Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2667, Czernowitz, 28.10.1912."Czernowitzer Allgemeine Zeitung" 28. Oktober 1912. [Spaltenumbruch] Ankunft der Züge in Czernowitz aus der Richtung von: [] [Spaltenumbruch] [] Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 28. Oktober. Gemeinderat. Sitzung vom 26. Oktober 1912. Vorsitzender: Vizebürgermeister Dr. Weißel- Schriftführer: Oberoffizial Blaukopf. Nach Eröffnung der Sitzung ersucht der Vorsitzende In Erledigung der Tagesordnung werden in die Schlachthausneubau. GR. Dr. Hostiuk, dem die Sektion dieses Referat GR. Leo betont, daß bezüglich der Platzfrage ein GR. Zalodek meint, es werde genügen, mit einem Nachdem noch die Gemeinderäte Dr. Norst, Weg- Hierauf erstattet GR. Kampelmacher ein aus- GR. Wegner beantragt namens der Sektion dem Der Antrag des GR. Wegner wird angenommen GR. Kampelmacher referiert über den Verkauf Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. Große jüdische Volksver- sammlung. Die jüdischen Landtagsabgeordneten -- mit Aus- An der Versammlung nahmen u. a. teil: die Land- Nachstehend der Bericht: Nach Eröffnung der Versammlung und Begrüßung [Spaltenumbruch] Bis auf den letzten Heller. 29] (Nachdruck verboten.) Aber kämpfte er nicht jetzt für Margaret Pargeter? Das Anerbieten, das Vanderlyn Madame d'Elphis zu Sogar der Wortlaut dessen, was sie zur Aufklärung Er würde ihr sagen, daß Pargeters Freunde, nach- Vanderlyn kannte die merkwürdige Unterwelt von Nachdem er seinen Plan gemacht hatte, fand er die In London würde es einem Manne wie ihm schwer Zu Hause angekommen, entdeckte er sofort, mit einer Vanderlyn haßte das Telephon. Er benutzte es nur, Endlich antwortete eine weibliche Stimme: "Ja -- "Kann Madame d'Elphis heute abend einen Klienten Es entstand eine Pause. Dann hörte er, wie eine Endlich kam dann der Bescheid, daß Madame d'Elphis Eine leise Unsicherheit in der schnellen und doch zö- „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 28. Oktober 1912. [Spaltenumbruch] Ankunft der Züge in Czernowitz aus der Richtung von: [] [Spaltenumbruch] [] Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 28. Oktober. Gemeinderat. Sitzung vom 26. Oktober 1912. Vorſitzender: Vizebürgermeiſter Dr. Weißel- Schriftführer: Oberoffizial Blaukopf. Nach Eröffnung der Sitzung erſucht der Vorſitzende In Erledigung der Tagesordnung werden in die Schlachthausneubau. GR. Dr. Hoſtiuk, dem die Sektion dieſes Referat GR. Leo betont, daß bezüglich der Platzfrage ein GR. Zalodek meint, es werde genügen, mit einem Nachdem noch die Gemeinderäte Dr. Norſt, Weg- Hierauf erſtattet GR. Kampelmacher ein aus- GR. Wegner beantragt namens der Sektion dem Der Antrag des GR. Wegner wird angenommen GR. Kampelmacher referiert über den Verkauf Hierauf wurde die Sitzung geſchloſſen. Große jüdiſche Volksver- ſammlung. Die jüdiſchen Landtagsabgeordneten — mit Aus- An der Verſammlung nahmen u. a. teil: die Land- Nachſtehend der Bericht: Nach Eröffnung der Verſammlung und Begrüßung [Spaltenumbruch] Bis auf den letzten Heller. 