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Mainzer Journal. Nr. 245. Mainz, 15. Oktober 1849.

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[Beginn Spaltensatz] als solche bekannt sind, die durchaus nur Verführte waren und
sonst aller Berücksichtigung würdig sind. Wir zollen aber auch
dem Herrn Fürsten unseren Dank für seine humanen Bemühungen.
-- Bis jetzt haben, so viel uns bekannt ist, in der Pfalz noch
keine bayrischen Kriegsgerichte statt gehabt, darum auch die
Sache so mancher gefangenen Militärs noch nicht entschieden ist.
Unter den eben Ausgelieferten finden sich viele Militärs vor;
es ist wohl möglich und erwünschlich, daß dieser Umstand die
Abhandlung derselben eben[unleserliches Material] beschleunigen als hemmen möge.

Se. Majestät der König haben Sich bewogen gefunden, den Maler
Johann Schraudolph, dermalen in Speyer, zum Professor der Hi-
storienmalerei an der k. Akademie der bildenden Künste zu ernennen und
die katholische Pfarrei Blieskastel, Landcommissariats Zweibrücken,
dem Priester Theodor Hofmann, Pfarrer zu Obermoschel zu über-
tragen.

Aus dem Westrich 14. October. Nach dem Aus-
schreiben im neuesten Amtsblatte hat der Apellationsgerichtsprä-
sident von Schnellenbühl durch das Präsidium sich selbst
wieder zum Präsidenten unserer nächsten Herbstassisen gewählt;
das zweite Mal also präsidirt der Chef des Gerichtes in eigener
Person. Da bei den nächsten Assisen viele politischen Causen vor-
kommen, so sind wir sehr begierig, wie der Herr Präsident sich
halten wird. Wir hoffen und meinen, er werde wieder allerlei
da gut zu machen bestrebt seyn, und nur aus diesem Grunde sich
bethätigt haben. Jeden anderen, oder gar den entgegengesetzten
Grund zu supponiren, wäre wohl nicht statthaft. Wir bedauern
zwar den Herrn Präsidenten, wenn er sich alten Freunden
gegenüber sehen wird, um dieser seiner peinlichen Lage willen,
hoffen aber, daß der Repräsentant des Rechtes nichts als
dieses
kennen und vertreten wird.

Vom Donnersberge 13. October. Gerne würde ich den
dichtesten Schleier der Vergessenheit über einen Vorfall werfen,
wenn er nicht, als zur Charakteristik der Demokratenwirthschaft
in der Pfalz gehörend, den gerechtesten Anspruch auf Oeffentlich-
keit hätte. Es war vor etwa 10 -- 14 Tagen, da ward ein Sol-
dat, der in der Nacht zur Ueberbringung einer Ordonanz abge-
sandt war, auf dem Wege zwischen Alsenz und Kalkofen von drei
Männern meuchlings überfallen. Er rettete sich nur durch den
Gebrauch seiner Waffen, indem er dem einen einen Stich in das
Bein versetzte. Der Tracht nach schienen es Heckerlinge zu seyn,
und der Verdacht fiel auf die Matadore der durch ihre Fahnen-
weihe bekannt gewordene Alsenzer Bürgerwehr und des Demo-
kratenclubs. Alsbald erschien die Gerichtsbehörde von Kaiserslau-
tern, stellte genaue Nachforschungen an, confrontirte den Solda-
ten mit mehreren Hauptdemokraten und siehe da, der Rechte scheint
gefunden zu seyn. Bei der Verführung eines gewissen Wendling
von Alsenz, eines Hauptwühlers -- er soll einer der Leithämmel
des Bürgerwehrhauptmannes, der sich dermalen in gewissen Ge-
sellschafte [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]n sehr aristokratisch gerirt, gewesen seyn -- soll der
Soldat erklärt haben, er könne es mit einem Eide behaupten, dieser
sey einer von denen, die ihn angefallen. Der Verdacht soll dadurch
noch vermehrt worden seyn, daß Wendling sein Alibi dadurch
habe nachweisen wollen, er sey an jenem Tage gefallen und habe sich
am Beine so sehr beschädiget, daß er nicht habe gehen können.
Wunderbarer Weise soll aber gerade die Stelle des Beines ver-
wundet seyn, die der Soldat ebenfalls als jene bezeichnete, welche
er mit dem Bajonnet, das noch Blutspuren an sich trug, getroffen.
-- So charakterisiren sich die Volksbeglücker immer mehr und
mehr und zeigen, wie sie nur der gewissenlosesten Parteileidenschaft
fröhnen, mag dabei auch eine ganze Provinz zu Grunde gehen.
Denn solche Vorfälle sind nichts weniger als geeignet, ein Endet
des Kriegszustandes in der Pfalz herbeizuführen. Und doch sind
solche Männer immer noch von Einfluß auf das Volk! Wendling
hatte in den Märztagen alle Anwartschaft auf das Bürgermeister-
amt und es war nahe daran, daß der im Amte ergraute Bürger-
meister von Alsenz, der durch seine Umsicht die märzliche Aufre-
gung niederhielt, allerlei Verdächtigungen und Umtrieben hätte
weichen müssen. Wendling ging auch bei der letzten Wahl zum
Landtage nach München als Wahlmann aus der Urne hervor
und trug nicht wenig zur Wahl Schülers von Zweibrücken bei.
Er wurde vorgestern unter Gensdarmeriebedeckung in das Zucht-
haus nach Kaiserslautern abgeführt.

