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Marburger Zeitung. Nr. 155, Marburg, 27.12.1906.

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Marburger Zeitung. Nr. 155, 27. Dezember 1906.

[Spaltenumbruch]

der Herren Gemeinderat Adolf Gussenbauer
und des Stadtrates Dr. Krenn gelang es, die
oberwähnte Summe durchzusetzen. Herr Gemeinde-
rat Gussenbauer ist ein gebürtiger Cillier, Herr
Stadtrat Dr. Krenn aber hat am hiesigen Gymnasium
studiert. Es ist begründete Aussicht vorhanden, daß
das Cillier "Deutsche Haus" auch im nächsten Jahre
in gleicher Weise bedacht wird.




Marburger Nachrichten.
Todesfälle.

Nach mehrjährigem Siechtum
starb gestern Nachmittag der im Rathausgebäude
etabliert gewesene Kaufmann Herr Franz P.
Holasek. Geboren im Jahre 1848 zu Laibach,
kam Genannter bereits im Jahre 1871 nach Mar-
burg und war bei den Firmen Kolletnig,
Pachner
und Schmidl in Stellung. Vom
Jahre 1878 bis 1901 war Herr Holasek selbständiger
Kaufmann und erfreute sich ob seines streng ehr-
lichen Charakters bei den Geschäftsfreunden und
Kunden besonderer Wertschätzung. Infolge einer
schweren Krankheit, wodurch er gelähmt wurde,
mußte Herr Holasek sein Geschäft aufgeben und
fand, da er Junggeselle war, liebevolle Aufnahme
und Pflege bei der Familie Emanuel Mayr in
der Villa zu Leitersberg, wo er seither in
stiller Zurückgezogenheit, sich meist der Lektüre
widmend, lebte, bis gestern der Tod ihm
Erlösung seines mit Geduld ertragenen, schweren
Leidens brachte. Herr Holasek war viele Jahre
Kassier des Laibacher kaufmännischen Krankenvereines
für die Marburger Ortsgruppe, Ausschußmitglied
des hiesigen Handelsgremiums und der Krankenkasse,
sowie gerichtlich bestellter Sachverständiger in der
Spezereiwarenbranche. Bei mehreren Ausstellungen
wurde Herr Holasek wegen seines bekannten Vogel-
futters prämiert. Die Erde möge dem edelgesinnten
Manne leicht sein. Das Leichenbegängnis findet
morgen Freitag um halb 4 Uhr nachmittags von
der Leichenhalle am städtischen Friedhofe aus statt.
-- Heute früh starb nach langjährigem Leiden die
Südbahn-Ingenieurswitwe und Hausbesitzerin Frau
Pauline Swoboda geb. Engl im 60. Lebens-
jahre. Die Verstorbene hinterläßt zwei Töchter:
Lina, verheiratet an den Postkontrollor Herrn
Bärnre[i]ter und Hermine, verheiratet an den
Mag. Pharm. Herrn Kautezky. Das Leichenbe-
gängnis findet Samstag um halb 3 Uhr vom
Trauerhause, Pfarrhofgasse 3 aus statt.

Vom steiermärkischen Landesschul-
rate.

Der steiermärkische Landesschulrat hat be-
schlossen, dem Ingenieur Heinrich Pototschnig
in Windischgraz für seine Verdienste um das seiner-
zeitige Zustandekommen des Schulhauses und sein
fortgesetzt schulfreundliches Wirken im Interesse der
Volksschule Windischgraz (Stadt) die Anerkennung
auszusprechen. Angestellt wurden als Bürgerschul-
lehrerin für die erste Fachgruppe an der städtischen




und eine Stimme flehte: "Habe Erbarmen mit
ihm, sieh', er öffnet Dir die Himmelspforten zu
der tiefsten und reinsten Seligkeit, wie nur die edle
Liebe eines starken feinfühligen Mannes sie zu
schaffen weiß, und Du, Du willst Dich trotzig ent-
sagend abwenden?"

Die rötlich-goldene, poesieüberhauchte Welt um
sie her zerschmolz mit den strahlenden Fluten inneren
Glücks, in das sie versank. -- -- Doch Esther
besaß noch soviel Kraft, ein leises Nein zu hauchen.

Uwe Jens jedoch tat, als hätte er es
nicht gehört.

"In Deinem Innern wohnt Gott -- selten
hat er sich in einem Weibe so herrlich offenbart;
darfst Du den schönen Gott in Dir mißhandeln
durch starren Eigensinn? Sei gerecht, Esther. Laß
uns verborgen vor der Welt in tiefstem Geheimnis
die Stunde des Erkennens feiern, mögen die Wogen
des höchsten Erdenglücks über uns zusammenschlagen.
Weil Du es willst, soll es die Welt nie erfahren.
Denn ich liebe Dich und weiß, daß Du mich wieder
liebst, das Titanenlied der Sturmnacht hat die
Liebe in unseren Seelen entfacht und stark und be-
gehrend wie der Sturm ist meine Liebe."

Esther empfand nicht mehr die Körperschwere,
es war, als wandle sie befreit von ihr auf lichten
Wolken neben ihm, und jede Faser ihres Seins
war durchglüht von Sehnsucht ihm entgegen, --
doch ein Glück stehlen, heimlich genießen, was sie
vor der Welt verbergen mußte -- das hatte die
Selbstverachtung im Gefolge; undenkbar -- zu
solchem Tun konnte und durfte sie sich nicht er-
niedrigen.     (Fortsetzung folgt.)


[Spaltenumbruch]

Mädchenbürgerschule in Marburg die definitive
Volksschullehrerin in Tüffer Isabella Sark, für
die zweite Fachgruppe an derselben Anstalt die
Lehrersupplentin in Marburg Marie Zirenovic-
Domaschnian;
als Oberlehrer an der Volks-
schule mit untraquistischer Unterrichtssprache in
Rann der Oberlehrer in St. Veit bei Pettau Franz
Brence, an der Volksschule in Kostreinitz der
definitive Bezirksaushilfslehrer für den politischen
Bezirk Umgebung Pettau Johann Osmetz; als
Lehrer resp. Lehrerin an der Volksschule in Praßberg
der Lehrer in St. Margareten a. P. Karl Mayer.
Übersetzt wurden in gleicher Eigenschaft der Ober-
lehrer Johann Karner in Gaal an die vierklassige
Volksschule in Straß, der Oberlehrer Joh. Bauer
in Straß an die zweiklassige Volksschule in Etmißl.
Der gegenseitige Dienstpostentausch wurde den defini-
tiven Lehrerinnen Anna Manfreda in Retten-
mann nnd Amalie Wakonigg in Mahrenberg
bewilligt. In den zeitlichen Ruhestand versetzt
wurde der Oberlehrer in Etmißl, Franz Rudl und
in den dauernden Ruhestand der definitive Lehrer
in Ehrenhausen, Friedrich Henker, sowie die
Abeitslehrerin in Sankt Jakob i. W. und Waldbach
Anna Lueger.

