Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2329, Czernowitz, 24.10.1911.24 Oktober 1911. Czernowitzer Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch] handlungen mit England und Rußland. Der englische Botschafter suchte heute den russischen Botschafter in Bu- jukdere auf und hatte eine lange Unterredung mit ihm. Bestunterrichtete Kreise halten an der Behauptung fest, daß eine Annäherung der Türkei an Rußland und Eng- land unverkennbar ist. Die Einnahme von Benghazi. Konstantinopel, 22. Oktober. Bei Benghazi wurde Rom, 22. Oktober. Ein Radiotelegramm, das gestern Das Nachtgefecht bei Djebel-Gharbi. Tripolis, 22. Oktober. Ueber den blutigen Kampf Antiitalienische Verschwörung in Tripolis. Mailand, 22. Oktober. Der "Secolo" meldet aus Ein serbisch-türkisches Bündnis? Belgrad, 22. Oktober. Die "Tribuna" macht Meldung Die Revolution in China. Berlin, 22. Oktober. In Peking verlautet, daß die Schanghai, 22. Oktober. Unter den Truppen der Auf- Peking, 22. Oktober. Ein Edikt spricht die Teilnahme Peking, 22. Oktober. Amerikanische Missionäre der Bunte Chronik. Czernowitz, 23. Oktober. Die Hochzeit des Erzherzogs Karl Franz Josef. Die Trauungsfeier. Schwarzan, 22. Oktober. Nach der Ankunft des Die Trauungszeremonie nahm der päpstliche Dele- Im Schlosse fand hierauf die Beglückwünschung statt. Eine Dankdepesche an den Papst. Schwarzau, 22. Oktober. Um 4 Uhr reisten die Neu- Ein Attentat auf den Prinzen von Wales? KB. London, 2. Oktober. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Nach Blättermeldungen wurde das Schlachtschiff "Hindustan", Ein Schüterstreik in Przemysl. Przemysl, 22. Oktober. Der Schüler der 7. a Klasse Unfall der Gemahlin des galizischen Statthalters. Lemberg, 22. Oktober. Ein Wagen der hiesigen elek- Maul- und Klauenseuche an der Grenze der Bukowina und Rumäniens. Dorna, 22. Oktober. Die in ganz Europa auftretende Ein Lustmörder zum Tode verurteilt. Wien, 22. Oktober. Die Wiener Geschworenen haben Unfall infolge der Explosion eines Schrapnells. Lublin, 22. Oktober. Im Nachbardorfe Switniki fan- Von der Elektrischen überfahren. Lemberg, 22. Oktober. Gestern abends überfuhr ein Ein bestialischer Fiaker. Lemberg, 22. Oktober. Gestern um 6 Uhr abends 24 Oktober 1911. Czernowitzer Allgemeine Zeitung [Spaltenumbruch] handlungen mit England und Rußland. Der engliſche Botſchafter ſuchte heute den ruſſiſchen Botſchafter in Bu- jukdere auf und hatte eine lange Unterredung mit ihm. Beſtunterrichtete Kreiſe halten an der Behauptung feſt, daß eine Annäherung der Türkei an Rußland und Eng- land unverkennbar iſt. Die Einnahme von Benghazi. Konſtantinopel, 22. Oktober. Bei Benghazi wurde Rom, 22. Oktober. Ein Radiotelegramm, das geſtern Das Nachtgefecht bei Djebel-Gharbi. Tripolis, 22. Oktober. Ueber den blutigen Kampf Antiitalieniſche Verſchwörung in Tripolis. Mailand, 22. Oktober. Der „Secolo“ meldet aus Ein ſerbiſch-türkiſches Bündnis? Belgrad, 22. Oktober. Die „Tribuna“ macht Meldung Die Revolution in China. Berlin, 22. Oktober. In Peking verlautet, daß die Schanghai, 22. Oktober. Unter den Truppen der Auf- Peking, 22. Oktober. Ein Edikt ſpricht die Teilnahme Peking, 22. Oktober. Amerikaniſche Miſſionäre der Bunte Chronik. Czernowitz, 23. Oktober. Die Hochzeit des Erzherzogs Karl Franz Joſef. Die Trauungsfeier. Schwarzan, 22. Oktober. Nach der Ankunft des Die Trauungszeremonie nahm der päpſtliche Dele- Im Schloſſe fand hierauf die Beglückwünſchung ſtatt. Eine Dankdepeſche an den Papſt. Schwarzau, 22. Oktober. Um 4 Uhr reiſten die Neu- Ein Attentat auf den Prinzen von Wales? KB. London, 2. Oktober. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Nach Blättermeldungen wurde das Schlachtſchiff „Hinduſtan“, Ein Schüterſtreik in Przemysl. Przemysl, 22. Oktober. Der Schüler der 7. a Klaſſe Unfall der Gemahlin des galiziſchen Statthalters. Lemberg, 22. Oktober. Ein Wagen der hieſigen elek- Maul- und Klauenſeuche an der Grenze der Bukowina und Rumäniens. Dorna, 22. Oktober. Die in ganz Europa auftretende Ein Luſtmörder zum Tode verurteilt. Wien, 22. Oktober. Die Wiener Geſchworenen haben Unfall infolge der Exploſion eines Schrapnells. Lublin, 22. Oktober. Im Nachbardorfe Switniki fan- Von der Elektriſchen überfahren. Lemberg, 22. Oktober. Geſtern abends überfuhr ein Ein beſtialiſcher Fiaker. Lemberg, 22. Oktober. Geſtern um 6 Uhr abends <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0003" n="3"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">24 Oktober 1911. Czernowitzer Allgemeine Zeitung</hi></fw><lb/><cb/> handlungen mit England und Rußland. Der engliſche<lb/> Botſchafter ſuchte heute den ruſſiſchen Botſchafter in Bu-<lb/> jukdere auf und hatte eine lange Unterredung mit ihm.<lb/> Beſtunterrichtete Kreiſe halten an der Behauptung feſt,<lb/> daß eine Annäherung der Türkei an Rußland und Eng-<lb/> land unverkennbar iſt.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Einnahme von Benghazi.