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Marburger Zeitung. Nr. 59, Marburg, 26.05.1914.

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Marburger Zeitung Nr. 59, 26. Mai 1914

[Spaltenumbruch] bringt angenehme Abwechslung in das Programm.
Das aktuelle Gaumont-Journal, welches diesmal
von ganz besonderem Umfange ist, zeigt uns die
letzten Ereignisse und Begebenheiten aus aller
Welt. Den Abschluß bildet der komische Schlager
"Müller hat eine Nähnadel verloren", welcher
große Heiterkeit erregt. Samstag um 5 Uhr be-
ginnen die Passionsspiele, das neueste, größte und
schönste Kunstwerk. Extravorstellungen für Körper-
schaften, Schulen und Anstalten zu jeder gewünschten
Stunde bei bedeutend ermäßigten Preisen. Geneigte
rechtzeitige Anmeldungen an die Bioskop-Direktion.

Zum Burschenschaftertag.

Der Festzug
am Sonntag wurde nunmehr endgiltig wie folgt
festgestellt: Beginn halb 11 Uhr vormittags ab
Götz durch die Goethestraße, Bismarckstraße, Tappeiner-
platz, Hamerlingstraße, Tegetthoffstraße, Burgplatz,
Burggasse, Herrengasse, Hauptplatz, zurück durch
die Herrengasse zum neuen Stadtpark, wo sich dann
der Festzug nach Übergabe des Gedenksteines in die
Obhut der Gemeinde auflöst.

Das Frühlingsfest des Stadtverschönerungs-
vereines -- verschoben.

Um einer bei großen
Volksfesten, wo tausende von Menschen zusammen-
strömen, nur allzuleicht möglichen neuerlichen
Weiterverbreitung der noch immer nicht erloschenen
Scharlach-Epidemie vorzubeugen, wurde der Be-
schluß gefaßt, dieses für den 7. Juni bestimmte Fest
erst am Sonntag den 28. Juni, eventuell am 29.
Juni abzuhalten.

Der neue Leiter der Bezirkshauptmann-
schaft Windischgraz.

Morgen verläßt Statthalterei-
sekretär Dr. Freiherr von Neugebauer die Stadt
Marburg, um die Leitung der Bezirkshauptmann-
schaft Windischgraz zu übernehmen. Während seiner
Amtstätigkeit bei der Bezirkshauptmannschaft Mar-
burg hat sich Freiherr von Neugebauer die allge-
meinsten Sympathien erworben, die ihn in seinen
neuen Wirkungskreis geleiten. Mit dem neuen
Leiter der Bezirkshauptmannschaft Windischgraz ge-
winnt dieser Bezirk einen politischen Chef, dessen
Liebeswürdigkeit, Sachkenntnis und Vertrautheit
mit den untersteirischen Verhältnissen ihm gewiß
auch dort jene Sympathien verschaffen wird, die
er in Marburg genoß.

Kaufmännischer Gesangverein.

Heute Voll-
probe im Vereinsheim. Zum Studium gelangen
die Chöre für die Eggenberger Sängerfahrt. An
die Mitglieder ergeht das Ersuchen, pünktlich zu
erscheinen.

Der Jungmannschaftsabend der Jugend-
Südmarkortsgruppe

erfreute sich auch bei ihrer
letzten Veranstaltung eines recht guten Besuches.
Nachdem von Orchester ein flotter Marsch vorge-
tragen war, begrüßte der Obmann Herr Rudolf
Kiffmann, Techniker, alle Anwesenden, insbesondere
die Vertreter der Männerortsgruppe Herrn kais. Rat
Dr. Artur Mally, Herrn Waidacher, der Frauen-
und Mädchenortsgruppe Obfrau Frau Johanna Leidl,
die Vertreter des deutschen Hochschülerverbandes,
des Turnvereines Jahn und des Marburger Turn-
vereines usw. und erteilte hierauf Herrn Prof. Dr.
Mühlbacher zum Bortrage die Schlacht im Teute-
burger Wald das Wort, welcher Vortrag mit großem
Beifall endete. Hierauf trug Herr Prof. Knapp
einige Gedichte vor. Das Orchester spielte noch
einige Walzer unter der Leitung des Herrn Otmar
Roba.

Spende.

Herr kais. Rat Karl Pfrimer
spendete anstatt eines Kranzes für den verstorbenen
Herrn Oberst Prokop der Rettungsabteilung 15 K.,
wofür der beste Dank gesagt wird.

Automobilverbindung Marburg-Ober-
Pulsgau.

Aus Ober-Pulsgau wurde uns geschrieben:
Die von Herrn Karl Herrmann ins Leben
gerufene Auto-Omnibusverbindung Ober-Pulsgau-
Marburg wird Donnerstag den 28. Mai mit
einer kommissionellen Probefahrt Marburg-Ober-
Pulsgau eröffnet und dann der 30 Personen
fassende Wagen ab Freitag den 29. Mai dem
öffentlichen Verkehr übergeben werden.

Schweres Automobilunglück.

Am 24. d.,
gegen 9 Uhr abends, fuhr Herr Dr. Branko
Zizek aus Idria mit Dr. Bergmann von
Sachsenfeld in seinem Auto nach Hochenegg. In
St. Margareten bei Cilli kam ihnen der Holz-
händler Conferro aus Gaberje bei Cilli mit
einem Landauer entgegen. Da der Automobilist
Dr. Zizek sein Fahrzeug nur mit einem Petroleum-
lichte(!) beleuchtet hatte und vorschriftswidrig rechts
fuhr, kam es zu einem furchtbaren Zusammenstoße.
Einem Pferde des Herrn Conferro wurden die
[Spaltenumbruch] Vorderfüße vollkommen abgetrennt, so daß es an
Ort und Stelle geschlachtet und dem Wasenmeister
übergeben werden mußte. Die Insassen des Kraft-
wagens und des Landauers kamen ohne Verletzungen
davon. Das Auto selbst wurde stark beschädigt, so
daß es sich zur Weiterfahrt nicht mehr eignete.

Im Bade Krapina-Töplitz

wird am 1. Juni
das neue Schlammbad feierlich eröffnet; für das-
selbe wurde ein tüchtiger Bademeister aus Bad
Pistyan bezogen.

Einbruchsdiebstahl im Weingartenhause
Wastian.

