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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 3502, Czernowitz, 22.07.1914.

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"Czernowitzer Allgemeine Zeitung" 22. Juli 1914

[Spaltenumbruch]

freuen werden. Der Kaiser trank auf die Gesund-
heit des Präsidenten
sowie auf das Gedeihen
und den Ruhm Frankreichs.

Präsident Poincaree betonte in seiner Erwi-
derung,
er habe dem Kaiser und Rußland den feier-
lichen Beweis der Gefühle bringen wollen, welche in den
Herzen aller Franzosen unwandelbar bleiben.

Poincaree fährt fort:

"Gegründet auf Gemeinsamkeit der Interessen, ge-
weiht durch friedlichen Willen beider Regierungen und
gestützt auf die Streitkräfte zu Wasser und zu Land, welche
sich daran gewöhnt haben zu fraternisieren, sowie gestärkt
durch lange Erfahrung und vervollständigt durch kostbare
Freundschaften, hat die Allianz, zu welcher der berühmte
Kaiser Alexander III. und der bedauernswerte Präsident
Carnot als erste die Initiative ergriffen haben, immer-
während seit damals den Beweis ihrer wohltätigen Ak-
tion und ihrer unerschütterlichen Festigkeit gegeben."

Poincaree versicherte, daß Frankreich stets in enger
Zusammenarbeit mit seinen Alliierten ein Werk des
Friedens
und der Zivilisation verfolgen wird.

Poincaree erhob sein Glas zu Ehren des Kaisers,
der Kaiserin, der Kaiserin mutter, des Groß-
fürsten-Thronfolgers und der ganzen kaiserlichen
Familie und trank auf die Größe und die Wohlfahrt
Rußlands.

Russische Preßstimme.

Der "Rjetsch" schreibt anläßlich
des Besuches Poincarees beim Zaren: Man darf nicht
vergessen, daß der letzte Besuch Poincarees als Minister-
präsident das Zeichen zu riesigen Rüstungen gab. Wenn
deren Lasten jetzt in Frankreich als drückend empfunden
werden, dann darf man sich nicht wundern, daß auch
Rußland eine Erleichterung anstrebt.




Neue serbische Lügen.

"Politika", "Balkan" und "Zvono" veröffentlichen
heftige Angriffe gegen den österreichisch-ungarischen Ge-
sandten Freiherrn v. Giesl.

"Mali Journal" veröffentlicht einen Bericht, worin
es heißt, Prinzip sei von einem österreichisch-ungarischen
Agenten zum Attentat angestiftet worden. In Wien sage
man, der wahre Schuldige sei nur in der österreichisch-
ungarischen Gesandtschaft in Belgrad zu finden.

"Trgovinsky Glasnik" meint, es wäre im Interesse
Serbiens und Oesterreich-Ungarns, den Geisteszustand
des österreichisch-ungarischen Legationssekretärs v. Storck
zu überprüfen.

"Piemont" veröffentlicht einen Bericht über die letz-
ten Manöver in Bosnien, worin behauptet wird, daß
diesen die Annahme eines Krieges Oesterreich-Ungarns
gegen Serbien zugrunde lag und daß sie mit dem Er-
gebnisse endeten, daß die österreichisch-ungarische Armee
sich nur durch die eilige Flucht über die Donau rettete.

Ferner veröffentlicht das Blatt einen angeblichen
Bericht aus Agram, worin dargelegt wird, daß dort schon
die Schulkinder über die Einheit der Südslaven unter-
richtet seien. Das Blatt führt diesbezügliche Schulaufsätze
und Gedichte an, worin die Serben zur Befreiung ihrer
unterdrückten Brüder aufgefordert werden.

Die "Samouprava" veröffentlicht einen langen
[Spaltenumbruch] Artikel, dessen Tendenz dahingeht, daß so, wie die Atten-
täter von Sarajevo bosnische Landesangehörige seien,
auch die Schuld an der Nichtverhütung des Attentates
ausschließlich die bosnischen Behörden treffe und daß so-
mit das Attentat in Sarajevo heimischen Ursprunges
und nicht ein von auswärts importiertes Erzeugnis sei.

Die "Stampa" meldet, daß der Vizepräsident des
"Slovenski Jug" Bozo Markovic nach Frankreich und
Belgien beurlaubt worden sei.




Sensationelle Aufschlüsse über die groß-
serbische Bewegung.

Die Anklageschrift im Prozesse
gegen die Attentäter auf den Banus Baron Skerlecz ent-
hält sensationelle Mitteilungen über die großserbische Be-
wegung. Der Strafprozeß gegen die unter Anklage ge-
stellten Jakob Schäfer und Rudolf Hercigonja, die am
27. Juli in geheimer Verhandlung abgeurteilt werden,
dürfte einen sehr interessanten Verlauf nehmen. Mit
Bezug auf Hercigonja heißt es in der Anklageschrift:

"Rudolf Hercigonja hat im Jahre 1914, im Jänner,
Februar, März und April, wiederholt vor mehreren Zeu-
gen die Notwendigkeit einer Vereinigung Kroa-
tiens und Slavoniens durch Gewalt-
mittel mit Serbien
betont und erklärt, das Ter-
rain durch Attentate gegen einzelne hochgestellte Per-
sönlichkeiten und gegen den Thronfolger Erz-
herzog Franz Ferdinand
vorzubereiten."

An einer anderen Stelle heißt es: "Er erklärte, daß
Erzherzog Franz Ferdinand die Kroaten
hasse,
unser Feind sei und dies Grund genug sei, um
gegen ihn ein Attentat zu verüben, denn wenn er auf
den Thron gelangte, wird er absolutistisch regieren;
wenn auch die Attentate möglicherweise für den Augenblick
keine Wirkung hätten, so wird sich doch das Publikum
an große Taten gewöhnen und im entscheidenden Augen-
blick, wenn eventuell die serbische Armee nach
Kroatien
einbricht, muß es zum Aufstand im
Lande
kommen." Schließlich sagte Hercigonja: "Alle,
die dem Erwachen Kroatiens im Wege stehen, müssen
ermordet werden. Wenn der Verbündete
Serbiens, die Armee Rußlands, nach
Oesterreich kommt,
wird durch Attentate auf ent-
scheidende Faktoren die kroatische Nation erwachen, um
einzusehen, daß sie mit Serbien kulturell zu einer Nation
zusammenschmelzen muß. Die Mittel der Attentate sind:
Revolver, vergiftete Dolche, Bomben usw."




