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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2800, Czernowitz, 20.01.1913.

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"Czernowitzer Allgemeine Zeitung" 20. Jänner 1913

[Spaltenumbruch]
Abfahrtszeit der Züge von Czernowitz in
der Richtung gegen:

[]
[]
[Spaltenumbruch]

einem Omnibus, bei dem drei Personen schwer und fünf
leicht verletzt wurden.




Zu den Betrügereien des Direktors
Pallos.
Schwere Schädigung eines Abgeordneten.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg.
Ztg.")

Der Abg. Dr. Waradin stand mit dem vor-
gestern in Haft genommenen Unternehmer Ignatz Pal-
los
in geschäftlicher Verbindung und soll durch dessen
Betrügereien große Summen verloren haben.




[Die Aufgaben des selbständigen Wir-
kungskreises der Gemeinden.]

Der Verwal-
tungsgerichtshof hat eine für alle Gemeinden prinzipiell
wichtige Entscheidung in Angelegenheit des selbständigen
Wirkungskreises gefällt. Den Erinnerungen der Prager
Eisenindustriegesellschaft gegen mehrere Ausgabeposten des
Voranschlages der Gemeinde Rozdelov für das Jahr
1911, welche Subventionen im Gesamtbetrage von 90 K
für die Ustredni Matice Skolska, die Narodni Jednota
Severoceska, die Narodni Posumavska, den Komensky-
verein in Wien, den Husfonds und für die Erbauung eines
böhmischen Hauses in Wien bestrafen, wurde vom Ge-
meindeausschusse in Rozdelov anläßlich der Erledigung
des Voranschlages keine Rechnung getragen, wobei der Ge-
meindeausschuß aussprach, daß es sich um die Unter-
stützung von Institutionen handle, deren Tätigkeit nicht
auf eine bestimmte Gemeinde beschränkt sei und daher
den Angehörigen der Gemeinde Rozdelov in gleicher
Weise wie den Angehörigen anderer Gemeinden zugute
kommen könne. Die gegen diesen Gemeindeausschußbe-
schluß von der genannten Aktiengesellschaft eingelegte Be-
rufung, in welcher die Ueberschreitung des der Gemeinde
nach § 28 der Gemeindeordnung eingeräumten Wir-
kungskreises behauptet wurde, hat d[er] Bezirksausschuß
in Kladno abgewiesen, da der Gemeindeausschuß die Gren-
zen seiner Wirksamkeit nicht überschritten habe und der
im weiteren Instanzenzuge angerufene Landesausschuß
des Königreiches Böhmen hat die Bezirksausschußent-
scheidung aus deren Gründen bestätigt. Gegen diese Ent-
scheidung ist die an den Verwaltungsgerichtshof einge-
brachte Beschwerde der Prager Eisenindustriegesellschaft
gerichtet, welche abermals die Gesetzwidrigkeit der Ent-
scheidung aus dem Grunde behaup[te]t, weil die Votierung
der oben angeführten Ausgaben eine Ueberschreitung des
der Gemeinde gesetzlich zugewiesenen Wirkungskreises be-
inhalte und weiter die Mangelhaftigkeit des Verfahrens,
weil der Landesausschußentscheidung keine Motivierung
beigegeben sei. Der Verwaltungsgerichtshof hob die an-
gefochtene Entscheidung wegen mangelhaften Verfahrens
auf, und ließ sich bei seinem Erkenntnis von nachstehen-
den Erwägungen leiten. Die der Gemeinde zugewiesenen
Verwaltungsaufgaben sind, soweit der selbständige Wir-
kungskreis in Betracht kommt, und nur um diesen kann
es sich im vorliegenden Falle handeln, in den Bestim-
mugen der Gemeindeordnung genau umschrieben, welche
als zum selbständigen Wirkungskreise gehörig alles be-
zeichnen, was das Interesse der Gemeinde zunächst be-
rührt und innerhalb ihrer Grenzen durch ihre eigenen
Kräfte besorgt und durchgeführt werden kann. Es wer-
den und können daher Angelegenheiten, welche speziell
als in dem Wirkungskreise der Gemeinde gelegen bezeichnet
sind, dann in diesen Wirkungskreis fallen, wenn dieselben
das Interesse der Gemeinde zunächst berühren. Ob nun
[Spaltenumbruch] diese letzterwähnten Voraussetzungen bei den beanstände-
ten Posten des Gemeindepräliminars gegeben s[i]nd, ist
eine Tatbestandfrage, welche die im Instanzenzuge ange-
rufenen Verwaltungsbehörden und zwar hinsichtlich jeder
bemängelten Post speziell zu lösen haben. Eine solche Lö-
sung kann aber nicht in der angefochtenen Entscheidung
gefunden werden, welche in Uebereinstimmung mit der
Bezirksausschußentscheidung der Behauptung der Rekur-
rentin, es sei durch die Votierung der öfter erwähnten
Präliminarposten eine Ueberschreitung des Wirkungs-
kreises der Gemeinde erfolgt, den einfachen Satz ent-
gegengestellt, der Gemeindeausschutz habe die Grenzen
seiner Wirksamkeit nicht überschritten. Das Fehlen jeg-
licher Motivierung, die Unmöglichkeit zu erkennen, welche
Gesichtspunkte den Landesausschuß zur Aufrechterhal-
tung der beanständeten Präliminarposten veranlaßten,
begründen einen wesentlichen Mangel des Verfahrens, in-
folgedessen mußte die Entscheidung des Landesausschusses
aufgehoben werden.