Der 31jährige Josef Golob, verehe-
lichter Schmied aus Zellnitz a. D., hatte am 13.
Dezember v. J. eine achtmonatliche Kerkerstrafe in
Marburg abgebüßt. Tags darauf kam er in ange-
heitertem Zustande zu seiner in Rothwein wohnen-
den Ehegattin Agnes Golob, welche aber von ihm
nichts mehr wissen wollte. Aus Zorn darüber be-
drohte er sie mit Mord und Brandlegung, so daß
die Agnes Golob in große Furcht geriet. In der
Nacht zum 16. Dezember brach er, angeblich in
Gesellschaft eines unbekannten Diebsgenossen, in das
versperrte Herrenhaus des Abg. Wastian und
seiner Gemahlin Zäzilie Wastian im Weingarten
in Leitersberg ein und entwendete dort drei Herren-
anzüge (90 K.), einen Herrenrock (30 K.) ein Damen-
kostüm (40 K.), zwei Damenröcke (20 K.), ferners
verschiedene andere Kleidungsstücke, Herren- und
Damenwäsche, Eingemachtes, Likör, Zigarren und
Zigaretten, insgesamt im Werte von 248 Kronen.
Golob hatte als Sträfling im Wastianschen Wein-
garten gearbeitet und bei dieser Gelegenheit offen-
bar die Hausverhältnisse kennen gelernt. Nun war
er am 23. d. nachmittags des Verbrechens der
gefährlichen Drohung und des Verbrechens des
Diebstahles angeklagt und wurde vom Gerichts-
hofe zu dreizehn Monaten schweren Kerker ver-
urteilt.

Majestätsbeleidigung.

Der 30 jährige M.
Kmetec, verehelichter Winzer in Skorischnak,
Bez. Pettau, wurde bei der Mobilisierung anläßlich
der Balkankrise zur militärischen Dienstleistung ein-
berufen und diente vom 17. Dezember 1912 bis zum
21. August 1913 beim Festungsartillerieregiment 5
in Cattaro. Im März oder April 1913 erhielt er
einen Urlaub. Während dieses Urlaubes arbeitete
er im Weingarten. Der Winzer Zaischeg und
sein Sohn frugen ihn einmal gelegentlich, wie es
ihm ,beim Kaiser', d. h. bei den ,Kaiserlichen', gehe.
Kmetec soll nun durch seine Antwort in slowenischer
Sprache eine schwere Majestätsbeleidigung begangen
haben. Zaischek zeigte dies an. Kmetec verantwortete
sich damit, daß er mit seiner Äußerung nicht den
Monarchen, sondern den Ferdinand Kaiser gemeint
habe, der Feuerwerker bei seinem (des Kmetec) Re-
giment gewesen sei. Die Erhebungen ergaben aber,
daß dieser Zugsführer Kaiser schon im Jahre 1907
zu einem anderen Truppenkörper versetzt wurde
und daß also Kmetec keinen Grund zum Groll
gegen den Feuerwerker Kaiser gehabt haben kann.
Außer des Verbrechens der Majestätsbeleidigung
war Kmetec auch der leichten Körperbeschädigung
angeklagt, weil er am 9. Jänner d. J. den 7 jährigen
Schulknaben Ruß zu Boden warf, ohrfeigte und
ihm Hiebe auf den Unterleib versetzte. Der Gerichts-
hof verurteilte ihn wegen der Majestätsbeleidigung
zu zwei Monaten schwerem Kerker.

Ein hartnäckiger Verfolger.

Der hiesige
Steuerexekutor Karl Vollmayer hegt gegen Viktor
Wolfzettel, Maschinführeranwärter in Marburg,
wegen eines im Dezember v. J. vorgefallenen Zer-
würfnisses einen heftigen Groll. Als er am 6.
Jänner mit Viktor Wolfzettel in einem Gasthause
zusammenkam, beschuldigte er den letzteren, er be-
stehle die Südbahn. Herr Viktor Wolfzettel hat
hierauf gegen Herrn Vollmayer die Privatklage er-
hoben und fand darüber beim k. k. Bezirksgerichte
Marburg die Hauptverhandlung am 21. Jänner
statt. Bei dieser Verhandlung hat Herr Karl Voll-
mayer die erhobene Beschuldigung des Diebstahles
widerrufen, Abbitte geleistet, einen Sühnebetrag
von 70 K. für den Kindergarten in Brunndorf er-
legt sowie die Vertretungskosten des Herrn Viktor
Wolfzettel im Betrage von 30 K. bezahlt, worauf
ihm Herr Wolfzettel die Strafe erließ. Bereits am
22. Jänner, also einen Tag nach der stattgefundenen
Hauptverhandlung und nach dem erfolgten Wider-
rufe der Diebstahlsbeschuldigung richtete Karl Voll-
mayer an den Heizhauschef der Südbahngesellschaft
in Marburg, ein Schreiben worin er neuerlich gegen
Viktor Wolfzettel den Vorwurf von Diebstählen zu
Schaden der Südbahngesellschaft erhebt. Auch dies-
mal betrat Herr Viktor Wolfzettel den Klageweg.
Karl Vollmayer bot für die Richtigkeit der erhobenen
[Spaltenumbruch] Beschuldigung den Wahrdeitsbeweis an, welcher
vom Gerichte auch zugelassen wurde. Das Ergebnis
der Beweisaufnahme lieferte jedoch gegen Viktor
Wolfzettel absolut kein belastendes Material. Vor
der am 20. Mai stattgefundenen Schlußverhandlung
bat nun die Gattin des Angeklagten Karl Vollmayer
den die Verhandlung führenden Herrn k. k. Bezirks-
richter unter Tränen, er möge auf die beiden Par-
teien vergleichend einwirken, was auch der Herr
Bezirksrichter tat, worauf über längeren Zuspruch
sich Herr Viktor Wolfzettel wirklich herbeiließ, auch
diesmal dem Angeklagten die Strafe zu erlassen,
wenn derselbe sowohl protokollarisch als auch durch
eine Veröffentlichung in der Zeitung die erhobene
Beschuldigung widerruft, hiefür Abbitte leistet und
die Prozeßkosten bezahlt. Der Angeklagte nahm
diesen Vorschlag an, worauf die Privatklage zurück-
gezogen wurde.

Ein Schimmel zu vergeben.

Das Inf.-Reg.
Nr. 47, Maschinengewehr-Abteilung II, gibt am
30. d. ein Tragtier (Schimmel) in Privatbenützung
ab. Jene Personen, die auf die Übernahme dieses
Tragtieres reflektieren, wollen in ihrem eigenen
Interesse sich ehestens beim obigen Kommando
vormerken lassen.

Die Militärmusik im Bade Krapina-Töp-
litz

(18 Mann unter persönlicher Leitung ihres
Kapellmeistees) wird schon am Pfingstsonntag den
31. Mai ihre täglichen Konzerte beginnen.

Die Einladungen zum Burschenschafter-
tag

gelangen heute zur Versendung. Anfragen
wollen an phil. Pock, Herrengasse 58, in Wohnungs-
angelegenheiten an Herrn Weber, Kanzlei des Haus-
besitzervereines, Schillerstraße 8, gerichtet werden.