Albanien.
Die Verhandlung der Aufständischen mit den Vertretern
der 6 Großmächte.

KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Die Vertreter der sechs Großmächte erwiderten auf die
aus dem Rebellenlager eingelaugte Einladung zu Ver-
handlungen nach Schiak zu kommen, daß sie mit der Ein-
leitung von Verhandlungen einverstanden sind, doch müsse
als Verhandlungsort Durazzo gewählt werden. Falls die
Abgesandten der Aufständischen nicht genügendes Ver-
trauen hätten, so mögen sie sich Mittwoch zu dem acht Kilo-
[Spaltenumbruch] meter östlich von der Durazzobucht gelegenen sogenaunten
Sassobianeo begeben, um mit einem Boot auf ein hier
liegendes Kriegsschiff gebracht zu werden, wo sich auch die
Vertreter der Großmächte zu den Verhandlungen einfin-
den werden.




Abermals bulgarisch-rumänische
Zwischenfälle.
KB. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Heute früh wurde ein rumänischer Posten von bul-
garischen
Soldaten angegriffen. Die Rumänen zogen
sich etwa 100 Meter auf eine Position zurück, von wo sie
das Feuer erwiderten, wobei dreibulgarische Sol-
daten
getötet wurden; ihre Leichen wurden in der Nähe
des rumänischen Postens aufgefunden.

Wie der "Minerva" aus Tur-
tukaja
gemeldet wird, wurde dortselbst durch Trom-
melschlag angekündigt, daß alle Reservisten und Beur-
laubten, die den Regimentern in Neu-Rumänien ange-
hören, sich ehestens den betreffenden Regimentern zu prä-
sentieren haben. um den Effektivstand derselben zu
verstärken. Die Urlaube der Offiziere wurden aufgehoben.
Gleichzeitig wurden alle Offiziere aufgefordert, sich bin-
nen 24 Stunden bei ihren betreffenden Regimentern zu
melden. Diese Meldung hat überall das größte Aufsehen
hervorgerufen. Der Uebergang von Rumänien nach Bul-
garien wurde auf das strengste untersagt, hingegen ist der
Eintritt in Rumänien absolut frei gelassen worden. Eine
Kompagnie des 36. Infanterieregimentes patrouilliert
Tag und Nacht längs der Grenze. -- Aus Rusciuk
wird dem "Universul" gemeldet: Gestern und heute sind
von hier mehrere Detachements des 3. und 5. bulgarischen
Infanterieregimentes wie auch des 9. Calara henregi-
mentes und eine Mitrailleusenabteilung an die Grenze
abgegangen. An ihrer Stelle sind in der Garnison Rus-
ciuk 2 Regimenter aus Schumla eingetroffen. Die
Stimmung unter der bulgarischen Bevölkerung der Grenz-
städte ist sehr erregt und täglich werden dort antirumä-
nische Versammlungen abgehalten. Es werden patriotische
Lieder gesungen und die Rufe ausgestoßen: "Wir wollen
den Krieg!" Für Donnerstag ist neuerdings eine große,
rumänienfeindliche Versammlung in Rusciuk einberufen
worden.




Ein magyarisches Vikariat in Sieben-
bürgen.

Es wird geplant, ein grie-
chisch-katholisches magyarisches Vikariat in Siebenbürgen
mit dem Sitze in Klausenburg oder Orsova zu kreieren,
wodurch über tausend Rumänen den rumänischen
Kirchen verloren gehen. Diese Meldung hat unter der ru-
mänischen Bevölkerung die größte Bestürzung hervorgeru-
fen. (Eigendepesche des Sonderkorrespondenten der Ru-
mänischen Telegraphenagentur.)




Amnestie für rumänische Deserteure.

Das rumänische Generalkonsulat
veröffentlicht in hiesigen Blättern das Dekret der Amnestie
für alle rumänischen Deserteure aus der Zeit der Balkan-
kriege.






[Spaltenumbruch]

Auch die verschiedenen Zeiten des Badens waren
sorgfältig zu beachten, denn die menschliche Natur hielt
man stets für abhängig von klimatischen Einflüssen. Im
Januar wurde kühl gebadet, im Februar dagegen warm
und auf den dritten Monat münzte man um 1475 folgen-
den Reimspruch:

Ich pin gehaissen der mertz,
Den pflug ich auff stertz.
In diesem mon laß chain blut,
Doch ist swais paden gut.

Für den Juni galt der originelle Merkvers:

Weil Hitz den Leib schwächt und weh tut:
Im Heumon bad nicht, behalt dein Blut.

Ueberhaupt "weilen das Baden der jungen Menschen
und Buben sommerszeit sehr ärgerlich und viel schlimbes
nach sich zieht", auch der Gesundheit nachteilig war, so
mied man es im Juni, Juli und August. Auch Schweine-
fleisch durfte in den heißen Tagen während der Wasser-
kuren nicht genossen werden, dagegen ist

Das Kalbfleisch gut und nähret wohl,
Billig der Bäder es essen soll,
Oon Wein; wenn aber der ist dabei,
So glaub, daß es ein gut Arznei sei. --

Bereits im 15. Jahrhundert kamen auch natürliche
Sprudelbäder in Aufnahme, die anfänglich "Gesund-
brunnen" hießen, auch wohl "Wildbäder", während später
die ähnlichen Bezeichnungen "Sauerbrunnen" und "Mi-
neralbrunnen" üblich wurden. Baden in der Schweiz,
Pyrmont, Schwalbach, Gastein, Karlsbad und Wildbad
waren die zuerst bevorzugten "Heilbäder", doch taten sich
immer mehr neue auf, wobei natürlich kräftig in die
werbende Lobposaune gestoßen wurde. So sang beispiels-
weise David Theodosius Lehmann vom Wiesenbad bei
Annaberg in Sachsen:

Nun will ich kürzlich zeigen die Gebrechen an,
Für welche man im Bad Hilfsmittel finden kann:
Wenn jemand an dem Haupt hätt üble Schwulst und
Beulen
Im Hals entzünd wird; es stirbt der Zähne Weh
[Spaltenumbruch] Der Schuppen Ungemach und all Unsauberkeit
Wird durch des Bronnen Kraft kuriert in kurzer Zeit.
Das wilde Augenweh, auch wolklichte Gesichte
Und rote Gerstenkorn, die werden bald zu Nichte.
Das Klingen in dem Ohr und Schwachheit im Gehör
Verschwindet vom Gebrauch des Wassers mehr und mehr.
Den Schuppen nimmt es weg und öffnet, wenn die Nase
Vom Schleim verstopfet ist und wenn der Nahrung
Straße
Im Hals entzündet wird, es stirbt der Zähne Weh
Und bringt, wenn fast verfault, das Zahnfleisch in die
Höh.

