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Marburger Zeitung. Nr. 155, Marburg, 27.12.1906.

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Nr. 155, 27. Dezember 1906. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]
Pettauer Nachrichten.
Weihnachtsfestspiel.

Am 21. d. fand im
Deutschen Mädchenheime vor einem geladenen und
zahlreich erschienenen Zuhörerkreise eine sehr hübsche
und mit Beifall aufgenommene Weihnachtsaufführung
statt. Eingeleitet wurde diese durch den Klavier-
vortrag "Italienischer Tanz" von Moskowsky, vier-
händig vorgetragen von zwei Zöglingen. Hierauf
folgte das Lustspiel "Die Villa bei Amalfi" von
Molitor. Dann spielte der Musiklehrer Herr Jör-
genson
"Ballade et Polonaise" von Vieuxtemps,
begleitet von der Musiklehrerin Frl. M. Rosanelli.
Den Schluß bildete das Weihnachtsmärchen "Sonnen-
wende" von Haller, in dem alle Zöglinge mitwirkten.

Die Weihnachtspredigt.

Ich war als
guter Christ am Weihnachtstag in der Stadtpfarr-
kirche beim Gottesdienst. Die Festpredigt hielt der
Kaplan Jager, zugleich Religionslehrer an der
deutschen Mädchenschule. Derselbe schilderte als
Weihnachtsthema die kirchlichen Verhältnisse unserer
Bewohner, welche die Weihnachtsbeichte nicht ver-
richteten, in folgender Weise: "Ja, wenige waren
es von der sogenannten besseren Klasse, welche daran
teilgenommen haben. Solche Leute können am heutigen
Tage keinen Frieden finden. Das sind Christen,
welche nur zu hohen Feiertagen die Kirche besuchen,
weil es schon so Mode ist und es gibt auch solche
Christen, welche sogar den protestantischen Gottes-
dienst besuchen und dabei den eigenen Glauben ver-
leugnen." Gut, mein Herr, Sie können recht haben,
aber so trostlose Worte am Weihnachtstag der Be-
wohnerschaft zuzuschleudern ist wahrlich nicht
christlich. Man besucht die Kirche, um sich Trost
zu holen, man hört sich das Wort Gottes an, um
Erbauung zu finden, aber man geht nicht in die
Kirche, um dort solche Angriffe zu hören. Eine
allgemeine Entrüstung entstand in der Kirche und
ich sage es im Namen Vieler: ein solcher Ton ge-
hört nicht in die Kirche. Wir fragen den hochwürdigen
Herrn Probst ganz offen, ob er in Zukunft solchem
Treiben ein Ende zu machen gedenkt? Denn wir
dulden keine Hetzerei in unserer Mitte, in unserer
Stadt, sondern Friede und Eintracht soll herrschen
und alte deutsche Sitte. Das walte Gott! -- Ein
guter Christ.

Stadttheater.

Freitag, den 28. d. geht
Herm. Sudermanns effektvolles Schauspiel "Heimat"
in Szene. Das hochinteressante Werk gehört zu den
besten Stücken des berühmten Dichters. In den
Hauptrollen sind beschäftigt die Damen Rieser,
Swoboda, Steinitz, Sustrovits und die Herren
Schramm, J. Richter, Felda, Weninger und Langer.




Eigenberichte.
(Christbaum-
feier.)

Heute fand an der zweiklassigen deutschen
Volksschule in Pickerndorf ein Christbaumfest statt.
Nach Eröffnung der Feier hielt der Ortsschulauf-
seher, Herr Ingenienr H. Reiser, eine Ansprache,
in welcher vorerst die Bedeutung des Weihnachts-
[Spaltenumbruch] festes für die Christenheit im allgemeinen besprochen
wurde. Im besonderen hob er hervor, daß die
gegenwärtige Feier die 25. seit der Gründung
dieser Schule sei. Herr Reiser forderte daher die
Anwesenden auf, der Pflicht der Dankbarkeit jenen
Vereinen und Privaten gegenüber nicht zu vergessen,
die ein Vierteljahrhundert hindurch alljährlich in
edelmütiger Weise ihren Obolus auf den Opferaltar
der leidenden Menschheit gelegt haben. Nun folgte
der Vortrag einiger Gedichte, worauf das stimmungs-
volle Lied "Stille Nacht" abgesungen wurde. Herz-
erquickend für jeden Kinderfreund war der Anblick
der lieben Kleinen, die mit verlangenden Blicken
den reichgeschmückten, lichterstrahlenden, bis an die
Decke ragenden Weihnachtsbaum anlächelten. Jedes
Kind bekam Strümpfe, Fäustlinge, Pulswärmer und
ein Paket mit Süßigkeiten, jeder Knabe eine warme
Unterhose, jedes Mädchen ein Umhängetuch. Außer-
dem wurden 18 der ärmsten Mädchen mit Winter-
kleidern und einem zweiten Paar besonders schöner
Winterstrümpfe bedacht. Sechs Kinder erhielten
auch Schultaschen. Nachdem das Lied "O Tannen-
baum" verklungen war, ein Mädchen den Dank an
das Christkind entrichtet und ein Knabe den Ge-
fühlen des Dankes an die Wohltäter Ausdruck ver-
liehen hatte, schloß die würdige, in allen Teilen
gelungene Feier. An Spenden sind eingelaufen:
Vom Deutschen Schulvereine 40 Kr., vom Vereine
"Südmark" 30 Kr., von Herrn R. Pröll (Reichs-
deutsches Weihnachtsbäumchen) 20 Kr., von Herrn
Fr. Robitsch in Pickerndorf 32 Meter Barchent,
von Herrn A. C. A. in Wien 4 Kr., von Herrn
Fz. Jamnik in Graz ein Paket mit Schulsachen,
von Herrn R. Fischer in Wien 5 Kr., von Herrn
F. G. K. in Marburg 2 St. Südmark-Kalender,
von Herrn Joh. Gaißer in Marburg 6 Stück Schul-
taschen und Lernmittel. Allen Gönnern der hiesigen
Schule wird hiemit der innigste Dank ausgesprochen.

(Von der
Bezirksvertretung.)

Am 3. Jänner 1907
hält die Bezirksvertretung in Mahrenberg in den
Gasthauslokalitäten des Herrn Max Lukas mit dem
Beginne um 10 Uhr vormittag eine Plenarsitzung.