Lieder zur Laute.

Gerade zur rechten Zeit,
da die ersten warmen, sonnigen Tage den alten
Wandertrieb wecken und alt und jung hinauszieht,
um in der neuerwachten, frühlingfrohen Natur den
Alltag zu vergessen, erscheint in der bekannten
Notensammlung "Musik für Alle" ein zweites
"Lautenlieder-Heft". Die beiden großen Abschnitte,
in die das Heft zerfällt: "Auf dem Marsche" und
"Bei lustiger Rast", zeigen, daß der Inhalt in
erster Linie den Wandervögeln und überhaupt allen
Wanderlustigen gewidmet ist. Der erste Teil enthält
außer den bekannten Stücken "Ein Jäger aus
Kurpfalz", "Wenn die Soldaten durch die Stadt
marschieren" und "Hinter Metz bei Paris" u. a.
auch ein neues Soldatenlied Bogumil Zeplers:
"Verdammt juchhe". Im zweiten Teil finden wir
Scherzlieder, wie "Ich ging emol spazieren", das
Handwerkerlied "Der Schneider-Jahrestag", die
Schauermär "Sabinchen" und neben anderen,
hübschen Stücken ein neues, balladenartiges Lied
"Fritze Ballmann". Den Beschluß bildet das reiz-
volle "Dandaladeia" des verstorbenen Komponisten
Georg David Schulz, dem Begründer des ersten
Kabaretts in Berlin. Da den Liedern eine Be-
gleitung sowohl für Laute wie für Klavier beige-
geben ist, wird es in den weitesten Kreisen Freude
bereiten; und wie es die Wanderer beiderseitigen
Geschlechts auf froher Fahrt begleiten soll, so wird
es auch daheim in fröhlichen Stunden als heiteres
Vortragsalbum willkommen sein. Das zweite
Lautenlieder-Heft ist wie alle bisher erschienenen
Hefte der "Musik für Alle" zum Preise von 60 H.
in allen Buch- und Musikalienhandlungen sowie
direkt vom Verlage Ullstein u. Co., Gesellschaft mit
b. H., Wien, 1. Bez., Rosenbursenstraße 8, erhältlich.

Vom neuen Friedhof.

Über das System
der Verschleppung, Verzögerung und Nachlässigkeit,
welches von den zuständigen slowenischen geistlichen
Faktoren gegenüber dem neuen Friedhofe angewandt
wird, werden allgemein Klagen laut. Zuerst ließ
man den für die Eröffnung festgesetzten Termin
vorbeigehen, ohne es zu ermöglichen, daß dort Be-
gräbnisse erfolgen konnten. Der Eröffnungstermin
mußte also, obwohl bei einigermaßen regulärem
Vorgehen alles in Ordnung hätte sein können,
wegen der unglaublichen, sagen wir Gleichgiltigkeit,
welche der ordnungsgemäßen Eröffnung entgegen
gebracht wurde, verschoben werden und trotz des
strikten Auftrages der Statthalterei mußte immer
noch der alte Friedhof benützt werden. Nun ist
der neue Friedhof endlich der Benützung über-
geben worden, aber die Pietät stand bei seiner
Eröffnung nicht Gevatter. Obwohl die Kirche aus
dem Friedhofsgeschäft bekanntlich große Einnahmen
erzielt, befindet sich das Friedhofsgelände noch
immer in dem Zustande einer gewissen "Ursprüng-
lichkeit", die das Auge und das Empfinden der
Friedhofsbesucher verletzt. Die Wege sind nicht
hergerichtet und die ganze äußere und innere Aus-
staltung des Friedhofes reizt durch ihr Fehlen zur

Marburger Zeitung Nr. 59, 26. Mai 1914

[Spaltenumbruch] bringt angenehme Abwechſlung in das Programm.
Das aktuelle Gaumont-Journal, welches diesmal
von ganz beſonderem Umfange iſt, zeigt uns die
letzten Ereigniſſe und Begebenheiten aus aller
Welt. Den Abſchluß bildet der komiſche Schlager
„Müller hat eine Nähnadel verloren“, welcher
große Heiterkeit erregt. Samstag um 5 Uhr be-
ginnen die Paſſionsſpiele, das neueſte, größte und
ſchönſte Kunſtwerk. Extravorſtellungen für Körper-
ſchaften, Schulen und Anſtalten zu jeder gewünſchten
Stunde bei bedeutend ermäßigten Preiſen. Geneigte
rechtzeitige Anmeldungen an die Bioſkop-Direktion.

Zum Burſchenſchaftertag.

Der Feſtzug
am Sonntag wurde nunmehr endgiltig wie folgt
feſtgeſtellt: Beginn halb 11 Uhr vormittags ab
Götz durch die Goetheſtraße, Bismarckſtraße, Tappeiner-
platz, Hamerlingſtraße, Tegetthoffſtraße, Burgplatz,
Burggaſſe, Herrengaſſe, Hauptplatz, zurück durch
die Herrengaſſe zum neuen Stadtpark, wo ſich dann
der Feſtzug nach Übergabe des Gedenkſteines in die
Obhut der Gemeinde auflöſt.

Das Frühlingsfeſt des Stadtverſchönerungs-
vereines — verſchoben.

Um einer bei großen
Volksfeſten, wo tauſende von Menſchen zuſammen-
ſtrömen, nur allzuleicht möglichen neuerlichen
Weiterverbreitung der noch immer nicht erloſchenen
Scharlach-Epidemie vorzubeugen, wurde der Be-
ſchluß gefaßt, dieſes für den 7. Juni beſtimmte Feſt
erſt am Sonntag den 28. Juni, eventuell am 29.
Juni abzuhalten.

Der neue Leiter der Bezirkshauptmann-
ſchaft Windiſchgraz.

Morgen verläßt Statthalterei-
ſekretär Dr. Freiherr von Neugebauer die Stadt
Marburg, um die Leitung der Bezirkshauptmann-
ſchaft Windiſchgraz zu übernehmen. Während ſeiner
Amtstätigkeit bei der Bezirkshauptmannſchaft Mar-
burg hat ſich Freiherr von Neugebauer die allge-
meinſten Sympathien erworben, die ihn in ſeinen
neuen Wirkungskreis geleiten. Mit dem neuen
Leiter der Bezirkshauptmannſchaft Windiſchgraz ge-
winnt dieſer Bezirk einen politiſchen Chef, deſſen
Liebeswürdigkeit, Sachkenntnis und Vertrautheit
mit den unterſteiriſchen Verhältniſſen ihm gewiß
auch dort jene Sympathien verſchaffen wird, die
er in Marburg genoß.