In dieser Tonart geht es weiter, bis alle damals bekann-
ten Uebel des Leibes namhaft gemacht worden sind, doch
fiel man schon damals auf eine solch plumpe Reklame
nicht rein, sondern dachte mit Melchior Sebitz (1647):
"Manchem, der Glück hat, dem gerath es, Andern aber
bekommt es wie dem Hund das Graß."

Es währte nach Aufmachung der zahlreichen Gesund-
brunnen nur einige Jahrzehnte, und es hatte sich bald
eine ansehnliche Reihe von ihnen zu förmlichen Weltkur-
orten herausgebildet, die Tummelplätze wurden für
Kranke, die Genesung suchten, sowie für Gesunde, die dem
Vergnügen nachjagten. Hier versammelten sich Leute aus
allen Ständen und Ländern, um ungestört den mannig-
fachen Reizen des Lasters frönen zu können. Es wurden
förmlich "Badefahrten" unternommen, lediglich nur des
Vergnügens wegen. Thomas Murner philosophiert:

Im Maien fahren wir gern Baden,
Schau, daß der Säckel sei geladen,
Denn das Bad syn natürlich Wirkung thut,
Daß Du dort verthuest Geld und Gut.

Eine alte Baderegel, die vielleicht heute noch Giltig-
keit hat, riet:




Wiltu ein Tag fröhlich sein? Geh ins Bad.
Wiltu ein Wochen fröhlich sein? Laß Adern.
Wiltu ein Monat fröhlich sein? Schlacht ein Schwein.
Wiltu ein Jahr fröhlich sein? Nimm ein jung Weib.

[Spaltenumbruch]

Von Schwalbach rühmte ein einheimischer Chronist:

Ach angenehmer Ort, ach Ort der vollen Freuden
Zu Dir sich junge Leut von Weitem auch bescheiden.
Heiraten da gestift, Gevatterschaften dort,
Viel neue Kundschaft macht, eh man zieht wieder fort,
Um Pferde spielt man, um Ringe und Pistolen,
Um Uhren und um Rohr, als hätt man es gestohlen.
Wirtschaften, Königsspiel, Ballett ohne Zahl,
Auch Komödie bei Großen überall.

Trifft das nicht auch für unsere heutigen Modebäder
zu, ja selbst für manche Kurbäder? "In fonte salus" (In
der Quelle das Heil) wird hier als tröstliche Inschrift
ebensowenig beachtet wie "Quisisana" (ital.: Hier genest
man). Wie liest man im Trinkraum des Solbades Sal-
zungen (Thüringen)?

Des Kehlkopfs Reinigung -- Wird hier erreicht;
Des Herzens Einigung -- Gelingt vielleicht.

Das ist heilsamer für "junge Leut" als Baden und
Gurgeln. Im Norderneyer Damenbade war zur Beruh[i-]
gung für den Fall der dort etwa fehlschlagenden Ehestis-
tungen der poetische Trost zu lesen:

Und bleibst Du sitzen, o Mägdelein,
Denk nicht, daß verfehlt Dein Leben.
Es geben nicht alle Trauben Wein --
Es muß auch Rosinen geben.
Das eine ist sicher und gewiß
-- Wie sollt es auch anders sein --
Es schmecken alle Rosinen süß,
Doch sauer mancher Wein.

Nun, wer sich immer einer Badekur unterziehen will,
der beherzige, was Goethe vor hundert Jahren -- im
Juli 1814 -- schrieb:

Beim Baden ist die erste Pflicht,
Daß man sich nicht den Kopf zerbricht,
Und daß man höchstens drauf studiere,
Wie man ein lustig Leben führe!



„Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 22. Juli 1914

[Spaltenumbruch]

freuen werden. Der Kaiſer trank auf die Geſund-
heit des Präſidenten
ſowie auf das Gedeihen
und den Ruhm Frankreichs.

Präſident Poincaree betonte in ſeiner Erwi-
derung,
er habe dem Kaiſer und Rußland den feier-
lichen Beweis der Gefühle bringen wollen, welche in den
Herzen aller Franzoſen unwandelbar bleiben.

Poincaree fährt fort:

„Gegründet auf Gemeinſamkeit der Intereſſen, ge-
weiht durch friedlichen Willen beider Regierungen und
geſtützt auf die Streitkräfte zu Waſſer und zu Land, welche
ſich daran gewöhnt haben zu fraterniſieren, ſowie geſtärkt
durch lange Erfahrung und vervollſtändigt durch koſtbare
Freundſchaften, hat die Allianz, zu welcher der berühmte
Kaiſer Alexander III. und der bedauernswerte Präſident
Carnot als erſte die Initiative ergriffen haben, immer-
während ſeit damals den Beweis ihrer wohltätigen Ak-
tion und ihrer unerſchütterlichen Feſtigkeit gegeben.“

Poincaree verſicherte, daß Frankreich ſtets in enger
Zuſammenarbeit mit ſeinen Alliierten ein Werk des
Friedens
und der Ziviliſation verfolgen wird.

Poincaree erhob ſein Glas zu Ehren des Kaiſers,
der Kaiſerin, der Kaiſerin mutter, des Groß-
fürſten-Thronfolgers und der ganzen kaiſerlichen
Familie und trank auf die Größe und die Wohlfahrt
Rußlands.

Ruſſiſche Preßſtimme.

Der „Rjetſch“ ſchreibt anläßlich
des Beſuches Poincarees beim Zaren: Man darf nicht
vergeſſen, daß der letzte Beſuch Poincarees als Miniſter-
präſident das Zeichen zu rieſigen Rüſtungen gab. Wenn
deren Laſten jetzt in Frankreich als drückend empfunden
werden, dann darf man ſich nicht wundern, daß auch
Rußland eine Erleichterung anſtrebt.




Neue ſerbiſche Lügen.

„Politika“, „Balkan“ und „Zvono“ veröffentlichen
heftige Angriffe gegen den öſterreichiſch-ungariſchen Ge-
ſandten Freiherrn v. Giesl.

„Mali Journal“ veröffentlicht einen Bericht, worin
es heißt, Prinzip ſei von einem öſterreichiſch-ungariſchen
Agenten zum Attentat angeſtiftet worden. In Wien ſage
man, der wahre Schuldige ſei nur in der öſterreichiſch-
ungariſchen Geſandtſchaft in Belgrad zu finden.

