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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 572, Czernowitz, 28.11.1905.

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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 28. November 1905.

[Spaltenumbruch] sind, verschwunden ist. (Stürmische Prositrufe). Ich glaube,
meine Herren, Sie alle haben Grund genug, den alten
Standpunkt zu verlassen. Es ist nichts daran, daß Juden
bekämpft, gemordet werden, daß ihnen das Leben so schwer
gemacht wird. Alle diese Dinge wie die jetzigen Vorfälle in
Rußland, so schrecklich sie sind, verlieren das Besondere, wenn
man bedenkt, daß dort überhaupt Anarchie herrscht, daß um
die Freiheit gekämpft wird und sogar der Zar bedroht wird.
Das Besondere liegt nun darin, daß es den Juden an
eigener Verteidigung fehlt, daß in diesem Kampfe viele, ohne
sich zu wehren, untergehen. Sie, meine Herren, aber wollen
einerseits Ihre Position als Juden aufrecht erhalten, anderer-
seits aber den Kampf! Denn wer den Kampf scheut, verdient
den Untergang, es ist schnöde, Leib und Leben zu erhalten
um diesen Preis. Weil ich weiß, daß Sie mit mir in
dieser Hinsicht vollauf übereinstimmen, so erhebe ich mein
Glas auf das Wohl der "Hasmonaea". (Lebhafter Beifall
folgte den Ausführungen.) A. H. Dr. Mayer Ebner be-
sprach hernach in längerer Rede die Ereignisse in Rußland
und diese Trauerrede, bewegten Herzens gesprochen, sie erfaßte
die Anwesenden mit tiefem Weh. Es war ein eigenartiger
Studentenkommers und es beschlich die Teilnehmer ein
banges Gefühl des Mitleides mit jenen hingemordeten
jüdischen Märtyrern, deren die Redner in so rührenden
Worten gedachten. Unter den zahlreichen Anwesenden bemerkte
man Univ.-Prof. Dr. Wojucki, Dr. Adler, Dr. Kellner,
Oberrabbiner Dr. Rosenfeld, den Präsidenten der
Advokatenkammer Dr. Heinrich Kiesler, Landtagsabg.
Wilhelm Tittinger, den Vizepräses der Kultusgemeinde
Luttinger, Gemeinde- und Kultusräte, Doktores und
Studenten.

Verschönerungsverein.

Die bis nun milde gewesene
Herbstwitterung hat es dem Vereine ermöglicht, die Arbeiten
im Schillerparke nächst dem neuen Stadttheater aufzunehmen.
Herr Rechnungsrat i. P., Heinrich Simader, welcher sich
mit wahrer Begeisterung in den Dienst des Direktoriums
gestellt hat, ist unermüdlich tätig, um die schönen Anlagen
ihrer Vollendung entgegenzuführen. Die Berglehne, welche
den Schillerpark bildet, wurde bereits eingefriedet, und die
beinahe 1500 Meter langen Promenadenwege erhalten
lebende Hecken aus Buchensetzlingen, welche die Güterdirek-
tion dem Vereine munifizenterweise gespendet hat. Verschließ-
bare Gittertore sind an sieben verschiedenen Punkten ange-
bracht und erleichtern den Zugang zu dem wahrhaft sehens-
würdigen Parke. Im künftigen Frühjahre wird mit der
Nachpflanzung begonnen werden. Herr Stadtgärtner Pio-
trowski,
der eigentliche Schöpfer der Anlage, hat zu
diesem Zwecke schon eine bedeutende Anzahl von Bäumen
und Sträuchern in Vorrat; auch Herr Gutsbesitzer Rosen-
stock
in Czernawka hat dem Vereine 200 Stück stärker eut-
wickelte Fichtenstämmchen zugesichert. Ein eigenes Komitee
unter Vorsitz des Obmannstellvertreters Dr. Goldenberg
bestehend aus den Herren Simader, Restel und Archi-
tekten Josef Schreiber, berät gegenwärtig über die Frage
der Errichtung einer Schillerwarte oder eines ähnlichen
Bauwerkes. Wahrscheinlich wird in der unteren Partie des
Parkes ein in architektonischer Hinsicht gefälliges Schutz-
haus aufgestellt werden, welches Räume zur Feilhaltung
von Erfrischungen und zu anderen praktischen Zwecken um-
fassen soll. Die geehrten Leser mögen aus der vorstehenden
Skizzierung ersehen, daß der Verein seit seinem Wiederer-
wachen im Jahre 1903 nicht mehr schläft, sondern seine
Aufgabe, die Landeshauptstadt in schönheitlicher Beziehung
zu heben, ernst und rastlos zu erfüllen trachtet. Umso
bedauerlicher ist es, daß bisher so wenig Männer und Frauen
demselben als Mitglieder angehören. Er zählt nämlich kaum
mehr als dreieinhalb Hundert Beitragender, während er auf
Tausend zu zählen berechtigt wäre. Selbst der hohe Buko-
winer Landtag hat ihm die so dringend erbetene Subvention
verweigert -- rasch und mit trockener Entschiedenheit. Es
geschieht zum zweiten Male, daher wird es sich die Vereins-
leitung überlegen, die Landesvertretung ein drittes Mal
überzeugen zu wollen, daß die Förderung evident nützlicher
Vereinsbestrebungen einen Teil ihres Wirkungskreises aus-
macht. Da verhalten sich Religionsfond, Gemeinderat und
Staatsverwaltung anders. Von der letzteren erhofft der
Verein die baldige Lösung der Frage der Freilegung des
Residenzplatzes durch Ankauf der Homiuka'schen Realität.
Freilich liegen die Akten schon ziemlich lange beim Kultus-
ministerium in Wien, aber es ist, dank der Befürwortung
seitens des Konsistoriums und der Landesregierung, mehr als
sicher, daß das Ministerium die vom Vereine gemeinsam
mit der Gesellschaft der Kunstfreunde energisch eingeleitete
Aktion nicht zum Scheitern bringen werde. Unsere Herren
Reichsratsabgeordneten, welche sich nun nach Wien
begaben, könnten sich der Sache vielleicht aus freien Stücken
annehmen.

Die Handels- und Gewerbetreibenden

von
Czernowitz und Umgebung werden aufmerksam gemacht, daß
der Vertreter der bekannten Verlagsfirma, C. Leuchs & Co.
in Nürnberg (Handels- und Gewerbeadreßbücher für alle
Länder der Erde) hier eingetroffen ist und die Eintragung
jeder Firma in den Band 19, Galizien und Bukowina,
der in den nächsten Monaten neu aufgelegt wird, voll-
ständig kostenfrei veranlaßt. Bezügliche Anfragen sind an
Herrn Rudolf Köhler, Czernowitz, Hotel Zentral zu richten.

Familiennachrichten.

Herr Isidor Tropper,
Kanzleigehilfe in Waszkoutz, hat sich mit Frl. Loti Schwitz
verlobt. -- Herr Bernhard Mehler in Karlsberg hat sich
mit Frl. Regina Juda, Tochter des Herrn Jankel Juda in
Sergie, verlobt.

Musikprüfung

Frl. Dora Lutwak hat am 24. d.
in Wien die Staatsprüfung für das Lehramt an Lehrerinnen-
bildungsanstalten in Klavierspiel, Musikgeschichte und Harmonie
vor der aus den Herren Landesschulinspektor Dr. Rellig,
Universitätsprofessor Dr. Guido Adler, Prof Weinwurm und
Prof. am Konservatorium Sturm zusammengesetzten Kommission
mit ausgezeichnetem Erfolge abgelegt.


[Spaltenumbruch]
Großer Brand.