Czernowitzer Angelegenheiten.


Wasserweihe.

Die Jordanfeier (Wasserweihe) fand
gestern vormittags mit dem üblichen kirchlichen und mili-
tärischen Gepränge statt. Nach Abhaltung der heiligen
Liturgie bewegte sich die Prozession von der Kathedrale
zum St. Marienplatze. An der Prozession beteiligten sich
die Spitzen der Aemter und Behörden, an ihrer Tete Lan-
despräsident Dr. Graf von Meran, sowie eine große
Menschenmenge. Das Militärkommando hatte zu der
Feier ein Bataillon des 41. Infanterieregimentes unter
Kommando des Majors Lapcevic mit der Regiments-
musik beigestellt. Am St. Marienplatze nahm Se. Exzel-
lenz Erzbischof Dr. von Repta umgeben von der ge-
samten gr.-or. Geistlichkeit die Wasserweihe vor, wobei das
Militär General de Charge abgab. -- Am Ringplatze hatte
Domherr Kostecki die Wasserweihe vorgenommen. Hier
gab eine Kompagnie des Landwehrinfanterieregimentes
Czernowitz Nr. 22 unter Kommando des Hauptmannes
Karapetz Geeral de Charge ab.

Von der Landesregierung.

Der Kaiser hat den Sani-
tätsinspketor Dr. Moritz Rudnik zum Landesregie-
rungsrate und Landessanitätsreferenten bei der Landes-
regierung in Czernowitz ernannt.

Auszeichnung.

Der Kaiser hat dem Wachtmeister
Adolf Eckhardt des Landesgendarmeriekommando Nr.
13 in Czernowitz in Anerkennung vieljähriger, sehr er-
sprießlicher Dienstleistung das silberne Verdienstkreuz mit
der Krone verliehen.

K. k. I. Staatsgymnasium.

An dieser Anstalt begin-
nen die schriftlichen Privatistenprüfungen am 30. Jänner
um halb 9 Uhr früh. Die mündlichen Prüfungen finden
am 30. Jänner nachmittag und 31. Jänner vor- und
nachmittags statt. Das Schulgeld und die Prüfungstaxe
sind spätestens einen Tag vor Beginn der Prüfung zu er-
legen.

Mord und Selbstmord.

Diese Nacht war das Freu-
denhaus in der Grabengasse der Schauplatz eines blutigen
Dramas, das zwei junge Menschenleben forderte. Gegen
12 Uhr nachts erschien ein junger, anständig gekleideter
Mann im genannten Freudenhause und begab sich mit der
Prostituierten Bronislawa Schmidt in ein Zimmer,
das er von innen absperrte. Nach ungefähr einer halben
Stunde hörte man aus diesem Zimmer mehrere Revolver-




[Spaltenumbruch]
Die Doppelseele.

46] (Nachdruck verboten.)

"Jetzt soll er es wagen, der Doktor, zu kommen und
müßte ich ihn einem tollen Hunde gleich niederschießen,
über diese Schwelle kommt er jetzt nicht mehr, ist er aber
erst aus dem Wege geräumt, dann ist ja das andere für
mich nur ein Kinderspiel. Aber sprechen wir heute nicht
mehr davon. Heute, an dem schönsten Tage meines Le-
bens, an unserem Hochzeitstage, du mein geliebtes Weib."

Später aber, nach dem Diner, bei welchem sogar
der Champagner floß, wurde doch ruhig über die neu ge-
schaffene Sachlage gesprochen.

Der morgige Tag mußte ja die Entscheidung bringen.
Aber so oft Edda wieder von Mord und von Möglich-
keiten sprach, schloß er ihr mit einem Kuß den Mund. Und
es wurde später und später und je weiter die Zeit vor-
rückte, desto müder, zerstreuter und zerfahrener wurde
Edda in ihrem Wesen.

