Marburger Zeitung. Nr. 155, Marburg, 27.12.1906.Nr. 155, 27. Dezember 1906. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Pettauer Nachrichten. Weihnachtsfestspiel. Am 21. d. fand im Die Weihnachtspredigt. Ich war als Stadttheater. Freitag, den 28. d. geht Eigenberichte. Pickerndorf, 22. Dezember. (Christbaum- feier.) Heute fand an der zweiklassigen deutschen Mahrenberg, 22. Dezember. (Von der Bezirksvertretung.) Am 3. Jänner 1907 St. Egydi W. B., 24. Dezember. (Land- wirtschaftliche Versammlung. Die land- Pragerhof, 22. Dezember. (Silvester- feier.) Die beiden hiesigen Ortsgruppen der Windisch-Feistritz, 22. Dezember. (Ge- meinderat. -- Scharlach.) Bürgermeister Sachsenfeld, 23. Dezember. (Landbrief- trägerdienst.) Mit 1. Jänner 1907 wird beim Cilli, 21. Dezember. (Für das "Deutsche Haus".) Die Gemeinde Wien hat in der Ge- [Spaltenumbruch] hüllen und erwachendem Leben schwebte in der Uwe Jens grüßte schweigend. Er sah verändert "Gestatten Sie, Fräulein Holm, daß ich mich "Gewiß -- denn wenn ich Nein sagte, würden "Ich würde mich darüber nicht wundern -- "Selbst eine offenbare Unhöflichkeit!" "Was bedeutet dieses angesichts der Grausam- Esther schwieg eine Weile; seine Worte ent- Uwe Jens lenkte auf einen Seitenpfad, der "Ich kam heute mit der Absicht eines Vor- Als er hiernach innehielt, sah sie ihn fragend "Ich war der Meinung, daß nach jener letzten "Für Sie mochte das der Fall sein, Esther "Ich war gezwungen, Ihnen die Freundschaft Sie brach plötzlich ab -- -- Seine ausdrucksvollen blauen Augen trafen sie Uwe Jens unterdrückte einen Ausruf des [Spaltenumbruch] "Dieses Geständnis der vorhandenen Gefahr "Das ändert nichts an meinem Willen und Uwe Jens atmete schwer und in ihm tobte "Hören Sie mich an, Esther. Laß in dieser "Wir fanden uns, weil wir uns finden Betörend klang die vor verhaltener Zärtlichkeit Nr. 155, 27. Dezember 1906. Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Pettauer Nachrichten. Weihnachtsfeſtſpiel. Am 21. d. fand im Die Weihnachtspredigt. Ich war als Stadttheater. Freitag, den 28. d. geht Eigenberichte. Pickerndorf, 22. Dezember. (Chriſtbaum- feier.) Heute fand an der zweiklaſſigen deutſchen Mahrenberg, 22. Dezember. (Von der Bezirksvertretung.) Am 3. Jänner 1907 St. Egydi W. B., 24. Dezember. (Land- wirtſchaftliche Verſammlung. Die land- Pragerhof, 22. Dezember. (Silveſter- feier.) Die beiden hieſigen Ortsgruppen der Windiſch-Feiſtritz, 22. Dezember. (Ge- meinderat. — Scharlach.) Bürgermeiſter Sachſenfeld, 23. Dezember. (Landbrief- trägerdienſt.) Mit 1. Jänner 1907 wird beim Cilli, 21. Dezember. (Für das „Deutſche Haus“.) Die Gemeinde Wien hat in der Ge- [Spaltenumbruch] hüllen und erwachendem Leben ſchwebte in der Uwe Jens grüßte ſchweigend. Er ſah verändert „Geſtatten Sie, Fräulein Holm, daß ich mich „Gewiß — denn wenn ich Nein ſagte, würden „Ich würde mich darüber nicht wundern — „Selbſt eine offenbare Unhöflichkeit!“ „Was bedeutet dieſes angeſichts der Grauſam- Eſther ſchwieg eine Weile; ſeine Worte ent- Uwe Jens lenkte auf einen Seitenpfad, der „Ich kam heute mit der Abſicht eines Vor- Als er hiernach innehielt, ſah ſie ihn fragend „Ich war der Meinung, daß nach jener letzten „Für Sie mochte das der Fall ſein, Eſther „Ich war gezwungen, Ihnen die Freundſchaft Sie brach plötzlich ab — — Seine ausdrucksvollen blauen Augen trafen ſie Uwe Jens unterdrückte einen Ausruf des [Spaltenumbruch] „Dieſes Geſtändnis der vorhandenen Gefahr „Das ändert nichts an meinem Willen und Uwe Jens atmete ſchwer und in ihm tobte „Hören Sie mich an, Eſther. Laß in dieſer „Wir fanden uns, weil wir uns finden Betörend klang die vor verhaltener Zärtlichkeit <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header">Nr. 155, 27. Dezember 1906. Marburger Zeitung</fw><lb/> <cb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Pettauer Nachrichten.