Samstag, abends 5 Uhr brach in
dem dem Moses Schäfer gehörende Hause, Manasteriska
Nr. 467, durch Ueberheizung eines Ofens beim Austrocknen
einer verputzten Zimmerwand ein Brand aus, der nicht nur
das Schindeldach dieses Hauses, sondern auch das Dach des
nebenstehenden Pferdestalles und Heubodens des Fiakerhälters
Moritz Sokal einäscherte, so daß Schäfer einen Schaden
von zirka 5000 Kronen erleidet, dem nur eine Assekurranz-
summe von 1400 Kronen gegenübersteht. Der unter Leitung
des Kommandhnten Wiese arbeitenden städtischen Feuerwehr
gelang es, das Fronthaus des Schäfer, das nur einen Meter
vom brennenden Objekte entfernt stand, vor dem Brande zu
bewahren, dagegen konnten die oberwähnten Hofgebäude
wegen Wassermangel nicht gerettet werden und mußten die
Inwohner: Familie Klein, Koller und Nevaczek die
Delogierung vornehmen. Auch die freiwillige Feuerwehr war
unter ihren Hauptleuten Bodnar, Domczakiewicz und
Kottlar bei Bewältigung des Brandes tätig. Aus der
Erzherzog Rainer, Erzherzog Eugen und Erzherzog Albrecht-
Kaserne waren die Militär-Bereitschaften unter ihren Offizieren
den Leutnants, Turdzik, Koczinski und Benesch
erschienen sowie der Hauptmann Flecker der Garnisons-
Inspektion auch am Brandplatze anwesend war. Polizei-
inspektor Dr. Mironowici war mit einer starken Ab-
teilung Polizeimannschaft, sowie Dr. Samler mit dem
Rettungswagen am Brandplatze anwesend. Um 8 Uhr abends
konnte alles einrücken, jedoch mußte eine aus 2 Feuermännern
bestehende Brandwache, als auch eine aus drei Mann be-
stehende Polizeiwache die ganze Nacht hiedurch für eventuelle
sofortige Hilfe am Brandplatze verbleiben.




Rechtspflege.


Das Recht der Kritik.

Die Verhandlung gegen den Schauspieler Waldek
endete heute mit dem Freifpruch des Angeklagten. Der
Richter (Gerichtssekretär Dr. Gold) ging von der Anschauung
aus, daß den im Sprechzimmer der Redaktion gefallenen
Aeußerungen die Oeffentlichkeit fehle, während der Ankläger
das inkriminierte Schmähwort fälschlich auf sich bezogen
habe und die Verantwortung des Angeklagten, daß er mit
dem Worte "Schafskopf" sich selbst gemeint habe, glaub-
würdig erscheine. Der Vertreter des Anklägers Advokat
Dr. Philipp Menczel hatte zwar angeführt, es sei genügende
Satisfaktion für Alois Munk, wenn der Angeklagte vor
Gericht erkläre, er habe sich selbst so despektierlich tituliert;
diese läppische Art der Verteidigung sei aber eine starke
Zumutung an den Richter, viel schlimmer als diejenige, die
an den Kritiker gestellt wurde. Dennoch ging der Richter,
der dem Vertreter des Anklägers wiederholt ins Wort ge-
fallen war und bei Begründung des Urteils Herrn Waldek
eine Lobesarie sang, auf diese Zumutung ein und schloß aus
dem Umstande, daß das Wort "Schafskopf" ohne Artikel
gebraucht wurde, daß Herr Waldek sich selbst gemeint haben
müsse. Für Alois Munk wäre die Angelegenheit eigentlich
mit der Verteidigung des Herrn Waldek und der Begründung
durch den Richter abgeschlossen, wenn nicht prozessuale Gründe
dazu förmlich zwingen würden, das Urteil der Ueber-
prüfung durch die kompetente Instanz
zu
unterbreiten.

Ueber die Verhandlung liegt folgender Bericht vor: Der
Privatankläger Alois Munck sagt unter Eid als Zeuge
einvernommen konform der Anklage aus. Nach Schluß des
Beweisverfahrens ergreift der Vertreter des Privatanklägers
Advokat Dr. Philipp Menczel das Wort zu folgenden
Ausführungen:

"Auf Grund der Ergebnisse der Verhandlung beantrage
ich die strenge Bestrafung des Angeklagten. Was die zuerst
inkriminierten Aeußerungen Waldek's betrifft, so liegt schon
darin eine Beleidigung, daß das Verlangen gestellt
wurde, eine Kritik zu widerrufen. Es ist dies darum eine
beleidigende Zumutung, weil sie den Vorwurf involviert,
die erste Kritik sei ungerecht gewesen. In den
Worten: "Ich bin zum Aeußersten entschlossen", mußte
der Ankläger schon mit Rücksicht auf einen ähnlichen
Fall, der sich vor einigen Wochen in dieser Stadt ereignet
hat, eine Bedrohung mit Tätlichkeiten sehen. Bezüglich des
gefallenen Schmähwortes liegt für Herrn Munk schon darin
eine Satisfaktion, daß der Angeklagte hier vor Gericht er-
klärt, er habe sich selbst so tituliert." Hier unterbricht der
Richter in scharfem Tone den Vertreter des Anklägers und
droht, er werde ihm das Wort entziehen. Dr. Men-
czel
wiederholt: "Darin liegt schon eine genügende Satis-
faktion." Richter: "Ich bitte, nicht so laut zu sprechen,
denn ich fürchte mich nicht." Dr. Menczel: Sie
wissen es sehr genau, Herr Richter, daß ich mich auch
nicht fürchte.
(Fortfahrend): Es ist aber jedenfalls eine
starke Zumutung an den Richter, diese läppische Art
der Verantwortung zu akzeptieren. Es widerspricht doch aller
Vernunft, daß Herr Waldek, der in großer Erregung das
Sprechzimmer verlassen hatte, im Vorzimmer vor dem Spiegel
eine Komödie aufgeführt und einen Monolog mit den
Worten: "Ich Schafskopf" begonnen haben soll. Es ist viel-
mehr durch die Zeugenaussagen und durch die Situation ge-
nügend dargetan, daß der Angeklagte eine Schmähung des
Anklägers beabsichtigte. Der Antrag auf Bestrafung ist daher
begründet, und mit Rücksicht auf die unerhört provokante
Art dieses Vorgehens eine Arreststrafe am Platze.


[Spaltenumbruch]

Der Verteidiger Advokat Dr. Oberländer bestreitet
teils die Oeffentlichkeit, teils die beleidigende Absicht. Der
Prozeß sei nur zu Sensationszwecken angestrengt
worden. (Der Ausdruck wird vom Richter nicht zurückge-
wiesen. Anmerkung des Berichterstatters.) Was das Wort
"Schafskopf" betreffe, so habe der Angeklagte nur sich selbst
gemeint, indem er sich Vorwürfe gemacht habe, daß er einen
so unbesonnenen Schritt unternommen habe. Es sei ihm
fernegelegen, gegenüber einem Redakteur, dessen
geistige Arbeit Respekt verdiene, eine solche
Flegelei
anzuwenden. Sollte in der Erregung doch eine
Injurie gefallen sein, so bitte er um eine milde Strafe.

Der Vertreter des Privatanklägers Dr. Menczel
führt kurz aus, daß er über den Vorwurf, der Prozeß sei
zu Sensationszwecken angestrengt worden, mit jenem
Stillschweigen hinweggehe, das alles sage.
Richter:
"Ich werde besonders Ihnen gegenüber von den
Rechten der Strafprozeßordnung Gebrauch machen." Doktor
Menczel: "Ich bitte nur Gebrauch zu machen. Warum
übrigens besonders mir gegenüber?" "Richter:" "Das werde
ich Ihnen unter vier Augen sagen." Dr. Menczel:
"Also gut, ich warte, bis wir unter vier Augen sind."
Dr. Menczel faßt schließlich die Resultate der Verhandlung
zusammen und gelangt zu dem Resultate, daß die Bestrafung
im Gesetze und in der Sachlage vollständig begründet sei.

