Mährisches Tagblatt. Nr. 20, Olmütz, 26.01.1891.[Spaltenumbruch]
Mähren zur Berathung der Parteiorganisation (Erzherzog Eugen.) Se. Majestät der (Allerhöchste Auerkennung.) Seine k. u. k. (Cavallerie-Brigadier GM. Eduard Karger +.) Der Commandant der 20. Caval- (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des (Leichenbegängniß.) Unter zahlreicher (Trauungen.) Heute Vormittags halb 12 (Vom Fasching.) Im Saale der bürger- (Beterauenball.) Der erste Militärveteranen- (Vom Theater.) Unsere Bühne brachte (Theaternachrichten.) Um in der Vor- (Gastspiel des Herrn Höfer in Schwerin.) Unser lyrischer Tenor, Herr Höfer eröffnet (Dr. Carl Grohe.) In Bautsch wurde am [Spaltenumbruch] chen hin, verbeugte sich und fragte: "Sie tanzen Sie stand auf, erwiderte seine Höflichkeit "Und warum nicht?" "Weil ich keinen Tänzer bekommen habe," "Keinen Tänzer heute?" "Heute nicht und nie," und sie lachte so Er sah nieder zu ihren wunderschönen Füß- "Sehr gern, o ja, und nicht schlechter als "Und dennoch werden Sie nicht aufgefordert? Die Kleine erschrak, senkte die Augen und "Langweilig? ... O, mein Fräulein! ..." V. Man ließ sie nicht lange in Ruhe plaudern. Wie auf Verabredung ließen sie ihren Witz Und der Prinz, ach der Prinz stimmte ein. Ein Zweifel an dem Schlechten, das er aus- Und doch! -- in Einer doch -- in der "Von Allem, was Sie da behaupten," "Nichts? ... von Allem nichts?" ... "Du bist es!" rief er. "O Mutter -- die In selben Augenblick öffnete sich die Decke, Vor ihrer blendenden Erscheinung senkten "Sei mir gegrüßt, Du holde Seltenheit. Die Königin hieß ihre Kinder einsteigen, [Spaltenumbruch]
Mähren zur Berathung der Parteiorganiſation (Erzherzog Eugen.) Se. Majeſtät der (Allerhöchſte Auerkennung.) Seine k. u. k. (Cavallerie-Brigadier GM. Eduard Karger †.) Der Commandant der 20. Caval- (Aus dem Stadtverordneten-Collegium.) Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des (Leichenbegängniß.) Unter zahlreicher (Trauungen.) Heute Vormittags halb 12 (Vom Faſching.) Im Saale der bürger- (Beterauenball.) Der erſte Militärveteranen- (Vom Theater.) Unſere Bühne brachte (Theaternachrichten.) Um in der Vor- (Gaſtſpiel des Herrn Höfer in Schwerin.) Unſer lyriſcher Tenor, Herr Höfer eröffnet (Dr. Carl Grohe.) In Bautſch wurde am [Spaltenumbruch] chen hin, verbeugte ſich und fragte: „Sie tanzen Sie ſtand auf, erwiderte ſeine Höflichkeit „Und warum nicht?“ „Weil ich keinen Tänzer bekommen habe,“ „Keinen Tänzer heute?“ „Heute nicht und nie,“ und ſie lachte ſo Er ſah nieder zu ihren wunderſchönen Füß- „Sehr gern, o ja, und nicht ſchlechter als „Und dennoch werden Sie nicht aufgefordert? Die Kleine erſchrak, ſenkte die Augen und „Langweilig? ... O, mein Fräulein! ...“ V. Man ließ ſie nicht lange in Ruhe plaudern. Wie auf Verabredung ließen ſie ihren Witz Und der Prinz, ach der Prinz ſtimmte ein. Ein Zweifel an dem Schlechten, das er aus- Und doch! — in Einer doch — in der „Von Allem, was Sie da behaupten,“ „Nichts? ... von Allem nichts?“ ... „Du biſt es!