"Ich glaube, Max," sagte sie, "daß mich die Müdig-
keit schon überwältigt. Die Eindrücke dieses Tages wa-
ren so groß, ich bin ihrem Ansturm nicht mehr gewachsen.
Aber bevor ich gehe, und mich lege, möchte ich noch eine
Erlaubnis von dir. Siehe, Max, ich möchte der Andern so
gerne einmal eine Botschaft senden. Laß mich ihr einen
Brief schreiben, und den gib ihr dann. Willst du?"

"Ich halte es nicht für gut," sagte er.

"Ich aber ja," entgegenete sie, "und eine andere Ge-
legenheit als diese wird sich mir kaum bieten. Laß mich
doch, bitte."

Und da er ihr heute keinen ihrer Wünsche abschlagen
konnte, ließ er sie ruhig gewähren.

"Liebe Ella!" schrieb sie, "was uns zusammenge-
bracht hat, das weiß wohl niemand. Es ist ein Geheimnis,
das zu ergründen wohl keinen von uns beiden gegeben ist.
Es ist furchtbar für mich, zu denken, daß wir so innig und
[Spaltenumbruch] so seltsam miteinander vereint sind und daß doch eine
unausfüllbare, gähnende Kluft uns trennt. Warum, sage
mir nur, müssen wir Feinde sein? Du wirst es nicht wis-
sen, so wenig ich es mir zu erklären imstande bin. In
jedem Falle aber vergebe ich Dir alles, was Du an mir
und an dem, was mir lieb ist, getan hast und ich hoffe,
daß auch Du mir vergeben wirst, wenn ich jemals böse an
Dir gehandelt habe oder noch handeln werde.

Edda Möller."

Es war das erstemal, daß es ihm gegeben war, Eddas
Handschrift zu sehen und er sah auf den ersten Blick, wie
grundverschieden sie von der Ellas war. Es war eine,
wenn auch ausgeschriebene, so doch zierliche, fast künst-
lerische Veranlagung verratende Schrift. Es war die
Handschrift eines Weibes, das schnell zu denken und klar
zu urteilen verstand.

Er tat den Brief in seine Tasche, um ihn morgen
Ella zu übergeben und es war ihm ganz seltsam zu Mute,
wenn er bedachte, daß er ihn nur in dieselbe Hand zurück-
zugeben brauchte, die ihn gegeben hatte. Gleichzeitig
wurde er sich klar bewußt, welch ein Ausb[ru]ch von Wut
und Zorn dem Empfange dieses Briefes folgen müßte.

"Gute Nacht, Max," sagte Edda und machte sich
auf den Weg, in ihr Zimmer zu gehen. Auf der Schwelle
aber blieb sie stehen und mit einem Aufschrei warf sie sich
plötzlich Herrig an die Brust.

"O, Max, Max. warum bin ich noch immer nicht
dein Weib? Warum bin ich es nicht und warum werde
ich es vielleicht nie im Leben je sein?"

"Närrchen," sagte er, "was ficht dich an! Warum
wirst du es nicht sein? Glaubst du denn, daß mein Plan
noch fehlschlagen kann?"

"Ja," hauchte sie, "aber wenn das geschieht, Max,
meinen Revolver, den habe ich noch immer."

"Das ist ein böser Gedanke, mein Weib, am Tage


„Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 20. Jänner 1913

[Spaltenumbruch]
Abfahrtszeit der Züge von Czernowitz in
der Richtung gegen:

[]
[]
[Spaltenumbruch]

einem Omnibus, bei dem drei Perſonen ſchwer und fünf
leicht verletzt wurden.




Zu den Betrügereien des Direktors
Pallos.
Schwere Schädigung eines Abgeordneten.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“)

Der Abg. Dr. Waradin ſtand mit dem vor-
geſtern in Haft genommenen Unternehmer Ignatz Pal-
los
in geſchäftlicher Verbindung und ſoll durch deſſen
Betrügereien große Summen verloren haben.




[Die Aufgaben des ſelbſtändigen Wir-
kungskreiſes der Gemeinden.]