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Bei Benghazi wurde<lb/> eine italieniſche Landungskolonne von den Türken über-<lb/> fallen. Die Italiener verloren ihren Kommandanten<lb/> und dreißig Mann. Auch bei Homs ſollen die türkiſchen<lb/> Truppen einen Erfolg gehabt und die gelandeten Italie-<lb/> ner <hi rendition="#g">zurückgeworfen</hi> haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Ein Radiotelegramm, das geſtern<lb/> abends vom General Briccola, dem Kommandanten des<lb/> Expeditionskorps in Cirenaika, eingelaufen iſt, meldet: In<lb/> der Nacht vom 19. auf den 20. Oktober wurden die italieni-<lb/> ſchen Truppen in Benghazi von den Beduinen mehrmals<lb/> angegriffen, die Stadt wurde am Morgen des 20. d. be-<lb/> ſetzt. Am Nachmittag machten die Beduinen einen Angriff<lb/> auf das Dorf Sabri, wurden aber zurückgeſchlagen. Die an<lb/> Land geſetzten Truppen ſind jetzt um Benghazi geſammelt.<lb/> Sie haben den Strand bei Guiliana, wo die Ausſchiffung<lb/> der Truppen ſtattgefunden hatte, verlaſſen. Das Kriegs-<lb/> material war im Hafen von Bendhazi ausgeſchifft wor-<lb/> den. Die feindlichen Streitkräfte beſtanden am 19. und<lb/> 20. Oktober außer den türkiſchen Truppen aus wenigſtens<lb/> 2000 Beduinen. Man glaubt, daß ſich die türkiſchen Trup-<lb/> pen mit zwölf Kanonen auf die Hochebene zurückgezogen<lb/> haben. Die Verluſte der Türken werden auf wenigſtens<lb/> 200 Tote und eine große Anzahl Verletzter geſchätzt. Von<lb/> den italieniſchen Landungstruppen werden ſieben Offi-<lb/> ziere und 54 Mann verwundet; ein Unteroffizier, zwei<lb/> Korporale und dreizehn Soldaten wurden getötet. Trotz<lb/> der überſtandenen Mühen iſt der Geiſt der Truppen ſehr<lb/> gehoben, der Geſundheitszuſtand iſt ausgezeichnet.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das Nachtgefecht bei Djebel-Gharbi.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Tripolis,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Ueber den blutigen Kampf<lb/> der ſich in der Donnerstagnacht in der Nähe von Tripolis<lb/> abſpielte, hat man jetzt endlich Klarheit gewinnen können.<lb/> Arabiſche irreguläre Reiter und türkiſches Militär hatten<lb/> ſich, durch Sanddünen gedeckt, an die Italiener herange-<lb/> ſchlichen und ſaßen erſt auf den letzten 200 Metern zur<lb/> Attacke auf. Die Italiener wurden vollſtändig überraſcht,<lb/> ihre Schützenkete wurde überritten. Beim Eingang zum<lb/> Palmenwald kam das Gefecht zum Stehen. Die Angreifer<lb/> wichen zurück, von den Italienern verfolgt. Inzwiſchen<lb/> hatte ſich ein kleiner Trupp Türken nach dem Meere zu<lb/> gewandt, ſo daß die nachdrängenden Italiener zwiſchen<lb/> zwei Feuer kamen. Den italieniſchen Schiffsgeſchützen war<lb/> es nicht möglich einzugreifen, auch die Scheinwerfer nützten<lb/> nichts, da der Feind durch den Palmengürtel gedeckt war.<lb/> In den italieniſchen Schützengräbern wurden 15 Leichen<lb/> gefunden. Nach den am anderen Tage gefundenen Hülſen-<lb/> häufchen zu ſchließen„ wurden von den Italienern je 60<lb/> Patronen verfeuert. Die Türken ließen zwei Tote zurück,<lb/> alle anderen Gefallenen und Verwundeten nahmen ſie<lb/> mit. 500 Schritte ſüdlicher fand man vier Haufen blu-<lb/> tiger Kleidungsſtücke, aber keine Gräber. Die Italiener<lb/> haben anſcheinend die Leichen der dort Gefallenen und die<lb/> Verwundeten auf die Schiffe gebracht. Sie müſſen große<lb/> Verluſte erlitten haben, geben aber nur einen Mann<lb/> als vermißt zu. Zurzeit rücken Verſaglieri mit Train ge-<lb/> gen die Wüſte zu vor, wobei Maultiere und Wagen tief<lb/> in den Sand ſinken. Der Oaſengürtel iſt dicht mit Infan-<lb/> terie, Zeltlagern und Feldküchen und optiſchen Stationen<lb/> beſetzt. Täglich kommen Verſtärkungen an. Auf der Reede<lb/> liegen zurzeit 18 Kriegsſchiffe und 19 Kauffahrer. Im<lb/> Innern des Landes ſollen energiſche Vorbereitungen zum<lb/> Widerſtand getroffen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Antiitalieniſche Verſchwörung in Tripolis.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Mailand,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Der „Secolo“ meldet aus<lb/> Tripolis, dort ſei eine antiitalieniſche Verſchwörung ent-<lb/> deckt worden. Im Hauſe eines fanatiſchen Arabers hatten<lb/> ſich alltäglich 50 Mohammedaner verſammelt, um den<lb/> heiligen Krieg zu organiſieren. Der Umſtand und der hef-<lb/> tige Widerſtand der arabiſchen Bevölkerung von Benghazi<lb/> haben in Tripolis bedeutenden Eindruck gemacht und<lb/> General Coneva veranlaßt, eine Verſtärkung des Expedi-<lb/> tionskorps zu fordern. Mit dieſer Nachricht ſtimmt auch<lb/> die Nachricht des „Avanti“ überein, daß noch 6 Infan-<lb/> terieregimenter nach Tripolis geſandt werden ſollen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Ein ſerbiſch-türkiſches Bündnis?