendition="#g">fünf Getöteten</hi> Mr. Roulier, der Hauptagent der<lb/> Automobilfirma Peugeot. Roulier und die beiden Journaliſten<lb/> kamen unter den Regina-Dixi-Wagen, mit dem das Peuge-<lb/> otſche Gefährt zuſammenſtieß. Journaliſt Amigues liegt<lb/> im Sterben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">[Der Fernwecker.]</hi> </head> <p>Ein gar launiges Poſtkurioſum<lb/> wird der „Bresl. Morgenztg.“ aus ihrem Leſerkreiſe mit-<lb/> geteilt. „In München, meinem ehemaligen Wohnſitze“, ſo<lb/> erzählt die Zuſchrift, „war ich auch Inhaber eines königlich-<lb/> bayeriſchen Telephonanrufs. Wie bei uns in Preußen, wird<lb/> auch im ſchönen Bayerlande die telephoniſche Verbindung<lb/> durch Damen hergeſtellt. Ganz im Gegenſatz zu Breslau ſtand<lb/> ich mit den Münchener Telephonfräulein auf einem ziemlich<lb/> freundſchaftlichen drahtlichen Verkehrfuße. Eines Nachts langte<lb/> ich — ich glaube, ich war kurz vorher im Hofbräuhauſe —<lb/> zu etwas ſpäter Stunde zu Hauſe an. Am nächſten Morgen<lb/> ſollte ich um fünf Uhr früh eine Reiſe antreten. Mich nieder-<lb/> legen und erſt in ſpäter Mittagſtunde erwachen, wäre — ich<lb/> kenne mich darin ſehr genau — eine feſtſtehende Tatſache<lb/> geweſen. Eine Weckuhr nannte ich auch nicht mein eigen. Da<lb/> kam ich auf eine kühne Idee: das königlich-bayeriſche Fern-<lb/> ſprechamt muß mir aus der Verlegenheit helfen. Ich hob die<lb/> Hörer ab. Das Fräulein, vom Amt meldete ſich: „Hier Amt!“<lb/> — „Ach mein liebes Fräulein („liebes“ betonte ich nach-<lb/> drücklich) hätten Sie nicht die Güte, mich um 5 Uhr tele-<lb/> phoniſch zu wecken, ich muß dringend verreiſen!“ Ich hörte<lb/> ein luſtiges Lachen. „Na — ich werde mal ſo gut ſein,<lb/> ſchlafen Sie wohl!“ — Punkt 5 Uhr ſchnarrte das Telephon<lb/> mit einer Vehemenz, als ob nicht ein in ſchweren Schlaf<lb/> Verfallener, ſondern ein Toter geweckt werden ſollte. Ich<lb/> ſprang aus dem Bette und lief an den Fernſprecher. „Fünf<lb/> Uhr, Aufſtehen!“ tönte es mir luſtig entgegen. Ich war ent-<lb/> zückt und gab meinen Gefühlen in beredten Worten Ausdruck.<lb/> Doch das königlich-bayeriſche Telephonfräulein ſchnitt mir das<lb/> Wort vom Munde ab, indem ſie meinte: „Bitte — keine<lb/> Beamtenbeleidigung ...“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">[Eineunangenehme Erinnerung].</hi> </head> <p>Aus Temes-<lb/> var wird dem „N. Wc. Tagebl.“ geſchrieben: „Schon lange<lb/> iſt die hiſtoriſche Inſchrift am Giebel unſeres Stadthauſes<lb/> gewiſſen Kreiſen ein Dorn im Auge. Immer wieder wurde<lb/> verlangt, daß ſie entfernt werde, da ſie einen „ſtaatsrechtlichen<lb/> Irrtum“ enthalte. Jetzt endlich iſt ſie gefallen, vor einigen<lb/> Tagen hat man ſie in aller Stille übertüncht. Es iſt aber<lb/> wohl von Intereſſe, daß ihr Wortlaut feſtgehalten werde, ehe<lb/> er aus dem Gedächtnis der Zeitgenoſſen ſchwindet. Zum<lb/> Verſtändnis der Innſchrift ſei folgendes vorausgeſchickt: Am<lb/> 17. Oktober 1716 eroberte Prinz Eugen die Feſtung Temes-<lb/> var, die etwa 170 Jahre im Beſitze der Türken war.