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Weihnachtsfeſtſpiel.</hi> </head> <p>Am 21. d. fand im<lb/> Deutſchen Mädchenheime vor einem geladenen und<lb/> zahlreich erſchienenen Zuhörerkreiſe eine ſehr hübſche<lb/> und mit Beifall aufgenommene Weihnachtsaufführung<lb/> ſtatt. Eingeleitet wurde dieſe durch den Klavier-<lb/> vortrag „Italieniſcher Tanz“ von Moskowsky, vier-<lb/> händig vorgetragen von zwei Zöglingen. Hierauf<lb/> folgte das Luſtſpiel „Die Villa bei Amalfi“ von<lb/> Molitor. Dann ſpielte der Muſiklehrer Herr <hi rendition="#g">Jör-<lb/> genſon</hi> „Ballade et Polonaiſe“ von Vieuxtemps,<lb/> begleitet von der Muſiklehrerin Frl. M. <hi rendition="#g">Roſanelli.</hi><lb/> Den Schluß bildete das Weihnachtsmärchen „Sonnen-<lb/> wende“ von Haller, in dem alle Zöglinge mitwirkten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Weihnachtspredigt.</hi> </head> <p>Ich war als<lb/> guter Chriſt am Weihnachtstag in der Stadtpfarr-<lb/> kirche beim Gottesdienſt. Die Feſtpredigt hielt der<lb/> Kaplan <hi rendition="#g">Jager,</hi> zugleich Religionslehrer an der<lb/> deutſchen Mädchenſchule. Derſelbe ſchilderte als<lb/> Weihnachtsthema die kirchlichen Verhältniſſe unſerer<lb/> Bewohner, welche die Weihnachtsbeichte nicht ver-<lb/> richteten, in folgender Weiſe: „Ja, wenige waren<lb/> es von der ſogenannten beſſeren Klaſſe, welche daran<lb/> teilgenommen haben. Solche Leute können am heutigen<lb/> Tage keinen Frieden finden. Das ſind Chriſten,<lb/> welche nur zu hohen Feiertagen die Kirche beſuchen,<lb/> weil es ſchon ſo Mode iſt und es gibt auch ſolche<lb/> Chriſten, welche ſogar den proteſtantiſchen Gottes-<lb/> dienſt beſuchen und dabei den eigenen Glauben ver-<lb/> leugnen.“ Gut, mein Herr, Sie können recht haben,<lb/> aber ſo troſtloſe Worte am Weihnachtstag der Be-<lb/> wohnerſchaft zuzuſchleudern iſt wahrlich <hi rendition="#g">nicht</hi><lb/> chriſtlich. Man beſucht die Kirche, um ſich Troſt<lb/> zu holen, man hört ſich das Wort Gottes an, um<lb/> Erbauung zu finden, aber man geht nicht in die<lb/> Kirche, um dort ſolche Angriffe zu hören. Eine<lb/> allgemeine Entrüſtung entſtand in der Kirche und<lb/> ich ſage es im Namen Vieler: ein ſolcher Ton ge-<lb/> hört nicht in die Kirche. Wir fragen den hochwürdigen<lb/> Herrn Probſt ganz offen, ob er in Zukunft ſolchem<lb/> Treiben ein Ende zu machen gedenkt? Denn wir<lb/> dulden keine Hetzerei in unſerer Mitte, in unſerer<lb/> Stadt, ſondern Friede und Eintracht ſoll herrſchen<lb/> und alte deutſche Sitte. Das walte Gott! — Ein<lb/> guter Chriſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Stadttheater.</hi> </head> <p>Freitag, den 28. d. geht<lb/> Herm. Sudermanns effektvolles Schauſpiel „Heimat“<lb/> in Szene. Das hochintereſſante Werk gehört zu den<lb/> beſten Stücken des berühmten Dichters. In den<lb/> Hauptrollen ſind beſchäftigt die Damen Rieſer,<lb/> Swoboda, Steinitz, Suſtrovits und die Herren<lb/> Schramm, J. Richter, Felda, Weninger und Langer.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Eigenberichte.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Pickerndorf,</hi> 22. 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Nun folgte<lb/> der Vortrag einiger Gedichte, worauf das ſtimmungs-<lb/> volle Lied „Stille Nacht“ abgeſungen wurde. Herz-<lb/> erquickend für jeden Kinderfreund war der Anblick<lb/> der lieben Kleinen, die mit verlangenden Blicken<lb/> den reichgeſchmückten, lichterſtrahlenden, bis an die<lb/> Decke ragenden Weihnachtsbaum anlächelten. Jedes<lb/> Kind bekam Strümpfe, Fäuſtlinge, Pulswärmer und<lb/> ein Paket mit Süßigkeiten, jeder Knabe eine warme<lb/> Unterhoſe, jedes Mädchen ein Umhängetuch. Außer-<lb/> dem wurden 18 der ärmſten Mädchen mit Winter-<lb/> kleidern und einem zweiten Paar beſonders ſchöner<lb/> Winterſtrümpfe