„Trgovinsky Glasnik“ meint, es wäre im Intereſſe
Serbiens und Oeſterreich-Ungarns, den Geiſteszuſtand
des öſterreichiſch-ungariſchen Legationsſekretärs v. Storck
zu überprüfen.

„Piemont“ veröffentlicht einen Bericht über die letz-
ten Manöver in Bosnien, worin behauptet wird, daß
dieſen die Annahme eines Krieges Oeſterreich-Ungarns
gegen Serbien zugrunde lag und daß ſie mit dem Er-
gebniſſe endeten, daß die öſterreichiſch-ungariſche Armee
ſich nur durch die eilige Flucht über die Donau rettete.

Ferner veröffentlicht das Blatt einen angeblichen
Bericht aus Agram, worin dargelegt wird, daß dort ſchon
die Schulkinder über die Einheit der Südſlaven unter-
richtet ſeien. Das Blatt führt diesbezügliche Schulaufſätze
und Gedichte an, worin die Serben zur Befreiung ihrer
unterdrückten Brüder aufgefordert werden.

Die „Samouprava“ veröffentlicht einen langen
[Spaltenumbruch] Artikel, deſſen Tendenz dahingeht, daß ſo, wie die Atten-
täter von Sarajevo bosniſche Landesangehörige ſeien,
auch die Schuld an der Nichtverhütung des Attentates
ausſchließlich die bosniſchen Behörden treffe und daß ſo-
mit das Attentat in Sarajevo heimiſchen Urſprunges
und nicht ein von auswärts importiertes Erzeugnis ſei.

Die „Stampa“ meldet, daß der Vizepräſident des
„Slovenski Jug“ Bozo Markovic nach Frankreich und
Belgien beurlaubt worden ſei.




Senſationelle Aufſchlüſſe über die groß-
ſerbiſche Bewegung.

Die Anklageſchrift im Prozeſſe
gegen die Attentäter auf den Banus Baron Skerlecz ent-
hält ſenſationelle Mitteilungen über die großſerbiſche Be-
wegung. Der Strafprozeß gegen die unter Anklage ge-
ſtellten Jakob Schäfer und Rudolf Hercigonja, die am
27. Juli in geheimer Verhandlung abgeurteilt werden,
dürfte einen ſehr intereſſanten Verlauf nehmen. Mit
Bezug auf Hercigonja heißt es in der Anklageſchrift:

„Rudolf Hercigonja hat im Jahre 1914, im Jänner,
Februar, März und April, wiederholt vor mehreren Zeu-
gen die Notwendigkeit einer Vereinigung Kroa-
tiens und Slavoniens durch Gewalt-
mittel mit Serbien
betont und erklärt, das Ter-
rain durch Attentate gegen einzelne hochgeſtellte Per-
ſönlichkeiten und gegen den Thronfolger Erz-
herzog Franz Ferdinand
vorzubereiten.“

An einer anderen Stelle heißt es: „Er erklärte, daß
Erzherzog Franz Ferdinand die Kroaten
haſſe,
unſer Feind ſei und dies Grund genug ſei, um
gegen ihn ein Attentat zu verüben, denn wenn er auf
den Thron gelangte, wird er abſolutiſtiſch regieren;
wenn auch die Attentate möglicherweiſe für den Augenblick
keine Wirkung hätten, ſo wird ſich doch das Publikum
an große Taten gewöhnen und im entſcheidenden Augen-
blick, wenn eventuell die ſerbiſche Armee nach
Kroatien
einbricht, muß es zum Aufſtand im
Lande
kommen.“ Schließlich ſagte Hercigonja: „Alle,
die dem Erwachen Kroatiens im Wege ſtehen, müſſen
ermordet werden. Wenn der Verbündete
Serbiens, die Armee Rußlands, nach
Oeſterreich kommt,
wird durch Attentate auf ent-
ſcheidende Faktoren die kroatiſche Nation erwachen, um
einzuſehen, daß ſie mit Serbien kulturell zu einer Nation
zuſammenſchmelzen muß. Die Mittel der Attentate ſind:
Revolver, vergiftete Dolche, Bomben uſw.“




Albanien.
Die Verhandlung der Aufſtändiſchen mit den Vertretern
der 6 Großmächte.

KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Die Vertreter der ſechs Großmächte erwiderten auf die
aus dem Rebellenlager eingelaugte Einladung zu Ver-
handlungen nach Schiak zu kommen, daß ſie mit der Ein-
leitung von Verhandlungen einverſtanden ſind, doch müſſe
als Verhandlungsort Durazzo gewählt werden. Falls die
Abgeſandten der Aufſtändiſchen nicht genügendes Ver-
trauen hätten, ſo mögen ſie ſich Mittwoch zu dem acht Kilo-
[Spaltenumbruch] meter öſtlich von der Durazzobucht gelegenen ſogenaunten
Saſſobianeo begeben, um mit einem Boot auf ein hier
liegendes Kriegsſchiff gebracht zu werden, wo ſich auch die
Vertreter der Großmächte zu den Verhandlungen einfin-
den werden.




Abermals bulgariſch-rumäniſche
Zwiſchenfälle.
KB. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Heute früh wurde ein rumäniſcher Poſten von bul-
gariſchen
Soldaten angegriffen. Die Rumänen zogen
ſich etwa 100 Meter auf eine Poſition zurück, von wo ſie
das Feuer erwiderten, wobei dreibulgariſche Sol-
daten
getötet wurden; ihre Leichen wurden in der Nähe
des rumäniſchen Poſtens aufgefunden.