(Land-
wirtschaftliche Versammlung.

Die land-
wirtschaftliche Filiale St. Egydi W. B. hielt am
23. Dezember im Gasthause des Herrn Mayer in
Ober-Kunigund eine Wanderversammlung ab, die
sehr zahlreich besucht war und wieder von dem
großen Interesse, welches die Bevölkerung in dieser
Gegend für landwirtschaftliche Fragen bekundet,
bestes Zeugnis gab. Zu dieser Versammlung wurde
Herr Landeswanderlehrer Jelovsek gewonnen,
welcher einen äußerst lehrreichen, für die Bevölkerung
so wichtigen Vortrag über Rinder- und Schweine-
zucht hielt und derselbe verstand es auch, durch seine
volkstümliche leichtverständliche Ausdrucksweise die
Zuhörerschaft derart zu fesseln, daß sie den fast
zweistündigen Vortrag mit der gespanntesten Auf-
mersamkeit verfolgte. Am Schlusse entstand eine
lebhafte Diskussion über landwirtschaftliche Fragen
und wurde auch allgemein die eifrige Mitwirkung
der Herren Oberlehrer Jaunig von Ober-Kunigund
[Spaltenumbruch] und Wodenik von St. Georgen a. P. zur Ver-
fechtung der landwirtschaftlichen Interessen lobend
anerkannt.

(Silvester-
feier.)

Die beiden hiesigen Ortsgruppen der
Südmark und des Deutschen Schulvereines veran-
stalten am 31. d. in den Räumen der Bahnhof-
Restauration eine Silvesterfeier mit reichhaltigem
Glückshafen und Juxpost. Da das Reinerträgnis
des Abends der deutschen Schule in Pragerhof zur
Errichtung einer zweiten Klasse und der Südmark-
Ortsgruppe zufällt, wird der Besuch hoffentlich ein
recht zahlreicher sein.

(Ge-
meinderat. -- Scharlach.)

Bürgermeister
Herr Albert Stiger berichtete über die aus dem
Landeseisenbahnsonde zu erbauende normalspurige
Kleinbahn von der Stadt Windisch-Feistritz bis zum
Bahnhofe Windisch-Feistritz. Es wurde einstimmig
beschlossen, im Falle des Zustandekommens des
Ausbaues dieser Bahnverbindung als Landesbahn
die Verpflichtung zu übernehmen, für den Fall, als
die jährlichen Betriebsüberschüsse zur Bedeckung des
Erfordernisses für die vierprozentige Verzinsung,
sowie für die Tilgung des Anlagekapitales nicht
ausreichen sollten, den Betrag von 4000 K. als
Garantie zu leisten. Ferner stellt der Bürgermeister
Stiger den Antrag auf kostenlose Abtretung der der
Gemeinde Windisch-Feistritz gehörigen und für den
Bahnbau benötigten Grundparzelle an den Landes-
ausschuß. Da Herr Kanonikus Hajschek dem behörd-
lichen Auftrage, betreffend die Beseitigung der
sanitären Übelstände bei der Dechantei, nicht nach-
gekommen ist, wurde beschlossen, Herrn Jakob
Versolatti mit der Verfassung eines bezüglichen
Kostenvoranschlages zu betrauen, damit die Her-
stellung allenfalls auf Kosten und Gefahr des Ob-
benannten durch die Gemeinde ausgeführt werde.
Weiters wurde beschlossen, die Bestrebungen des
untersteirischen Volksrates nach Kräften zu fördern
und ihm einen Jahresbeitrag von 25 K. zu leisten.
-- Seit vorgestern ist die Knaben- und Mädchen-
Volksschule wegen Scharlachepidemie bis auf
weiteres gesperrt.

(Landbrief-
trägerdienst.)

Mit 1. Jänner 1907 wird beim
hiesigen Post- und Telegrapheuamte der Landbrief-
trägerdienst für die Orte Ober-Loschnitz, Unter-
Loschnitz, Galizien, Schelesno, Pernou, Groß-
Pireschitz, ferner für Felberndorf, Gutendorf, Um-
gebung Sankt Gertraud und Ober-Ponigl mit
wöchentlich je dreimaliger Begehung der bezüglichen
zwei Rayons eingeführt und aus diesem Aulasse
in den Orten Ober-Loschnitz, Galizien, Pernou,
Felberndorf und Ober-Ponigl je ein Briefkasten
aufgestellt.

(Für das "Deutsche
Haus".)

Die Gemeinde Wien hat in der Ge-
meinderatssitzung vom 20. d. für das "Deutsche
Haus" in Triest 1000 Kr. (bereits der vierte
Tausender) und für das "Deutsche Haus" in Cilli
500 Kr. bewilligt. Der Magistrat hatte nur 100 Kr.
in Vorschlag gebracht. Infolge der Bemühungen




[Spaltenumbruch]

hüllen und erwachendem Leben schwebte in der
abendgoldigen Luft.

Uwe Jens grüßte schweigend. Er sah verändert
aus; die einstige zuversichtliche Mannesfreudigkeit
war verschwunden, er machte den Eindruck eines
Menschen, der seelisch schwer gelitten hat. Auf
seinem Wesen lag eine brütende Resignation, als
stehe er im Begriff, sich mit dem Schicksal zu ver-
söhnen.

"Gestatten Sie, Fräulein Holm, daß ich mich
Ihnen auf ein paar Minuten anschließe."

"Gewiß -- denn wenn ich Nein sagte, würden
Sie mich doch einer allzu großen Unhöflichkeit be-
schuldigen dürfen", erwiderte Esther mit einem ge-
zwungenen Versuch zum Scherzen.

"Ich würde mich darüber nicht wundern --
eine Natur, wie die Ihrige, bringt alles fertig."

"Selbst eine offenbare Unhöflichkeit!"

"Was bedeutet dieses angesichts der Grausam-
keit, mit der sie mich bis auf's Blut zu verwunden
wußten!" stieß Uwe Jens mit mühsam verhaltener
Bewegung hervor.

Esther schwieg eine Weile; seine Worte ent-
hielten die Einleitung zu erneutem Kampfe zwischen
ihnen. Sie mied seinen Anblick, preßte die Lippen
zusammen und wappnete sich mit der Energie, die
sie in seiner Nähe zu verlassen drohte.