bedacht. Sechs Kinder erhielten<lb/> auch Schultaſchen. Nachdem das Lied „O Tannen-<lb/> baum“ verklungen war, ein Mädchen den Dank an<lb/> das Chriſtkind entrichtet und ein Knabe den Ge-<lb/> fühlen des Dankes an die Wohltäter Ausdruck ver-<lb/> liehen hatte, ſchloß die würdige, in allen Teilen<lb/> gelungene Feier. An Spenden ſind eingelaufen:<lb/> Vom Deutſchen Schulvereine 40 Kr., vom Vereine<lb/> „Südmark“ 30 Kr., von Herrn R. Pröll (Reichs-<lb/> deutſches Weihnachtsbäumchen) 20 Kr., von Herrn<lb/> Fr. Robitſch in Pickerndorf 32 Meter Barchent,<lb/> von Herrn A. C. A. in Wien 4 Kr., von Herrn<lb/> Fz. Jamnik in Graz ein Paket mit Schulſachen,<lb/> von Herrn R. Fiſcher in Wien 5 Kr., von Herrn<lb/> F. G. K. in Marburg 2 St. Südmark-Kalender,<lb/> von Herrn Joh. Gaißer in Marburg 6 Stück Schul-<lb/> taſchen und Lernmittel. Allen Gönnern der hieſigen<lb/> Schule wird hiemit der innigſte Dank ausgeſprochen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Mahrenberg,</hi> 22. Dezember.</dateline> <head> <hi rendition="#g">(Von der<lb/> Bezirksvertretung.)</hi> </head> <p>Am 3. Jänner 1907<lb/> hält die Bezirksvertretung in Mahrenberg in den<lb/> Gaſthauslokalitäten des Herrn Max Lukas mit dem<lb/> Beginne um 10 Uhr vormittag eine Plenarſitzung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">St. Egydi</hi> W. B., 24. Dezember.</dateline> <head> <hi rendition="#g">(Land-<lb/> wirtſchaftliche Verſammlung.</hi> </head> <p>Die land-<lb/> wirtſchaftliche Filiale St. Egydi W. B. hielt am<lb/> 23. Dezember im Gaſthauſe des Herrn <hi rendition="#g">Mayer</hi> in<lb/> Ober-Kunigund eine Wanderverſammlung ab, die<lb/> ſehr zahlreich beſucht war und wieder von dem<lb/> großen Intereſſe, welches die Bevölkerung in dieſer<lb/> Gegend für landwirtſchaftliche Fragen bekundet,<lb/> beſtes Zeugnis gab. Zu dieſer Verſammlung wurde<lb/> Herr Landeswanderlehrer <hi rendition="#g">Jelovſek</hi> gewonnen,<lb/> welcher einen äußerſt lehrreichen, für die Bevölkerung<lb/> ſo wichtigen Vortrag über Rinder- und Schweine-<lb/> zucht hielt und derſelbe verſtand es auch, durch ſeine<lb/> volkstümliche leichtverſtändliche Ausdrucksweiſe die<lb/> Zuhörerſchaft derart zu feſſeln, daß ſie den faſt<lb/> zweiſtündigen Vortrag mit der geſpannteſten Auf-<lb/> merſamkeit verfolgte. Am Schluſſe entſtand eine<lb/> lebhafte Diskuſſion über landwirtſchaftliche Fragen<lb/> und wurde auch allgemein die eifrige Mitwirkung<lb/> der Herren Oberlehrer <hi rendition="#g">Jaunig</hi> von Ober-Kunigund<lb/><cb/> und <hi rendition="#g">Wodenik</hi> von St. Georgen a. P. zur Ver-<lb/> fechtung der landwirtſchaftlichen Intereſſen lobend<lb/> anerkannt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Pragerhof,</hi> 22. Dezember.</dateline> <head> <hi rendition="#g">(Silveſter-<lb/> feier.)</hi> </head> <p>Die beiden hieſigen Ortsgruppen der<lb/> Südmark und des Deutſchen Schulvereines veran-<lb/> ſtalten am 31. d. in den Räumen der Bahnhof-<lb/> Reſtauration eine Silveſterfeier mit reichhaltigem<lb/> Glückshafen und Juxpoſt. Da das Reinerträgnis<lb/> des Abends der deutſchen Schule in Pragerhof zur<lb/> Errichtung einer zweiten Klaſſe und der Südmark-<lb/> Ortsgruppe zufällt, wird der Beſuch hoffentlich ein<lb/> recht zahlreicher ſein.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Windiſch-Feiſtritz,</hi> 22. Dezember.</dateline> <head> <hi rendition="#g">(Ge-<lb/> meinderat. — Scharlach.)