<lb/> Später wurde General Mercy zum Koloniſator des ganzen<lb/> Banats ernannt und er ſchuf aus dem Türkenneſte eine<lb/> ſchöne neue Stadt, eine kaiſerliche Feſtung. Dieſe Stadt aber<lb/> erhielt zum ewigen Gedächtnis ein Wappen, das ein Tor<lb/> darſtellt, welche in eine paliſadierten Türkenwall führt. Dieſes<lb/> Wappen wurde in Reliefausführung am Giebel des Temes-<lb/> varer Stadthauſes abgebildet und auf beiden Seiten prangte<lb/> über hundert Jahre die lateiniſche Inſchrift, die jetzt gefallen<lb/> iſt. Sie lautet in deutſcher Ueberſetzung:</p><lb/> <list> <item>„Was geweſen ich einſt, das ſoll dies Zeichen dich lehren.<lb/> Rings auf türkiſche „Art ſiehſt du die Wälle erbaut,</item><lb/> <item>Die mit des <hi rendition="#g">Kaiſers</hi> Heeren Prinz Eugen überſtiegen.<lb/> Stolz prangt heute der Wall, Mercys vollendeter Bau.</item><lb/> <item>Mögen die Himmliſchen mir bis ans Ende der Zeiten beſcheren,<lb/> Dies mein heutiges Glück, das ich ſo lange erſehnt,</item><lb/> <item>Daß ich mich freue, ſo lang’ der <hi rendition="#g">erhabene Adler</hi> mich<lb/> ſchirmt, Du</item> </list><lb/> <p><hi rendition="#g">Herrliches Oeſterreich,</hi> unſere Fluren beherrſchſt.“</p><lb/> <p>Dieſe Inſchrift iſt nicht mehr, ſie mußte ausgetilgt<lb/> werden, da man in Ungarn nicht gern daran erinnert wird,<lb/> was man Oeſterreich zu danken hat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Zum Monatswechsel!</hi> </hi> </hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#u">Wir bitten hiemit um gütige Erneuerung<lb/> des Abonnements, ſowie um freundliche<lb/> Begleichung der Rückſtände. — Neuein-<lb/> tretende Abonnenten erhalten auf Verlangen<lb/> die bisher erſchienenen Teile des laufenden<lb/> Romans <hi rendition="#g">gratis</hi> nachgeliefert.</hi> </hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Adminiſtration der „Czernowitzer Allg. Zeitung“</hi> </hi> </hi> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Czernowitzer Angelegenheiten.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Czernowitz,</hi> 5. Auguſt.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Sektion „Bukowina“ des Bundes der<lb/> öſterreichiſchen Induſtriellen.</hi> </head><lb/> <p>Der vom Referenten Advokat Dr. <hi rendition="#g">Fein</hi> der Sektion<lb/> „Bukowina“ in der Sitzung vom 21. v. M. vorgelegte<lb/> Bericht, über ſeine Tätigkeit im abgelaufenen Jahre, den wir<lb/> in der letzten Sonntagsnummer erwähnt haben, beſagt:</p><lb/> <p>Die Sektionsleitung iſt durch die Zentrale in die Lage<lb/> gekommen im vorigen Jahre über Beſchwerde der Bukowiner<lb/> Müller dahin zu wirken, daß dem empfindlichen <hi rendition="#g">Waggon-<lb/> mangel</hi> abgeholfen werde. Sie hat ferner bei der <hi rendition="#g">Er-<lb/> neurung des Handelsvertrages</hi> mit <hi rendition="#g">der Schweiz</hi><lb/> und mit Rußland den Wünſchen der Bukowiner Induſtriellen<lb/> Rechnung getragen und insbeſondere bei letzterem durch Er-<lb/> ſtattung eines über Erſuchen der Bukowiner Handelskammer<lb/> erſtatteten ausführlichen Gutachtens bezüglich der Zollſätze<lb/> bei Rundholz die Intereſſen der Bukowiner Induſtrie wirkſam<lb/> zu vertreten verſucht. Auch in Fragen, welche einzelne Inter-<lb/> eſſengruppen tangierten, ſo der <hi rendition="#g">Bierinduſtriellen der<lb/> Bukowina,</hi> wegen Einflußnahme auf Herabſetzung des<lb/> Exportzolles auf Malz nach Rumänien; einer Anzahl von<lb/> Holzhändlern