Der Verband deutscher Hochschüler
Marburgs

veranstaltet nächsten Samstag im
grünen Zimmer des Kasinos einen Verbandsabend.
Beginn 8 Uhr abends. Da es sich um wichtige
Angelegenheiten handelt, werden die Mitglieder er-
sucht, zahlreich zu erscheinen. -- Der Ausschuß hat
endgiltig festgesetzt, daß der Unterhaltungsabend des
Verbandes am Donnerstag, den 3. Jänner in den
unteren Kasinoräumen stattfindet. Der Kartenvor-
verkauf findet im Klubzimmer des Kasino am selben
Tage von 10 bis 1 Uhr statt.

Die Ärzte Marburgs

haben solidarisch
beschlossen, mit Rücksicht auf die zunehmende
Teuerung vom 1. Jänner 1907 ab die
Honorartaxe zu erhöhen. Der Minimal-
tarif in der Privatpraxis ist demnach folgender:
Eine Ordination mindestens 2 K.; ein Besuch
mindestens 3 K.; Nachtbesuche, dringende Besuche
während der Sprechstunde, bezw. Besuche zu einer
von der Partei gewünschten und festgesetzten Stunde
werden mindestens doppelt, solche zwischen Mitter-
nacht und 4 Uhr früh dreifach berechnet.

Silvester-Feier der Südbahn-Lieder-
tafel.

Für die Silvester-Feier, welche in den
Kreuzhof-Saalräumen stattfindet. wurden folgende
Vorträge der Südbahn-Liedertafel gewählt: 1. "Amor
im Pelz." Männerchor von J. Nentwich. 2. "Die
Nachtigall." Männerchor von Karl Weidt. 3. "Hat
uns nicht Mahomed." Männerchor von Emil Füllekruß.
4. "Der Musikus vor Gericht." Humoristisches
Duett von H. Peter. 5. "Poltermanns erste Vereins-
stiefel." Urkomisches Gesamtspiel für Männerchor
von Hans Bastyr. 6. "Im Bremer Keller." Heiteres
Singspiel von Karl Morre. 7. Jahreswechsel.
Die Werkstättenkapelle spielt unter Leitung des
Kapellmeisters Herrn Max Schönherr nachstehende
Musikstücke: "Champagner-Marsch" von Ehrich.
"Schauspiel-Ouvertüre" von Titl. "Hereinspaziert!"
Walzer von C. M. Ziehrer. "Durch die Tannen",
Lied für Posaunensolo von Marta Leoben. "Nach
unserem Genre", Polka von Drescher. "Wiener
Volksmusik", Potpourri von Komzak. "Durchs
Telephon", Galopp von Bendel. "Neujahrsmarsch"
von Rosenkranz. Den Schluß bildet ein Tanz-
kränzchen. Die Feier beginnt um 8 Uhr. Die
Zahlstelle, wo auch Beitrittserklärungen als unter-
stützendes Mitglied entgegengenommen werden, wird
um halb 7 Uhr geöffnet. Eintritt für Nichtmitglieder
2 Kronen per Person. -- Mit dem Beginne des
neuen Jahres wird sodann ein Tanzkränzchen an-
heben, das bei den Liedertäflern immer in der
denkbar flottesten Weise verläuft. Wie immer, wird
sich wohl auch diesmal unsere rührige Südbahn-
liedertafel eines außerordentlich zahlreichen Besuches
zu erfreuen haben, denu wo man sich gut unterhält,
wo echt deutscher Frohsinn herrscht, dort geht man
immer wieder und gerne hin.

Panorama International.

Diese Woche
gelangte die erste Serie aus der neuen Welt: "San
Franzisco (Kalifornien) vor der Zerstörung durch
das Erdbeben" zur Schau. In diesem Zyklus lernt
man naturwahr die Prachtbauten und Anlagen der
Amerikaner kennen.

Vom Theater.

Heute gelangt die mit
großem Beifall aufgenommene Operette "Frühlings-
luft" zur Wiederholung. Samstag, den 29. d. geht
erstmalig "Königskinder", ein deutsches Märchen von
Ernst Rosmer, Musik von Engelbert Humperdingk,
[Spaltenumbruch] dem Komponisten der Oper "Hänsel und Gretel",
in Szene. Das hochinteressante Werk ist das Gemein-
gut aller deutschen Bühnen und erzielt überall nach-
haltigste Wirkung. Inßeniert wird das Stück vom
Direktor Karl Richter. Die musikalische Leitung bei
bedeutend verstärktem Orchester besorgt Kapellmeister
Herr Eugen Mautner. Die neuen Dekorationen
wurden vom Theater- und Kasinoverein im Atelier
Hermann Burghart und Friedrich Frank in Wien
bestellt und bilden eine Sehenswürdigkeit für sich.
In den beiden hervorragendsten Rollen sind be-
schäftigt Herr Schramm (Königssohn) und Fräulein
Heinrich (Gänsemagd). Weiters sind beschäftigt die
Damen Rieser (Hexe), Sustrovits, Bauer und die
Herren Langer (Spielmann), Weninger, J. Richter,
Lejeune usw. Freunde deutscher Poesie mögen diese
Aufführung nicht versäumen. Sonntag, den 30. d.,
nachm. 3 Uhr, bei ermäßigten Preisen "Frühlings-
luft", abends 8 Uhr zum zweiteu male "Königs-
kinder". In Vorbereitung die Operette "An der
schönen blauen Donau".

Ernennung.

Steueramtsoffizial Herr Georg
Pichler wurde laut Erlaß vom 20. d. zum Steuer-
einnehmer in der 10. Rangsklasse beim Hauptsteuer-
amte Marburg ernannt.