Uwe Jens lenkte auf einen Seitenpfad, der
etwas weiter links auf kurzem Umweg aus dem
stillen Wald nach Sigurdhof führte; Esther folgte
[Spaltenumbruch] ihm mechanisch, so stark von ihren Gefühlen in
Anspruch genommen, daß sie es kaum zu bemerken
schien.

"Ich kam heute mit der Absicht eines Vor-
schlages zu Ihnen.

Als er hiernach innehielt, sah sie ihn fragend
von der Seite an. Welchen Vorschlag könne er ihr
zu bieten haben?

"Ich war der Meinung, daß nach jener letzten
Unterredung auf dem Berge alles zwischen uns
gesagt worden, und", setzte sie leise hinzu, "auch
alles zu Ende sei."

"Für Sie mochte das der Fall sein, Esther
Holm, nicht aber für mich. So leichten Kaufs
gebe ich den Kampf mit den Schicksal nicht auf,
das mich neckend verhöhnen möchte, indem es mir
das vollkommene Glück aus der Ferne wie ein
Truggebilde vor meine Seele führte, um es mir
grundlos zu entreißen, sobald ich die Hände darnach
ausgestreckt!"

"Ich war gezwungen, Ihnen die Freundschaft
zu kündigen, Herr Karlsen, weil -- --"

Sie brach plötzlich ab -- --

Seine ausdrucksvollen blauen Augen trafen sie
erwartungsvoll -- Esther erzitterte, aber sie wollte
vor ihm nicht zaghaft erscheinen, und so vollendete
sie halb gegen ihren Willeu: "-- weil -- ich
darin eine Gefahr für mich erkannte -- -- --"

Uwe Jens unterdrückte einen Ausruf des
Jubels, der sich ihm entrinnen wollte.


[Spaltenumbruch]

"Dieses Geständnis der vorhandenen Gefahr
in unserer Freundschaft enthält für mich die Ge-
wißheit, daß ich recht hatte, Sie vor dem rebellischen
Herzen zu warnen."

"Das ändert nichts an meinem Willen und
Entschluß."

Uwe Jens atmete schwer und in ihm tobte
ein Gedankensturm, der wie das Frühlingsfluten
um ihn her seine Ufer zu überbrausen drohte.

"Hören Sie mich an, Esther. Laß in dieser
einzigen Stunde mich aus meinem ganzen Herzen,
das nur für Dich schlägt, zu Dir sprechen. Du bist
mein Schicksal geworden, somit mußt Du auch er-
fahren, was Du aus mir geschaffen hast -- ich
will, daß Du mich hörst."

"Wir fanden uns, weil wir uns finden
mußten", begann er nach tiefem Atemzuge ruhigen
Tones, "und ich bin sicher, niemand auf der Welt
wird so wie ich alle Farben und Schatten und Töne
Deiner Seele verstehen, wie ich, der ich zu Dir
gehöre. Deshalb, Esther, wenn ich nicht Dein Gatte
werden soll, gewähre mir eins, Dein Freund zu
bleiben; dulde, daß, durch das Band der Freund-
schaft verbunden, ich Dir den Kultus des Mannes
darbringe dem Weibe gegenüber, das zu verehren
und anzubeten er sich berufen fühlt."

Betörend klang die vor verhaltener Zärtlichkeit
bebende Stimme an ihr Ohr; mit fast unwider-
stehlicher Macht zog es sie zu ihm hin, mit einem
einzigen Aufjauchzen an seiner Brust zu ruhen,


Nr. 155, 27. Dezember 1906. Marburger Zeitung

[Spaltenumbruch]
Pettauer Nachrichten.
Weihnachtsfeſtſpiel.

Am 21. d. fand im
Deutſchen Mädchenheime vor einem geladenen und
zahlreich erſchienenen Zuhörerkreiſe eine ſehr hübſche
und mit Beifall aufgenommene Weihnachtsaufführung
ſtatt. Eingeleitet wurde dieſe durch den Klavier-
vortrag „Italieniſcher Tanz“ von Moskowsky, vier-
händig vorgetragen von zwei Zöglingen. Hierauf
folgte das Luſtſpiel „Die Villa bei Amalfi“ von
Molitor. Dann ſpielte der Muſiklehrer Herr Jör-
genſon
„Ballade et Polonaiſe“ von Vieuxtemps,
begleitet von der Muſiklehrerin Frl. M. Roſanelli.
Den Schluß bildete das Weihnachtsmärchen „Sonnen-
wende“ von Haller, in dem alle Zöglinge mitwirkten.

Die Weihnachtspredigt.

Ich war als
guter Chriſt am Weihnachtstag in der Stadtpfarr-
kirche beim Gottesdienſt. Die Feſtpredigt hielt der
Kaplan Jager, zugleich Religionslehrer an der
deutſchen Mädchenſchule. Derſelbe ſchilderte als
Weihnachtsthema die kirchlichen Verhältniſſe unſerer
Bewohner, welche die Weihnachtsbeichte nicht ver-
richteten, in folgender Weiſe: „Ja, wenige waren
es von der ſogenannten beſſeren Klaſſe, welche daran
teilgenommen haben. Solche Leute können am heutigen
Tage keinen Frieden finden. Das ſind Chriſten,
welche nur zu hohen Feiertagen die Kirche beſuchen,
weil es ſchon ſo Mode iſt und es gibt auch ſolche
Chriſten, welche ſogar den proteſtantiſchen Gottes-
dienſt beſuchen und dabei den eigenen Glauben ver-
leugnen.“ Gut, mein Herr, Sie können recht haben,
aber ſo troſtloſe Worte am Weihnachtstag der Be-
wohnerſchaft zuzuſchleudern iſt wahrlich nicht
chriſtlich. Man beſucht die Kirche, um ſich Troſt
zu holen, man hört ſich das Wort Gottes an, um
Erbauung zu finden, aber man geht nicht in die
Kirche, um dort ſolche Angriffe zu hören. Eine
allgemeine Entrüſtung entſtand in der Kirche und
ich ſage es im Namen Vieler: ein ſolcher Ton ge-
hört nicht in die Kirche. Wir fragen den hochwürdigen
Herrn Probſt ganz offen, ob er in Zukunft ſolchem
Treiben ein Ende zu machen gedenkt? Denn wir
dulden keine Hetzerei in unſerer Mitte, in unſerer
Stadt, ſondern Friede und Eintracht ſoll herrſchen
und alte deutſche Sitte. Das walte Gott! — Ein
guter Chriſt.