“ rief er. „O Mutter — die In ſelben Augenblick öffnete ſich die Decke, Vor ihrer blendenden Erſcheinung ſenkten „Sei mir gegrüßt, Du holde Seltenheit. Die Königin hieß ihre Kinder einſteigen, <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0005" n="[5]"/> <cb/> <div type="jLocal" n="1"> <div xml:id="arbeit2" prev="#arbeit1" type="jArticle" n="2"> <p>Mähren zur Berathung der Parteiorganiſation<lb/> eingeſetzte Ausſchuß um dieſe Berathung fortzu-<lb/> ſetzen. Die an dieſem Tage eingetroffene Nach-<lb/> richt von der Auflöſung des Reichsrathes und<lb/> der angeordneten raſchen Ausſchreibung der Neu-<lb/> wahlen, veranlaßte die Verſammelten, alſogleich<lb/> in die Erörterung der Wahlvorbereitungen ein-<lb/> zutreten. Man einigte ſich dahin, ſofort einen<lb/> Aufruf an die Wählerſchaft wegen Bildung der<lb/> Orts- und Bezirks-Wahlausſchüſſe zu erlaſſen.<lb/> Gleichzeitig wurde beſchloſſen: Den Landeswahl-<lb/> ausſchuß für Sonntag den 1. Februar nach<lb/> Brünn einzuberufen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Erzherzog Eugen.)</hi> </head> <p>Se. Majeſtät der<lb/> Kaiſer empfing Freitag in beſonderer Audienz<lb/> den Herrn Erzherzog <hi rendition="#g">Eugen,</hi> welcher ſich<lb/> Samſtag Abend zu den Tauffeierlichkeiten nach<lb/> Berlin begab, woſelbſt er Se. Majeſtät den<lb/> Kaiſer als Taufpathen des jungen Prinzen ver-<lb/> tritt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Allerhöchſte Auerkennung.)</hi> </head> <p>Seine k. u. k.<lb/> ap. Majeſtät haben mit allerh. Entſchließung<lb/> vom 22. Jänner allergnädigſt anzuordnen geruht,<lb/> daß für ſeine beſonders verdienſtvolle und erfolg-<lb/> reiche Thätigkeit aus Anlaß der im verfloſſenen<lb/> Jahre in Wien veranſtalteten allgemeinen land-<lb/> und forſtwirthſchaftlichen Ausſtellung dem Präſi-<lb/> denten des Vereines öſterreichiſcher Malzfabrikanten,<lb/> dem Reichsrathsabgeordneten Emanuel Ritter v.<lb/> Proskowetz die volle allerhöchſte Anerkennung<lb/> ausgeſprochen werde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Cavallerie-Brigadier GM. Eduard<lb/> Karger †.)</hi> </head> <p>Der Commandant der 20. Caval-<lb/> lerie-Brigade in Krakau, Herr Generalmajor<lb/> Eduard <hi rendition="#g">Karger,</hi> deſſen plötzliche ſchwere Er-<lb/> krankung wir bereits gemeldet haben, iſt am<lb/> 23. d. Mts. dortſelbſt im Alter von 45 Jahren<lb/> geſtorben, und zwar an den Folgen einer heftigen<lb/> Erkältung, welche er ſich auf ſeiner letzten In-<lb/> ſpicirungsreiſe zugezogen hatte. GM. Karger,<lb/> welcher u. A. auch eine Reihe von Jahren als<lb/> Profeſſor an der Kriegsſchule und am Stabs-<lb/> Officierscurſe verdienſtlich gewirkt hatte, wurde<lb/> in Groß-Seelowitz geboren, genoß ſeinen erſten<lb/> Schulunterricht in Brünn, abſolvirte ſodann in<lb/> Teſchen die Oberrealſchule und ſpäter die Genie-<lb/> Academie in Kloſterbruck bei Znaim mit glän-<lb/> zendem Erfolge. Als Pionnier-Lieutenant im Jahre<lb/> 1864 ausgemuſtert, verbrachte der junge ſtrebſame<lb/> Officier ſeine erſte Garniſonszeit in Italien,<lb/> (Verona, Mantua und anderen Feſtungen), wo<lb/> er viele Excurſionen in die Umgebungen machte<lb/> und die intereſſanteſten Punkte aufnahm. Den<lb/> Feldzug 1866 machte er als Cavallerie-Officier<lb/> mit und verblieb, nachdem er die Kriegsſchule<lb/> verlaſſen, auch bei dieſer Waffe. Im Jänner<lb/> v. J. wurde GM. <hi rendition="#g">Karger</hi> von Pardubitz als<lb/> Commandant der 20 Cavallerie-Brigade nach<lb/> Krakau überſetzt. Das Hinſcheiden des Generals<lb/> Karger wird nicht nur in militäriſchen, ſondern<lb/><cb/> überhaupt in allen Kreiſen, mit denen er in<lb/> Verkehr geſtanden, auf das Lebhafteſte bedauert,<lb/> denn er verſtand es durch ſein chavalereskes<lb/> Weſen, ſich Freunde zu ſchaffen. Das Leichenbe-<lb/> gängniß des ſo jäh Dahingeſchiedenen fand am<lb/> Sonntag in Krakau mit allen militäriſchen Ehren<lb/> ſtatt. An demſelben nahm u. A. auch eine Depu-<lb/> tation des in Olmütz garniſonirenden 12. Dra-<lb/> goner<supplied>-</supplied>Regimentes, beſtehend aus dem Herrn<lb/> Oberſten Adolf v. <hi rendition="#g">Hagen</hi> und zwei Offi-<lb/> cieren Theil.