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Marburger Zeitung. Nr. 141, Marburg, 24.11.1910.

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Nr. 141, 24. November 1910. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

Neu-Badenismus unter der Marke Bienerth
Opfer zu bringen bereit ist, die nur der endgiltigen
Auslieferung des bereits halberdrosselten Deutsch-
tums dienen. Es ist eine Schmach, daß sich für
dieses Attentat die deutschen Vertreter Böhmens
in ihrer Mehrheit, voran die Deutschradikalen, mit
ihren Vorschlägen zum Sprachengesetzentwurf ein-
fangen ließen, da sie die Wählerschaft in der ge-
wollten Einschläferung als urteilslos betrachteten.
Deutschösterreich ist nur dadurch so tief ins Elend
geraten, daß die deutschfreiheitlichen Parteien wohl
ein herrliches Programm vor der Wählerschaft ent-
wickelten, in Wahrheit aber der Regierung gegen-
über weder deutsche noch freiheitliche Interessen
vertraten. Der politischen Ehrlichkeit haben sich hierin
nur die Alldeutschen beflissen, denen die Versamm-
lung ihr Vertrauen und ihre Unterstützung aus-
sprach. Von den deutschen Landboten Steiermarks
erwartet die Versammlung unbedingte und rücksichts-
lose Aushungerung der frivolen grund-
losen slovenischen Obstruktion.
"




Eigenberichte.
(Evange-
lisches.)

Am Sonntag den 27. November findet
in der Mahrenberger Reformationskirche evangeli-
scher Gottesdienst statt. Beginn um 6 Uhr abends.
Der für denselben Tag geplante Familienabend
mußte um eine Woche verschoben werden. Er wird
am 4. Dezember um 8 Uhr abends im Bruder-
mannschen Saale abgehalten werden.

(Ehrung.)

Die
Vertreter der drei deutschen untersteirischen Lehrer-
vereine von Marburg Umgebung, Cilli und Pettau,
die Herren Oberlehrer Moge, Oberlehrer Hallecker,
Porsche, Oberlehrer Zeder, Wankmüller, Lobenwein,
Kramberger, Hriber und Thyr erschienen gestern,
um Herrn Rechtsanwalt Dr. Gustav Delpin die
Ehrenmitgliedsurkunde zu überreichen. Der Senior
der untersteirischen deutschen Lehrerschaft, Herr Ober-
lehrer Moge, würdigte in längerer inhaltsreicher
Rede die ausgegeichnete Tätigkeit, die das Ehren-
mitglied in seinem Berufe entwickle, insbesondere
aber seine hervorragend uneigennützige Arbeit im
Dienste des deutschen Volkes als Volksratsobmann.
Als solcher sei er ein warmer Förderer des deut-
schen Schulwesens und der Lehrerschaft des Unter-
landes. Zum sichtbaren Ausdrucke des Dankes hätten
ihn die drei Lehrervereine zu ihrem Ehrenmitgliede
ernannt. Er schloß mit dem Wunsche, es möge ihm
zum Wohle seiner Familie, zum Wohle des unter-
steirischen Deutschtumes ein recht langes Leben in
vollster Gesundheit beschieden sein. Herr Dr. Delpin
dankte für die Ehrung und betonte, daß er die Be-
deutung des Lehrerstandes für die nationale Kinder-
erziehung und für die kulturelle Entwicklung des
deutschen Volksstammes im Unterlande wohl zu
schätzen wisse und daß diesen Pflichten die Lehrer-
schaft auch stets in gewissenhaftester Weise nachge-
kommen sei. Er sei ein Freund der Lehrerschaft von
jeher gewesen und fühle sich nun noch enger mit
ihr verbunden. Er werde wie bisher für alle Be-
strebungen und Forderungen der Lehrerschaft auf
das wärmste eintreten. Der Lehrerschaft war es so-
dann gegönnt, nach einige Stunden im regen Ge-
dankenaustausch mit ihrem Ehrenmitgliede zuzu-
bringen.

(Vor den
Augen der Gattin ertrunken.)

Der Be-
sitzer Anton Kossi in Gaischofzen, Gemeinde
Logarofzen, mußte am Nachmittag des 19. November
auf dem Heimwege 500 Schritte vor seiner Be-
hausung den Stainzbach überschreiten, der infolge
der Überschwemmungen aus den Ufern getreten war.
Kossi verfehlte im Wasser die Straße und ging vor
den Augen seiner Gattin, die vom Hause aus den
Vorgang sah, in den Fluten unter. Der Leichnam
konnte bisher nicht geborgen werden. Er hinterläßt
außer der Witwe vierzehn Kinder, von denen
sieben noch unversorgt sind.

(Erfroren.)

Alois Werbnjak machte sich am 18. November,
nachdem er in einem Gasthause in Logarofzen
Schnaps getrunken hatte, gegen Abend auf den
Heimweg. Am nächsten Morgen fand der Besitzer
Alois Ferenc den Mann unweit des Gasthauses
auf dem Felde erfroren auf.

(Fürchterliche
windische Roheit.)

Im Gasthause des Franz
Podaratnik in Schönacker bei Praßberg befanden
sich nachts der Besitzer Anton Oblak aus Praß-
[Spaltenumbruch] berg und der Besitzer Josef Petkovnik. Beide
gerieten in einen Streit, worauf sich Petkovnik ent-
fernte. Kurze Zeit hernach erschien er mit einem
mit Eisenspitzen beschlagenen Prügel und stürzte mit
diesem auf Oblak los, schlug ihn damit auf Kopf
und Arme, so daß dieser, aus vielen Wunden blutend,
zusammenstürzte und bewußtlos wurde. Da auch die
Schläfen getroffen wurden, ist die Verwundung
lebensgefährlich. Der Überfallene dürfte kaum mit
dem Leben davonkommen.

(Irrsinnig ge-
worden.)

Der Pächter des Gasthauses Stroschek
in Gaberje, Priboda, ist irrsinnig geworden und
mußte heute in den Feldhof gebracht werden.

(Eisenbahn-
unfall.)