Wie der „Minerva“ aus Tur-
tukaja
gemeldet wird, wurde dortſelbſt durch Trom-
melſchlag angekündigt, daß alle Reſerviſten und Beur-
laubten, die den Regimentern in Neu-Rumänien ange-
hören, ſich eheſtens den betreffenden Regimentern zu prä-
ſentieren haben. um den Effektivſtand derſelben zu
verſtärken. Die Urlaube der Offiziere wurden aufgehoben.
Gleichzeitig wurden alle Offiziere aufgefordert, ſich bin-
nen 24 Stunden bei ihren betreffenden Regimentern zu
melden. Dieſe Meldung hat überall das größte Aufſehen
hervorgerufen. Der Uebergang von Rumänien nach Bul-
garien wurde auf das ſtrengſte unterſagt, hingegen iſt der
Eintritt in Rumänien abſolut frei gelaſſen worden. Eine
Kompagnie des 36. Infanterieregimentes patrouilliert
Tag und Nacht längs der Grenze. — Aus Rusciuk
wird dem „Univerſul“ gemeldet: Geſtern und heute ſind
von hier mehrere Detachements des 3. und 5. bulgariſchen
Infanterieregimentes wie auch des 9. Calara henregi-
mentes und eine Mitrailleuſenabteilung an die Grenze
abgegangen. An ihrer Stelle ſind in der Garniſon Rus-
ciuk 2 Regimenter aus Schumla eingetroffen. Die
Stimmung unter der bulgariſchen Bevölkerung der Grenz-
ſtädte iſt ſehr erregt und täglich werden dort antirumä-
niſche Verſammlungen abgehalten. Es werden patriotiſche
Lieder geſungen und die Rufe ausgeſtoßen: „Wir wollen
den Krieg!“ Für Donnerstag iſt neuerdings eine große,
rumänienfeindliche Verſammlung in Rusciuk einberufen
worden.




Ein magyariſches Vikariat in Sieben-
bürgen.

Es wird geplant, ein grie-
chiſch-katholiſches magyariſches Vikariat in Siebenbürgen
mit dem Sitze in Klauſenburg oder Orſova zu kreieren,
wodurch über tauſend Rumänen den rumäniſchen
Kirchen verloren gehen. Dieſe Meldung hat unter der ru-
mäniſchen Bevölkerung die größte Beſtürzung hervorgeru-
fen. (Eigendepeſche des Sonderkorreſpondenten der Ru-
mäniſchen Telegraphenagentur.)




Amneſtie für rumäniſche Deſerteure.

Das rumäniſche Generalkonſulat
veröffentlicht in hieſigen Blättern das Dekret der Amneſtie
für alle rumäniſchen Deſerteure aus der Zeit der Balkan-
kriege.






[Spaltenumbruch]

Auch die verſchiedenen Zeiten des Badens waren
ſorgfältig zu beachten, denn die menſchliche Natur hielt
man ſtets für abhängig von klimatiſchen Einflüſſen. Im
Januar wurde kühl gebadet, im Februar dagegen warm
und auf den dritten Monat münzte man um 1475 folgen-
den Reimſpruch:

Ich pin gehaiſſen der mertz,
Den pflug ich auff ſtertz.
In dieſem mon laß chain blut,
Doch iſt ſwais paden gut.

Für den Juni galt der originelle Merkvers:

Weil Hitz den Leib ſchwächt und weh tut:
Im Heumon bad nicht, behalt dein Blut.

Ueberhaupt „weilen das Baden der jungen Menſchen
und Buben ſommerszeit ſehr ärgerlich und viel ſchlimbes
nach ſich zieht“, auch der Geſundheit nachteilig war, ſo
mied man es im Juni, Juli und Auguſt. Auch Schweine-
fleiſch durfte in den heißen Tagen während der Waſſer-
kuren nicht genoſſen werden, dagegen iſt

Das Kalbfleiſch gut und nähret wohl,
Billig der Bäder es eſſen ſoll,
Oon Wein; wenn aber der iſt dabei,
So glaub, daß es ein gut Arznei ſei. —

Bereits im 15. Jahrhundert kamen auch natürliche
Sprudelbäder in Aufnahme, die anfänglich „Geſund-
brunnen“ hießen, auch wohl „Wildbäder“, während ſpäter
die ähnlichen Bezeichnungen „Sauerbrunnen“ und „Mi-
neralbrunnen“ üblich wurden. Baden in der Schweiz,
Pyrmont, Schwalbach, Gaſtein, Karlsbad und Wildbad
waren die zuerſt bevorzugten „Heilbäder“, doch taten ſich
immer mehr neue auf, wobei natürlich kräftig in die
werbende Lobpoſaune geſtoßen wurde. So ſang beiſpiels-
weiſe David Theodoſius Lehmann vom Wieſenbad bei
Annaberg in Sachſen:

Nun will ich kürzlich zeigen die Gebrechen an,
Für welche man im Bad Hilfsmittel finden kann:
Wenn jemand an dem Haupt hätt üble Schwulſt und
Beulen
Im Hals entzünd wird; es ſtirbt der Zähne Weh
[Spaltenumbruch] Der Schuppen Ungemach und all Unſauberkeit
Wird durch des Bronnen Kraft kuriert in kurzer Zeit.
Das wilde Augenweh, auch wolklichte Geſichte
Und rote Gerſtenkorn, die werden bald zu Nichte.
Das Klingen in dem Ohr und Schwachheit im Gehör
Verſchwindet vom Gebrauch des Waſſers mehr und mehr.
Den Schuppen nimmt es weg und öffnet, wenn die Naſe
Vom Schleim verſtopfet iſt und wenn der Nahrung
Straße
Im Hals entzündet wird, es ſtirbt der Zähne Weh
Und bringt, wenn faſt verfault, das Zahnfleiſch in die
Höh.

In dieſer Tonart geht es weiter, bis alle damals bekann-
ten Uebel des Leibes namhaft gemacht worden ſind, doch
fiel man ſchon damals auf eine ſolch plumpe Reklame
nicht rein, ſondern dachte mit Melchior Sebitz (1647):
„Manchem, der Glück hat, dem gerath es, Andern aber
bekommt es wie dem Hund das Graß.“

Es währte nach Aufmachung der zahlreichen Geſund-
brunnen nur einige Jahrzehnte, und es hatte ſich bald
eine anſehnliche Reihe von ihnen zu förmlichen Weltkur-
orten herausgebildet, die Tummelplätze wurden für
Kranke, die Geneſung ſuchten, ſowie für Geſunde, die dem
Vergnügen nachjagten. Hier verſammelten ſich Leute aus
allen Ständen und Ländern, um ungeſtört den mannig-
fachen Reizen des Laſters frönen zu können. Es wurden
förmlich „Badefahrten“ unternommen, lediglich nur des
Vergnügens wegen. Thomas Murner philoſophiert:

Im Maien fahren wir gern Baden,
Schau, daß der Säckel ſei geladen,
Denn das Bad ſyn natürlich Wirkung thut,
Daß Du dort verthueſt Geld und Gut.

Eine alte Baderegel, die vielleicht heute noch Giltig-
keit hat, riet:




Wiltu ein Tag fröhlich ſein? Geh ins Bad.
Wiltu ein Wochen fröhlich ſein? Laß Adern.
Wiltu ein Monat fröhlich ſein? Schlacht ein Schwein.
Wiltu ein Jahr fröhlich ſein? Nimm ein jung Weib.