</hi> </head> <p>Bürgermeiſter<lb/> Herr Albert <hi rendition="#g">Stiger</hi> berichtete über die aus dem<lb/> Landeseiſenbahnſonde zu erbauende normalſpurige<lb/> Kleinbahn von der Stadt Windiſch-Feiſtritz bis zum<lb/> Bahnhofe Windiſch-Feiſtritz. Es wurde einſtimmig<lb/> beſchloſſen, im Falle des Zuſtandekommens des<lb/> Ausbaues dieſer Bahnverbindung als Landesbahn<lb/> die Verpflichtung zu übernehmen, für den Fall, als<lb/> die jährlichen Betriebsüberſchüſſe zur Bedeckung des<lb/> Erforderniſſes für die vierprozentige Verzinſung,<lb/> ſowie für die Tilgung des Anlagekapitales nicht<lb/> ausreichen ſollten, den Betrag von 4000 K. als<lb/> Garantie zu leiſten. Ferner ſtellt der Bürgermeiſter<lb/> Stiger den Antrag auf koſtenloſe Abtretung der der<lb/> Gemeinde Windiſch-Feiſtritz gehörigen und für den<lb/> Bahnbau benötigten Grundparzelle an den Landes-<lb/> ausſchuß. Da Herr Kanonikus Hajſchek dem behörd-<lb/> lichen Auftrage, betreffend die Beſeitigung der<lb/> ſanitären Übelſtände bei der Dechantei, nicht nach-<lb/> gekommen iſt, wurde beſchloſſen, Herrn Jakob<lb/> Verſolatti mit der Verfaſſung eines bezüglichen<lb/> Koſtenvoranſchlages zu betrauen, damit die Her-<lb/> ſtellung allenfalls auf Koſten und Gefahr des Ob-<lb/> benannten durch die Gemeinde ausgeführt werde.<lb/> Weiters wurde beſchloſſen, die Beſtrebungen des<lb/> unterſteiriſchen Volksrates nach Kräften zu fördern<lb/> und ihm einen Jahresbeitrag von 25 K. zu leiſten.<lb/> — Seit vorgeſtern iſt die Knaben- und Mädchen-<lb/> Volksſchule wegen Scharlachepidemie bis auf<lb/> weiteres geſperrt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Sachſenfeld,</hi> 23. Dezember.</dateline> <head> <hi rendition="#g">(Landbrief-<lb/> trägerdienſt.)</hi> </head> <p>Mit 1. Jänner 1907 wird beim<lb/> hieſigen Poſt- und Telegrapheuamte der Landbrief-<lb/> trägerdienſt für die Orte Ober-Loſchnitz, Unter-<lb/> Loſchnitz, Galizien, Schelesno, Pernou, Groß-<lb/> Pireſchitz, ferner für Felberndorf, Gutendorf, Um-<lb/> gebung Sankt Gertraud und Ober-Ponigl mit<lb/> wöchentlich je dreimaliger Begehung der bezüglichen<lb/> zwei Rayons eingeführt und aus dieſem Aulaſſe<lb/> in den Orten Ober-Loſchnitz, Galizien, Pernou,<lb/> Felberndorf und Ober-Ponigl je ein Briefkaſten<lb/> aufgeſtellt.</p> </div><lb/> <div xml:id="cilli1" next="#cilli2" type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Cilli,</hi> 21. Dezember.</dateline> <head> <hi rendition="#g">(Für das „Deutſche<lb/> Haus“.)</hi> </head> <p>Die Gemeinde Wien hat in der Ge-<lb/> meinderatsſitzung vom 20. d. für das „Deutſche<lb/> Haus“ in Trieſt 1000 Kr. (bereits der vierte<lb/> Tauſender) und für das „Deutſche Haus“ in Cilli<lb/> 500 Kr. bewilligt. Der Magiſtrat hatte nur 100 Kr.<lb/> in Vorſchlag gebracht. Infolge der Bemühungen</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#holm4" xml:id="holm3" prev="#holm2" type="jArticle" n="2"> <p>hüllen und erwachendem Leben ſchwebte in der<lb/> abendgoldigen Luft.</p><lb/> <p>Uwe Jens grüßte ſchweigend. Er ſah verändert<lb/> aus; die einſtige zuverſichtliche Mannesfreudigkeit<lb/> war verſchwunden, er machte den Eindruck eines<lb/> Menſchen, der ſeeliſch ſchwer gelitten hat. Auf<lb/> ſeinem Weſen lag eine brütende Reſignation, als<lb/> ſtehe er im Begriff, ſich mit dem Schickſal zu ver-<lb/> ſöhnen.</p><lb/> <p>„Geſtatten Sie, Fräulein Holm, daß ich mich<lb/> Ihnen auf ein paar Minuten anſchließe.“</p><lb/> <p>„Gewiß — denn wenn ich Nein ſagte, würden<lb/> Sie mich doch einer allzu großen Unhöflichkeit be-<lb/> ſchuldigen dürfen“, erwiderte Eſther mit einem ge-<lb/> zwungenen Verſuch zum Scherzen.</p><lb/> <p>„Ich würde mich darüber nicht wundern —<lb/> eine Natur, wie die Ihrige, bringt alles fertig.“</p><lb/> <p>„Selbſt eine offenbare Unhöflichkeit!“</p><lb/> <p>„Was bedeutet dieſes angeſichts der Grauſam-<lb/> keit, mit der ſie mich bis auf’s Blut zu verwunden<lb/> wußten!“ ſtieß Uwe Jens mit mühſam verhaltener<lb/> Bewegung hervor.</p><lb/> <p>Eſther ſchwieg eine Weile; ſeine Worte ent-<lb/> hielten die Einleitung zu erneutem Kampfe zwiſchen<lb/> ihnen. Sie mied ſeinen Anblick, preßte die Lippen<lb/> zuſammen und wappnete ſich mit der Energie, die<lb/> ſie in ſeiner Nähe zu verlaſſen drohte.