Gestern um einviertel 8 Uhr abends
fuhr auf der hiesigen Station der von Wöllan
gekommene Zug ein, zugleich auch der Personenzug
von Cilli. Da aber der aus Wöllan gekommene Zug
zu weit über das Polizeiholz fuhr, war ein Unglück
unvermeidlich. Dieses ereignete sich dadurch, daß
die Maschine des Wöllaner Zuges die Wagen des
Cillier Personenzuges streifte, wodurch zwei Wagen
förmlich gespalten wurden. Zum Glücke war der
eine Wagen leer und im anderen befand sich eine
Frau, welche zufällig auf der dem Anpralle ent-
gegengesetzten Seite saß; andernfalls wäre sie wohl
nicht mit dem Leben davongekommen. Infolge des
Schreckens sank sie aber bewußtlos zusammen und
wie man hört, soll sie einen Nervenchok erlitten
haben. Der Materialschaden dürfte nicht unbedeutend
sein, denn nicht nur jene beiden Wagen wurden
zertrümmert, sondern auch andere beschädigt und
auch beide Maschinen erlitten arge Beschädigungen.
Wen die Schuld an diesem Unglücksfalle trifft, wird
die gerichtliche Untersuchung wohl klarstellen. Beide
Züge sind erst nach zweistündiger Verspätung von
hier abgelassen worden, weil von Cilli zwei neue
Maschinen kommen mußten, um die Züge weiter
zu befördern. Es ist dies bereits der zweite Fall,
in welchem Züge in unserer Station zusammenstießen.




Wind.-Feistritzer Nachrichten.
Markt.

Der Mitwoch abgehaltene Markt war
sehr gut besucht, doch die Kauflust bei den Krämer-
ständen war sehr gering. Der Viehauftrieb war
überaus groß und wurde viel von Händlern aus
Mähren für Mastzwecke angekauft.

Unterhaltungsabend.

Der Samstag den
26. d. M. in Jeglitsch' Saale stattfindende Unter-
haltungsabend zugunsten der Christbaumfeier an der
deutschen Schule verspricht nicht nur einen guten
Verlauf, sondern auch gelungene Darbietungen, wie
aus den Proben zu schließen ist. Wer sich recht
gut unterhalten, wer viel lachen will, der muß den
Abend besuchen. Spenden für den Glückshafen
wollen an Frau Versolatti gesendet werden.




Marburger Nachrichten.
Vom politischen Dienste.

Der Leiter der
Bezirkshauptmannschaft Windischgraz, Statt-
haltereisekretär Dr. Ernst Poiger wurde zum Be-
zirkshauptmann ernannt. -- Dr. Palger ist jener
politische Beamte, welcher den Windischgrazern das
Lied der Deutschen bei einer Sonnwendfeier ver-
bieten wollte. Dieses ungeheuerliche Verbot wurde,
wie erinnerlich, in einer in Marburg abgehaltenen
Sitzung des Deutschen Volksrates besprochen und
von den Zeitungen veröffentlicht, worauf Dr. Poiger
allerdings sofort von zuständiger Stelle eines Bes-
seren belehrt und das Verbot zurückgenommen wurde,
denn die Statthalterei konnte sich mit einem der-
artigen Ukas doch nicht identifizieren. Aber den
guten Willen hatte Dr. Polger (der noch dazu ein
-- Deutscher ist!) doch gezeigt und nun erhielt er
den Lohn in Gestalt der obigen Ernennung!

Veränderungen in der Statthalterei.

Der Kaiser hat die vom Statthaltereivizepräsidenten
Dr. Eugen Netoliczka erbetene Ubernahme in
den dauernden Ruhestand genehmigt und ihm bei
diesem Änlasse in neuerlicher Anerkennung seiner
durch eine lange Reihe von Jahren mit treuer Hin-
gebung geleisteten ausgezeichneten Dienste den
Ritterstand mit Nachsicht der Taxe verliehen.
-- Ferner hat der Kaiser den Hofrat Freiherrn v.
Hammer-Purgstall zum Statthaltereivizeprä-
sidenten bei der Grazer Statthalterei, den mit dem
Titel und Charakter eines Hofrates bekleideten Statt-
haltereirat Otto Grafen Manzany zum Hofrat
ad personam, den Bezirkshauptmann Alois Edlen
[Spaltenumbruch] v. Kriehuber in Graz zum Statthaltereirate im
Stande der steirischen Statthalterei ernannt und
dem Bezirkshauptmanne Heinrich Grafen Stürgkh
in Radkersburg den Titel und Charakter eines
Statthaltereirates mit Nachsicht der Taxe verliehen.

Verlobung.

Vor einigen Tagen hat sich
Herr Graf Plachta von Fichtenstein mit dem
Fräulein Muka von Pongratz, Tochter des Herrn
Dr. Max Ritter von Pongratz und der Frau Fanny
von Pongratz, Gutsbesitzer von Schönegg bei Heilen-
stein, verlobt.

Vom Postdienste.

Der absolvierte Ober-
realschüler Karl Binder in Marburg wurde zum
Postamtspraktikanten beim Postamte Marburg 1
ernannt.

Der Landesschulrat

hat den Lehramts-
Kandidaten Theodor Gselmann zum provisorischen
Lehrer an der Volksschule in Maxau (Schulbezirk
Wind.-Feistritz), den provisorischen Lehrer an der
Volksschule in Schönstein, Michael Tajnik, unter
Belassung auf demselben Lehrposten, zum definitiven
Lehrer, ferner die Lehramts-Kandidatin Marie
Primus zur Lehrersupplentin an der Volksschule
in Lichendorf (Schulbezirk Mureck) und den Lehr-
amts-Kandidaten Josef Steinberger zum Sup-
plenten an der Volksschule in Windisch-Feistritz
ernannt.

Kindervorstellung.

Am Samstag um vier
Uhr ist im Bioskoptheater beim Hotel "Stadt Wien"
große Vorstellung für kleine und große Kinder;
Kinder und Schüler zahlen 20 Heller, erwachsene
Personen 40 Heller auf jedem Sitzplatze.