Der Richter verkündet hierauf den Freispruch.
In der Begründung bezeichnet er die Ausführungen des
Verteidigers als völlig zutreffend. Die Verteidigung möge
im Freispruche eine Genugtuung für die verwerfliche Polemik
des Vertreters des Privatanklägers betrachten. Dr. Menczel
meldet die Berufung an und sagt: "Da ich vor dem
Verteidiger gesprochen habe, konnte ich mit dem Worte
"läppisch" nicht ihn gemeint haben, sondern die Verteidigungs-
art des Herrn Waldek. Sollte dieser sich hiedurch in seiner
Ehre gekränkt fühlen, so stehe ich ihm zur Verfügung. Sie,
Herr Richter, aber fordere ich auf, das Wort "verwerflich"
zu widerrufen." Gerichtssekretär Dr. Gold: "Ich wider-
rufe."




Theater, Kunst und Literatur.


Pufferl.

(Operette von J. Schnitzer und S. Schlesinger,
Musik von Edmund Eysler.)

Pufferl (Hr. Schwab) ist ein Haarkünstler, der zur
Zeit des Wiener Kongresses eine Art politischer Frisierstube
auf dem Graben innehatte. Während er mit dem Rasier-
messer und der Brennscheere hantierte, mußten die vielen
Fremden von Distinktion, die damals Wien bevölkerten, die
Kongreßgeheimnisse ausplaudern, und manche Hof- und
Staatsaktion nahm unter Pufferls geschickten Händen ihren
Anfang. Doch der Titelheld ist nicht die Hauptperson der
neuen Operette Eyslers, sondern eine Komtesse Rottek (Fran
Milton), der es Spaß macht, bei Wiener Bänkelsängern
als "resche Poldi" aufzutreten und somit bald als Komtesse,
bald als Soubrette zu erscheinen. Der Fürst von Limenau
(Herr Fruhwirth), dem auf dem Kongresse sein Ländchen
abgenommen werden soll, vergasst sich in die angebliche
Volkssängerin und verliert durch die Liebschaft mit einer
vermeintlich unebenbürtigen Person den Anspruch auf den
Thron seines Vaters. Da aber die Poldi die Maske fallen
läßt, wird ihr die Krone von Limenan aufs Haupt gesetzt.
Das Milieu, in dem die neue Operette spielt, ist nicht un-
interessant, leider lassen die Textdichter Witz und Erfindungs-
gabe vermissen. Sie vertrauten vielmehr Alexander Girardi,
dessen unverwüstliche Komik ihrer Arbeit zu einem Erfolge
verhalf, der sich in Wien in einer großen Zahl von Aufführungen
äußerte, in der Provinz und in Deutschland hingegen zumeist aus-
blieb. Ueber die Musik Eyslers wird nicht viel zu sagen,
vielmehr eine Anekdote zu erzählen sein: Als das Theater
an der Wien die Aufführung von "Pufferl" vorbereitete
und Eysler die Mitwirkenden zum erstenmale mit der
Musik vertraut machen sollte, wurde er vom Kapellmeister
mit folgenden Worten eingeführt: "Meine Damen und
Herren, hier ist Herr Eysler, ein neuer Bekannter.
Wenn Sie seine Musik gehört haben werden, wird er für
Sie ein alter Bekannter sein." Die Musik von
Pufferl besteht in der Tat aus "alten Bekannten". Heurigen-
musik, mit operettenhaftem Aufputz, einiges recht gefällig
instrumentiert, das Meiste "schieberisch auf Sechse". Bei uns
zündete bloß das flotte Marschlied im ersten Akte: "Ein fesches
Du und Du" und das Marschduett des zweiten Aktes. Das
"Kirschenlied", in Wien ein Schlager, fiel ab, vielleicht weil Herr
Schwab nicht das nötige Quantum "G'fühl" aufbrachte.
Das hübsche Duett "Wenn man nur ein bisserl gern sich hat"
hätte eine freundlichere Aufnahme verdient; allerdings ver-
fügt weder Herr Bartl, noch Fr. Pichler über genügende
Stimmittel. Die Regie war im Großen und Ganzen zufrieden-
stellend, bloß das Szenenbild des zweiten Aktes müßte ein
wenig erweitert werden, da stellenweise vorn an der Rampe
ein beängstigendes Gedränge herrschte. Herr Schwab spielte
den Pufferl mit dem ihm eigenen agilen Humor, der Leben
auf die Szene bringt. Den Mittelpunkt bildete wieder Fr.
Milton, als "resche Poldi" forsch und graziös, gesanglich

Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 28. November 1905.

[Spaltenumbruch] ſind, verſchwunden iſt. (Stürmiſche Proſitrufe). Ich glaube,
meine Herren, Sie alle haben Grund genug, den alten
Standpunkt zu verlaſſen. Es iſt nichts daran, daß Juden
bekämpft, gemordet werden, daß ihnen das Leben ſo ſchwer
gemacht wird. Alle dieſe Dinge wie die jetzigen Vorfälle in
Rußland, ſo ſchrecklich ſie ſind, verlieren das Beſondere, wenn
man bedenkt, daß dort überhaupt Anarchie herrſcht, daß um
die Freiheit gekämpft wird und ſogar der Zar bedroht wird.
Das Beſondere liegt nun darin, daß es den Juden an
eigener Verteidigung fehlt, daß in dieſem Kampfe viele, ohne
ſich zu wehren, untergehen. Sie, meine Herren, aber wollen
einerſeits Ihre Poſition als Juden aufrecht erhalten, anderer-
ſeits aber den Kampf! Denn wer den Kampf ſcheut, verdient
den Untergang, es iſt ſchnöde, Leib und Leben zu erhalten
um dieſen Preis. Weil ich weiß, daß Sie mit mir in
dieſer Hinſicht vollauf übereinſtimmen, ſo erhebe ich mein
Glas auf das Wohl der „Hasmonaea“. (Lebhafter Beifall
folgte den Ausführungen.) A. H. Dr. Mayer Ebner be-
ſprach hernach in längerer Rede die Ereigniſſe in Rußland
und dieſe Trauerrede, bewegten Herzens geſprochen, ſie erfaßte
die Anweſenden mit tiefem Weh. Es war ein eigenartiger
Studentenkommers und es beſchlich die Teilnehmer ein
banges Gefühl des Mitleides mit jenen hingemordeten
jüdiſchen Märtyrern, deren die Redner in ſo rührenden
Worten gedachten. Unter den zahlreichen Anweſenden bemerkte
man Univ.-Prof. Dr. Wojucki, Dr. Adler, Dr. Kellner,
Oberrabbiner Dr. Roſenfeld, den Präſidenten der
Advokatenkammer Dr. Heinrich Kiesler, Landtagsabg.
Wilhelm Tittinger, den Vizepräſes der Kultusgemeinde
Luttinger, Gemeinde- und Kultusräte, Doktores und
Studenten.

Verſchönerungsverein.