</p><lb/> <p>Uwe Jens lenkte auf einen Seitenpfad, der<lb/> etwas weiter links auf kurzem Umweg aus dem<lb/> ſtillen Wald nach Sigurdhof führte; Eſther folgte<lb/><cb/> ihm mechaniſch, ſo ſtark von ihren Gefühlen in<lb/> Anſpruch genommen, daß ſie es kaum zu bemerken<lb/> ſchien.</p><lb/> <p>„Ich kam heute mit der Abſicht eines Vor-<lb/> ſchlages zu Ihnen.</p><lb/> <p>Als er hiernach innehielt, ſah ſie ihn fragend<lb/> von der Seite an. Welchen Vorſchlag könne er ihr<lb/> zu bieten haben?</p><lb/> <p>„Ich war der Meinung, daß nach jener letzten<lb/> Unterredung auf dem Berge alles zwiſchen uns<lb/> geſagt worden, und“, ſetzte ſie leiſe hinzu, „auch<lb/> alles zu Ende ſei.“</p><lb/> <p>„Für Sie mochte das der Fall ſein, Eſther<lb/> Holm, nicht aber für mich. So leichten Kaufs<lb/> gebe ich den Kampf mit den Schickſal nicht auf,<lb/> das mich neckend verhöhnen möchte, indem es mir<lb/> das vollkommene Glück aus der Ferne wie ein<lb/> Truggebilde vor meine Seele führte, um es mir<lb/> grundlos zu entreißen, ſobald ich die Hände darnach<lb/> ausgeſtreckt!“</p><lb/> <p>„Ich war gezwungen, Ihnen die Freundſchaft<lb/> zu kündigen, Herr Karlſen, weil — —“</p><lb/> <p>Sie brach plötzlich ab — —</p><lb/> <p>Seine ausdrucksvollen blauen Augen trafen ſie<lb/> erwartungsvoll — Eſther erzitterte, aber ſie wollte<lb/> vor ihm nicht zaghaft erſcheinen, und ſo vollendete<lb/> ſie halb gegen ihren Willeu: „— weil — ich<lb/> darin eine Gefahr für mich erkannte — — —“</p><lb/> <p>Uwe Jens unterdrückte einen Ausruf des<lb/> Jubels, der ſich ihm entrinnen wollte.</p><lb/> <cb/> <p>„Dieſes Geſtändnis der vorhandenen Gefahr<lb/> in unſerer Freundſchaft enthält für mich die Ge-<lb/> wißheit, daß ich recht hatte, Sie vor dem rebelliſchen<lb/> Herzen zu warnen.“</p><lb/> <p>„Das ändert nichts an meinem Willen und<lb/> Entſchluß.“</p><lb/> <p>Uwe Jens atmete ſchwer und in ihm tobte<lb/> ein Gedankenſturm, der wie das Frühlingsfluten<lb/> um ihn her ſeine Ufer zu überbrauſen drohte.</p><lb/> <p>„Hören Sie mich an, Eſther. Laß in dieſer<lb/> einzigen Stunde mich aus meinem ganzen Herzen,<lb/> das nur für Dich ſchlägt, zu Dir ſprechen. Du biſt<lb/> mein Schickſal geworden, ſomit mußt Du auch er-<lb/> fahren, was Du aus mir geſchaffen haſt — ich<lb/> will, daß Du mich hörſt.“</p><lb/> <p>„Wir fanden uns, weil wir uns finden<lb/> mußten“, begann er nach tiefem Atemzuge ruhigen<lb/> Tones, „und ich bin ſicher, niemand auf der Welt<lb/> wird ſo wie ich alle Farben und Schatten und Töne<lb/> Deiner Seele verſtehen, wie ich, der ich zu Dir<lb/> gehöre. Deshalb, Eſther, wenn ich nicht Dein Gatte<lb/> werden ſoll, gewähre mir eins, Dein Freund zu<lb/> bleiben; dulde, daß, durch das Band der Freund-<lb/> ſchaft verbunden, ich Dir den Kultus des Mannes<lb/> darbringe dem Weibe gegenüber, das zu verehren<lb/> und anzubeten er ſich berufen fühlt.“</p><lb/> <p>Betörend klang die vor verhaltener Zärtlichkeit<lb/> bebende Stimme an ihr Ohr; mit faſt unwider-<lb/> ſtehlicher Macht zog es ſie zu ihm hin, mit einem<lb/> einzigen Aufjauchzen an ſeiner Bruſt zu ruhen,</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 155, 27. Dezember 1906. Marburger Zeitung
Pettauer Nachrichten.
Weihnachtsfeſtſpiel. Am 21. d. fand im
Deutſchen Mädchenheime vor einem geladenen und
zahlreich erſchienenen Zuhörerkreiſe eine ſehr hübſche
und mit Beifall aufgenommene Weihnachtsaufführung
ſtatt. Eingeleitet wurde dieſe durch den Klavier-
vortrag „Italieniſcher Tanz“ von Moskowsky, vier-
händig vorgetragen von zwei Zöglingen. Hierauf
folgte das Luſtſpiel „Die Villa bei Amalfi“ von
Molitor. Dann ſpielte der Muſiklehrer Herr Jör-
genſon „Ballade et Polonaiſe“ von Vieuxtemps,
begleitet von der Muſiklehrerin Frl. M. Roſanelli.
Den Schluß bildete das Weihnachtsmärchen „Sonnen-
wende“ von Haller, in dem alle Zöglinge mitwirkten.
