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[N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734.

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war, wurde ich gewöhnlicher massen unter einem fürchterlichen Gethöß von
Becken, Trommeln und Pfeifen unter der Königin Fenster weg zum
Richt-Platz geführet. Jch war noch nicht allda angelanget als mein Hertz
nicht wenig Trost erhielt, da der Königliche Befehl kam, mich wieder in das
Gefängniß zuführen. Jch wuste nicht, was die Ursach dazu seyn mochte,
welche ich aber gar bald erfuhr, da ein schwartzer Caffer mit einigen schö-
nen Kleidern zu mir kam, und mir entdeckte: was massen seine Königin
durch meine weisse Haut (sintemahl ich nackend zum Tode geführet worden
war) und artige Minen Begierde bekommen hätte, mich zu sprechen, ich
solte also auf den vor dem Gefängniß auf mich wartenden Elephanten
steigen, und mich dahin bringen lassen, wohin ich bestimmet wär. Dieser
Befehl hat etwas so reitzendes an sich, und die Mittel zum Ungehorsam wa-
ren so schwach, daß ich mich also halbgezwungen, und halbfreudig auf mei-
nen prächtigen Elephanten setzte, und die Leute, so dabey hergiengen, als weit
unter mir, mit verächtlichen Augen ansahe. Jch langte endlich in dem Kö-
niglichen Pallast an, und das mir angewiesene Zimmer zeigte durch den an
allen Ecken hervorscheinenden Pracht, die Hoheit der Beherrscherin von die-
sem Hause an. Als die herbeykommende Nacht die Ruhe als ein Recht
zu verlangen schiene, wurde mir ein mit den kostbarsten Tapeten behängtes
Bette gezeiget, worein ich mich ohne viele Umstände legte, und vor aller-
hand Gedancken aber nicht die Süßigkeit des Schlafs schmecken konte. Jch
hatte meines Erachtens wohl ein paar Stunden in solchem Zustande mich
befunden, da jemand ohnversehens zu der einen Thür hinein geschlichen kam,
und die brennenden Lichter wie der Blitz auslöschte. Jch erschrack darü-
ber nicht wenig, mein Entsetzen aber wurde um ein grosses vermehret,
da jemand jähling sich in mein Bette neben mich legte, und mir einem
Kuß mit solcher Hitze gab, daß augenblicklich das Blut aus den Lippen
drauf folgte. Sie war damit noch nicht vergnügt, sondern foderte eine
kräfftigere Lösung ihrer unkeuschen Flammen, brachte es auch endlich durch
ihre unzüchtigen Betastungen dahin, daß ich endlich ihrem Wil-
len Folge leisten muste. Jch wuste noch nicht, wer meine Bett-Gesell-
schaffterin
war, noch wie sie aussah, biß ich bey einbrechenden Tage
meines Zweifels entledigt wurde, da ich die Königin bey mir fande, wel-
che ich an dem Fenster bey meiner Ausführung zum Tode das erstemahl ge-
sehen hatte. Hilf - - -
Bingley.
Verzeihet, daß ich euch in die Rede falle, mein Freund, war die Kö-
nigin denn auch schön?
Ra-
H 3
war, wurde ich gewoͤhnlicher maſſen unter einem fuͤrchterlichen Gethoͤß von
Becken, Trommeln und Pfeifen unter der Koͤnigin Fenſter weg zum
Richt-Platz gefuͤhret. Jch war noch nicht allda angelanget als mein Hertz
nicht wenig Troſt erhielt, da der Koͤnigliche Befehl kam, mich wieder in das
Gefaͤngniß zufuͤhren. Jch wuſte nicht, was die Urſach dazu ſeyn mochte,
welche ich aber gar bald erfuhr, da ein ſchwartzer Caffer mit einigen ſchoͤ-
nen Kleidern zu mir kam, und mir entdeckte: was maſſen ſeine Koͤnigin
durch meine weiſſe Haut (ſintemahl ich nackend zum Tode gefuͤhret worden
war) und artige Minen Begierde bekommen haͤtte, mich zu ſprechen, ich
ſolte alſo auf den vor dem Gefaͤngniß auf mich wartenden Elephanten
ſteigen, und mich dahin bringen laſſen, wohin ich beſtimmet waͤr. Dieſer
Befehl hat etwas ſo reitzendes an ſich, und die Mittel zum Ungehorſam wa-
ren ſo ſchwach, daß ich mich alſo halbgezwungen, und halbfreudig auf mei-
nen praͤchtigen Elephanten ſetzte, und die Leute, ſo dabey hergiengen, als weit
unter mir, mit veraͤchtlichen Augen anſahe. Jch langte endlich in dem Koͤ-
niglichen Pallaſt an, und das mir angewieſene Zimmer zeigte durch den an
allen Ecken hervorſcheinenden Pracht, die Hoheit der Beherrſcherin von die-
ſem Hauſe an. Als die herbeykommende Nacht die Ruhe als ein Recht
zu verlangen ſchiene, wurde mir ein mit den koſtbarſten Tapeten behaͤngtes
Bette gezeiget, worein ich mich ohne viele Umſtaͤnde legte, und vor aller-
hand Gedancken aber nicht die Suͤßigkeit des Schlafs ſchmecken konte. Jch
hatte meines Erachtens wohl ein paar Stunden in ſolchem Zuſtande mich
befunden, da jemand ohnverſehens zu der einen Thuͤr hinein geſchlichen kam,
und die brennenden Lichter wie der Blitz ausloͤſchte. Jch erſchrack daruͤ-
ber nicht wenig, mein Entſetzen aber wurde um ein groſſes vermehret,
da jemand jaͤhling ſich in mein Bette neben mich legte, und mir einem
Kuß mit ſolcher Hitze gab, daß augenblicklich das Blut aus den Lippen
drauf folgte. Sie war damit noch nicht vergnuͤgt, ſondern foderte eine
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ihre unzuͤchtigen Betaſtungen dahin, daß ich endlich ihrem Wil-
len Folge leiſten muſte. Jch wuſte noch nicht, wer meine Bett-Geſell-
ſchaffterin
war, noch wie ſie ausſah, biß ich bey einbrechenden Tage
meines Zweifels entledigt wurde, da ich die Koͤnigin bey mir fande, wel-
che ich an dem Fenſter bey meiner Ausfuͤhrung zum Tode das erſtemahl ge-
ſehen hatte. Hilf - - -
Bingley.
Verzeihet, daß ich euch in die Rede falle, mein Freund, war die Koͤ-
nigin denn auch ſchoͤn?
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Zitationshilfe: [N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_engellaender_1734/71>, abgerufen am 24.11.2024.