Marburger Zeitung. Nr. 222, Marburg, 30.09.1917.Nr. 222, 30. September 1917 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Führer des Hochverrates und seitdem lastet Abgeordnetenhaus. (4. Sitzung. Beginn 11 Uhr.) Die Finanzvorlagen. Da[s] Ringelspiel geht weiter, von den Finanz- Der Abg. Schreiter sprach von deutscher Die Tschechen rissen wieder den Mund auf; Der kärntnerische Abg. Hofer nahm sich der In dieser Sitzung brachten Abg. Seitz und Der Justizausschuß verhandelte den Antrag Justizminister Dr. Ritter v. Schauer erklärte, [Spaltenumbruch] Die Not der Zeit. "Oesterreich-Ungarn besitzt noch große Staatsmonopol oder Kartellwirtschaft. Das Finanzprogramm unserer Regierung, ins- In dieser Rubrik war schon einmal Gelegen- Staatsmonopol oder Kartellwirtschaft. Um Ein Staat, der sich und seinen Bürgern wohl Deutschland geht mit der Elektrizitätsfrage Die Regierung, welche diese Tat begeht, lädt [Spaltenumbruch] schädigung für ungerechtfertigte Ver- Randglossen der Woche. Die Luftangriffe auf England. Das Die Engländer scheinen für den Bericht über England sperrt die Ausfuhr nach Skandinavien und Holland. "Nationaltitende" teilt mit: Die Also auf Ersuchen Wilsons, bei dem jedes Wieder neue Heeresfront-Kommandanten. Petersburg, 25. September. General Tscheremissow Wenn der Krieg noch lange fortdauert, wird Schließung der Petersburger Hochschulen. Das Unterrichtsministerium gibt bekannt, daß alle Kerenskij ist vorsichtig. Es könnte ihm gefährlich Die Duse geht zum Kino. Italienische Da wird es bald Gabriele d'Annunzio-Rappaport Neue Rennställe. In jüngster Zeit sind sowohl Auch ein Zeichen der Zeit! Von der Parlamentseröffnung. Die neuen Ach, denkt mancher Abgeordneter, warum hat Der Nationalverband. In einem Schreiben Das deutsche Volk wartet noch immer, um sich Ein Ausschuß zur Förderung eines baldigen Friedens. Die Abgeordneten Dr. Wilhelm Diese Friedenswinsler, die uns den Krieg Kurze Nachrichten. Tod eines südslawischen Hochverräters. In London ist der kroatische Landtagsabg. Franz 2 Millionen Mark für Brennholz. Neben Schwerer Fliegerunfall in Schweden. Die Drei Jahre Zuchthaus wegen Brotmarken- fälschung. Das Schwurgericht in Halle verurteilte Nr. 222, 30. September 1917 Marburger Zeitung [Spaltenumbruch] Führer des Hochverrates und ſeitdem laſtet Abgeordnetenhaus. (4. Sitzung. Beginn 11 Uhr.) Die Finanzvorlagen. Da[ſ] Ringelſpiel geht weiter, von den Finanz- Der Abg. Schreiter ſprach von deutſcher Die Tſchechen riſſen wieder den Mund auf; Der kärntneriſche Abg. Hofer nahm ſich der In dieſer Sitzung brachten Abg. Seitz und Der Juſtizausſchuß verhandelte den Antrag Juſtizminiſter Dr. Ritter v. Schauer erklärte, [Spaltenumbruch] Die Not der Zeit. „Oeſterreich-Ungarn beſitzt noch große Staatsmonopol oder Kartellwirtſchaft. Das Finanzprogramm unſerer Regierung, ins- In dieſer Rubrik war ſchon einmal Gelegen- Staatsmonopol oder Kartellwirtſchaft. Um Ein Staat, der ſich und ſeinen Bürgern wohl Deutſchland geht mit der Elektrizitätsfrage Die Regierung, welche dieſe Tat begeht, lädt [Spaltenumbruch] ſchädigung für ungerechtfertigte Ver- Randgloſſen der Woche. Die Luftangriffe auf England. Das Die Engländer ſcheinen für den Bericht über England ſperrt die Ausfuhr nach Skandinavien und Holland. „Nationaltitende“ teilt mit: Die Alſo auf Erſuchen Wilſons, bei dem jedes Wieder neue Heeresfront-Kommandanten. Petersburg, 25. September. General Tſcheremiſſow Wenn der Krieg noch lange fortdauert, wird Schließung der Petersburger Hochſchulen. Das Unterrichtsminiſterium gibt bekannt, daß alle Kerenskij iſt vorſichtig. Es könnte ihm gefährlich Die Duſe geht zum Kino. Italieniſche Da wird es bald Gabriele d’Annunzio-Rappaport Neue Rennſtälle. In jüngſter Zeit ſind ſowohl Auch ein Zeichen der Zeit! Von der Parlamentseröffnung. Die neuen Ach, denkt mancher Abgeordneter, warum hat Der Nationalverband. In einem Schreiben Das deutſche Volk wartet noch immer, um ſich Ein Ausſchuß zur Förderung eines baldigen Friedens. Die Abgeordneten Dr. Wilhelm Dieſe Friedenswinsler, die uns den Krieg Kurze Nachrichten. Tod eines ſüdſlawiſchen Hochverräters. In London iſt der kroatiſche Landtagsabg. Franz 2 Millionen Mark für Brennholz. Neben Schwerer