Zum Theater- und Konzertabende

hiesiger Mittelschüler, über den wir in der letzten
Samstag-Nummer berichteten, wird uns noch mit-
geteilt, daß dessen Reingewinn weit über 100 Kronen
betrug. Der in Verwendung gestandene prachtvolle
Ehrbar-Flügel wurde von Frau Volckmar kosten-
los zur Verfügung gestellt. Nachgetragen sei noch,
daß Herrn Stamzar (Staatsoberrealschule) das
Hauptverdienst bei der Anfertigung der Kulissen
zukommt.

Männer-Krankenunterstützungsverein
Marburg.

Die statutenmäßige Generalversamm-
lung dieses im Jahre 1861 gegründeten Vereines
wird am 20. Jänner 1907 um 2 Uhr nachmittags
im Vereinslokale, Vikringhofgasse 16 abgehalten
werden.

Lehrstelle.

Am Staatsgymnasium in Mar-
burg
gelangt mit Beginn des Schuljahres 1907/08
eine wirkliche Lehrstelle für Geographie und Ge-
schichte als Hauptfächer, deutsch als Nebenfach zur
Besetzung. Gesuche sind bis 31. Jänner 1907 beim
Landesschulrate einzubringen.

Trifailer Gewerkschaft.

Der Direktor
des Gotscheer Werkes der Trifailer Kohlenwerks-
gesellschaft, Herr Martin Terpotitz, tritt mit
1. Jänner 1907 aus Gesundheitsrücksichten in den
dauernden Ruhestand; an seine Stelle wurde der
bisherige Direktor des Kohlenwerkes in Carpano
(Istrien), Herr Kubias, ernannt.

Trennung der Trafik vom Verlage.

In Wien wurde eine Agitation energisch in die
Hand genommen, um durch Massenpetition zu
erreichen, daß die Tabak-Verleger nicht auch gleich-
zeitig eine Trafik führen sollen; sie behalten die
besten Zigarren für den Detail-Konsum und schä-
digen so die ihnen zugewiesenen Trafikanten.

Recht sonderbare Begriffe

scheinen bei
einigen sogenannten "maßgebenden" Leuten in
Cilli zu herrschen. Sie scheinen Ansichten zu
haben, Begriffsverwirrungen, die noch aus der alt-
liberalen Zeit stammen dürften. Sie leben näm-
lich in dem trügerischen Wahne, der Presse
den Mund stopfen zu können, wenn sie zu völkisch
nützlichen Taten auffordert. Den Anlaß hiezu gab
ein in der "Marburger Zeitung" erschienener Brief,
der sich u. a. mit dem Nichtfertigwerden des
Deutschen Hauses und der dadurch bedingten
Gelderverzettelung befaßte und im Interesse der
Stadtgemeinde die raschere Vollendung des Baues
empfahl. Das scheint nun nach einem -- offenbar
nicht von der Schriftleitung der "D. Wacht" her-
rührenden -- Ergüsse einigen Herren unangenehm
gewesen zu sein und deshalb ließen sie in dem ge-
nannten Blatte rund 30, gegen uns und gegen
den Verfasser jenes Cillier Briefes gerichtete Zeilen
los, auf die wir nicht eingehen können, weil sie
von Rohheit triefen und eine Sprache führen, die
man in den berüchtigsten Krainer Pervakenblättern
auch nicht unanständiger finden kann. Wir wollen
nur darauf hinweisen, daß der Verfasser jenes
Briefes für das Deutsche Haus mit Taten
vielleicht hundertmal mehr geleistet

hat als zehn Schriftleitungs bewacher der "Deut-
schen Wacht". Das ist der Dank, der ihm für seine
Liebe zur Vaterstadt gezollt wird! In einem von
anderer Seite uns eingesandten Cillier Briefe wurde
vor einiger Zeit das Verlangen aufgestellt, es möge
in der Angelegenheit des slowenischen Richters

Marburger Zeitung. Nr. 155, 27. Dezember 1906.

[Spaltenumbruch]

der Herren Gemeinderat Adolf Guſſenbauer
und des Stadtrates Dr. Krenn gelang es, die
oberwähnte Summe durchzuſetzen. Herr Gemeinde-
rat Guſſenbauer iſt ein gebürtiger Cillier, Herr
Stadtrat Dr. Krenn aber hat am hieſigen Gymnaſium
ſtudiert. Es iſt begründete Ausſicht vorhanden, daß
das Cillier „Deutſche Haus“ auch im nächſten Jahre
in gleicher Weiſe bedacht wird.




Marburger Nachrichten.
Todesfälle.

Nach mehrjährigem Siechtum
ſtarb geſtern Nachmittag der im Rathausgebäude
etabliert geweſene Kaufmann Herr Franz P.
Holaſek. Geboren im Jahre 1848 zu Laibach,
kam Genannter bereits im Jahre 1871 nach Mar-
burg und war bei den Firmen Kolletnig,
Pachner
und Schmidl in Stellung. Vom
Jahre 1878 bis 1901 war Herr Holaſek ſelbſtändiger
Kaufmann und erfreute ſich ob ſeines ſtreng ehr-
lichen Charakters bei den Geſchäftsfreunden und
Kunden beſonderer Wertſchätzung. Infolge einer
ſchweren Krankheit, wodurch er gelähmt wurde,
mußte Herr Holaſek ſein Geſchäft aufgeben und
fand, da er Junggeſelle war, liebevolle Aufnahme
und Pflege bei der Familie Emanuel Mayr in
der Villa zu Leitersberg, wo er ſeither in
ſtiller Zurückgezogenheit, ſich meiſt der Lektüre
widmend, lebte, bis geſtern der Tod ihm
Erlöſung ſeines mit Geduld ertragenen, ſchweren
Leidens brachte. Herr Holaſek war viele Jahre
Kaſſier des Laibacher kaufmänniſchen Krankenvereines
für die Marburger Ortsgruppe, Ausſchußmitglied
des hieſigen Handelsgremiums und der Krankenkaſſe,
ſowie gerichtlich beſtellter Sachverſtändiger in der
Spezereiwarenbranche. Bei mehreren Ausſtellungen
wurde Herr Holaſek wegen ſeines bekannten Vogel-
futters prämiert. Die Erde möge dem edelgeſinnten
Manne leicht ſein. Das Leichenbegängnis findet
morgen Freitag um halb 4 Uhr nachmittags von
der Leichenhalle am ſtädtiſchen Friedhofe aus ſtatt.
— Heute früh ſtarb nach langjährigem Leiden die
Südbahn-Ingenieurswitwe und Hausbeſitzerin Frau
Pauline Swoboda geb. Engl im 60. Lebens-
jahre. Die Verſtorbene hinterläßt zwei Töchter:
Lina, verheiratet an den Poſtkontrollor Herrn
Bärnre[i]ter und Hermine, verheiratet an den
Mag. Pharm. Herrn Kautezky. Das Leichenbe-
gängnis findet Samstag um halb 3 Uhr vom
Trauerhauſe, Pfarrhofgaſſe 3 aus ſtatt.