Stadttheater.

Freitag, den 28. d. geht
Herm. Sudermanns effektvolles Schauſpiel „Heimat“
in Szene. Das hochintereſſante Werk gehört zu den
beſten Stücken des berühmten Dichters. In den
Hauptrollen ſind beſchäftigt die Damen Rieſer,
Swoboda, Steinitz, Suſtrovits und die Herren
Schramm, J. Richter, Felda, Weninger und Langer.




Eigenberichte.
(Chriſtbaum-
feier.)

Heute fand an der zweiklaſſigen deutſchen
Volksſchule in Pickerndorf ein Chriſtbaumfeſt ſtatt.
Nach Eröffnung der Feier hielt der Ortsſchulauf-
ſeher, Herr Ingenienr H. Reiſer, eine Anſprache,
in welcher vorerſt die Bedeutung des Weihnachts-
[Spaltenumbruch] feſtes für die Chriſtenheit im allgemeinen beſprochen
wurde. Im beſonderen hob er hervor, daß die
gegenwärtige Feier die 25. ſeit der Gründung
dieſer Schule ſei. Herr Reiſer forderte daher die
Anweſenden auf, der Pflicht der Dankbarkeit jenen
Vereinen und Privaten gegenüber nicht zu vergeſſen,
die ein Vierteljahrhundert hindurch alljährlich in
edelmütiger Weiſe ihren Obolus auf den Opferaltar
der leidenden Menſchheit gelegt haben. Nun folgte
der Vortrag einiger Gedichte, worauf das ſtimmungs-
volle Lied „Stille Nacht“ abgeſungen wurde. Herz-
erquickend für jeden Kinderfreund war der Anblick
der lieben Kleinen, die mit verlangenden Blicken
den reichgeſchmückten, lichterſtrahlenden, bis an die
Decke ragenden Weihnachtsbaum anlächelten. Jedes
Kind bekam Strümpfe, Fäuſtlinge, Pulswärmer und
ein Paket mit Süßigkeiten, jeder Knabe eine warme
Unterhoſe, jedes Mädchen ein Umhängetuch. Außer-
dem wurden 18 der ärmſten Mädchen mit Winter-
kleidern und einem zweiten Paar beſonders ſchöner
Winterſtrümpfe bedacht. Sechs Kinder erhielten
auch Schultaſchen. Nachdem das Lied „O Tannen-
baum“ verklungen war, ein Mädchen den Dank an
das Chriſtkind entrichtet und ein Knabe den Ge-
fühlen des Dankes an die Wohltäter Ausdruck ver-
liehen hatte, ſchloß die würdige, in allen Teilen
gelungene Feier. An Spenden ſind eingelaufen:
Vom Deutſchen Schulvereine 40 Kr., vom Vereine
„Südmark“ 30 Kr., von Herrn R. Pröll (Reichs-
deutſches Weihnachtsbäumchen) 20 Kr., von Herrn
Fr. Robitſch in Pickerndorf 32 Meter Barchent,
von Herrn A. C. A. in Wien 4 Kr., von Herrn
Fz. Jamnik in Graz ein Paket mit Schulſachen,
von Herrn R. Fiſcher in Wien 5 Kr., von Herrn
F. G. K. in Marburg 2 St. Südmark-Kalender,
von Herrn Joh. Gaißer in Marburg 6 Stück Schul-
taſchen und Lernmittel. Allen Gönnern der hieſigen
Schule wird hiemit der innigſte Dank ausgeſprochen.

(Von der
Bezirksvertretung.)

Am 3. Jänner 1907
hält die Bezirksvertretung in Mahrenberg in den
Gaſthauslokalitäten des Herrn Max Lukas mit dem
Beginne um 10 Uhr vormittag eine Plenarſitzung.

(Land-
wirtſchaftliche Verſammlung.

Die land-
wirtſchaftliche Filiale St. Egydi W. B. hielt am
23. Dezember im Gaſthauſe des Herrn Mayer in
Ober-Kunigund eine Wanderverſammlung ab, die
ſehr zahlreich beſucht war und wieder von dem
großen Intereſſe, welches die Bevölkerung in dieſer
Gegend für landwirtſchaftliche Fragen bekundet,
beſtes Zeugnis gab. Zu dieſer Verſammlung wurde
Herr Landeswanderlehrer Jelovſek gewonnen,
welcher einen äußerſt lehrreichen, für die Bevölkerung
ſo wichtigen Vortrag über Rinder- und Schweine-
zucht hielt und derſelbe verſtand es auch, durch ſeine
volkstümliche leichtverſtändliche Ausdrucksweiſe die
Zuhörerſchaft derart zu feſſeln, daß ſie den faſt
zweiſtündigen Vortrag mit der geſpannteſten Auf-
merſamkeit verfolgte. Am Schluſſe entſtand eine
lebhafte Diskuſſion über landwirtſchaftliche Fragen
und wurde auch allgemein die eifrige Mitwirkung
der Herren Oberlehrer Jaunig von Ober-Kunigund
[Spaltenumbruch] und Wodenik von St. Georgen a. P. zur Ver-
fechtung der landwirtſchaftlichen Intereſſen lobend
anerkannt.

(Silveſter-
feier.)

Die beiden hieſigen Ortsgruppen der
Südmark und des Deutſchen Schulvereines veran-
ſtalten am 31. d. in den Räumen der Bahnhof-
Reſtauration eine Silveſterfeier mit reichhaltigem
Glückshafen und Juxpoſt. Da das Reinerträgnis
des Abends der deutſchen Schule in Pragerhof zur
Errichtung einer zweiten Klaſſe und der Südmark-
Ortsgruppe zufällt, wird der Beſuch hoffentlich ein
recht zahlreicher ſein.

(Ge-
meinderat. — Scharlach.)