</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Belgrad,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Die „Tribuna“ macht Meldung<lb/> von dem anaeblich bevorſtehenden Abſchluß eines ſerbiſch-<lb/> türkiſchen Bündniſſes, deſſen Folge eine bevorzugte Stel-<lb/> lung der ſerbiſchen Bevölkerung in der Türkei und die<lb/> Okkupation des Sandſchak Novi-Bazar ſeitens Serbiens<lb/> wäre.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Revolution in China.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>In Peking verlautet, daß die<lb/> Rebellen einen wichtigen Punkt der in Hankau eintref-<lb/> fenden Bahnlinie nach hitzigem Gefechte bei Singgang-<lb/><supplied cert="high">t</supplied>ſchang, genommen und ſofort zu einem ſtark befeſtigten<lb/> Verteidigungspunkte gemacht haben. Aus Yünnau kom-<lb/> mende Konſulardepeſchen beſagen, daß auch dort die kaiſer-<lb/> lichen Truppen von der Regierung abfielen und zum größ-<lb/> ten Teile zu den Rebellen ſtießen. Im einzelnen wird be-<lb/> richtet, daß die kaiſerlichen Regierungstruppen und zwei<lb/><choice><sic>R<supplied>g</supplied>imenter</sic><corr>Regimenter</corr></choice> der Provinztruppen zu meutern beginnen, weil<lb/> ſie ohne Löhnung ſind und die ausgedienten Leute unter<lb/> den Fahnen zurückbehalten werden. Die beiden Provinz-<lb/><cb/> regimenter weigerten ſich ganz entſchieden, in die Provinz<lb/> Tetuan einzurücken.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Schanghai,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Unter den Truppen der Auf-<lb/> ſtändiſchen beginnt ſich eine Neigung zum Abfall infolge<lb/> der ihnen entgegenkommenden Proklamationen bemerk-<lb/><supplied>ba</supplied>r zu machen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Peking,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Ein Edikt ſpricht die Teilnahme<lb/> für die Bevölkerung derjenigen Provinzen aus, die durch<lb/> die Dürre und den Aufſtand heimgeſucht ſind, und weiſt<lb/> 200.000 Taels von den Erſparniſſen der verſtorbenen<lb/> Kaiſerin-Witwe an, die an Yuanſchikai ausgezahlt wer-<lb/> den, der die Verantwortung für die Verteilung des Geldes<lb/> an die notleidende Bevölkerung übernehmen ſoll.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Peking,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Amerikaniſche Miſſionäre der<lb/> Provinz Tſchili wurden von Studenten warnend darauf<lb/> hingewieſen, daß in der Nähe von Peking eine revolutio-<lb/> näre Bewegung zu erwarten ſei. Bemerkenswert iſt, daß<lb/> ähnliche Warnungen den Miſſionaren von Wutſchang zu-<lb/><supplied>ge</supplied>gangen ſind, bevor der Ausſtand dort ausbrach. Kon-<lb/> ſularberichte aus Itſchang, das mehrere Tage iſoliert war,<lb/> beſtätigen die Nachricht, daß die Stadt ſich in den Händen<lb/> der Aufſtändiſchen befindet.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Bunte Chronik.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>Czernowitz, 23. Oktober.</dateline><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Die Hochzeit des Erzherzogs Karl<lb/> Franz Joſef.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Trauungsfeier.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Schwarzan,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Nach der Ankunft des<lb/><hi rendition="#g">Kaiſers</hi> fand ſofort die Hochzeit ſtatt. Vorerſt for-<lb/> mierte ſich der Hochzeitszug. Voran ſchritt der Bräutigam<lb/> Erzherzog <hi rendition="#g">Karl Franz Joſef</hi> in Rittmeiſteruni-<lb/> form, geführt vom <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> und der Erzherzogin<lb/><hi rendition="#g">Maria Joſefa.</hi> Es folgte die <hi rendition="#g">Braut,</hi> zu ihrer Rech-<lb/> ten <hi rendition="#g">Jaime</hi> von Bourbon, Herzog von Madrid, zu ihrer<lb/> Linken die Mutter der Braut, Herzogin <hi rendition="#g">Maria An-<lb/> tonia</hi> von Parma. Das nächſte Paar war König<lb/><hi rendition="#g">Friedrich Auguſt</hi> von Sachſen mit Erzherzog<lb/><hi rendition="#g">Franz Ferdinand,</hi> welchen die übrigen Hochzeits-<lb/> gäſte folgten. Die Braut trug ein ſchweres Ducheſſekleid,<lb/> deſſen lange Schleppe mit bourboniſchen Lilien, in ſchwe-<lb/> rem Silber geſtickt, geſchmückt war. Am Kopfe trug die<lb/> Braut ein Brillantendiadem, ein Geſchenk des Kaiſers,<lb/> und darunter einen kleinen Myrtenkranz, von welchem<lb/> der Brautſchleier herabfiel. Die Taille war mit alten<lb/> Spitzen garniert, welche die Großmutter der Braut, die<lb/> Königin Maria von Portugal, auf ihrem Brautkleide ge-<lb/> tragen hatte. Der Zug bewegte ſich durch die Gänge des<lb/> Schloſſes nach der auf der rechten Seite im Hintertrakt<lb/> befindlichen Schloßkapelle, die mit rotem Damaſt ausge-<lb/> ſchlagen iſt. Zu beiden Seiten des mit koſtbaren Spitzen<lb/> bedeckten Altars waren ſeltene Blumen und Blattpflan-<lb/> zen angebracht. Während das Brautpaar unter den Klän-<lb/> gen der Orgel vor den Altar trat, nahmen die Hochzeits-<lb/> gäſte in den bereitſtehenden Stühlen Platz.</p><lb/> <p>Die Trauungszeremonie nahm der päpſtliche Dele-<lb/> gierte Majordomus <hi rendition="#g">Bisletti</hi> unter Aſſiſtenz des Zere-<lb/> moniärs Monſignore <hi rendition="#g">Respighi</hi> vor. Als Miniſtran-<lb/> ten walteten die beiden jüngſten Prinzen von Parma.