Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 3502, Czernowitz, 22.07.1914.22. Juli 1914. "Czernowitzer Allgemeine Zeitung" [Spaltenumbruch] Das Kriegsgericht von Smyrna, KB. Konstantinopel, 20. Juli. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Das Kriegsgericht von Smyrna ver- Bunte Chronik. Czernowitz, 21. Juli. Das Attentat auf den "Heiligen" Rasputin. Steckbrief auf Iliodor. Petersburg, 20. Juli. Der ehemalige Mönch Iliodor, Gleich nach dem Attentate auf Rasputin fiel der erste Russischer Kommentar zur Rasputin-Verehrung. Zum Attentat auf den "Starez" Grischa Rasputin "Aber Grigori Rasputin -- so sagt die Utro Rossii -- Das Moskauer Blatt weist dann auf das unwürdige "Die Worte "Verehrerin Rasputins" haben gegen- [Spaltenumbruch] Die Streikbewegung in Petersburg. KB. Petersburg, 20. Juli. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die Streikbewegung trat heute in besonderer Spionage. Köln, 20. Juli. Wiederum wurde ein Russe unter Budapest, 20. Juli. Die in Kronstadt erschei- Der Weltfriedenskongreß. Wien, 20. Juli. In den Tagen vom 15. bis 19. Sep- Furchtbares Gewitter über Konstan- tinopel. KB. Konstautinopel, 20. Juli. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Gestern ist hier ein Gewitter niedergegangen. Selbstmord eines Bankdirektors. KB. Großwardein, 20. Juli. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Der Generaldirektor der innerstädtischen Volks- Große Malversationen in einer Raiff- eisenkasse. Brünn, 20. Juli. "Lidove Noviny" melden aus Bos- Fünf Personen an Pilzvergiftung gestorben. Oppelin, 20. Juli. Die vier Kinder des Fleischer- Behördliche Schließung des Badener Spielkasinos. Baden, 20. Juli. Im Auftrage der hiesigen Bezirks- Ursache der Schließung dürfte der negative Erfolg Der Thronfolgerwechsel in Oesterreich-Ungarn bildet [Bei Neigung zu Schlaganfällen] muß [ - 1 Zeile fehlt] Galizische Chronik. Czernowitz, 21. Juli. Fluchtversuch des Postoffizials Wilezek. Krakau, 20. Juli. Die hiesige Gefangenhausverwal- Jagdunfall. Tarnopol, 20. Juli. Der Abiturient des hiesigen Lubien, 20. Juli. Erzherzog Leopold Salva- Saybusch, 20. Juli. Erzherzog Karl Albrecht Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 21. Juli. Gemeinderat. (Sitzung vom 18. Juli.) (Fortsetzung des Berichtes.) GR. Fleminger führt aus, daß die Majoritäts- Nach einigen tatsächlichen Berichtigungen der GR. 22. Juli 1914. „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ [Spaltenumbruch] Das Kriegsgericht von Smyrna, KB. Konſtantinopel, 20. Juli. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Das Kriegsgericht von Smyrna ver- Bunte Chronik. Czernowitz, 21. Juli. Das Attentat auf den „Heiligen“ Raſputin. Steckbrief auf Iliodor. Petersburg, 20. Juli. Der ehemalige Mönch Iliodor, Gleich nach dem Attentate auf Raſputin fiel der erſte Ruſſiſcher Kommentar zur Raſputin-Verehrung. Zum Attentat auf den „Starez“ Griſcha Raſputin „Aber Grigori Raſputin — ſo ſagt die Utro Roſſii — Das Moskauer Blatt weiſt dann auf das unwürdige „Die Worte „Verehrerin Raſputins“ haben gegen- [Spaltenumbruch] Die Streikbewegung in Petersburg. KB. Petersburg, 20. Juli. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Streikbewegung trat heute in beſonderer Spionage. Köln, 20. Juli. Wiederum wurde ein Ruſſe unter Budapeſt, 20. Juli. Die in Kronſtadt erſchei- Der Weltfriedenskongreß. Wien, 20. Juli. In den Tagen vom 15. bis 19. Sep- Furchtbares Gewitter über Konſtan- tinopel. KB. Konſtautinopel, 20. Juli. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Geſtern iſt hier ein Gewitter niedergegangen. Selbſtmord eines Bankdirektors. KB. Großwardein, 20. Juli. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der Generaldirektor der innerſtädtiſchen Volks- Große Malverſationen in einer Raiff- eiſenkaſſe. Brünn, 20. Juli. „Lidove Noviny“ melden aus Bos- Fünf Perſonen an Pilzvergiftung geſtorben. Oppelin, 20. Juli. Die vier Kinder des Fleiſcher- Behördliche Schließung des Badener Spielkaſinos. Baden, 20. Juli. Im Auftrage der hieſigen Bezirks- Urſache der Schließung dürfte der negative Erfolg Der Thronfolgerwechſel in Oeſterreich-Ungarn bildet [Bei Neigung zu Schlaganfällen] muß [ – 1 Zeile fehlt] Galiziſche Chronik. Czernowitz, 21. Juli. Fluchtverſuch des Poſtoffizials Wilezek. Krakau, 20. Juli. Die hieſige Gefangenhausverwal- Jagdunfall. Tarnopol, 20. Juli. Der Abiturient des hieſigen Lubien, 20. Juli. Erzherzog Leopold Salva- Saybuſch, 20. Juli. Erzherzog Karl Albrecht Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 21. Juli. Gemeinderat. (Sitzung vom 18. Juli.) (Fortſetzung des Berichtes.) GR. Fleminger führt aus, daß die Majoritäts- Nach einigen tatſächlichen Berichtigungen der GR. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">22. 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Der-<lb/> ſelbe, über den Artikel und Nachrichten regelmäßig in den<lb/> Spalten ausländiſcher Blätter erſcheinen und vor die<lb/> Augen des ruſſiſchen Leſers erſt ſorgfältig mit der un-<lb/> durchdringlichen Schwärze des Zenſors bedeckt gelangen.<lb/> Und das Gerücht von dem Mordverſuch auf dieſen Mann<lb/> durcheilt blitzartig ganz Rußland. Und die Tat einer<lb/> ſexuell Kranken wächſt zu einer allruſſiſchen brennenden<lb/> Tagesfrage heran.“</p><lb/> <p>Das Moskauer Blatt weiſt dann auf das unwürdige<lb/> Gebaren der ruſſiſchen haute volee nach Bekanntwerden<lb/> des Mordanſchlages hin. So ſei, wie der Pet. Kurjer be-<lb/> richtete, nach Eintreffen einer Eildepeſche über den Mord-<lb/> anſchlag auf Raſputin eine ſeiner Verehrerinnen aus der<lb/> vornehmen Welt, das Hoffräulein Ihrer Majeſtät Wyru-<lb/> bowa, ſofort nach Tjumen abgereiſt in Begleitung „vieler<lb/> hochgeſtellter Perſonen“ und des bekannten Chirurgen<lb/> Prof. Fedorow. Das ganze vornehme Petersburg belagere<lb/> den Telegraph, die ſibiriſche Magiſtrallinie ſei überlaſtet<lb/> und die Telegramme über den Geſundheitszuſtand des<lb/> „hochverehrten Starez“ träfen mit 24ſtündigen Verſpä-<lb/> tungen ein. Tjumen liege in Aſien, jenſeits des Ural, und<lb/> etwas Aſiatiſches habe dieſer vierzigjährige „Starez“ an<lb/> ſich, der von einer ganzen Armee von hyſteriſchen Ver-<lb/> chrerinnen umgeben ſei, die ihre Väter und Männer ver-<lb/> ließen und dem „verhimmelten Abgott“ folgten. Die vor-<lb/> nehmen Damen und Würdenträger, die ſich einen Abgott<lb/> aus dem ungebildeten, aber liſtigen ſibiriſchen Bauern<lb/> gemacht hätten und ihn als einen Mann eines „heiligen<lb/> Lebens“ bezeichneten, ſollten ſich ſchämen, denn die, wel-<lb/> chen die Kehrſeite ſeines „heiligen Lebens“ bekannt ſei,<lb/> bezeichneten ihn als „Vergewaltiger und Verführer von<lb/> Mädchen“.</p><lb/> <p>„Die Worte „Verehrerin Raſputins“ haben gegen-<lb/> wärtig eine ſo klar die Frau beſchimpfende Bedeutung<lb/> erhalten, daß man faktiſch nicht begreifen kann, wie ſich<lb/> noch Liebhaberinnen finden, öffentlich ein derartiges be-<lb/> ſchimpfendes Brandmal auf ſich zu nehmen wie den Ruf-<lb/> namen „Verehrerin Raſputins“ ... Schmerz und Ent-<lb/> ſetzen packt einen um dieſe Geſellſchaft, die die führende<lb/> Rolle in den Geſchicken des Landes ſpielt, und um dieſe<lb/> ſchlechte, gemeine Zeit, die wir alle notgedrungen durch-<lb/> leben müſſen. Schmerz, Entſetzen und das Gefühl der<lb/> Schmach erfüllt das ruſſiſche Herz. Es iſt eine Schande<lb/> für Rußland, für dies große Land, daß es an der Wende<lb/> des 20. Jahrhunderts ſtillſchweigend Zeuge eines die<lb/> Seele empörenden Kults ſein muß, der Errichtung eines<lb/> ſchamloſen Götzen durch die Spitzen der Geſellſchaft, eines<lb/> Götzen in der Geſtalt eines politiſchen Hochſtaplers und<lb/> eines ekelhaften Wüſtlings.“</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Streikbewegung in Petersburg.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 20. Juli.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Streikbewegung</hi> trat heute in beſonderer<lb/> Stärke auf, es ſtreiken <hi rendition="#b">über 75.000 Mann.</hi> Mehrere De-<lb/> monſtrationsverſuche wurden von der Polizei unterdrückt.