Bürgermeiſter
Herr Albert Stiger berichtete über die aus dem
Landeseiſenbahnſonde zu erbauende normalſpurige
Kleinbahn von der Stadt Windiſch-Feiſtritz bis zum
Bahnhofe Windiſch-Feiſtritz. Es wurde einſtimmig
beſchloſſen, im Falle des Zuſtandekommens des
Ausbaues dieſer Bahnverbindung als Landesbahn
die Verpflichtung zu übernehmen, für den Fall, als
die jährlichen Betriebsüberſchüſſe zur Bedeckung des
Erforderniſſes für die vierprozentige Verzinſung,
ſowie für die Tilgung des Anlagekapitales nicht
ausreichen ſollten, den Betrag von 4000 K. als
Garantie zu leiſten. Ferner ſtellt der Bürgermeiſter
Stiger den Antrag auf koſtenloſe Abtretung der der
Gemeinde Windiſch-Feiſtritz gehörigen und für den
Bahnbau benötigten Grundparzelle an den Landes-
ausſchuß. Da Herr Kanonikus Hajſchek dem behörd-
lichen Auftrage, betreffend die Beſeitigung der
ſanitären Übelſtände bei der Dechantei, nicht nach-
gekommen iſt, wurde beſchloſſen, Herrn Jakob
Verſolatti mit der Verfaſſung eines bezüglichen
Koſtenvoranſchlages zu betrauen, damit die Her-
ſtellung allenfalls auf Koſten und Gefahr des Ob-
benannten durch die Gemeinde ausgeführt werde.
Weiters wurde beſchloſſen, die Beſtrebungen des
unterſteiriſchen Volksrates nach Kräften zu fördern
und ihm einen Jahresbeitrag von 25 K. zu leiſten.
— Seit vorgeſtern iſt die Knaben- und Mädchen-
Volksſchule wegen Scharlachepidemie bis auf
weiteres geſperrt.

(Landbrief-
trägerdienſt.)

Mit 1. Jänner 1907 wird beim
hieſigen Poſt- und Telegrapheuamte der Landbrief-
trägerdienſt für die Orte Ober-Loſchnitz, Unter-
Loſchnitz, Galizien, Schelesno, Pernou, Groß-
Pireſchitz, ferner für Felberndorf, Gutendorf, Um-
gebung Sankt Gertraud und Ober-Ponigl mit
wöchentlich je dreimaliger Begehung der bezüglichen
zwei Rayons eingeführt und aus dieſem Aulaſſe
in den Orten Ober-Loſchnitz, Galizien, Pernou,
Felberndorf und Ober-Ponigl je ein Briefkaſten
aufgeſtellt.

(Für das „Deutſche
Haus“.)

Die Gemeinde Wien hat in der Ge-
meinderatsſitzung vom 20. d. für das „Deutſche
Haus“ in Trieſt 1000 Kr. (bereits der vierte
Tauſender) und für das „Deutſche Haus“ in Cilli
500 Kr. bewilligt. Der Magiſtrat hatte nur 100 Kr.
in Vorſchlag gebracht. Infolge der Bemühungen




[Spaltenumbruch]

hüllen und erwachendem Leben ſchwebte in der
abendgoldigen Luft.

Uwe Jens grüßte ſchweigend. Er ſah verändert
aus; die einſtige zuverſichtliche Mannesfreudigkeit
war verſchwunden, er machte den Eindruck eines
Menſchen, der ſeeliſch ſchwer gelitten hat. Auf
ſeinem Weſen lag eine brütende Reſignation, als
ſtehe er im Begriff, ſich mit dem Schickſal zu ver-
ſöhnen.

„Geſtatten Sie, Fräulein Holm, daß ich mich
Ihnen auf ein paar Minuten anſchließe.“

„Gewiß — denn wenn ich Nein ſagte, würden
Sie mich doch einer allzu großen Unhöflichkeit be-
ſchuldigen dürfen“, erwiderte Eſther mit einem ge-
zwungenen Verſuch zum Scherzen.

„Ich würde mich darüber nicht wundern —
eine Natur, wie die Ihrige, bringt alles fertig.“

„Selbſt eine offenbare Unhöflichkeit!“

„Was bedeutet dieſes angeſichts der Grauſam-
keit, mit der ſie mich bis auf’s Blut zu verwunden
wußten!“ ſtieß Uwe Jens mit mühſam verhaltener
Bewegung hervor.

Eſther ſchwieg eine Weile; ſeine Worte ent-
hielten die Einleitung zu erneutem Kampfe zwiſchen
ihnen. Sie mied ſeinen Anblick, preßte die Lippen
zuſammen und wappnete ſich mit der Energie, die
ſie in ſeiner Nähe zu verlaſſen drohte.

Uwe Jens lenkte auf einen Seitenpfad, der
etwas weiter links auf kurzem Umweg aus dem
ſtillen Wald nach Sigurdhof führte; Eſther folgte
[Spaltenumbruch] ihm mechaniſch, ſo ſtark von ihren Gefühlen in
Anſpruch genommen, daß ſie es kaum zu bemerken
ſchien.

„Ich kam heute mit der Abſicht eines Vor-
ſchlages zu Ihnen.

Als er hiernach innehielt, ſah ſie ihn fragend
von der Seite an. Welchen Vorſchlag könne er ihr
zu bieten haben?

„Ich war der Meinung, daß nach jener letzten
Unterredung auf dem Berge alles zwiſchen uns
geſagt worden, und“, ſetzte ſie leiſe hinzu, „auch
alles zu Ende ſei.“

„Für Sie mochte das der Fall ſein, Eſther
Holm, nicht aber für mich. So leichten Kaufs
gebe ich den Kampf mit den Schickſal nicht auf,
das mich neckend verhöhnen möchte, indem es mir
das vollkommene Glück aus der Ferne wie ein
Truggebilde vor meine Seele führte, um es mir
grundlos zu entreißen, ſobald ich die Hände darnach
ausgeſtreckt!“

„Ich war gezwungen, Ihnen die Freundſchaft
zu kündigen, Herr Karlſen, weil — —“

Sie brach plötzlich ab — —

Seine ausdrucksvollen blauen Augen trafen ſie
erwartungsvoll — Eſther erzitterte, aber ſie wollte
vor ihm nicht zaghaft erſcheinen, und ſo vollendete
ſie halb gegen ihren Willeu: „— weil — ich
darin eine Gefahr für mich erkannte — — —“

Uwe Jens unterdrückte einen Ausruf des
Jubels, der ſich ihm entrinnen wollte.