Der Verwal-
tungsgerichtshof hat eine für alle Gemeinden prinzipiell
wichtige Entſcheidung in Angelegenheit des ſelbſtändigen
Wirkungskreiſes gefällt. Den Erinnerungen der Prager
Eiſeninduſtriegeſellſchaft gegen mehrere Ausgabepoſten des
Voranſchlages der Gemeinde Rozdelov für das Jahr
1911, welche Subventionen im Geſamtbetrage von 90 K
für die Uſtredni Matice Skolska, die Narodni Jednota
Severoceska, die Narodni Poſumavska, den Komensky-
verein in Wien, den Husfonds und für die Erbauung eines
böhmiſchen Hauſes in Wien beſtrafen, wurde vom Ge-
meindeausſchuſſe in Rozdelov anläßlich der Erledigung
des Voranſchlages keine Rechnung getragen, wobei der Ge-
meindeausſchuß ausſprach, daß es ſich um die Unter-
ſtützung von Inſtitutionen handle, deren Tätigkeit nicht
auf eine beſtimmte Gemeinde beſchränkt ſei und daher
den Angehörigen der Gemeinde Rozdelov in gleicher
Weiſe wie den Angehörigen anderer Gemeinden zugute
kommen könne. Die gegen dieſen Gemeindeausſchußbe-
ſchluß von der genannten Aktiengeſellſchaft eingelegte Be-
rufung, in welcher die Ueberſchreitung des der Gemeinde
nach § 28 der Gemeindeordnung eingeräumten Wir-
kungskreiſes behauptet wurde, hat d[er] Bezirksausſchuß
in Kladno abgewieſen, da der Gemeindeausſchuß die Gren-
zen ſeiner Wirkſamkeit nicht überſchritten habe und der
im weiteren Inſtanzenzuge angerufene Landesausſchuß
des Königreiches Böhmen hat die Bezirksausſchußent-
ſcheidung aus deren Gründen beſtätigt. Gegen dieſe Ent-
ſcheidung iſt die an den Verwaltungsgerichtshof einge-
brachte Beſchwerde der Prager Eiſeninduſtriegeſellſchaft
gerichtet, welche abermals die Geſetzwidrigkeit der Ent-
ſcheidung aus dem Grunde behaup[te]t, weil die Votierung
der oben angeführten Ausgaben eine Ueberſchreitung des
der Gemeinde geſetzlich zugewieſenen Wirkungskreiſes be-
inhalte und weiter die Mangelhaftigkeit des Verfahrens,
weil der Landesausſchußentſcheidung keine Motivierung
beigegeben ſei. Der Verwaltungsgerichtshof hob die an-
gefochtene Entſcheidung wegen mangelhaften Verfahrens
auf, und ließ ſich bei ſeinem Erkenntnis von nachſtehen-
den Erwägungen leiten. Die der Gemeinde zugewieſenen
Verwaltungsaufgaben ſind, ſoweit der ſelbſtändige Wir-
kungskreis in Betracht kommt, und nur um dieſen kann
es ſich im vorliegenden Falle handeln, in den Beſtim-
mugen der Gemeindeordnung genau umſchrieben, welche
als zum ſelbſtändigen Wirkungskreiſe gehörig alles be-
zeichnen, was das Intereſſe der Gemeinde zunächſt be-
rührt und innerhalb ihrer Grenzen durch ihre eigenen
Kräfte beſorgt und durchgeführt werden kann. Es wer-
den und können daher Angelegenheiten, welche ſpeziell
als in dem Wirkungskreiſe der Gemeinde gelegen bezeichnet
ſind, dann in dieſen Wirkungskreis fallen, wenn dieſelben
das Intereſſe der Gemeinde zunächſt berühren. Ob nun
[Spaltenumbruch] dieſe letzterwähnten Vorausſetzungen bei den beanſtände-
ten Poſten des Gemeindepräliminars gegeben ſ[i]nd, iſt
eine Tatbeſtandfrage, welche die im Inſtanzenzuge ange-
rufenen Verwaltungsbehörden und zwar hinſichtlich jeder
bemängelten Poſt ſpeziell zu löſen haben. Eine ſolche Lö-
ſung kann aber nicht in der angefochtenen Entſcheidung
gefunden werden, welche in Uebereinſtimmung mit der
Bezirksausſchußentſcheidung der Behauptung der Rekur-
rentin, es ſei durch die Votierung der öfter erwähnten
Präliminarpoſten eine Ueberſchreitung des Wirkungs-
kreiſes der Gemeinde erfolgt, den einfachen Satz ent-
gegengeſtellt, der Gemeindeausſchutz habe die Grenzen
ſeiner Wirkſamkeit nicht überſchritten. Das Fehlen jeg-
licher Motivierung, die Unmöglichkeit zu erkennen, welche
Geſichtspunkte den Landesausſchuß zur Aufrechterhal-
tung der beanſtändeten Präliminarpoſten veranlaßten,
begründen einen weſentlichen Mangel des Verfahrens, in-
folgedeſſen mußte die Entſcheidung des Landesausſchuſſes
aufgehoben werden.




Czernowitzer Angelegenheiten.


Waſſerweihe.