Aus dem Alsenzthale 13. October. Jn den ersten Ta-
gen [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]der nächsten Woche kommt Kolb, der Redacteur der Speyrer
Zeitung, war die Schranken des Gerichtes, angeklagt der Ver-
leitung des Militärs zum Treubruche Gestern sind etwa 16--
18 treugebliebene Soldaten des 6. Regimentes als Zeugen
gegen ihn
aus unserem Thale nach Zweibrücken abgereist.

Frankenthal 13. October. Daß die Cholera wirklich in
unserer Stadt eingezogen, unterliegt nun wohl kaum noch einen
Zweifel. Die vorgestern unter verdächtigen Symptomen erkrank-
ten zwei Kinder eines hiesigen Bürgers sind in wenigen Stunden
[Spaltenumbruch] gestorben und der vom Commandanten des 1. Chevauxlegers-
regimentes mit dem Auftrage, Bericht über den Befund der
Krankheit abzustatten, zu den Erkrankten gesendete Militärarzt
konnte nichts Anderes berichten, als daß er leider alle Symptome
der Cholera bei den Kranken gefunden, so daß es fest stehe, daß
die beiden Kinder wirklich an jener Seuche gestorben seyen. --
Die Quiescirung des hiesigen Landcommissärs hat hier nicht we-
nigen Beifall gefunden, zumal der Herr Baron nach eigener Aus-
sage seinen vollen Gehalt auch fernerhin beziehen wird. -- Unsere
Demokraten sind im Verborgenen, wie verlautet, äußerst thätig
und halten öfters geheime Clubsitzungen, in deren einer beschlos-
sen worden seyn soll, den vier verhafteten Frankenthalern bei
ihrer Befreiung aus dem Gefängnisse eine großartige Empfangs-
feierlichkeit, "wie Frankenthal noch keine erlebt habe," zu veran-
stalten. Nun können die Demokraten zwar nicht wissen, wann
jene Helden der Gesinnungstüchtigkeit ihrer Haft entlassen wer-
den; indessen hoffen sie die Befreiung ihrer Freunde wenn nicht von
der Amnestie, desto gewisser durch die Geschworenen in
kurzer Frist ausgesprochen zu sehen. Uebrigens scheuen die De-
mokraten nicht immer die Oeffentlichkeit, sondern sind z. B. dreist
genug, auf offenem Markte es zu verkünden, daß es wieder "los
gehen" würde, sowie die Soldaten auch nur einen Tag lang
von Frankenthal weg wären, und solche Aeußerungen hört man
nicht nur von arbeitsscheuen und besitzlosen Tagedieben, sondern
auch von reichen "Gesinnungstüchtigen," die selbst am Schlimm-
sten dabei fahren würden. -- Vor Kurzem ist einem begeisterten
Anhänger des Communismus und der rothen Demokratie hier-
selbst das Unglück begegnet, zu falliren; sicherlich sind hieran auch
die Tyrannen schuld, da sie es ja waren, welche es nicht zur
Theilung kommen ließen, diese aber Tausenden wieder auf die
Beine geholfen hätte!