<lb/> An einem Punkte der Stadt wurde die Polizei mit Stei-<lb/> nen beworfen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Spionage.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Köln,</hi> 20. Juli.</dateline> <p>Wiederum wurde ein Ruſſe unter<lb/> Spionageverdacht verhaftet, diesmal auf dem von Truppen<lb/> beſetzten Truppenübungsplatz in Friedrichsfelde, wo der<lb/> Ruſſe ſich an einen Unteroffizier heranmachte, um Auf-<lb/> ſchluß über gewiſſe militäriſche Fragen zu erhalten. Der<lb/> Unteroffizier benachrichtigte den Wachtmeiſter, der den<lb/> Verdächtigen feſtnehmen und ins Gefängnis abführen<lb/> ließ.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Budapeſt,</hi> 20. Juli.</dateline> <p>Die in <hi rendition="#g">Kronſtadt</hi> erſchei-<lb/> nende „Gazeta Tranſylvaniei“ ſchreibt“ Die Kronſtädter<lb/> Polizei hat, wahrſcheinlich auf höheren Befehl, ſeit einigen<lb/> Tagen begonnen, die Stadt von den rumäniſchen und ſer-<lb/> biſchen Deſerteuren zu ſäubern, die ſich in den letzten Jah-<lb/> ren in Kronſtadt niedergelaſſen haben. Die Zahl dieſer<lb/> Deſerteure, die ſich insbeſondere in der rumäniſchen Vor-<lb/> ſtadt niedergelaſſen haben, wo ſie ſich auch verheiratet<lb/> haben, beträgt ungefähr 250. In einigen Tagen werden<lb/> ſie Kronſtadt verlaſſen und ſich in magyariſchen Gegenden<lb/> niederlaſſen müſſen. Im Gegenfalle werden ſie aus dem<lb/> Lande ausgewieſen werden. Es unterliegt keinem Zweifel,<lb/> daß dieſe Maßregel mit der angeblichen Spionage Rumä-<lb/> niens und Serbiens in Ungarn in Verbindung ſteht.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Weltfriedenskongreß.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 20. Juli.</dateline> <p>In den Tagen vom 15. bis 19. Sep-<lb/> tember findet in Wien der <hi rendition="#aq">XXI.</hi> Weltfriedenkongreß ſtatt.<lb/> Die Stadt Wien wird in dieſer Zeit ein großes inter-<lb/> nationales Publikum zu Gaſt empfangen. Delegierte aus<lb/> allen fünf Erdteilen werden am Kongreß teilnehmen. Da<lb/> das Programm der Tagung durch die Publikationen in<lb/> den Tageszeitungen hinlänglich bekannt iſt, erübrigt ſich<lb/> bloß die Hervorhebung der Tatſache, daß eine Deputation<lb/> des Kongreſſes dem Kaiſer eine Adreſſe überreichen wird.<lb/> Der Empfang beim Kaiſer mag den Pazifiſten der gan-<lb/> zen Welt neuerdings für einen Beweis der zunehmenden<lb/> Anerkennung und des ſteigenden Einfluſſes des Welt-<lb/> friedensgedankens gelten.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jWeatherReports" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Furchtbares Gewitter über Konſtan-<lb/> tinopel.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Konſtautinopel,</hi> 20. Juli.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg.<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>Geſtern iſt hier ein <hi rendition="#g">Gewitter</hi> niedergegangen.<lb/> Die <hi rendition="#g">Moſchee</hi> in <hi rendition="#g">Stambul</hi> wurde durch einen <hi rendition="#g">Blitz<lb/> teilweiſe zerſtört.</hi> Die <hi rendition="#g">Telephonanlagen</hi><lb/> der <hi rendition="#g">Pforte</hi> ſind <hi rendition="#g">zerſtört.</hi> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Selbſtmord eines Bankdirektors.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Großwardein,</hi> 20. Juli.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. 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Polak wurde verhaftet.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fünf Perſonen an Pilzvergiftung<lb/> geſtorben.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Oppelin,</hi> 20. Juli.</dateline> <p>Die vier Kinder des Fleiſcher-<lb/> meiſters Bertzik, die zum Sommeraufenthalt mit ihrer<lb/> Erzieherin in Karlsruhe in Oberſchleſien weilten, er-<lb/> krankten nach dem Genuſſe von Pilzen, die ſie im Walde<lb/> gefunden hatten, und ſtarben bald darauf an den Folgen<lb/> der Pilzvergiftung.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Behördliche Schließung des Badener<lb/> Spielkaſinos.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Baden,</hi> 20. Juli.