Vom ſteiermärkiſchen Landesſchul-
rate.

Der ſteiermärkiſche Landesſchulrat hat be-
ſchloſſen, dem Ingenieur Heinrich Pototſchnig
in Windiſchgraz für ſeine Verdienſte um das ſeiner-
zeitige Zuſtandekommen des Schulhauſes und ſein
fortgeſetzt ſchulfreundliches Wirken im Intereſſe der
Volksſchule Windiſchgraz (Stadt) die Anerkennung
auszuſprechen. Angeſtellt wurden als Bürgerſchul-
lehrerin für die erſte Fachgruppe an der ſtädtiſchen




und eine Stimme flehte: „Habe Erbarmen mit
ihm, ſieh’, er öffnet Dir die Himmelspforten zu
der tiefſten und reinſten Seligkeit, wie nur die edle
Liebe eines ſtarken feinfühligen Mannes ſie zu
ſchaffen weiß, und Du, Du willſt Dich trotzig ent-
ſagend abwenden?“

Die rötlich-goldene, poeſieüberhauchte Welt um
ſie her zerſchmolz mit den ſtrahlenden Fluten inneren
Glücks, in das ſie verſank. — — Doch Eſther
beſaß noch ſoviel Kraft, ein leiſes Nein zu hauchen.

Uwe Jens jedoch tat, als hätte er es
nicht gehört.

„In Deinem Innern wohnt Gott — ſelten
hat er ſich in einem Weibe ſo herrlich offenbart;
darfſt Du den ſchönen Gott in Dir mißhandeln
durch ſtarren Eigenſinn? Sei gerecht, Eſther. Laß
uns verborgen vor der Welt in tiefſtem Geheimnis
die Stunde des Erkennens feiern, mögen die Wogen
des höchſten Erdenglücks über uns zuſammenſchlagen.
Weil Du es willſt, ſoll es die Welt nie erfahren.
Denn ich liebe Dich und weiß, daß Du mich wieder
liebſt, das Titanenlied der Sturmnacht hat die
Liebe in unſeren Seelen entfacht und ſtark und be-
gehrend wie der Sturm iſt meine Liebe.“

Eſther empfand nicht mehr die Körperſchwere,
es war, als wandle ſie befreit von ihr auf lichten
Wolken neben ihm, und jede Faſer ihres Seins
war durchglüht von Sehnſucht ihm entgegen, —
doch ein Glück ſtehlen, heimlich genießen, was ſie
vor der Welt verbergen mußte — das hatte die
Selbſtverachtung im Gefolge; undenkbar — zu
ſolchem Tun konnte und durfte ſie ſich nicht er-
niedrigen.     (Fortſetzung folgt.)


[Spaltenumbruch]

Mädchenbürgerſchule in Marburg die definitive
Volksſchullehrerin in Tüffer Iſabella Sark, für
die zweite Fachgruppe an derſelben Anſtalt die
Lehrerſupplentin in Marburg Marie Zirenovic-
Domaſchnian;
als Oberlehrer an der Volks-
ſchule mit untraquiſtiſcher Unterrichtsſprache in
Rann der Oberlehrer in St. Veit bei Pettau Franz
Brence, an der Volksſchule in Koſtreinitz der
definitive Bezirksaushilfslehrer für den politiſchen
Bezirk Umgebung Pettau Johann Osmetz; als
Lehrer reſp. Lehrerin an der Volksſchule in Praßberg
der Lehrer in St. Margareten a. P. Karl Mayer.
Überſetzt wurden in gleicher Eigenſchaft der Ober-
lehrer Johann Karner in Gaal an die vierklaſſige
Volksſchule in Straß, der Oberlehrer Joh. Bauer
in Straß an die zweiklaſſige Volksſchule in Etmißl.
Der gegenſeitige Dienſtpoſtentauſch wurde den defini-
tiven Lehrerinnen Anna Manfreda in Retten-
mann nnd Amalie Wakonigg in Mahrenberg
bewilligt. In den zeitlichen Ruheſtand verſetzt
wurde der Oberlehrer in Etmißl, Franz Rudl und
in den dauernden Ruheſtand der definitive Lehrer
in Ehrenhauſen, Friedrich Henker, ſowie die
Abeitslehrerin in Sankt Jakob i. W. und Waldbach
Anna Lueger.

Der Verband deutſcher Hochſchüler
Marburgs

veranſtaltet nächſten Samstag im
grünen Zimmer des Kaſinos einen Verbandsabend.
Beginn 8 Uhr abends. Da es ſich um wichtige
Angelegenheiten handelt, werden die Mitglieder er-
ſucht, zahlreich zu erſcheinen. — Der Ausſchuß hat
endgiltig feſtgeſetzt, daß der Unterhaltungsabend des
Verbandes am Donnerstag, den 3. Jänner in den
unteren Kaſinoräumen ſtattfindet. Der Kartenvor-
verkauf findet im Klubzimmer des Kaſino am ſelben
Tage von 10 bis 1 Uhr ſtatt.

Die Ärzte Marburgs

haben ſolidariſch
beſchloſſen, mit Rückſicht auf die zunehmende
Teuerung vom 1. Jänner 1907 ab die
Honorartaxe zu erhöhen. Der Minimal-
tarif in der Privatpraxis iſt demnach folgender:
Eine Ordination mindeſtens 2 K.; ein Beſuch
mindeſtens 3 K.; Nachtbeſuche, dringende Beſuche
während der Sprechſtunde, bezw. Beſuche zu einer
von der Partei gewünſchten und feſtgeſetzten Stunde
werden mindeſtens doppelt, ſolche zwiſchen Mitter-
nacht und 4 Uhr früh dreifach berechnet.

Silveſter-Feier der Südbahn-Lieder-
tafel.