in Wiznitz, welche ſich an die Sektion wegen<lb/> A<supplied>u</supplied>fhebung gewiſſer behindernder chikanöſen Zollmanipulationen<lb/> an der ruſſiſchen Grenze gewendet haben, endlich des Vereines<lb/> der landwirtſchaftlichen Spiritus-Induſtriellen, welcher die<lb/> Sektion „Bukowina“ angegangen hat, für eine Verlängerung<lb/> der für Spiritus gewährten Refaktie bis Ende Auguſt vorigen<lb/> Jahres einzutreten, hat ſich die Sektionsleitung in ausführlichen<lb/> Memoranden an die Zentrale gewendet und hat dieſelbe nach<lb/> Maßgabe der Verhältniſſe bereitwilligſt ihren großen Einfluß<lb/> geltend gemacht, um den geäußerten Wünſchen tunlichſt zu<lb/> ent<supplied>ſpr</supplied>echen. In allen jenen Fällen, in welchen ſich einzelne<lb/> Induſtriellen an die Sektion gewendet haben, um Abhilfe<lb/> gegen Uebelſtände zu ſuchen, iſt ſofort das Nötige ver-<lb/> anlaßt worden und erwähnt wird nur beiſpielsweiſe, daß über<lb/> unſere Intervention die den <hi rendition="#g">Sägebeſitzer</hi> A. C. in<lb/><hi rendition="#g">Dornawatra</hi> ſchwer ſchädigende Einſtellung ſeiner Säge<lb/> über Intervention der Bundeszentrale aufgehoben wurde;<lb/> ebenſo haben wir über Erſuchen unſeres Vorſtandsmitgliedes<lb/> Herrn M. <hi rendition="#g">Zentner</hi> gegen das ungerechte Vorgehen des<lb/> Bezirkshauptmannes in Sokal, direkt und durch die Zentrale<lb/> Beſchwerde erhoben und iſt weiters über Beſchwerde unſerer<lb/> Mitglieder Herrn J. H. und F. W. wegen ungerechter Be<supplied>-</supplied><lb/> meſſung der Unfallsverſicherungsbeiträge in ihren Betrieben-<lb/> durch direkte Intervention unſeres Referenten bei der Landes-,<lb/> regierung Ausſicht auf Sanierung vorhanden.</p><lb/> <p>Ebenſo hat der perſönliche Eingriff der Sektion die<lb/> ſeinerzeit gerügten Uebelſtände bei der hieſigen Frachtenkaſſe<lb/> zur ſofortigen Abhilfe dieſes Uebelſtandes geführt. Die<lb/> Sektionsleitung hat des Fernern teils aus eigener Initiative<lb/> teils über Veranlaſſung der Bukowiner Handels- und Gewerbe-<lb/> kammer, welche in dankeswerter Weiſe bei ſich darbietenden<lb/> Anläſſen die Intervention der Sektion anregt, in allen die<lb/> Induſtrie betreffenden Fragen das Ihrige zur günſtigen<lb/> Löſung beigetragen. So haben wir uns anläßlich der <hi rendition="#g">Er-<lb/> höhung der Telephon und Portogebühren</hi> dem<lb/> Proteſte der Zentrale in energiſcher Weiſe angeſchloſſen, ohne<lb/> leider einen Erfolg verzeichnen zu können, ebenſo hat die<lb/> Sektionsleitung in der Frage der Errichtung einer Handels-<lb/> akademie ſich für die Erfüllung dieſes lebhaften Wunſches<lb/> des Landes warm eingeſetzt und den in dieſer Sache in Wien<lb/> weilenden Herrn Handelskammerpräſidenten, kaiſerlichen Rat<lb/><hi rendition="#g">Langenhan</hi> mit der Vertretung der diesfälligen Wünſche<lb/> der Sektion betraut, welcher Miſſion ſich der genannte Herr<lb/> in überaus zuvorkommender Weiſe unterzogen hat. Auch in<lb/> der Frage der <hi rendition="#g">Schnellzugsanſchlüſſe</hi> von reſpektive<lb/> nach Itzkany ab 1. Mai 1907 an das neu eingeführte<lb/> Schnellzugspaar hat die Sektion Stellung genommen, und<lb/> würde über Initiative des Obmannes der Sektion, Herrn<lb/> Baurat Gregor von Seite der Vertreter des Eiſenbahn-<lb/> miniſteriums