Die Jordanfeier (Waſſerweihe) fand
geſtern vormittags mit dem üblichen kirchlichen und mili-
täriſchen Gepränge ſtatt. Nach Abhaltung der heiligen
Liturgie bewegte ſich die Prozeſſion von der Kathedrale
zum St. Marienplatze. An der Prozeſſion beteiligten ſich
die Spitzen der Aemter und Behörden, an ihrer Tete Lan-
despräſident Dr. Graf von Meran, ſowie eine große
Menſchenmenge. Das Militärkommando hatte zu der
Feier ein Bataillon des 41. Infanterieregimentes unter
Kommando des Majors Lapcevic mit der Regiments-
muſik beigeſtellt. Am St. Marienplatze nahm Se. Exzel-
lenz Erzbiſchof Dr. von Repta umgeben von der ge-
ſamten gr.-or. Geiſtlichkeit die Waſſerweihe vor, wobei das
Militär General de Charge abgab. — Am Ringplatze hatte
Domherr Koſtecki die Waſſerweihe vorgenommen. Hier
gab eine Kompagnie des Landwehrinfanterieregimentes
Czernowitz Nr. 22 unter Kommando des Hauptmannes
Karapetz Geeral de Charge ab.

Von der Landesregierung.

Der Kaiſer hat den Sani-
tätsinſpketor Dr. Moritz Rudnik zum Landesregie-
rungsrate und Landesſanitätsreferenten bei der Landes-
regierung in Czernowitz ernannt.

Auszeichnung.

Der Kaiſer hat dem Wachtmeiſter
Adolf Eckhardt des Landesgendarmeriekommando Nr.
13 in Czernowitz in Anerkennung vieljähriger, ſehr er-
ſprießlicher Dienſtleiſtung das ſilberne Verdienſtkreuz mit
der Krone verliehen.

K. k. I. Staatsgymnaſium.

An dieſer Anſtalt begin-
nen die ſchriftlichen Privatiſtenprüfungen am 30. Jänner
um halb 9 Uhr früh. Die mündlichen Prüfungen finden
am 30. Jänner nachmittag und 31. Jänner vor- und
nachmittags ſtatt. Das Schulgeld und die Prüfungstaxe
ſind ſpäteſtens einen Tag vor Beginn der Prüfung zu er-
legen.

Mord und Selbſtmord.

Dieſe Nacht war das Freu-
denhaus in der Grabengaſſe der Schauplatz eines blutigen
Dramas, das zwei junge Menſchenleben forderte. Gegen
12 Uhr nachts erſchien ein junger, anſtändig gekleideter
Mann im genannten Freudenhauſe und begab ſich mit der
Proſtituierten Bronislawa Schmidt in ein Zimmer,
das er von innen abſperrte. Nach ungefähr einer halben
Stunde hörte man aus dieſem Zimmer mehrere Revolver-




[Spaltenumbruch]
Die Doppelſeele.

46] (Nachdruck verboten.)

„Jetzt ſoll er es wagen, der Doktor, zu kommen und
müßte ich ihn einem tollen Hunde gleich niederſchießen,
über dieſe Schwelle kommt er jetzt nicht mehr, iſt er aber
erſt aus dem Wege geräumt, dann iſt ja das andere für
mich nur ein Kinderſpiel. Aber ſprechen wir heute nicht
mehr davon. Heute, an dem ſchönſten Tage meines Le-
bens, an unſerem Hochzeitstage, du mein geliebtes Weib.“

Später aber, nach dem Diner, bei welchem ſogar
der Champagner floß, wurde doch ruhig über die neu ge-
ſchaffene Sachlage geſprochen.

Der morgige Tag mußte ja die Entſcheidung bringen.
Aber ſo oft Edda wieder von Mord und von Möglich-
keiten ſprach, ſchloß er ihr mit einem Kuß den Mund. Und
es wurde ſpäter und ſpäter und je weiter die Zeit vor-
rückte, deſto müder, zerſtreuter und zerfahrener wurde
Edda in ihrem Weſen.

„Ich glaube, Max,“ ſagte ſie, „daß mich die Müdig-
keit ſchon überwältigt. Die Eindrücke dieſes Tages wa-
ren ſo groß, ich bin ihrem Anſturm nicht mehr gewachſen.
Aber bevor ich gehe, und mich lege, möchte ich noch eine
Erlaubnis von dir. Siehe, Max, ich möchte der Andern ſo
gerne einmal eine Botſchaft ſenden. Laß mich ihr einen
Brief ſchreiben, und den gib ihr dann. Willſt du?“

„Ich halte es nicht für gut,“ ſagte er.

„Ich aber ja,“ entgegenete ſie, „und eine andere Ge-
legenheit als dieſe wird ſich mir kaum bieten. Laß mich
doch, bitte.“

Und da er ihr heute keinen ihrer Wünſche abſchlagen
konnte, ließ er ſie ruhig gewähren.