Kaufmänniſcher Geſangverein.

Heute Voll-
probe im Vereinsheim. Zum Studium gelangen
die Chöre für die Eggenberger Sängerfahrt. An
die Mitglieder ergeht das Erſuchen, pünktlich zu
erſcheinen.

Der Jungmannſchaftsabend der Jugend-
Südmarkortsgruppe

erfreute ſich auch bei ihrer
letzten Veranſtaltung eines recht guten Beſuches.
Nachdem von Orcheſter ein flotter Marſch vorge-
tragen war, begrüßte der Obmann Herr Rudolf
Kiffmann, Techniker, alle Anweſenden, insbeſondere
die Vertreter der Männerortsgruppe Herrn kaiſ. Rat
Dr. Artur Mally, Herrn Waidacher, der Frauen-
und Mädchenortsgruppe Obfrau Frau Johanna Leidl,
die Vertreter des deutſchen Hochſchülerverbandes,
des Turnvereines Jahn und des Marburger Turn-
vereines uſw. und erteilte hierauf Herrn Prof. Dr.
Mühlbacher zum Bortrage die Schlacht im Teute-
burger Wald das Wort, welcher Vortrag mit großem
Beifall endete. Hierauf trug Herr Prof. Knapp
einige Gedichte vor. Das Orcheſter ſpielte noch
einige Walzer unter der Leitung des Herrn Otmar
Roba.

Spende.

Herr kaiſ. Rat Karl Pfrimer
ſpendete anſtatt eines Kranzes für den verſtorbenen
Herrn Oberſt Prokop der Rettungsabteilung 15 K.,
wofür der beſte Dank geſagt wird.

Automobilverbindung Marburg-Ober-
Pulsgau.

Aus Ober-Pulsgau wurde uns geſchrieben:
Die von Herrn Karl Herrmann ins Leben
gerufene Auto-Omnibusverbindung Ober-Pulsgau-
Marburg wird Donnerstag den 28. Mai mit
einer kommiſſionellen Probefahrt Marburg-Ober-
Pulsgau eröffnet und dann der 30 Perſonen
faſſende Wagen ab Freitag den 29. Mai dem
öffentlichen Verkehr übergeben werden.

Schweres Automobilunglück.

Am 24. d.,
gegen 9 Uhr abends, fuhr Herr Dr. Branko
Zizek aus Idria mit Dr. Bergmann von
Sachſenfeld in ſeinem Auto nach Hochenegg. In
St. Margareten bei Cilli kam ihnen der Holz-
händler Conferro aus Gaberje bei Cilli mit
einem Landauer entgegen. Da der Automobiliſt
Dr. Zizek ſein Fahrzeug nur mit einem Petroleum-
lichte(!) beleuchtet hatte und vorſchriftswidrig rechts
fuhr, kam es zu einem furchtbaren Zuſammenſtoße.
Einem Pferde des Herrn Conferro wurden die
[Spaltenumbruch] Vorderfüße vollkommen abgetrennt, ſo daß es an
Ort und Stelle geſchlachtet und dem Waſenmeiſter
übergeben werden mußte. Die Inſaſſen des Kraft-
wagens und des Landauers kamen ohne Verletzungen
davon. Das Auto ſelbſt wurde ſtark beſchädigt, ſo
daß es ſich zur Weiterfahrt nicht mehr eignete.

Im Bade Krapina-Töplitz

wird am 1. Juni
das neue Schlammbad feierlich eröffnet; für das-
ſelbe wurde ein tüchtiger Bademeiſter aus Bad
Piſtyán bezogen.

Einbruchsdiebſtahl im Weingartenhauſe
Waſtian.

Der 31jährige Joſef Golob, verehe-
lichter Schmied aus Zellnitz a. D., hatte am 13.
Dezember v. J. eine achtmonatliche Kerkerſtrafe in
Marburg abgebüßt. Tags darauf kam er in ange-
heitertem Zuſtande zu ſeiner in Rothwein wohnen-
den Ehegattin Agnes Golob, welche aber von ihm
nichts mehr wiſſen wollte. Aus Zorn darüber be-
drohte er ſie mit Mord und Brandlegung, ſo daß
die Agnes Golob in große Furcht geriet. In der
Nacht zum 16. Dezember brach er, angeblich in
Geſellſchaft eines unbekannten Diebsgenoſſen, in das
verſperrte Herrenhaus des Abg. Waſtian und
ſeiner Gemahlin Zäzilie Waſtian im Weingarten
in Leitersberg ein und entwendete dort drei Herren-
anzüge (90 K.), einen Herrenrock (30 K.) ein Damen-
koſtüm (40 K.), zwei Damenröcke (20 K.), ferners
verſchiedene andere Kleidungsſtücke, Herren- und
Damenwäſche, Eingemachtes, Likör, Zigarren und
Zigaretten, insgeſamt im Werte von 248 Kronen.
Golob hatte als Sträfling im Waſtianſchen Wein-
garten gearbeitet und bei dieſer Gelegenheit offen-
bar die Hausverhältniſſe kennen gelernt. Nun war
er am 23. d. nachmittags des Verbrechens der
gefährlichen Drohung und des Verbrechens des
Diebſtahles angeklagt und wurde vom Gerichts-
hofe zu dreizehn Monaten ſchweren Kerker ver-
urteilt.

Majeſtätsbeleidigung.

Der 30 jährige M.
Kmetec, verehelichter Winzer in Skoriſchnak,
Bez. Pettau, wurde bei der Mobiliſierung anläßlich
der Balkankriſe zur militäriſchen Dienſtleiſtung ein-
berufen und diente vom 17. Dezember 1912 bis zum
21. Auguſt 1913 beim Feſtungsartillerieregiment 5
in Cattaro. Im März oder April 1913 erhielt er
einen Urlaub. Während dieſes Urlaubes arbeitete
er im Weingarten. Der Winzer Zaiſcheg und
ſein Sohn frugen ihn einmal gelegentlich, wie es
ihm ‚beim Kaiſer‘, d. h. bei den ‚Kaiſerlichen‘, gehe.
Kmetec ſoll nun durch ſeine Antwort in ſloweniſcher
Sprache eine ſchwere Majeſtätsbeleidigung begangen
haben. Zaiſchek zeigte dies an. Kmetec verantwortete
ſich damit, daß er mit ſeiner Äußerung nicht den
Monarchen, ſondern den Ferdinand Kaiſer gemeint
habe, der Feuerwerker bei ſeinem (des Kmetec) Re-
giment geweſen ſei. Die Erhebungen ergaben aber,
daß dieſer Zugsführer Kaiſer ſchon im Jahre 1907
zu einem anderen Truppenkörper verſetzt wurde
und daß alſo Kmetec keinen Grund zum Groll
gegen den Feuerwerker Kaiſer gehabt haben kann.
Außer des Verbrechens der Majeſtätsbeleidigung
war Kmetec auch der leichten Körperbeſchädigung
angeklagt, weil er am 9. Jänner d. J. den 7 jährigen
Schulknaben Ruß zu Boden warf, ohrfeigte und
ihm Hiebe auf den Unterleib verſetzte. Der Gerichts-
hof verurteilte ihn wegen der Majeſtätsbeleidigung
zu zwei Monaten ſchwerem Kerker.