die ſtrikte Erklärung abgegeben, daß im Jahre<lb/> 1908 an den neu kreierten Eilzug von Lemberg—Wien auch<lb/> ein Anſchluß von Czernowitz bis an die Reichsgrenze kreiert<lb/> werden wird. Von größeren ſelbſtändigen Aktionen der<lb/> Sektion wären hervorzuheben: Die Petition an das Herren-<lb/> haus des öſterreichiſchen Reichsrates wegen Faſſung der §§ 37<lb/> und 38 <hi rendition="#aq">a</hi> der Gewerbenovelle und die Abfaſſung eines er-<lb/> ſchöpfenden Memorandums, welches die Wünſche der Bukowiner<lb/> Induſtriellen zum Ausdrucke brachte und dem in unſerem<lb/> Kronlande im Herbſte v. J. weilenden Eiſenbahnminiſter<lb/> Exzellenz Derſchatta von einer Abordnung der Sektion<lb/> perſönlich überreicht wurde. Ebenſo hatte der Referent der<lb/> Sektion über Wunſch der Zentrale in Wien Anlaß, wegen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
6. Auguſt 1907. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.
beſtehen, die die Stadt Caſablanca beſetzen ſollen. Zugleich
verſammelt ſich ein anſehnliches franzöſiſch-ſpaniſches Kriegs-
geſchwader vor Caſablanca. Die Truppen ſollen nach den
Erklärungen eines franzöſiſchen Miniſters ſo lange dort ver-
bleiben, „bis die Banden, die die franzöſiſchen, ſpaniſchen
und italieniſchen Arbeiter niedergemetzelt haben, unſchädlich
gemacht worden ſind“. Die handelnden Mächte bemühen ſich
zugleich, darzulegen, daß ſie ſich bei dieſen militäriſchen Vor-
kehrungeu der Verpflichtungen bewußt ſeien, die ihnen der
Algeciras-Vertrag auferlegt. Dieſer Vertrag enthält als leitende
Grundſätze drei Punkte: die Souveränität des Sultans, die
Unverſehrtheit ſeiner Staaten und die Gleichheit der Be-
handlung aller Staaten in wirtſchaftlicher Beziehung. Das jetzige
ſpaniſch-franzöſiſche Einſchreiten wird nur inſofern durch den
Algeciras-Vertrag eingeſchränkt, als die beiden Mächte ver-
pflichtet ſind, obige drei Grundſätze aufrecht zu erhalten. Die
Haltung der von den letzten Geſchehniſſen in Caſablanca nicht
betroffenen Mächte wird zunächſt eine abwartende ſein. Wenn
auch dem marokkaniſchen Gouverneur in Caſablanca viel
Schuld an den Zuſtänden zuzuſchreiben iſt, ſo hätte doch
gerade die Ausführung der Hafenarbeiten eine vorherige
Organiſation der Polizei zum Schutz dieſer Arbeiten erfordert.
Daß Frankreich und Spanien das nicht getan haben, iſt um
ſo verwunderlicher, als ihnen von den anderen Mächten irgend
welche Schwierigkeiten hierbei nicht in den Weg gelegt wurden.
Heute liegen folgende Nachrichten vor:
Die franzöſiſch-ſpaniſche Aktion.
Paris, 4. Auguſt. Es verlautet aus zuverläſſiger
Quelle, daß Caſablanca in ſpäteſtensacht Tagen von
franzöſiſch-ſpaniſchen Streitkräften beſetzt
werden ſoll. Die franzöſiſchen Truppen, ungefähr 3000 Mann,
worunter 400 Reiter, werden unter dem Befehl eines Generals
ſtehen, der ſich über alle Operationen mit dem Kommandeur
der ſpaniſchen Truppen verſtändigen wird. Sämtliche Stadt-
tore werden ſtarke Bewachung erhalten. Die Rädelsführer
werden ſofort feſtgenommen, die vom Lande in Caſablanca
eingedrungenen Beduinen zwangsweiſe entfernt und die Hafen-
arbeiten unter militäriſchem Schutze fortgeſetzt werden. Die
Beſetzung Caſablancas und einiger anderer Hafenorte wird
vorausſichtlich von längerer Dauer ſein.