Fliegerunfall in Schweden. Die Drei Jahre Zuchthaus wegen Brotmarken- fälſchung. Das Schwurgericht in Halle verurteilte <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Nr. 222, 30. September 1917 Marburger Zeitung</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div xml:id="a1b" prev="#a1a" type="jArticle" n="3"> <p><hi rendition="#g">Führer</hi> des <hi rendition="#g">Hochverrates</hi> und ſeitdem laſtet<lb/> das tſchechiſch-ſlawiſche Schwergewicht immer<lb/> drückender auf Öſterreich. Die Kramarſch, Raſin,<lb/> Koroſchetz und Krek beherrſchen die leiteuden<lb/> Faktoren, denen ſie auch die Autonomie heraus-<lb/> preßten, den erſten gewaltigen Schritt auf dem<lb/> Wege, der im Kriege die Militärgerichte beſchäftigte<lb/> und der nach Rußland und nach Serbien führt<lb/> und zum Ende des heutigen Öſterreichs. Man ſieht<lb/> hier deutlich, auf <hi rendition="#g">welche Weiſe</hi> man in<lb/> Oeſterreich Erfolge erzielt: Nur durch rückſichtsloſes,<lb/> erpreſſeriſches Drauflosgehen. Der <hi rendition="#g">Deutſche<lb/> Nationalverband</hi> ſieht dies fortwährend, aber<lb/> er vermag ſich <hi rendition="#g">niemals</hi> dazu aufzuraffen, auch<lb/> nur einigermaßen das <hi rendition="#g">tſchechiſch-ſüdſlawiſche<lb/> Vorbild zugunſten unſeres deutſchen<lb/> Volkes nach zuahmen!</hi> Der Deutſche National-<lb/> verband ſteht inmitten des Wirbels der Ereigniſſe<lb/> da wie ein Gelähmter und verſäumt die Zeit und<lb/> jede Gelegenheit! Und in den Händen dieſer<lb/> Männer ruht ein großer Teil der Geſchicke des<lb/> deutſchen Volkes in Oſterreich!</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="a2a" next="#a2b" type="jArticle" n="3"> <head><hi rendition="#b">Abgeordnetenhaus.</hi><lb/> (4. Sitzung. Beginn 11 Uhr.)<lb/><hi rendition="#b">Die Finanzvorlagen.</hi> </head><lb/> <p>Da<supplied>ſ</supplied> Ringelſpiel geht weiter, von den <hi rendition="#g">Finanz-<lb/> vorlagen</hi> wird wie an den erſten Tagen noch<lb/> immer nicht geſprochen; das nationale<lb/><hi rendition="#g">Tſchechenmotiv</hi> beherrſcht immer gewalt-<lb/> tätiger das Haus und dazwiſchen hinein klingen<lb/> auch ſüdſlawiſche Motive — alte Lieder, nur noch<lb/> heißer, noch wilder als vor dem Kriege.</p><lb/> <p>Der Abg. <hi rendition="#g">Schreiter</hi> ſprach von <hi rendition="#g">deutſcher<lb/> Selbſthilfe</hi> gegenüber den tſchechiſchen Umtrieben<lb/> und ſagte: Wir erklären, daß wir entſchloſſen<lb/> ſind, mit <hi rendition="#g">allen</hi> Mitteln und ſei es auch mit<lb/> Aufopferung unſerer Perſönlichkeit, zu <hi rendition="#g">ver-<lb/> hindern, daß wir mit den Tſchechen in<lb/> einen Staat eingepfercht werden.</hi> — Der<lb/> Abg. <hi rendition="#g">Hartl</hi> klagte die Regierung wegen ihrer die<lb/> Tſchechen fördernden Haltung an. Was ſich in den<lb/><hi rendition="#g">tſchechiſchen Gemeinden</hi> abſpiele, ſei eine<lb/> ſtille <hi rendition="#g">Revolution.</hi> Die Herren Klofac, Rafin,<lb/> Stanek und Genoſſen und ihre Anſchauungen<lb/> beherrſchen jetzt die tſchechiſche Politik.</p><lb/> <p>Die Tſchechen riſſen wieder den Mund auf;<lb/> der Abg. <hi rendition="#g">Sedlak</hi> beſchwerte ſich, weil der<lb/> Miniſterpräſident vor den tſchechiſchen Forderungen<lb/> nicht ganz umgefallen ſei und der Abg. <hi rendition="#g">Kalina</hi><lb/> ſetzte dieſe Arbeit fort. Abg. <hi rendition="#g">Domes</hi> (dentſcher<lb/> Soz.) pries die „hochſtehende Perſönlichkeit“ des<lb/> Dr. Adler (der wegen Menchelmord an dem<lb/> Miniſterpräſidenten Stürgkh zum Tode verurteillt<lb/> und dann zu 20 Jahren Kerker begnadigt wurde)<lb/> und ſagte, daß die Perſönlichkeit des Abg. <hi rendition="#g">Wolf,</hi><lb/> der ſich über Adler ausgelaſſen habe, viel zu<lb/> niedrig ſtehe.</p><lb/> <p>Der kärntneriſche Abg. <hi rendition="#g">Hofer</hi> nahm ſich der<lb/> Landwirtſchaft an, worauf der Abg. v. <hi rendition="#g">Pogacnik</hi><lb/> ſofort mit ſüdſlawiſchen Quereleien einſetzte; der<lb/> Abg. <hi rendition="#g">Verſtovſchek</hi> hatte gar die eiſerne Stirne,<lb/> die <hi rendition="#g">Abberufung</hi> aller <hi rendition="#g">deutſchen Flücht-<lb/> linge</hi> aus dem <hi rendition="#g">„ſloweniſchen“ Teile der<lb/> Steiermark</hi> zu verlangen; ſie ſeien von<lb/> früheren Regierungen zum Zwecke der Germani-<lb/> ſierung in ſloweniſche (!) Gebiete gebracht worden!