29] (Nachdruck verboten.) Aber kämpfte er nicht jetzt für Margaret Pargeter? Das Anerbieten, das Vanderlyn Madame d’Elphis zu Sogar der Wortlaut deſſen, was ſie zur Aufklärung Er würde ihr ſagen, daß Pargeters Freunde, nach- Vanderlyn kannte die merkwürdige Unterwelt von Nachdem er ſeinen Plan gemacht hatte, fand er die In London würde es einem Manne wie ihm ſchwer Zu Hauſe angekommen, entdeckte er ſofort, mit einer Vanderlyn haßte das Telephon. Er benutzte es nur, Endlich antwortete eine weibliche Stimme: „Ja — „Kann Madame d’Elphis heute abend einen Klienten Es entſtand eine Pauſe. Dann hörte er, wie eine Endlich kam dann der Beſcheid, daß Madame d’Elphis Eine leiſe Unſicherheit in der ſchnellen und doch zö- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">„Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 28. Oktober 1912.</hi> </fw><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ankunft der Züge in Czernowitz aus der<lb/> Richtung von:</hi> </head><lb/> <gap/> <cb/> </div> </div><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap/> </div> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Czernowitzer Angelegenheiten.</hi> </head><lb/> <dateline>Czernowitz, 28. Oktober.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head><hi rendition="#b">Gemeinderat.</hi><lb/> Sitzung vom 26. 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Dr. <hi rendition="#g">Wender</hi> das Wort,<lb/> der, wiederholt von Zwiſchenrufen unterbochen, die Tä-<lb/> tigkeit der jüdiſchen Landtagsabgeordneten in der abge-</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="heller1" next="#heller2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bis auf den letzten Heller.</hi> </head><lb/> <byline>Von <hi rendition="#b">Mrs. Belloc Lowndes.</hi><lb/> Autoriſierte Ueberſetzung aus dem Engliſchen von<lb/><hi rendition="#g">Berta Pogſon.</hi> </byline><lb/> <p>29] <hi rendition="#et">(Nachdruck verboten.)</hi> </p><lb/> <p>Aber kämpfte er nicht jetzt für Margaret Pargeter?<lb/> Für das, was ſie, wie erwrßte, höher ſchätzte als das Leben<lb/> — für ihre Ehre? Was er vorhatte, war ihm verhaßt —<lb/> er wußte, wie ſehr er etwas Derartiges an andern ver-<lb/> urteilt haben würde — aber es war der einzige Ausweg<lb/> — der durch Tom Pargeters Aberglauben wunderbarer-<lb/> weiſe ermöglicht wurde.</p><lb/> <p>Das Anerbieten, das Vanderlyn Madame d’Elphis zu<lb/> machen beabſichtigte, war ganz einfach; für ein paar Worte<lb/> zu Tom Pargeter — Worte, die des Millionärs Glauben<lb/> an ihre außergewöhnliche Begabung unendlich verſtärken<lb/> würden, ſollte die Wahrſagerin zehntauſend Franks<lb/> empfangen.</p><lb/> <p>Sogar der Wortlaut deſſen, was ſie zur Aufklärung<lb/> der Wahrheit ſagen ſollte, würde keine Schwierigkeit be-<lb/> reiten; Vanderlyn hatte den Paragraphen, der die ſeltſame<lb/> Entdeckung, die vor drei Tagen in Orange gemacht wor-<lb/> den war, berichtete, aus dem Petit Journal herausge-<lb/> ſchnitten.</p><lb/> <p>Er würde ihr ſagen, daß Pargeters Freunde, nach-<lb/> dem ſie ſich überzeugt hatten, daß die Unbekannte Frau<lb/> Pargeter ſei, ihm die traurige Kunde durch ſie, anſtatt auf<lb/> gewöhnliche Weiſe, zugehen zu laſſen wünſchten.</p><lb/> <p>Vanderlyn kannte die merkwürdige Unterwelt von<lb/> Paris, die auf Fremde ſo tiefen Eindruck macht, genü-<lb/> gend, um zu wiſſen, daß er wohl nicht der erſte ſein würde,<lb/> der Madame d’Elphis überredete, einer ihrer Weisſa-<lb/> gungen die angenehme Zutat der Wahrheit hinzuzufügen.