Für die Silveſter-Feier, welche in den
Kreuzhof-Saalräumen ſtattfindet. wurden folgende
Vorträge der Südbahn-Liedertafel gewählt: 1. „Amor
im Pelz.“ Männerchor von J. Nentwich. 2. „Die
Nachtigall.“ Männerchor von Karl Weidt. 3. „Hat
uns nicht Mahomed.“ Männerchor von Emil Füllekruß.
4. „Der Muſikus vor Gericht.“ Humoriſtiſches
Duett von H. Peter. 5. „Poltermanns erſte Vereins-
ſtiefel.“ Urkomiſches Geſamtſpiel für Männerchor
von Hans Baſtyr. 6. „Im Bremer Keller.“ Heiteres
Singſpiel von Karl Morre. 7. Jahreswechſel.
Die Werkſtättenkapelle ſpielt unter Leitung des
Kapellmeiſters Herrn Max Schönherr nachſtehende
Muſikſtücke: „Champagner-Marſch“ von Ehrich.
„Schauſpiel-Ouvertüre“ von Titl. „Hereinſpaziert!“
Walzer von C. M. Ziehrer. „Durch die Tannen“,
Lied für Poſaunenſolo von Marta Leoben. „Nach
unſerem Genre“, Polka von Dreſcher. „Wiener
Volksmuſik“, Potpourri von Komzak. „Durchs
Telephon“, Galopp von Bendel. „Neujahrsmarſch“
von Roſenkranz. Den Schluß bildet ein Tanz-
kränzchen. Die Feier beginnt um 8 Uhr. Die
Zahlſtelle, wo auch Beitrittserklärungen als unter-
ſtützendes Mitglied entgegengenommen werden, wird
um halb 7 Uhr geöffnet. Eintritt für Nichtmitglieder
2 Kronen per Perſon. — Mit dem Beginne des
neuen Jahres wird ſodann ein Tanzkränzchen an-
heben, das bei den Liedertäflern immer in der
denkbar flotteſten Weiſe verläuft. Wie immer, wird
ſich wohl auch diesmal unſere rührige Südbahn-
liedertafel eines außerordentlich zahlreichen Beſuches
zu erfreuen haben, denu wo man ſich gut unterhält,
wo echt deutſcher Frohſinn herrſcht, dort geht man
immer wieder und gerne hin.

Panorama International.

Dieſe Woche
gelangte die erſte Serie aus der neuen Welt: „San
Franzisco (Kalifornien) vor der Zerſtörung durch
das Erdbeben“ zur Schau. In dieſem Zyklus lernt
man naturwahr die Prachtbauten und Anlagen der
Amerikaner kennen.

Vom Theater.

Heute gelangt die mit
großem Beifall aufgenommene Operette „Frühlings-
luft“ zur Wiederholung. Samstag, den 29. d. geht
erſtmalig „Königskinder“, ein deutſches Märchen von
Ernſt Rosmer, Muſik von Engelbert Humperdingk,
[Spaltenumbruch] dem Komponiſten der Oper „Hänſel und Gretel“,
in Szene. Das hochintereſſante Werk iſt das Gemein-
gut aller deutſchen Bühnen und erzielt überall nach-
haltigſte Wirkung. Inſzeniert wird das Stück vom
Direktor Karl Richter. Die muſikaliſche Leitung bei
bedeutend verſtärktem Orcheſter beſorgt Kapellmeiſter
Herr Eugen Mautner. Die neuen Dekorationen
wurden vom Theater- und Kaſinoverein im Atelier
Hermann Burghart und Friedrich Frank in Wien
beſtellt und bilden eine Sehenswürdigkeit für ſich.
In den beiden hervorragendſten Rollen ſind be-
ſchäftigt Herr Schramm (Königsſohn) und Fräulein
Heinrich (Gänſemagd). Weiters ſind beſchäftigt die
Damen Rieſer (Hexe), Suſtrovits, Bauer und die
Herren Langer (Spielmann), Weninger, J. Richter,
Lejeune uſw. Freunde deutſcher Poeſie mögen dieſe
Aufführung nicht verſäumen. Sonntag, den 30. d.,
nachm. 3 Uhr, bei ermäßigten Preiſen „Frühlings-
luft“, abends 8 Uhr zum zweiteu male „Königs-
kinder“. In Vorbereitung die Operette „An der
ſchönen blauen Donau“.

Ernennung.

Steueramtsoffizial Herr Georg
Pichler wurde laut Erlaß vom 20. d. zum Steuer-
einnehmer in der 10. Rangsklaſſe beim Hauptſteuer-
amte Marburg ernannt.

Zum Theater- und Konzertabende

hieſiger Mittelſchüler, über den wir in der letzten
Samstag-Nummer berichteten, wird uns noch mit-
geteilt, daß deſſen Reingewinn weit über 100 Kronen
betrug. Der in Verwendung geſtandene prachtvolle
Ehrbar-Flügel wurde von Frau Volckmar koſten-
los zur Verfügung geſtellt. Nachgetragen ſei noch,
daß Herrn Stamzar (Staatsoberrealſchule) das
Hauptverdienſt bei der Anfertigung der Kuliſſen
zukommt.

Männer-Krankenunterſtützungsverein
Marburg.

Die ſtatutenmäßige Generalverſamm-
lung dieſes im Jahre 1861 gegründeten Vereines
wird am 20. Jänner 1907 um 2 Uhr nachmittags
im Vereinslokale, Vikringhofgaſſe 16 abgehalten
werden.

Lehrſtelle.

Am Staatsgymnaſium in Mar-
burg
gelangt mit Beginn des Schuljahres 1907/08
eine wirkliche Lehrſtelle für Geographie und Ge-
ſchichte als Hauptfächer, deutſch als Nebenfach zur
Beſetzung. Geſuche ſind bis 31. Jänner 1907 beim
Landesſchulrate einzubringen.

Trifailer Gewerkſchaft.

Der Direktor
des Gotſcheer Werkes der Trifailer Kohlenwerks-
geſellſchaft, Herr Martin Terpotitz, tritt mit
1. Jänner 1907 aus Geſundheitsrückſichten in den
dauernden Ruheſtand; an ſeine Stelle wurde der
bisherige Direktor des Kohlenwerkes in Carpano
(Iſtrien), Herr Kubias, ernannt.

Trennung der Trafik vom Verlage.