<lb/> (Die <hi rendition="#g">deutſchen</hi> Flüchtlinge müßte man in<lb/> Unterſteier erſt ſuchen, man wird ihrer nicht viele<lb/> finden; dagegen gibt uns dies Anlaß, gegen den<lb/><hi rendition="#g">weiteren Anfenthalt</hi> der zu <hi rendition="#g">Sloweni-<lb/> ſierungszwecken maſſenhaft nach<lb/> Unterſteier gekommenen ſüdſlawiſchen<lb/> Flüchtlinge,</hi> welche uns obendrein das <hi rendition="#g">Leben<lb/> verteuern, nachdrücklich Proteſt</hi> zu<lb/> erheben!)</p><lb/> <p>In dieſer Sitzung brachten Abg. <hi rendition="#g">Seitz</hi> und<lb/> Genoſſen auch einen Antrag betreffend die <hi rendition="#g">Auf-<lb/> hebung der Todesſtrafe</hi> ein. (Ein bekanntes<lb/> franzöſiſches Zitat beſagt: Mögen mit der Auf-<lb/> hebung der Tötung die Herren Mörder beginnen!)<lb/> — Nächſte Sitzung am 2. Oktober.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Der Juſtizausſchuß verhandelte den Antrag<lb/> des Abg. Dr. Adolf <hi rendition="#g">Groß</hi> betreffend die <hi rendition="#g">Haftung</hi><lb/> des <hi rendition="#g">Staates</hi> für von ſtaatlichen Bedienſteten<lb/> oder Militärperſonen in Ausübung des Dienſtes<lb/> geübten <hi rendition="#g">Rechtsverletzungen.</hi> </p><lb/> <p>Juſtizminiſter Dr. Ritter v. <hi rendition="#g">Schauer</hi> erklärte,<lb/> er werde den Verſuch, zu einem guten Haftungs-<lb/> geſetz zu kommen, unterſtützen. Die Regierung ſei<lb/> bereit, in Verhandlungen mit Ungarn und dem<lb/> Kriegsminiſterium wegen Einführung der <hi rendition="#g">Ent-</hi> </p><lb/> <cb/> </div> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Not der Zeit.</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#et">„Oeſterreich-Ungarn beſitzt noch große<lb/> wirtſchaftlich unentwickelte Möglichkeiten und<lb/> unbehobene Schätze.“ (Großadmiral Tirpitz<lb/> über Oeſterreich-Ungarn.)</hi> </p> </argument><lb/> <p> <hi rendition="#b">Staatsmonopol oder Kartellwirtſchaft.</hi> </p><lb/> <p>Das Finanzprogramm unſerer Regierung, ins-<lb/> beſonders die Höhe unſerer Staatsſchulden müſſen<lb/> auch jenen zu denken geben, die bisher gewohnt<lb/> waren, ſich um die ſogenannte Politik nicht zu<lb/> kümmern und die Sorge und die Arbeit den<lb/> ſchlechten Stand unſerer Staatswirtſchaft beſſern<lb/> zu helfen, anderen überlaſſen haben. Es iſt an der<lb/> Zeit oder eigentlich die höchſte Zeit, nun endlich<lb/> einmal eine großzügige und ſtraffe Volkswirtſchafts-<lb/> politik anzubahnen. Gerade die Rede des Miniſter-<lb/> präſidenten enthielt einen Punkt, der von wirklich<lb/> ungeahnter Bedeutung für den öſterreichiſchen<lb/> Staatshaushalt werden könnte, wenn, ja wenn<lb/> wir nicht in Oeſterreich leben würden.</p><lb/> <p>In dieſer Rubrik war ſchon einmal Gelegen-<lb/> heit, im allgemeinen auf die ſchädlichen Wirkungen<lb/> der Kartelle hinzuweiſen. Jetzt muß im Beſonderen<lb/> auf einen Anſchlag, der gegen das Volksvermögen<lb/> geführt wird, gewieſen und die ungeheure<lb/> Gefahr, die dem Volke wie dem Staate droht, ins<lb/> rechte Licht gerückt werden. Das Regierungs-<lb/> programm ſpricht von einer Ueberlaſſung der öſter-<lb/> reichiſchen Waſſerkräfte an die Privatwirtſchaft. Es<lb/> iſt von Intereſſe, ein wenig die Folgen, die ein<lb/><cb/> ſolches Beginnen haben würde, ins rechte Licht<lb/> zu rücken.</p><lb/> <p>Staatsmonopol oder Kartellwirtſchaft. Um<lb/> die beiden Pole dreht ſich unſer kommendes<lb/> Wirtſchaftsleben. Die Monopoliſierung irgend eines<lb/> Wirtſchaftszweiges durch den Staat kann vielleicht<lb/> für den Konſumenten keine Verbilligung des<lb/> Verbrauchsgegenſtandes bringen. Und doch iſt ſie<lb/> bei gleichen Umſtänden für das Volk günſtiger<lb/> denn die Kartellwirtſchaft, weil dieſe den Gebarungs-<lb/> überſchuß nicht dem allgemeinen Wohle zuführt,<lb/> ſondern lediglich zur Bereicherung einzelner Gruppen<lb/> dient. Die Kartellwirtſchaft zieht noch den weiteren<lb/> Nachteil nach ſich, daß an die Erzeugung meiſt<lb/> noch das Börſeſpiel angehängt wird, d. h. daß die<lb/> betreffende Induſtrie in einer Aktien-Geſellſchaft<lb/> vereinigt wird, welche auch an der Börſe noch mit<lb/> dem Heranziehen des Volkskapitals durch den<lb/> Ankauf der betreffenden Aktien rechnet.