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)</hi> </head><lb/> <p>Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des<lb/> Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Geſuch<lb/> des Unterlehrers Herrn Anton Heske um Zuer-<lb/> kennung der üblichen Perſonal-Zulagen. — Be-<lb/> werbungsgeſuche um ein ausgeſchriebenes Eleonora<lb/> Stumm’ſches Schüler-Stipendium. — Bericht<lb/> der 2. Section, betreffend das Archiv und hi-<lb/> ſtoriſche Muſeum. (2. Leſung.) — Bericht der<lb/> 2. Section über die Vertheilung der Heimat-<lb/> rechts-Taxen. (2. Leſung.) — Bericht der 2.<lb/> Section über die Vertheilung der Hundetaxen.<lb/> (2. Leſung.) — Bericht der 2. Section, betref-<lb/> fend den Mehrverbrauch von Brennholz an der<lb/> Mädchenbürgerſchule. (2. Leſung.) — Bericht der<lb/> 3. Section über die für das Jahr 1889 gelegte<lb/> Communcaſſa-Rechnung. (2. Leſung.) — Bericht<lb/> der 3. Section über ein Geſuch um das Bür-<lb/> gerrecht. (2. Leſung.) — Bericht der 3. Section<lb/> über das Geſuch eines Beamten um Zuerkennung<lb/> der 3. Quinquennalzulage. (2. Leſung.) — Be-<lb/> richt der 3. Section über Beamten-Geſuche um<lb/> Zuerkennung der 1. Quinquennalzulage. (2.<lb/> Leſung.) — Bericht der 1. Section über die<lb/> vorgeſchlagene Vergrößerung der Räume der<lb/> Pfandleihanſtalt. — Bericht der 1. 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Schießſtätte einen Ball, deſſen Reinerträg-<lb/> niß der Kranken- und Unterſtützungscaſſa des<lb/> Vereines gewidmet. iſt. Die Muſik beſorgt die<lb/> Vereinscapelle.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Vom Theater.)</hi> </head> <p>Unſere Bühne brachte<lb/> am Sonnabend eine Repetition von Gounods<lb/> Oper „Margarethe“ mit Frl. <hi rendition="#g">Cardis</hi> in der<lb/> Titelpartie. Das gutbeſuchte Haus nahm Anlaß<lb/> die beliebte Sängerin für ihre vorzügliche Lei-<lb/> ſtung durch Beifall und vielfache Hervorrufe<lb/> auszuzeichnen. Nach der Gartenſcene wurden<lb/> Beifall und Hervorrufe ſtürmiſch. Auch nach<lb/> dem Schlußacte, in welchem die Sängerin mit<lb/> vollem Glanze die mächtige Steigerung der<lb/> Stelle „Engel-Chor“ zur Geltung brachte, war<lb/> der Applaus ein rauſchender. 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Die Wiederaufführung des<lb/> „Fidelio“ wurde für nächſte Woche verſchoben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Gaſtſpiel des Herrn Höfer in Schwerin.)</hi> </head><lb/> <p>Unſer lyriſcher Tenor, Herr <hi rendition="#g">Höfer</hi> eröffnet<lb/> dieſe Woche ein auf Engagement abzielendes<lb/> Gaſtſpiel am Hoftheater in Schwerin</p> </div><lb/> <div xml:id="grohe1" next="#grohe2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">(Dr. Carl Grohe.)</hi> </head> <p>In Bautſch wurde am<lb/> 22. d. der am 19. daſelbſt verſtorbene Med.