[Spaltenumbruch]

„Dieſes Geſtändnis der vorhandenen Gefahr
in unſerer Freundſchaft enthält für mich die Ge-
wißheit, daß ich recht hatte, Sie vor dem rebelliſchen
Herzen zu warnen.“

„Das ändert nichts an meinem Willen und
Entſchluß.“

Uwe Jens atmete ſchwer und in ihm tobte
ein Gedankenſturm, der wie das Frühlingsfluten
um ihn her ſeine Ufer zu überbrauſen drohte.

„Hören Sie mich an, Eſther. Laß in dieſer
einzigen Stunde mich aus meinem ganzen Herzen,
das nur für Dich ſchlägt, zu Dir ſprechen. Du biſt
mein Schickſal geworden, ſomit mußt Du auch er-
fahren, was Du aus mir geſchaffen haſt — ich
will, daß Du mich hörſt.“

„Wir fanden uns, weil wir uns finden
mußten“, begann er nach tiefem Atemzuge ruhigen
Tones, „und ich bin ſicher, niemand auf der Welt
wird ſo wie ich alle Farben und Schatten und Töne
Deiner Seele verſtehen, wie ich, der ich zu Dir
gehöre. Deshalb, Eſther, wenn ich nicht Dein Gatte
werden ſoll, gewähre mir eins, Dein Freund zu
bleiben; dulde, daß, durch das Band der Freund-
ſchaft verbunden, ich Dir den Kultus des Mannes
darbringe dem Weibe gegenüber, das zu verehren
und anzubeten er ſich berufen fühlt.“

Betörend klang die vor verhaltener Zärtlichkeit
bebende Stimme an ihr Ohr; mit faſt unwider-
ſtehlicher Macht zog es ſie zu ihm hin, mit einem
einzigen Aufjauchzen an ſeiner Bruſt zu ruhen,