<lb/> Der Diplomat glaubte auch, daß er die Unterhandlungen<lb/> würde führen können, ohne dabei der Wahrſagerin weder<lb/> ſeine Identität zu enthüllen, noch ihr Aufſchluß zu geben<lb/><cb/> über die Gründe, die ihn zu dieſem ſeltſamen Vorſchlag<lb/> bewogen.</p><lb/> <p>Nachdem er ſeinen Plan gemacht hatte, fand er die<lb/> Ausführung außerordentlich leicht.</p><lb/> <p>In London würde es einem Manne wie ihm ſchwer<lb/> gefallen ſein, ſo ohne weiteres die Adreſſe einer berühmten<lb/> Wahrſagerin ausfindig zu machen. Aber an allem, was<lb/> ſich auf das ſoziale Leben bezieht, iſt Paris großartig orga-<lb/> niſiert, während in London ein Chaos herrſcht.</p><lb/> <p>Zu Hauſe angekommen, entdeckte er ſofort, mit einer<lb/> Art bitteren Vergnügens, daß Madame d’Elphis die Mit-<lb/> tel verſchmähte, mit denen ſie ihr geheimnisvolles Ge-<lb/> werbe mit Fug und Recht hätte umgeben können. Nicht<lb/> nur, daß in „Tout Paris“ ihr Name, ihre Adreſſe und<lb/> ihre Sprechſtunden angegeben waren, nein, ſogar ihre Te-<lb/> lephonnumer war dort zu finden.</p><lb/> <p>Vanderlyn haßte das Telephon. Er benutzte es nur,<lb/> wenn er mußte, aber jetzt ließ er die ermüdenden, unan-<lb/> genehmen Präliminarien mit einem gewiſſen Eifer über<lb/> ſich ergehen. — „Hallo! Hallo! Hallo!“</p><lb/> <p>Endlich antwortete eine weibliche Stimme: „Ja —<lb/> ja. Wer dort?“</p><lb/> <p>„Kann Madame d’Elphis heute abend einen Klienten<lb/> empfangen?“</p><lb/> <p>Es entſtand eine Pauſe. Dann hörte er, wie eine<lb/> Frage geſtellt, eine Antwort gemurmelt wurde, deren Sinn<lb/> ihn entging und dann hörte er deutlich eine Ablehnung,<lb/> der ein vorſichtiger Verſuch, ſeinen Namen, ſeine Natio-<lb/> nalität, ſeine Adreſſe zu entdecken, folgte.</p><lb/> <p>Endlich kam dann der Beſcheid, daß Madame d’Elphis<lb/> ihm morgen früh zur Verfügung ſtehe.</p><lb/> <p>Eine leiſe Unſicherheit in der ſchnellen und doch zö-<lb/> gernden Antwort der unſichtbaren Frau ermutigte Van-<lb/> derlyn. Er ſagte höflich und deutlich, daß er bereit ſei,<lb/> für die Gunſt, die er erbat, einen außergewöhnlich hohen<lb/> Preis zu zahlen, und obgleich ihm geſagt ſei, der Preis<lb/> für eine Seance betrage fünfzig Franks, ſei doch der Un-<lb/> bekannte, der jetzt durchs Telephon zu Madame d’Elphis</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [2/0002]
„Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 28. Oktober 1912.
Ankunft der Züge in Czernowitz aus der
Richtung von:
_
_ Czernowitzer Angelegenheiten.
Czernowitz, 28. Oktober.
Gemeinderat.
Sitzung vom 26. Oktober 1912.
Vorſitzender: Vizebürgermeiſter Dr. Weißel-
berger.
Schriftführer: Oberoffizial Blaukopf.
Nach Eröffnung der Sitzung erſucht der Vorſitzende
die Rechtsſektion, die Angelegenheit betreffend die Regu-
lierung der Bezüge der Straßen meiſter in
der Sektion möglichſt raſch zu erledigen, da der Gemeinde-
rat noch vor den eFrien beſchloſſen habe, dieſe Frage ſo-
fort bei Wiederaufnahme der Sitzungen im Herbſte zu er-
ledigen. Wenn die Sektion dem Gemeinderate ein dies-
bezügliches Operat binnen 14 Tagen nicht vorlege, werde
die Angelegenheit ex präſidio vor den Gemeinderat kom-
men.