<lb/> Der Trauungsakt erfolgte in franzöſiſcher Sprache. Als<lb/> Monſignore Bisletti die Kopulationsformel ſprach, er-<lb/> widerte zunächſt der Bräutigam und hierauf die Braut<lb/> mit „oui!“ Nachdem die Ringe gewechſelt waren, brachte<lb/> die Frau des Hofkapellmeiſters <hi rendition="#g">Eder</hi> das Gounod’ſche<lb/> „Ave Maria“ mit Orgel und Harfenbegleitung zum Vor-<lb/> trage. Nach Beendigung der Meſſe hielt Bisletti in ita-<lb/> lieniſcher Sprache eine längere Rede an das Brautpaar,<lb/> worin er die Glück- und Segenswünſche des Papſtes für<lb/> das Brautpaar zum Ausdruck brachte.</p><lb/> <p>Im Schloſſe fand hierauf die Beglückwünſchung ſtatt.<lb/> Nach derſelben veranſtaltete die Schuljugend eine Hul-<lb/> digung. Sodann wurde eine kinematographiſche Auf-<lb/> nahme der Hochzeitsgeſellſchaft gemacht. Um 1 Uhr fand<lb/> ein Dejeuner ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Eine Dankdepeſche an den Papſt.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Schwarzau,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Um 4 Uhr reiſten die Neu-<lb/> vermählten in Automobils nach Wartholz bei Reichenau.<lb/> Gleich nach Vollzug der Trauung ſandte der Erzherzog<lb/> Karl Franz Joſef an den Papſt eine Dankdepeſche.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Attentat auf den Prinzen von Wales?</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 2. Oktober.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Nach Blättermeldungen wurde das Schlachtſchiff „Hinduſtan“,<lb/> auf welchem der <hi rendition="#g">Prinz Wales</hi> als Midſchipman ſich be-<lb/> findet, bei der Schießübung auf der Höhe von Portland von<lb/> einer <hi rendition="#g">ungeladenen Granate</hi> eines Sechspfündners des<lb/> Dreadnougts „Coloſſus“ getroffen. Die Granate fiel auf das<lb/> Hinterdock, verletzte jedoch <hi rendition="#g">niemanden.</hi> Der Prinz befand<lb/> ſich gerade <hi rendition="#g">unterdecks.</hi> Der „Hiduſtan“ ſchleppte die Schieß-<lb/> ſcheibe in einem Abſtand von einer Viertel Meile. „Coloſſus“<lb/> feuerte auf eine Entfernung von 4000 Yards.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Schüterſtreik in Przemysl.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Przemysl,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Der Schüler der 7. a Klaſſe<lb/> des hieſigen ruth. Gymnaſiums, R. legte ſeinem Profeſſor<lb/> D. gegenüber ein derart keckes Benehmen an den Tag, daß<lb/><cb/> er aus der Anſtalt ausgeſchloſſen werden mußte. Dies<lb/> führte zum Streike ſeiner Kollegen, welcher die Auflöſung<lb/> der Klaſſe und die Anordnung neuer Einſchreibungen<lb/> ſeitens der Gymnaſialdirektion zur Folge hatte. Kein ein-<lb/> ziger Schüler ſchrieb ſich wieder ein, weshalb der Landes-<lb/> ſchulinſpektor Majchrowicz aus Lemberg hier eintraf, dem<lb/> eine ſchwierige Aufgabe bevorſtand, indem er die Gymnaſial-<lb/> direktion bei ihren Verfügungen illegal vorgegangen war,<lb/> da ihr das Recht der Auflöſung einer Klaſſe nicht zu-<lb/> ſteht. Nach einer Konferenz des Landesſchulinſpektors mit<lb/> dem Profeſſorenkollegium der Anſtalt wurde obgenannte<lb/> Verfügung der Gymnaſialdirektion zurückgezogen, worauf<lb/> es gelang, die Schüler zum Wiederbeſuche des Unterrichtes<lb/> zu bewegen. Da jedoch der ausgeſchloſſene Schüler R. vor-<lb/> läufig nicht wieder aufgenommen wurde, droht der Wie-<lb/> derausbruch des Streikes ſeiner Kollegen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Unfall der Gemahlin des galiziſchen<lb/> Statthalters.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Lemberg,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Ein Wagen der hieſigen elek-<lb/> triſchen Straßenbahn fuhr geſtern um halb 11 Uhr vor-<lb/> mittags auf dem Haliczerplatze eine Equipage an, in wel-<lb/> cher ſich die Gemahlin des galiziſchen Statthalters Doktor<lb/><hi rendition="#g">Bobrzynski</hi> befand, wobei die Deichſel und ein Rad<lb/> des Wagens, ferner das Geſchirr eines Pferdes beſchädigt<lb/> wurden. Die Gattin des Statthalters kam mit heiler Haut<lb/> davon. Infolge dieſes Vorfalles entſtand ein großer Men-<lb/> ſchenanlauf, welcher eine Hemmung des Tramwayver-<lb/> kehres zur Folge hatte.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Maul- und Klauenſeuche an der Grenze<lb/> der Bukowina und Rumäniens.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Dorna,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Die in ganz Europa auftretende<lb/> Maul- und Klauenſeuche macht ſich nun in den Grenz-<lb/> orten zwiſchen Rumänien und der Bukowina bemerkbar.<lb/> Der Viehſtand Dornas iſt ganz verſeucht. Nach Dorna<lb/> hat ſich der rum. Veterinärinſpektor Dr. Alexandrescu<lb/> begeben, um die notwendigen Maßregeln zur Bekämpfung<lb/> der Seuche zu treffen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Luſtmörder zum Tode verurteilt.