[Spaltenumbruch]

Von Schwalbach rühmte ein einheimiſcher Chroniſt:

Ach angenehmer Ort, ach Ort der vollen Freuden
Zu Dir ſich junge Leut von Weitem auch beſcheiden.
Heiraten da geſtift, Gevatterſchaften dort,
Viel neue Kundſchaft macht, eh man zieht wieder fort,
Um Pferde ſpielt man, um Ringe und Piſtolen,
Um Uhren und um Rohr, als hätt man es geſtohlen.
Wirtſchaften, Königsſpiel, Ballett ohne Zahl,
Auch Komödie bei Großen überall.

Trifft das nicht auch für unſere heutigen Modebäder
zu, ja ſelbſt für manche Kurbäder? „In fonte ſalus“ (In
der Quelle das Heil) wird hier als tröſtliche Inſchrift
ebenſowenig beachtet wie „Quiſiſana“ (ital.: Hier geneſt
man). Wie lieſt man im Trinkraum des Solbades Sal-
zungen (Thüringen)?

Des Kehlkopfs Reinigung — Wird hier erreicht;
Des Herzens Einigung — Gelingt vielleicht.

Das iſt heilſamer für „junge Leut“ als Baden und
Gurgeln. Im Norderneyer Damenbade war zur Beruh[i-]
gung für den Fall der dort etwa fehlſchlagenden Eheſtiſ-
tungen der poetiſche Troſt zu leſen:

Und bleibſt Du ſitzen, o Mägdelein,
Denk nicht, daß verfehlt Dein Leben.
Es geben nicht alle Trauben Wein —
Es muß auch Roſinen geben.
Das eine iſt ſicher und gewiß
— Wie ſollt es auch anders ſein —
Es ſchmecken alle Roſinen ſüß,
Doch ſauer mancher Wein.

Nun, wer ſich immer einer Badekur unterziehen will,
der beherzige, was Goethe vor hundert Jahren — im
Juli 1814 — ſchrieb:

Beim Baden iſt die erſte Pflicht,
Daß man ſich nicht den Kopf zerbricht,
Und daß man höchſtens drauf ſtudiere,
Wie man ein luſtig Leben führe!