In Erledigung der Tagesordnung werden in die
Spezialkommiſſion zur Beratung einer neuen Dienſt-
pragmatik an Stelle von zwei ausſcheidenden Mit-
gliedern die Gemeinderäte Dr. Hoſtiuk und Tell-
mann gewählt. Als nächſter Punkt ſteht auf der Tages-
ordnung der
Schlachthausneubau.
GR. Dr. Hoſtiuk, dem die Sektion dieſes Referat
zugewieſen hat, erklärt, daß das jetzt vorliegende Operat
für den Schlachthausneubau noch aus einer Zeit ſtamme,
in welcher ein Handelsvertrag mit Rumänien nicht beſtan-
denden hat. Da nun gegenwärtig mit Rumänien ein Han-
delsvertrag beſtehe, hätten ſich die Verhältniſſe ſtark ge-
ändert und man müſſe erwägen, ob das Projekt in ſeiner
früher angenommenen Größe und Lage zur Ausführung
gelangen ſolle. Dieſe Frage könne vom juriſtiſchen Stand-
punkt allein nicht gelöſt werden; es käme noch hinzu das
wirtſchaftliche und bautechniſche Moment. Redner ſei aus
dieſen Gründen nicht in der Lage, ſchon jetzt das Referat
darüber zu erſtatten. Dieſe Frage müſſe vorerſt in einer
Enquete tüchtiger Fachleuten durchberaten werden. Auf
Grund dieſer Beratung werde Redner der Bäuſektion dies-
bezügliche Anträge ſtellen.
GR. Leo betont, daß bezüglich der Platzfrage ein
fachmänniſechs Gutachten bereits vorliege und meint, daß
durch die neuerliche Einholung eines Gutachtens die In-
angriffnahme des Schlachthausbanes werde verzögert wer-
den. (GR. Dr. Hoſtiuc: „Ich meine nicht ſo ſehr die
Platzfrage, als vielmehr die Größe und Art des Baues.)
Schon ſeit vierzehn Jahren werde von einem neu zu erbau-
enden Schlachthaus geſprochen. Bis heute ſei jedoch nichts
geſchehen, obwohl ſich bekanntlich das Schlachthaus in ei-
nem ſo elenden Zuſtand befindet, daß die ſanitären Zu-
ſtände jeder Beſchreibung ſpotten.
GR. Zalodek meint, es werde genügen, mit einem
entſprechenden Koſtenaufwande das alte Schlachthaus zu
renovieren.
Nachdem noch die Gemeinderäte Dr. Norſt, Weg-
ner und Wallſtein zu dieſem Gegenſtand geſprochen
und um deſſen ſchleunigſte Erledigung baten, wird der Be-
richt des GR. Dr. Hoſtiuc vom Gemeinderate zur
Kenntnis genommen.
Hierauf erſtattet GR. Kampelmacher ein aus-
führliches Referat über die Erlaſſung ſanitätspoli-
zeilicher Vorſchriften für das Raſeur- und
Friſeurgewerbe. Die diesbezüglichen Beſtimmun-
gen gelangen zur Annahme.
GR. Wegner beantragt namens der Sektion dem
„Kolo Polskie“ zur Erhaltung des polniſchen Privat-
gymnaſiums über Anſuchen eine Subvention in der Höhe
von 2000 Kronen zu bewilligen. Die Gemeinderäte Bar-
leon, Elias Wender, Jaſienicki, Kampel-
macher, Cotlarciuc, Wallſtein und Bochner
ſprechen ſich für die Annahme dieſes Antrages aus, GR.
Zalodek dagegen, mit der Begründung, daß man vor-
erſt den Hunger der Armen ſtillen und nachher, wenn noch
Geld übrig bleibe, den kulturellen Forderungen der Natio-
nen Rechnung tragen möge.