Ein hartnäckiger Verfolger.

Der hieſige
Steuerexekutor Karl Vollmayer hegt gegen Viktor
Wolfzettel, Maſchinführeranwärter in Marburg,
wegen eines im Dezember v. J. vorgefallenen Zer-
würfniſſes einen heftigen Groll. Als er am 6.
Jänner mit Viktor Wolfzettel in einem Gaſthauſe
zuſammenkam, beſchuldigte er den letzteren, er be-
ſtehle die Südbahn. Herr Viktor Wolfzettel hat
hierauf gegen Herrn Vollmayer die Privatklage er-
hoben und fand darüber beim k. k. Bezirksgerichte
Marburg die Hauptverhandlung am 21. Jänner
ſtatt. Bei dieſer Verhandlung hat Herr Karl Voll-
mayer die erhobene Beſchuldigung des Diebſtahles
widerrufen, Abbitte geleiſtet, einen Sühnebetrag
von 70 K. für den Kindergarten in Brunndorf er-
legt ſowie die Vertretungskoſten des Herrn Viktor
Wolfzettel im Betrage von 30 K. bezahlt, worauf
ihm Herr Wolfzettel die Strafe erließ. Bereits am
22. Jänner, alſo einen Tag nach der ſtattgefundenen
Hauptverhandlung und nach dem erfolgten Wider-
rufe der Diebſtahlsbeſchuldigung richtete Karl Voll-
mayer an den Heizhauschef der Südbahngeſellſchaft
in Marburg, ein Schreiben worin er neuerlich gegen
Viktor Wolfzettel den Vorwurf von Diebſtählen zu
Schaden der Südbahngeſellſchaft erhebt. Auch dies-
mal betrat Herr Viktor Wolfzettel den Klageweg.
Karl Vollmayer bot für die Richtigkeit der erhobenen
[Spaltenumbruch] Beſchuldigung den Wahrdeitsbeweis an, welcher
vom Gerichte auch zugelaſſen wurde. Das Ergebnis
der Beweisaufnahme lieferte jedoch gegen Viktor
Wolfzettel abſolut kein belaſtendes Material. Vor
der am 20. Mai ſtattgefundenen Schlußverhandlung
bat nun die Gattin des Angeklagten Karl Vollmayer
den die Verhandlung führenden Herrn k. k. Bezirks-
richter unter Tränen, er möge auf die beiden Par-
teien vergleichend einwirken, was auch der Herr
Bezirksrichter tat, worauf über längeren Zuſpruch
ſich Herr Viktor Wolfzettel wirklich herbeiließ, auch
diesmal dem Angeklagten die Strafe zu erlaſſen,
wenn derſelbe ſowohl protokollariſch als auch durch
eine Veröffentlichung in der Zeitung die erhobene
Beſchuldigung widerruft, hiefür Abbitte leiſtet und
die Prozeßkoſten bezahlt. Der Angeklagte nahm
dieſen Vorſchlag an, worauf die Privatklage zurück-
gezogen wurde.

Ein Schimmel zu vergeben.

Das Inf.-Reg.
Nr. 47, Maſchinengewehr-Abteilung II, gibt am
30. d. ein Tragtier (Schimmel) in Privatbenützung
ab. Jene Perſonen, die auf die Übernahme dieſes
Tragtieres reflektieren, wollen in ihrem eigenen
Intereſſe ſich eheſtens beim obigen Kommando
vormerken laſſen.

Die Militärmuſik im Bade Krapina-Töp-
litz

(18 Mann unter perſönlicher Leitung ihres
Kapellmeiſtees) wird ſchon am Pfingſtſonntag den
31. Mai ihre täglichen Konzerte beginnen.

Die Einladungen zum Burſchenſchafter-
tag

gelangen heute zur Verſendung. Anfragen
wollen an phil. Pock, Herrengaſſe 58, in Wohnungs-
angelegenheiten an Herrn Weber, Kanzlei des Haus-
beſitzervereines, Schillerſtraße 8, gerichtet werden.

Lieder zur Laute.

Gerade zur rechten Zeit,
da die erſten warmen, ſonnigen Tage den alten
Wandertrieb wecken und alt und jung hinauszieht,
um in der neuerwachten, frühlingfrohen Natur den
Alltag zu vergeſſen, erſcheint in der bekannten
Notenſammlung „Muſik für Alle“ ein zweites
„Lautenlieder-Heft“. Die beiden großen Abſchnitte,
in die das Heft zerfällt: „Auf dem Marſche“ und
„Bei luſtiger Raſt“, zeigen, daß der Inhalt in
erſter Linie den Wandervögeln und überhaupt allen
Wanderluſtigen gewidmet iſt. Der erſte Teil enthält
außer den bekannten Stücken „Ein Jäger aus
Kurpfalz“, „Wenn die Soldaten durch die Stadt
marſchieren“ und „Hinter Metz bei Paris“ u. a.
auch ein neues Soldatenlied Bogumil Zeplers:
„Verdammt juchhe“. Im zweiten Teil finden wir
Scherzlieder, wie „Ich ging emol ſpazieren“, das
Handwerkerlied „Der Schneider-Jahrestag“, die
Schauermär „Sabinchen“ und neben anderen,
hübſchen Stücken ein neues, balladenartiges Lied
„Fritze Ballmann“. Den Beſchluß bildet das reiz-
volle „Dandaladeia“ des verſtorbenen Komponiſten
Georg David Schulz, dem Begründer des erſten
Kabaretts in Berlin. Da den Liedern eine Be-
gleitung ſowohl für Laute wie für Klavier beige-
geben iſt, wird es in den weiteſten Kreiſen Freude
bereiten; und wie es die Wanderer beiderſeitigen
Geſchlechts auf froher Fahrt begleiten ſoll, ſo wird
es auch daheim in fröhlichen Stunden als heiteres
Vortragsalbum willkommen ſein. Das zweite
Lautenlieder-Heft iſt wie alle bisher erſchienenen
Hefte der „Muſik für Alle“ zum Preiſe von 60 H.
in allen Buch- und Muſikalienhandlungen ſowie
direkt vom Verlage Ullſtein u. Co., Geſellſchaft mit
b. H., Wien, 1. Bez., Roſenburſenſtraße 8, erhältlich.