# Mainz 15. October. Heute feierte die hiesige k. k. öster-
reichische und k. preußische Garnison den Geburtstag Sr. Maje-
stät des Königs von Preußen durch eine gemeinschaftliche große
Parade. Nach Beendigung derselben defilirten sämmtliche Trup-
pen unter dem Donner der Kanonen vor dem k. preußischen Ge-
nerallieutenant und Vicegouverneur von Hüser und dem k. k.
F. M. L. Uhlmann, Artilleriedirector in hiesiger Festung, und
zwar drei Bataillone des k. k. österreichischen Jnfanterieregimentes
Erzherzog Rainer, eine Batterie von sechs Geschützen nebst Be-
dienung, die Detachements des Bombardierkorps, der Mineure
und Pinoniere, geführt von dem k. k. F. M. L. und Festungscom-
mandanten Freiherrn von Jetzer, -- sowie das 38. und 40. k.
preußische Jnfanterieregiment, eine Schwadron blauer Husaren,
eine Pionierabtheilung und eine Batterie Feldgeschütze, geführt
vom Jnspecteur der k. preußischen Bundesfestungsbesatzungen,
dem General von Gayl. Sämmtliche Truppen boten durch
ihre vortreffliche Haltung einen imposanten Anblick, und die
schöne Eintracht, mit welcher sich die österreichischen wie preußi-
schen Krieger die Hand zur Geburtsfeier des Königs von Preußen
boten, mußte den Freund deutscher Einigkeit und Brüderlichkeit
mit Freude erfüllen. Besonderer Erwähnung verdienen ein Ba-
taillon des 38. Jnfanterieregimentes und die Husarenschwadron,
deren Mannschaften, da sie am Kampfe wider die badischen Jn-
surgenten Theil genommen, heute zum ersten Male mit dem gelb-
und weißgestreiften Bande der ihnen von dem Großherzoge von
Baden verliehenen Medaillen decorirt waren.

^ Aus der rheinhessischen Pfalz 13. October. Jch habe
Jhnen noch das Resultat der bereits erwähnten Versammlung
der Constitutionellen des Wahlbezirkes Alzey, welche vor acht
Tagen ( 5. October ) zu Flonheim stattfand, nachzutragen.
Die Versammlung war ebenfalls stark besucht, doch konnte man
sich nicht so schnell und leicht verständigen, wie in Wörrstadt und
Odernheim, wenigstens gilt dieses von dem Candidaten für die
zweite Kammer. Für die erste Kammer wurde Kreisgerichtsprä-
sident Stephani zu Alzei vorgeschlagen, für die zweite Kammer
dagegen zwei Candidaten, Bürgermeister Best von Wendels-
heim
und Herr Jakob Erkmann von Alzei, welcher letz-
tere die Mehrheit der Stimmen für sich hatte. Ueber die beiden
letzteren Candidaten fällt nun das Alzeier Proletariat -- es gibt
Proletarier, wie im Kittel so auch im feinen Rocke -- furchtbar
her, indem dasselbe in einem Jnserate des "Alzeier Wochenblattes,"
von dem die demokratische Redaction sogar mit großen Lettern
erklärt, es sey "auf Verlangen," gegen die Gebühren und unter
Zurückweisung der Verantwortlichkeit abgedruckt worden, Herrn
Präsidenten Stephani zwar einen "äußerst loyalen, rechtlichen
und gescheiten Mann" nennt, der wohl seinen Posten ausfüllen
wird, der aber "ein Beamter" sey. Sie sehen, die Bornirtheit
dieser Classe von Geschöpfen ist unheilbar! Herrn Best wird alle
Capacität abgesprochen -- von Leuten, die ihn nicht kennen --
weil er nicht, wie eine geschwätzige Elster, einige auswendigge-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] als solche bekannt sind, die durchaus nur Verführte waren und
sonst aller Berücksichtigung würdig sind. Wir zollen aber auch
dem Herrn Fürsten unseren Dank für seine humanen Bemühungen.
— Bis jetzt haben, so viel uns bekannt ist, in der Pfalz noch
keine bayrischen Kriegsgerichte statt gehabt, darum auch die
Sache so mancher gefangenen Militärs noch nicht entschieden ist.
Unter den eben Ausgelieferten finden sich viele Militärs vor;
es ist wohl möglich und erwünschlich, daß dieser Umstand die
Abhandlung derselben eben[unleserliches Material] beschleunigen als hemmen möge.

Se. Majestät der König haben Sich bewogen gefunden, den Maler
Johann Schraudolph, dermalen in Speyer, zum Professor der Hi-
storienmalerei an der k. Akademie der bildenden Künste zu ernennen und
die katholische Pfarrei Blieskastel, Landcommissariats Zweibrücken,
dem Priester Theodor Hofmann, Pfarrer zu Obermoschel zu über-
tragen.