<lb/> Doctor, Carl <hi rendition="#g">Grohe</hi> unter großer Theilnahme<lb/> der Bevölkerung zu Grabe getragen. Dr. Carl<lb/> Grohe erfreute ſich in ganz Nordmähren außer-<lb/> ordentlich großer Sympathien um ſeiner menſchen-<lb/> freundlichen Geſinnung und ſeines ehrenwerthen<lb/> Characters willen. Allem Formenweſen abgeneigt,<lb/> zeigte er ſich ſtets, wie er dachte. Sein Sinnen<lb/> und Trachten aber war ſtets auf den Fortſchritt<lb/> in allen Lebensfragen gerichtet. Seine mähriſche</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="brautwahl2" prev="#brautwahl1" type="jArticle" n="2"> <p>chen hin, verbeugte ſich und fragte: „Sie tanzen<lb/> nicht, mein Fräulein?“</p><lb/> <p>Sie ſtand auf, erwiderte ſeine Höflichkeit<lb/> und, nachdem ſie ſich wieder geſetzt hatte, auf<lb/> ſeine Frage: „Nein, mein Herr.“</p><lb/> <p>„Und warum nicht?“</p><lb/> <p>„Weil ich keinen Tänzer bekommen habe,“<lb/> antwortete ſie voll heiterer Gleichgiltigkeit, und<lb/> wie ſie den Prinzen dabei mit ihren unſchuldigen<lb/> Augen anblickte, wurde ihm wohler, als ihm noch<lb/> je auf Erden geworden war.</p><lb/> <p>„Keinen Tänzer heute?“</p><lb/> <p>„Heute nicht und nie,“ und ſie lachte ſo<lb/> hell, das er meinte, die goldenen Zauberglöcklein<lb/> auf dem Thurme ſeines heimatlichen Schloſſes den<lb/> Morgen begrüßen zu hören.</p><lb/> <p>Er ſah nieder zu ihren wunderſchönen Füß-<lb/> chen und ſagte, nachdem er dieſelben mit großer<lb/> Aufmerkſamkeit betrachtet: „Sie tanzen gewiß<lb/> gern und ausgezeichnet?“</p><lb/> <p>„Sehr gern, o ja, und nicht ſchlechter als<lb/> eine Andere.“</p><lb/> <p>„Und dennoch werden Sie nicht aufgefordert?<lb/> Warum, warum?“ rief der Prinz, immer mehr<lb/> in’s Feuer gerathend, und ergriff ihre Hand.</p><lb/> <p>Die Kleine erſchrak, ſenkte die Augen und<lb/> murmelte ſo undeutlich, daß nur Einer, der im<lb/> Begriff iſt, ſich zu verlieben, es verſtehen konnte:<lb/> „Weil ich langweilig bin.“</p><lb/> <p>„Langweilig? ... O, mein Fräulein! ...“<lb/> Flammende Röthe brannte auf ſeinen Wangen,<lb/> ein unterdrücktes Jauchzen drang aus ſeiner Bruſt:<lb/><cb/> „O, mein Fräulein, dann erlauben Sie mir, für<lb/> den ganzen Abend an ihrer Seite Platz zu neh-<lb/> men.“</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">V.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Man ließ ſie nicht lange in Ruhe plaudern.<lb/> Eine junge Dame nach der andern kam heran<lb/> und verrieth auf mehr oder minder feine Weiſe<lb/> ihr Erſtaunen darüber, daß Einer, der die Wahl<lb/> unter Adler- und Schwanenjungfrauen frei hatte,<lb/> ſich mit einem Gänschen beſchäftigen mochte.</p><lb/> <p>Wie auf Verabredung ließen ſie ihren Witz<lb/> ſprühen, daß es nur praſſelte. Die Funken ſto-<lb/> ben, fielen über manchen guten Namen her und<lb/> vernichteten ihn.</p><lb/> <p>Und der Prinz, ach der Prinz ſtimmte ein.<lb/> Er ſah die Stirne ſeiner lieblichen Nachbarin ſich<lb/> verfinſtern, aber er ſtimmte ein. Ja, er fand ein<lb/> teufliſches Gefallen daran, jede geiſtreich vorge-<lb/> brachte Bosheit zu überbieten. Es gelang ihm<lb/> beiſpiellos. Der Genius der Verleumdung ſchien<lb/> über ihn gekommen, und er brachte deſſen grau-<lb/> ſamſte Eingebungen mit unbändigem Uebermuthe<lb/> vor. Sein<supplied>e</supplied> Zuhörerinnen ſtutzten, kicherten, errö-<lb/> theten. Viele gaben ſich Mühe, eine leiſe Scha-<lb/> denfreude zu verbergen; das waren die Pfiffigen,<lb/> die Klugen, die hatten längſt „ſo etwas bemerkt.