Die Weihnachtspredigt. Ich war als
guter Chriſt am Weihnachtstag in der Stadtpfarr-
kirche beim Gottesdienſt. Die Feſtpredigt hielt der
Kaplan Jager, zugleich Religionslehrer an der
deutſchen Mädchenſchule. Derſelbe ſchilderte als
Weihnachtsthema die kirchlichen Verhältniſſe unſerer
Bewohner, welche die Weihnachtsbeichte nicht ver-
richteten, in folgender Weiſe: „Ja, wenige waren
es von der ſogenannten beſſeren Klaſſe, welche daran
teilgenommen haben. Solche Leute können am heutigen
Tage keinen Frieden finden. Das ſind Chriſten,
welche nur zu hohen Feiertagen die Kirche beſuchen,
weil es ſchon ſo Mode iſt und es gibt auch ſolche
Chriſten, welche ſogar den proteſtantiſchen Gottes-
dienſt beſuchen und dabei den eigenen Glauben ver-
leugnen.“ Gut, mein Herr, Sie können recht haben,
aber ſo troſtloſe Worte am Weihnachtstag der Be-
wohnerſchaft zuzuſchleudern iſt wahrlich nicht
chriſtlich. Man beſucht die Kirche, um ſich Troſt
zu holen, man hört ſich das Wort Gottes an, um
Erbauung zu finden, aber man geht nicht in die
Kirche, um dort ſolche Angriffe zu hören. Eine
allgemeine Entrüſtung entſtand in der Kirche und
ich ſage es im Namen Vieler: ein ſolcher Ton ge-
hört nicht in die Kirche. Wir fragen den hochwürdigen
Herrn Probſt ganz offen, ob er in Zukunft ſolchem
Treiben ein Ende zu machen gedenkt? Denn wir
dulden keine Hetzerei in unſerer Mitte, in unſerer
Stadt, ſondern Friede und Eintracht ſoll herrſchen
und alte deutſche Sitte. Das walte Gott! — Ein
guter Chriſt.
Stadttheater. Freitag, den 28. d. geht
Herm. Sudermanns effektvolles Schauſpiel „Heimat“
in Szene. Das hochintereſſante Werk gehört zu den
beſten Stücken des berühmten Dichters. In den
Hauptrollen ſind beſchäftigt die Damen Rieſer,
Swoboda, Steinitz, Suſtrovits und die Herren
Schramm, J. Richter, Felda, Weninger und Langer.
Eigenberichte.
Pickerndorf, 22. Dezember. (Chriſtbaum-
feier.) Heute fand an der zweiklaſſigen deutſchen
Volksſchule in Pickerndorf ein Chriſtbaumfeſt ſtatt.
Nach Eröffnung der Feier hielt der Ortsſchulauf-
ſeher, Herr Ingenienr H. Reiſer, eine Anſprache,
in welcher vorerſt die Bedeutung des Weihnachts-
feſtes für die Chriſtenheit im allgemeinen beſprochen
wurde. Im beſonderen hob er hervor, daß die
gegenwärtige Feier die 25. ſeit der Gründung
dieſer Schule ſei. Herr Reiſer forderte daher die
Anweſenden auf, der Pflicht der Dankbarkeit jenen
Vereinen und Privaten gegenüber nicht zu vergeſſen,
die ein Vierteljahrhundert hindurch alljährlich in
edelmütiger Weiſe ihren Obolus auf den Opferaltar
der leidenden Menſchheit gelegt haben. Nun folgte
der Vortrag einiger Gedichte, worauf das ſtimmungs-
volle Lied „Stille Nacht“ abgeſungen wurde. Herz-
erquickend für jeden Kinderfreund war der Anblick
der lieben Kleinen, die mit verlangenden Blicken
den reichgeſchmückten, lichterſtrahlenden, bis an die
Decke ragenden Weihnachtsbaum anlächelten. Jedes
Kind bekam Strümpfe, Fäuſtlinge, Pulswärmer und
ein Paket mit Süßigkeiten, jeder Knabe eine warme
Unterhoſe, jedes Mädchen ein Umhängetuch. Außer-
dem wurden 18 der ärmſten Mädchen mit Winter-
kleidern und einem zweiten Paar beſonders ſchöner
Winterſtrümpfe bedacht. Sechs Kinder erhielten
auch Schultaſchen. Nachdem das Lied „O Tannen-
baum“ verklungen war, ein Mädchen den Dank an
das Chriſtkind entrichtet und ein Knabe den Ge-
fühlen des Dankes an die Wohltäter Ausdruck ver-
liehen hatte, ſchloß die würdige, in allen Teilen
gelungene Feier. An Spenden ſind eingelaufen:
Vom Deutſchen Schulvereine 40 Kr., vom Vereine
„Südmark“ 30 Kr., von Herrn R. Pröll (Reichs-
deutſches Weihnachtsbäumchen) 20 Kr., von Herrn
Fr. Robitſch in Pickerndorf 32 Meter Barchent,
von Herrn A. C. A. in Wien 4 Kr., von Herrn
Fz. Jamnik in Graz ein Paket mit Schulſachen,
von Herrn R. Fiſcher in Wien 5 Kr., von Herrn
F. G. K. in Marburg 2 St. Südmark-Kalender,
von Herrn Joh. Gaißer in Marburg 6 Stück Schul-
taſchen und Lernmittel. Allen Gönnern der hieſigen
Schule wird hiemit der innigſte Dank ausgeſprochen.
Mahrenberg, 22. Dezember. (Von der
Bezirksvertretung.) Am 3. Jänner 1907
hält die Bezirksvertretung in Mahrenberg in den
Gaſthauslokalitäten des Herrn Max Lukas mit dem
Beginne um 10 Uhr vormittag eine Plenarſitzung.