Vom neuen Friedhof.

Über das Syſtem
der Verſchleppung, Verzögerung und Nachläſſigkeit,
welches von den zuſtändigen ſloweniſchen geiſtlichen
Faktoren gegenüber dem neuen Friedhofe angewandt
wird, werden allgemein Klagen laut. Zuerſt ließ
man den für die Eröffnung feſtgeſetzten Termin
vorbeigehen, ohne es zu ermöglichen, daß dort Be-
gräbniſſe erfolgen konnten. Der Eröffnungstermin
mußte alſo, obwohl bei einigermaßen regulärem
Vorgehen alles in Ordnung hätte ſein können,
wegen der unglaublichen, ſagen wir Gleichgiltigkeit,
welche der ordnungsgemäßen Eröffnung entgegen
gebracht wurde, verſchoben werden und trotz des
ſtrikten Auftrages der Statthalterei mußte immer
noch der alte Friedhof benützt werden. Nun iſt
der neue Friedhof endlich der Benützung über-
geben worden, aber die Pietät ſtand bei ſeiner
Eröffnung nicht Gevatter. Obwohl die Kirche aus
dem Friedhofsgeſchäft bekanntlich große Einnahmen
erzielt, befindet ſich das Friedhofsgelände noch
immer in dem Zuſtande einer gewiſſen „Urſprüng-
lichkeit“, die das Auge und das Empfinden der
Friedhofsbeſucher verletzt. Die Wege ſind nicht
hergerichtet und die ganze äußere und innere Aus-
ſtaltung des Friedhofes reizt durch ihr Fehlen zur