In Wien wurde eine Agitation energiſch in die
Hand genommen, um durch Maſſenpetition zu
erreichen, daß die Tabak-Verleger nicht auch gleich-
zeitig eine Trafik führen ſollen; ſie behalten die
beſten Zigarren für den Detail-Konſum und ſchä-
digen ſo die ihnen zugewieſenen Trafikanten.

Recht ſonderbare Begriffe

ſcheinen bei
einigen ſogenannten „maßgebenden“ Leuten in
Cilli zu herrſchen. Sie ſcheinen Anſichten zu
haben, Begriffsverwirrungen, die noch aus der alt-
liberalen Zeit ſtammen dürften. Sie leben näm-
lich in dem trügeriſchen Wahne, der Preſſe
den Mund ſtopfen zu können, wenn ſie zu völkiſch
nützlichen Taten auffordert. Den Anlaß hiezu gab
ein in der „Marburger Zeitung“ erſchienener Brief,
der ſich u. a. mit dem Nichtfertigwerden des
Deutſchen Hauſes und der dadurch bedingten
Gelderverzettelung befaßte und im Intereſſe der
Stadtgemeinde die raſchere Vollendung des Baues
empfahl. Das ſcheint nun nach einem — offenbar
nicht von der Schriftleitung der „D. Wacht“ her-
rührenden — Ergüſſe einigen Herren unangenehm
geweſen zu ſein und deshalb ließen ſie in dem ge-
nannten Blatte rund 30, gegen uns und gegen
den Verfaſſer jenes Cillier Briefes gerichtete Zeilen
los, auf die wir nicht eingehen können, weil ſie
von Rohheit triefen und eine Sprache führen, die
man in den berüchtigſten Krainer Pervakenblättern
auch nicht unanſtändiger finden kann. Wir wollen
nur darauf hinweiſen, daß der Verfaſſer jenes
Briefes für das Deutſche Haus mit Taten
vielleicht hundertmal mehr geleiſtet

hat als zehn Schriftleitungs bewacher der „Deut-
ſchen Wacht“. Das iſt der Dank, der ihm für ſeine
Liebe zur Vaterſtadt gezollt wird! In einem von
anderer Seite uns eingeſandten Cillier Briefe wurde
vor einiger Zeit das Verlangen aufgeſtellt, es möge
in der Angelegenheit des ſloweniſchen Richters