“<lb/> Einige fühlten Mitleid und Bedauern, Andere<lb/> waren erſtaunt.</p><lb/> <p>Ein Zweifel an dem Schlechten, das er aus-<lb/> ſagte, ſtieg in Keiner auf, in keiner Einzigen.</p><lb/> <p>Und doch! — in Einer doch — in der<lb/> Lieblichen, die der Prinz, ſo lange er ſprach, kaum<lb/><cb/> anzuſehen gewagt hatte. Sie erhob ſich klopfenden<lb/> Herzens, Thränen des Zornes ſtanden in ihren<lb/> Augen.</p><lb/> <p>„Von Allem, was Sie da behaupten,“<lb/> ſagte ſie kühn und laut, „glaube ich nichts!“</p><lb/> <p>„Nichts? ... von Allem nichts?“ ...<lb/> Er ſtieß einen Schrei aus, der an den Wänden<lb/> des Saales widerhallte wie himmliſche Muſik,<lb/> warf ſich auf die Kniee vor ſeiner Gegnerin<lb/> und umfaßte mit beiden Armen ihre zarte Geſtalt.</p><lb/> <p>„Du biſt es!“ rief er. „O Mutter — die<lb/> iſt’s — die gab mir das Erkennungszeichen!“</p><lb/> <p>In ſelben Augenblick öffnete ſich die Decke,<lb/> und auf ihrem mit Feuervögeln beſpannten Son-<lb/> nenwagen kam die Märchenkönigin herbeigeflogen.</p><lb/> <p>Vor ihrer blendenden Erſcheinung ſenkten<lb/> ſich alle Augen, nur die des Brantpaares nicht.<lb/> Der Prinz führte ſeiner Mutter die Erwählte<lb/> zu, und die Königin küßte ſie dreimal und ſprach:</p><lb/> <p>„Sei mir gegrüßt, Du holde Seltenheit.<lb/> Ich wußte wohl, daß es eine längere Trennung<lb/> von meinem Sohne galt, als ich ihn zur Erde<lb/> ſandte, eine junge Dame zu ſuchen, die an Ver-<lb/> leumdung nicht glaubt. Darauf aber, daß mein<lb/> Junge gar ſo viel Zeit dazu brauchen würde,<lb/> war ich nicht gefaßt.“</p><lb/> <p>Die Königin hieß ihre Kinder einſteigen,<lb/> die Feuervögel entfalteten ihre Schwingen und<lb/> trugen die Glücklichen in das ſchöne Feenland,<lb/> aus dem die Verleumdung verbannt iſt, und wo<lb/> ſogar die jungen Damen ſchweigen, wenn ſie von<lb/> ihrem Nächſten nichts Gutes zu ſagen wiſſen.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [[5]/0005]
Mähren zur Berathung der Parteiorganiſation
eingeſetzte Ausſchuß um dieſe Berathung fortzu-
ſetzen. Die an dieſem Tage eingetroffene Nach-
richt von der Auflöſung des Reichsrathes und
der angeordneten raſchen Ausſchreibung der Neu-
wahlen, veranlaßte die Verſammelten, alſogleich
in die Erörterung der Wahlvorbereitungen ein-
zutreten. Man einigte ſich dahin, ſofort einen
Aufruf an die Wählerſchaft wegen Bildung der
Orts- und Bezirks-Wahlausſchüſſe zu erlaſſen.
Gleichzeitig wurde beſchloſſen: Den Landeswahl-
ausſchuß für Sonntag den 1. Februar nach
Brünn einzuberufen.
(Erzherzog Eugen.) Se. Majeſtät der
Kaiſer empfing Freitag in beſonderer Audienz
den Herrn Erzherzog Eugen, welcher ſich
Samſtag Abend zu den Tauffeierlichkeiten nach
Berlin begab, woſelbſt er Se. Majeſtät den
Kaiſer als Taufpathen des jungen Prinzen ver-
tritt.
(Allerhöchſte Auerkennung.) Seine k. u. k.
ap. Majeſtät haben mit allerh. Entſchließung
vom 22. Jänner allergnädigſt anzuordnen geruht,
daß für ſeine beſonders verdienſtvolle und erfolg-
reiche Thätigkeit aus Anlaß der im verfloſſenen
Jahre in Wien veranſtalteten allgemeinen land-
und forſtwirthſchaftlichen Ausſtellung dem Präſi-
denten des Vereines öſterreichiſcher Malzfabrikanten,
dem Reichsrathsabgeordneten Emanuel Ritter v.
Proskowetz die volle allerhöchſte Anerkennung
ausgeſprochen werde.
(Cavallerie-Brigadier GM. Eduard
Karger †.) Der Commandant der 20. Caval-
lerie-Brigade in Krakau, Herr Generalmajor
Eduard Karger, deſſen plötzliche ſchwere Er-
krankung wir bereits gemeldet haben, iſt am
23. d. Mts. dortſelbſt im Alter von 45 Jahren
geſtorben, und zwar an den Folgen einer heftigen
Erkältung, welche er ſich auf ſeiner letzten In-
ſpicirungsreiſe zugezogen hatte. GM. Karger,
welcher u. A. auch eine Reihe von Jahren als
Profeſſor an der Kriegsſchule und am Stabs-
Officierscurſe verdienſtlich gewirkt hatte, wurde
in Groß-Seelowitz geboren, genoß ſeinen erſten
Schulunterricht in Brünn, abſolvirte ſodann in
Teſchen die Oberrealſchule und ſpäter die Genie-
Academie in Kloſterbruck bei Znaim mit glän-
zendem Erfolge. Als Pionnier-Lieutenant im Jahre
1864 ausgemuſtert, verbrachte der junge ſtrebſame
Officier ſeine erſte Garniſonszeit in Italien,
(Verona, Mantua und anderen Feſtungen), wo
er viele Excurſionen in die Umgebungen machte
und die intereſſanteſten Punkte aufnahm. Den
Feldzug 1866 machte er als Cavallerie-Officier
mit und verblieb, nachdem er die Kriegsſchule
verlaſſen, auch bei dieſer Waffe. Im Jänner
v. J. wurde GM. Karger von Pardubitz als
Commandant der 20 Cavallerie-Brigade nach
Krakau überſetzt. Das Hinſcheiden des Generals
Karger wird nicht nur in militäriſchen, ſondern
überhaupt in allen Kreiſen, mit denen er in
Verkehr geſtanden, auf das Lebhafteſte bedauert,
denn er verſtand es durch ſein chavalereskes
Weſen, ſich Freunde zu ſchaffen. Das Leichenbe-
gängniß des ſo jäh Dahingeſchiedenen fand am
Sonntag in Krakau mit allen militäriſchen Ehren
ſtatt. An demſelben nahm u. A. auch eine Depu-
tation des in Olmütz garniſonirenden 12. Dra-
goner-Regimentes, beſtehend aus dem Herrn
Oberſten Adolf v. Hagen und zwei Offi-
cieren Theil.
(Aus dem Stadtverordneten-Collegium.)
Die Tagesordnung der heutigen Sitzung des
Stadtverordneten-Collegiums iſt folgende: Geſuch
des Unterlehrers Herrn Anton Heske um Zuer-
kennung der üblichen Perſonal-Zulagen. — Be-
werbungsgeſuche um ein ausgeſchriebenes Eleonora
Stumm’ſches Schüler-Stipendium. — Bericht
der 2. Section, betreffend das Archiv und hi-
ſtoriſche Muſeum. (2. Leſung.) — Bericht der
2. Section über die Vertheilung der Heimat-
rechts-Taxen. (2. Leſung.) — Bericht der 2.
Section über die Vertheilung der Hundetaxen.
(2. Leſung.) — Bericht der 2. Section, betref-
fend den Mehrverbrauch von Brennholz an der
Mädchenbürgerſchule. (2. Leſung.) — Bericht der
3. Section über die für das Jahr 1889 gelegte
Communcaſſa-Rechnung. (2. Leſung.) — Bericht
der 3. Section über ein Geſuch um das Bür-
gerrecht. (2. Leſung.) — Bericht der 3. Section
über das Geſuch eines Beamten um Zuerkennung
der 3. Quinquennalzulage. (2. Leſung.) — Be-
richt der 3. Section über Beamten-Geſuche um
Zuerkennung der 1. Quinquennalzulage. (2.
Leſung.) — Bericht der 1. Section über die
vorgeſchlagene Vergrößerung der Räume der
Pfandleihanſtalt. — Bericht der 1. Section über
die von der freiwilligen Feuerwehr beanſpruchten
Erſatzkoſten des Telephon-Netzes.
(Leichenbegängniß.) Unter zahlreicher
Theilnahme fand Samſtag Nachmittag halb 4
Uhr das Leichenbegängniß des Herrn Rudolf
Seidl nach dem ſtädt. Friedhofe ſtatt.
(Trauungen.) Heute Vormittags halb 12
Uhr fand in der ſtädt. Pfarrkirche zu Sct.
Michael die Trauung des Frl. Stefanie Loos,
einer Tochter des hieſigen Bäckermeiſters Friedrich
Loos, mit dem Herrn Habeſſer aus Brünn
ſtatt. — In Neugaſſe bei Olmütz fand heute
Vormittags in der dortigen Pfarrkirche die
Trauung des Frl. Sofie Scheitel mit Herrn
Franz Heger, Oekonomie-Verwalter, ſtatt.
Den Trauungsact vollzog der Onkel des Bräu-
tigams der hochw. Pfarrer P. Heger.