Die bis nun milde geweſene
Herbſtwitterung hat es dem Vereine ermöglicht, die Arbeiten
im Schillerparke nächſt dem neuen Stadttheater aufzunehmen.
Herr Rechnungsrat i. P., Heinrich Simader, welcher ſich
mit wahrer Begeiſterung in den Dienſt des Direktoriums
geſtellt hat, iſt unermüdlich tätig, um die ſchönen Anlagen
ihrer Vollendung entgegenzuführen. Die Berglehne, welche
den Schillerpark bildet, wurde bereits eingefriedet, und die
beinahe 1500 Meter langen Promenadenwege erhalten
lebende Hecken aus Buchenſetzlingen, welche die Güterdirek-
tion dem Vereine munifizenterweiſe geſpendet hat. Verſchließ-
bare Gittertore ſind an ſieben verſchiedenen Punkten ange-
bracht und erleichtern den Zugang zu dem wahrhaft ſehens-
würdigen Parke. Im künftigen Frühjahre wird mit der
Nachpflanzung begonnen werden. Herr Stadtgärtner Pio-
trowski,
der eigentliche Schöpfer der Anlage, hat zu
dieſem Zwecke ſchon eine bedeutende Anzahl von Bäumen
und Sträuchern in Vorrat; auch Herr Gutsbeſitzer Roſen-
ſtock
in Czernawka hat dem Vereine 200 Stück ſtärker eut-
wickelte Fichtenſtämmchen zugeſichert. Ein eigenes Komitee
unter Vorſitz des Obmannſtellvertreters Dr. Goldenberg
beſtehend aus den Herren Simader, Reſtel und Archi-
tekten Joſef Schreiber, berät gegenwärtig über die Frage
der Errichtung einer Schillerwarte oder eines ähnlichen
Bauwerkes. Wahrſcheinlich wird in der unteren Partie des
Parkes ein in architektoniſcher Hinſicht gefälliges Schutz-
haus aufgeſtellt werden, welches Räume zur Feilhaltung
von Erfriſchungen und zu anderen praktiſchen Zwecken um-
faſſen ſoll. Die geehrten Leſer mögen aus der vorſtehenden
Skizzierung erſehen, daß der Verein ſeit ſeinem Wiederer-
wachen im Jahre 1903 nicht mehr ſchläft, ſondern ſeine
Aufgabe, die Landeshauptſtadt in ſchönheitlicher Beziehung
zu heben, ernſt und raſtlos zu erfüllen trachtet. Umſo
bedauerlicher iſt es, daß bisher ſo wenig Männer und Frauen
demſelben als Mitglieder angehören. Er zählt nämlich kaum
mehr als dreieinhalb Hundert Beitragender, während er auf
Tauſend zu zählen berechtigt wäre. Selbſt der hohe Buko-
winer Landtag hat ihm die ſo dringend erbetene Subvention
verweigert — raſch und mit trockener Entſchiedenheit. Es
geſchieht zum zweiten Male, daher wird es ſich die Vereins-
leitung überlegen, die Landesvertretung ein drittes Mal
überzeugen zu wollen, daß die Förderung evident nützlicher
Vereinsbeſtrebungen einen Teil ihres Wirkungskreiſes aus-
macht. Da verhalten ſich Religionsfond, Gemeinderat und
Staatsverwaltung anders. Von der letzteren erhofft der
Verein die baldige Löſung der Frage der Freilegung des
Reſidenzplatzes durch Ankauf der Homiuka’ſchen Realität.
Freilich liegen die Akten ſchon ziemlich lange beim Kultus-
miniſterium in Wien, aber es iſt, dank der Befürwortung
ſeitens des Konſiſtoriums und der Landesregierung, mehr als
ſicher, daß das Miniſterium die vom Vereine gemeinſam
mit der Geſellſchaft der Kunſtfreunde energiſch eingeleitete
Aktion nicht zum Scheitern bringen werde. Unſere Herren
Reichsratsabgeordneten, welche ſich nun nach Wien
begaben, könnten ſich der Sache vielleicht aus freien Stücken
annehmen.

Die Handels- und Gewerbetreibenden

von
Czernowitz und Umgebung werden aufmerkſam gemacht, daß
der Vertreter der bekannten Verlagsfirma, C. Leuchs & Co.
in Nürnberg (Handels- und Gewerbeadreßbücher für alle
Länder der Erde) hier eingetroffen iſt und die Eintragung
jeder Firma in den Band 19, Galizien und Bukowina,
der in den nächſten Monaten neu aufgelegt wird, voll-
ſtändig koſtenfrei veranlaßt. Bezügliche Anfragen ſind an
Herrn Rudolf Köhler, Czernowitz, Hotel Zentral zu richten.

Familiennachrichten.

Herr Iſidor Tropper,
Kanzleigehilfe in Waszkoutz, hat ſich mit Frl. Loti Schwitz
verlobt. — Herr Bernhard Mehler in Karlsberg hat ſich
mit Frl. Regina Juda, Tochter des Herrn Jankel Juda in
Sergie, verlobt.

Muſikprüfung

Frl. Dora Lutwak hat am 24. d.
in Wien die Staatsprüfung für das Lehramt an Lehrerinnen-
bildungsanſtalten in Klavierſpiel, Muſikgeſchichte und Harmonie
vor der aus den Herren Landesſchulinſpektor Dr. Rellig,
Univerſitätsprofeſſor Dr. Guido Adler, Prof Weinwurm und
Prof. am Konſervatorium Sturm zuſammengeſetzten Kommiſſion
mit ausgezeichnetem Erfolge abgelegt.


[Spaltenumbruch]
Großer Brand.

Samſtag, abends 5 Uhr brach in
dem dem Moſes Schäfer gehörende Hauſe, Manaſteriska
Nr. 467, durch Ueberheizung eines Ofens beim Austrocknen
einer verputzten Zimmerwand ein Brand aus, der nicht nur
das Schindeldach dieſes Hauſes, ſondern auch das Dach des
nebenſtehenden Pferdeſtalles und Heubodens des Fiakerhälters
Moritz Sokal einäſcherte, ſo daß Schäfer einen Schaden
von zirka 5000 Kronen erleidet, dem nur eine Aſſekurranz-
ſumme von 1400 Kronen gegenüberſteht. Der unter Leitung
des Kommandhnten Wieſe arbeitenden ſtädtiſchen Feuerwehr
gelang es, das Fronthaus des Schäfer, das nur einen Meter
vom brennenden Objekte entfernt ſtand, vor dem Brande zu
bewahren, dagegen konnten die oberwähnten Hofgebäude
wegen Waſſermangel nicht gerettet werden und mußten die
Inwohner: Familie Klein, Koller und Nevaczek die
Delogierung vornehmen. Auch die freiwillige Feuerwehr war
unter ihren Hauptleuten Bodnar, Domczakiewicz und
Kottlar bei Bewältigung des Brandes tätig. Aus der
Erzherzog Rainer, Erzherzog Eugen und Erzherzog Albrecht-
Kaſerne waren die Militär-Bereitſchaften unter ihren Offizieren
den Leutnants, Turdzik, Koczinski und Beneſch
erſchienen ſowie der Hauptmann Flecker der Garniſons-
Inſpektion auch am Brandplatze anweſend war. Polizei-
inſpektor Dr. Mironowici war mit einer ſtarken Ab-
teilung Polizeimannſchaft, ſowie Dr. Samler mit dem
Rettungswagen am Brandplatze anweſend. Um 8 Uhr abends
konnte alles einrücken, jedoch mußte eine aus 2 Feuermännern
beſtehende Brandwache, als auch eine aus drei Mann be-
ſtehende Polizeiwache die ganze Nacht hiedurch für eventuelle
ſofortige Hilfe am Brandplatze verbleiben.




Rechtspflege.


Das Recht der Kritik.