„Liebe Ella!“ ſchrieb ſie, „was uns zuſammenge-
bracht hat, das weiß wohl niemand. Es iſt ein Geheimnis,
das zu ergründen wohl keinen von uns beiden gegeben iſt.
Es iſt furchtbar für mich, zu denken, daß wir ſo innig und
[Spaltenumbruch] ſo ſeltſam miteinander vereint ſind und daß doch eine
unausfüllbare, gähnende Kluft uns trennt. Warum, ſage
mir nur, müſſen wir Feinde ſein? Du wirſt es nicht wiſ-
ſen, ſo wenig ich es mir zu erklären imſtande bin. In
jedem Falle aber vergebe ich Dir alles, was Du an mir
und an dem, was mir lieb iſt, getan haſt und ich hoffe,
daß auch Du mir vergeben wirſt, wenn ich jemals böſe an
Dir gehandelt habe oder noch handeln werde.

Edda Möller.“

Es war das erſtemal, daß es ihm gegeben war, Eddas
Handſchrift zu ſehen und er ſah auf den erſten Blick, wie
grundverſchieden ſie von der Ellas war. Es war eine,
wenn auch ausgeſchriebene, ſo doch zierliche, faſt künſt-
leriſche Veranlagung verratende Schrift. Es war die
Handſchrift eines Weibes, das ſchnell zu denken und klar
zu urteilen verſtand.

Er tat den Brief in ſeine Taſche, um ihn morgen
Ella zu übergeben und es war ihm ganz ſeltſam zu Mute,
wenn er bedachte, daß er ihn nur in dieſelbe Hand zurück-
zugeben brauchte, die ihn gegeben hatte. Gleichzeitig
wurde er ſich klar bewußt, welch ein Ausb[ru]ch von Wut
und Zorn dem Empfange dieſes Briefes folgen müßte.

„Gute Nacht, Max,“ ſagte Edda und machte ſich
auf den Weg, in ihr Zimmer zu gehen. Auf der Schwelle
aber blieb ſie ſtehen und mit einem Aufſchrei warf ſie ſich
plötzlich Herrig an die Bruſt.

„O, Max, Max. warum bin ich noch immer nicht
dein Weib? Warum bin ich es nicht und warum werde
ich es vielleicht nie im Leben je ſein?“

„Närrchen,“ ſagte er, „was ficht dich an! Warum
wirſt du es nicht ſein? Glaubſt du denn, daß mein Plan
noch fehlſchlagen kann?“

„Ja,“ hauchte ſie, „aber wenn das geſchieht, Max,
meinen Revolver, den habe ich noch immer.“