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Die Wiener Geſchworenen haben<lb/> geſtern den aus Bayern ſtammenden <hi rendition="#g">Luſtmörder<lb/> Voigt,</hi> der im vorigen Jahre eine Näherin in der Bin-<lb/> derau im Prater ermordet und die Leiche verſtümmelt hat,<lb/> trotz der widerſprechenden Gutachten der Sachverſtändi-<lb/> gen und der Wiener mediziniſchen Fakultät <hi rendition="#g">zum Tode<lb/> durch den Strang verurteilt.</hi> Nach Verkündi-<lb/> gung des Urteils rief der Angeklagte den Geſchworenen<lb/> zu: „Ich bin damit zufrieden, obwohl ich Ihnen geſtehen<lb/> muß, daß Sie einen Irrſinnigen verurteilt haben.“ Der<lb/> Prozeß war durch die außerordentlich intelligente Ver-<lb/> teidigung Voigts von beſonderem Intereſſe.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Unfall infolge der Exploſion eines<lb/> Schrapnells.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Lublin,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Im Nachbardorfe Switniki fan-<lb/> den zwei Bauern auf dem Felde ein blindgegangenes<lb/> Schrappnell, welches noch von den letzten Artillerieſchieß-<lb/> übungen herrührte. Sie nahmen dasſelbe nach Hauſe und<lb/> verſuchten es zu öffnen. Während der Manipulation, die<lb/> ſie zu dieſem Zwecke vornahmen, ging das Geſchoß los,<lb/> wobei einer von den Bauern beide Füße, der andere eine<lb/> Hand verlor und beide außerdem noch eine Gehirner-<lb/> ſchütterung davontrugen. Die Exploſion hatte endlich auch<lb/> die Zerſtörung der Hütte der beiden Bauern zur Folge.<lb/> Letztere wurden in hoffnungsloſem Zuſtande ins hieſige<lb/> Krankenhaus gebracht.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von der Elektriſchen überfahren.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Lemberg,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Geſtern abends überfuhr ein<lb/> Wagen der hieſigen elektriſchen Straßenbahn in der Gro-<lb/> dekerſtraße eine ungefähr 35jährige, ſcheinbar dem Ar-<lb/> beiterſtande angehörige Frau unbekannten Namens,<lb/> welche unvorſichtigerweiſe das Geleiſe in dem Momente<lb/> betrat, als ſich die Elektriſche bereits in ihrer unmittel-<lb/> baren Nähe befand. Der Wagenführer J. <hi rendition="#g">Cap</hi> ſetzte<lb/> zwar ſofort beide Bremſen in Tätigkeit, nichtsdeſtoweni-<lb/> ger bewegte ſich der bergab fahrende Wagen noch unge-<lb/> fähr 2 Meter vorwärts und ſchnitten die Räder desſelben<lb/> der Unglücklichen beide Füße ab, wobei letztere ſofort das<lb/> Bewußtſein verlor. Die herbeigeholte Rettungsgeſellſchaft<lb/> verband zwar die Verunglückte, dieſelbe hauchte jedoch<lb/> auf dem Wege ins Spital infolge des allzu großen Blut-<lb/> verluſtes ihr Leben aus.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein beſtialiſcher Fiaker.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Lemberg,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Geſtern um 6 Uhr abends<lb/> verließ eine Frau die hieſige Gebäranſtalt, in welcher ſie<lb/> kurz vorher einem Kind das Leben gegeben hatte, mietete<lb/> hierauf den Fiaker Nr. 211 St. <hi rendition="#g">Skorobecki</hi> und er-<lb/> teilte ihm den Auftrag, ſie nach der in der Nähe der hie-<lb/> ſigen Univerſität gelegenen Wohnung zu führen. Der ent-<lb/> menſchte Kutſcher führte aber ſeinen Fahrgaſt hinter den<lb/> Lyczakower Schranken in das unweit davon gelegene<lb/> Wäldchen, wo er die Unglückliche vergewaltigte. Mit<lb/> Mühe gelang es derſelben endlich, ſich den Händen des<lb/> Wüterichs zu entwinden und auf die Lyczakower Straße<lb/> zu fliehen, wo ſie mit einer anderen Droſchke nach Hauſe<lb/> fuhr. Skorobecki wurde bereits verhaftet, ſein Opfer hin-<lb/> gegen liegt jetzt in faſt hoffnungsloſem Zuſtande dar-<lb/> nieder.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
24 Oktober 1911. Czernowitzer Allgemeine Zeitung
handlungen mit England und Rußland. Der engliſche
Botſchafter ſuchte heute den ruſſiſchen Botſchafter in Bu-
jukdere auf und hatte eine lange Unterredung mit ihm.
Beſtunterrichtete Kreiſe halten an der Behauptung feſt,
daß eine Annäherung der Türkei an Rußland und Eng-
land unverkennbar iſt.
Die Einnahme von Benghazi.
Konſtantinopel, 22. Oktober. Bei Benghazi wurde
eine italieniſche Landungskolonne von den Türken über-
fallen. Die Italiener verloren ihren Kommandanten
und dreißig Mann. Auch bei Homs ſollen die türkiſchen
Truppen einen Erfolg gehabt und die gelandeten Italie-
ner zurückgeworfen haben.
Rom, 22. Oktober. Ein Radiotelegramm, das geſtern
abends vom General Briccola, dem Kommandanten des
Expeditionskorps in Cirenaika, eingelaufen iſt, meldet: In
der Nacht vom 19. auf den 20. Oktober wurden die italieni-
ſchen Truppen in Benghazi von den Beduinen mehrmals
angegriffen, die Stadt wurde am Morgen des 20. d. be-
ſetzt. Am Nachmittag machten die Beduinen einen Angriff
auf das Dorf Sabri, wurden aber zurückgeſchlagen. Die an
Land geſetzten Truppen ſind jetzt um Benghazi geſammelt.