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Welt. Den Ab&#x017F;chluß bildet der komi&#x017F;che Schlager<lb/>
&#x201E;Müller hat eine Nähnadel verloren&#x201C;, welcher<lb/>
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&#x017F;chön&#x017F;te Kun&#x017F;twerk. Extravor&#x017F;tellungen für Körper-<lb/>
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Stunde bei bedeutend ermäßigten Prei&#x017F;en. Geneigte<lb/>
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Scharlach-Epidemie vorzubeugen, wurde der Be-<lb/>
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Liebeswürdigkeit, Sachkenntnis und Vertrautheit<lb/>
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Mühlbacher zum Bortrage die Schlacht im Teute-<lb/>
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Beifall endete. Hierauf trug Herr Prof. Knapp<lb/>
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&#x017F;pendete an&#x017F;tatt eines Kranzes für den ver&#x017F;torbenen<lb/>
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Marburg wird Donnerstag den 28. Mai mit<lb/>
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[4/0004] Marburger Zeitung Nr. 59, 26. Mai 1914 bringt angenehme Abwechſlung in das Programm. Das aktuelle Gaumont-Journal, welches diesmal von ganz beſonderem Umfange iſt, zeigt uns die letzten Ereigniſſe und Begebenheiten aus aller Welt. Den Abſchluß bildet der komiſche Schlager „Müller hat eine Nähnadel verloren“, welcher große Heiterkeit erregt. Samstag um 5 Uhr be- ginnen die Paſſionsſpiele, das neueſte, größte und ſchönſte Kunſtwerk. Extravorſtellungen für Körper- ſchaften, Schulen und Anſtalten zu jeder gewünſchten Stunde bei bedeutend ermäßigten Preiſen. Geneigte rechtzeitige Anmeldungen an die Bioſkop-Direktion. Zum Burſchenſchaftertag. Der Feſtzug am Sonntag wurde nunmehr endgiltig wie folgt feſtgeſtellt: Beginn halb 11 Uhr vormittags ab Götz durch die Goetheſtraße, Bismarckſtraße, Tappeiner- platz, Hamerlingſtraße, Tegetthoffſtraße, Burgplatz, Burggaſſe, Herrengaſſe, Hauptplatz, zurück durch die Herrengaſſe zum neuen Stadtpark, wo ſich dann der Feſtzug nach Übergabe des Gedenkſteines in die Obhut der Gemeinde auflöſt. Das Frühlingsfeſt des Stadtverſchönerungs- vereines — verſchoben. Um einer bei großen Volksfeſten, wo tauſende von Menſchen zuſammen- ſtrömen, nur allzuleicht möglichen neuerlichen Weiterverbreitung der noch immer nicht erloſchenen Scharlach-Epidemie vorzubeugen, wurde der Be- ſchluß gefaßt, dieſes für den 7. Juni beſtimmte Feſt erſt am Sonntag den 28. Juni, eventuell am 29. Juni abzuhalten. Der neue Leiter der Bezirkshauptmann- ſchaft Windiſchgraz. Morgen verläßt Statthalterei- ſekretär Dr. Freiherr von Neugebauer die Stadt Marburg, um die Leitung der Bezirkshauptmann- ſchaft Windiſchgraz zu übernehmen. Während ſeiner Amtstätigkeit bei der Bezirkshauptmannſchaft Mar- burg hat ſich Freiherr von Neugebauer die allge- meinſten Sympathien erworben, die ihn in ſeinen neuen Wirkungskreis geleiten. Mit dem neuen Leiter der Bezirkshauptmannſchaft Windiſchgraz ge- winnt dieſer Bezirk einen politiſchen Chef, deſſen Liebeswürdigkeit, Sachkenntnis und Vertrautheit mit den unterſteiriſchen Verhältniſſen ihm gewiß auch dort jene Sympathien verſchaffen wird, die er in Marburg genoß. Kaufmänniſcher Geſangverein. Heute Voll- probe im Vereinsheim. Zum Studium gelangen die Chöre für die Eggenberger Sängerfahrt. An die Mitglieder ergeht das Erſuchen, pünktlich zu erſcheinen. Der Jungmannſchaftsabend der Jugend- Südmarkortsgruppe erfreute ſich auch bei ihrer letzten Veranſtaltung eines recht guten Beſuches. Nachdem von Orcheſter ein flotter Marſch vorge- tragen war, begrüßte der Obmann Herr Rudolf Kiffmann, Techniker, alle Anweſenden, insbeſondere die Vertreter der Männerortsgruppe Herrn kaiſ. Rat Dr. Artur Mally, Herrn Waidacher, der Frauen- und Mädchenortsgruppe Obfrau Frau Johanna Leidl, die Vertreter des deutſchen Hochſchülerverbandes, des Turnvereines Jahn und des Marburger Turn- vereines uſw. und erteilte hierauf Herrn Prof. Dr. Mühlbacher zum Bortrage die Schlacht im Teute- burger Wald das Wort, welcher Vortrag mit großem Beifall endete. Hierauf trug Herr Prof. Knapp einige Gedichte vor. Das Orcheſter ſpielte noch einige Walzer unter der Leitung des Herrn Otmar Roba. Spende. Herr kaiſ. Rat Karl Pfrimer ſpendete anſtatt eines Kranzes für den verſtorbenen Herrn Oberſt Prokop der Rettungsabteilung 15 K., wofür der beſte Dank geſagt wird. Automobilverbindung Marburg-Ober- Pulsgau. Aus Ober-Pulsgau wurde uns geſchrieben: Die von Herrn Karl Herrmann ins Leben gerufene Auto-Omnibusverbindung Ober-Pulsgau- Marburg wird Donnerstag den 28. Mai mit einer kommiſſionellen Probefahrt Marburg-Ober- Pulsgau eröffnet und dann der 30 Perſonen faſſende Wagen ab Freitag den 29. Mai dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. Schweres Automobilunglück. Am 24. d., gegen 9 Uhr abends, fuhr Herr Dr. Branko Zizek aus Idria mit Dr. Bergmann von Sachſenfeld in ſeinem Auto nach Hochenegg. In St. Margareten bei Cilli kam ihnen der Holz- händler Conferro aus Gaberje bei Cilli mit einem Landauer entgegen. Da der Automobiliſt Dr. Zizek ſein Fahrzeug nur mit einem Petroleum- lichte(!) beleuchtet hatte und vorſchriftswidrig rechts fuhr, kam es zu einem furchtbaren Zuſammenſtoße. Einem Pferde des Herrn Conferro wurden die Vorderfüße vollkommen abgetrennt, ſo daß es an Ort und Stelle geſchlachtet und dem Waſenmeiſter übergeben werden mußte. Die Inſaſſen des Kraft- wagens und des Landauers kamen ohne Verletzungen davon. Das Auto ſelbſt wurde ſtark beſchädigt, ſo daß es ſich zur Weiterfahrt nicht mehr eignete. Im Bade Krapina-Töplitz wird am 1. Juni das neue Schlammbad feierlich eröffnet; für das- ſelbe wurde ein tüchtiger Bademeiſter aus Bad Piſtyán bezogen. Einbruchsdiebſtahl im Weingartenhauſe Waſtian. Der 31jährige Joſef Golob, verehe- lichter Schmied aus Zellnitz a. D., hatte am 13. Dezember v. J. eine achtmonatliche Kerkerſtrafe in Marburg abgebüßt. Tags darauf kam er in ange- heitertem Zuſtande zu ſeiner in Rothwein wohnen- den Ehegattin Agnes Golob, welche aber von ihm nichts mehr wiſſen wollte. Aus Zorn darüber be- drohte er ſie mit Mord und Brandlegung, ſo daß die Agnes Golob in große Furcht geriet. In der Nacht zum 16. Dezember brach er, angeblich in Geſellſchaft eines unbekannten Diebsgenoſſen, in das verſperrte Herrenhaus des Abg. Waſtian und ſeiner Gemahlin Zäzilie Waſtian im Weingarten in Leitersberg ein und entwendete dort drei Herren- anzüge (90 K.), einen Herrenrock (30 K.) ein Damen- koſtüm (40 K.), zwei Damenröcke (20 K.), ferners verſchiedene andere Kleidungsſtücke, Herren- und Damenwäſche, Eingemachtes, Likör, Zigarren und Zigaretten, insgeſamt im Werte von 248 Kronen. Golob hatte als Sträfling im Waſtianſchen Wein- garten gearbeitet und bei dieſer Gelegenheit offen- bar die Hausverhältniſſe kennen gelernt. Nun war er am 23. d. nachmittags des Verbrechens der gefährlichen Drohung und des Verbrechens des Diebſtahles angeklagt und wurde vom Gerichts- hofe zu dreizehn Monaten ſchweren Kerker ver- urteilt. Majeſtätsbeleidigung. Der 30 jährige M. Kmetec, verehelichter Winzer in Skoriſchnak, Bez. Pettau, wurde bei der Mobiliſierung anläßlich