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[2/0002] „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 22. Juli 1914 freuen werden. Der Kaiſer trank auf die Geſund- heit des Präſidenten ſowie auf das Gedeihen und den Ruhm Frankreichs. Präſident Poincaree betonte in ſeiner Erwi- derung, er habe dem Kaiſer und Rußland den feier- lichen Beweis der Gefühle bringen wollen, welche in den Herzen aller Franzoſen unwandelbar bleiben. Poincaree fährt fort: „Gegründet auf Gemeinſamkeit der Intereſſen, ge- weiht durch friedlichen Willen beider Regierungen und geſtützt auf die Streitkräfte zu Waſſer und zu Land, welche ſich daran gewöhnt haben zu fraterniſieren, ſowie geſtärkt durch lange Erfahrung und vervollſtändigt durch koſtbare Freundſchaften, hat die Allianz, zu welcher der berühmte Kaiſer Alexander III. und der bedauernswerte Präſident Carnot als erſte die Initiative ergriffen haben, immer- während ſeit damals den Beweis ihrer wohltätigen Ak- tion und ihrer unerſchütterlichen Feſtigkeit gegeben.“ Poincaree verſicherte, daß Frankreich ſtets in enger Zuſammenarbeit mit ſeinen Alliierten ein Werk des Friedens und der Ziviliſation verfolgen wird. Poincaree erhob ſein Glas zu Ehren des Kaiſers, der Kaiſerin, der Kaiſerin mutter, des Groß- fürſten-Thronfolgers und der ganzen kaiſerlichen Familie und trank auf die Größe und die Wohlfahrt Rußlands. Ruſſiſche Preßſtimme. Petersburg, 20. Juli. Der „Rjetſch“ ſchreibt anläßlich des Beſuches Poincarees beim Zaren: Man darf nicht vergeſſen, daß der letzte Beſuch Poincarees als Miniſter- präſident das Zeichen zu rieſigen Rüſtungen gab. Wenn deren Laſten jetzt in Frankreich als drückend empfunden werden, dann darf man ſich nicht wundern, daß auch Rußland eine Erleichterung anſtrebt. Neue ſerbiſche Lügen. „Politika“, „Balkan“ und „Zvono“ veröffentlichen heftige Angriffe gegen den öſterreichiſch-ungariſchen Ge- ſandten Freiherrn v. Giesl. „Mali Journal“ veröffentlicht einen Bericht, worin es heißt, Prinzip ſei von einem öſterreichiſch-ungariſchen Agenten zum Attentat angeſtiftet worden. In Wien ſage man, der wahre Schuldige ſei nur in der öſterreichiſch- ungariſchen Geſandtſchaft in Belgrad zu finden. „Trgovinsky Glasnik“ meint, es wäre im Intereſſe Serbiens und Oeſterreich-Ungarns, den Geiſteszuſtand des öſterreichiſch-ungariſchen Legationsſekretärs v. Storck zu überprüfen. „Piemont“ veröffentlicht einen Bericht über die letz- ten Manöver in Bosnien, worin behauptet wird, daß dieſen die Annahme eines Krieges Oeſterreich-Ungarns gegen Serbien zugrunde lag und daß ſie mit dem Er- gebniſſe endeten, daß die öſterreichiſch-ungariſche Armee ſich nur durch die eilige Flucht über die Donau rettete. Ferner veröffentlicht das Blatt einen angeblichen Bericht aus Agram, worin dargelegt wird, daß dort ſchon die Schulkinder über die Einheit der Südſlaven unter- richtet ſeien. Das Blatt führt diesbezügliche Schulaufſätze und Gedichte an, worin die Serben zur Befreiung ihrer unterdrückten Brüder aufgefordert werden. Die „Samouprava“ veröffentlicht einen langen Artikel, deſſen Tendenz dahingeht, daß ſo, wie die Atten- täter von Sarajevo bosniſche Landesangehörige ſeien, auch die Schuld an der Nichtverhütung des Attentates ausſchließlich die bosniſchen Behörden treffe und daß ſo- mit das Attentat in Sarajevo heimiſchen Urſprunges und nicht ein von auswärts importiertes Erzeugnis ſei. Die „Stampa“ meldet, daß der Vizepräſident des „Slovenski Jug“ Bozo Markovic nach Frankreich und Belgien beurlaubt worden ſei. Senſationelle Aufſchlüſſe über die groß- ſerbiſche Bewegung. Budapeſt, 20. Juli. Die Anklageſchrift im Prozeſſe gegen die Attentäter auf den Banus Baron Skerlecz ent- hält ſenſationelle Mitteilungen über die großſerbiſche Be- wegung. Der Strafprozeß gegen die unter Anklage ge- ſtellten Jakob Schäfer und Rudolf Hercigonja, die am 27. Juli in geheimer Verhandlung abgeurteilt werden, dürfte einen ſehr intereſſanten Verlauf nehmen. Mit Bezug auf Hercigonja heißt es in der Anklageſchrift: „Rudolf Hercigonja hat im Jahre 1914, im Jänner, Februar, März und April, wiederholt vor mehreren Zeu- gen die Notwendigkeit einer Vereinigung Kroa- tiens und Slavoniens durch Gewalt- mittel mit Serbien betont und erklärt, das Ter- rain durch Attentate gegen einzelne hochgeſtellte Per- ſönlichkeiten und gegen den Thronfolger Erz- herzog Franz Ferdinand vorzubereiten.“ An einer anderen Stelle heißt es: „Er erklärte, daß Erzherzog Franz Ferdinand die Kroaten haſſe, unſer Feind ſei und dies Grund genug ſei, um gegen ihn ein Attentat zu verüben, denn wenn er auf den Thron gelangte, wird er abſolutiſtiſch regieren; wenn auch die Attentate möglicherweiſe für den Augenblick keine Wirkung hätten, ſo wird ſich doch das Publikum an große Taten gewöhnen und im entſcheidenden Augen- blick, wenn eventuell die ſerbiſche Armee nach Kroatien einbricht, muß es zum Aufſtand im Lande kommen.“ Schließlich ſagte Hercigonja: „Alle, die dem Erwachen Kroatiens im Wege ſtehen, müſſen ermordet werden. Wenn der Verbündete Serbiens, die Armee Rußlands, nach Oeſterreich kommt, wird durch Attentate auf ent- ſcheidende Faktoren die kroatiſche Nation erwachen, um einzuſehen, daß ſie mit Serbien kulturell zu einer Nation zuſammenſchmelzen muß. Die Mittel der Attentate ſind: Revolver, vergiftete Dolche, Bomben uſw.“ Albanien. Die Verhandlung der Aufſtändiſchen mit den Vertretern der 6 Großmächte. KB. Durazzo, 20. Juli. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Vertreter der ſechs Großmächte erwiderten auf die aus dem Rebellenlager eingelaugte Einladung zu Ver- handlungen nach Schiak zu kommen, daß ſie mit der Ein- leitung von Verhandlungen einverſtanden ſind, doch müſſe als Verhandlungsort Durazzo gewählt werden. Falls die Abgeſandten der Aufſtändiſchen nicht genügendes Ver- trauen hätten, ſo mögen ſie ſich Mittwoch zu dem acht Kilo- meter öſtlich von der Durazzobucht gelegenen ſogenaunten Saſſobianeo begeben, um mit einem Boot auf ein hier liegendes Kriegsſchiff gebracht zu werden, wo ſich auch die Vertreter der Großmächte zu den Verhandlungen einfin- den werden. Abermals bulgariſch-rumäniſche Zwiſchenfälle. KB. Bukareſt, 20. Juli. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Heute früh wurde ein rumäniſcher Poſten von bul- gariſchen Soldaten angegriffen. Die Rumänen zogen ſich etwa 100 Meter auf eine Poſition zurück, von wo ſie das Feuer erwiderten, wobei dreibulgariſche Sol- daten getötet wurden; ihre Leichen wurden in der Nähe des rumäniſchen Poſtens aufgefunden. Bukareſt, 20. Juli. Wie der „Minerva“ aus Tur- tukaja gemeldet wird, wurde dortſelbſt durch Trom- melſchlag angekündigt, daß alle Reſerviſten und Beur- laubten, die den Regimentern in Neu-Rumänien ange- hören, ſich eheſtens den betreffenden Regimentern zu prä- ſentieren haben. um den Effektivſtand derſelben zu verſtärken. Die Urlaube der Offiziere wurden aufgehoben. Gleichzeitig wurden alle Offiziere aufgefordert, ſich bin- nen 24 Stunden bei ihren betreffenden Regimentern zu melden. Dieſe Meldung hat überall das größte Aufſehen hervorgerufen. Der Uebergang von Rumänien nach Bul- garien wurde auf das ſtrengſte unterſagt, hingegen iſt der Eintritt in Rumänien abſolut frei gelaſſen worden. Eine Kompagnie des 36. Infanterieregimentes patrouilliert Tag und Nacht längs der Grenze. — Aus Rusciuk wird dem „Univerſul“ gemeldet: Geſtern und heute ſind von hier mehrere Detachements des 3. und 5. bulgariſchen Infanterieregimentes wie auch des 9. Calara henregi- mentes und eine Mitrailleuſenabteilung an die Grenze abgegangen. An ihrer Stelle ſind in der Garniſon Rus- ciuk 2 Regimenter aus Schumla eingetroffen. Die Stimmung unter der bulgariſchen Bevölkerung der Grenz- ſtädte iſt ſehr erregt und täglich werden dort antirumä- niſche Verſammlungen abgehalten. Es werden patriotiſche Lieder geſungen und die Rufe ausgeſtoßen: „Wir wollen den Krieg!“ Für Donnerstag iſt neuerdings eine große, rumänienfeindliche Verſammlung in Rusciuk einberufen worden. Ein magyariſches Vikariat in Sieben- bürgen. Klauſenburg, 20. Juli. Es wird geplant, ein grie- chiſch-katholiſches magyariſches Vikariat in Siebenbürgen mit dem Sitze in Klauſenburg oder Orſova zu kreieren, wodurch über tauſend Rumänen den rumäniſchen Kirchen verloren gehen. Dieſe Meldung hat unter der ru- mäniſchen Bevölkerung die größte Beſtürzung hervorgeru- fen. (Eigendepeſche des Sonderkorreſpondenten der Ru- mäniſchen Telegraphenagentur.) Amneſtie für rumäniſche Deſerteure. Wien, 20. Juli. Das rumäniſche Generalkonſulat veröffentlicht in hieſigen Blättern das Dekret der Amneſtie für alle rumäniſchen Deſerteure aus der Zeit der Balkan- kriege. Auch die verſchiedenen Zeiten des Badens waren ſorgfältig zu beachten, denn die menſchliche Natur hielt man ſtets für abhängig von klimatiſchen Einflüſſen. Im Januar wurde kühl gebadet, im Februar dagegen warm und auf den dritten Monat münzte man um 1475 folgen- den Reimſpruch: Ich pin gehaiſſen der mertz, Den pflug ich auff ſtertz. In dieſem mon laß chain blut, Doch iſt ſwais paden gut. Für den Juni galt der originelle Merkvers: Weil Hitz den Leib ſchwächt und weh tut: Im Heumon bad nicht, behalt dein Blut. Ueberhaupt „weilen das Baden der jungen Menſchen und Buben ſommerszeit ſehr ärgerlich und viel ſchlimbes nach ſich zieht“, auch der Geſundheit nachteilig war, ſo mied man es im Juni, Juli und Auguſt. Auch Schweine- fleiſch durfte in den heißen Tagen während der Waſſer- kuren nicht genoſſen werden, dagegen iſt Das Kalbfleiſch gut und nähret wohl, Billig der Bäder es eſſen ſoll, Oon Wein; wenn aber der iſt dabei, So glaub, daß es ein gut Arznei ſei. — Bereits im 15. Jahrhundert kamen auch natürliche Sprudelbäder in Aufnahme, die anfänglich „Geſund- brunnen“ hießen, auch wohl „Wildbäder“, während ſpäter die ähnlichen Bezeichnungen „Sauerbrunnen“ und „Mi- neralbrunnen“ üblich wurden. Baden in der Schweiz, Pyrmont, Schwalbach, Gaſtein, Karlsbad und Wildbad waren die zuerſt bevorzugten „Heilbäder“, doch taten ſich immer mehr neue auf, wobei natürlich kräftig in die werbende Lobpoſaune geſtoßen wurde. So ſang beiſpiels- weiſe David Theodoſius Lehmann vom Wieſenbad bei Annaberg in Sachſen: Nun will ich kürzlich zeigen die Gebrechen an, Für welche man im Bad Hilfsmittel finden kann: Wenn jemand an dem Haupt hätt üble Schwulſt und Beulen Im Hals entzünd wird; es ſtirbt der Zähne Weh Der Schuppen Ungemach und all Unſauberkeit Wird durch des Bronnen Kraft kuriert in kurzer Zeit. Das wilde Augenweh, auch wolklichte Geſichte Und rote Gerſtenkorn, die werden bald zu Nichte. Das Klingen in dem Ohr und Schwachheit im Gehör Verſchwindet vom Gebrauch des Waſſers mehr und mehr. Den Schuppen nimmt es weg und öffnet, wenn die Naſe Vom Schleim verſtopfet iſt und wenn der Nahrung Straße Im Hals entzündet wird, es ſtirbt der Zähne Weh Und bringt, wenn faſt verfault, das Zahnfleiſch in die Höh. In dieſer Tonart geht es weiter, bis alle damals bekann- ten Uebel des Leibes namhaft gemacht worden ſind, doch fiel man ſchon damals auf eine ſolch plumpe Reklame nicht rein, ſondern dachte mit Melchior Sebitz (1647): „Manchem, der Glück hat, dem gerath es, Andern aber bekommt es wie dem Hund das Graß.“ Es währte nach Aufmachung der zahlreichen Geſund- brunnen nur einige Jahrzehnte, und es hatte ſich bald eine anſehnliche Reihe von ihnen zu förmlichen Weltkur- orten herausgebildet, die Tummelplätze wurden für Kranke, die Geneſung ſuchten, ſowie für Geſunde, die dem Vergnügen nachjagten. Hier verſammelten ſich Leute aus allen Ständen und Ländern, um ungeſtört den mannig- fachen Reizen des Laſters frönen zu können. Es wurden förmlich „Badefahrten“ unternommen, lediglich nur des Vergnügens wegen. Thomas Murner philoſophiert: Im Maien fahren wir gern Baden, Schau, daß der Säckel ſei geladen, Denn das Bad ſyn natürlich Wirkung thut, Daß Du dort verthueſt Geld und Gut. Eine alte Baderegel, die vielleicht heute noch Giltig- keit hat, riet: Wiltu ein Tag fröhlich ſein? Geh ins Bad. Wiltu ein Wochen fröhlich ſein? Laß Adern. Wiltu ein Monat fröhlich ſein? Schlacht ein Schwein. Wiltu ein Jahr fröhlich ſein? Nimm ein jung Weib. Von Schwalbach rühmte ein einheimiſcher Chroniſt: Ach angenehmer Ort, ach Ort der vollen Freuden Zu Dir ſich junge Leut von Weitem auch beſcheiden. Heiraten da geſtift, Gevatterſchaften dort, Viel neue Kundſchaft macht, eh man zieht wieder fort, Um Pferde ſpielt man, um Ringe und Piſtolen, Um Uhren und um Rohr, als hätt man es geſtohlen. Wirtſchaften, Königsſpiel, Ballett ohne Zahl, Auch Komödie bei Großen überall. Trifft das nicht auch für unſere heutigen Modebäder zu, ja ſelbſt für manche Kurbäder? „In fonte ſalus“ (In der Quelle das Heil) wird hier als tröſtliche Inſchrift ebenſowenig beachtet wie „Quiſiſana“ (ital.: Hier geneſt man). Wie lieſt man im Trinkraum des Solbades Sal- zungen (Thüringen)? Des Kehlkopfs Reinigung — Wird hier erreicht; Des Herzens Einigung — Gelingt vielleicht. Das iſt heilſamer für „junge Leut“ als Baden und Gurgeln. Im Norderneyer Damenbade war zur Beruhi- gung für den Fall der dort etwa fehlſchlagenden Eheſtiſ- tungen der poetiſche Troſt zu leſen: Und bleibſt Du ſitzen, o Mägdelein, Denk nicht, daß verfehlt Dein Leben. Es geben nicht alle Trauben Wein — Es muß auch Roſinen geben. Das eine iſt ſicher und gewiß — Wie ſollt es auch anders ſein — Es ſchmecken alle Roſinen ſüß, Doch ſauer mancher Wein. Nun, wer ſich immer einer Badekur unterziehen will, der beherzige, was Goethe vor hundert Jahren — im Juli 1814 — ſchrieb: Beim Baden iſt die erſte Pflicht, Daß man ſich nicht den Kopf zerbricht, Und daß man höchſtens drauf ſtudiere, Wie man ein luſtig Leben führe!

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 3502, Czernowitz, 22.07.1914, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer3502_1914/2>, abgerufen am 28.04.2024.