⚖ Aus dem Westrich 14. October. Nach dem Aus-
schreiben im neuesten Amtsblatte hat der Apellationsgerichtsprä-
sident von Schnellenbühl durch das Präsidium sich selbst
wieder zum Präsidenten unserer nächsten Herbstassisen gewählt;
das zweite Mal also präsidirt der Chef des Gerichtes in eigener
Person. Da bei den nächsten Assisen viele politischen Causen vor-
kommen, so sind wir sehr begierig, wie der Herr Präsident sich
halten wird. Wir hoffen und meinen, er werde wieder allerlei
da gut zu machen bestrebt seyn, und nur aus diesem Grunde sich
bethätigt haben. Jeden anderen, oder gar den entgegengesetzten
Grund zu supponiren, wäre wohl nicht statthaft. Wir bedauern
zwar den Herrn Präsidenten, wenn er sich alten Freunden
gegenüber sehen wird, um dieser seiner peinlichen Lage willen,
hoffen aber, daß der Repräsentant des Rechtes nichts als
dieses
kennen und vertreten wird.

Vom Donnersberge 13. October. Gerne würde ich den
dichtesten Schleier der Vergessenheit über einen Vorfall werfen,
wenn er nicht, als zur Charakteristik der Demokratenwirthschaft
in der Pfalz gehörend, den gerechtesten Anspruch auf Oeffentlich-
keit hätte. Es war vor etwa 10 — 14 Tagen, da ward ein Sol-
dat, der in der Nacht zur Ueberbringung einer Ordonanz abge-
sandt war, auf dem Wege zwischen Alsenz und Kalkofen von drei
Männern meuchlings überfallen. Er rettete sich nur durch den
Gebrauch seiner Waffen, indem er dem einen einen Stich in das
Bein versetzte. Der Tracht nach schienen es Heckerlinge zu seyn,
und der Verdacht fiel auf die Matadore der durch ihre Fahnen-
weihe bekannt gewordene Alsenzer Bürgerwehr und des Demo-
kratenclubs. Alsbald erschien die Gerichtsbehörde von Kaiserslau-
tern, stellte genaue Nachforschungen an, confrontirte den Solda-
ten mit mehreren Hauptdemokraten und siehe da, der Rechte scheint
gefunden zu seyn. Bei der Verführung eines gewissen Wendling
von Alsenz, eines Hauptwühlers — er soll einer der Leithämmel
des Bürgerwehrhauptmannes, der sich dermalen in gewissen Ge-
sellschafte [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]n sehr aristokratisch gerirt, gewesen seyn — soll der
Soldat erklärt haben, er könne es mit einem Eide behaupten, dieser
sey einer von denen, die ihn angefallen. Der Verdacht soll dadurch
noch vermehrt worden seyn, daß Wendling sein Alibi dadurch
habe nachweisen wollen, er sey an jenem Tage gefallen und habe sich
am Beine so sehr beschädiget, daß er nicht habe gehen können.
Wunderbarer Weise soll aber gerade die Stelle des Beines ver-
wundet seyn, die der Soldat ebenfalls als jene bezeichnete, welche
er mit dem Bajonnet, das noch Blutspuren an sich trug, getroffen.
— So charakterisiren sich die Volksbeglücker immer mehr und
mehr und zeigen, wie sie nur der gewissenlosesten Parteileidenschaft
fröhnen, mag dabei auch eine ganze Provinz zu Grunde gehen.
Denn solche Vorfälle sind nichts weniger als geeignet, ein Endet
des Kriegszustandes in der Pfalz herbeizuführen. Und doch sind
solche Männer immer noch von Einfluß auf das Volk! Wendling
hatte in den Märztagen alle Anwartschaft auf das Bürgermeister-
amt und es war nahe daran, daß der im Amte ergraute Bürger-
meister von Alsenz, der durch seine Umsicht die märzliche Aufre-
gung niederhielt, allerlei Verdächtigungen und Umtrieben hätte
weichen müssen. Wendling ging auch bei der letzten Wahl zum
Landtage nach München als Wahlmann aus der Urne hervor
und trug nicht wenig zur Wahl Schülers von Zweibrücken bei.
Er wurde vorgestern unter Gensdarmeriebedeckung in das Zucht-
haus nach Kaiserslautern abgeführt.

Aus dem Alsenzthale 13. October. Jn den ersten Ta-
gen [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]der nächsten Woche kommt Kolb, der Redacteur der Speyrer
Zeitung, war die Schranken des Gerichtes, angeklagt der Ver-
leitung des Militärs zum Treubruche Gestern sind etwa 16—
18 treugebliebene Soldaten des 6. Regimentes als Zeugen
gegen ihn
aus unserem Thale nach Zweibrücken abgereist.