Schwurgerichts-Sessionen im Jahre
1911.

Die Reihenfolge der bei den untersteirischen
Gerichtshöfen im Jahre 1911 abzuhaltenden Schwur-
gerichtssitzungen wurde folgendermaßen bestimmt:
Kreisgericht Cilli: 13. Februar, 15. Mai, 11.
September, 20. November; Kreisgericht Mar-
burg:
13. März, 19. Juni, 25. September, 11.
Dezember.

Grand Elektro-Bioskop.

Nur mehr heute
und morgen Freitag, jedesmal um 8 Uhr ist das
jetzige Sensationsprogramm zu sehen. Freunde kine-
matographischer Bilder belehrenden und unterhalten-
den Inhaltes sollten sich diese genußreiche Serie
nicht entgehen lassen. Am Samstag kommt ein voll-
ständig neues Schlagerprogramm zur Vorführung.

Panorama International.

Einen Besuch
der südtirolischen Bergwelt, der malerischen Seen,
Orte und Szenerien zu unternehmen, ist gewiß der
Wunsch vieler und so führen auch die Bilder im
Panorama im Martinzhofe, welche diesen Wunsch
ouf leichteste Art erfüllen, gar manchen Naturfreund
dahin und ist jeder Besucher von dem Gesehenen
hochbefriedigt.

Schadenfeuer.

Am 21. November brach in
einem Wirtschaftsgebäude des dem Stifte Admont
gehörenden Ratzerhofes bei Gams ein Feuer aus.
Die freiwillige Feuerwehr Goms, welche unter dem
Kommando ihres Wehrhauptmannes Herrn Anton
Hofbauer ausrückte, fand das Wirtschaftsgebäude
bereits in hellen Flammen. Die Wehr setzte die
große Fahrabprotzspritze an dem 180 Meter ent-
fernten Teiche an und bekämpfte das Feuer mit
einem Strahlrohre, während die anderen Wehr-
männer mit Feuerhaken arbeiteten. Auch die Mar-
burger Feuerwehr war unter dem Kommando ihres
Hauptmannes Herrn Heu rasch am Platze erschienen;
nachdem die Landdampfspritze nachgekommen war,
griff sie den Brand mit zwei Strahlrohren an.
Die Feuerwehr von Pobersch erschien ebenfalls und
arbeitete wacker mit an der Bewältigung des Bran-
des, und zwar unter dem Kommando ihres Wehr-
hauptmannstellvertreters Herrn Zaff. Auch eine An-
zahl sonstiger Herren aus Marburg griff tüchtig
zu, desgleichen Einheimische, welche mit den Ge-
meindevorstehern von Gams (Gottfried Petschar)
und Roßbach (Wodenig) erschienen waren. Die Über-
wachung des Brandplatzes führte eine Gendarmerie-
abteilung unter dem Kommando des Bezirkswacht-
meisters Herrn Hahne. Nur durch die vereinte Arbeit
der Feuerwehren gelang es, das kaum 20 Meter
vom Brandplatze entfernte alte und ausgedehnte
Wohngebäude, den eigentlichen Ratzerhof, sowie an-
dere nahegelegene Gebäude zu retten. Der Schaden
beträgt 4000 bis 5000 Kronen, weil viele Futter-
vorräte verbrannten und Ackergeräte beschädigt
wurden. Ein Teil des Schadens ist durch Versicherung
bei der Wechselseitigen in Graz gedeckt. -- Von
anderer Seile erhielten wir nachträglich noch fol-
genden Bericht: Die freiwillige Feuerwehr fuhr so-
fort mit dem Landuniversalgerät unter dem Kom-

Nr. 141, 24. November 1910. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]

Neu-Badenismus unter der Marke Bienerth
Opfer zu bringen bereit iſt, die nur der endgiltigen
Auslieferung des bereits halberdroſſelten Deutſch-
tums dienen. Es iſt eine Schmach, daß ſich für
dieſes Attentat die deutſchen Vertreter Böhmens
in ihrer Mehrheit, voran die Deutſchradikalen, mit
ihren Vorſchlägen zum Sprachengeſetzentwurf ein-
fangen ließen, da ſie die Wählerſchaft in der ge-
wollten Einſchläferung als urteilslos betrachteten.
Deutſchöſterreich iſt nur dadurch ſo tief ins Elend
geraten, daß die deutſchfreiheitlichen Parteien wohl
ein herrliches Programm vor der Wählerſchaft ent-
wickelten, in Wahrheit aber der Regierung gegen-
über weder deutſche noch freiheitliche Intereſſen
vertraten. Der politiſchen Ehrlichkeit haben ſich hierin
nur die Alldeutſchen befliſſen, denen die Verſamm-
lung ihr Vertrauen und ihre Unterſtützung aus-
ſprach. Von den deutſchen Landboten Steiermarks
erwartet die Verſammlung unbedingte und rückſichts-
loſe Aushungerung der frivolen grund-
loſen ſloveniſchen Obſtruktion.




Eigenberichte.
(Evange-
liſches.)

Am Sonntag den 27. November findet
in der Mahrenberger Reformationskirche evangeli-
ſcher Gottesdienſt ſtatt. Beginn um 6 Uhr abends.
Der für denſelben Tag geplante Familienabend
mußte um eine Woche verſchoben werden. Er wird
am 4. Dezember um 8 Uhr abends im Bruder-
mannſchen Saale abgehalten werden.

(Ehrung.)