(Vom Faſching.) Im Saale der bürger-
lichen Schießſtätte fand Samſtag Abends der
Ball der Baubeamten, im Saale zum „ſchwarzen
Bären“ in Neugaſſe fand geſtern Abends das
Kränzchen des dortigen Geſangsvereines und
Damenſingchors ſtatt. Ueber den Verlauf dieſer
beiden durchwegs gelungenen Unterhaltungen wer-
den wir morgen berichten.
(Beterauenball.) Der erſte Militärveteranen-
Verein für Olmütz und Umgebung veranſtaltet
Sonnabend den 31. d. in den Localitäten der
bürg. Schießſtätte einen Ball, deſſen Reinerträg-
niß der Kranken- und Unterſtützungscaſſa des
Vereines gewidmet. iſt. Die Muſik beſorgt die
Vereinscapelle.
(Vom Theater.) Unſere Bühne brachte
am Sonnabend eine Repetition von Gounods
Oper „Margarethe“ mit Frl. Cardis in der
Titelpartie. Das gutbeſuchte Haus nahm Anlaß
die beliebte Sängerin für ihre vorzügliche Lei-
ſtung durch Beifall und vielfache Hervorrufe
auszuzeichnen. Nach der Gartenſcene wurden
Beifall und Hervorrufe ſtürmiſch. Auch nach
dem Schlußacte, in welchem die Sängerin mit
vollem Glanze die mächtige Steigerung der
Stelle „Engel-Chor“ zur Geltung brachte, war
der Applaus ein rauſchender. Auch Herr
Wilensky. deſſen Fauſt zu den beſten Leiſtun-
gen des jungen Sängers zählt, erhielt vielfache
und verdiente Anerkennung. Das Publikum
freute ſich des herrlichen Klanges dieſer beiden
Stimmen, und läßt ſich in ſeiner Freude nicht
beirren. Herr Kroupa hielt ſeinen Valentin
trotz der annoncirten Heiſerkeit recht brav und
auch Herrn Choro’s ſchöne Stimme machte ſich
mit Effect geltend. Frl. Huld erhielt für ihren
Siebel wie immer Beifall. Chöre und Orcheſter
unter Herrn Berghofs Leitung waren ſehr
tüchtig.
(Theaternachrichten.) Um in der Vor-
führung von Opern keine Stockung eintreten zu
laſſen, hat Herr Director Berghof den hier
beſtens bekannten Baritoniſten Herrn Pfeifer
aus Brünn für ein Gaſtſpiel gewonnen. Herr
Pfeifer wird morgen an Stelle des an Heiſer-
keit leidenden Herrn Kroupa die Titelpartie im
„Holländer“ ſingen. Am Freitag geht Mozarts
„Don Juan“ mit Herrn Kroupa in der Titel-
partie in Scene. Die Wiederaufführung des
„Fidelio“ wurde für nächſte Woche verſchoben.
(Gaſtſpiel des Herrn Höfer in Schwerin.)
Unſer lyriſcher Tenor, Herr Höfer eröffnet
dieſe Woche ein auf Engagement abzielendes
Gaſtſpiel am Hoftheater in Schwerin
(Dr. Carl Grohe.) In Bautſch wurde am
22. d. der am 19. daſelbſt verſtorbene Med.
Doctor, Carl Grohe unter großer Theilnahme
der Bevölkerung zu Grabe getragen. Dr. Carl
Grohe erfreute ſich in ganz Nordmähren außer-
ordentlich großer Sympathien um ſeiner menſchen-
freundlichen Geſinnung und ſeines ehrenwerthen
Characters willen. Allem Formenweſen abgeneigt,
zeigte er ſich ſtets, wie er dachte. Sein Sinnen
und Trachten aber war ſtets auf den Fortſchritt
in allen Lebensfragen gerichtet. Seine mähriſche
chen hin, verbeugte ſich und fragte: „Sie tanzen
nicht, mein Fräulein?“
Sie ſtand auf, erwiderte ſeine Höflichkeit
und, nachdem ſie ſich wieder geſetzt hatte, auf
ſeine Frage: „Nein, mein Herr.“
„Und warum nicht?“
„Weil ich keinen Tänzer bekommen habe,“
antwortete ſie voll heiterer Gleichgiltigkeit, und
wie ſie den Prinzen dabei mit ihren unſchuldigen
Augen anblickte, wurde ihm wohler, als ihm noch
je auf Erden geworden war.
„Keinen Tänzer heute?“
„Heute nicht und nie,“ und ſie lachte ſo
hell, das er meinte, die goldenen Zauberglöcklein
auf dem Thurme ſeines heimatlichen Schloſſes den
Morgen begrüßen zu hören.