Die Verhandlung gegen den Schauſpieler Waldek
endete heute mit dem Freifpruch des Angeklagten. Der
Richter (Gerichtsſekretär Dr. Gold) ging von der Anſchauung
aus, daß den im Sprechzimmer der Redaktion gefallenen
Aeußerungen die Oeffentlichkeit fehle, während der Ankläger
das inkriminierte Schmähwort fälſchlich auf ſich bezogen
habe und die Verantwortung des Angeklagten, daß er mit
dem Worte „Schafskopf“ ſich ſelbſt gemeint habe, glaub-
würdig erſcheine. Der Vertreter des Anklägers Advokat
Dr. Philipp Menczel hatte zwar angeführt, es ſei genügende
Satisfaktion für Alois Munk, wenn der Angeklagte vor
Gericht erkläre, er habe ſich ſelbſt ſo deſpektierlich tituliert;
dieſe läppiſche Art der Verteidigung ſei aber eine ſtarke
Zumutung an den Richter, viel ſchlimmer als diejenige, die
an den Kritiker geſtellt wurde. Dennoch ging der Richter,
der dem Vertreter des Anklägers wiederholt ins Wort ge-
fallen war und bei Begründung des Urteils Herrn Waldek
eine Lobesarie ſang, auf dieſe Zumutung ein und ſchloß aus
dem Umſtande, daß das Wort „Schafskopf“ ohne Artikel
gebraucht wurde, daß Herr Waldek ſich ſelbſt gemeint haben
müſſe. Für Alois Munk wäre die Angelegenheit eigentlich
mit der Verteidigung des Herrn Waldek und der Begründung
durch den Richter abgeſchloſſen, wenn nicht prozeſſuale Gründe
dazu förmlich zwingen würden, das Urteil der Ueber-
prüfung durch die kompetente Inſtanz
zu
unterbreiten.

Ueber die Verhandlung liegt folgender Bericht vor: Der
Privatankläger Alois Munck ſagt unter Eid als Zeuge
einvernommen konform der Anklage aus. Nach Schluß des
Beweisverfahrens ergreift der Vertreter des Privatanklägers
Advokat Dr. Philipp Menczel das Wort zu folgenden
Ausführungen:

„Auf Grund der Ergebniſſe der Verhandlung beantrage
ich die ſtrenge Beſtrafung des Angeklagten. Was die zuerſt
inkriminierten Aeußerungen Waldek’s betrifft, ſo liegt ſchon
darin eine Beleidigung, daß das Verlangen geſtellt
wurde, eine Kritik zu widerrufen. Es iſt dies darum eine
beleidigende Zumutung, weil ſie den Vorwurf involviert,
die erſte Kritik ſei ungerecht geweſen. In den
Worten: „Ich bin zum Aeußerſten entſchloſſen“, mußte
der Ankläger ſchon mit Rückſicht auf einen ähnlichen
Fall, der ſich vor einigen Wochen in dieſer Stadt ereignet
hat, eine Bedrohung mit Tätlichkeiten ſehen. Bezüglich des
gefallenen Schmähwortes liegt für Herrn Munk ſchon darin
eine Satisfaktion, daß der Angeklagte hier vor Gericht er-
klärt, er habe ſich ſelbſt ſo tituliert.“ Hier unterbricht der
Richter in ſcharfem Tone den Vertreter des Anklägers und
droht, er werde ihm das Wort entziehen. Dr. Men-
czel
wiederholt: „Darin liegt ſchon eine genügende Satis-
faktion.“ Richter: „Ich bitte, nicht ſo laut zu ſprechen,
denn ich fürchte mich nicht.“ Dr. Menczel: Sie
wiſſen es ſehr genau, Herr Richter, daß ich mich auch
nicht fürchte.
(Fortfahrend): Es iſt aber jedenfalls eine
ſtarke Zumutung an den Richter, dieſe läppiſche Art
der Verantwortung zu akzeptieren. Es widerſpricht doch aller
Vernunft, daß Herr Waldek, der in großer Erregung das
Sprechzimmer verlaſſen hatte, im Vorzimmer vor dem Spiegel
eine Komödie aufgeführt und einen Monolog mit den
Worten: „Ich Schafskopf“ begonnen haben ſoll. Es iſt viel-
mehr durch die Zeugenausſagen und durch die Situation ge-
nügend dargetan, daß der Angeklagte eine Schmähung des
Anklägers beabſichtigte. Der Antrag auf Beſtrafung iſt daher
begründet, und mit Rückſicht auf die unerhört provokante
Art dieſes Vorgehens eine Arreſtſtrafe am Platze.


[Spaltenumbruch]

Der Verteidiger Advokat Dr. Oberländer beſtreitet
teils die Oeffentlichkeit, teils die beleidigende Abſicht. Der
Prozeß ſei nur zu Senſationszwecken angeſtrengt
worden. (Der Ausdruck wird vom Richter nicht zurückge-
wieſen. Anmerkung des Berichterſtatters.) Was das Wort
„Schafskopf“ betreffe, ſo habe der Angeklagte nur ſich ſelbſt
gemeint, indem er ſich Vorwürfe gemacht habe, daß er einen
ſo unbeſonnenen Schritt unternommen habe. Es ſei ihm
fernegelegen, gegenüber einem Redakteur, deſſen
geiſtige Arbeit Reſpekt verdiene, eine ſolche
Flegelei
anzuwenden. Sollte in der Erregung doch eine
Injurie gefallen ſein, ſo bitte er um eine milde Strafe.

Der Vertreter des Privatanklägers Dr. Menczel
führt kurz aus, daß er über den Vorwurf, der Prozeß ſei
zu Senſationszwecken angeſtrengt worden, mit jenem
Stillſchweigen hinweggehe, das alles ſage.
Richter:
„Ich werde beſonders Ihnen gegenüber von den
Rechten der Strafprozeßordnung Gebrauch machen.“ Doktor
Menczel: „Ich bitte nur Gebrauch zu machen. Warum
übrigens beſonders mir gegenüber?“ „Richter:“ „Das werde
ich Ihnen unter vier Augen ſagen.“ Dr. Menczel:
„Alſo gut, ich warte, bis wir unter vier Augen ſind.“
Dr. Menczel faßt ſchließlich die Reſultate der Verhandlung
zuſammen und gelangt zu dem Reſultate, daß die Beſtrafung
im Geſetze und in der Sachlage vollſtändig begründet ſei.

Der Richter verkündet hierauf den Freiſpruch.
In der Begründung bezeichnet er die Ausführungen des
Verteidigers als völlig zutreffend. Die Verteidigung möge
im Freiſpruche eine Genugtuung für die verwerfliche Polemik
des Vertreters des Privatanklägers betrachten. Dr. Menczel
meldet die Berufung an und ſagt: „Da ich vor dem
Verteidiger geſprochen habe, konnte ich mit dem Worte
„läppiſch“ nicht ihn gemeint haben, ſondern die Verteidigungs-
art des Herrn Waldek. Sollte dieſer ſich hiedurch in ſeiner
Ehre gekränkt fühlen, ſo ſtehe ich ihm zur Verfügung. Sie,
Herr Richter, aber fordere ich auf, das Wort „verwerflich“
zu widerrufen.“ Gerichtsſekretär Dr. Gold: „Ich wider-
rufe.“




Theater, Kunst und Literatur.


Pufferl.

(Operette von J. Schnitzer und S. Schleſinger,
Muſik von Edmund Eysler.)

Pufferl (Hr. Schwab) iſt ein Haarkünſtler, der zur
Zeit des Wiener Kongreſſes eine Art politiſcher Friſierſtube
auf dem Graben innehatte. Während er mit dem Raſier-
meſſer und der Brennſcheere hantierte, mußten die vielen
Fremden von Diſtinktion, die damals Wien bevölkerten, die
Kongreßgeheimniſſe ausplaudern, und manche Hof- und
Staatsaktion nahm unter Pufferls geſchickten Händen ihren
Anfang. Doch der Titelheld iſt nicht die Hauptperſon der
neuen Operette Eyslers, ſondern eine Komteſſe Rottek (Fran
Milton), der es Spaß macht, bei Wiener Bänkelſängern
als „reſche Poldi“ aufzutreten und ſomit bald als Komteſſe,
bald als Soubrette zu erſcheinen. Der Fürſt von Limenau
(Herr Fruhwirth), dem auf dem Kongreſſe ſein Ländchen
abgenommen werden ſoll, vergaſſt ſich in die angebliche
Volksſängerin und verliert durch die Liebſchaft mit einer
vermeintlich unebenbürtigen Perſon den Anſpruch auf den
Thron ſeines Vaters. Da aber die Poldi die Maske fallen
läßt, wird ihr die Krone von Limenan aufs Haupt geſetzt.
Das Milieu, in dem die neue Operette ſpielt, iſt nicht un-
intereſſant, leider laſſen die Textdichter Witz und Erfindungs-
gabe vermiſſen. Sie vertrauten vielmehr Alexander Girardi,
deſſen unverwüſtliche Komik ihrer Arbeit zu einem Erfolge
verhalf, der ſich in Wien in einer großen Zahl von Aufführungen
äußerte, in der Provinz und in Deutſchland hingegen zumeiſt aus-
blieb. Ueber die Muſik Eyslers wird nicht viel zu ſagen,
vielmehr eine Anekdote zu erzählen ſein: Als das Theater
an der Wien die Aufführung von „Pufferl“ vorbereitete
und Eysler die Mitwirkenden zum erſtenmale mit der
Muſik vertraut machen ſollte, wurde er vom Kapellmeiſter
mit folgenden Worten eingeführt: „Meine Damen und
Herren, hier iſt Herr Eysler, ein neuer Bekannter.
Wenn Sie ſeine Muſik gehört haben werden, wird er für
Sie ein alter Bekannter ſein.“ Die Muſik von
Pufferl beſteht in der Tat aus „alten Bekannten“. Heurigen-
muſik, mit operettenhaftem Aufputz, einiges recht gefällig
inſtrumentiert, das Meiſte „ſchieberiſch auf Sechſe“. Bei uns
zündete bloß das flotte Marſchlied im erſten Akte: „Ein feſches
Du und Du“ und das Marſchduett des zweiten Aktes. Das
„Kirſchenlied“, in Wien ein Schlager, fiel ab, vielleicht weil Herr
Schwab nicht das nötige Quantum „G’fühl“ aufbrachte.
Das hübſche Duett „Wenn man nur ein biſſerl gern ſich hat“
hätte eine freundlichere Aufnahme verdient; allerdings ver-
fügt weder Herr Bartl, noch Fr. Pichler über genügende
Stimmittel. Die Regie war im Großen und Ganzen zufrieden-
ſtellend, bloß das Szenenbild des zweiten Aktes müßte ein
wenig erweitert werden, da ſtellenweiſe vorn an der Rampe
ein beängſtigendes Gedränge herrſchte. Herr Schwab ſpielte
den Pufferl mit dem ihm eigenen agilen Humor, der Leben
auf die Szene bringt. Den Mittelpunkt bildete wieder Fr.
Milton, als „reſche Poldi“ forſch und graziös, geſanglich