Toulon, 4. Auguſt. (Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.) Zwei
Kreuzer und ein Transportdampfer ſind heute nach Marokko
abgegangen. Drei Krenzer gehen heute nachts nach
Marokko ab.
Die Opfer der Metzeleien. Rom, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Wie jetzt
feſtgeſtellt wurde, ſind bei den Metzeleien in Caſablanca
13 Perſonen getötet worden. Darunter befinden ſich auch
3 Italiener.
Panik in Caſablanka. Tanger, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) In
Caſablanca herrſcht große Panik. Alle Europäer verlaſſen die
Stadt.
Bunte Chronik.
Czernowitz, 5. Auguſt.
Schweres Eiſenbahnunglück.
Ein Perſonenzug ins Waſſer geſtürzt. Angers, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die
Lokomotive des nach Poitiers gehenden Zuges entgleiſte auf
der Brücke bei Pondodece und ſtürzte mit dem Tender, dem
Laſtwagen und einem Perſonenwagen dritter Klaſſe in die
Loire. 40 Perſonen werden vermißt. 13 Leichen wurden
geborgen.
Die Standard-Oil-Company.
Chicago, 3. Auguſt. Die Standard-Oil-Company will
gegen das Erkenntnis, durch welches ſie zu einer Geldſtrafe
von 29,240.000 Dollars (150 Millionen Kronen)
verurteilt wird, Berufung einlegen.
Ein Anſchlag gegen ein franzöſiſches
Kriegsſchiff. Toulon, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) An
Bord des Kreuzers „Bouvet“ brach in der Nähe der Pulver-
kammer ein Brand aus, welcher noch rechtzeitig erſtickt
wurde. An der Brandſtelle wurden zwei mit Oel ge-
tränkte Kleidungsſtücke gefunden. Es wurde eine
Unterſuchung eingeleitet.
Die Lage in Belfaſt. Belfaſt, 4. Auguſt. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Wegen
wiederholter Angriffe auf Fuhrleute haben die Behörden be-
ſchloſſen, von Montag ab Militär in den Straßen
patrouillieren zu laſſen, um die Laſtwagen vor Angriffen zu
ſchützen. Abends griff der Mob einen Polizeitransſportragen
an und verſuchte, einen Gefangenen zu befreien. Die Polizei-
begleitmannſchaft wurde zuerſt zurückgetrieben, konnte
aber nach dem Anlangen einer Verſtärkung, indem ſie von
ihren Knüppeln Gebrauch machte, die angeſammelte Menſchen-
menge auseinander treiben, wobei Verletzungen vorkamen.
Eine Lowry, die keine Bedeckungsmannſchaft hatte, wurde
in Brand geſteckt und die Ladung in den Fluß
geworfen.
[Erdbeben]. Aus Moſtar (Herzegowina) wird gemeldet:
Am Donnerſtag abend 11 Uhr hat hier ein heftiges Erd-
beben von 10 Sekunden Dauer ſtattgefunden. Die Bewohner
verließen in panikartigem Schrecken ihre Wohnungen, zahl-
reiche Häuſer weiſen Sprünge auf, Dächer und Rauchfänge
ſind eingeſtürzt. Das Erdbeben erfolgte bei tropiſcher Hitze
und war von unterirdiſchem Rollen begleitet. Eine halbe
Stunde ſpäter wurde in Sarajewo ein weniger heftiger Stoß
verſpürt.
[Schwerer Automobilunfall]. Ein ſchwerer
Unfall beim Kriterium von Frankreich das bei einer Fahrt
Paris—Clermont—Ferrand die Dauerhaftigkeit der beteiligten
Kraftwagen dartun ſollte, hält gegenwärtig die Gemüter in
Frankreich in Aufregung. Während der zweiten Etappe ließen
manche Teilnehmer die ſtrenge Vorſchrift, ein gemäßigtes
Tempo auf den Landſtraßen einzuhalten, außer acht. In-
folgedeſſen ereigneten ſich zwiſchen Clermong-Ferrand und
Bordeaux mehrere ſehr ernſte Unfälle. Die Kunde von ihnen
drang nach Bordeaux, wo man ſogar von zehn Toten ſprach.