Der Antrag des GR. Wegner wird angenommen
mit einem Zuſatzantrag des GR. Dr. Hoſtiuc, daß durch
dieſe Subventionierung noch kein Präjudiz für künftige
Zeiten geſchaffen werde.
GR. Kampelmacher referiert über den Verkauf
eines Grundſtückes hinter dem Stadttheater an den jü-
diſch-humanitären Verein, „Bene Bris“. Nach einer län-
geren Debatte wird der diesbezügliche Antrag des Refe-
renten angenommen und dem Verein zur Pflicht gemacht,
ſpäteſtens am 1. Mai 1914 mit dem Bau zu beginnen.
Hierauf wurde die Sitzung geſchloſſen.
Große jüdiſche Volksver-
ſammlung.
Die jüdiſchen Landtagsabgeordneten — mit Aus-
nahme des Abgeordneten Dr. Straucher — beriefen
für geſtern 4 Uhr nachmittags in den „Bierpalaſt“ eine
Verſammlung ein, die von zirka 2000 Perſonen beſucht
war. Die Verſammlung, deren Vorſitz Abg. KR. Hecht
führte, nahm einen ſehr ſtürmiſchen Verlauf, da
mehrere Agitatoren des Abg. Dr. Straucher ſie wie-
derholt zu ſprengen verſuchten. Die kleine, aber gut ge-
drillte Schaar unternahm es, jeden Redner durch ohren-
betäubenden Lärm am Sprechen zu hindern. An der
Spitze der Schreier, die ſich aus einigen Kultusgemeinde-
beamten, Zeitungsausträgern und fragwürdigen Indi-
vidren zuſammengeſetzten, ſtanden die Gemeinderäte Fle-
minger und Harth, ſowie ein Herr Donnenſaft.
Die Oberregie führte Dr. Straucher perſönlich. Ihm
galten die verabredungsgemäß von den Agitatoren von
Zeit zu Zeit ausgebrachten Hochrufe. Daß ſolche Ovatio-
nen energiſche Gegendemonſtrationen ſeitens der erdrü-
ckenden Mehrheit der Verſammlungsteilnehmer hervor-
rufen mußten, iſt klar. Zeitweilig herrſchte demzufolge ein
ohrenbetäubender Lärm. Trotzdem gelang es den Einberu-
fern, immer wieder die Ruhe im Saale herzuſtellen,
ſo daß die Verſammlung nicht aufgelöſt werden mußte.
An der Verſammlung nahmen u. a. teil: die Land-
tagsabgeordneten Dr. Neumann Wender, Profeſſor
Dr. Kellner, Vizebürgermeiſter Dr. Weißelber-
ger, Dr. Fokſchaner, Jancu Fiſcher und Blum,
die Gemeinderäte Dr. Leo Kiesler, Dr. Billig,
Wallſtein, Füllenbaum, Stadtrat Brunſtein
u. v. a.
Nachſtehend der Bericht:
Nach Eröffnung der Verſammlung und Begrüßung
der Teilnehmer, ſowie des Regierungsvertreters Doktor
Herzog durch den Vorſitzenden Abg. KR. Hecht er-
greift als erſter Redner Abg. Dr. Wender das Wort,
der, wiederholt von Zwiſchenrufen unterbochen, die Tä-
tigkeit der jüdiſchen Landtagsabgeordneten in der abge-
Bis auf den letzten Heller.
Von Mrs. Belloc Lowndes.
Autoriſierte Ueberſetzung aus dem Engliſchen von
Berta Pogſon.
29] (Nachdruck verboten.)
Aber kämpfte er nicht jetzt für Margaret Pargeter?
Für das, was ſie, wie erwrßte, höher ſchätzte als das Leben
— für ihre Ehre? Was er vorhatte, war ihm verhaßt —
er wußte, wie ſehr er etwas Derartiges an andern ver-
urteilt haben würde — aber es war der einzige Ausweg
— der durch Tom Pargeters Aberglauben wunderbarer-
weiſe ermöglicht wurde.
