Europaeische Zeitung. Nr. 26, Hanau, 1698.Mayland/ den 22. Martii st. n. Vergangenen Sonntag ist der Herr Cardinal Grimani Ein anders auß Genua den 22. Martii st. n. Allhier seynd 3. Außgerissene von denen Sa- Meml/ den 23. Martii st. n. Die Polnische Völcker sind von hiesigen Littauis. Aembtern Dantzig/ den 26. Martii. st. n. Den 24. dito begab sich der König zu Pferd nach dem Wall dieser Stadt/ von Pariß/ den 28. Martii st. n. Der Königliche Hoff ist von Marly wieder nach Versailles ge- Mayland/ den 22. Martii st. n. Vergangenen Sonntag ist der Herr Cardinal Grimani Ein anders auß Genua den 22. Martii st. n. Allhier seynd 3. Außgerissene von denen Sa- Meml/ den 23. Martii st. n. Die Polnische Völcker sind von hiesigen Littauis. Aembtern Dantzig/ den 26. Martii. st. n. Den 24. dito begab sich der König zu Pferd nach dem Wall dieser Stadt/ von Pariß/ den 28. Martii st. n. Der Königliche Hoff ist von Marly wieder nach Versailles ge- <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p> <pb facs="#f0002" n="2"/> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head>Mayland/ den 22. Martii st. n.</head> <space dim="horizontal"/> <p>Vergangenen Sonntag ist der Herr Cardinal <hi rendition="#aq">Grimani</hi><lb/> von hier nacher Rom abgereist/ welchen der <hi rendition="#aq">Marquis Pagani</hi> mit etlichen Kutschen von 6. Pfer-<lb/> den jede bespannet/ biß ausserhalb dieser Stadt begleitet <gap reason="illegible" unit="words" quantity="1"/><supplied cert="low">hat</supplied>. Zufolge der <hi rendition="#aq">Ordre</hi> deß Königs<lb/> von Spanien so an den Herrn <hi rendition="#aq">Marquis</hi> von Leganes gekommen/ bleiben die zwey Würtenber-<lb/> gische Regimenter beurlaubet/ deren eines/ wie man sagt/ in Ungarn/ und das andere nacher<lb/> Pohlen/ marschiren wird. Der Hertzog von <hi rendition="#aq">Sesto,</hi> welcher in kurtzem nacher Madritt ver-<lb/> reisen will/ hat die Reutherey von hiesigem Hertzogthum von neuem Kleyden lassen. Es ver-<lb/> lautet/ daß Franckreich/ wegen Italien einige <hi rendition="#aq">Consequenz</hi> besorge/ dafern<lb/> die Princessin von <hi rendition="#aq">Guastalla</hi> heurathen sollte/ und deßwegen 16. <hi rendition="#aq">Bataillons</hi> gegen das Del-<lb/><supplied cert="low">ßuat</supplied> und <hi rendition="#aq">Provence</hi> marschiren lasse/ um auff allen Fall/ über die Gebürge marschiren zu<lb/> können. Gestern 8. Tag seynd bey dem Carmeitter Closter allhier einige Häuser und Kram-<lb/> Läden abgebrand. Der gewesene Groß Cantzlar <hi rendition="#aq">Araceli</hi> stehet in <hi rendition="#aq">procinctu</hi> von hier gegen<lb/> Spanien abzureisen; Allwo er die Regierung im Obern Rath von Italien/ was das May-<lb/> ländische betrifft/ übernehmen solle. Allhier ist der Herr <hi rendition="#aq">Marquis</hi> von <hi rendition="#aq">Parela</hi> nebst dem Prin-<lb/> tzen seinem Sohn ankommen/ ohne daß man biß dato die Ursache ihrer Anherokunfft wissen<lb/> kan.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head>Ein anders auß Genua den 22. Martii st. n.