Zwei Journaliſten, Renee Herbert von der „Gironde“ und
Amigues von der „Franze“, wollten im Automobil die
Stätte des ernſteſten Unfalles erreichen, um dem Gerücht
auf den Grund zu gehen. Ihr Wagen kollidierte mit einem
anderen, wobei die Journaliſten und ihre beiden
Chauffeure lebensgefährliche Verletzungen
erlitten. Die drei Inſaſſen des anderen Kraftwagens wurden
ſofort getötet; die Chauffeure ſtarben kurz darauf.
Wie aus Bordeaux telegraphiert wird, befindet ſich unter
den fünf Getöteten Mr. Roulier, der Hauptagent der
Automobilfirma Peugeot. Roulier und die beiden Journaliſten
kamen unter den Regina-Dixi-Wagen, mit dem das Peuge-
otſche Gefährt zuſammenſtieß. Journaliſt Amigues liegt
im Sterben.
[Der Fernwecker.] Ein gar launiges Poſtkurioſum
wird der „Bresl. Morgenztg.“ aus ihrem Leſerkreiſe mit-
geteilt. „In München, meinem ehemaligen Wohnſitze“, ſo
erzählt die Zuſchrift, „war ich auch Inhaber eines königlich-
bayeriſchen Telephonanrufs. Wie bei uns in Preußen, wird
auch im ſchönen Bayerlande die telephoniſche Verbindung
durch Damen hergeſtellt. Ganz im Gegenſatz zu Breslau ſtand
ich mit den Münchener Telephonfräulein auf einem ziemlich
freundſchaftlichen drahtlichen Verkehrfuße. Eines Nachts langte
ich — ich glaube, ich war kurz vorher im Hofbräuhauſe —
zu etwas ſpäter Stunde zu Hauſe an. Am nächſten Morgen
ſollte ich um fünf Uhr früh eine Reiſe antreten. Mich nieder-
legen und erſt in ſpäter Mittagſtunde erwachen, wäre — ich
kenne mich darin ſehr genau — eine feſtſtehende Tatſache
geweſen. Eine Weckuhr nannte ich auch nicht mein eigen. Da
kam ich auf eine kühne Idee: das königlich-bayeriſche Fern-
ſprechamt muß mir aus der Verlegenheit helfen. Ich hob die
Hörer ab. Das Fräulein, vom Amt meldete ſich: „Hier Amt!“
— „Ach mein liebes Fräulein („liebes“ betonte ich nach-
drücklich) hätten Sie nicht die Güte, mich um 5 Uhr tele-
phoniſch zu wecken, ich muß dringend verreiſen!“ Ich hörte
ein luſtiges Lachen. „Na — ich werde mal ſo gut ſein,
ſchlafen Sie wohl!“ — Punkt 5 Uhr ſchnarrte das Telephon
mit einer Vehemenz, als ob nicht ein in ſchweren Schlaf
Verfallener, ſondern ein Toter geweckt werden ſollte. Ich
ſprang aus dem Bette und lief an den Fernſprecher. „Fünf
Uhr, Aufſtehen!“ tönte es mir luſtig entgegen. Ich war ent-
zückt und gab meinen Gefühlen in beredten Worten Ausdruck.
Doch das königlich-bayeriſche Telephonfräulein ſchnitt mir das
Wort vom Munde ab, indem ſie meinte: „Bitte — keine
Beamtenbeleidigung ...“
[Eineunangenehme Erinnerung]. Aus Temes-
var wird dem „N. Wc. Tagebl.“ geſchrieben: „Schon lange
iſt die hiſtoriſche Inſchrift am Giebel unſeres Stadthauſes
gewiſſen Kreiſen ein Dorn im Auge. Immer wieder wurde
verlangt, daß ſie entfernt werde, da ſie einen „ſtaatsrechtlichen
Irrtum“ enthalte. Jetzt endlich iſt ſie gefallen, vor einigen
Tagen hat man ſie in aller Stille übertüncht. Es iſt aber
wohl von Intereſſe, daß ihr Wortlaut feſtgehalten werde, ehe
er aus dem Gedächtnis der Zeitgenoſſen ſchwindet. Zum
Verſtändnis der Innſchrift ſei folgendes vorausgeſchickt: Am
17. Oktober 1716 eroberte Prinz Eugen die Feſtung Temes-
var, die etwa 170 Jahre im Beſitze der Türken war.