Die
Vertreter der drei deutſchen unterſteiriſchen Lehrer-
vereine von Marburg Umgebung, Cilli und Pettau,
die Herren Oberlehrer Moge, Oberlehrer Hallecker,
Porſche, Oberlehrer Zeder, Wankmüller, Lobenwein,
Kramberger, Hriber und Thyr erſchienen geſtern,
um Herrn Rechtsanwalt Dr. Guſtav Delpin die
Ehrenmitgliedsurkunde zu überreichen. Der Senior
der unterſteiriſchen deutſchen Lehrerſchaft, Herr Ober-
lehrer Moge, würdigte in längerer inhaltsreicher
Rede die ausgegeichnete Tätigkeit, die das Ehren-
mitglied in ſeinem Berufe entwickle, insbeſondere
aber ſeine hervorragend uneigennützige Arbeit im
Dienſte des deutſchen Volkes als Volksratsobmann.
Als ſolcher ſei er ein warmer Förderer des deut-
ſchen Schulweſens und der Lehrerſchaft des Unter-
landes. Zum ſichtbaren Ausdrucke des Dankes hätten
ihn die drei Lehrervereine zu ihrem Ehrenmitgliede
ernannt. Er ſchloß mit dem Wunſche, es möge ihm
zum Wohle ſeiner Familie, zum Wohle des unter-
ſteiriſchen Deutſchtumes ein recht langes Leben in
vollſter Geſundheit beſchieden ſein. Herr Dr. Delpin
dankte für die Ehrung und betonte, daß er die Be-
deutung des Lehrerſtandes für die nationale Kinder-
erziehung und für die kulturelle Entwicklung des
deutſchen Volksſtammes im Unterlande wohl zu
ſchätzen wiſſe und daß dieſen Pflichten die Lehrer-
ſchaft auch ſtets in gewiſſenhafteſter Weiſe nachge-
kommen ſei. Er ſei ein Freund der Lehrerſchaft von
jeher geweſen und fühle ſich nun noch enger mit
ihr verbunden. Er werde wie bisher für alle Be-
ſtrebungen und Forderungen der Lehrerſchaft auf
das wärmſte eintreten. Der Lehrerſchaft war es ſo-
dann gegönnt, nach einige Stunden im regen Ge-
dankenaustauſch mit ihrem Ehrenmitgliede zuzu-
bringen.

(Vor den
Augen der Gattin ertrunken.)

Der Be-
ſitzer Anton Koſſi in Gaiſchofzen, Gemeinde
Logarofzen, mußte am Nachmittag des 19. November
auf dem Heimwege 500 Schritte vor ſeiner Be-
hauſung den Stainzbach überſchreiten, der infolge
der Überſchwemmungen aus den Ufern getreten war.
Koſſi verfehlte im Waſſer die Straße und ging vor
den Augen ſeiner Gattin, die vom Hauſe aus den
Vorgang ſah, in den Fluten unter. Der Leichnam
konnte bisher nicht geborgen werden. Er hinterläßt
außer der Witwe vierzehn Kinder, von denen
ſieben noch unverſorgt ſind.

(Erfroren.)

Alois Werbnjak machte ſich am 18. November,
nachdem er in einem Gaſthauſe in Logarofzen
Schnaps getrunken hatte, gegen Abend auf den
Heimweg. Am nächſten Morgen fand der Beſitzer
Alois Ferenc den Mann unweit des Gaſthauſes
auf dem Felde erfroren auf.

(Fürchterliche
windiſche Roheit.)

Im Gaſthauſe des Franz
Podaratnik in Schönacker bei Praßberg befanden
ſich nachts der Beſitzer Anton Oblak aus Praß-
[Spaltenumbruch] berg und der Beſitzer Joſef Petkovnik. Beide
gerieten in einen Streit, worauf ſich Petkovnik ent-
fernte. Kurze Zeit hernach erſchien er mit einem
mit Eiſenſpitzen beſchlagenen Prügel und ſtürzte mit
dieſem auf Oblak los, ſchlug ihn damit auf Kopf
und Arme, ſo daß dieſer, aus vielen Wunden blutend,
zuſammenſtürzte und bewußtlos wurde. Da auch die
Schläfen getroffen wurden, iſt die Verwundung
lebensgefährlich. Der Überfallene dürfte kaum mit
dem Leben davonkommen.

(Irrſinnig ge-
worden.)

Der Pächter des Gaſthauſes Stroſchek
in Gaberje, Priboda, iſt irrſinnig geworden und
mußte heute in den Feldhof gebracht werden.

(Eiſenbahn-
unfall.)

Geſtern um einviertel 8 Uhr abends
fuhr auf der hieſigen Station der von Wöllan
gekommene Zug ein, zugleich auch der Perſonenzug
von Cilli. Da aber der aus Wöllan gekommene Zug
zu weit über das Polizeiholz fuhr, war ein Unglück
unvermeidlich. Dieſes ereignete ſich dadurch, daß
die Maſchine des Wöllaner Zuges die Wagen des
Cillier Perſonenzuges ſtreifte, wodurch zwei Wagen
förmlich geſpalten wurden. Zum Glücke war der
eine Wagen leer und im anderen befand ſich eine
Frau, welche zufällig auf der dem Anpralle ent-
gegengeſetzten Seite ſaß; andernfalls wäre ſie wohl
nicht mit dem Leben davongekommen. Infolge des
Schreckens ſank ſie aber bewußtlos zuſammen und
wie man hört, ſoll ſie einen Nervenchok erlitten
haben. Der Materialſchaden dürfte nicht unbedeutend
ſein, denn nicht nur jene beiden Wagen wurden
zertrümmert, ſondern auch andere beſchädigt und
auch beide Maſchinen erlitten arge Beſchädigungen.
Wen die Schuld an dieſem Unglücksfalle trifft, wird
die gerichtliche Unterſuchung wohl klarſtellen. Beide
Züge ſind erſt nach zweiſtündiger Verſpätung von
hier abgelaſſen worden, weil von Cilli zwei neue
Maſchinen kommen mußten, um die Züge weiter
zu befördern. Es iſt dies bereits der zweite Fall,
in welchem Züge in unſerer Station zuſammenſtießen.




Wind.-Feiſtritzer Nachrichten.
Markt.

Der Mitwoch abgehaltene Markt war
ſehr gut beſucht, doch die Kaufluſt bei den Krämer-
ſtänden war ſehr gering. Der Viehauftrieb war
überaus groß und wurde viel von Händlern aus
Mähren für Maſtzwecke angekauft.

Unterhaltungsabend.