</head> <space dim="horizontal"/> <p>Allhier seynd 3. Außgerissene von denen Sa-<lb/> voyischen Völckern in <hi rendition="#aq">Nizza</hi> angekommen/ welche berichten/ daß man daselbsten Volck werbet und<lb/> in <hi rendition="#aq">Piemont</hi> seynd uns 2. Regimenter/ welche der Hertzog von Savoyen in Teutschland hat wer-<lb/> ben lassen/ durch das Mayländische angelanget; Und geben die Frantzosen für/ daß ihr König/<lb/> und der Hertzog von Savoyen/ Ihre Völcker deßhalben sich Italien nähern lassen/ weilen Sel-<lb/> bige befahren/ es möchten die <hi rendition="#aq">Gouvernements</hi> von Mayland Neapoli und Sicilien/ auch unter<lb/> Teutsche <hi rendition="#aq">Gouverneurs</hi> übergeben werden/ und wann der König in Spanien sterben solte/ solches<lb/> Ihnen sehr nachtheilig seyn würde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head>Meml/ den 23. Martii st. n.</head> <space dim="horizontal"/> <p>Die Polnische Völcker sind von hiesigen Littauis. Aembtern<lb/> nach Tilse abmarschirt: wohin sie sich weiter wenden werden/ lehret der Zeit. Sie haben 12. Mei-<lb/> len hieherum alles ruiniret/ so daß diese Stadt wenig Lebens-Mittel dieses Jahr zu erwarten ha-<lb/> ben wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head>Dantzig/ den 26. Martii. st. n.</head> <space dim="horizontal"/> <p>Den 24. dito begab sich der König zu Pferd nach dem Wall dieser Stadt/ von<lb/> welchem Feuer-Mörsel probiret worden/ welche der König selbst anzündete/ wie auch dessen <hi rendition="#aq">Effect</hi> wohl observirte/<lb/> von dar begab Er sich in das grosse Zeug-Haus/ allwo Er die Kriegs-Materialien in Augenschein nahm/ welche<lb/> Ihm sehr wohl gefielen. Selbigen Tag wurde durch Trompeten Schall kund gethan/ daß sich jeder mann den<lb/> folgenden Tag zur Huldigung schicken solte/ so auch den 25. dito Morgens umb 9. Uhr durch läutung der grossen<lb/> Glocken das Zeichen darzu gegeben ward/ da sich dann jeder mann auff dem Marckt bey dem Rath-Hauß versammle-<lb/> te/ worauff der König den Groß-Cantzler Denhoff nach dem Rath-Hauß <supplied cert="low">sande</supplied>/ welcher die Huldigung im Namen<lb/> Seiner Majestät solte abnehmen/ so dann auch geschahe/ da dann nach Vollziehung desselben die Heer-Paucken/<lb/> Trompeten und Posaunen sich lustig hören liessen; wie solches verrichtet/ haben die Stücke auff den Wällen rund<lb/> um die Stadt mit grossem Knallen den Beschluß gemacht/ und also auch dieser Tag lustig zu End gebracht worden.<lb/> Es wird auch noch ein grosses Feuer-Werck verfertiget/ welches den 1. April soll außgelassen werden/ dieweil die-<lb/> selbe Woche solches anzuzünden verhindert. Auß Polen verlautet/ daß der Cardinal noch immer seiner Hart-<lb/> näckigkeit fortfahre. Die Littauis. Unruhe ist auch noch nicht gestillet/ selbige haben einen Gesanden an den König<lb/> anhero geschickt umb anzuhalten/ daß ihre Feld-Herren nicht mehr über sie herrschen mögen/ sondern sie wolten allein<lb/> unter deß Königs <hi rendition="#aq">Commando</hi> stehen: Ob dieses nun wird angehen/ allderweil der Sapieha dem König sich schon<lb/> submittiret hat/ solches wird die Zeit lehren. Es ist auch ein Courier beym König angelangt/ welcher in 6. Tagen<lb/> von Wien gekommen mit Zeitung daß der Türckische Kaiser gute Friedens-Vorschläge anbiete/ worüber der Kay-<lb/> ser deß Königs Antwort verlanget. Allhier ist ein starckes Dau-Wetter eingefallen/ worbey zimlicher Regen und<lb/> starcker Wind also daß auch den 23. dito die <gap reason="illegible"/> eine Meil Wegs von hier drey mal ist außgerissen/ wordurch<lb/> einige Häußer weggeschwemmet/ auch hat der Wind das halbe Dach von der neu-erbauten <hi rendition="#aq">Salvatoris-</hi>Kirchen<lb/> weggerissen; Wo solches Wetter <hi rendition="#aq">continui</hi>ret/ so möchten wir wohl bald offen Wasser bekommen/ GOtt wolle<lb/> nur ferner vor Schaden behüten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head>Pariß/ den 28. Martii st. n.</head> <space dim="horizontal"/> <p>Der Königliche Hoff ist von <hi rendition="#aq">Marly</hi> wieder nach <hi rendition="#aq">Versailles</hi> ge-<lb/> kommen/ und wird allda die Ostern halten. Dergleichen der Hertzog und Hertzogin von Orle-<lb/> ans/ mit <hi rendition="#aq">Mademoiselle,</hi> so von St. <hi rendition="#aq">Cloud</hi> zurück gekehrt seynd/ in hiesiger Stadt thun wer-<lb/> den. Der Herr Graff von Portland/ Engelischer Ambassadeur/ hat Ihnen am Mittwoch mit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Mayland/ den 22. Martii st. n. Vergangenen Sonntag ist der Herr Cardinal Grimani
von hier nacher Rom abgereist/ welchen der Marquis Pagani mit etlichen Kutschen von 6. Pfer-
den jede bespannet/ biß ausserhalb dieser Stadt begleitet _hat. Zufolge der Ordre deß Königs
von Spanien so an den Herrn Marquis von Leganes gekommen/ bleiben die zwey Würtenber-
gische Regimenter beurlaubet/ deren eines/ wie man sagt/ in Ungarn/ und das andere nacher
Pohlen/ marschiren wird. Der Hertzog von Sesto, welcher in kurtzem nacher Madritt ver-
reisen will/ hat die Reutherey von hiesigem Hertzogthum von neuem Kleyden lassen. Es ver-
lautet/ daß Franckreich/ wegen Italien einige Consequenz besorge/ dafern
die Princessin von Guastalla heurathen sollte/ und deßwegen 16. Bataillons gegen das Del-
ßuat und Provence marschiren lasse/ um auff allen Fall/ über die Gebürge marschiren zu
können. Gestern 8. Tag seynd bey dem Carmeitter Closter allhier einige Häuser und Kram-
Läden abgebrand. Der gewesene Groß Cantzlar Araceli stehet in procinctu von hier gegen
Spanien abzureisen; Allwo er die Regierung im Obern Rath von Italien/ was das May-
ländische betrifft/ übernehmen solle. Allhier ist der Herr Marquis von Parela nebst dem Prin-
tzen seinem Sohn ankommen/ ohne daß man biß dato die Ursache ihrer Anherokunfft wissen
kan.
Ein anders auß Genua den 22. Martii st. n. Allhier seynd 3. Außgerissene von denen Sa-
voyischen Völckern in Nizza angekommen/ welche berichten/ daß man daselbsten Volck werbet und
in Piemont seynd uns 2. Regimenter/ welche der Hertzog von Savoyen in Teutschland hat wer-
ben lassen/ durch das Mayländische angelanget; Und geben die Frantzosen für/ daß ihr König/
und der Hertzog von Savoyen/ Ihre Völcker deßhalben sich Italien nähern lassen/ weilen Sel-
bige befahren/ es möchten die Gouvernements von Mayland Neapoli und Sicilien/ auch unter
Teutsche Gouverneurs übergeben werden/ und wann der König in Spanien sterben solte/ solches
Ihnen sehr nachtheilig seyn würde.