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[4/0004] Czernowitzer Allgemeine Zeitung. 28. November 1905. ſind, verſchwunden iſt. (Stürmiſche Proſitrufe). Ich glaube, meine Herren, Sie alle haben Grund genug, den alten Standpunkt zu verlaſſen. Es iſt nichts daran, daß Juden bekämpft, gemordet werden, daß ihnen das Leben ſo ſchwer gemacht wird. Alle dieſe Dinge wie die jetzigen Vorfälle in Rußland, ſo ſchrecklich ſie ſind, verlieren das Beſondere, wenn man bedenkt, daß dort überhaupt Anarchie herrſcht, daß um die Freiheit gekämpft wird und ſogar der Zar bedroht wird. Das Beſondere liegt nun darin, daß es den Juden an eigener Verteidigung fehlt, daß in dieſem Kampfe viele, ohne ſich zu wehren, untergehen. Sie, meine Herren, aber wollen einerſeits Ihre Poſition als Juden aufrecht erhalten, anderer- ſeits aber den Kampf! Denn wer den Kampf ſcheut, verdient den Untergang, es iſt ſchnöde, Leib und Leben zu erhalten um dieſen Preis. Weil ich weiß, daß Sie mit mir in dieſer Hinſicht vollauf übereinſtimmen, ſo erhebe ich mein Glas auf das Wohl der „Hasmonaea“. (Lebhafter Beifall folgte den Ausführungen.) A. H. Dr. Mayer Ebner be- ſprach hernach in längerer Rede die Ereigniſſe in Rußland und dieſe Trauerrede, bewegten Herzens geſprochen, ſie erfaßte die Anweſenden mit tiefem Weh. Es war ein eigenartiger Studentenkommers und es beſchlich die Teilnehmer ein banges Gefühl des Mitleides mit jenen hingemordeten jüdiſchen Märtyrern, deren die Redner in ſo rührenden Worten gedachten. Unter den zahlreichen Anweſenden bemerkte man Univ.-Prof. Dr. Wojucki, Dr. Adler, Dr. Kellner, Oberrabbiner Dr. Roſenfeld, den Präſidenten der Advokatenkammer Dr. Heinrich Kiesler, Landtagsabg. Wilhelm Tittinger, den Vizepräſes der Kultusgemeinde Luttinger, Gemeinde- und Kultusräte, Doktores und Studenten. Verſchönerungsverein. Die bis nun milde geweſene Herbſtwitterung hat es dem Vereine ermöglicht, die Arbeiten im Schillerparke nächſt dem neuen Stadttheater aufzunehmen. Herr Rechnungsrat i. P., Heinrich Simader, welcher ſich mit wahrer Begeiſterung in den Dienſt des Direktoriums geſtellt hat, iſt unermüdlich tätig, um die ſchönen Anlagen ihrer Vollendung entgegenzuführen. Die Berglehne, welche den Schillerpark bildet, wurde bereits eingefriedet, und die beinahe 1500 Meter langen Promenadenwege erhalten lebende Hecken aus Buchenſetzlingen, welche die Güterdirek- tion dem Vereine munifizenterweiſe geſpendet hat. Verſchließ- bare Gittertore ſind an ſieben verſchiedenen Punkten ange- bracht und erleichtern den Zugang zu dem wahrhaft ſehens- würdigen Parke. Im künftigen Frühjahre wird mit der Nachpflanzung begonnen werden. Herr Stadtgärtner Pio- trowski, der eigentliche Schöpfer der Anlage, hat zu dieſem Zwecke ſchon eine bedeutende Anzahl von Bäumen und Sträuchern in Vorrat; auch Herr Gutsbeſitzer Roſen- ſtock in Czernawka hat dem Vereine 200 Stück ſtärker eut- wickelte Fichtenſtämmchen zugeſichert. Ein eigenes Komitee unter Vorſitz des Obmannſtellvertreters Dr. Goldenberg beſtehend aus den Herren Simader, Reſtel und Archi- tekten Joſef Schreiber, berät gegenwärtig über die Frage der Errichtung einer Schillerwarte oder eines ähnlichen Bauwerkes. Wahrſcheinlich wird in der unteren Partie des Parkes ein in architektoniſcher Hinſicht gefälliges Schutz- haus aufgeſtellt werden, welches Räume zur Feilhaltung von Erfriſchungen und zu anderen praktiſchen Zwecken um- faſſen ſoll. Die geehrten Leſer mögen aus der vorſtehenden Skizzierung erſehen, daß der Verein ſeit ſeinem Wiederer- wachen im Jahre 1903 nicht mehr ſchläft, ſondern ſeine Aufgabe, die Landeshauptſtadt in ſchönheitlicher Beziehung zu heben, ernſt und raſtlos zu erfüllen trachtet. Umſo bedauerlicher iſt es, daß bisher ſo wenig Männer und Frauen demſelben als Mitglieder angehören. Er zählt nämlich kaum mehr als dreieinhalb Hundert Beitragender, während er auf Tauſend zu zählen berechtigt wäre. Selbſt der hohe Buko- winer Landtag hat ihm die ſo dringend erbetene Subvention verweigert — raſch und mit trockener Entſchiedenheit. Es geſchieht zum zweiten Male, daher wird es ſich die Vereins- leitung überlegen, die Landesvertretung ein drittes Mal überzeugen zu wollen, daß die Förderung evident nützlicher Vereinsbeſtrebungen einen Teil ihres Wirkungskreiſes aus- macht. Da verhalten ſich Religionsfond, Gemeinderat und Staatsverwaltung anders. Von der letzteren erhofft der Verein die baldige Löſung der Frage der Freilegung des Reſidenzplatzes durch Ankauf der Homiuka’ſchen Realität. Freilich liegen die Akten ſchon ziemlich lange beim Kultus- miniſterium in Wien, aber es iſt, dank der Befürwortung ſeitens des Konſiſtoriums und der Landesregierung, mehr als ſicher, daß das Miniſterium die vom Vereine gemeinſam mit der Geſellſchaft der Kunſtfreunde energiſch eingeleitete Aktion nicht zum Scheitern bringen werde. Unſere Herren Reichsratsabgeordneten, welche ſich nun nach Wien begaben, könnten ſich der Sache vielleicht aus freien Stücken annehmen. Die Handels- und Gewerbetreibenden von Czernowitz und Umgebung werden aufmerkſam gemacht, daß der Vertreter der bekannten Verlagsfirma, C. Leuchs & Co. in Nürnberg (Handels- und Gewerbeadreßbücher für alle Länder der Erde) hier eingetroffen iſt und die Eintragung jeder Firma in den Band 19, Galizien und Bukowina, der in den nächſten Monaten neu aufgelegt wird, voll- ſtändig koſtenfrei veranlaßt. Bezügliche Anfragen ſind an Herrn Rudolf Köhler, Czernowitz, Hotel Zentral zu richten. Familiennachrichten. Herr Iſidor Tropper, Kanzleigehilfe in Waszkoutz, hat ſich mit Frl. Loti Schwitz verlobt. — Herr Bernhard Mehler in Karlsberg hat ſich mit Frl. Regina Juda, Tochter des Herrn Jankel Juda in Sergie, verlobt. Muſikprüfung Frl. Dora Lutwak hat am 24. d. in Wien die Staatsprüfung für das Lehramt an Lehrerinnen- bildungsanſtalten in Klavierſpiel, Muſikgeſchichte und Harmonie vor der aus den Herren Landesſchulinſpektor Dr. Rellig, Univerſitätsprofeſſor Dr. Guido Adler, Prof Weinwurm und Prof. am Konſervatorium Sturm zuſammengeſetzten Kommiſſion mit ausgezeichnetem Erfolge abgelegt. Großer Brand. Samſtag, abends 5 Uhr brach in dem dem Moſes Schäfer gehörende Hauſe, Manaſteriska Nr. 467, durch Ueberheizung eines Ofens beim Austrocknen einer verputzten Zimmerwand ein Brand aus, der nicht nur das Schindeldach dieſes Hauſes, ſondern auch das Dach des nebenſtehenden Pferdeſtalles und Heubodens des Fiakerhälters Moritz Sokal einäſcherte, ſo daß Schäfer einen Schaden von zirka 5000 Kronen erleidet, dem nur eine Aſſekurranz- ſumme von 1400 Kronen gegenüberſteht. Der unter Leitung des Kommandhnten Wieſe arbeitenden ſtädtiſchen Feuerwehr gelang es, das Fronthaus des Schäfer, das nur einen Meter vom brennenden Objekte entfernt ſtand, vor dem Brande zu bewahren, dagegen konnten die oberwähnten Hofgebäude wegen Waſſermangel nicht gerettet werden und mußten die Inwohner: Familie Klein, Koller und Nevaczek die Delogierung vornehmen. Auch die freiwillige Feuerwehr war unter ihren Hauptleuten Bodnar, Domczakiewicz und Kottlar bei Bewältigung des Brandes tätig. Aus der Erzherzog Rainer, Erzherzog Eugen und Erzherzog Albrecht- Kaſerne waren die Militär-Bereitſchaften unter ihren Offizieren den Leutnants, Turdzik, Koczinski und Beneſch erſchienen ſowie der Hauptmann Flecker der Garniſons- Inſpektion auch am Brandplatze anweſend war. Polizei- inſpektor Dr. Mironowici war mit einer ſtarken Ab- teilung Polizeimannſchaft, ſowie Dr. Samler mit dem Rettungswagen am Brandplatze anweſend. Um 8 Uhr abends konnte alles einrücken, jedoch mußte eine aus 2 Feuermännern beſtehende Brandwache, als auch eine aus drei Mann be- ſtehende Polizeiwache die ganze Nacht hiedurch für eventuelle ſofortige Hilfe am Brandplatze verbleiben. Rechtspflege. Czernowitz, 27. November. Das Recht der Kritik. Die Verhandlung gegen den Schauſpieler Waldek endete heute mit dem Freifpruch des Angeklagten. Der