„Das iſt ein böſer Gedanke, mein Weib, am Tage


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[2/0002] „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 20. Jänner 1913 Abfahrtszeit der Züge von Czernowitz in der Richtung gegen: _ _ einem Omnibus, bei dem drei Perſonen ſchwer und fünf leicht verletzt wurden. Zu den Betrügereien des Direktors Pallos. Schwere Schädigung eines Abgeordneten. Budapeſt, 20. Jänner. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der Abg. Dr. Waradin ſtand mit dem vor- geſtern in Haft genommenen Unternehmer Ignatz Pal- los in geſchäftlicher Verbindung und ſoll durch deſſen Betrügereien große Summen verloren haben. [Die Aufgaben des ſelbſtändigen Wir- kungskreiſes der Gemeinden.] Der Verwal- tungsgerichtshof hat eine für alle Gemeinden prinzipiell wichtige Entſcheidung in Angelegenheit des ſelbſtändigen Wirkungskreiſes gefällt. Den Erinnerungen der Prager Eiſeninduſtriegeſellſchaft gegen mehrere Ausgabepoſten des Voranſchlages der Gemeinde Rozdelov für das Jahr 1911, welche Subventionen im Geſamtbetrage von 90 K für die Uſtredni Matice Skolska, die Narodni Jednota Severoceska, die Narodni Poſumavska, den Komensky- verein in Wien, den Husfonds und für die Erbauung eines böhmiſchen Hauſes in Wien beſtrafen, wurde vom Ge- meindeausſchuſſe in Rozdelov anläßlich der Erledigung des Voranſchlages keine Rechnung getragen, wobei der Ge- meindeausſchuß ausſprach, daß es ſich um die Unter- ſtützung von Inſtitutionen handle, deren Tätigkeit nicht auf eine beſtimmte Gemeinde beſchränkt ſei und daher den Angehörigen der Gemeinde Rozdelov in gleicher Weiſe wie den Angehörigen anderer Gemeinden zugute kommen könne. Die gegen dieſen Gemeindeausſchußbe- ſchluß von der genannten Aktiengeſellſchaft eingelegte Be- rufung, in welcher die Ueberſchreitung des der Gemeinde nach § 28 der Gemeindeordnung eingeräumten Wir- kungskreiſes behauptet wurde, hat der Bezirksausſchuß in Kladno abgewieſen, da der Gemeindeausſchuß die Gren- zen ſeiner Wirkſamkeit nicht überſchritten habe und der im weiteren Inſtanzenzuge angerufene Landesausſchuß des Königreiches Böhmen hat die Bezirksausſchußent- ſcheidung aus deren Gründen beſtätigt. Gegen dieſe Ent- ſcheidung iſt die an den Verwaltungsgerichtshof einge- brachte Beſchwerde der Prager Eiſeninduſtriegeſellſchaft gerichtet, welche abermals die Geſetzwidrigkeit der Ent- ſcheidung aus dem Grunde behauptet, weil die Votierung der oben angeführten Ausgaben eine Ueberſchreitung des der Gemeinde geſetzlich zugewieſenen Wirkungskreiſes be- inhalte und weiter die Mangelhaftigkeit des Verfahrens, weil der Landesausſchußentſcheidung keine Motivierung beigegeben ſei. Der Verwaltungsgerichtshof hob die an- gefochtene Entſcheidung wegen mangelhaften Verfahrens auf, und ließ ſich bei ſeinem Erkenntnis von nachſtehen- den Erwägungen leiten. Die der Gemeinde zugewieſenen Verwaltungsaufgaben ſind, ſoweit der ſelbſtändige Wir- kungskreis in Betracht kommt, und nur um dieſen kann es ſich im vorliegenden Falle handeln, in den Beſtim- mugen der Gemeindeordnung genau umſchrieben, welche als zum ſelbſtändigen Wirkungskreiſe gehörig alles be- zeichnen, was das Intereſſe der Gemeinde zunächſt be- rührt und innerhalb ihrer Grenzen durch ihre eigenen Kräfte beſorgt und durchgeführt werden kann. Es wer- den und können daher Angelegenheiten, welche ſpeziell als in dem Wirkungskreiſe der Gemeinde gelegen bezeichnet ſind, dann in dieſen Wirkungskreis fallen, wenn dieſelben das Intereſſe der Gemeinde zunächſt berühren. 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Das Fehlen jeg- licher Motivierung, die Unmöglichkeit zu erkennen, welche Geſichtspunkte den Landesausſchuß zur Aufrechterhal- tung der beanſtändeten Präliminarpoſten veranlaßten, begründen einen weſentlichen Mangel des Verfahrens, in- folgedeſſen mußte die Entſcheidung des Landesausſchuſſes aufgehoben werden. Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 20. Jänner. Waſſerweihe. Die Jordanfeier (Waſſerweihe) fand geſtern vormittags mit dem üblichen kirchlichen und mili- täriſchen Gepränge ſtatt. Nach Abhaltung der heiligen Liturgie bewegte ſich die Prozeſſion von der Kathedrale zum St. Marienplatze. An der Prozeſſion beteiligten ſich die Spitzen der Aemter und Behörden, an ihrer Tete Lan- despräſident Dr. Graf von Meran, ſowie eine große Menſchenmenge. Das Militärkommando hatte zu der Feier ein Bataillon des 41. Infanterieregimentes unter Kommando des Majors Lapcevic mit der Regiments- muſik beigeſtellt. Am St. Marienplatze nahm Se. Exzel- lenz Erzbiſchof Dr. von Repta umgeben von der ge- ſamten gr.