Sie haben den Strand bei Guiliana, wo die Ausſchiffung
der Truppen ſtattgefunden hatte, verlaſſen. Das Kriegs-
material war im Hafen von Bendhazi ausgeſchifft wor-
den. Die feindlichen Streitkräfte beſtanden am 19. und
20. Oktober außer den türkiſchen Truppen aus wenigſtens
2000 Beduinen. Man glaubt, daß ſich die türkiſchen Trup-
pen mit zwölf Kanonen auf die Hochebene zurückgezogen
haben. Die Verluſte der Türken werden auf wenigſtens
200 Tote und eine große Anzahl Verletzter geſchätzt. Von
den italieniſchen Landungstruppen werden ſieben Offi-
ziere und 54 Mann verwundet; ein Unteroffizier, zwei
Korporale und dreizehn Soldaten wurden getötet. Trotz
der überſtandenen Mühen iſt der Geiſt der Truppen ſehr
gehoben, der Geſundheitszuſtand iſt ausgezeichnet.
Das Nachtgefecht bei Djebel-Gharbi.
Tripolis, 22. Oktober. Ueber den blutigen Kampf
der ſich in der Donnerstagnacht in der Nähe von Tripolis
abſpielte, hat man jetzt endlich Klarheit gewinnen können.
Arabiſche irreguläre Reiter und türkiſches Militär hatten
ſich, durch Sanddünen gedeckt, an die Italiener herange-
ſchlichen und ſaßen erſt auf den letzten 200 Metern zur
Attacke auf. Die Italiener wurden vollſtändig überraſcht,
ihre Schützenkete wurde überritten. Beim Eingang zum
Palmenwald kam das Gefecht zum Stehen. Die Angreifer
wichen zurück, von den Italienern verfolgt. Inzwiſchen
hatte ſich ein kleiner Trupp Türken nach dem Meere zu
gewandt, ſo daß die nachdrängenden Italiener zwiſchen
zwei Feuer kamen. Den italieniſchen Schiffsgeſchützen war
es nicht möglich einzugreifen, auch die Scheinwerfer nützten
nichts, da der Feind durch den Palmengürtel gedeckt war.
In den italieniſchen Schützengräbern wurden 15 Leichen
gefunden. Nach den am anderen Tage gefundenen Hülſen-
häufchen zu ſchließen„ wurden von den Italienern je 60
Patronen verfeuert. Die Türken ließen zwei Tote zurück,
alle anderen Gefallenen und Verwundeten nahmen ſie
mit. 500 Schritte ſüdlicher fand man vier Haufen blu-
tiger Kleidungsſtücke, aber keine Gräber. Die Italiener
haben anſcheinend die Leichen der dort Gefallenen und die
Verwundeten auf die Schiffe gebracht. Sie müſſen große
Verluſte erlitten haben, geben aber nur einen Mann
als vermißt zu. Zurzeit rücken Verſaglieri mit Train ge-
gen die Wüſte zu vor, wobei Maultiere und Wagen tief
in den Sand ſinken. Der Oaſengürtel iſt dicht mit Infan-
terie, Zeltlagern und Feldküchen und optiſchen Stationen
beſetzt. Täglich kommen Verſtärkungen an. Auf der Reede
liegen zurzeit 18 Kriegsſchiffe und 19 Kauffahrer. Im
Innern des Landes ſollen energiſche Vorbereitungen zum
Widerſtand getroffen werden.
Antiitalieniſche Verſchwörung in Tripolis.
Mailand, 22. Oktober. Der „Secolo“ meldet aus
Tripolis, dort ſei eine antiitalieniſche Verſchwörung ent-
deckt worden. Im Hauſe eines fanatiſchen Arabers hatten
ſich alltäglich 50 Mohammedaner verſammelt, um den
heiligen Krieg zu organiſieren. Der Umſtand und der hef-
tige Widerſtand der arabiſchen Bevölkerung von Benghazi
haben in Tripolis bedeutenden Eindruck gemacht und
General Coneva veranlaßt, eine Verſtärkung des Expedi-
tionskorps zu fordern. Mit dieſer Nachricht ſtimmt auch
die Nachricht des „Avanti“ überein, daß noch 6 Infan-
terieregimenter nach Tripolis geſandt werden ſollen.
Ein ſerbiſch-türkiſches Bündnis?
Belgrad, 22. Oktober. Die „Tribuna“ macht Meldung
von dem anaeblich bevorſtehenden Abſchluß eines ſerbiſch-
türkiſchen Bündniſſes, deſſen Folge eine bevorzugte Stel-
lung der ſerbiſchen Bevölkerung in der Türkei und die
Okkupation des Sandſchak Novi-Bazar ſeitens Serbiens
wäre.
Die Revolution in China.
Berlin, 22. Oktober. In Peking verlautet, daß die
Rebellen einen wichtigen Punkt der in Hankau eintref-
fenden Bahnlinie nach hitzigem Gefechte bei Singgang-
tſchang, genommen und ſofort zu einem ſtark befeſtigten
Verteidigungspunkte gemacht haben. Aus Yünnau kom-
mende Konſulardepeſchen beſagen, daß auch dort die kaiſer-
lichen Truppen von der Regierung abfielen und zum größ-
ten Teile zu den Rebellen ſtießen. Im einzelnen wird be-
richtet, daß die kaiſerlichen Regierungstruppen und zwei
Regimenter der Provinztruppen zu meutern beginnen, weil
ſie ohne Löhnung ſind und die ausgedienten Leute unter
den Fahnen zurückbehalten werden. Die beiden Provinz-
regimenter weigerten ſich ganz entſchieden, in die Provinz
Tetuan einzurücken.
Schanghai, 22. Oktober. Unter den Truppen der Auf-
ſtändiſchen beginnt ſich eine Neigung zum Abfall infolge
der ihnen entgegenkommenden Proklamationen bemerk-
bar zu machen.
Peking, 22. Oktober. Ein Edikt ſpricht die Teilnahme
für die Bevölkerung derjenigen Provinzen aus, die durch
die Dürre und den Aufſtand heimgeſucht ſind, und weiſt
200.000 Taels von den Erſparniſſen der verſtorbenen
Kaiſerin-Witwe an, die an Yuanſchikai ausgezahlt wer-
den, der die Verantwortung für die Verteilung des Geldes
an die notleidende Bevölkerung übernehmen ſoll.