</dateline> <p>Im Auftrage der hieſigen Bezirks-<lb/> hauptmannſchaft wurde der Badener Spielkaſinoklub<lb/> unter Gendarmerieaſſiſtenz geſchloſſen. An die Türen wur-<lb/> den die Amtsſiegel angebracht und das geſamte Klubper-<lb/> ſonal mußte das Kaſinogebäude ſofort verlaſſen.</p><lb/> <p>Urſache der Schließung dürfte der negative Erfolg<lb/> einer Beſchwerde des Kaſinoklubs an das Miniſterium des<lb/> Innern gegen einen Statthaltereierlaß ſein, nach welchem<lb/> dem Klub eine Reihe von Spielen verboten wurde.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Thronfolgerwechſel in Oeſterreich-Ungarn</hi> </head> <p>bildet<lb/> den Gegenſtand des dieswöchentlichen Titelbildes von V.<lb/> Chiavacci’s „Wiener Bilder“, auf dem man das Porträt<lb/> des jugendlichen Erzherzog-Thronfolgers Karl Franz<lb/><cb/> Joſef nach der letzten, erſt vor einigen Tagen erfolgten<lb/> photographiſchen Aufnahme ſieht. Im Innern dieſes reich-<lb/> illuſtrierten Familienblattes findet man, nebſt einer<lb/> überaus gelungenen Aufnahme der Erzherzogin, ſämtliche<lb/> Ereigniſſe der letzten Woche in Wort und Bild getreulich<lb/> wiedergegeben, ſo: die große Touriſtenkataſtrophe auf dem<lb/> Großvenediger, der Raubmord an der 73jährigen Bettle-<lb/> rin Schmerz, die Vorgänge in Belgrad, die Geſandten v.<lb/> Hartwig und Baron Giesl, Miniſteraudienzen in Bad<lb/> Iſchl, Admiral Ripper, die neugewählten Rektoren der<lb/> Wiener Hochſchulen, der neue Präſident der Statiſtiſchen<lb/> Zentralkommiſſion, ein neuer Weltrekord im Dauerflug,<lb/> die Vorgänge in Albanien, ein goldenes Prieſterjubiläum,<lb/> Fahnenweihe des Turnvereines in Traiskirchen, vierzig-<lb/> jähriges Gründungsfeſt des Militär-Veteranen-Vereines<lb/> Neutitſchein, ein neues Kaiſerſtandbild in Debreczin, das<lb/> Rolletmuſeum in Baden, das Turnerbundfeſt in Lemberg,<lb/> Inſpizierungsreiſe des Erzherzogs Leopold Salvator, die<lb/> neue Lupusheilſtätte in Wien, der neue Rektor der Uni-<lb/> verſität Czernowitz, Bilder von der Akademieausſtellung<lb/> in Wien, Infanterietelegraphenkurs in Tulln, das<lb/> Schwimmen „Quer durch Wien“, vierzigjähriges Meiſter-<lb/> jubiläum des Genoſſenſchaftsvorſtehers der Friſeure, der<lb/> Jungwiener Dichter Oskar Pöffel, die Eröffnung des Pa-<lb/> namakanals, zahlreiche Sportbilder, Theaterbilder uſw.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p><hi rendition="#g">[Bei Neigung zu Schlaganfällen]</hi> muß<lb/> gewiſſenhaft auf die Erzielung ausgiebigen Stuhlganges<lb/> ohne Anſtrengung der Bauchpreſſe hingearbeitet werden.<lb/> Auf 1 Glas natürliches „Franz Joſef“-Bitterwaſſer, täg-<lb/> lich früh nüchtern genoſſen, erfolgt beſchwerdeloſe und ge-<lb/> nügende Darmentleerung, an die ſich ein behagliches Ge-<lb/> fühl der Erleichterung anzuſchließen pflegt. Profeſſor<lb/> v. Duſch hat in der Heidelberger Univerſitäts-Poliklinik<lb/> feſtgeſtellt, daß das Franz Joſefs-Bitterwaſſer, ohne un-<lb/> angenehme Nebenerſcheinungen hervorzurufen, mit gro-<lb/> ßer Sicherheit wirkt. Es iſt in Apotheken, Drogerien und<lb/> Mineralwaſſer-Handlungen erhältlich.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <div type="jAn" n="2"> <gap unit="lines" quantity="1"/> </div> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Galiziſche Chronik.</hi> </head><lb/> <dateline>Czernowitz, 21. Juli.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fluchtverſuch des Poſtoffizials<lb/> Wilezek.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Krakau,</hi> 20. Juli.</dateline> <p>Die hieſige Gefangenhausverwal-<lb/> tung kam dank der Anzeige mehrerer Zellengenoſſen des<lb/> verbrecheriſchen Poſtoffizials <hi rendition="#g">Wilczek</hi> einem Flucht-<lb/> plane desſelben auf die Spur und ordnete deſſen ſtrengſte<lb/> Ueberwachung an.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jagdunfall.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Tarnopol,</hi> 20. Juli.