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[3/0003] Nr. 155, 27. Dezember 1906. Marburger Zeitung Pettauer Nachrichten. Weihnachtsfeſtſpiel. Am 21. d. fand im Deutſchen Mädchenheime vor einem geladenen und zahlreich erſchienenen Zuhörerkreiſe eine ſehr hübſche und mit Beifall aufgenommene Weihnachtsaufführung ſtatt. Eingeleitet wurde dieſe durch den Klavier- vortrag „Italieniſcher Tanz“ von Moskowsky, vier- händig vorgetragen von zwei Zöglingen. Hierauf folgte das Luſtſpiel „Die Villa bei Amalfi“ von Molitor. Dann ſpielte der Muſiklehrer Herr Jör- genſon „Ballade et Polonaiſe“ von Vieuxtemps, begleitet von der Muſiklehrerin Frl. M. Roſanelli. Den Schluß bildete das Weihnachtsmärchen „Sonnen- wende“ von Haller, in dem alle Zöglinge mitwirkten. Die Weihnachtspredigt. Ich war als guter Chriſt am Weihnachtstag in der Stadtpfarr- kirche beim Gottesdienſt. Die Feſtpredigt hielt der Kaplan Jager, zugleich Religionslehrer an der deutſchen Mädchenſchule. Derſelbe ſchilderte als Weihnachtsthema die kirchlichen Verhältniſſe unſerer Bewohner, welche die Weihnachtsbeichte nicht ver- richteten, in folgender Weiſe: „Ja, wenige waren es von der ſogenannten beſſeren Klaſſe, welche daran teilgenommen haben. Solche Leute können am heutigen Tage keinen Frieden finden. Das ſind Chriſten, welche nur zu hohen Feiertagen die Kirche beſuchen, weil es ſchon ſo Mode iſt und es gibt auch ſolche Chriſten, welche ſogar den proteſtantiſchen Gottes- dienſt beſuchen und dabei den eigenen Glauben ver- leugnen.“ Gut, mein Herr, Sie können recht haben, aber ſo troſtloſe Worte am Weihnachtstag der Be- wohnerſchaft zuzuſchleudern iſt wahrlich nicht chriſtlich. Man beſucht die Kirche, um ſich Troſt zu holen, man hört ſich das Wort Gottes an, um Erbauung zu finden, aber man geht nicht in die Kirche, um dort ſolche Angriffe zu hören. Eine allgemeine Entrüſtung entſtand in der Kirche und ich ſage es im Namen Vieler: ein ſolcher Ton ge- hört nicht in die Kirche. Wir fragen den hochwürdigen Herrn Probſt ganz offen, ob er in Zukunft ſolchem Treiben ein Ende zu machen gedenkt? Denn wir dulden keine Hetzerei in unſerer Mitte, in unſerer Stadt, ſondern Friede und Eintracht ſoll herrſchen und alte deutſche Sitte. Das walte Gott! — Ein guter Chriſt. Stadttheater. Freitag, den 28. d. geht Herm. Sudermanns effektvolles Schauſpiel „Heimat“ in Szene. Das hochintereſſante Werk gehört zu den beſten Stücken des berühmten Dichters. In den Hauptrollen ſind beſchäftigt die Damen Rieſer, Swoboda, Steinitz, Suſtrovits und die Herren Schramm, J. Richter, Felda, Weninger und Langer. Eigenberichte. Pickerndorf, 22. Dezember. (Chriſtbaum- feier.) Heute fand an der zweiklaſſigen deutſchen Volksſchule in Pickerndorf ein Chriſtbaumfeſt ſtatt. Nach Eröffnung der Feier hielt der Ortsſchulauf- ſeher, Herr Ingenienr H. Reiſer, eine Anſprache, in welcher vorerſt die Bedeutung des Weihnachts- feſtes für die Chriſtenheit im allgemeinen beſprochen wurde. Im beſonderen hob er hervor, daß die gegenwärtige Feier die 25. ſeit der Gründung dieſer Schule ſei. Herr Reiſer forderte daher die Anweſenden auf, der Pflicht der Dankbarkeit jenen Vereinen und Privaten gegenüber nicht zu vergeſſen, die ein Vierteljahrhundert hindurch alljährlich in edelmütiger Weiſe ihren Obolus auf den Opferaltar der leidenden Menſchheit gelegt haben. Nun folgte der Vortrag einiger Gedichte, worauf das ſtimmungs- volle Lied „Stille Nacht“ abgeſungen wurde. Herz- erquickend für jeden Kinderfreund war der Anblick der lieben Kleinen, die mit verlangenden Blicken den reichgeſchmückten, lichterſtrahlenden, bis an die Decke ragenden Weihnachtsbaum anlächelten. Jedes Kind bekam Strümpfe, Fäuſtlinge, Pulswärmer und ein Paket mit Süßigkeiten, jeder Knabe eine warme Unterhoſe, jedes Mädchen ein Umhängetuch. Außer- dem wurden 18 der ärmſten Mädchen mit Winter- kleidern und einem zweiten Paar beſonders ſchöner Winterſtrümpfe bedacht. Sechs Kinder erhielten auch Schultaſchen. Nachdem das Lied „O Tannen- baum“ verklungen war, ein Mädchen den Dank an das Chriſtkind entrichtet und ein Knabe den Ge- fühlen des Dankes an die Wohltäter Ausdruck ver- liehen hatte, ſchloß die würdige, in allen Teilen gelungene Feier. An Spenden ſind eingelaufen: Vom Deutſchen Schulvereine 40 Kr., vom Vereine „Südmark“ 30 Kr., von Herrn R. Pröll (Reichs- deutſches Weihnachtsbäumchen) 20 Kr., von Herrn Fr. Robitſch in Pickerndorf 32 Meter Barchent, von Herrn A. C. A. in Wien 4 Kr., von Herrn Fz. Jamnik in Graz ein Paket mit Schulſachen, von Herrn R. Fiſcher in Wien 5 Kr., von Herrn F. G. K. in Marburg 2 St. Südmark-Kalender, von Herrn Joh. Gaißer in Marburg 6 Stück Schul- taſchen und Lernmittel. Allen Gönnern der hieſigen Schule wird hiemit der innigſte Dank ausgeſprochen. Mahrenberg, 22. Dezember. (Von der Bezirksvertretung.) Am 3. Jänner 1907 hält die Bezirksvertretung in Mahrenberg in den Gaſthauslokalitäten des Herrn Max Lukas mit dem Beginne um 10 Uhr vormittag eine Plenarſitzung. St. Egydi W. B., 24. Dezember. (Land- wirtſchaftliche Verſammlung. Die land- wirtſchaftliche Filiale St. Egydi W. B. hielt am 23. Dezember im Gaſthauſe des Herrn Mayer in Ober-Kunigund eine Wanderverſammlung ab, die ſehr zahlreich beſucht war und wieder von dem großen Intereſſe, welches die Bevölkerung in dieſer Gegend für landwirtſchaftliche Fragen bekundet, beſtes Zeugnis gab. Zu dieſer Verſammlung wurde Herr Landeswanderlehrer Jelovſek gewonnen, welcher einen äußerſt lehrreichen, für die Bevölkerung ſo wichtigen Vortrag über Rinder- und Schweine- zucht hielt und derſelbe verſtand es auch, durch ſeine volkstümliche leichtverſtändliche Ausdrucksweiſe die Zuhörerſchaft derart zu feſſeln, daß ſie den faſt zweiſtündigen Vortrag mit der geſpannteſten Auf- merſamkeit verfolgte. Am Schluſſe entſtand eine lebhafte Diskuſſion über landwirtſchaftliche Fragen und wurde auch allgemein die eifrige Mitwirkung der Herren Oberlehrer Jaunig von Ober-Kunigund und Wodenik von St. Georgen a. P. zur Ver- fechtung der landwirtſchaftlichen Intereſſen lobend anerkannt. Pragerhof, 22. Dezember. (Silveſter- feier.) Die beiden hieſigen Ortsgruppen der Südmark und des Deutſchen Schulvereines veran- ſtalten am 31. d. in den Räumen der Bahnhof- Reſtauration eine Silveſterfeier mit reichhaltigem Glückshafen und Juxpoſt. Da das Reinerträgnis des Abends der deutſchen Schule in Pragerhof zur Errichtung einer zweiten Klaſſe