Peking, 22. Oktober. Amerikaniſche Miſſionäre der
Provinz Tſchili wurden von Studenten warnend darauf
hingewieſen, daß in der Nähe von Peking eine revolutio-
näre Bewegung zu erwarten ſei. Bemerkenswert iſt, daß
ähnliche Warnungen den Miſſionaren von Wutſchang zu-
gegangen ſind, bevor der Ausſtand dort ausbrach. Kon-
ſularberichte aus Itſchang, das mehrere Tage iſoliert war,
beſtätigen die Nachricht, daß die Stadt ſich in den Händen
der Aufſtändiſchen befindet.
Bunte Chronik.
Czernowitz, 23. Oktober.
Die Hochzeit des Erzherzogs Karl
Franz Joſef.
Die Trauungsfeier.
Schwarzan, 22. Oktober. Nach der Ankunft des
Kaiſers fand ſofort die Hochzeit ſtatt. Vorerſt for-
mierte ſich der Hochzeitszug. Voran ſchritt der Bräutigam
Erzherzog Karl Franz Joſef in Rittmeiſteruni-
form, geführt vom Kaiſer und der Erzherzogin
Maria Joſefa. Es folgte die Braut, zu ihrer Rech-
ten Jaime von Bourbon, Herzog von Madrid, zu ihrer
Linken die Mutter der Braut, Herzogin Maria An-
tonia von Parma. Das nächſte Paar war König
Friedrich Auguſt von Sachſen mit Erzherzog
Franz Ferdinand, welchen die übrigen Hochzeits-
gäſte folgten. Die Braut trug ein ſchweres Ducheſſekleid,
deſſen lange Schleppe mit bourboniſchen Lilien, in ſchwe-
rem Silber geſtickt, geſchmückt war. Am Kopfe trug die
Braut ein Brillantendiadem, ein Geſchenk des Kaiſers,
und darunter einen kleinen Myrtenkranz, von welchem
der Brautſchleier herabfiel. Die Taille war mit alten
Spitzen garniert, welche die Großmutter der Braut, die
Königin Maria von Portugal, auf ihrem Brautkleide ge-
tragen hatte. Der Zug bewegte ſich durch die Gänge des
Schloſſes nach der auf der rechten Seite im Hintertrakt
befindlichen Schloßkapelle, die mit rotem Damaſt ausge-
ſchlagen iſt. Zu beiden Seiten des mit koſtbaren Spitzen
bedeckten Altars waren ſeltene Blumen und Blattpflan-
zen angebracht. Während das Brautpaar unter den Klän-
gen der Orgel vor den Altar trat, nahmen die Hochzeits-
gäſte in den bereitſtehenden Stühlen Platz.
Die Trauungszeremonie nahm der päpſtliche Dele-
gierte Majordomus Bisletti unter Aſſiſtenz des Zere-
moniärs Monſignore Respighi vor. Als Miniſtran-
ten walteten die beiden jüngſten Prinzen von Parma.
Der Trauungsakt erfolgte in franzöſiſcher Sprache. Als
Monſignore Bisletti die Kopulationsformel ſprach, er-
widerte zunächſt der Bräutigam und hierauf die Braut
mit „oui!“ Nachdem die Ringe gewechſelt waren, brachte
die Frau des Hofkapellmeiſters Eder das Gounod’ſche
„Ave Maria“ mit Orgel und Harfenbegleitung zum Vor-
trage. Nach Beendigung der Meſſe hielt Bisletti in ita-
lieniſcher Sprache eine längere Rede an das Brautpaar,
worin er die Glück- und Segenswünſche des Papſtes für
das Brautpaar zum Ausdruck brachte.
Im Schloſſe fand hierauf die Beglückwünſchung ſtatt.
Nach derſelben veranſtaltete die Schuljugend eine Hul-
digung. Sodann wurde eine kinematographiſche Auf-
nahme der Hochzeitsgeſellſchaft gemacht. Um 1 Uhr fand
ein Dejeuner ſtatt.
Eine Dankdepeſche an den Papſt.
Schwarzau, 22. Oktober. Um 4 Uhr reiſten die Neu-
vermählten in Automobils nach Wartholz bei Reichenau.
Gleich nach Vollzug der Trauung ſandte der Erzherzog
Karl Franz Joſef an den Papſt eine Dankdepeſche.
Ein Attentat auf den Prinzen von Wales?
KB. London, 2. Oktober. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Nach Blättermeldungen wurde das Schlachtſchiff „Hinduſtan“,
auf welchem der Prinz Wales als Midſchipman ſich be-
findet, bei der Schießübung auf der Höhe von Portland von
einer ungeladenen Granate eines Sechspfündners des
Dreadnougts „Coloſſus“ getroffen. Die Granate fiel auf das
Hinterdock, verletzte jedoch niemanden. Der Prinz befand
ſich gerade unterdecks. Der „Hiduſtan“ ſchleppte die Schieß-
ſcheibe in einem Abſtand von einer Viertel Meile. „Coloſſus“
feuerte auf eine Entfernung von 4000 Yards.
Ein Schüterſtreik in Przemysl.