</dateline> <p>Der Abiturient des hieſigen<lb/> zweiten Staatsgymnaſiums, J. <hi rendition="#g">Nikiel</hi> wurde bei einem<lb/> Jagdausfluge nach Kropiwniki von einem ſeiner an der<lb/> Jagd teilnehmenden Kollegen infolge eines beklagenswer-<lb/> ten Irrtums erſchoſſen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Lubien,</hi> 20. Juli.</dateline> <p>Erzherzog <hi rendition="#g">Leopold Salva-<lb/> tor</hi> traf geſtern in Begleitung zweier Offiziere hier ein<lb/> und beſichtigte die hieſige Badeanſtalt, woſelbſt er auch ein<lb/> Bad nahm.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Saybuſch,</hi> 20. Juli.</dateline> <p>Erzherzog <hi rendition="#g">Karl Albrecht</hi><lb/> traf hier aus Wien ein.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Czernowitzer Angelegenheiten.</hi> </head><lb/> <dateline>Czernowitz, 21. Juli.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gemeinderat.<lb/> (Sitzung vom 18. 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Aus-<lb/> fälle müſſen eheſtens gedeckt werden. (GR. Dr. Mayer<lb/><hi rendition="#g">Ebner:</hi> „Die Tragfähigkeit der Bevölkerung muß nicht<lb/> geprüft werden?“) Redner erklärt ſchließlich für die gegen-<lb/> wärtige Zinshellervorlage zu ſtimmen.</p><lb/> <p>Nach einigen tatſächlichen Berichtigungen der GR.<lb/><hi rendition="#g">Oehlgießer, Wender</hi> und Dr. <hi rendition="#g">Straucher</hi> wird<lb/> zur Abſtimmung über die bezüglich des Zinshellergeſetzes<lb/> eingebrachten Anträge geſchritten. Es gelangten die An-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
22. Juli 1914. „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“
Das Kriegsgericht von Smyrna,
KB. Konſtantinopel, 20. Juli. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Das Kriegsgericht von Smyrna ver-
urteilte drei Muſelmanen zum Tode, darunter einen in
contumaciam wegen Ermordung eines Griechen und
deſſen Schwägerin ſowie wegen Verletzung von deſſen Frau
und Tochter in einer in der Ortſchaft Fitrek bei Smyrna
gelegenen Mühle. Auch der Grieche, welcher den Bürger-
meiſter von Seidiköj ermordet hatte, wurde zum
Tode verurteilt.
Bunte Chronik.
Czernowitz, 21. Juli.
Das Attentat auf den „Heiligen“
Raſputin.
Steckbrief auf Iliodor.
Petersburg, 20. Juli. Der ehemalige Mönch Iliodor,
der erbittertſte Feind Raſputins, iſt aus Maria Kanitzi
am Don geflohen. Seine Flucht ſoll mit dem Attentat auf
Raſputin im Zuſammenhang ſtehen. Iliodor wurde in der
letzten Woche ſcharf beobachtet. Der Flüchtling wird ſteck-
brieflich verfolgt.
Gleich nach dem Attentate auf Raſputin fiel der erſte
Verdacht der Urheberſchaft auf den ehemaligen Mönch
Iliodor, der die Guſſewa angeſtiftet haben ſoll, ſeinen
heftigſten Gegner aus dem Wege zu räumen.
Ruſſiſcher Kommentar zur Raſputin-Verehrung.
Zum Attentat auf den „Starez“ Griſcha Raſputin
liegt in dem Moskauer Blatte Utro Raſſii ein beachtens-
werter Artikel vor, in dem die Empörung über die ſcham-
loſe Art, in der dieſer Mädchenverführer gefeiert und ver-
herrlicht wird, in kraftvoller Weiſe zum Ausdruck kommt.
Treffend weiſt das Blatt darauf hin, daß, wenn dieſer
„Vergewaltiger und Mädchenverführer“ nicht der in der
ganzen Welt bekannte „Starez“ wäre, die Kunde von dem
Attentat auf ihn nicht über die Grenze ſeines Heimat-
dorfes gelangt wäre. Der Mordverſuch an dem Pokrow-
skiſchen Bauern wäre ein rein lokaler Geſprächsſtoff ge-
blieben.
„Aber Grigori Raſputin — ſo ſagt die Utro Roſſii —
iſt der berühmte Held unſerer Zeit des Niederganges. Er
iſt derſelbe machtvolle und einflußreiche „Starez“, mit dem
mitunter ſelbſt Miniſter rechnen müſſen, in deſſen Pe-
tersburger Empfangszimmer kriecheriſch, wie in der guten
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riſche Scharen von Würdenträgern und Damen der haute
volee, die Sucher einflußreicher Protektionen und Lieb-
haberinnen ſtarker Eindrücke dujourieren, derſelbe, von
dem von der Parlamentstribüne geſprochen wird. Der-
ſelbe, über den Artikel und Nachrichten regelmäßig in den
Spalten ausländiſcher Blätter erſcheinen und vor die
Augen des ruſſiſchen Leſers erſt ſorgfältig mit der un-
durchdringlichen Schwärze des Zenſors bedeckt gelangen.