☩ Frankenthal 13. October. Daß die Cholera wirklich in
unserer Stadt eingezogen, unterliegt nun wohl kaum noch einen
Zweifel. Die vorgestern unter verdächtigen Symptomen erkrank-
ten zwei Kinder eines hiesigen Bürgers sind in wenigen Stunden
[Spaltenumbruch] gestorben und der vom Commandanten des 1. Chevauxlegers-
regimentes mit dem Auftrage, Bericht über den Befund der
Krankheit abzustatten, zu den Erkrankten gesendete Militärarzt
konnte nichts Anderes berichten, als daß er leider alle Symptome
der Cholera bei den Kranken gefunden, so daß es fest stehe, daß
die beiden Kinder wirklich an jener Seuche gestorben seyen. —
Die Quiescirung des hiesigen Landcommissärs hat hier nicht we-
nigen Beifall gefunden, zumal der Herr Baron nach eigener Aus-
sage seinen vollen Gehalt auch fernerhin beziehen wird. — Unsere
Demokraten sind im Verborgenen, wie verlautet, äußerst thätig
und halten öfters geheime Clubsitzungen, in deren einer beschlos-
sen worden seyn soll, den vier verhafteten Frankenthalern bei
ihrer Befreiung aus dem Gefängnisse eine großartige Empfangs-
feierlichkeit, „wie Frankenthal noch keine erlebt habe,“ zu veran-
stalten. Nun können die Demokraten zwar nicht wissen, wann
jene Helden der Gesinnungstüchtigkeit ihrer Haft entlassen wer-
den; indessen hoffen sie die Befreiung ihrer Freunde wenn nicht von
der Amnestie, desto gewisser durch die Geschworenen in
kurzer Frist ausgesprochen zu sehen. Uebrigens scheuen die De-
mokraten nicht immer die Oeffentlichkeit, sondern sind z. B. dreist
genug, auf offenem Markte es zu verkünden, daß es wieder „los
gehen“ würde, sowie die Soldaten auch nur einen Tag lang
von Frankenthal weg wären, und solche Aeußerungen hört man
nicht nur von arbeitsscheuen und besitzlosen Tagedieben, sondern
auch von reichen „Gesinnungstüchtigen,“ die selbst am Schlimm-
sten dabei fahren würden. — Vor Kurzem ist einem begeisterten
Anhänger des Communismus und der rothen Demokratie hier-
selbst das Unglück begegnet, zu falliren; sicherlich sind hieran auch
die Tyrannen schuld, da sie es ja waren, welche es nicht zur
Theilung kommen ließen, diese aber Tausenden wieder auf die
Beine geholfen hätte!

# Mainz 15. October. Heute feierte die hiesige k. k. öster-
reichische und k. preußische Garnison den Geburtstag Sr. Maje-
stät des Königs von Preußen durch eine gemeinschaftliche große
Parade. Nach Beendigung derselben defilirten sämmtliche Trup-
pen unter dem Donner der Kanonen vor dem k. preußischen Ge-
nerallieutenant und Vicegouverneur von Hüser und dem k. k.
F. M. L. Uhlmann, Artilleriedirector in hiesiger Festung, und
zwar drei Bataillone des k. k. österreichischen Jnfanterieregimentes
Erzherzog Rainer, eine Batterie von sechs Geschützen nebst Be-
dienung, die Detachements des Bombardierkorps, der Mineure
und Pinoniere, geführt von dem k. k. F. M. L. und Festungscom-
mandanten Freiherrn von Jetzer, — sowie das 38. und 40. k.
preußische Jnfanterieregiment, eine Schwadron blauer Husaren,
eine Pionierabtheilung und eine Batterie Feldgeschütze, geführt
vom Jnspecteur der k. preußischen Bundesfestungsbesatzungen,
dem General von Gayl. Sämmtliche Truppen boten durch
ihre vortreffliche Haltung einen imposanten Anblick, und die
schöne Eintracht, mit welcher sich die österreichischen wie preußi-
schen Krieger die Hand zur Geburtsfeier des Königs von Preußen
boten, mußte den Freund deutscher Einigkeit und Brüderlichkeit
mit Freude erfüllen. Besonderer Erwähnung verdienen ein Ba-
taillon des 38. Jnfanterieregimentes und die Husarenschwadron,
deren Mannschaften, da sie am Kampfe wider die badischen Jn-
surgenten Theil genommen, heute zum ersten Male mit dem gelb-
und weißgestreiften Bande der ihnen von dem Großherzoge von
Baden verliehenen Medaillen decorirt waren.