und der Südmark- Ortsgruppe zufällt, wird der Beſuch hoffentlich ein recht zahlreicher ſein. Windiſch-Feiſtritz, 22. Dezember. (Ge- meinderat. — Scharlach.) Bürgermeiſter Herr Albert Stiger berichtete über die aus dem Landeseiſenbahnſonde zu erbauende normalſpurige Kleinbahn von der Stadt Windiſch-Feiſtritz bis zum Bahnhofe Windiſch-Feiſtritz. Es wurde einſtimmig beſchloſſen, im Falle des Zuſtandekommens des Ausbaues dieſer Bahnverbindung als Landesbahn die Verpflichtung zu übernehmen, für den Fall, als die jährlichen Betriebsüberſchüſſe zur Bedeckung des Erforderniſſes für die vierprozentige Verzinſung, ſowie für die Tilgung des Anlagekapitales nicht ausreichen ſollten, den Betrag von 4000 K. als Garantie zu leiſten. Ferner ſtellt der Bürgermeiſter Stiger den Antrag auf koſtenloſe Abtretung der der Gemeinde Windiſch-Feiſtritz gehörigen und für den Bahnbau benötigten Grundparzelle an den Landes- ausſchuß. Da Herr Kanonikus Hajſchek dem behörd- lichen Auftrage, betreffend die Beſeitigung der ſanitären Übelſtände bei der Dechantei, nicht nach- gekommen iſt, wurde beſchloſſen, Herrn Jakob Verſolatti mit der Verfaſſung eines bezüglichen Koſtenvoranſchlages zu betrauen, damit die Her- ſtellung allenfalls auf Koſten und Gefahr des Ob- benannten durch die Gemeinde ausgeführt werde. Weiters wurde beſchloſſen, die Beſtrebungen des unterſteiriſchen Volksrates nach Kräften zu fördern und ihm einen Jahresbeitrag von 25 K. zu leiſten. — Seit vorgeſtern iſt die Knaben- und Mädchen- Volksſchule wegen Scharlachepidemie bis auf weiteres geſperrt. Sachſenfeld, 23. Dezember. (Landbrief- trägerdienſt.) Mit 1. Jänner 1907 wird beim hieſigen Poſt- und Telegrapheuamte der Landbrief- trägerdienſt für die Orte Ober-Loſchnitz, Unter- Loſchnitz, Galizien, Schelesno, Pernou, Groß- Pireſchitz, ferner für Felberndorf, Gutendorf, Um- gebung Sankt Gertraud und Ober-Ponigl mit wöchentlich je dreimaliger Begehung der bezüglichen zwei Rayons eingeführt und aus dieſem Aulaſſe in den Orten Ober-Loſchnitz, Galizien, Pernou, Felberndorf und Ober-Ponigl je ein Briefkaſten aufgeſtellt. Cilli, 21. Dezember. (Für das „Deutſche Haus“.) Die Gemeinde Wien hat in der Ge- meinderatsſitzung vom 20. d. für das „Deutſche Haus“ in Trieſt 1000 Kr. (bereits der vierte Tauſender) und für das „Deutſche Haus“ in Cilli 500 Kr. bewilligt. Der Magiſtrat hatte nur 100 Kr. in Vorſchlag gebracht. Infolge der Bemühungen hüllen und erwachendem Leben ſchwebte in der abendgoldigen Luft. Uwe Jens grüßte ſchweigend. Er ſah verändert aus; die einſtige zuverſichtliche Mannesfreudigkeit war verſchwunden, er machte den Eindruck eines Menſchen, der ſeeliſch ſchwer gelitten hat. Auf ſeinem Weſen lag eine brütende Reſignation, als ſtehe er im Begriff, ſich mit dem Schickſal zu ver- ſöhnen. „Geſtatten Sie, Fräulein Holm, daß ich mich Ihnen auf ein paar Minuten anſchließe.“ „Gewiß — denn wenn ich Nein ſagte, würden Sie mich doch einer allzu großen Unhöflichkeit be- ſchuldigen dürfen“, erwiderte Eſther mit einem ge- zwungenen Verſuch zum Scherzen. „Ich würde mich darüber nicht wundern — eine Natur, wie die Ihrige, bringt alles fertig.“ „Selbſt eine offenbare Unhöflichkeit!“ „Was bedeutet dieſes angeſichts der Grauſam- keit, mit der ſie mich bis auf’s Blut zu verwunden wußten!“ ſtieß Uwe Jens mit mühſam verhaltener Bewegung hervor. Eſther ſchwieg eine Weile; ſeine Worte ent- hielten die Einleitung zu erneutem Kampfe zwiſchen ihnen. Sie mied ſeinen Anblick, preßte die Lippen zuſammen und wappnete ſich mit der Energie, die ſie in ſeiner Nähe zu verlaſſen drohte. Uwe Jens lenkte auf einen Seitenpfad, der etwas weiter links auf kurzem Umweg aus dem ſtillen Wald nach Sigurdhof führte; Eſther folgte ihm mechaniſch, ſo ſtark von ihren Gefühlen in Anſpruch genommen, daß ſie es kaum zu bemerken ſchien. „Ich kam heute mit der Abſicht eines Vor- ſchlages zu Ihnen. Als er hiernach innehielt, ſah ſie ihn fragend von der Seite an. Welchen Vorſchlag könne er ihr zu bieten haben? „Ich war der Meinung, daß nach jener letzten Unterredung auf dem Berge alles zwiſchen uns geſagt worden, und“, ſetzte ſie leiſe hinzu, „auch alles zu Ende ſei.“ „Für Sie mochte das der Fall ſein, Eſther Holm, nicht aber für mich. So leichten Kaufs gebe ich den Kampf mit den Schickſal nicht auf, das mich neckend verhöhnen möchte, indem es mir das vollkommene Glück aus der Ferne wie ein Truggebilde vor meine Seele führte, um es mir grundlos zu entreißen, ſobald ich die Hände darnach ausgeſtreckt!“ „Ich war gezwungen, Ihnen die Freundſchaft zu kündigen, Herr Karlſen, weil — —“ Sie brach plötzlich ab — — Seine ausdrucksvollen blauen Augen trafen ſie erwartungsvoll — Eſther erzitterte, aber ſie wollte vor ihm nicht zaghaft erſcheinen, und ſo vollendete ſie halb gegen ihren Willeu: „— weil — ich darin eine Gefahr für mich erkannte — — —“ Uwe Jens unterdrückte einen Ausruf des Jubels, der ſich ihm entrinnen wollte. „Dieſes Geſtändnis der vorhandenen Gefahr in unſerer Freundſchaft enthält für mich die Ge- wißheit, daß ich recht hatte, Sie vor dem rebelliſchen Herzen zu warnen.“ „Das ändert nichts an meinem Willen und Entſchluß.“ Uwe Jens atmete ſchwer und in ihm tobte ein Gedankenſturm, der wie das Frühlingsfluten um ihn her ſeine Ufer zu überbrauſen drohte. „Hören Sie mich an, Eſther. Laß in dieſer einzigen Stunde mich aus meinem ganzen Herzen, das nur für Dich ſchlägt, zu Dir ſprechen. Du biſt mein Schickſal geworden, ſomit mußt Du auch er- fahren, was Du aus mir geſchaffen haſt — ich will, daß Du mich hörſt.“ „Wir fanden uns, weil wir uns finden mußten“, begann er nach tiefem Atemzuge ruhigen Tones, „und ich bin ſicher, niemand auf der Welt wird ſo wie ich alle Farben und Schatten und Töne Deiner Seele verſtehen, wie ich, der ich zu Dir gehöre. Deshalb, Eſther, wenn ich nicht Dein Gatte werden ſoll, gewähre mir eins, Dein Freund zu bleiben; dulde, daß, durch das Band der Freund- ſchaft verbunden, ich Dir den Kultus des Mannes darbringe dem Weibe gegenüber, das zu verehren und anzubeten er ſich berufen fühlt.“ Betörend klang die vor verhaltener Zärtlichkeit bebende Stimme an ihr Ohr; mit faſt unwider- ſtehlicher Macht zog es ſie zu ihm hin, mit einem einzigen Aufjauchzen an ſeiner Bruſt zu ruhen,

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 155, Marburg, 27.12.1906, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger155_1906/3>, abgerufen am 21.11.2024.