</p><lb/> <p>Ein Staat, der ſich und ſeinen Bürgern wohl<lb/> will, muß ſich mit aller Entſchiedenheit gegen das<lb/> Kartellweſen ſtemmen und alles um ſich zur<lb/> eigenen Bewirtſchaftung heranziehen, was zur<lb/> Hebung des Staatshaushaltes dient.</p><lb/> <p>Deutſchland geht mit der Elektrizitätsfrage<lb/> voran, weil es die Bewirtſchaftung des Elektrizitäts-<lb/> weſens in ſeine eigene Hand nehmen will. Wir<lb/> haben einen ungleich größeren Reichtum an Waſſer-<lb/> kräften und wollen ſie der Ansbentung durch<lb/> Banken und A.-G. ausliefern.</p><lb/> <p>Die Regierung, welche dieſe Tat begeht, lädt<lb/> eine Schuld auf ſich, die untilgbar iſt.</p> <byline>—<hi rendition="#aq">y</hi>—.</byline><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="a2b" prev="#a2a" type="jArticle" n="2"> <p><hi rendition="#g">ſchädigung für ungerechtfertigte Ver-<lb/> urteilungen</hi> durch die Militärgerichte ein-<lb/> zutreten.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Randgloſſen der Woche.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Luftangriffe auf England.</hi> </head> <p>Das<lb/> Renterbüro meldet über den erfolgreichen Zeppelin-<lb/> angriff vom 25. September folgendes: Die feind-<lb/> lichen Luftſchiffe verſuchten ſich mehreren verteidigten<lb/> Plätzen zu nähern, wurden aber durch Geſchütz-<lb/> feuer vertrieben. Die Luftſchiffe warfen Bomben<lb/> ab. In einer Küſtenſtadt wurden drei Frauen leicht<lb/> verletzt. Der Schaden iſt gering.</p><lb/> <p>Die Engländer ſcheinen für den Bericht über<lb/> Fliegerangriffe ein Formular zu beſitzen, das immer<lb/> wieder abgedruckt wird. Diesmal fehlen allerdings<lb/> die obligaten verletzten zwei Kinder.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">England ſperrt die Ausfuhr nach Skandinavien<lb/> und Holland.</hi> </head> <p>„Nationaltitende“ teilt mit: Die<lb/> britiſche Regierung ſtellte auf Erſuchen der ameri-<lb/> kaniſchen Regierung vorläufig alle Ausfuhr nach<lb/> Skaudinavien und Holland ein.</p><lb/> <p>Alſo auf Erſuchen <hi rendition="#g">Wilſons,</hi> bei dem jedes<lb/> zweite Wort „Menſchlichkeit“ iſt, ſollen die Holländer<lb/> und Skandinavier dem Hunger preisgegeben werden,<lb/> falls ſie nicht vorziehen, ſich der Entente anzu-<lb/> ſchließen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Wieder neue Heeresfront-Kommandanten.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 25. September.</dateline> <p>General Tſcheremiſſow<lb/> iſt zum Kommandanten der Nord- und General<lb/> Wolowtſchenko als Nachfolger Tſcheremiſſows zum<lb/> Kommandanten der Südweſtfront ernannt worden.</p><lb/> <p>Wenn der Krieg noch lange fortdauert, wird<lb/> ſchließlich jeder ruſſiſche Soldat eine Zeit lang<lb/> Heeresfrontkommandant geweſen ſein.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Schließung der Petersburger Hochſchulen.</hi> </head><lb/> <p>Das Unterrichtsminiſterium gibt bekannt, daß alle<lb/> Hochſchulen in Petersburg mit Ausnahme der<lb/> mediziniſchen Fakultät für dieſes Vorleſungsjahr<lb/> geſchloſſen werden.</p><lb/> <p>Kerenskij iſt vorſichtig. Es könnte ihm gefährlich<lb/> werden, wenn es in Rußland zu viel helle Köpfe gibt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Duſe geht zum Kino.</hi> </head> <p>Italieniſche<lb/> Blätter melden: Eleonore Duſe hat ſich bereits<lb/> ſeit längerer Zeit von der Bühne zurückgezogen.<lb/> Demnächſt werden aber ihre Bewunderer ſie wieder<lb/> ſpielen ſehen können, freilich nicht leibhaftig, ſondern<lb/> nur auf der Leinwand, die heute die Welt bedeutet:<lb/> die Duſe geht zum Film!</p><lb/> <p>Da wird es bald Gabriele d’Annunzio-Rappaport<lb/> doppelt bedauern, daß er ſich mit der liebesbedürftigen<lb/> alten Dame entzweit hat und ſie nicht mehr ſchröpfen<lb/> kann.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Neue Rennſtälle.</hi> </head> <p>In jüngſter Zeit ſind ſowohl<lb/> auf den Galoppbahnen, wie beim Trabrennſport<lb/><cb/> einige neue Rennſtälle aufgetaucht, was in erſter<lb/> Linie auf die großen Wertverſchiebungen durch<lb/> Kriegsgewinne uſw. zurückzuführen ſein dürfte.</p><lb/> <p>Auch ein Zeichen der Zeit!