-or. Geiſtlichkeit die Waſſerweihe vor, wobei das Militär General de Charge abgab. — Am Ringplatze hatte Domherr Koſtecki die Waſſerweihe vorgenommen. Hier gab eine Kompagnie des Landwehrinfanterieregimentes Czernowitz Nr. 22 unter Kommando des Hauptmannes Karapetz Geeral de Charge ab. Von der Landesregierung. Der Kaiſer hat den Sani- tätsinſpketor Dr. Moritz Rudnik zum Landesregie- rungsrate und Landesſanitätsreferenten bei der Landes- regierung in Czernowitz ernannt. Auszeichnung. Der Kaiſer hat dem Wachtmeiſter Adolf Eckhardt des Landesgendarmeriekommando Nr. 13 in Czernowitz in Anerkennung vieljähriger, ſehr er- ſprießlicher Dienſtleiſtung das ſilberne Verdienſtkreuz mit der Krone verliehen. K. k. I. Staatsgymnaſium. An dieſer Anſtalt begin- nen die ſchriftlichen Privatiſtenprüfungen am 30. Jänner um halb 9 Uhr früh. Die mündlichen Prüfungen finden am 30. Jänner nachmittag und 31. Jänner vor- und nachmittags ſtatt. Das Schulgeld und die Prüfungstaxe ſind ſpäteſtens einen Tag vor Beginn der Prüfung zu er- legen. Mord und Selbſtmord. Dieſe Nacht war das Freu- denhaus in der Grabengaſſe der Schauplatz eines blutigen Dramas, das zwei junge Menſchenleben forderte. Gegen 12 Uhr nachts erſchien ein junger, anſtändig gekleideter Mann im genannten Freudenhauſe und begab ſich mit der Proſtituierten Bronislawa Schmidt in ein Zimmer, das er von innen abſperrte. Nach ungefähr einer halben Stunde hörte man aus dieſem Zimmer mehrere Revolver- Die Doppelſeele. Ein Romanproblem von Carlos v. Wallis. 46] (Nachdruck verboten.) „Jetzt ſoll er es wagen, der Doktor, zu kommen und müßte ich ihn einem tollen Hunde gleich niederſchießen, über dieſe Schwelle kommt er jetzt nicht mehr, iſt er aber erſt aus dem Wege geräumt, dann iſt ja das andere für mich nur ein Kinderſpiel. Aber ſprechen wir heute nicht mehr davon. Heute, an dem ſchönſten Tage meines Le- bens, an unſerem Hochzeitstage, du mein geliebtes Weib.“ Später aber, nach dem Diner, bei welchem ſogar der Champagner floß, wurde doch ruhig über die neu ge- ſchaffene Sachlage geſprochen. Der morgige Tag mußte ja die Entſcheidung bringen. Aber ſo oft Edda wieder von Mord und von Möglich- keiten ſprach, ſchloß er ihr mit einem Kuß den Mund. Und es wurde ſpäter und ſpäter und je weiter die Zeit vor- rückte, deſto müder, zerſtreuter und zerfahrener wurde Edda in ihrem Weſen. „Ich glaube, Max,“ ſagte ſie, „daß mich die Müdig- keit ſchon überwältigt. Die Eindrücke dieſes Tages wa- ren ſo groß, ich bin ihrem Anſturm nicht mehr gewachſen. Aber bevor ich gehe, und mich lege, möchte ich noch eine Erlaubnis von dir. Siehe, Max, ich möchte der Andern ſo gerne einmal eine Botſchaft ſenden. Laß mich ihr einen Brief ſchreiben, und den gib ihr dann. Willſt du?“ „Ich halte es nicht für gut,“ ſagte er. „Ich aber ja,“ entgegenete ſie, „und eine andere Ge- legenheit als dieſe wird ſich mir kaum bieten. Laß mich doch, bitte.“ Und da er ihr heute keinen ihrer Wünſche abſchlagen konnte, ließ er ſie ruhig gewähren. „Liebe Ella!“ ſchrieb ſie, „was uns zuſammenge- bracht hat, das weiß wohl niemand. Es iſt ein Geheimnis, das zu ergründen wohl keinen von uns beiden gegeben iſt. Es iſt furchtbar für mich, zu denken, daß wir ſo innig und ſo ſeltſam miteinander vereint ſind und daß doch eine unausfüllbare, gähnende Kluft uns trennt. Warum, ſage mir nur, müſſen wir Feinde ſein? Du wirſt es nicht wiſ- ſen, ſo wenig ich es mir zu erklären imſtande bin. In jedem Falle aber vergebe ich Dir alles, was Du an mir und an dem, was mir lieb iſt, getan haſt und ich hoffe, daß auch Du mir vergeben wirſt, wenn ich jemals böſe an Dir gehandelt habe oder noch handeln werde. Edda Möller.“ Es war das erſtemal, daß es ihm gegeben war, Eddas Handſchrift zu ſehen und er ſah auf den erſten Blick, wie grundverſchieden ſie von der Ellas war. Es war eine, wenn auch ausgeſchriebene, ſo doch zierliche, faſt künſt- leriſche Veranlagung verratende Schrift. Es war die Handſchrift eines Weibes, das ſchnell zu denken und klar zu urteilen verſtand. Er tat den Brief in ſeine Taſche, um ihn morgen Ella zu übergeben und es war ihm ganz ſeltſam zu Mute, wenn er bedachte, daß er ihn nur in dieſelbe Hand zurück- zugeben brauchte, die ihn gegeben hatte. Gleichzeitig wurde er ſich klar bewußt, welch ein Ausbruch von Wut und Zorn dem Empfange dieſes Briefes folgen müßte. „Gute Nacht, Max,“ ſagte Edda und machte ſich auf den Weg, in ihr Zimmer zu gehen. Auf der Schwelle aber blieb ſie ſtehen und mit einem Aufſchrei warf ſie ſich plötzlich Herrig an die Bruſt. „O, Max, Max. warum bin ich noch immer nicht dein Weib? 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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2800, Czernowitz, 20.01.1913, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer2800_1913/2>, abgerufen am 25.04.2024.