St. Egydi W. B., 24. Dezember. (Land-
wirtſchaftliche Verſammlung. Die land-
wirtſchaftliche Filiale St. Egydi W. B. hielt am
23. Dezember im Gaſthauſe des Herrn Mayer in
Ober-Kunigund eine Wanderverſammlung ab, die
ſehr zahlreich beſucht war und wieder von dem
großen Intereſſe, welches die Bevölkerung in dieſer
Gegend für landwirtſchaftliche Fragen bekundet,
beſtes Zeugnis gab. Zu dieſer Verſammlung wurde
Herr Landeswanderlehrer Jelovſek gewonnen,
welcher einen äußerſt lehrreichen, für die Bevölkerung
ſo wichtigen Vortrag über Rinder- und Schweine-
zucht hielt und derſelbe verſtand es auch, durch ſeine
volkstümliche leichtverſtändliche Ausdrucksweiſe die
Zuhörerſchaft derart zu feſſeln, daß ſie den faſt
zweiſtündigen Vortrag mit der geſpannteſten Auf-
merſamkeit verfolgte. Am Schluſſe entſtand eine
lebhafte Diskuſſion über landwirtſchaftliche Fragen
und wurde auch allgemein die eifrige Mitwirkung
der Herren Oberlehrer Jaunig von Ober-Kunigund
und Wodenik von St. Georgen a. P. zur Ver-
fechtung der landwirtſchaftlichen Intereſſen lobend
anerkannt.
Pragerhof, 22. Dezember. (Silveſter-
feier.) Die beiden hieſigen Ortsgruppen der
Südmark und des Deutſchen Schulvereines veran-
ſtalten am 31. d. in den Räumen der Bahnhof-
Reſtauration eine Silveſterfeier mit reichhaltigem
Glückshafen und Juxpoſt. Da das Reinerträgnis
des Abends der deutſchen Schule in Pragerhof zur
Errichtung einer zweiten Klaſſe und der Südmark-
Ortsgruppe zufällt, wird der Beſuch hoffentlich ein
recht zahlreicher ſein.
Windiſch-Feiſtritz, 22. Dezember. (Ge-
meinderat. — Scharlach.) Bürgermeiſter
Herr Albert Stiger berichtete über die aus dem
Landeseiſenbahnſonde zu erbauende normalſpurige
Kleinbahn von der Stadt Windiſch-Feiſtritz bis zum
Bahnhofe Windiſch-Feiſtritz. Es wurde einſtimmig
beſchloſſen, im Falle des Zuſtandekommens des
Ausbaues dieſer Bahnverbindung als Landesbahn
die Verpflichtung zu übernehmen, für den Fall, als
die jährlichen Betriebsüberſchüſſe zur Bedeckung des
Erforderniſſes für die vierprozentige Verzinſung,
ſowie für die Tilgung des Anlagekapitales nicht
ausreichen ſollten, den Betrag von 4000 K. als
Garantie zu leiſten. Ferner ſtellt der Bürgermeiſter
Stiger den Antrag auf koſtenloſe Abtretung der der
Gemeinde Windiſch-Feiſtritz gehörigen und für den
Bahnbau benötigten Grundparzelle an den Landes-
ausſchuß. Da Herr Kanonikus Hajſchek dem behörd-
lichen Auftrage, betreffend die Beſeitigung der
ſanitären Übelſtände bei der Dechantei, nicht nach-
gekommen iſt, wurde beſchloſſen, Herrn Jakob
Verſolatti mit der Verfaſſung eines bezüglichen
Koſtenvoranſchlages zu betrauen, damit die Her-
ſtellung allenfalls auf Koſten und Gefahr des Ob-
benannten durch die Gemeinde ausgeführt werde.
Weiters wurde beſchloſſen, die Beſtrebungen des
unterſteiriſchen Volksrates nach Kräften zu fördern
und ihm einen Jahresbeitrag von 25 K. zu leiſten.
— Seit vorgeſtern iſt die Knaben- und Mädchen-
Volksſchule wegen Scharlachepidemie bis auf
weiteres geſperrt.
Sachſenfeld, 23. Dezember. (Landbrief-
trägerdienſt.) Mit 1. Jänner 1907 wird beim
hieſigen Poſt- und Telegrapheuamte der Landbrief-
trägerdienſt für die Orte Ober-Loſchnitz, Unter-
Loſchnitz, Galizien, Schelesno, Pernou, Groß-
Pireſchitz, ferner für Felberndorf, Gutendorf, Um-
gebung Sankt Gertraud und Ober-Ponigl mit
wöchentlich je dreimaliger Begehung der bezüglichen
zwei Rayons eingeführt und aus dieſem Aulaſſe
in den Orten Ober-Loſchnitz, Galizien, Pernou,
Felberndorf und Ober-Ponigl je ein Briefkaſten
aufgeſtellt.
Cilli, 21. Dezember. (Für das „Deutſche
Haus“.) Die Gemeinde Wien hat in der Ge-
meinderatsſitzung vom 20. d. für das „Deutſche
Haus“ in Trieſt 1000 Kr. (bereits der vierte
Tauſender) und für das „Deutſche Haus“ in Cilli
500 Kr. bewilligt. Der Magiſtrat hatte nur 100 Kr.
in Vorſchlag gebracht. Infolge der Bemühungen
hüllen und erwachendem Leben ſchwebte in der
abendgoldigen Luft.