Und das Gerücht von dem Mordverſuch auf dieſen Mann
durcheilt blitzartig ganz Rußland. Und die Tat einer
ſexuell Kranken wächſt zu einer allruſſiſchen brennenden
Tagesfrage heran.“
Das Moskauer Blatt weiſt dann auf das unwürdige
Gebaren der ruſſiſchen haute volee nach Bekanntwerden
des Mordanſchlages hin. So ſei, wie der Pet. Kurjer be-
richtete, nach Eintreffen einer Eildepeſche über den Mord-
anſchlag auf Raſputin eine ſeiner Verehrerinnen aus der
vornehmen Welt, das Hoffräulein Ihrer Majeſtät Wyru-
bowa, ſofort nach Tjumen abgereiſt in Begleitung „vieler
hochgeſtellter Perſonen“ und des bekannten Chirurgen
Prof. Fedorow. Das ganze vornehme Petersburg belagere
den Telegraph, die ſibiriſche Magiſtrallinie ſei überlaſtet
und die Telegramme über den Geſundheitszuſtand des
„hochverehrten Starez“ träfen mit 24ſtündigen Verſpä-
tungen ein. Tjumen liege in Aſien, jenſeits des Ural, und
etwas Aſiatiſches habe dieſer vierzigjährige „Starez“ an
ſich, der von einer ganzen Armee von hyſteriſchen Ver-
chrerinnen umgeben ſei, die ihre Väter und Männer ver-
ließen und dem „verhimmelten Abgott“ folgten. Die vor-
nehmen Damen und Würdenträger, die ſich einen Abgott
aus dem ungebildeten, aber liſtigen ſibiriſchen Bauern
gemacht hätten und ihn als einen Mann eines „heiligen
Lebens“ bezeichneten, ſollten ſich ſchämen, denn die, wel-
chen die Kehrſeite ſeines „heiligen Lebens“ bekannt ſei,
bezeichneten ihn als „Vergewaltiger und Verführer von
Mädchen“.
„Die Worte „Verehrerin Raſputins“ haben gegen-
wärtig eine ſo klar die Frau beſchimpfende Bedeutung
erhalten, daß man faktiſch nicht begreifen kann, wie ſich
noch Liebhaberinnen finden, öffentlich ein derartiges be-
ſchimpfendes Brandmal auf ſich zu nehmen wie den Ruf-
namen „Verehrerin Raſputins“ ... Schmerz und Ent-
ſetzen packt einen um dieſe Geſellſchaft, die die führende
Rolle in den Geſchicken des Landes ſpielt, und um dieſe
ſchlechte, gemeine Zeit, die wir alle notgedrungen durch-
leben müſſen. Schmerz, Entſetzen und das Gefühl der
Schmach erfüllt das ruſſiſche Herz. Es iſt eine Schande
für Rußland, für dies große Land, daß es an der Wende
des 20. Jahrhunderts ſtillſchweigend Zeuge eines die
Seele empörenden Kults ſein muß, der Errichtung eines
ſchamloſen Götzen durch die Spitzen der Geſellſchaft, eines
Götzen in der Geſtalt eines politiſchen Hochſtaplers und
eines ekelhaften Wüſtlings.“
Die Streikbewegung in Petersburg.
KB. Petersburg, 20. Juli. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Die Streikbewegung trat heute in beſonderer
Stärke auf, es ſtreiken über 75.000 Mann. Mehrere De-
monſtrationsverſuche wurden von der Polizei unterdrückt.
An einem Punkte der Stadt wurde die Polizei mit Stei-
nen beworfen.
Spionage.
Köln, 20. Juli. Wiederum wurde ein Ruſſe unter
Spionageverdacht verhaftet, diesmal auf dem von Truppen
beſetzten Truppenübungsplatz in Friedrichsfelde, wo der
Ruſſe ſich an einen Unteroffizier heranmachte, um Auf-
ſchluß über gewiſſe militäriſche Fragen zu erhalten. Der
Unteroffizier benachrichtigte den Wachtmeiſter, der den
Verdächtigen feſtnehmen und ins Gefängnis abführen
ließ.
Budapeſt, 20. Juli. Die in Kronſtadt erſchei-
nende „Gazeta Tranſylvaniei“ ſchreibt“ Die Kronſtädter
Polizei hat, wahrſcheinlich auf höheren Befehl, ſeit einigen
Tagen begonnen, die Stadt von den rumäniſchen und ſer-
biſchen Deſerteuren zu ſäubern, die ſich in den letzten Jah-
ren in Kronſtadt niedergelaſſen haben. Die Zahl dieſer
Deſerteure, die ſich insbeſondere in der rumäniſchen Vor-
ſtadt niedergelaſſen haben, wo ſie ſich auch verheiratet
haben, beträgt ungefähr 250. In einigen Tagen werden
ſie Kronſtadt verlaſſen und ſich in magyariſchen Gegenden
niederlaſſen müſſen. Im Gegenfalle werden ſie aus dem
Lande ausgewieſen werden. Es unterliegt keinem Zweifel,
daß dieſe Maßregel mit der angeblichen Spionage Rumä-
niens und Serbiens in Ungarn in Verbindung ſteht.