△ Aus der rheinhessischen Pfalz 13. October. Jch habe
Jhnen noch das Resultat der bereits erwähnten Versammlung
der Constitutionellen des Wahlbezirkes Alzey, welche vor acht
Tagen ( 5. October ) zu Flonheim stattfand, nachzutragen.
Die Versammlung war ebenfalls stark besucht, doch konnte man
sich nicht so schnell und leicht verständigen, wie in Wörrstadt und
Odernheim, wenigstens gilt dieses von dem Candidaten für die
zweite Kammer. Für die erste Kammer wurde Kreisgerichtsprä-
sident Stephani zu Alzei vorgeschlagen, für die zweite Kammer
dagegen zwei Candidaten, Bürgermeister Best von Wendels-
heim
und Herr Jakob Erkmann von Alzei, welcher letz-
tere die Mehrheit der Stimmen für sich hatte. Ueber die beiden
letzteren Candidaten fällt nun das Alzeier Proletariat — es gibt
Proletarier, wie im Kittel so auch im feinen Rocke — furchtbar
her, indem dasselbe in einem Jnserate des „Alzeier Wochenblattes,“
von dem die demokratische Redaction sogar mit großen Lettern
erklärt, es sey „auf Verlangen,“ gegen die Gebühren und unter
Zurückweisung der Verantwortlichkeit abgedruckt worden, Herrn
Präsidenten Stephani zwar einen „äußerst loyalen, rechtlichen
und gescheiten Mann“ nennt, der wohl seinen Posten ausfüllen
wird, der aber „ein Beamter“ sey. Sie sehen, die Bornirtheit
dieser Classe von Geschöpfen ist unheilbar! Herrn Best wird alle
Capacität abgesprochen — von Leuten, die ihn nicht kennen —
weil er nicht, wie eine geschwätzige Elster, einige auswendigge-
[Ende Spaltensatz]