Er ſah nieder zu ihren wunderſchönen Füß-
chen und ſagte, nachdem er dieſelben mit großer
Aufmerkſamkeit betrachtet: „Sie tanzen gewiß
gern und ausgezeichnet?“
„Sehr gern, o ja, und nicht ſchlechter als
eine Andere.“
„Und dennoch werden Sie nicht aufgefordert?
Warum, warum?“ rief der Prinz, immer mehr
in’s Feuer gerathend, und ergriff ihre Hand.
Die Kleine erſchrak, ſenkte die Augen und
murmelte ſo undeutlich, daß nur Einer, der im
Begriff iſt, ſich zu verlieben, es verſtehen konnte:
„Weil ich langweilig bin.“
„Langweilig? ... O, mein Fräulein! ...“
Flammende Röthe brannte auf ſeinen Wangen,
ein unterdrücktes Jauchzen drang aus ſeiner Bruſt:
„O, mein Fräulein, dann erlauben Sie mir, für
den ganzen Abend an ihrer Seite Platz zu neh-
men.“
V.
Man ließ ſie nicht lange in Ruhe plaudern.
Eine junge Dame nach der andern kam heran
und verrieth auf mehr oder minder feine Weiſe
ihr Erſtaunen darüber, daß Einer, der die Wahl
unter Adler- und Schwanenjungfrauen frei hatte,
ſich mit einem Gänschen beſchäftigen mochte.
Wie auf Verabredung ließen ſie ihren Witz
ſprühen, daß es nur praſſelte. Die Funken ſto-
ben, fielen über manchen guten Namen her und
vernichteten ihn.
Und der Prinz, ach der Prinz ſtimmte ein.
Er ſah die Stirne ſeiner lieblichen Nachbarin ſich
verfinſtern, aber er ſtimmte ein. Ja, er fand ein
teufliſches Gefallen daran, jede geiſtreich vorge-
brachte Bosheit zu überbieten. Es gelang ihm
beiſpiellos. Der Genius der Verleumdung ſchien
über ihn gekommen, und er brachte deſſen grau-
ſamſte Eingebungen mit unbändigem Uebermuthe
vor. Seine Zuhörerinnen ſtutzten, kicherten, errö-
theten. Viele gaben ſich Mühe, eine leiſe Scha-
denfreude zu verbergen; das waren die Pfiffigen,
die Klugen, die hatten längſt „ſo etwas bemerkt.“
Einige fühlten Mitleid und Bedauern, Andere
waren erſtaunt.
Ein Zweifel an dem Schlechten, das er aus-
ſagte, ſtieg in Keiner auf, in keiner Einzigen.
Und doch! — in Einer doch — in der
Lieblichen, die der Prinz, ſo lange er ſprach, kaum
anzuſehen gewagt hatte. Sie erhob ſich klopfenden
Herzens, Thränen des Zornes ſtanden in ihren
Augen.
„Von Allem, was Sie da behaupten,“
ſagte ſie kühn und laut, „glaube ich nichts!“
„Nichts? ... von Allem nichts?“ ...
Er ſtieß einen Schrei aus, der an den Wänden
des Saales widerhallte wie himmliſche Muſik,
warf ſich auf die Kniee vor ſeiner Gegnerin
und umfaßte mit beiden Armen ihre zarte Geſtalt.
„Du biſt es!“ rief er. „O Mutter — die
iſt’s — die gab mir das Erkennungszeichen!“
In ſelben Augenblick öffnete ſich die Decke,
und auf ihrem mit Feuervögeln beſpannten Son-
nenwagen kam die Märchenkönigin herbeigeflogen.
Vor ihrer blendenden Erſcheinung ſenkten
ſich alle Augen, nur die des Brantpaares nicht.
Der Prinz führte ſeiner Mutter die Erwählte
zu, und die Königin küßte ſie dreimal und ſprach:
„Sei mir gegrüßt, Du holde Seltenheit.
Ich wußte wohl, daß es eine längere Trennung
von meinem Sohne galt, als ich ihn zur Erde
ſandte, eine junge Dame zu ſuchen, die an Ver-
leumdung nicht glaubt. Darauf aber, daß mein
Junge gar ſo viel Zeit dazu brauchen würde,
war ich nicht gefaßt.“
Die Königin hieß ihre Kinder einſteigen,
die Feuervögel entfalteten ihre Schwingen und
trugen die Glücklichen in das ſchöne Feenland,
aus dem die Verleumdung verbannt iſt, und wo
ſogar die jungen Damen ſchweigen, wenn ſie von
ihrem Nächſten nichts Gutes zu ſagen wiſſen.
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