Der Weltfriedenskongreß.
Wien, 20. Juli. In den Tagen vom 15. bis 19. Sep-
tember findet in Wien der XXI. Weltfriedenkongreß ſtatt.
Die Stadt Wien wird in dieſer Zeit ein großes inter-
nationales Publikum zu Gaſt empfangen. Delegierte aus
allen fünf Erdteilen werden am Kongreß teilnehmen. Da
das Programm der Tagung durch die Publikationen in
den Tageszeitungen hinlänglich bekannt iſt, erübrigt ſich
bloß die Hervorhebung der Tatſache, daß eine Deputation
des Kongreſſes dem Kaiſer eine Adreſſe überreichen wird.
Der Empfang beim Kaiſer mag den Pazifiſten der gan-
zen Welt neuerdings für einen Beweis der zunehmenden
Anerkennung und des ſteigenden Einfluſſes des Welt-
friedensgedankens gelten.
Furchtbares Gewitter über Konſtan-
tinopel.
KB. Konſtautinopel, 20. Juli. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Geſtern iſt hier ein Gewitter niedergegangen.
Die Moſchee in Stambul wurde durch einen Blitz
teilweiſe zerſtört. Die Telephonanlagen
der Pforte ſind zerſtört.
Selbſtmord eines Bankdirektors.
KB. Großwardein, 20. Juli. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Der Generaldirektor der innerſtädtiſchen Volks-
bank, Groß, verübte infolge finanzieller Schwierig-
keiten Selbſtmord.
Große Malverſationen in einer Raiff-
eiſenkaſſe.
Brünn, 20. Juli. „Lidove Noviny“ melden aus Bos-
kowitz: In der Raiffeiſenkaſſe in Kunſtadt wurden große
Malverſationen entdeckt. Gleich in den erſten Tagen der
Reviſion wurde feſtgeſtellt, daß in dem Inſtitute 44.000
Kronen unterſchlagen wurden. Die Malverſationen ver-
übte der Kaſſier Polak, der ſich durch ſeine luxuriöſe
Lebensweiſe verdächtig machte. Polak wurde verhaftet.
Fünf Perſonen an Pilzvergiftung
geſtorben.
Oppelin, 20. Juli. Die vier Kinder des Fleiſcher-
meiſters Bertzik, die zum Sommeraufenthalt mit ihrer
Erzieherin in Karlsruhe in Oberſchleſien weilten, er-
krankten nach dem Genuſſe von Pilzen, die ſie im Walde
gefunden hatten, und ſtarben bald darauf an den Folgen
der Pilzvergiftung.
Behördliche Schließung des Badener
Spielkaſinos.
Baden, 20. Juli. Im Auftrage der hieſigen Bezirks-
hauptmannſchaft wurde der Badener Spielkaſinoklub
unter Gendarmerieaſſiſtenz geſchloſſen. An die Türen wur-
den die Amtsſiegel angebracht und das geſamte Klubper-
ſonal mußte das Kaſinogebäude ſofort verlaſſen.
Urſache der Schließung dürfte der negative Erfolg
einer Beſchwerde des Kaſinoklubs an das Miniſterium des
Innern gegen einen Statthaltereierlaß ſein, nach welchem
dem Klub eine Reihe von Spielen verboten wurde.
Der Thronfolgerwechſel in Oeſterreich-Ungarn bildet
den Gegenſtand des dieswöchentlichen Titelbildes von V.
Chiavacci’s „Wiener Bilder“, auf dem man das Porträt
des jugendlichen Erzherzog-Thronfolgers Karl Franz
Joſef nach der letzten, erſt vor einigen Tagen erfolgten
photographiſchen Aufnahme ſieht. Im Innern dieſes reich-
illuſtrierten Familienblattes findet man, nebſt einer
überaus gelungenen Aufnahme der Erzherzogin, ſämtliche
Ereigniſſe der letzten Woche in Wort und Bild getreulich
wiedergegeben, ſo: die große Touriſtenkataſtrophe auf dem
Großvenediger, der Raubmord an der 73jährigen Bettle-
rin Schmerz, die Vorgänge in Belgrad, die Geſandten v.