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[0002] als solche bekannt sind, die durchaus nur Verführte waren und sonst aller Berücksichtigung würdig sind. Wir zollen aber auch dem Herrn Fürsten unseren Dank für seine humanen Bemühungen. — Bis jetzt haben, so viel uns bekannt ist, in der Pfalz noch keine bayrischen Kriegsgerichte statt gehabt, darum auch die Sache so mancher gefangenen Militärs noch nicht entschieden ist. Unter den eben Ausgelieferten finden sich viele Militärs vor; es ist wohl möglich und erwünschlich, daß dieser Umstand die Abhandlung derselben eben_ beschleunigen als hemmen möge. Se. Majestät der König haben Sich bewogen gefunden, den Maler Johann Schraudolph, dermalen in Speyer, zum Professor der Hi- storienmalerei an der k. Akademie der bildenden Künste zu ernennen und die katholische Pfarrei Blieskastel, Landcommissariats Zweibrücken, dem Priester Theodor Hofmann, Pfarrer zu Obermoschel zu über- tragen. ⚖ Aus dem Westrich 14. October. Nach dem Aus- schreiben im neuesten Amtsblatte hat der Apellationsgerichtsprä- sident von Schnellenbühl durch das Präsidium sich selbst wieder zum Präsidenten unserer nächsten Herbstassisen gewählt; das zweite Mal also präsidirt der Chef des Gerichtes in eigener Person. Da bei den nächsten Assisen viele politischen Causen vor- kommen, so sind wir sehr begierig, wie der Herr Präsident sich halten wird. Wir hoffen und meinen, er werde wieder allerlei da gut zu machen bestrebt seyn, und nur aus diesem Grunde sich bethätigt haben. Jeden anderen, oder gar den entgegengesetzten Grund zu supponiren, wäre wohl nicht statthaft. Wir bedauern zwar den Herrn Präsidenten, wenn er sich alten Freunden gegenüber sehen wird, um dieser seiner peinlichen Lage willen, hoffen aber, daß der Repräsentant des Rechtes nichts als dieses kennen und vertreten wird. Vom Donnersberge 13. October. Gerne würde ich den dichtesten Schleier der Vergessenheit über einen Vorfall werfen, wenn er nicht, als zur Charakteristik der Demokratenwirthschaft in der Pfalz gehörend, den gerechtesten Anspruch auf Oeffentlich- keit hätte. Es war vor etwa 10 — 14 Tagen, da ward ein Sol- dat, der in der Nacht zur Ueberbringung einer Ordonanz abge- sandt war, auf dem Wege zwischen Alsenz und Kalkofen von drei Männern meuchlings überfallen. Er rettete sich nur durch den Gebrauch seiner Waffen, indem er dem einen einen Stich in das Bein versetzte. Der Tracht nach schienen es Heckerlinge zu seyn, und der Verdacht fiel auf die Matadore der durch ihre Fahnen- weihe bekannt gewordene Alsenzer Bürgerwehr und des Demo- kratenclubs. Alsbald erschien die Gerichtsbehörde von Kaiserslau- tern, stellte genaue Nachforschungen an, confrontirte den Solda- ten mit mehreren Hauptdemokraten und siehe da, der Rechte scheint gefunden zu seyn. Bei der Verführung eines gewissen Wendling von Alsenz, eines Hauptwühlers — er soll einer der Leithämmel des Bürgerwehrhauptmannes, der sich dermalen in gewissen Ge- sellschafte _n sehr aristokratisch gerirt, gewesen seyn — soll der Soldat erklärt haben, er könne es mit einem Eide behaupten, dieser sey einer von denen, die ihn angefallen. Der Verdacht soll dadurch noch vermehrt worden seyn, daß Wendling sein Alibi dadurch habe nachweisen wollen, er sey an jenem Tage gefallen und habe sich am Beine so sehr beschädiget, daß er nicht habe gehen können. Wunderbarer Weise soll aber gerade die Stelle des Beines ver- wundet seyn, die der Soldat ebenfalls als jene bezeichnete, welche er mit dem Bajonnet, das noch Blutspuren an sich trug, getroffen. — So charakterisiren sich die Volksbeglücker immer mehr und mehr und zeigen, wie sie nur der gewissenlosesten Parteileidenschaft fröhnen, mag dabei auch eine ganze Provinz zu Grunde gehen. Denn solche Vorfälle sind nichts weniger als geeignet, ein Endet des Kriegszustandes in der Pfalz herbeizuführen. Und doch sind solche Männer immer noch von Einfluß auf das Volk! Wendling hatte in den Märztagen alle Anwartschaft auf das Bürgermeister- amt und es war nahe daran, daß der im Amte ergraute Bürger- meister von Alsenz, der durch seine Umsicht die märzliche Aufre- gung niederhielt, allerlei Verdächtigungen und Umtrieben hätte weichen müssen. Wendling ging auch bei der letzten Wahl zum Landtage nach München als Wahlmann aus der Urne hervor und trug nicht wenig zur Wahl Schülers von Zweibrücken bei. Er wurde vorgestern unter Gensdarmeriebedeckung in das Zucht- haus nach Kaiserslautern abgeführt. Aus dem Alsenzthale 13. October. Jn den ersten Ta- gen ___der nächsten Woche kommt Kolb, der Redacteur der Speyrer Zeitung, war die Schranken des Gerichtes, angeklagt der Ver- leitung des Militärs zum Treubruche Gestern sind etwa 16— 18 treugebliebene Soldaten des 6. Regimentes als Zeugen gegen ihn aus unserem Thale nach Zweibrücken abgereist. ☩ Frankenthal 13. October. Daß die Cholera wirklich in unserer Stadt eingezogen, unterliegt nun wohl kaum noch einen Zweifel. Die vorgestern unter verdächtigen Symptomen erkrank- ten zwei Kinder eines hiesigen Bürgers sind in wenigen Stunden gestorben und der vom Commandanten des 1. Chevauxlegers- regimentes mit dem