Später wurde General Mercy zum Koloniſator des ganzen
Banats ernannt und er ſchuf aus dem Türkenneſte eine
ſchöne neue Stadt, eine kaiſerliche Feſtung. Dieſe Stadt aber
erhielt zum ewigen Gedächtnis ein Wappen, das ein Tor
darſtellt, welche in eine paliſadierten Türkenwall führt. Dieſes
Wappen wurde in Reliefausführung am Giebel des Temes-
varer Stadthauſes abgebildet und auf beiden Seiten prangte
über hundert Jahre die lateiniſche Inſchrift, die jetzt gefallen
iſt. Sie lautet in deutſcher Ueberſetzung:
„Was geweſen ich einſt, das ſoll dies Zeichen dich lehren.
Rings auf türkiſche „Art ſiehſt du die Wälle erbaut,
Die mit des Kaiſers Heeren Prinz Eugen überſtiegen.
Stolz prangt heute der Wall, Mercys vollendeter Bau.
Mögen die Himmliſchen mir bis ans Ende der Zeiten beſcheren,
Dies mein heutiges Glück, das ich ſo lange erſehnt,
Daß ich mich freue, ſo lang’ der erhabene Adler mich
ſchirmt, Du
Herrliches Oeſterreich, unſere Fluren beherrſchſt.“
Dieſe Inſchrift iſt nicht mehr, ſie mußte ausgetilgt
werden, da man in Ungarn nicht gern daran erinnert wird,
was man Oeſterreich zu danken hat.
Zum Monatswechsel!
Wir bitten hiemit um gütige Erneuerung
des Abonnements, ſowie um freundliche
Begleichung der Rückſtände. — Neuein-
tretende Abonnenten erhalten auf Verlangen
die bisher erſchienenen Teile des laufenden
Romans gratis nachgeliefert.
Adminiſtration der „Czernowitzer Allg. Zeitung“
Czernowitzer Angelegenheiten.
Czernowitz, 5. Auguſt.
Sektion „Bukowina“ des Bundes der
öſterreichiſchen Induſtriellen.
Der vom Referenten Advokat Dr. Fein der Sektion
„Bukowina“ in der Sitzung vom 21. v. M. vorgelegte
Bericht, über ſeine Tätigkeit im abgelaufenen Jahre, den wir
in der letzten Sonntagsnummer erwähnt haben, beſagt:
Die Sektionsleitung iſt durch die Zentrale in die Lage
gekommen im vorigen Jahre über Beſchwerde der Bukowiner
Müller dahin zu wirken, daß dem empfindlichen Waggon-
mangel abgeholfen werde. Sie hat ferner bei der Er-
neurung des Handelsvertrages mit der Schweiz
und mit Rußland den Wünſchen der Bukowiner Induſtriellen
Rechnung getragen und insbeſondere bei letzterem durch Er-
ſtattung eines über Erſuchen der Bukowiner Handelskammer
erſtatteten ausführlichen Gutachtens bezüglich der Zollſätze
bei Rundholz die Intereſſen der Bukowiner Induſtrie wirkſam
zu vertreten verſucht. Auch in Fragen, welche einzelne Inter-
eſſengruppen tangierten, ſo der Bierinduſtriellen der
Bukowina, wegen Einflußnahme auf Herabſetzung des
Exportzolles auf Malz nach Rumänien; einer Anzahl von
Holzhändlern in Wiznitz, welche ſich an die Sektion wegen
Aufhebung gewiſſer behindernder chikanöſen Zollmanipulationen
an der ruſſiſchen Grenze gewendet haben, endlich des Vereines
der landwirtſchaftlichen Spiritus-Induſtriellen, welcher die
Sektion „Bukowina“ angegangen hat, für eine Verlängerung
der für Spiritus gewährten Refaktie bis Ende Auguſt vorigen
Jahres einzutreten, hat ſich die Sektionsleitung in ausführlichen
Memoranden an die Zentrale gewendet und hat dieſelbe nach
Maßgabe der Verhältniſſe bereitwilligſt ihren großen Einfluß
geltend gemacht, um den geäußerten Wünſchen tunlichſt zu