Hartwig und Baron Giesl, Miniſteraudienzen in Bad
Iſchl, Admiral Ripper, die neugewählten Rektoren der
Wiener Hochſchulen, der neue Präſident der Statiſtiſchen
Zentralkommiſſion, ein neuer Weltrekord im Dauerflug,
die Vorgänge in Albanien, ein goldenes Prieſterjubiläum,
Fahnenweihe des Turnvereines in Traiskirchen, vierzig-
jähriges Gründungsfeſt des Militär-Veteranen-Vereines
Neutitſchein, ein neues Kaiſerſtandbild in Debreczin, das
Rolletmuſeum in Baden, das Turnerbundfeſt in Lemberg,
Inſpizierungsreiſe des Erzherzogs Leopold Salvator, die
neue Lupusheilſtätte in Wien, der neue Rektor der Uni-
verſität Czernowitz, Bilder von der Akademieausſtellung
in Wien, Infanterietelegraphenkurs in Tulln, das
Schwimmen „Quer durch Wien“, vierzigjähriges Meiſter-
jubiläum des Genoſſenſchaftsvorſtehers der Friſeure, der
Jungwiener Dichter Oskar Pöffel, die Eröffnung des Pa-
namakanals, zahlreiche Sportbilder, Theaterbilder uſw.
[Bei Neigung zu Schlaganfällen] muß
gewiſſenhaft auf die Erzielung ausgiebigen Stuhlganges
ohne Anſtrengung der Bauchpreſſe hingearbeitet werden.
Auf 1 Glas natürliches „Franz Joſef“-Bitterwaſſer, täg-
lich früh nüchtern genoſſen, erfolgt beſchwerdeloſe und ge-
nügende Darmentleerung, an die ſich ein behagliches Ge-
fühl der Erleichterung anzuſchließen pflegt. Profeſſor
v. Duſch hat in der Heidelberger Univerſitäts-Poliklinik
feſtgeſtellt, daß das Franz Joſefs-Bitterwaſſer, ohne un-
angenehme Nebenerſcheinungen hervorzurufen, mit gro-
ßer Sicherheit wirkt. Es iſt in Apotheken, Drogerien und
Mineralwaſſer-Handlungen erhältlich.
_
Galiziſche Chronik.
Czernowitz, 21. Juli.
Fluchtverſuch des Poſtoffizials
Wilezek.
Krakau, 20. Juli. Die hieſige Gefangenhausverwal-
tung kam dank der Anzeige mehrerer Zellengenoſſen des
verbrecheriſchen Poſtoffizials Wilczek einem Flucht-
plane desſelben auf die Spur und ordnete deſſen ſtrengſte
Ueberwachung an.
Jagdunfall.
Tarnopol, 20. Juli. Der Abiturient des hieſigen
zweiten Staatsgymnaſiums, J. Nikiel wurde bei einem
Jagdausfluge nach Kropiwniki von einem ſeiner an der
Jagd teilnehmenden Kollegen infolge eines beklagenswer-
ten Irrtums erſchoſſen.
Lubien, 20. Juli. Erzherzog Leopold Salva-
tor traf geſtern in Begleitung zweier Offiziere hier ein
und beſichtigte die hieſige Badeanſtalt, woſelbſt er auch ein
Bad nahm.
Saybuſch, 20. Juli. Erzherzog Karl Albrecht
traf hier aus Wien ein.
Czernowitzer Angelegenheiten.
Czernowitz, 21. Juli.
Gemeinderat.
(Sitzung vom 18. Juli.)
(Fortſetzung des Berichtes.)
GR. Fleminger führt aus, daß die Majoritäts-
parteien des Gemeinderates die Bevölkerung mehr in
Schutz nehmen als die Oppoſition. Es ſei ein billiges Mit-
tel der Minorität, Anträge zu ſtellen und ſodann von der
Majorität die Beſchaffung der nötigen Summen zu ver-
langen. Die Ausgeſtaltung des Schulweſens, die Ver-
beſſerung der Lage der ſtädt. Beamten- und Lehrerſchaft
haben große Mehrauslagen erfordert. Letztere müſſen
natürlich bedeckt werden. Es ſei unrichtig, wenn man be-
hauptet, daß durch die Erhöhung des Zinshellers der
Hausbeſitz entwertet werde, tatſächlich trete dies ein,
wenn die Stadtgemeinde durch Anwachſen des Defizites
jeden Kredit einbüße. Es ſei das Grundprinzip einer
jeden guten Verwaltung, daß im Haushalte ein Einklang
zwiſchen Einnahmen und Ausgaben erzielt wird. Aus-
fälle müſſen eheſtens gedeckt werden. (GR. Dr. Mayer
Ebner: „Die Tragfähigkeit der Bevölkerung muß nicht
geprüft werden?“) Redner erklärt ſchließlich für die gegen-
wärtige Zinshellervorlage zu ſtimmen.
Nach einigen tatſächlichen Berichtigungen der GR.
Oehlgießer, Wender und Dr. Straucher wird
zur Abſtimmung über die bezüglich des Zinshellergeſetzes
eingebrachten Anträge geſchritten. Es gelangten die An-
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