Richter (Gerichtsſekretär Dr. Gold) ging von der Anſchauung aus, daß den im Sprechzimmer der Redaktion gefallenen Aeußerungen die Oeffentlichkeit fehle, während der Ankläger das inkriminierte Schmähwort fälſchlich auf ſich bezogen habe und die Verantwortung des Angeklagten, daß er mit dem Worte „Schafskopf“ ſich ſelbſt gemeint habe, glaub- würdig erſcheine. Der Vertreter des Anklägers Advokat Dr. Philipp Menczel hatte zwar angeführt, es ſei genügende Satisfaktion für Alois Munk, wenn der Angeklagte vor Gericht erkläre, er habe ſich ſelbſt ſo deſpektierlich tituliert; dieſe läppiſche Art der Verteidigung ſei aber eine ſtarke Zumutung an den Richter, viel ſchlimmer als diejenige, die an den Kritiker geſtellt wurde. Dennoch ging der Richter, der dem Vertreter des Anklägers wiederholt ins Wort ge- fallen war und bei Begründung des Urteils Herrn Waldek eine Lobesarie ſang, auf dieſe Zumutung ein und ſchloß aus dem Umſtande, daß das Wort „Schafskopf“ ohne Artikel gebraucht wurde, daß Herr Waldek ſich ſelbſt gemeint haben müſſe. Für Alois Munk wäre die Angelegenheit eigentlich mit der Verteidigung des Herrn Waldek und der Begründung durch den Richter abgeſchloſſen, wenn nicht prozeſſuale Gründe dazu förmlich zwingen würden, das Urteil der Ueber- prüfung durch die kompetente Inſtanz zu unterbreiten. Ueber die Verhandlung liegt folgender Bericht vor: Der Privatankläger Alois Munck ſagt unter Eid als Zeuge einvernommen konform der Anklage aus. Nach Schluß des Beweisverfahrens ergreift der Vertreter des Privatanklägers Advokat Dr. Philipp Menczel das Wort zu folgenden Ausführungen: „Auf Grund der Ergebniſſe der Verhandlung beantrage ich die ſtrenge Beſtrafung des Angeklagten. 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Dr. Men- czel wiederholt: „Darin liegt ſchon eine genügende Satis- faktion.“ Richter: „Ich bitte, nicht ſo laut zu ſprechen, denn ich fürchte mich nicht.“ Dr. Menczel: Sie wiſſen es ſehr genau, Herr Richter, daß ich mich auch nicht fürchte. (Fortfahrend): Es iſt aber jedenfalls eine ſtarke Zumutung an den Richter, dieſe läppiſche Art der Verantwortung zu akzeptieren. Es widerſpricht doch aller Vernunft, daß Herr Waldek, der in großer Erregung das Sprechzimmer verlaſſen hatte, im Vorzimmer vor dem Spiegel eine Komödie aufgeführt und einen Monolog mit den Worten: „Ich Schafskopf“ begonnen haben ſoll. Es iſt viel- mehr durch die Zeugenausſagen und durch die Situation ge- nügend dargetan, daß der Angeklagte eine Schmähung des Anklägers beabſichtigte. Der Antrag auf Beſtrafung iſt daher begründet, und mit Rückſicht auf die unerhört provokante Art dieſes Vorgehens eine Arreſtſtrafe am Platze. Der Verteidiger Advokat Dr. Oberländer beſtreitet teils die Oeffentlichkeit, teils die beleidigende Abſicht. Der Prozeß ſei nur zu Senſationszwecken angeſtrengt worden. (Der Ausdruck wird vom Richter nicht zurückge- wieſen. Anmerkung des Berichterſtatters.) Was das Wort „Schafskopf“ betreffe, ſo habe der Angeklagte nur ſich ſelbſt gemeint, indem er ſich Vorwürfe gemacht habe, daß er einen ſo unbeſonnenen Schritt unternommen habe. Es ſei ihm fernegelegen, gegenüber einem Redakteur, deſſen geiſtige Arbeit Reſpekt verdiene, eine ſolche Flegelei anzuwenden. Sollte in der Erregung doch eine Injurie gefallen ſein, ſo bitte er um eine milde Strafe. Der Vertreter des Privatanklägers Dr. Menczel führt kurz aus, daß er über den Vorwurf, der Prozeß ſei zu Senſationszwecken angeſtrengt worden, mit jenem Stillſchweigen hinweggehe, das alles ſage. Richter: „Ich werde beſonders Ihnen gegenüber von den Rechten der Strafprozeßordnung Gebrauch machen.“ Doktor Menczel: „Ich bitte nur Gebrauch zu machen. Warum übrigens beſonders mir gegenüber?“ „Richter:“ „Das werde ich Ihnen unter vier Augen ſagen.“ Dr. Menczel: „Alſo gut, ich warte, bis wir unter vier Augen ſind.“ Dr. Menczel faßt ſchließlich die Reſultate der Verhandlung zuſammen und gelangt zu dem Reſultate, daß die Beſtrafung im Geſetze und in der Sachlage vollſtändig begründet ſei. Der Richter verkündet hierauf den Freiſpruch. In der Begründung bezeichnet er die Ausführungen des Verteidigers als völlig zutreffend. Die Verteidigung möge im Freiſpruche eine Genugtuung für die verwerfliche Polemik des Vertreters des Privatanklägers betrachten. Dr. Menczel meldet die Berufung an und ſagt: „Da ich vor dem Verteidiger geſprochen habe, konnte ich mit dem Worte „läppiſch“ nicht ihn gemeint haben, ſondern die Verteidigungs- art des Herrn Waldek. Sollte dieſer ſich hiedurch in ſeiner Ehre gekränkt fühlen, ſo ſtehe ich ihm zur Verfügung. Sie, Herr Richter, aber fordere ich auf, das Wort „verwerflich“ zu widerrufen.“ Gerichtsſekretär Dr. Gold: „Ich wider- rufe.“ Theater, Kunst und Literatur. Czernowitz, 27. November. Pufferl. (Operette von J. Schnitzer und S. Schleſinger, Muſik von Edmund Eysler.) Pufferl (Hr. Schwab) iſt ein Haarkünſtler, der zur Zeit des Wiener Kongreſſes eine Art politiſcher Friſierſtube auf dem Graben innehatte. Während er mit dem Raſier- meſſer und der Brennſcheere hantierte, mußten die vielen Fremden von Diſtinktion, die damals Wien bevölkerten, die Kongreßgeheimniſſe ausplaudern, und manche Hof- und Staatsaktion nahm unter Pufferls geſchickten Händen ihren Anfang. Doch der Titelheld iſt nicht die Hauptperſon der neuen Operette Eyslers, ſondern eine Komteſſe Rottek (Fran Milton), der es Spaß macht, bei Wiener Bänkelſängern als „reſche Poldi“ aufzutreten und ſomit bald als Komteſſe, bald als Soubrette zu erſcheinen. Der Fürſt von Limenau (Herr Fruhwirth), dem auf dem Kongreſſe ſein Ländchen abgenommen werden ſoll, vergaſſt ſich in die angebliche Volksſängerin und verliert durch die Liebſchaft mit einer vermeintlich unebenbürtigen Perſon den Anſpruch auf den Thron ſeines Vaters. Da aber die Poldi die Maske fallen läßt, wird ihr die Krone von Limenan aufs Haupt geſetzt. Das Milieu, in dem die neue Operette ſpielt, iſt nicht un- intereſſant, leider laſſen die Textdichter Witz und Erfindungs- gabe vermiſſen. Sie vertrauten vielmehr Alexander Girardi, deſſen unverwüſtliche Komik ihrer Arbeit zu einem Erfolge verhalf, der ſich in Wien in einer großen Zahl von Aufführungen äußerte, in der Provinz und in Deutſchland hingegen zumeiſt aus- blieb. Ueber die Muſik Eyslers wird nicht viel zu ſagen, vielmehr eine Anekdote zu erzählen ſein: Als das Theater an der Wien die Aufführung von „Pufferl“ vorbereitete und Eysler die Mitwirkenden zum erſtenmale mit der Muſik vertraut machen ſollte, wurde er vom Kapellmeiſter mit folgenden Worten eingeführt: „Meine Damen und Herren, hier iſt Herr Eysler, ein neuer Bekannter. Wenn Sie ſeine Muſik gehört haben werden, wird er für Sie ein alter Bekannter ſein.“ Die Muſik von Pufferl beſteht in der Tat aus „alten Bekannten“. Heurigen- muſik, mit operettenhaftem Aufputz, einiges recht gefällig inſtrumentiert, das Meiſte „ſchieberiſch auf Sechſe“. Bei uns zündete bloß das flotte Marſchlied im erſten Akte: „Ein feſches Du und Du“ und das Marſchduett des zweiten Aktes. Das „Kirſchenlied“, in Wien ein Schlager, fiel ab, vielleicht weil Herr Schwab nicht das nötige Quantum „G’fühl“ aufbrachte. Das hübſche Duett „Wenn man nur ein biſſerl gern ſich hat“ hätte eine freundlichere Aufnahme verdient; allerdings ver- fügt weder Herr Bartl, noch Fr. Pichler über genügende Stimmittel. Die Regie war im Großen und Ganzen zufrieden- ſtellend, bloß das Szenenbild des zweiten Aktes müßte ein wenig erweitert werden, da ſtellenweiſe vorn an der Rampe ein beängſtigendes Gedränge herrſchte. Herr Schwab ſpielte den Pufferl mit dem ihm eigenen agilen Humor, der Leben auf die Szene bringt. Den Mittelpunkt bildete wieder Fr. Milton, als „reſche Poldi“ forſch und graziös, geſanglich

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 572, Czernowitz, 28.11.1905, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer572_1905/4>, abgerufen am 20.04.2024.