Der Samstag den
26. d. M. in Jeglitſch’ Saale ſtattfindende Unter-
haltungsabend zugunſten der Chriſtbaumfeier an der
deutſchen Schule verſpricht nicht nur einen guten
Verlauf, ſondern auch gelungene Darbietungen, wie
aus den Proben zu ſchließen iſt. Wer ſich recht
gut unterhalten, wer viel lachen will, der muß den
Abend beſuchen. Spenden für den Glückshafen
wollen an Frau Verſolatti geſendet werden.




Marburger Nachrichten.
Vom politiſchen Dienſte.

Der Leiter der
Bezirkshauptmannſchaft Windiſchgraz, Statt-
haltereiſekretär Dr. Ernſt Poiger wurde zum Be-
zirkshauptmann ernannt. — Dr. Palger iſt jener
politiſche Beamte, welcher den Windiſchgrazern das
Lied der Deutſchen bei einer Sonnwendfeier ver-
bieten wollte. Dieſes ungeheuerliche Verbot wurde,
wie erinnerlich, in einer in Marburg abgehaltenen
Sitzung des Deutſchen Volksrates beſprochen und
von den Zeitungen veröffentlicht, worauf Dr. Poiger
allerdings ſofort von zuſtändiger Stelle eines Beſ-
ſeren belehrt und das Verbot zurückgenommen wurde,
denn die Statthalterei konnte ſich mit einem der-
artigen Ukas doch nicht identifizieren. Aber den
guten Willen hatte Dr. Polger (der noch dazu ein
— Deutſcher iſt!) doch gezeigt und nun erhielt er
den Lohn in Geſtalt der obigen Ernennung!

Veränderungen in der Statthalterei.

Der Kaiſer hat die vom Statthaltereivizepräſidenten
Dr. Eugen Netoliczka erbetene Ubernahme in
den dauernden Ruheſtand genehmigt und ihm bei
dieſem Änlaſſe in neuerlicher Anerkennung ſeiner
durch eine lange Reihe von Jahren mit treuer Hin-
gebung geleiſteten ausgezeichneten Dienſte den
Ritterſtand mit Nachſicht der Taxe verliehen.
— Ferner hat der Kaiſer den Hofrat Freiherrn v.
Hammer-Purgſtall zum Statthaltereivizeprä-
ſidenten bei der Grazer Statthalterei, den mit dem
Titel und Charakter eines Hofrates bekleideten Statt-
haltereirat Otto Grafen Manzany zum Hofrat
ad perſonam, den Bezirkshauptmann Alois Edlen
[Spaltenumbruch] v. Kriehuber in Graz zum Statthaltereirate im
Stande der ſteiriſchen Statthalterei ernannt und
dem Bezirkshauptmanne Heinrich Grafen Stürgkh
in Radkersburg den Titel und Charakter eines
Statthaltereirates mit Nachſicht der Taxe verliehen.

Verlobung.

Vor einigen Tagen hat ſich
Herr Graf Plachta von Fichtenſtein mit dem
Fräulein Muka von Pongratz, Tochter des Herrn
Dr. Max Ritter von Pongratz und der Frau Fanny
von Pongratz, Gutsbeſitzer von Schönegg bei Heilen-
ſtein, verlobt.

Vom Poſtdienſte.

Der abſolvierte Ober-
realſchüler Karl Binder in Marburg wurde zum
Poſtamtspraktikanten beim Poſtamte Marburg 1
ernannt.

Der Landesſchulrat

hat den Lehramts-
Kandidaten Theodor Gſelmann zum proviſoriſchen
Lehrer an der Volksſchule in Maxau (Schulbezirk
Wind.-Feiſtritz), den proviſoriſchen Lehrer an der
Volksſchule in Schönſtein, Michael Tajnik, unter
Belaſſung auf demſelben Lehrpoſten, zum definitiven
Lehrer, ferner die Lehramts-Kandidatin Marie
Primus zur Lehrerſupplentin an der Volksſchule
in Lichendorf (Schulbezirk Mureck) und den Lehr-
amts-Kandidaten Joſef Steinberger zum Sup-
plenten an der Volksſchule in Windiſch-Feiſtritz
ernannt.

Kindervorſtellung.

Am Samstag um vier
Uhr iſt im Bioſkoptheater beim Hotel „Stadt Wien“
große Vorſtellung für kleine und große Kinder;
Kinder und Schüler zahlen 20 Heller, erwachſene
Perſonen 40 Heller auf jedem Sitzplatze.

Schwurgerichts-Seſſionen im Jahre
1911.

Die Reihenfolge der bei den unterſteiriſchen
Gerichtshöfen im Jahre 1911 abzuhaltenden Schwur-
gerichtsſitzungen wurde folgendermaßen beſtimmt:
Kreisgericht Cilli: 13. Februar, 15. Mai, 11.
September, 20. November; Kreisgericht Mar-
burg:
13. März, 19. Juni, 25. September, 11.
Dezember.

Grand Elektro-Bioſkop.

Nur mehr heute
und morgen Freitag, jedesmal um 8 Uhr iſt das
jetzige Senſationsprogramm zu ſehen. Freunde kine-
matographiſcher Bilder belehrenden und unterhalten-
den Inhaltes ſollten ſich dieſe genußreiche Serie
nicht entgehen laſſen. Am Samstag kommt ein voll-
ſtändig neues Schlagerprogramm zur Vorführung.

Panorama International.

Einen Beſuch
der ſüdtiroliſchen Bergwelt, der maleriſchen Seen,
Orte und Szenerien zu unternehmen, iſt gewiß der
Wunſch vieler und ſo führen auch die Bilder im
Panorama im Martinzhofe, welche dieſen Wunſch
ouf leichteſte Art erfüllen, gar manchen Naturfreund
dahin und iſt jeder Beſucher von dem Geſehenen
hochbefriedigt.

Schadenfeuer.