</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Von der Parlamentseröffnung.</hi> </head> <p>Die neuen<lb/> Miniſter ſind vollzählig im Hauſe erſchienen. Die<lb/> Miniſterbank mußte, um den Kabinettsmitgliedern<lb/> Platz zu gewähren, verlängert werden.</p><lb/> <p>Ach, denkt mancher Abgeordneter, warum hat<lb/> man ſie nicht noch mehr verlängert.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der Nationalverband.</hi> </head> <p>In einem Schreiben<lb/> Dobernigs an das „Grazer Tagblatt“ heißt es u. a.<lb/> Der Nationalverband verhält ſich nach wie vor<lb/> auch jetzt wieder zuwartend und will ſeine Stellung<lb/> zur Regierung nach deren Taten einrichten.</p><lb/> <p>Das deutſche Volk wartet noch immer, um ſich<lb/> ſeiner „Vertreter“ endlich entledigen zu können.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Ein Ausſchuß zur Förderung eines<lb/> baldigen Friedens.</hi> </head> <p>Die Abgeordneten Dr. Wilhelm<lb/><hi rendition="#g">Neumann</hi> und Genoſſen haben in der heutigen<lb/> Sitzung einen Antrag betreffend die Einſetzung<lb/> eines 25gliedrigen Ausſchuſſes zur Förderung eines<lb/> baldigen Friedens eingebracht.</p><lb/> <p>Dieſe Friedenswinsler, die uns den Krieg<lb/> verlängern, ſollte man auf 14 Tage zu unſeren<lb/> Frontſoldaten ſchicken. Natürlich ohne Diätenbezug.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Kurze Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Tod eines ſüdſlawiſchen Hochverräters.</hi> </head><lb/> <p>In London iſt der kroatiſche Landtagsabg. Franz<lb/> Supilo im Zuſtande der Geiſtesſtörung geſtorben.<lb/> Er war ſerbophil und flüchtete zu Kriegsbeginn<lb/> mit anderen ſeiner ſüdſlawiſchen Geſinnungsgenoſſen<lb/> ins feindliche Ausland, um dort den Zuſammen-<lb/> bruch Öſterreichs abzuwarten. Den erlebte er aber<lb/> nicht mehr. Er war auch, wie der „Corriere della<lb/> Sera“ ſchreibt, „einer der beſteu Freunde Italiens<lb/> unter den Südſlawen“.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">2 Millionen Mark für Brennholz.</hi> </head> <p>Neben<lb/> Lebensmitteln will der Magiſtrat Berlin nun auch<lb/> Brennholz beſchaffen. Der Magiſtrat fordert die<lb/> Stadtverordnetenverſammlung auf, ihn zu ermächtigen,<lb/> vorläufig 2 Millionen Mark dafür zu veraus-<lb/> gaben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Schwerer Fliegerunfall in Schweden.</hi> </head> <p>Die<lb/> Fliegerleutnants Freiherr <hi rendition="#g">Bliren-Finecke</hi> und<lb/> von <hi rendition="#g">Pfeiff</hi> unternahmen einen Uebungsflug auf<lb/> dem Flugptatz Malmslätt bei Linköping. Nach der<lb/> Landung explodierte der Motor und beide Offiziere<lb/> verbrannten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Drei Jahre Zuchthaus wegen Brotmarken-<lb/> fälſchung.</hi> </head> <p>Das Schwurgericht in Halle verurteilte<lb/> die beiden Berliner Arbeiter Franz <hi rendition="#g">Korus</hi> und<lb/> Karl <hi rendition="#g">Grefling</hi> zu je drei Jahren Zuchthaus und<lb/> fünf Jahren Ehrverluſt, weil ſie in Merſeburg<lb/> Brotmarken in größeren Mengen gefälſcht und an<lb/> Arbeiter der Leuna-Werke verkauft hatten.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 222, 30. September 1917 Marburger Zeitung
Führer des Hochverrates und ſeitdem laſtet
das tſchechiſch-ſlawiſche Schwergewicht immer
drückender auf Öſterreich. Die Kramarſch, Raſin,
Koroſchetz und Krek beherrſchen die leiteuden
Faktoren, denen ſie auch die Autonomie heraus-
preßten, den erſten gewaltigen Schritt auf dem
Wege, der im Kriege die Militärgerichte beſchäftigte
und der nach Rußland und nach Serbien führt
und zum Ende des heutigen Öſterreichs. Man ſieht
hier deutlich, auf welche Weiſe man in
Oeſterreich Erfolge erzielt: Nur durch rückſichtsloſes,
erpreſſeriſches Drauflosgehen. Der Deutſche
Nationalverband ſieht dies fortwährend, aber
er vermag ſich niemals dazu aufzuraffen, auch
nur einigermaßen das tſchechiſch-ſüdſlawiſche
Vorbild zugunſten unſeres deutſchen
Volkes nach zuahmen! Der Deutſche National-
verband ſteht inmitten des Wirbels der Ereigniſſe
da wie ein Gelähmter und verſäumt die Zeit und
jede Gelegenheit! Und in den Händen dieſer
Männer ruht ein großer Teil der Geſchicke des
deutſchen Volkes in Oſterreich!
Abgeordnetenhaus.
(4. Sitzung. Beginn 11 Uhr.)
Die Finanzvorlagen.
Daſ Ringelſpiel geht weiter, von den Finanz-
vorlagen wird wie an den erſten Tagen noch
immer nicht geſprochen; das nationale
Tſchechenmotiv beherrſcht immer gewalt-
tätiger das Haus und dazwiſchen hinein klingen
auch ſüdſlawiſche Motive — alte Lieder, nur noch
heißer, noch wilder als vor dem Kriege.
Der Abg. Schreiter ſprach von deutſcher
Selbſthilfe gegenüber den tſchechiſchen Umtrieben
und ſagte: Wir erklären, daß wir entſchloſſen
ſind, mit allen Mitteln und ſei es auch mit
Aufopferung unſerer Perſönlichkeit, zu ver-
hindern, daß wir mit den Tſchechen in
einen Staat eingepfercht werden. — Der
Abg. Hartl klagte die Regierung wegen ihrer die
Tſchechen fördernden Haltung an. Was ſich in den
tſchechiſchen Gemeinden abſpiele, ſei eine
ſtille Revolution. Die Herren Klofac, Rafin,
Stanek und Genoſſen und ihre Anſchauungen
beherrſchen jetzt die tſchechiſche Politik.
Die Tſchechen riſſen wieder den Mund auf;
der Abg. Sedlak beſchwerte ſich, weil der
Miniſterpräſident vor den tſchechiſchen Forderungen
nicht ganz umgefallen ſei und der Abg. Kalina
ſetzte dieſe Arbeit fort. Abg. Domes (dentſcher
Soz.) pries die „hochſtehende Perſönlichkeit“ des
Dr. Adler (der wegen Menchelmord an dem
Miniſterpräſidenten Stürgkh zum Tode verurteillt
und dann zu 20 Jahren Kerker begnadigt wurde)
und ſagte, daß die Perſönlichkeit des Abg. Wolf,
der ſich über Adler ausgelaſſen habe, viel zu
niedrig ſtehe.
Der kärntneriſche Abg. Hofer nahm ſich der
Landwirtſchaft an, worauf der Abg. v. Pogacnik
ſofort mit ſüdſlawiſchen Quereleien einſetzte; der
Abg. Verſtovſchek hatte gar die eiſerne Stirne,
die Abberufung aller deutſchen Flücht-
linge aus dem „ſloweniſchen“ Teile der
Steiermark zu verlangen; ſie ſeien von
früheren Regierungen zum Zwecke der Germani-
ſierung in ſloweniſche (!) Gebiete gebracht worden!
(Die deutſchen Flüchtlinge müßte man in
Unterſteier erſt ſuchen, man wird ihrer nicht viele
finden; dagegen gibt uns dies Anlaß, gegen den
weiteren Anfenthalt der zu Sloweni-
ſierungszwecken maſſenhaft nach
Unterſteier gekommenen ſüdſlawiſchen
Flüchtlinge, welche uns obendrein das Leben
verteuern, nachdrücklich Proteſt zu
erheben!)
In dieſer Sitzung brachten Abg. Seitz und
Genoſſen auch einen Antrag betreffend die Auf-
hebung der Todesſtrafe ein. (Ein bekanntes
franzöſiſches Zitat beſagt: Mögen mit der Auf-
hebung der Tötung die Herren Mörder beginnen!)
— Nächſte Sitzung am 2. Oktober.
Der Juſtizausſchuß verhandelte den Antrag
des Abg. Dr. Adolf Groß betreffend die Haftung
des Staates für von ſtaatlichen Bedienſteten
oder Militärperſonen in Ausübung des Dienſtes
geübten Rechtsverletzungen.