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[4/0004] Marburger Zeitung. Nr. 155, 27. Dezember 1906. der Herren Gemeinderat Adolf Guſſenbauer und des Stadtrates Dr. Krenn gelang es, die oberwähnte Summe durchzuſetzen. Herr Gemeinde- rat Guſſenbauer iſt ein gebürtiger Cillier, Herr Stadtrat Dr. Krenn aber hat am hieſigen Gymnaſium ſtudiert. Es iſt begründete Ausſicht vorhanden, daß das Cillier „Deutſche Haus“ auch im nächſten Jahre in gleicher Weiſe bedacht wird. Marburger Nachrichten. Todesfälle. Nach mehrjährigem Siechtum ſtarb geſtern Nachmittag der im Rathausgebäude etabliert geweſene Kaufmann Herr Franz P. Holaſek. Geboren im Jahre 1848 zu Laibach, kam Genannter bereits im Jahre 1871 nach Mar- burg und war bei den Firmen Kolletnig, Pachner und Schmidl in Stellung. Vom Jahre 1878 bis 1901 war Herr Holaſek ſelbſtändiger Kaufmann und erfreute ſich ob ſeines ſtreng ehr- lichen Charakters bei den Geſchäftsfreunden und Kunden beſonderer Wertſchätzung. Infolge einer ſchweren Krankheit, wodurch er gelähmt wurde, mußte Herr Holaſek ſein Geſchäft aufgeben und fand, da er Junggeſelle war, liebevolle Aufnahme und Pflege bei der Familie Emanuel Mayr in der Villa zu Leitersberg, wo er ſeither in ſtiller Zurückgezogenheit, ſich meiſt der Lektüre widmend, lebte, bis geſtern der Tod ihm Erlöſung ſeines mit Geduld ertragenen, ſchweren Leidens brachte. Herr Holaſek war viele Jahre Kaſſier des Laibacher kaufmänniſchen Krankenvereines für die Marburger Ortsgruppe, Ausſchußmitglied des hieſigen Handelsgremiums und der Krankenkaſſe, ſowie gerichtlich beſtellter Sachverſtändiger in der Spezereiwarenbranche. Bei mehreren Ausſtellungen wurde Herr Holaſek wegen ſeines bekannten Vogel- futters prämiert. Die Erde möge dem edelgeſinnten Manne leicht ſein. Das Leichenbegängnis findet morgen Freitag um halb 4 Uhr nachmittags von der Leichenhalle am ſtädtiſchen Friedhofe aus ſtatt. — Heute früh ſtarb nach langjährigem Leiden die Südbahn-Ingenieurswitwe und Hausbeſitzerin Frau Pauline Swoboda geb. Engl im 60. Lebens- jahre. Die Verſtorbene hinterläßt zwei Töchter: Lina, verheiratet an den Poſtkontrollor Herrn Bärnreiter und Hermine, verheiratet an den Mag. Pharm. Herrn Kautezky. Das Leichenbe- gängnis findet Samstag um halb 3 Uhr vom Trauerhauſe, Pfarrhofgaſſe 3 aus ſtatt. Vom ſteiermärkiſchen Landesſchul- rate. Der ſteiermärkiſche Landesſchulrat hat be- ſchloſſen, dem Ingenieur Heinrich Pototſchnig in Windiſchgraz für ſeine Verdienſte um das ſeiner- zeitige Zuſtandekommen des Schulhauſes und ſein fortgeſetzt ſchulfreundliches Wirken im Intereſſe der Volksſchule Windiſchgraz (Stadt) die Anerkennung auszuſprechen. Angeſtellt wurden als Bürgerſchul- lehrerin für die erſte Fachgruppe an der ſtädtiſchen und eine Stimme flehte: „Habe Erbarmen mit ihm, ſieh’, er öffnet Dir die Himmelspforten zu der tiefſten und reinſten Seligkeit, wie nur die edle Liebe eines ſtarken feinfühligen Mannes ſie zu ſchaffen weiß, und Du, Du willſt Dich trotzig ent- ſagend abwenden?“ Die rötlich-goldene, poeſieüberhauchte Welt um ſie her zerſchmolz mit den ſtrahlenden Fluten inneren Glücks, in das ſie verſank. — — Doch Eſther beſaß noch ſoviel Kraft, ein leiſes Nein zu hauchen. Uwe Jens jedoch tat, als hätte er es nicht gehört. „In Deinem Innern wohnt Gott — ſelten hat er ſich in einem Weibe ſo herrlich offenbart; darfſt Du den ſchönen Gott in Dir mißhandeln durch ſtarren Eigenſinn? Sei gerecht, Eſther. Laß uns verborgen vor der Welt in tiefſtem Geheimnis die Stunde des Erkennens feiern, mögen die Wogen des höchſten Erdenglücks über uns zuſammenſchlagen. Weil Du es willſt, ſoll es die Welt nie erfahren. Denn ich liebe Dich und weiß, daß Du mich wieder liebſt, das Titanenlied der Sturmnacht hat die Liebe in unſeren Seelen entfacht und ſtark und be- gehrend wie der Sturm iſt meine Liebe.“ Eſther empfand nicht mehr die Körperſchwere, es war, als wandle ſie befreit von ihr auf lichten Wolken neben ihm, und jede Faſer ihres Seins war durchglüht von Sehnſucht ihm entgegen, — doch ein Glück ſtehlen, heimlich genießen, was ſie vor der Welt verbergen mußte — das hatte die Selbſtverachtung im Gefolge; undenkbar — zu ſolchem Tun konnte und durfte ſie ſich nicht er- niedrigen. (Fortſetzung folgt.) Mädchenbürgerſchule in Marburg die definitive Volksſchullehrerin in Tüffer Iſabella Sark, für die zweite Fachgruppe an derſelben Anſtalt die Lehrerſupplentin in Marburg Marie Zirenovic- Domaſchnian; als Oberlehrer an der Volks- ſchule mit untraquiſtiſcher Unterrichtsſprache in Rann der Oberlehrer in St. Veit bei Pettau Franz Brence, an der Volksſchule in Koſtreinitz der definitive Bezirksaushilfslehrer für den politiſchen Bezirk Umgebung Pettau Johann Osmetz; als Lehrer reſp. Lehrerin an der Volksſchule in Praßberg der Lehrer in St. Margareten a. P. Karl Mayer. Überſetzt wurden in gleicher Eigenſchaft der Ober- lehrer Johann Karner in Gaal an die vierklaſſige Volksſchule in Straß, der Oberlehrer Joh. Bauer in Straß an die zweiklaſſige Volksſchule in Etmißl. Der gegenſeitige Dienſtpoſtentauſch wurde den defini- tiven Lehrerinnen Anna Manfreda in Retten- mann nnd Amalie Wakonigg in Mahrenberg bewilligt. In den zeitlichen Ruheſtand verſetzt wurde der Oberlehrer in Etmißl, Franz Rudl und in den dauernden Ruheſtand der definitive Lehrer in Ehrenhauſen, Friedrich Henker, ſowie die Abeitslehrerin in Sankt Jakob i. W. und Waldbach Anna Lueger. Der Verband deutſcher Hochſchüler Marburgs veranſtaltet nächſten Samstag im grünen Zimmer des Kaſinos einen Verbandsabend. Beginn 8 Uhr abends. Da es ſich um wichtige Angelegenheiten handelt, werden die Mitglieder er- ſucht, zahlreich zu erſcheinen. — Der Ausſchuß hat endgiltig feſtgeſetzt, daß der Unterhaltungsabend des Verbandes am Donnerstag, den 3. Jänner in den unteren Kaſinoräumen ſtattfindet. Der Kartenvor- verkauf findet im Klubzimmer des Kaſino am ſelben Tage von 10 bis 1 Uhr ſtatt. Die Ärzte Marburgs haben ſolidariſch beſchloſſen, mit Rückſicht auf die zunehmende Teuerung vom 1. Jänner 1907 ab die Honorartaxe zu erhöhen. Der Minimal- tarif in der Privatpraxis iſt demnach folgender: Eine Ordination mindeſtens 2 K.; ein Beſuch mindeſtens 3 K.; Nachtbeſuche, dringende Beſuche während der Sprechſtunde, bezw. Beſuche zu einer von der Partei gewünſchten und feſtgeſetzten Stunde werden mindeſtens doppelt, ſolche zwiſchen Mitter- nacht und 4 Uhr früh dreifach berechnet. Silveſter-Feier der Südbahn-Lieder- tafel. Für die Silveſter-Feier, welche in den Kreuzhof-Saalräumen ſtattfindet. wurden folgende Vorträge der Südbahn-Liedertafel gewählt: 1. „Amor im Pelz.