Das Anerbieten, das Vanderlyn Madame d’Elphis zu
machen beabſichtigte, war ganz einfach; für ein paar Worte
zu Tom Pargeter — Worte, die des Millionärs Glauben
an ihre außergewöhnliche Begabung unendlich verſtärken
würden, ſollte die Wahrſagerin zehntauſend Franks
empfangen.
Sogar der Wortlaut deſſen, was ſie zur Aufklärung
der Wahrheit ſagen ſollte, würde keine Schwierigkeit be-
reiten; Vanderlyn hatte den Paragraphen, der die ſeltſame
Entdeckung, die vor drei Tagen in Orange gemacht wor-
den war, berichtete, aus dem Petit Journal herausge-
ſchnitten.
Er würde ihr ſagen, daß Pargeters Freunde, nach-
dem ſie ſich überzeugt hatten, daß die Unbekannte Frau
Pargeter ſei, ihm die traurige Kunde durch ſie, anſtatt auf
gewöhnliche Weiſe, zugehen zu laſſen wünſchten.
Vanderlyn kannte die merkwürdige Unterwelt von
Paris, die auf Fremde ſo tiefen Eindruck macht, genü-
gend, um zu wiſſen, daß er wohl nicht der erſte ſein würde,
der Madame d’Elphis überredete, einer ihrer Weisſa-
gungen die angenehme Zutat der Wahrheit hinzuzufügen.
Der Diplomat glaubte auch, daß er die Unterhandlungen
würde führen können, ohne dabei der Wahrſagerin weder
ſeine Identität zu enthüllen, noch ihr Aufſchluß zu geben
über die Gründe, die ihn zu dieſem ſeltſamen Vorſchlag
bewogen.
Nachdem er ſeinen Plan gemacht hatte, fand er die
Ausführung außerordentlich leicht.
In London würde es einem Manne wie ihm ſchwer
gefallen ſein, ſo ohne weiteres die Adreſſe einer berühmten
Wahrſagerin ausfindig zu machen. Aber an allem, was
ſich auf das ſoziale Leben bezieht, iſt Paris großartig orga-
niſiert, während in London ein Chaos herrſcht.
Zu Hauſe angekommen, entdeckte er ſofort, mit einer
Art bitteren Vergnügens, daß Madame d’Elphis die Mit-
tel verſchmähte, mit denen ſie ihr geheimnisvolles Ge-
werbe mit Fug und Recht hätte umgeben können. Nicht
nur, daß in „Tout Paris“ ihr Name, ihre Adreſſe und
ihre Sprechſtunden angegeben waren, nein, ſogar ihre Te-
lephonnumer war dort zu finden.
Vanderlyn haßte das Telephon. Er benutzte es nur,
wenn er mußte, aber jetzt ließ er die ermüdenden, unan-
genehmen Präliminarien mit einem gewiſſen Eifer über
ſich ergehen. — „Hallo! Hallo! Hallo!“
Endlich antwortete eine weibliche Stimme: „Ja —
ja. Wer dort?“
„Kann Madame d’Elphis heute abend einen Klienten
empfangen?“
Es entſtand eine Pauſe. Dann hörte er, wie eine
Frage geſtellt, eine Antwort gemurmelt wurde, deren Sinn
ihn entging und dann hörte er deutlich eine Ablehnung,
der ein vorſichtiger Verſuch, ſeinen Namen, ſeine Natio-
nalität, ſeine Adreſſe zu entdecken, folgte.
Endlich kam dann der Beſcheid, daß Madame d’Elphis
ihm morgen früh zur Verfügung ſtehe.
Eine leiſe Unſicherheit in der ſchnellen und doch zö-
gernden Antwort der unſichtbaren Frau ermutigte Van-
derlyn. Er ſagte höflich und deutlich, daß er bereit ſei,
für die Gunſt, die er erbat, einen außergewöhnlich hohen
Preis zu zahlen, und obgleich ihm geſagt ſei, der Preis
für eine Seance betrage fünfzig Franks, ſei doch der Un-
bekannte, der jetzt durchs Telephon zu Madame d’Elphis
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(2018-01-26T13:38:42Z)
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Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
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