der Balkankriſe zur militäriſchen Dienſtleiſtung ein- berufen und diente vom 17. Dezember 1912 bis zum 21. Auguſt 1913 beim Feſtungsartillerieregiment 5 in Cattaro. Im März oder April 1913 erhielt er einen Urlaub. Während dieſes Urlaubes arbeitete er im Weingarten. Der Winzer Zaiſcheg und ſein Sohn frugen ihn einmal gelegentlich, wie es ihm ‚beim Kaiſer‘, d. h. bei den ‚Kaiſerlichen‘, gehe. Kmetec ſoll nun durch ſeine Antwort in ſloweniſcher Sprache eine ſchwere Majeſtätsbeleidigung begangen haben. Zaiſchek zeigte dies an. Kmetec verantwortete ſich damit, daß er mit ſeiner Äußerung nicht den Monarchen, ſondern den Ferdinand Kaiſer gemeint habe, der Feuerwerker bei ſeinem (des Kmetec) Re- giment geweſen ſei. Die Erhebungen ergaben aber, daß dieſer Zugsführer Kaiſer ſchon im Jahre 1907 zu einem anderen Truppenkörper verſetzt wurde und daß alſo Kmetec keinen Grund zum Groll gegen den Feuerwerker Kaiſer gehabt haben kann. Außer des Verbrechens der Majeſtätsbeleidigung war Kmetec auch der leichten Körperbeſchädigung angeklagt, weil er am 9. Jänner d. J. den 7 jährigen Schulknaben Ruß zu Boden warf, ohrfeigte und ihm Hiebe auf den Unterleib verſetzte. Der Gerichts- hof verurteilte ihn wegen der Majeſtätsbeleidigung zu zwei Monaten ſchwerem Kerker. Ein hartnäckiger Verfolger. Der hieſige Steuerexekutor Karl Vollmayer hegt gegen Viktor Wolfzettel, Maſchinführeranwärter in Marburg, wegen eines im Dezember v. J. vorgefallenen Zer- würfniſſes einen heftigen Groll. Als er am 6. Jänner mit Viktor Wolfzettel in einem Gaſthauſe zuſammenkam, beſchuldigte er den letzteren, er be- ſtehle die Südbahn. Herr Viktor Wolfzettel hat hierauf gegen Herrn Vollmayer die Privatklage er- hoben und fand darüber beim k. k. Bezirksgerichte Marburg die Hauptverhandlung am 21. Jänner ſtatt. Bei dieſer Verhandlung hat Herr Karl Voll- mayer die erhobene Beſchuldigung des Diebſtahles widerrufen, Abbitte geleiſtet, einen Sühnebetrag von 70 K. für den Kindergarten in Brunndorf er- legt ſowie die Vertretungskoſten des Herrn Viktor Wolfzettel im Betrage von 30 K. bezahlt, worauf ihm Herr Wolfzettel die Strafe erließ. Bereits am 22. Jänner, alſo einen Tag nach der ſtattgefundenen Hauptverhandlung und nach dem erfolgten Wider- rufe der Diebſtahlsbeſchuldigung richtete Karl Voll- mayer an den Heizhauschef der Südbahngeſellſchaft in Marburg, ein Schreiben worin er neuerlich gegen Viktor Wolfzettel den Vorwurf von Diebſtählen zu Schaden der Südbahngeſellſchaft erhebt. Auch dies- mal betrat Herr Viktor Wolfzettel den Klageweg. Karl Vollmayer bot für die Richtigkeit der erhobenen Beſchuldigung den Wahrdeitsbeweis an, welcher vom Gerichte auch zugelaſſen wurde. Das Ergebnis der Beweisaufnahme lieferte jedoch gegen Viktor Wolfzettel abſolut kein belaſtendes Material. Vor der am 20. Mai ſtattgefundenen Schlußverhandlung bat nun die Gattin des Angeklagten Karl Vollmayer den die Verhandlung führenden Herrn k. k. Bezirks- richter unter Tränen, er möge auf die beiden Par- teien vergleichend einwirken, was auch der Herr Bezirksrichter tat, worauf über längeren Zuſpruch ſich Herr Viktor Wolfzettel wirklich herbeiließ, auch diesmal dem Angeklagten die Strafe zu erlaſſen, wenn derſelbe ſowohl protokollariſch als auch durch eine Veröffentlichung in der Zeitung die erhobene Beſchuldigung widerruft, hiefür Abbitte leiſtet und die Prozeßkoſten bezahlt. Der Angeklagte nahm dieſen Vorſchlag an, worauf die Privatklage zurück- gezogen wurde. Ein Schimmel zu vergeben. Das Inf.-Reg. Nr. 47, Maſchinengewehr-Abteilung II, gibt am 30. d. ein Tragtier (Schimmel) in Privatbenützung ab. Jene Perſonen, die auf die Übernahme dieſes Tragtieres reflektieren, wollen in ihrem eigenen Intereſſe ſich eheſtens beim obigen Kommando vormerken laſſen. Die Militärmuſik im Bade Krapina-Töp- litz (18 Mann unter perſönlicher Leitung ihres Kapellmeiſtees) wird ſchon am Pfingſtſonntag den 31. Mai ihre täglichen Konzerte beginnen. Die Einladungen zum Burſchenſchafter- tag gelangen heute zur Verſendung. Anfragen wollen an phil. Pock, Herrengaſſe 58, in Wohnungs- angelegenheiten an Herrn Weber, Kanzlei des Haus- beſitzervereines, Schillerſtraße 8, gerichtet werden. Lieder zur Laute. Gerade zur rechten Zeit, da die erſten warmen, ſonnigen Tage den alten Wandertrieb wecken und alt und jung hinauszieht, um in der neuerwachten, frühlingfrohen Natur den Alltag zu vergeſſen, erſcheint in der bekannten Notenſammlung „Muſik für Alle“ ein zweites „Lautenlieder-Heft“. Die beiden großen Abſchnitte, in die das Heft zerfällt: „Auf dem Marſche“ und „Bei luſtiger Raſt“, zeigen, daß der Inhalt in erſter Linie den Wandervögeln und überhaupt allen Wanderluſtigen gewidmet iſt. Der erſte Teil enthält außer den bekannten Stücken „Ein Jäger aus Kurpfalz“, „Wenn die Soldaten durch die Stadt marſchieren“ und „Hinter Metz bei Paris“ u. a. auch ein neues Soldatenlied Bogumil Zeplers: „Verdammt juchhe“. Im zweiten Teil finden wir Scherzlieder, wie „Ich ging emol ſpazieren“, das Handwerkerlied „Der Schneider-Jahrestag“, die Schauermär „Sabinchen“ und neben anderen, hübſchen Stücken ein neues, balladenartiges Lied „Fritze Ballmann“. Den Beſchluß bildet das reiz- volle „Dandaladeia“ des verſtorbenen Komponiſten Georg David Schulz, dem Begründer des erſten Kabaretts in Berlin. Da den Liedern eine Be- gleitung ſowohl für Laute wie für Klavier beige- geben iſt, wird es in den weiteſten Kreiſen Freude bereiten; und wie es die Wanderer beiderſeitigen Geſchlechts auf froher Fahrt begleiten ſoll, ſo wird es auch daheim in fröhlichen Stunden als heiteres Vortragsalbum willkommen ſein. Das zweite Lautenlieder-Heft iſt wie alle bisher erſchienenen Hefte der „Muſik für Alle“ zum Preiſe von 60 H. in allen Buch- und Muſikalienhandlungen ſowie direkt vom Verlage Ullſtein u. Co., Geſellſchaft mit b. H., Wien, 1. Bez., Roſenburſenſtraße 8, erhältlich. Vom neuen Friedhof. Über das Syſtem der Verſchleppung, Verzögerung und Nachläſſigkeit, welches von den zuſtändigen ſloweniſchen geiſtlichen Faktoren gegenüber dem neuen Friedhofe angewandt wird, werden allgemein Klagen laut. Zuerſt ließ man den für die Eröffnung feſtgeſetzten Termin vorbeigehen, ohne es zu ermöglichen, daß dort Be- gräbniſſe erfolgen konnten. Der Eröffnungstermin mußte alſo, obwohl bei einigermaßen regulärem Vorgehen alles in Ordnung hätte ſein können, wegen der unglaublichen, ſagen wir Gleichgiltigkeit, welche der ordnungsgemäßen Eröffnung entgegen gebracht wurde, verſchoben werden und trotz des ſtrikten Auftrages der Statthalterei mußte immer noch der alte Friedhof benützt werden. Nun iſt der neue Friedhof endlich der Benützung über- geben worden, aber die Pietät ſtand bei ſeiner Eröffnung nicht Gevatter. Obwohl die Kirche aus dem Friedhofsgeſchäft bekanntlich große Einnahmen erzielt, befindet ſich das Friedhofsgelände noch immer in dem Zuſtande einer gewiſſen „Urſprüng- lichkeit“, die das Auge und das Empfinden der Friedhofsbeſucher verletzt. Die Wege ſind nicht hergerichtet und die ganze äußere und innere Aus- ſtaltung des Friedhofes reizt durch ihr Fehlen zur

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 59, Marburg, 26.05.1914, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger59_1914/4>, abgerufen am 21.11.2024.