entſprechen. In allen jenen Fällen, in welchen ſich einzelne
Induſtriellen an die Sektion gewendet haben, um Abhilfe
gegen Uebelſtände zu ſuchen, iſt ſofort das Nötige ver-
anlaßt worden und erwähnt wird nur beiſpielsweiſe, daß über
unſere Intervention die den Sägebeſitzer A. C. in
Dornawatra ſchwer ſchädigende Einſtellung ſeiner Säge
über Intervention der Bundeszentrale aufgehoben wurde;
ebenſo haben wir über Erſuchen unſeres Vorſtandsmitgliedes
Herrn M. Zentner gegen das ungerechte Vorgehen des
Bezirkshauptmannes in Sokal, direkt und durch die Zentrale
Beſchwerde erhoben und iſt weiters über Beſchwerde unſerer
Mitglieder Herrn J. H. und F. W. wegen ungerechter Be-
meſſung der Unfallsverſicherungsbeiträge in ihren Betrieben-
durch direkte Intervention unſeres Referenten bei der Landes-,
regierung Ausſicht auf Sanierung vorhanden.
Ebenſo hat der perſönliche Eingriff der Sektion die
ſeinerzeit gerügten Uebelſtände bei der hieſigen Frachtenkaſſe
zur ſofortigen Abhilfe dieſes Uebelſtandes geführt. Die
Sektionsleitung hat des Fernern teils aus eigener Initiative
teils über Veranlaſſung der Bukowiner Handels- und Gewerbe-
kammer, welche in dankeswerter Weiſe bei ſich darbietenden
Anläſſen die Intervention der Sektion anregt, in allen die
Induſtrie betreffenden Fragen das Ihrige zur günſtigen
Löſung beigetragen. So haben wir uns anläßlich der Er-
höhung der Telephon und Portogebühren dem
Proteſte der Zentrale in energiſcher Weiſe angeſchloſſen, ohne
leider einen Erfolg verzeichnen zu können, ebenſo hat die
Sektionsleitung in der Frage der Errichtung einer Handels-
akademie ſich für die Erfüllung dieſes lebhaften Wunſches
des Landes warm eingeſetzt und den in dieſer Sache in Wien
weilenden Herrn Handelskammerpräſidenten, kaiſerlichen Rat
Langenhan mit der Vertretung der diesfälligen Wünſche
der Sektion betraut, welcher Miſſion ſich der genannte Herr
in überaus zuvorkommender Weiſe unterzogen hat. Auch in
der Frage der Schnellzugsanſchlüſſe von reſpektive
nach Itzkany ab 1. Mai 1907 an das neu eingeführte
Schnellzugspaar hat die Sektion Stellung genommen, und
würde über Initiative des Obmannes der Sektion, Herrn
Baurat Gregor von Seite der Vertreter des Eiſenbahn-
miniſteriums die ſtrikte Erklärung abgegeben, daß im Jahre
1908 an den neu kreierten Eilzug von Lemberg—Wien auch
ein Anſchluß von Czernowitz bis an die Reichsgrenze kreiert
werden wird. Von größeren ſelbſtändigen Aktionen der
Sektion wären hervorzuheben: Die Petition an das Herren-
haus des öſterreichiſchen Reichsrates wegen Faſſung der §§ 37
und 38 a der Gewerbenovelle und die Abfaſſung eines er-
ſchöpfenden Memorandums, welches die Wünſche der Bukowiner
Induſtriellen zum Ausdrucke brachte und dem in unſerem
Kronlande im Herbſte v. J. weilenden Eiſenbahnminiſter
Exzellenz Derſchatta von einer Abordnung der Sektion
perſönlich überreicht wurde. Ebenſo hatte der Referent der
Sektion über Wunſch der Zentrale in Wien Anlaß, wegen
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(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
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