“ Männerchor von J. Nentwich. 2. „Die Nachtigall.“ Männerchor von Karl Weidt. 3. „Hat uns nicht Mahomed.“ Männerchor von Emil Füllekruß. 4. „Der Muſikus vor Gericht.“ Humoriſtiſches Duett von H. Peter. 5. „Poltermanns erſte Vereins- ſtiefel.“ Urkomiſches Geſamtſpiel für Männerchor von Hans Baſtyr. 6. „Im Bremer Keller.“ Heiteres Singſpiel von Karl Morre. 7. Jahreswechſel. Die Werkſtättenkapelle ſpielt unter Leitung des Kapellmeiſters Herrn Max Schönherr nachſtehende Muſikſtücke: „Champagner-Marſch“ von Ehrich. „Schauſpiel-Ouvertüre“ von Titl. „Hereinſpaziert!“ Walzer von C. M. Ziehrer. „Durch die Tannen“, Lied für Poſaunenſolo von Marta Leoben. „Nach unſerem Genre“, Polka von Dreſcher. „Wiener Volksmuſik“, Potpourri von Komzak. „Durchs Telephon“, Galopp von Bendel. „Neujahrsmarſch“ von Roſenkranz. Den Schluß bildet ein Tanz- kränzchen. Die Feier beginnt um 8 Uhr. Die Zahlſtelle, wo auch Beitrittserklärungen als unter- ſtützendes Mitglied entgegengenommen werden, wird um halb 7 Uhr geöffnet. Eintritt für Nichtmitglieder 2 Kronen per Perſon. — Mit dem Beginne des neuen Jahres wird ſodann ein Tanzkränzchen an- heben, das bei den Liedertäflern immer in der denkbar flotteſten Weiſe verläuft. Wie immer, wird ſich wohl auch diesmal unſere rührige Südbahn- liedertafel eines außerordentlich zahlreichen Beſuches zu erfreuen haben, denu wo man ſich gut unterhält, wo echt deutſcher Frohſinn herrſcht, dort geht man immer wieder und gerne hin. Panorama International. Dieſe Woche gelangte die erſte Serie aus der neuen Welt: „San Franzisco (Kalifornien) vor der Zerſtörung durch das Erdbeben“ zur Schau. In dieſem Zyklus lernt man naturwahr die Prachtbauten und Anlagen der Amerikaner kennen. Vom Theater. Heute gelangt die mit großem Beifall aufgenommene Operette „Frühlings- luft“ zur Wiederholung. Samstag, den 29. d. geht erſtmalig „Königskinder“, ein deutſches Märchen von Ernſt Rosmer, Muſik von Engelbert Humperdingk, dem Komponiſten der Oper „Hänſel und Gretel“, in Szene. Das hochintereſſante Werk iſt das Gemein- gut aller deutſchen Bühnen und erzielt überall nach- haltigſte Wirkung. Inſzeniert wird das Stück vom Direktor Karl Richter. Die muſikaliſche Leitung bei bedeutend verſtärktem Orcheſter beſorgt Kapellmeiſter Herr Eugen Mautner. Die neuen Dekorationen wurden vom Theater- und Kaſinoverein im Atelier Hermann Burghart und Friedrich Frank in Wien beſtellt und bilden eine Sehenswürdigkeit für ſich. In den beiden hervorragendſten Rollen ſind be- ſchäftigt Herr Schramm (Königsſohn) und Fräulein Heinrich (Gänſemagd). Weiters ſind beſchäftigt die Damen Rieſer (Hexe), Suſtrovits, Bauer und die Herren Langer (Spielmann), Weninger, J. Richter, Lejeune uſw. Freunde deutſcher Poeſie mögen dieſe Aufführung nicht verſäumen. Sonntag, den 30. d., nachm. 3 Uhr, bei ermäßigten Preiſen „Frühlings- luft“, abends 8 Uhr zum zweiteu male „Königs- kinder“. In Vorbereitung die Operette „An der ſchönen blauen Donau“. Ernennung. Steueramtsoffizial Herr Georg Pichler wurde laut Erlaß vom 20. d. zum Steuer- einnehmer in der 10. Rangsklaſſe beim Hauptſteuer- amte Marburg ernannt. Zum Theater- und Konzertabende hieſiger Mittelſchüler, über den wir in der letzten Samstag-Nummer berichteten, wird uns noch mit- geteilt, daß deſſen Reingewinn weit über 100 Kronen betrug. Der in Verwendung geſtandene prachtvolle Ehrbar-Flügel wurde von Frau Volckmar koſten- los zur Verfügung geſtellt. Nachgetragen ſei noch, daß Herrn Stamzar (Staatsoberrealſchule) das Hauptverdienſt bei der Anfertigung der Kuliſſen zukommt. Männer-Krankenunterſtützungsverein Marburg. Die ſtatutenmäßige Generalverſamm- lung dieſes im Jahre 1861 gegründeten Vereines wird am 20. Jänner 1907 um 2 Uhr nachmittags im Vereinslokale, Vikringhofgaſſe 16 abgehalten werden. Lehrſtelle. Am Staatsgymnaſium in Mar- burg gelangt mit Beginn des Schuljahres 1907/08 eine wirkliche Lehrſtelle für Geographie und Ge- ſchichte als Hauptfächer, deutſch als Nebenfach zur Beſetzung. Geſuche ſind bis 31. Jänner 1907 beim Landesſchulrate einzubringen. Trifailer Gewerkſchaft. Der Direktor des Gotſcheer Werkes der Trifailer Kohlenwerks- geſellſchaft, Herr Martin Terpotitz, tritt mit 1. Jänner 1907 aus Geſundheitsrückſichten in den dauernden Ruheſtand; an ſeine Stelle wurde der bisherige Direktor des Kohlenwerkes in Carpano (Iſtrien), Herr Kubias, ernannt. Trennung der Trafik vom Verlage. In Wien wurde eine Agitation energiſch in die Hand genommen, um durch Maſſenpetition zu erreichen, daß die Tabak-Verleger nicht auch gleich- zeitig eine Trafik führen ſollen; ſie behalten die beſten Zigarren für den Detail-Konſum und ſchä- digen ſo die ihnen zugewieſenen Trafikanten. Recht ſonderbare Begriffe ſcheinen bei einigen ſogenannten „maßgebenden“ Leuten in Cilli zu herrſchen. Sie ſcheinen Anſichten zu haben, Begriffsverwirrungen, die noch aus der alt- liberalen Zeit ſtammen dürften. Sie leben näm- lich in dem trügeriſchen Wahne, der Preſſe den Mund ſtopfen zu können, wenn ſie zu völkiſch nützlichen Taten auffordert. Den Anlaß hiezu gab ein in der „Marburger Zeitung“ erſchienener Brief, der ſich u. a. mit dem Nichtfertigwerden des Deutſchen Hauſes und der dadurch bedingten Gelderverzettelung befaßte und im Intereſſe der Stadtgemeinde die raſchere Vollendung des Baues empfahl. Das ſcheint nun nach einem — offenbar nicht von der Schriftleitung der „D. Wacht“ her- rührenden — Ergüſſe einigen Herren unangenehm geweſen zu ſein und deshalb ließen ſie in dem ge- nannten Blatte rund 30, gegen uns und gegen den Verfaſſer jenes Cillier Briefes gerichtete Zeilen los, auf die wir nicht eingehen können, weil ſie von Rohheit triefen und eine Sprache führen, die man in den berüchtigſten Krainer Pervakenblättern auch nicht unanſtändiger finden kann. Wir wollen nur darauf hinweiſen, daß der Verfaſſer jenes Briefes für das Deutſche Haus mit Taten vielleicht hundertmal mehr geleiſtet hat als zehn Schriftleitungs bewacher der „Deut- ſchen Wacht“. Das iſt der Dank, der ihm für ſeine Liebe zur Vaterſtadt gezollt wird! In einem von anderer Seite uns eingeſandten Cillier Briefe wurde vor einiger Zeit das Verlangen aufgeſtellt, es möge in der Angelegenheit des ſloweniſchen Richters

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 155, Marburg, 27.12.1906, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger155_1906/4>, abgerufen am 21.11.2024.