Auftrage, Bericht über den Befund der Krankheit abzustatten, zu den Erkrankten gesendete Militärarzt konnte nichts Anderes berichten, als daß er leider alle Symptome der Cholera bei den Kranken gefunden, so daß es fest stehe, daß die beiden Kinder wirklich an jener Seuche gestorben seyen. — Die Quiescirung des hiesigen Landcommissärs hat hier nicht we- nigen Beifall gefunden, zumal der Herr Baron nach eigener Aus- sage seinen vollen Gehalt auch fernerhin beziehen wird. — Unsere Demokraten sind im Verborgenen, wie verlautet, äußerst thätig und halten öfters geheime Clubsitzungen, in deren einer beschlos- sen worden seyn soll, den vier verhafteten Frankenthalern bei ihrer Befreiung aus dem Gefängnisse eine großartige Empfangs- feierlichkeit, „wie Frankenthal noch keine erlebt habe,“ zu veran- stalten. Nun können die Demokraten zwar nicht wissen, wann jene Helden der Gesinnungstüchtigkeit ihrer Haft entlassen wer- den; indessen hoffen sie die Befreiung ihrer Freunde wenn nicht von der Amnestie, desto gewisser durch die Geschworenen in kurzer Frist ausgesprochen zu sehen. Uebrigens scheuen die De- mokraten nicht immer die Oeffentlichkeit, sondern sind z. B. dreist genug, auf offenem Markte es zu verkünden, daß es wieder „los gehen“ würde, sowie die Soldaten auch nur einen Tag lang von Frankenthal weg wären, und solche Aeußerungen hört man nicht nur von arbeitsscheuen und besitzlosen Tagedieben, sondern auch von reichen „Gesinnungstüchtigen,“ die selbst am Schlimm- sten dabei fahren würden. — Vor Kurzem ist einem begeisterten Anhänger des Communismus und der rothen Demokratie hier- selbst das Unglück begegnet, zu falliren; sicherlich sind hieran auch die Tyrannen schuld, da sie es ja waren, welche es nicht zur Theilung kommen ließen, diese aber Tausenden wieder auf die Beine geholfen hätte! # Mainz 15. October. Heute feierte die hiesige k. k. öster- reichische und k. preußische Garnison den Geburtstag Sr. Maje- stät des Königs von Preußen durch eine gemeinschaftliche große Parade. Nach Beendigung derselben defilirten sämmtliche Trup- pen unter dem Donner der Kanonen vor dem k. preußischen Ge- nerallieutenant und Vicegouverneur von Hüser und dem k. k. F. M. L. Uhlmann, Artilleriedirector in hiesiger Festung, und zwar drei Bataillone des k. k. österreichischen Jnfanterieregimentes Erzherzog Rainer, eine Batterie von sechs Geschützen nebst Be- dienung, die Detachements des Bombardierkorps, der Mineure und Pinoniere, geführt von dem k. k. F. M. L. und Festungscom- mandanten Freiherrn von Jetzer, — sowie das 38. und 40. k. preußische Jnfanterieregiment, eine Schwadron blauer Husaren, eine Pionierabtheilung und eine Batterie Feldgeschütze, geführt vom Jnspecteur der k. preußischen Bundesfestungsbesatzungen, dem General von Gayl. Sämmtliche Truppen boten durch ihre vortreffliche Haltung einen imposanten Anblick, und die schöne Eintracht, mit welcher sich die österreichischen wie preußi- schen Krieger die Hand zur Geburtsfeier des Königs von Preußen boten, mußte den Freund deutscher Einigkeit und Brüderlichkeit mit Freude erfüllen. Besonderer Erwähnung verdienen ein Ba- taillon des 38. Jnfanterieregimentes und die Husarenschwadron, deren Mannschaften, da sie am Kampfe wider die badischen Jn- surgenten Theil genommen, heute zum ersten Male mit dem gelb- und weißgestreiften Bande der ihnen von dem Großherzoge von Baden verliehenen Medaillen decorirt waren. △ Aus der rheinhessischen Pfalz 13. October. Jch habe Jhnen noch das Resultat der bereits erwähnten Versammlung der Constitutionellen des Wahlbezirkes Alzey, welche vor acht Tagen ( 5. October ) zu Flonheim stattfand, nachzutragen. Die Versammlung war ebenfalls stark besucht, doch konnte man sich nicht so schnell und leicht verständigen, wie in Wörrstadt und Odernheim, wenigstens gilt dieses von dem Candidaten für die zweite Kammer. Für die erste Kammer wurde Kreisgerichtsprä- sident Stephani zu Alzei vorgeschlagen, für die zweite Kammer dagegen zwei Candidaten, Bürgermeister Best von Wendels- heim und Herr Jakob Erkmann von Alzei, welcher letz- tere die Mehrheit der Stimmen für sich hatte. Ueber die beiden letzteren Candidaten fällt nun das Alzeier Proletariat — es gibt Proletarier, wie im Kittel so auch im feinen Rocke — furchtbar her, indem dasselbe in einem Jnserate des „Alzeier Wochenblattes,“ von dem die demokratische Redaction sogar mit großen Lettern erklärt, es sey „auf Verlangen,“ gegen die Gebühren und unter Zurückweisung der Verantwortlichkeit abgedruckt worden, Herrn Präsidenten Stephani zwar einen „äußerst loyalen, rechtlichen und gescheiten Mann“ nennt, der wohl seinen Posten ausfüllen wird, der aber „ein Beamter“ sey. Sie sehen, die Bornirtheit dieser Classe von Geschöpfen ist unheilbar! Herrn Best wird alle Capacität abgesprochen — von Leuten, die ihn nicht kennen — weil er nicht, wie eine geschwätzige Elster, einige auswendigge-

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Zitationshilfe: Mainzer Journal. Nr. 245. Mainz, 15. Oktober 1849, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_mainzerjournal245_1849/2>, abgerufen am 01.06.2024.