Am 21. November brach in
einem Wirtſchaftsgebäude des dem Stifte Admont
gehörenden Ratzerhofes bei Gams ein Feuer aus.
Die freiwillige Feuerwehr Goms, welche unter dem
Kommando ihres Wehrhauptmannes Herrn Anton
Hofbauer ausrückte, fand das Wirtſchaftsgebäude
bereits in hellen Flammen. Die Wehr ſetzte die
große Fahrabprotzſpritze an dem 180 Meter ent-
fernten Teiche an und bekämpfte das Feuer mit
einem Strahlrohre, während die anderen Wehr-
männer mit Feuerhaken arbeiteten. Auch die Mar-
burger Feuerwehr war unter dem Kommando ihres
Hauptmannes Herrn Heu raſch am Platze erſchienen;
nachdem die Landdampfſpritze nachgekommen war,
griff ſie den Brand mit zwei Strahlrohren an.
Die Feuerwehr von Poberſch erſchien ebenfalls und
arbeitete wacker mit an der Bewältigung des Bran-
des, und zwar unter dem Kommando ihres Wehr-
hauptmannſtellvertreters Herrn Zaff. Auch eine An-
zahl ſonſtiger Herren aus Marburg griff tüchtig
zu, desgleichen Einheimiſche, welche mit den Ge-
meindevorſtehern von Gams (Gottfried Petſchar)
und Roßbach (Wodenig) erſchienen waren. Die Über-
wachung des Brandplatzes führte eine Gendarmerie-
abteilung unter dem Kommando des Bezirkswacht-
meiſters Herrn Hahne. Nur durch die vereinte Arbeit
der Feuerwehren gelang es, das kaum 20 Meter
vom Brandplatze entfernte alte und ausgedehnte
Wohngebäude, den eigentlichen Ratzerhof, ſowie an-
dere nahegelegene Gebäude zu retten. Der Schaden
beträgt 4000 bis 5000 Kronen, weil viele Futter-
vorräte verbrannten und Ackergeräte beſchädigt
wurden. Ein Teil des Schadens iſt durch Verſicherung
bei der Wechſelſeitigen in Graz gedeckt. — Von
anderer Seile erhielten wir nachträglich noch fol-
genden Bericht: Die freiwillige Feuerwehr fuhr ſo-
fort mit dem Landuniverſalgerät unter dem Kom-