Meml/ den 23. Martii st. n. Die Polnische Völcker sind von hiesigen Littauis. Aembtern
nach Tilse abmarschirt: wohin sie sich weiter wenden werden/ lehret der Zeit. Sie haben 12. Mei-
len hieherum alles ruiniret/ so daß diese Stadt wenig Lebens-Mittel dieses Jahr zu erwarten ha-
ben wird.
Dantzig/ den 26. Martii. st. n. Den 24. dito begab sich der König zu Pferd nach dem Wall dieser Stadt/ von
welchem Feuer-Mörsel probiret worden/ welche der König selbst anzündete/ wie auch dessen Effect wohl observirte/
von dar begab Er sich in das grosse Zeug-Haus/ allwo Er die Kriegs-Materialien in Augenschein nahm/ welche
Ihm sehr wohl gefielen. Selbigen Tag wurde durch Trompeten Schall kund gethan/ daß sich jeder mann den
folgenden Tag zur Huldigung schicken solte/ so auch den 25. dito Morgens umb 9. Uhr durch läutung der grossen
Glocken das Zeichen darzu gegeben ward/ da sich dann jeder mann auff dem Marckt bey dem Rath-Hauß versammle-
te/ worauff der König den Groß-Cantzler Denhoff nach dem Rath-Hauß sande/ welcher die Huldigung im Namen
Seiner Majestät solte abnehmen/ so dann auch geschahe/ da dann nach Vollziehung desselben die Heer-Paucken/
Trompeten und Posaunen sich lustig hören liessen; wie solches verrichtet/ haben die Stücke auff den Wällen rund
um die Stadt mit grossem Knallen den Beschluß gemacht/ und also auch dieser Tag lustig zu End gebracht worden.
Es wird auch noch ein grosses Feuer-Werck verfertiget/ welches den 1. April soll außgelassen werden/ dieweil die-
selbe Woche solches anzuzünden verhindert. Auß Polen verlautet/ daß der Cardinal noch immer seiner Hart-
näckigkeit fortfahre. Die Littauis. Unruhe ist auch noch nicht gestillet/ selbige haben einen Gesanden an den König
anhero geschickt umb anzuhalten/ daß ihre Feld-Herren nicht mehr über sie herrschen mögen/ sondern sie wolten allein
unter deß Königs Commando stehen: Ob dieses nun wird angehen/ allderweil der Sapieha dem König sich schon
submittiret hat/ solches wird die Zeit lehren. Es ist auch ein Courier beym König angelangt/ welcher in 6. Tagen
von Wien gekommen mit Zeitung daß der Türckische Kaiser gute Friedens-Vorschläge anbiete/ worüber der Kay-
ser deß Königs Antwort verlanget. Allhier ist ein starckes Dau-Wetter eingefallen/ worbey zimlicher Regen und
starcker Wind also daß auch den 23. dito die _ eine Meil Wegs von hier drey mal ist außgerissen/ wordurch
einige Häußer weggeschwemmet/ auch hat der Wind das halbe Dach von der neu-erbauten Salvatoris-Kirchen
weggerissen; Wo solches Wetter continuiret/ so möchten wir wohl bald offen Wasser bekommen/ GOtt wolle
nur ferner vor Schaden behüten.
Pariß/ den 28. Martii st. n. Der Königliche Hoff ist von Marly wieder nach Versailles ge-
kommen/ und wird allda die Ostern halten. Dergleichen der Hertzog und Hertzogin von Orle-
ans/ mit Mademoiselle, so von St. Cloud zurück gekehrt seynd/ in hiesiger Stadt thun wer-
den. Der Herr Graff von Portland/ Engelischer Ambassadeur/ hat Ihnen am Mittwoch mit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDer Erscheinungsort Hanau und der Verlag Justus B… [mehr] Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Michel Lefèvre, Centre de Recherches et d'Etudes Germaniques, Université Paul Valéry Montpellier 3: Bereitstellung der Texttranskription.
(2019-10-22T11:39:34Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2019-10-22T11:39:34Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: nur expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: normalisiert; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |