Marburger Zeitung. Nr. 55, Marburg, 08.05.1913.Marburg Zeitung. [Spaltenumbruch] Der Preis des Blattes beträgt: Für Marburg: Mit Postversendung: [Spaltenumbruch] Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Sprechstunden des Schriftleiters an allen Wochentagen von Verwaltung: Edmund Schmidgasse 4. (Telephon Nr. 24.) [Spaltenumbruch] Anzeigen werden im Verlage des Blattes und von Schluß für Einschaltungen Die Einzelnummer kostet 10 Heller Nr. 55 Donnerstag, 8. Mai 1913 52. Jahrgang. [Spaltenumbruch] Es wird wieder abgewickelt! Marburg, 8. Mai. Nun ist auch der Fall Albanten für uns in- [Spaltenumbruch] Um hohen Preis. 3 Nachdruck verboten. Je länger Flower über den Gegenstand nach- Beatrices Entdeckung war schon schlimm "Was soll das eigentlich bedeuten?" murmelte Müde erhob sich Flower und verließ die "Sind Sie nicht eine der Mägde meiner "Ja, ich bin bei Miß Galloway bedienstet, Die Stimme der Magd wurde undeutlich, "Ich bin soeben einer Deiner Mägde begegnet", "Was ist denn der Person nur eingefallen? "Man könnte Anna beim besten Willen nicht "Sie hält sich sonst immer nur an Tatsachen. Marburg Zeitung. [Spaltenumbruch] Der Preis des Blattes beträgt: Für Marburg: Mit Poſtverſendung: [Spaltenumbruch] Erſcheint jeden Dienstag, Donnerstag und Sprechſtunden des Schriftleiters an allen Wochentagen von Verwaltung: Edmund Schmidgaſſe 4. (Telephon Nr. 24.) [Spaltenumbruch] Anzeigen werden im Verlage des Blattes und von Schluß für Einſchaltungen Die Einzelnummer koſtet 10 Heller Nr. 55 Donnerstag, 8. Mai 1913 52. Jahrgang. [Spaltenumbruch] Es wird wieder abgewickelt! Marburg, 8. Mai. Nun iſt auch der Fall Albanten für uns in- [Spaltenumbruch] Um hohen Preis. 3 Nachdruck verboten. Je länger Flower über den Gegenſtand nach- Beatrices Entdeckung war ſchon ſchlimm „Was ſoll das eigentlich bedeuten?“ murmelte Müde erhob ſich Flower und verließ die „Sind Sie nicht eine der Mägde meiner „Ja, ich bin bei Miß Galloway bedienſtet, Die Stimme der Magd wurde undeutlich, „Ich bin ſoeben einer Deiner Mägde begegnet“, „Was iſt denn der Perſon nur eingefallen? „Man könnte Anna beim beſten Willen nicht „Sie hält ſich ſonſt immer nur an Tatſachen. <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <titlePage xml:id="title1" type="heading" next="#title2"> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Marburg Zeitung.</hi> </titlePart> </titlePage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jExpedition"> <p>Der Preis des Blattes beträgt: Für Marburg:<lb/> Ganzjährig 12 <hi rendition="#aq">K,</hi> halbjährig 6 <hi rendition="#aq">K,</hi> vierteljährig 3 <hi rendition="#aq">K,</hi> monat-<lb/> lich 1 <hi rendition="#aq">K.</hi> Bei Zuſtellung ins Haus monatlich 20 <hi rendition="#aq">h</hi> mehr.</p><lb/> <p>Mit Poſtverſendung:<lb/> Ganzjährig 14 <hi rendition="#aq">K,</hi> halbjährig 7 <hi rendition="#aq">K,</hi> vierteljährig 3 <hi rendition="#aq">K 50 h.</hi><lb/> Das Abonnement dauert bis zur ſchriftlichen Abbeſtellung.</p><lb/> <cb/> <p> <hi rendition="#b">Erſcheint jeden Dienstag, Donnerstag und<lb/> Samstag abends.</hi> </p><lb/> <p><hi rendition="#b">Sprechſtunden</hi> des Schriftleiters an allen Wochentagen von<lb/><hi rendition="#b">11—12</hi> Uhr und von <hi rendition="#b">5—6</hi> Uhr Edmund Schmidgaſſe 4.</p><lb/> <p>Verwaltung: Edmund Schmidgaſſe 4. 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Aber es iſt charakteriſtiſch,<lb/> daß man auch im zwanzigſten Jahrhundert noch<lb/> immer die Bevölkerung wie ein unmündiges Kind<lb/> behandelt; man ſagt ihr heute, daß dies und das<lb/> eine „Notwendigkeit“ für Öſterreich-Ungarn ſei und<lb/> ſie hat es zu glauben; man ſagt ihr, Öſterreich-<lb/> Ungarn verlange dies und das — die Bevölkerung,<lb/> welche doch dieſes Öſterreich-Ungarn darſtellt, weiß<lb/> zwar davon gar nichts, hat aber zu glauben, daß<lb/> ſie ſelbſt es verlangt! Und wenn dann über Nacht<lb/> in einigen Köpfen in Wien ein großer Umſchwung<lb/> erfolgt, dann hat die Bevölkerung dies wieder zur<lb/> Kenntnis zu nehmen und es heißt dann einfach:<lb/> Öſterreich-Ungarn hat beſchloſſen .... 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Sie wurden dadurch über ihr Seelenleben,<lb/> welches ſie offenbar ſelbſt nicht verſtanden hatten,<lb/> aufgeklärt; vorher gabs im Norden und Süden<lb/> allſlawiſche Demonſtrationen für Nikita in Hülle<lb/> und Fülle und ſogar ein wirklicher Staatsanwalt<lb/> ſlawiſcher Nationalität in Dalmatien mußte abge-<lb/> ſetzt werden, weil er ſich weigerte, gegen einen des<lb/> Hochverrates beſchuldigten Notar die Anklage zu<lb/> erheben. Nun aber kommen Steuerzahler und Wiener<lb/> Staatskanzlei mit einem blauen Auge davon! N. J.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="preis1" next="#preis2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Um hohen Preis.</hi> </head><lb/> <byline>Roman von <hi rendition="#b">Fred. M. 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Es war nicht ſeine<lb/> Art, ſich über die Schrullen und Einfälle ſeiner<lb/> Dienſtleute Gedanken zu machen, und unter an-<lb/> deren Umſtänden hätte er ſicherlich keine Neugierde<lb/> empfunden. Allein im Hinblick auf die jüngſten<lb/><cb/> Ereigniſſe beſaßen ſelbſt unſcheinbare Vorfälle wie<lb/> dieſer ihre Bedeutung, und jedenfalls wollte er<lb/> ſeine Nichte über die Sache befragen. Er traf ſie<lb/> im Geſellſchaftszimmer an, wo ſie im Begriffe war,<lb/> Blumen anzubringen.</p><lb/> <p>„Ich bin ſoeben einer Deiner Mägde begegnet“,<lb/> ſprach Flower.</p><lb/> <p>„Was iſt denn der Perſon nur eingefallen?<lb/> Sie ſieht aus, als hätte ſie einen Geiſt erblickt.<lb/> Ich hoffe nur, es wird kein dummes Gerede<lb/> daraus entſtehen, damit es nicht etwa heißt,<lb/> einer der früheren Beſitzer von Maldon Grange<lb/> ſpuke nächtlicherweiſe in den Korridoren herum.<lb/> Wenn irgend etwas, ſo verabſcheue ich einen<lb/> ſolchen Aberglauben aufs höchſte!“</p><lb/> <p>„Man könnte Anna beim beſten Willen nicht<lb/> abergläubiſch nennen“, erklärte Beatrice.</p><lb/> <p>„Sie hält ſich ſonſt immer nur an Tatſachen.<lb/> Doch vorhin kam ſie mit einer ſeltſamen Geſchichte<lb/> nach Hauſe. Sie war im Dorf, um etwas für<lb/> mich zu beſorgen, und da ſie ſich ein wenig<lb/> verſpätet hatte, kam ſie auf dem Rückwege durch<lb/> den Fichtenwald. In der Mitte des Waldes habe<lb/> ſie nun zwei große Affen erblickt, die im Graſe<lb/> hockend miteinander geſtikulierten. Natürlich wollte<lb/> ich ihr beweiſen, daß dies ein Unſinn ſei; aber<lb/> ſie beharrte bei ihrer Ausſage und ergänzte ſie<lb/> dahin, daß es zwei Orang-Utangs geweſen ſeien,<lb/> die ſie ganz deutlich geſehen habe. Als dieſe ihrer<lb/> anſichtig wurden, verſchwanden ſie, als hätte der<lb/> Boden ſie verſchlungen. Sie weiß ſelbſt nicht,</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Marburg Zeitung.
Der Preis des Blattes beträgt: Für Marburg:
Ganzjährig 12 K, halbjährig 6 K, vierteljährig 3 K, monat-
lich 1 K. Bei Zuſtellung ins Haus monatlich 20 h mehr.
Mit Poſtverſendung:
Ganzjährig 14 K, halbjährig 7 K, vierteljährig 3 K 50 h.
Das Abonnement dauert bis zur ſchriftlichen Abbeſtellung.
Erſcheint jeden Dienstag, Donnerstag und
Samstag abends.
Sprechſtunden des Schriftleiters an allen Wochentagen von
11—12 Uhr und von 5—6 Uhr Edmund Schmidgaſſe 4.
Verwaltung: Edmund Schmidgaſſe 4. (Telephon Nr. 24.)
Anzeigen werden im Verlage des Blattes und von
allen größeren Annoncen-Expeditionen entgegengenommen
und koſtet die fünfmal geſpaltene Kleinzeile 12 h
Schluß für Einſchaltungen
Dienstag, Donnerstag Samstag 10 Uhr vormittags.
Die Einzelnummer koſtet 10 Heller
Nr. 55 Donnerstag, 8. Mai 1913 52. Jahrgang.
Es wird wieder abgewickelt!
Marburg, 8. Mai.
Nun iſt auch der Fall Albanten für uns in-
ſoweit erledigt, als eine gemeinſame militäriſche
Aktion Öſterreich-Ungarns und Italiens in Frage
kam. Noch an jenem Tage, an welchem bekannt ge-
geben wurde, daß König Nikita ſich zur Räumung
Skutaris entſchloſſen habe, verkündeten die von der
Regierung inſpirierten Blätter, daß die Räumung
Skutaris auf die militäriſche Beſetzung Albaniens
durch öſterreichiſch-ungariſche und italieniſche Truppen
keinen Einfluß ausübe; das militäriſche Eingreifen
in Albanien müſſe trotzdem erfolgen. Aber wie mit
einem Schlage iſt dies anders geworden. In Wien
hat man urplötzlich an dieſer angeblichen Notwen-
digkeit den Geſchmack verloren und es wird nun wieder
ſachte abgewickelt; von dieſer „notwendigen“ gemein-
ſamen militäriſchen Aktion iſt heute keine Rede mehr.
Aus welchen Quellen fließt dieſe neue Erkenntnis,
welches Wunder mag dieſen urplötzlichen Umſchwung
herbeigeführt haben? Schon hatten ja klerikale Blätter
die Forderung durchblicken laſſen, daß es nicht bei
einer zeitweiligen Beſetzung Albaniens bleiben dürfe,
ſondern daß eine regelrechte Teilung des Landes
durch die beiden Adriamächte erfolgen ſolle, daß der
Beſetzung die Beſitzergreifung folgen müſſe. Und nun
iſt das alles weggeblaſen und dieſe „Notwendigkeit“
iſt über Nacht verſchwunden. Zweifellos haben die
Mächte des Dreiverbandes, vor allem Rußland und
Frankreich, in den Staatskanzleien von Wien und
Rom ganz unzweideutige Erklärungen abgegeben, die
ſich gegen das geplante Unternehmen in Albanien
kehrten und ſchließlich dürften in Wien auch Be-
denken darüber aufgetaucht ſein, ob es denn wirklich
ein gar ſo vorteilhaftes Geſchäft ſei, Nordalbanien
einzuſtecken, Südalbanien aber den Italienern zu
überlaſſen, die im Beſitze Valonas die Herren der
Meerenge von Otranto wären und die Adria uns
dort ſperren könnten. Und ſo kam es, daß die frühere
Notwendigkeit urplötzlich nicht mehr vorhanden iſt
und daß der großen, auf Albanien zeigenden Geſte
der ſtille Rückzug folgt. Aber es iſt charakteriſtiſch,
daß man auch im zwanzigſten Jahrhundert noch
immer die Bevölkerung wie ein unmündiges Kind
behandelt; man ſagt ihr heute, daß dies und das
eine „Notwendigkeit“ für Öſterreich-Ungarn ſei und
ſie hat es zu glauben; man ſagt ihr, Öſterreich-
Ungarn verlange dies und das — die Bevölkerung,
welche doch dieſes Öſterreich-Ungarn darſtellt, weiß
zwar davon gar nichts, hat aber zu glauben, daß
ſie ſelbſt es verlangt! Und wenn dann über Nacht
in einigen Köpfen in Wien ein großer Umſchwung
erfolgt, dann hat die Bevölkerung dies wieder zur
Kenntnis zu nehmen und es heißt dann einfach:
Öſterreich-Ungarn hat beſchloſſen .... Die Aus-
gaben für eine kleine Lokalbahn, die Errichtung einer
Mittelſchule und noch weit geringere Umſtände ver-
mögen im Parlamente die höchſten Erregungen aus-
zulöſen; wenn es ſich aber um die höchſten Werte
im Leben handelt, um eine Politik, die unmittelbar
zum Kriege führt und die ſchwerſten Kataſtrophen
auszulöſen vermag, wenn hunderte von Millionen
Kronen zu heimlich gehaltenen Zwecken verwendet
werden, zu Zwecken. die gar nicht Erfüllung finden,
dann, wenn es ſich um das Höchſte und Wichtigſte
handelt, um Gut und Blut, hat die Bevölkerung
und das Parlament kein Wörtlein drein zu reden;
von der Entſchließung einiger Perſonen hängt die
geſamte auswärtige Politik und hängen ihre
letzten und furchtbarſten Konſequenzen ab. Dies
haben die letzten Wochen wieder einmal zur Genüge
gezeigt und wenn dieſe Tatſache auch in der Ver-
faſſung begründet und daher unangreifbar erſcheint,
ſo nimmt es immerhin die weiteſten Schichten der
Bevölkerung wunder, daß das Parlament die Er-
richtung einer kleinen Brücke durch den Staat be-
willigen oder verweigern kann, daß es aber ohne
jede Einflußnahme daſteht gegenüber der äußeren
Politik, die mit der Verwendung von Millionen
Soldaten und mit Geldopfern rechnet, die ſich in
beſtimmten Fällen raſch auf Milliarden von Kronen
belaufen würden. Mit ämtlich abgeſtempelter Poeſie
ſprach noch vor einigen Tagen die Militäriſche
Rundſchau von dem wunderbaren und ſtarken Empfin-
den, welches dem Einmarſche in die wilden Mon-
tenegriner- und Albanerberge entgegengebracht werde;
dadurch erſt erfuhren es die verſchiedenen Nationen
Öſterreichs, welche Gefühle ſie in dieſem Falle be-
ſeelen. Sie wurden dadurch über ihr Seelenleben,
welches ſie offenbar ſelbſt nicht verſtanden hatten,
aufgeklärt; vorher gabs im Norden und Süden
allſlawiſche Demonſtrationen für Nikita in Hülle
und Fülle und ſogar ein wirklicher Staatsanwalt
ſlawiſcher Nationalität in Dalmatien mußte abge-
ſetzt werden, weil er ſich weigerte, gegen einen des
Hochverrates beſchuldigten Notar die Anklage zu
erheben. Nun aber kommen Steuerzahler und Wiener
Staatskanzlei mit einem blauen Auge davon! N. J.
Um hohen Preis.
Roman von Fred. M. White.
Deutſch von Ludwig Wechſler.
3 Nachdruck verboten.
Je länger Flower über den Gegenſtand nach-
dachte, umſo unerklärlicher erſchien er ihm.
Beatrices Entdeckung war ſchon ſchlimm
genug; aber der Vorfall mit dem Einſchreibe-
brief war noch tauſendmal ſchlimmer. Niemand
ſchätzte Kühnheit, Mut und Energie höher wie
Flower; er wußte, welche wichtige Rolle dieſen
Eigenſchaften im Leben zufalle, und ihnen hatte
er auch zu danken, was er heute war. Allein
dieſe Kühnheit und Liſt ließen ſeine eigene weit
hinter ſich. Unwillkürlich griff er nach der ſeidenen
Schnur und drehte ſie nervös zwiſchen den
Fingern.
„Was ſoll das eigentlich bedeuten?“ murmelte
er. „Und weshalb läßt man mir dieſe Warnung
zukommen? Einfach gräßlich! Man iſt jetzt heil
und geſund und im nächſten Augenblick ein toter
Mann, ohne daß ein Arzt zu ſagen vermöchte,
wie das zuſtande gebracht wurde. Und ſelbſt
wenn man die Kerle hinter Schloß und Riegel
ſetzte, ſo iſt damit doch nichts erreicht. Nichts
leichter, wie irgend einen verlotterten Land-
ſtreicher zu beſtechen, damit er das nämliche voll-
bringe, nachdem man ihm einmal den Weg ge-
zeigt hat. Ich kenne Dutzende von Menſchen in
London, die mir mit einer wahren Wonne das
Lebenslicht ausblaſen würden, wenn ſie es ſtraflos
tun könnten!“
Müde erhob ſich Flower und verließ die
Bibliothek. Er war der eigenen Gedanken über-
drüſſig und ſehnte ſich mit einemmale nach
menſchlicher Geſellſchaft. Auf ſeinem Wege in
die große Vorhalle kam ihm im Korridor eine
Magd mit leichenblaſſem Geſicht und allen Anzeichen
des Schreckens entgegen. In ſeiner Erregung
konnte er ſich nicht enthalten, die Perſon anzuhalten
und zu fragen, was geſchehen ſei.
„Sind Sie nicht eine der Mägde meiner
Nichte? Und weshalb ſehen Sie ſo geiſterbleich
aus?“ herrſchte er ſie an.
„Ja, ich bin bei Miß Galloway bedienſtet,
Sir“, murmelte das Mädchen. „Als ich vorhin
aus dem Dorfe heimkam und durch den Wald
ſchreitend beim Hinterhauſe anlangte, wurde ich
von großem Schrecken erfaßt. Ich berichtete es
Miß Galloway, und ſie ermahnte mich, ich möge
nicht töricht ſein. Ich wage aber zu behaupten,
daß, wenn ich näher zugeſehen hätte, ſicherlich ent-
deckt hätte, daß ...“
Die Stimme der Magd wurde undeutlich,
ihre Sprache unzuſammenhängend und Flower
ließ ſie ihres Weges gehen. Es war nicht ſeine
Art, ſich über die Schrullen und Einfälle ſeiner
Dienſtleute Gedanken zu machen, und unter an-
deren Umſtänden hätte er ſicherlich keine Neugierde
empfunden. Allein im Hinblick auf die jüngſten
Ereigniſſe beſaßen ſelbſt unſcheinbare Vorfälle wie
dieſer ihre Bedeutung, und jedenfalls wollte er
ſeine Nichte über die Sache befragen. Er traf ſie
im Geſellſchaftszimmer an, wo ſie im Begriffe war,
Blumen anzubringen.
„Ich bin ſoeben einer Deiner Mägde begegnet“,
ſprach Flower.
„Was iſt denn der Perſon nur eingefallen?
Sie ſieht aus, als hätte ſie einen Geiſt erblickt.
Ich hoffe nur, es wird kein dummes Gerede
daraus entſtehen, damit es nicht etwa heißt,
einer der früheren Beſitzer von Maldon Grange
ſpuke nächtlicherweiſe in den Korridoren herum.
Wenn irgend etwas, ſo verabſcheue ich einen
ſolchen Aberglauben aufs höchſte!“
„Man könnte Anna beim beſten Willen nicht
abergläubiſch nennen“, erklärte Beatrice.
„Sie hält ſich ſonſt immer nur an Tatſachen.
Doch vorhin kam ſie mit einer ſeltſamen Geſchichte
nach Hauſe. Sie war im Dorf, um etwas für
mich zu beſorgen, und da ſie ſich ein wenig
verſpätet hatte, kam ſie auf dem Rückwege durch
den Fichtenwald. In der Mitte des Waldes habe
ſie nun zwei große Affen erblickt, die im Graſe
hockend miteinander geſtikulierten. Natürlich wollte
ich ihr beweiſen, daß dies ein Unſinn ſei; aber
ſie beharrte bei ihrer Ausſage und ergänzte ſie
dahin, daß es zwei Orang-Utangs geweſen ſeien,
die ſie ganz deutlich geſehen habe. Als dieſe ihrer
anſichtig wurden, verſchwanden ſie, als hätte der
Boden ſie verſchlungen. Sie weiß ſelbſt nicht,
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