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[3/0003] Nr. 141, 24. November 1910. Marburger Zeitung Neu-Badenismus unter der Marke Bienerth Opfer zu bringen bereit iſt, die nur der endgiltigen Auslieferung des bereits halberdroſſelten Deutſch- tums dienen. Es iſt eine Schmach, daß ſich für dieſes Attentat die deutſchen Vertreter Böhmens in ihrer Mehrheit, voran die Deutſchradikalen, mit ihren Vorſchlägen zum Sprachengeſetzentwurf ein- fangen ließen, da ſie die Wählerſchaft in der ge- wollten Einſchläferung als urteilslos betrachteten. Deutſchöſterreich iſt nur dadurch ſo tief ins Elend geraten, daß die deutſchfreiheitlichen Parteien wohl ein herrliches Programm vor der Wählerſchaft ent- wickelten, in Wahrheit aber der Regierung gegen- über weder deutſche noch freiheitliche Intereſſen vertraten. Der politiſchen Ehrlichkeit haben ſich hierin nur die Alldeutſchen befliſſen, denen die Verſamm- lung ihr Vertrauen und ihre Unterſtützung aus- ſprach. Von den deutſchen Landboten Steiermarks erwartet die Verſammlung unbedingte und rückſichts- loſe Aushungerung der frivolen grund- loſen ſloveniſchen Obſtruktion.“ Eigenberichte. Mahrenberg, 22. November. (Evange- liſches.) Am Sonntag den 27. November findet in der Mahrenberger Reformationskirche evangeli- ſcher Gottesdienſt ſtatt. Beginn um 6 Uhr abends. Der für denſelben Tag geplante Familienabend mußte um eine Woche verſchoben werden. Er wird am 4. Dezember um 8 Uhr abends im Bruder- mannſchen Saale abgehalten werden. Friedan, 22. November. (Ehrung.) Die Vertreter der drei deutſchen unterſteiriſchen Lehrer- vereine von Marburg Umgebung, Cilli und Pettau, die Herren Oberlehrer Moge, Oberlehrer Hallecker, Porſche, Oberlehrer Zeder, Wankmüller, Lobenwein, Kramberger, Hriber und Thyr erſchienen geſtern, um Herrn Rechtsanwalt Dr. Guſtav Delpin die Ehrenmitgliedsurkunde zu überreichen. Der Senior der unterſteiriſchen deutſchen Lehrerſchaft, Herr Ober- lehrer Moge, würdigte in längerer inhaltsreicher Rede die ausgegeichnete Tätigkeit, die das Ehren- mitglied in ſeinem Berufe entwickle, insbeſondere aber ſeine hervorragend uneigennützige Arbeit im Dienſte des deutſchen Volkes als Volksratsobmann. Als ſolcher ſei er ein warmer Förderer des deut- ſchen Schulweſens und der Lehrerſchaft des Unter- landes. Zum ſichtbaren Ausdrucke des Dankes hätten ihn die drei Lehrervereine zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt. Er ſchloß mit dem Wunſche, es möge ihm zum Wohle ſeiner Familie, zum Wohle des unter- ſteiriſchen Deutſchtumes ein recht langes Leben in vollſter Geſundheit beſchieden ſein. Herr Dr. Delpin dankte für die Ehrung und betonte, daß er die Be- deutung des Lehrerſtandes für die nationale Kinder- erziehung und für die kulturelle Entwicklung des deutſchen Volksſtammes im Unterlande wohl zu ſchätzen wiſſe und daß dieſen Pflichten die Lehrer- ſchaft auch ſtets in gewiſſenhafteſter Weiſe nachge- kommen ſei. Er ſei ein Freund der Lehrerſchaft von jeher geweſen und fühle ſich nun noch enger mit ihr verbunden. Er werde wie bisher für alle Be- ſtrebungen und Forderungen der Lehrerſchaft auf das wärmſte eintreten. Der Lehrerſchaft war es ſo- dann gegönnt, nach einige Stunden im regen Ge- dankenaustauſch mit ihrem Ehrenmitgliede zuzu- bringen. Luttenberg, 21. November. (Vor den Augen der Gattin ertrunken.) Der Be- ſitzer Anton Koſſi in Gaiſchofzen, Gemeinde Logarofzen, mußte am Nachmittag des 19. November auf dem Heimwege 500 Schritte vor ſeiner Be- hauſung den Stainzbach überſchreiten, der infolge der Überſchwemmungen aus den Ufern getreten war. Koſſi verfehlte im Waſſer die Straße und ging vor den Augen ſeiner Gattin, die vom Hauſe aus den Vorgang ſah, in den Fluten unter. Der Leichnam konnte bisher nicht geborgen werden. Er hinterläßt außer der Witwe vierzehn Kinder, von denen ſieben noch unverſorgt ſind. Luttenberg, 21. November. (Erfroren.) Alois Werbnjak machte ſich am 18. November, nachdem er in einem Gaſthauſe in Logarofzen Schnaps getrunken hatte, gegen Abend auf den Heimweg. Am nächſten Morgen fand der Beſitzer Alois Ferenc den Mann unweit des Gaſthauſes auf dem Felde erfroren auf. Praßberg, 21. November. (Fürchterliche windiſche Roheit.) Im Gaſthauſe des Franz Podaratnik in Schönacker bei Praßberg befanden ſich nachts der Beſitzer Anton Oblak aus Praß- berg und der Beſitzer Joſef Petkovnik. Beide gerieten in einen Streit, worauf ſich Petkovnik ent- fernte. Kurze Zeit hernach erſchien er mit einem mit Eiſenſpitzen beſchlagenen Prügel und ſtürzte mit dieſem auf Oblak los, ſchlug ihn damit auf Kopf und Arme, ſo daß dieſer, aus vielen Wunden blutend, zuſammenſtürzte und bewußtlos wurde. Da auch die Schläfen getroffen wurden, iſt die Verwundung lebensgefährlich. Der Überfallene dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. Cilli, 23. Navember. (Irrſinnig ge- worden.) Der Pächter des Gaſthauſes Stroſchek in Gaberje, Priboda, iſt irrſinnig geworden und mußte heute in den Feldhof gebracht werden. Schönſtein, 22. November. (Eiſenbahn- unfall.) Geſtern um einviertel 8 Uhr abends fuhr auf der hieſigen Station der von Wöllan gekommene Zug ein, zugleich auch der Perſonenzug von Cilli. Da aber der aus Wöllan gekommene Zug zu weit über das Polizeiholz fuhr, war ein Unglück unvermeidlich. Dieſes ereignete ſich dadurch, daß die Maſchine des Wöllaner Zuges die Wagen des Cillier Perſonenzuges ſtreifte, wodurch zwei Wagen förmlich geſpalten wurden. Zum Glücke war der eine Wagen leer und im anderen befand ſich eine Frau, welche zufällig auf der dem Anpralle ent- gegengeſetzten Seite ſaß; andernfalls wäre ſie wohl nicht mit dem Leben davongekommen. Infolge des Schreckens ſank ſie aber bewußtlos zuſammen und wie man hört, ſoll ſie einen Nervenchok erlitten haben. Der Materialſchaden dürfte nicht unbedeutend ſein, denn nicht nur jene beiden Wagen wurden zertrümmert, ſondern auch andere beſchädigt und auch beide Maſchinen erlitten arge Beſchädigungen. Wen die Schuld an dieſem Unglücksfalle trifft, wird die gerichtliche Unterſuchung wohl klarſtellen. Beide Züge ſind erſt nach zweiſtündiger Verſpätung von hier abgelaſſen worden, weil von Cilli zwei neue Maſchinen kommen mußten, um die Züge weiter zu befördern. Es iſt dies bereits der zweite Fall, in welchem Züge in unſerer Station zuſammenſtießen. Wind.-Feiſtritzer Nachrichten. Markt. Der Mitwoch abgehaltene Markt war ſehr gut beſucht, doch die Kaufluſt bei den Krämer- ſtänden war ſehr gering. Der Viehauftrieb war überaus groß und wurde viel von Händlern aus Mähren für Maſtzwecke angekauft. Unterhaltungsabend. Der Samstag den 26. d. M. in Jeglitſch’ Saale ſtattfindende Unter- haltungsabend zugunſten der Chriſtbaumfeier an der deutſchen Schule verſpricht nicht nur einen guten Verlauf, ſondern auch gelungene Darbietungen, wie aus den Proben zu ſchließen iſt. Wer ſich recht gut unterhalten, wer viel lachen will, der muß den Abend beſuchen. Spenden für den Glückshafen wollen an Frau Verſolatti geſendet werden. Marburger Nachrichten. Vom politiſchen Dienſte. Der Leiter der Bezirkshauptmannſchaft Windiſchgraz, Statt- haltereiſekretär Dr. Ernſt Poiger wurde zum Be- zirkshauptmann ernannt. — Dr. Palger iſt jener politiſche Beamte, welcher den Windiſchgrazern das Lied der Deutſchen bei einer Sonnwendfeier ver- bieten wollte. Dieſes ungeheuerliche Verbot wurde, wie erinnerlich, in einer in Marburg abgehaltenen Sitzung des Deutſchen Volksrates beſprochen und von den Zeitungen veröffentlicht, worauf Dr. Poiger allerdings ſofort von zuſtändiger Stelle eines Beſ- ſeren belehrt und das Verbot zurückgenommen wurde, denn die Statthalterei konnte ſich mit einem der- artigen Ukas doch nicht identifizieren. Aber den guten Willen hatte Dr. Polger (der noch dazu ein — Deutſcher iſt!) doch gezeigt und nun erhielt er den Lohn in Geſtalt der obigen Ernennung! Veränderungen in der Statthalterei. Der Kaiſer hat die vom Statthaltereivizepräſidenten Dr. Eugen Netoliczka erbetene Ubernahme in den dauernden Ruheſtand genehmigt und ihm bei dieſem Änlaſſe in neuerlicher Anerkennung ſeiner durch eine lange Reihe von Jahren mit treuer Hin- gebung geleiſteten ausgezeichneten Dienſte den Ritterſtand mit Nachſicht der Taxe verliehen. — Ferner hat der Kaiſer den Hofrat Freiherrn v. Hammer-Purgſtall zum Statthaltereivizeprä- ſidenten bei der Grazer Statthalterei, den mit dem Titel und Charakter eines Hofrates bekleideten Statt- haltereirat Otto Grafen Manzany zum Hofrat ad perſonam, den Bezirkshauptmann Alois Edlen v. Kriehuber in Graz zum Statthaltereirate im Stande der ſteiriſchen Statthalterei ernannt und dem Bezirkshauptmanne Heinrich Grafen Stürgkh in Radkersburg den Titel und Charakter eines Statthaltereirates mit Nachſicht der Taxe verliehen. Verlobung. Vor einigen Tagen hat ſich Herr Graf Plachta von Fichtenſtein mit dem Fräulein Muka von Pongratz, Tochter des Herrn Dr. Max Ritter von Pongratz und der Frau Fanny von Pongratz, Gutsbeſitzer von Schönegg bei Heilen- ſtein, verlobt. Vom Poſtdienſte. Der abſolvierte Ober- realſchüler Karl Binder in Marburg wurde zum Poſtamtspraktikanten beim Poſtamte Marburg 1 ernannt. Der Landesſchulrat hat den Lehramts- Kandidaten Theodor Gſelmann zum proviſoriſchen Lehrer an der Volksſchule in Maxau (Schulbezirk Wind.-Feiſtritz), den proviſoriſchen Lehrer an der Volksſchule in Schönſtein, Michael Tajnik, unter Belaſſung auf demſelben Lehrpoſten, zum definitiven Lehrer, ferner die Lehramts-Kandidatin Marie Primus zur Lehrerſupplentin an der Volksſchule in Lichendorf (Schulbezirk Mureck) und den Lehr- amts-Kandidaten Joſef Steinberger zum Sup- plenten an der Volksſchule in Windiſch-Feiſtritz ernannt. Kindervorſtellung. Am Samstag um vier Uhr iſt im Bioſkoptheater beim Hotel „Stadt Wien“ große Vorſtellung für kleine und große Kinder; Kinder und Schüler zahlen 20 Heller, erwachſene Perſonen 40 Heller auf jedem Sitzplatze. Schwurgerichts-Seſſionen im Jahre 1911. Die Reihenfolge der bei den unterſteiriſchen Gerichtshöfen im Jahre 1911 abzuhaltenden Schwur- gerichtsſitzungen wurde folgendermaßen beſtimmt: Kreisgericht Cilli: 13. Februar, 15. Mai, 11. September, 20. November; Kreisgericht Mar- burg: 13. März, 19. Juni, 25. September, 11. Dezember. Grand Elektro-Bioſkop. Nur mehr heute und morgen Freitag, jedesmal um 8 Uhr iſt das jetzige Senſationsprogramm zu ſehen. Freunde kine- matographiſcher Bilder belehrenden und unterhalten- den Inhaltes ſollten ſich dieſe genußreiche Serie nicht entgehen laſſen. Am Samstag kommt ein voll- ſtändig neues Schlagerprogramm zur Vorführung. Panorama International. Einen Beſuch der ſüdtiroliſchen Bergwelt, der maleriſchen Seen, Orte und Szenerien zu unternehmen, iſt gewiß der Wunſch vieler und ſo führen auch die Bilder im Panorama im Martinzhofe, welche dieſen Wunſch ouf leichteſte Art erfüllen, gar manchen Naturfreund dahin und iſt jeder Beſucher von dem Geſehenen hochbefriedigt. Schadenfeuer. Am 21. November brach in einem Wirtſchaftsgebäude des dem Stifte Admont gehörenden Ratzerhofes bei Gams ein Feuer aus. Die freiwillige Feuerwehr Goms, welche unter dem Kommando ihres Wehrhauptmannes Herrn Anton Hofbauer ausrückte, fand das Wirtſchaftsgebäude bereits in hellen Flammen. Die Wehr ſetzte die große Fahrabprotzſpritze an dem 180 Meter ent- fernten Teiche an und bekämpfte das Feuer mit einem Strahlrohre, während die anderen Wehr- männer mit Feuerhaken arbeiteten. Auch die Mar- burger Feuerwehr war unter dem Kommando ihres Hauptmannes Herrn Heu raſch am Platze erſchienen; nachdem die Landdampfſpritze nachgekommen war, griff ſie den Brand mit zwei Strahlrohren an. Die Feuerwehr von Poberſch erſchien ebenfalls und arbeitete wacker mit an der Bewältigung des Bran- des, und zwar unter dem Kommando ihres Wehr- hauptmannſtellvertreters Herrn Zaff. Auch eine An- zahl ſonſtiger Herren aus Marburg griff tüchtig zu, desgleichen Einheimiſche, welche mit den Ge- meindevorſtehern von Gams (Gottfried Petſchar) und Roßbach (Wodenig) erſchienen waren. Die Über- wachung des Brandplatzes führte eine Gendarmerie- abteilung unter dem Kommando des Bezirkswacht- meiſters Herrn Hahne. Nur durch die vereinte Arbeit der Feuerwehren gelang es, das kaum 20 Meter vom Brandplatze entfernte alte und ausgedehnte Wohngebäude, den eigentlichen Ratzerhof, ſowie an- dere nahegelegene Gebäude zu retten. Der Schaden beträgt 4000 bis 5000 Kronen, weil viele Futter- vorräte verbrannten und Ackergeräte beſchädigt wurden. Ein Teil des Schadens iſt durch Verſicherung bei der Wechſelſeitigen in Graz gedeckt. — Von anderer Seile erhielten wir nachträglich noch fol- genden Bericht: Die freiwillige Feuerwehr fuhr ſo- fort mit dem Landuniverſalgerät unter dem Kom-

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 141, Marburg, 24.11.1910, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger141_1910/3>, abgerufen am 03.12.2024.