Uwe Jens grüßte ſchweigend. Er ſah verändert
aus; die einſtige zuverſichtliche Mannesfreudigkeit
war verſchwunden, er machte den Eindruck eines
Menſchen, der ſeeliſch ſchwer gelitten hat. Auf
ſeinem Weſen lag eine brütende Reſignation, als
ſtehe er im Begriff, ſich mit dem Schickſal zu ver-
ſöhnen.
„Geſtatten Sie, Fräulein Holm, daß ich mich
Ihnen auf ein paar Minuten anſchließe.“
„Gewiß — denn wenn ich Nein ſagte, würden
Sie mich doch einer allzu großen Unhöflichkeit be-
ſchuldigen dürfen“, erwiderte Eſther mit einem ge-
zwungenen Verſuch zum Scherzen.
„Ich würde mich darüber nicht wundern —
eine Natur, wie die Ihrige, bringt alles fertig.“
„Selbſt eine offenbare Unhöflichkeit!“
„Was bedeutet dieſes angeſichts der Grauſam-
keit, mit der ſie mich bis auf’s Blut zu verwunden
wußten!“ ſtieß Uwe Jens mit mühſam verhaltener
Bewegung hervor.
Eſther ſchwieg eine Weile; ſeine Worte ent-
hielten die Einleitung zu erneutem Kampfe zwiſchen
ihnen. Sie mied ſeinen Anblick, preßte die Lippen
zuſammen und wappnete ſich mit der Energie, die
ſie in ſeiner Nähe zu verlaſſen drohte.
Uwe Jens lenkte auf einen Seitenpfad, der
etwas weiter links auf kurzem Umweg aus dem
ſtillen Wald nach Sigurdhof führte; Eſther folgte
ihm mechaniſch, ſo ſtark von ihren Gefühlen in
Anſpruch genommen, daß ſie es kaum zu bemerken
ſchien.
„Ich kam heute mit der Abſicht eines Vor-
ſchlages zu Ihnen.
Als er hiernach innehielt, ſah ſie ihn fragend
von der Seite an. Welchen Vorſchlag könne er ihr
zu bieten haben?
„Ich war der Meinung, daß nach jener letzten
Unterredung auf dem Berge alles zwiſchen uns
geſagt worden, und“, ſetzte ſie leiſe hinzu, „auch
alles zu Ende ſei.“
„Für Sie mochte das der Fall ſein, Eſther
Holm, nicht aber für mich. So leichten Kaufs
gebe ich den Kampf mit den Schickſal nicht auf,
das mich neckend verhöhnen möchte, indem es mir
das vollkommene Glück aus der Ferne wie ein
Truggebilde vor meine Seele führte, um es mir
grundlos zu entreißen, ſobald ich die Hände darnach
ausgeſtreckt!“
„Ich war gezwungen, Ihnen die Freundſchaft
zu kündigen, Herr Karlſen, weil — —“
Sie brach plötzlich ab — —
Seine ausdrucksvollen blauen Augen trafen ſie
erwartungsvoll — Eſther erzitterte, aber ſie wollte
vor ihm nicht zaghaft erſcheinen, und ſo vollendete
ſie halb gegen ihren Willeu: „— weil — ich
darin eine Gefahr für mich erkannte — — —“
Uwe Jens unterdrückte einen Ausruf des
Jubels, der ſich ihm entrinnen wollte.
„Dieſes Geſtändnis der vorhandenen Gefahr
in unſerer Freundſchaft enthält für mich die Ge-
wißheit, daß ich recht hatte, Sie vor dem rebelliſchen
Herzen zu warnen.“
„Das ändert nichts an meinem Willen und
Entſchluß.“
Uwe Jens atmete ſchwer und in ihm tobte
ein Gedankenſturm, der wie das Frühlingsfluten
um ihn her ſeine Ufer zu überbrauſen drohte.
„Hören Sie mich an, Eſther. Laß in dieſer
einzigen Stunde mich aus meinem ganzen Herzen,
das nur für Dich ſchlägt, zu Dir ſprechen. Du biſt
mein Schickſal geworden, ſomit mußt Du auch er-
fahren, was Du aus mir geſchaffen haſt — ich
will, daß Du mich hörſt.“
„Wir fanden uns, weil wir uns finden
mußten“, begann er nach tiefem Atemzuge ruhigen
Tones, „und ich bin ſicher, niemand auf der Welt
wird ſo wie ich alle Farben und Schatten und Töne
Deiner Seele verſtehen, wie ich, der ich zu Dir
gehöre. Deshalb, Eſther, wenn ich nicht Dein Gatte
werden ſoll, gewähre mir eins, Dein Freund zu
bleiben; dulde, daß, durch das Band der Freund-
ſchaft verbunden, ich Dir den Kultus des Mannes
darbringe dem Weibe gegenüber, das zu verehren
und anzubeten er ſich berufen fühlt.“
Betörend klang die vor verhaltener Zärtlichkeit
bebende Stimme an ihr Ohr; mit faſt unwider-
ſtehlicher Macht zog es ſie zu ihm hin, mit einem
einzigen Aufjauchzen an ſeiner Bruſt zu ruhen,
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