Przemysl, 22. Oktober. Der Schüler der 7. a Klaſſe
des hieſigen ruth. Gymnaſiums, R. legte ſeinem Profeſſor
D. gegenüber ein derart keckes Benehmen an den Tag, daß
er aus der Anſtalt ausgeſchloſſen werden mußte. Dies
führte zum Streike ſeiner Kollegen, welcher die Auflöſung
der Klaſſe und die Anordnung neuer Einſchreibungen
ſeitens der Gymnaſialdirektion zur Folge hatte. Kein ein-
ziger Schüler ſchrieb ſich wieder ein, weshalb der Landes-
ſchulinſpektor Majchrowicz aus Lemberg hier eintraf, dem
eine ſchwierige Aufgabe bevorſtand, indem er die Gymnaſial-
direktion bei ihren Verfügungen illegal vorgegangen war,
da ihr das Recht der Auflöſung einer Klaſſe nicht zu-
ſteht. Nach einer Konferenz des Landesſchulinſpektors mit
dem Profeſſorenkollegium der Anſtalt wurde obgenannte
Verfügung der Gymnaſialdirektion zurückgezogen, worauf
es gelang, die Schüler zum Wiederbeſuche des Unterrichtes
zu bewegen. Da jedoch der ausgeſchloſſene Schüler R. vor-
läufig nicht wieder aufgenommen wurde, droht der Wie-
derausbruch des Streikes ſeiner Kollegen.
Unfall der Gemahlin des galiziſchen
Statthalters.
Lemberg, 22. Oktober. Ein Wagen der hieſigen elek-
triſchen Straßenbahn fuhr geſtern um halb 11 Uhr vor-
mittags auf dem Haliczerplatze eine Equipage an, in wel-
cher ſich die Gemahlin des galiziſchen Statthalters Doktor
Bobrzynski befand, wobei die Deichſel und ein Rad
des Wagens, ferner das Geſchirr eines Pferdes beſchädigt
wurden. Die Gattin des Statthalters kam mit heiler Haut
davon. Infolge dieſes Vorfalles entſtand ein großer Men-
ſchenanlauf, welcher eine Hemmung des Tramwayver-
kehres zur Folge hatte.
Maul- und Klauenſeuche an der Grenze
der Bukowina und Rumäniens.
Dorna, 22. Oktober. Die in ganz Europa auftretende
Maul- und Klauenſeuche macht ſich nun in den Grenz-
orten zwiſchen Rumänien und der Bukowina bemerkbar.
Der Viehſtand Dornas iſt ganz verſeucht. Nach Dorna
hat ſich der rum. Veterinärinſpektor Dr. Alexandrescu
begeben, um die notwendigen Maßregeln zur Bekämpfung
der Seuche zu treffen.
Ein Luſtmörder zum Tode verurteilt.
Wien, 22. Oktober. Die Wiener Geſchworenen haben
geſtern den aus Bayern ſtammenden Luſtmörder
Voigt, der im vorigen Jahre eine Näherin in der Bin-
derau im Prater ermordet und die Leiche verſtümmelt hat,
trotz der widerſprechenden Gutachten der Sachverſtändi-
gen und der Wiener mediziniſchen Fakultät zum Tode
durch den Strang verurteilt. Nach Verkündi-
gung des Urteils rief der Angeklagte den Geſchworenen
zu: „Ich bin damit zufrieden, obwohl ich Ihnen geſtehen
muß, daß Sie einen Irrſinnigen verurteilt haben.“ Der
Prozeß war durch die außerordentlich intelligente Ver-
teidigung Voigts von beſonderem Intereſſe.
Unfall infolge der Exploſion eines
Schrapnells.
Lublin, 22. Oktober. Im Nachbardorfe Switniki fan-
den zwei Bauern auf dem Felde ein blindgegangenes
Schrappnell, welches noch von den letzten Artillerieſchieß-
übungen herrührte. Sie nahmen dasſelbe nach Hauſe und
verſuchten es zu öffnen. Während der Manipulation, die
ſie zu dieſem Zwecke vornahmen, ging das Geſchoß los,
wobei einer von den Bauern beide Füße, der andere eine
Hand verlor und beide außerdem noch eine Gehirner-
ſchütterung davontrugen. Die Exploſion hatte endlich auch
die Zerſtörung der Hütte der beiden Bauern zur Folge.
Letztere wurden in hoffnungsloſem Zuſtande ins hieſige
Krankenhaus gebracht.
Von der Elektriſchen überfahren.
Lemberg, 22. Oktober. Geſtern abends überfuhr ein
Wagen der hieſigen elektriſchen Straßenbahn in der Gro-
dekerſtraße eine ungefähr 35jährige, ſcheinbar dem Ar-
beiterſtande angehörige Frau unbekannten Namens,
welche unvorſichtigerweiſe das Geleiſe in dem Momente
betrat, als ſich die Elektriſche bereits in ihrer unmittel-
baren Nähe befand. Der Wagenführer J. Cap ſetzte
zwar ſofort beide Bremſen in Tätigkeit, nichtsdeſtoweni-
ger bewegte ſich der bergab fahrende Wagen noch unge-
fähr 2 Meter vorwärts und ſchnitten die Räder desſelben
der Unglücklichen beide Füße ab, wobei letztere ſofort das
Bewußtſein verlor. Die herbeigeholte Rettungsgeſellſchaft
verband zwar die Verunglückte, dieſelbe hauchte jedoch
auf dem Wege ins Spital infolge des allzu großen Blut-
verluſtes ihr Leben aus.
Ein beſtialiſcher Fiaker.
Lemberg, 22. Oktober. Geſtern um 6 Uhr abends
verließ eine Frau die hieſige Gebäranſtalt, in welcher ſie
kurz vorher einem Kind das Leben gegeben hatte, mietete
hierauf den Fiaker Nr. 211 St. Skorobecki und er-
teilte ihm den Auftrag, ſie nach der in der Nähe der hie-
ſigen Univerſität gelegenen Wohnung zu führen. Der ent-
menſchte Kutſcher führte aber ſeinen Fahrgaſt hinter den
Lyczakower Schranken in das unweit davon gelegene
Wäldchen, wo er die Unglückliche vergewaltigte. Mit
Mühe gelang es derſelben endlich, ſich den Händen des
Wüterichs zu entwinden und auf die Lyczakower Straße
zu fliehen, wo ſie mit einer anderen Droſchke nach Hauſe
fuhr. Skorobecki wurde bereits verhaftet, ſein Opfer hin-
gegen liegt jetzt in faſt hoffnungsloſem Zuſtande dar-
nieder.
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