Juſtizminiſter Dr. Ritter v. Schauer erklärte,
er werde den Verſuch, zu einem guten Haftungs-
geſetz zu kommen, unterſtützen. Die Regierung ſei
bereit, in Verhandlungen mit Ungarn und dem
Kriegsminiſterium wegen Einführung der Ent-
Die Not der Zeit.
„Oeſterreich-Ungarn beſitzt noch große
wirtſchaftlich unentwickelte Möglichkeiten und
unbehobene Schätze.“ (Großadmiral Tirpitz
über Oeſterreich-Ungarn.)
Staatsmonopol oder Kartellwirtſchaft.
Das Finanzprogramm unſerer Regierung, ins-
beſonders die Höhe unſerer Staatsſchulden müſſen
auch jenen zu denken geben, die bisher gewohnt
waren, ſich um die ſogenannte Politik nicht zu
kümmern und die Sorge und die Arbeit den
ſchlechten Stand unſerer Staatswirtſchaft beſſern
zu helfen, anderen überlaſſen haben. Es iſt an der
Zeit oder eigentlich die höchſte Zeit, nun endlich
einmal eine großzügige und ſtraffe Volkswirtſchafts-
politik anzubahnen. Gerade die Rede des Miniſter-
präſidenten enthielt einen Punkt, der von wirklich
ungeahnter Bedeutung für den öſterreichiſchen
Staatshaushalt werden könnte, wenn, ja wenn
wir nicht in Oeſterreich leben würden.
In dieſer Rubrik war ſchon einmal Gelegen-
heit, im allgemeinen auf die ſchädlichen Wirkungen
der Kartelle hinzuweiſen. Jetzt muß im Beſonderen
auf einen Anſchlag, der gegen das Volksvermögen
geführt wird, gewieſen und die ungeheure
Gefahr, die dem Volke wie dem Staate droht, ins
rechte Licht gerückt werden. Das Regierungs-
programm ſpricht von einer Ueberlaſſung der öſter-
reichiſchen Waſſerkräfte an die Privatwirtſchaft. Es
iſt von Intereſſe, ein wenig die Folgen, die ein
ſolches Beginnen haben würde, ins rechte Licht
zu rücken.
Staatsmonopol oder Kartellwirtſchaft. Um
die beiden Pole dreht ſich unſer kommendes
Wirtſchaftsleben. Die Monopoliſierung irgend eines
Wirtſchaftszweiges durch den Staat kann vielleicht
für den Konſumenten keine Verbilligung des
Verbrauchsgegenſtandes bringen. Und doch iſt ſie
bei gleichen Umſtänden für das Volk günſtiger
denn die Kartellwirtſchaft, weil dieſe den Gebarungs-
überſchuß nicht dem allgemeinen Wohle zuführt,
ſondern lediglich zur Bereicherung einzelner Gruppen
dient. Die Kartellwirtſchaft zieht noch den weiteren
Nachteil nach ſich, daß an die Erzeugung meiſt
noch das Börſeſpiel angehängt wird, d. h. daß die
betreffende Induſtrie in einer Aktien-Geſellſchaft
vereinigt wird, welche auch an der Börſe noch mit
dem Heranziehen des Volkskapitals durch den
Ankauf der betreffenden Aktien rechnet.
Ein Staat, der ſich und ſeinen Bürgern wohl
will, muß ſich mit aller Entſchiedenheit gegen das
Kartellweſen ſtemmen und alles um ſich zur
eigenen Bewirtſchaftung heranziehen, was zur
Hebung des Staatshaushaltes dient.
Deutſchland geht mit der Elektrizitätsfrage
voran, weil es die Bewirtſchaftung des Elektrizitäts-
weſens in ſeine eigene Hand nehmen will. Wir
haben einen ungleich größeren Reichtum an Waſſer-
kräften und wollen ſie der Ansbentung durch
Banken und A.-G. ausliefern.
Die Regierung, welche dieſe Tat begeht, lädt
eine Schuld auf ſich, die untilgbar iſt.
—y—.
ſchädigung für ungerechtfertigte Ver-
urteilungen durch die Militärgerichte ein-
zutreten.
Randgloſſen der Woche.
Die Luftangriffe auf England. Das
Renterbüro meldet über den erfolgreichen Zeppelin-
angriff vom 25. September folgendes: Die feind-
lichen Luftſchiffe verſuchten ſich mehreren verteidigten
Plätzen zu nähern, wurden aber durch Geſchütz-
feuer vertrieben. Die Luftſchiffe warfen Bomben
ab. In einer Küſtenſtadt wurden drei Frauen leicht
verletzt. Der Schaden iſt gering.
Die Engländer ſcheinen für den Bericht über
Fliegerangriffe ein Formular zu beſitzen, das immer
wieder abgedruckt wird. Diesmal fehlen allerdings
die obligaten verletzten zwei Kinder.
England ſperrt die Ausfuhr nach Skandinavien
und Holland. „Nationaltitende“ teilt mit: Die
britiſche Regierung ſtellte auf Erſuchen der ameri-
kaniſchen Regierung vorläufig alle Ausfuhr nach
Skaudinavien und Holland ein.
Alſo auf Erſuchen Wilſons, bei dem jedes
zweite Wort „Menſchlichkeit“ iſt, ſollen die Holländer
und Skandinavier dem Hunger preisgegeben werden,
falls ſie nicht vorziehen, ſich der Entente anzu-
ſchließen.
Wieder neue Heeresfront-Kommandanten.
Petersburg, 25. September. General Tſcheremiſſow
iſt zum Kommandanten der Nord- und General
Wolowtſchenko als Nachfolger Tſcheremiſſows zum
Kommandanten der Südweſtfront ernannt worden.
Wenn der Krieg noch lange fortdauert, wird
ſchließlich jeder ruſſiſche Soldat eine Zeit lang
Heeresfrontkommandant geweſen ſein.
Schließung der Petersburger Hochſchulen.
Das Unterrichtsminiſterium gibt bekannt, daß alle
Hochſchulen in Petersburg mit Ausnahme der
mediziniſchen Fakultät für dieſes Vorleſungsjahr
geſchloſſen werden.
Kerenskij iſt vorſichtig. Es könnte ihm gefährlich
werden, wenn es in Rußland zu viel helle Köpfe gibt.
Die Duſe geht zum Kino. Italieniſche
Blätter melden: Eleonore Duſe hat ſich bereits
ſeit längerer Zeit von der Bühne zurückgezogen.
Demnächſt werden aber ihre Bewunderer ſie wieder
ſpielen ſehen können, freilich nicht leibhaftig, ſondern
nur auf der Leinwand, die heute die Welt bedeutet:
die Duſe geht zum Film!
Da wird es bald Gabriele d’Annunzio-Rappaport
doppelt bedauern, daß er ſich mit der liebesbedürftigen
alten Dame entzweit hat und ſie nicht mehr ſchröpfen
kann.
Neue Rennſtälle. In jüngſter Zeit ſind ſowohl
auf den Galoppbahnen, wie beim Trabrennſport
einige neue Rennſtälle aufgetaucht, was in erſter
Linie auf die großen Wertverſchiebungen durch
Kriegsgewinne uſw. zurückzuführen ſein dürfte.
Auch ein Zeichen der Zeit!
Von der Parlamentseröffnung. Die neuen
Miniſter ſind vollzählig im Hauſe erſchienen. Die
Miniſterbank mußte, um den Kabinettsmitgliedern
Platz zu gewähren, verlängert werden.
Ach, denkt mancher Abgeordneter, warum hat
man ſie nicht noch mehr verlängert.
Der Nationalverband. In einem Schreiben
Dobernigs an das „Grazer Tagblatt“ heißt es u. a.
Der Nationalverband verhält ſich nach wie vor
auch jetzt wieder zuwartend und will ſeine Stellung
zur Regierung nach deren Taten einrichten.
Das deutſche Volk wartet noch immer, um ſich
ſeiner „Vertreter“ endlich entledigen zu können.
Ein Ausſchuß zur Förderung eines
baldigen Friedens. Die Abgeordneten Dr. Wilhelm
Neumann und Genoſſen haben in der heutigen
Sitzung einen Antrag betreffend die Einſetzung
eines 25gliedrigen Ausſchuſſes zur Förderung eines
baldigen Friedens eingebracht.
Dieſe Friedenswinsler, die uns den Krieg
verlängern, ſollte man auf 14 Tage zu unſeren
Frontſoldaten ſchicken. Natürlich ohne Diätenbezug.
Kurze Nachrichten.
Tod eines ſüdſlawiſchen Hochverräters.
In London iſt der kroatiſche Landtagsabg. Franz
Supilo im Zuſtande der Geiſtesſtörung geſtorben.
Er war ſerbophil und flüchtete zu Kriegsbeginn
mit anderen ſeiner ſüdſlawiſchen Geſinnungsgenoſſen
ins feindliche Ausland, um dort den Zuſammen-
bruch Öſterreichs abzuwarten. Den erlebte er aber
nicht mehr. Er war auch, wie der „Corriere della
Sera“ ſchreibt, „einer der beſteu Freunde Italiens
unter den Südſlawen“.
2 Millionen Mark für Brennholz. Neben
Lebensmitteln will der Magiſtrat Berlin nun auch
Brennholz beſchaffen. Der Magiſtrat fordert die
Stadtverordnetenverſammlung auf, ihn zu ermächtigen,
vorläufig 2 Millionen Mark dafür zu veraus-
gaben.
Schwerer Fliegerunfall in Schweden. Die
Fliegerleutnants Freiherr Bliren-Finecke und
von Pfeiff unternahmen einen Uebungsflug auf
dem Flugptatz Malmslätt bei Linköping. Nach der
Landung explodierte der Motor und beide Offiziere
verbrannten.
Drei Jahre Zuchthaus wegen Brotmarken-
fälſchung. Das Schwurgericht in Halle verurteilte
die beiden Berliner Arbeiter Franz Korus und
Karl Grefling zu je drei Jahren Zuchthaus und
fünf Jahren Ehrverluſt, weil ſie in Merſeburg
Brotmarken in größeren Mengen gefälſcht und an
Arbeiter der Leuna-Werke verkauft hatten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |