Marburger Zeitung. Nr. 59, Marburg, 26.05.1914.Marburger Zeitung Nr. 59, 26. Mai 1914 [Spaltenumbruch] bringt angenehme Abwechslung in das Programm. Das aktuelle Gaumont-Journal, welches diesmal von ganz besonderem Umfange ist, zeigt uns die letzten Ereignisse und Begebenheiten aus aller Welt. Den Abschluß bildet der komische Schlager "Müller hat eine Nähnadel verloren", welcher große Heiterkeit erregt. Samstag um 5 Uhr be- ginnen die Passionsspiele, das neueste, größte und schönste Kunstwerk. Extravorstellungen für Körper- schaften, Schulen und Anstalten zu jeder gewünschten Stunde bei bedeutend ermäßigten Preisen. Geneigte rechtzeitige Anmeldungen an die Bioskop-Direktion. Zum Burschenschaftertag. Der Festzug Das Frühlingsfest des Stadtverschönerungs- vereines -- verschoben. Um einer bei großen Der neue Leiter der Bezirkshauptmann- schaft Windischgraz. Morgen verläßt Statthalterei- Kaufmännischer Gesangverein. Heute Voll- Der Jungmannschaftsabend der Jugend- Südmarkortsgruppe erfreute sich auch bei ihrer Spende. Herr kais. Rat Karl Pfrimer Automobilverbindung Marburg-Ober- Pulsgau. Aus Ober-Pulsgau wurde uns geschrieben: Schweres Automobilunglück. Am 24. d., Im Bade Krapina-Töplitz wird am 1. Juni Einbruchsdiebstahl im Weingartenhause Wastian. Der 31jährige Josef Golob, verehe- Majestätsbeleidigung. Der 30 jährige M. Ein hartnäckiger Verfolger. Der hiesige Ein Schimmel zu vergeben. Das Inf.-Reg. Die Militärmusik im Bade Krapina-Töp- litz (18 Mann unter persönlicher Leitung ihres Die Einladungen zum Burschenschafter- tag gelangen heute zur Versendung. Anfragen Lieder zur Laute. Gerade zur rechten Zeit, Vom neuen Friedhof. Über das System Marburger Zeitung Nr. 59, 26. Mai 1914 [Spaltenumbruch] bringt angenehme Abwechſlung in das Programm. Das aktuelle Gaumont-Journal, welches diesmal von ganz beſonderem Umfange iſt, zeigt uns die letzten Ereigniſſe und Begebenheiten aus aller Welt. Den Abſchluß bildet der komiſche Schlager „Müller hat eine Nähnadel verloren“, welcher große Heiterkeit erregt. Samstag um 5 Uhr be- ginnen die Paſſionsſpiele, das neueſte, größte und ſchönſte Kunſtwerk. Extravorſtellungen für Körper- ſchaften, Schulen und Anſtalten zu jeder gewünſchten Stunde bei bedeutend ermäßigten Preiſen. Geneigte rechtzeitige Anmeldungen an die Bioſkop-Direktion. Zum Burſchenſchaftertag. Der Feſtzug Das Frühlingsfeſt des Stadtverſchönerungs- vereines — verſchoben. Um einer bei großen Der neue Leiter der Bezirkshauptmann- ſchaft Windiſchgraz. Morgen verläßt Statthalterei- Kaufmänniſcher Geſangverein. Heute Voll- Der Jungmannſchaftsabend der Jugend- Südmarkortsgruppe erfreute ſich auch bei ihrer Spende. Herr kaiſ. Rat Karl Pfrimer Automobilverbindung Marburg-Ober- Pulsgau. Aus Ober-Pulsgau wurde uns geſchrieben: Schweres Automobilunglück. Am 24. d., Im Bade Krapina-Töplitz wird am 1. Juni Einbruchsdiebſtahl im Weingartenhauſe Waſtian. Der 31jährige Joſef Golob, verehe- Majeſtätsbeleidigung. Der 30 jährige M. Ein hartnäckiger Verfolger. Der hieſige Ein Schimmel zu vergeben. Das Inf.-Reg. Die Militärmuſik im Bade Krapina-Töp- litz (18 Mann unter perſönlicher Leitung ihres Die Einladungen zum Burſchenſchafter- tag gelangen heute zur Verſendung. Anfragen Lieder zur Laute. Gerade zur rechten Zeit, Vom neuen Friedhof. Über das Syſtem <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header">Marburger Zeitung Nr. 59, 26. Mai 1914</fw><lb/><cb/> bringt angenehme Abwechſlung in das Programm.<lb/> Das aktuelle Gaumont-Journal, welches diesmal<lb/> von ganz beſonderem Umfange iſt, zeigt uns die<lb/> letzten Ereigniſſe und Begebenheiten aus aller<lb/> Welt. Den Abſchluß bildet der komiſche Schlager<lb/> „Müller hat eine Nähnadel verloren“, welcher<lb/> große Heiterkeit erregt. Samstag um 5 Uhr be-<lb/> ginnen die Paſſionsſpiele, das neueſte, größte und<lb/> ſchönſte Kunſtwerk. Extravorſtellungen für Körper-<lb/> ſchaften, Schulen und Anſtalten zu jeder gewünſchten<lb/> Stunde bei bedeutend ermäßigten Preiſen. Geneigte<lb/> rechtzeitige Anmeldungen an die Bioſkop-Direktion.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Zum Burſchenſchaftertag.</hi> </head> <p>Der <hi rendition="#g">Feſtzug</hi><lb/> am Sonntag wurde nunmehr endgiltig wie folgt<lb/> feſtgeſtellt: Beginn halb 11 Uhr vormittags ab<lb/> Götz durch die Goetheſtraße, Bismarckſtraße, Tappeiner-<lb/> platz, Hamerlingſtraße, Tegetthoffſtraße, Burgplatz,<lb/> Burggaſſe, Herrengaſſe, Hauptplatz, zurück durch<lb/> die Herrengaſſe zum neuen Stadtpark, wo ſich dann<lb/> der Feſtzug nach Übergabe des Gedenkſteines in die<lb/> Obhut der Gemeinde auflöſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das Frühlingsfeſt des Stadtverſchönerungs-<lb/> vereines — verſchoben.</hi> </head> <p>Um einer bei großen<lb/> Volksfeſten, wo tauſende von Menſchen zuſammen-<lb/> ſtrömen, nur allzuleicht möglichen neuerlichen<lb/> Weiterverbreitung der noch immer nicht erloſchenen<lb/> Scharlach-Epidemie vorzubeugen, wurde der Be-<lb/> ſchluß gefaßt, dieſes für den 7. 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Mit dem neuen<lb/> Leiter der Bezirkshauptmannſchaft Windiſchgraz ge-<lb/> winnt dieſer Bezirk einen politiſchen Chef, deſſen<lb/> Liebeswürdigkeit, Sachkenntnis und Vertrautheit<lb/> mit den unterſteiriſchen Verhältniſſen ihm gewiß<lb/> auch dort jene Sympathien verſchaffen wird, die<lb/> er in Marburg genoß.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kaufmänniſcher Geſangverein.</hi> </head> <p>Heute Voll-<lb/> probe im Vereinsheim. Zum Studium gelangen<lb/> die Chöre für die Eggenberger Sängerfahrt. 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Das Orcheſter ſpielte noch<lb/> einige Walzer unter der Leitung des Herrn Otmar<lb/> Roba.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Spende.</hi> </head> <p>Herr kaiſ. Rat Karl <hi rendition="#g">Pfrimer</hi><lb/> ſpendete anſtatt eines Kranzes für den verſtorbenen<lb/> Herrn Oberſt <hi rendition="#g">Prokop</hi> der Rettungsabteilung 15 K.,<lb/> wofür der beſte Dank geſagt wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Automobilverbindung Marburg-Ober-<lb/> Pulsgau.</hi> </head> <p>Aus Ober-Pulsgau wurde uns geſchrieben:<lb/> Die von Herrn Karl <hi rendition="#g">Herrmann</hi> ins Leben<lb/> gerufene Auto-Omnibusverbindung Ober-Pulsgau-<lb/> Marburg wird Donnerstag den 28. Mai mit<lb/> einer kommiſſionellen Probefahrt Marburg-Ober-<lb/> Pulsgau eröffnet und dann der 30 Perſonen<lb/> faſſende Wagen ab <hi rendition="#g">Freitag</hi> den 29. 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Das Auto ſelbſt wurde ſtark beſchädigt, ſo<lb/> daß es ſich zur Weiterfahrt nicht mehr eignete.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Im Bade Krapina-Töplitz</hi> </head> <p>wird am 1. Juni<lb/> das neue Schlammbad feierlich eröffnet; für das-<lb/> ſelbe wurde ein tüchtiger Bademeiſter aus Bad<lb/> Piſty<hi rendition="#aq">á</hi>n bezogen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Einbruchsdiebſtahl im Weingartenhauſe<lb/> Waſtian.</hi> </head> <p>Der 31jährige Joſef <hi rendition="#g">Golob,</hi> verehe-<lb/> lichter Schmied aus Zellnitz a. D., hatte am 13.<lb/> Dezember v. J. eine achtmonatliche Kerkerſtrafe in<lb/> Marburg abgebüßt. Tags darauf kam er in ange-<lb/> heitertem Zuſtande zu ſeiner in Rothwein wohnen-<lb/> den Ehegattin Agnes <hi rendition="#g">Golob,</hi> welche aber von ihm<lb/> nichts mehr wiſſen wollte. Aus Zorn darüber be-<lb/> drohte er ſie mit Mord und Brandlegung, ſo daß<lb/> die Agnes Golob in große Furcht geriet. In der<lb/> Nacht zum 16. Dezember brach er, angeblich in<lb/> Geſellſchaft eines unbekannten Diebsgenoſſen, in das<lb/> verſperrte Herrenhaus des Abg. <hi rendition="#g">Waſtian</hi> und<lb/> ſeiner Gemahlin Zäzilie Waſtian im Weingarten<lb/> in Leitersberg ein und entwendete dort drei Herren-<lb/> anzüge (90 K.), einen Herrenrock (30 K.) ein Damen-<lb/> koſtüm (40 K.), zwei Damenröcke (20 K.), ferners<lb/> verſchiedene andere Kleidungsſtücke, Herren- und<lb/> Damenwäſche, Eingemachtes, Likör, Zigarren und<lb/> Zigaretten, insgeſamt im Werte von 248 Kronen.<lb/> Golob hatte als Sträfling im Waſtianſchen Wein-<lb/> garten gearbeitet und bei dieſer Gelegenheit offen-<lb/> bar die Hausverhältniſſe kennen gelernt. Nun war<lb/> er am 23. d. nachmittags des Verbrechens der<lb/> gefährlichen Drohung und des Verbrechens des<lb/> Diebſtahles angeklagt und wurde vom Gerichts-<lb/> hofe zu dreizehn Monaten ſchweren Kerker ver-<lb/> urteilt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Majeſtätsbeleidigung.</hi> </head> <p>Der 30 jährige M.<lb/><hi rendition="#g">Kmetec,</hi> verehelichter Winzer in Skoriſchnak,<lb/> Bez. Pettau, wurde bei der Mobiliſierung anläßlich<lb/> der Balkankriſe zur militäriſchen Dienſtleiſtung ein-<lb/> berufen und diente vom 17. Dezember 1912 bis zum<lb/> 21. Auguſt 1913 beim Feſtungsartillerieregiment 5<lb/> in Cattaro. Im März oder April 1913 erhielt er<lb/> einen Urlaub. Während dieſes Urlaubes arbeitete<lb/> er im Weingarten. Der Winzer <hi rendition="#g">Zaiſcheg</hi> und<lb/> ſein Sohn frugen ihn einmal gelegentlich, wie es<lb/> ihm ‚beim Kaiſer‘, d. h. bei den ‚Kaiſerlichen‘, gehe.<lb/> Kmetec ſoll nun durch ſeine Antwort in ſloweniſcher<lb/> Sprache eine ſchwere Majeſtätsbeleidigung begangen<lb/> haben. Zaiſchek zeigte dies an. Kmetec verantwortete<lb/> ſich damit, daß er mit ſeiner Äußerung nicht den<lb/> Monarchen, ſondern den Ferdinand Kaiſer gemeint<lb/> habe, der Feuerwerker bei ſeinem (des Kmetec) Re-<lb/> giment geweſen ſei. Die Erhebungen ergaben aber,<lb/> daß dieſer Zugsführer Kaiſer ſchon im Jahre 1907<lb/> zu einem anderen Truppenkörper verſetzt wurde<lb/> und daß alſo Kmetec keinen Grund zum Groll<lb/> gegen den Feuerwerker Kaiſer gehabt haben kann.<lb/> Außer des Verbrechens der Majeſtätsbeleidigung<lb/> war Kmetec auch der leichten Körperbeſchädigung<lb/> angeklagt, weil er am 9. Jänner d. J. den 7 jährigen<lb/> Schulknaben <hi rendition="#g">Ruß</hi> zu Boden warf, ohrfeigte und<lb/> ihm Hiebe auf den Unterleib verſetzte. Der Gerichts-<lb/> hof verurteilte ihn wegen der Majeſtätsbeleidigung<lb/> zu zwei Monaten ſchwerem Kerker.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein hartnäckiger Verfolger.</hi> </head> <p>Der hieſige<lb/> Steuerexekutor Karl <hi rendition="#g">Vollmayer</hi> hegt gegen Viktor<lb/><hi rendition="#g">Wolfzettel,</hi> Maſchinführeranwärter in Marburg,<lb/> wegen eines im Dezember v. J. vorgefallenen Zer-<lb/> würfniſſes einen heftigen Groll. Als er am 6.<lb/> Jänner mit Viktor Wolfzettel in einem Gaſthauſe<lb/> zuſammenkam, beſchuldigte er den letzteren, er be-<lb/> ſtehle die Südbahn. Herr Viktor Wolfzettel hat<lb/> hierauf gegen Herrn Vollmayer die Privatklage er-<lb/> hoben und fand darüber beim k. k. Bezirksgerichte<lb/> Marburg die Hauptverhandlung am 21. Jänner<lb/> ſtatt. Bei dieſer Verhandlung hat Herr Karl Voll-<lb/> mayer die erhobene Beſchuldigung des Diebſtahles<lb/> widerrufen, Abbitte geleiſtet, einen Sühnebetrag<lb/> von 70 K. für den Kindergarten in Brunndorf er-<lb/> legt ſowie die Vertretungskoſten des Herrn Viktor<lb/> Wolfzettel im Betrage von 30 K. bezahlt, worauf<lb/> ihm Herr Wolfzettel die Strafe erließ. Bereits am<lb/> 22. Jänner, alſo einen Tag nach der ſtattgefundenen<lb/> Hauptverhandlung und nach dem erfolgten Wider-<lb/> rufe der Diebſtahlsbeſchuldigung richtete Karl Voll-<lb/> mayer an den Heizhauschef der Südbahngeſellſchaft<lb/> in Marburg, ein Schreiben worin er neuerlich gegen<lb/> Viktor Wolfzettel den Vorwurf von Diebſtählen zu<lb/> Schaden der Südbahngeſellſchaft erhebt. Auch dies-<lb/> mal betrat Herr Viktor Wolfzettel den Klageweg.<lb/> Karl Vollmayer bot für die Richtigkeit der erhobenen<lb/><cb/> Beſchuldigung den Wahrdeitsbeweis an, welcher<lb/> vom Gerichte auch zugelaſſen wurde. Das Ergebnis<lb/> der Beweisaufnahme lieferte jedoch gegen Viktor<lb/> Wolfzettel abſolut kein belaſtendes Material. Vor<lb/> der am 20. Mai ſtattgefundenen Schlußverhandlung<lb/> bat nun die Gattin des Angeklagten Karl Vollmayer<lb/> den die Verhandlung führenden Herrn k. k. Bezirks-<lb/> richter unter Tränen, er möge auf die beiden Par-<lb/> teien vergleichend einwirken, was auch der Herr<lb/> Bezirksrichter tat, worauf über längeren Zuſpruch<lb/> ſich Herr Viktor Wolfzettel wirklich herbeiließ, auch<lb/> diesmal dem Angeklagten die Strafe zu erlaſſen,<lb/> wenn derſelbe ſowohl protokollariſch als auch durch<lb/> eine Veröffentlichung in der Zeitung die erhobene<lb/> Beſchuldigung widerruft, hiefür Abbitte leiſtet und<lb/> die Prozeßkoſten bezahlt. Der Angeklagte nahm<lb/> dieſen Vorſchlag an, worauf die Privatklage zurück-<lb/> gezogen wurde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Schimmel zu vergeben.</hi> </head> <p>Das Inf.-Reg.<lb/> Nr. 47, Maſchinengewehr-Abteilung <hi rendition="#aq">II,</hi> gibt am<lb/> 30. d. ein Tragtier (Schimmel) in Privatbenützung<lb/> ab. Jene Perſonen, die auf die Übernahme dieſes<lb/> Tragtieres reflektieren, wollen in ihrem eigenen<lb/> Intereſſe ſich eheſtens beim obigen Kommando<lb/> vormerken laſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Militärmuſik im Bade Krapina-Töp-<lb/> litz</hi> </head> <p>(18 Mann unter perſönlicher Leitung ihres<lb/> Kapellmeiſtees) wird ſchon am Pfingſtſonntag den<lb/> 31. Mai ihre täglichen Konzerte beginnen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Einladungen zum Burſchenſchafter-<lb/> tag</hi> </head> <p>gelangen heute zur Verſendung. Anfragen<lb/> wollen an phil. Pock, Herrengaſſe 58, in Wohnungs-<lb/> angelegenheiten an Herrn Weber, Kanzlei des Haus-<lb/> beſitzervereines, Schillerſtraße 8, gerichtet werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Lieder zur Laute.</hi> </head> <p>Gerade zur rechten Zeit,<lb/> da die erſten warmen, ſonnigen Tage den alten<lb/> Wandertrieb wecken und alt und jung hinauszieht,<lb/> um in der neuerwachten, frühlingfrohen Natur den<lb/> Alltag zu vergeſſen, erſcheint in der bekannten<lb/> Notenſammlung „Muſik für Alle“ ein zweites<lb/> „Lautenlieder-Heft“. Die beiden großen Abſchnitte,<lb/> in die das Heft zerfällt: „Auf dem Marſche“ und<lb/> „Bei luſtiger Raſt“, zeigen, daß der Inhalt in<lb/> erſter Linie den Wandervögeln und überhaupt allen<lb/> Wanderluſtigen gewidmet iſt. Der erſte Teil enthält<lb/> außer den bekannten Stücken „Ein Jäger aus<lb/> Kurpfalz“, „Wenn die Soldaten durch die Stadt<lb/> marſchieren“ und „Hinter Metz bei Paris“ u. a.<lb/> auch ein neues Soldatenlied Bogumil Zeplers:<lb/> „Verdammt juchhe“. Im zweiten Teil finden wir<lb/> Scherzlieder, wie „Ich ging emol ſpazieren“, das<lb/> Handwerkerlied „Der Schneider-Jahrestag“, die<lb/> Schauermär „Sabinchen“ und neben anderen,<lb/> hübſchen Stücken ein neues, balladenartiges Lied<lb/> „Fritze Ballmann“. Den Beſchluß bildet das reiz-<lb/> volle „Dandaladeia“ des verſtorbenen Komponiſten<lb/> Georg David Schulz, dem Begründer des erſten<lb/> Kabaretts in Berlin. Da den Liedern eine Be-<lb/> gleitung ſowohl für Laute wie für Klavier beige-<lb/> geben iſt, wird es in den weiteſten Kreiſen Freude<lb/> bereiten; und wie es die Wanderer beiderſeitigen<lb/> Geſchlechts auf froher Fahrt begleiten ſoll, ſo wird<lb/> es auch daheim in fröhlichen Stunden als heiteres<lb/> Vortragsalbum willkommen ſein. Das zweite<lb/> Lautenlieder-Heft iſt wie alle bisher erſchienenen<lb/> Hefte der „Muſik für Alle“ zum Preiſe von 60 H.<lb/> in allen Buch- und Muſikalienhandlungen ſowie<lb/> direkt vom Verlage Ullſtein u. Co., Geſellſchaft mit<lb/> b. H., Wien, 1. Bez., Roſenburſenſtraße 8, erhältlich.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vom neuen Friedhof.</hi> </head> <p>Über das Syſtem<lb/> der Verſchleppung, Verzögerung und Nachläſſigkeit,<lb/> welches von den zuſtändigen ſloweniſchen geiſtlichen<lb/> Faktoren gegenüber dem neuen Friedhofe angewandt<lb/> wird, werden allgemein Klagen laut. Zuerſt ließ<lb/> man den für die Eröffnung feſtgeſetzten Termin<lb/> vorbeigehen, ohne es zu ermöglichen, daß dort Be-<lb/> gräbniſſe erfolgen konnten. Der Eröffnungstermin<lb/> mußte alſo, obwohl bei einigermaßen regulärem<lb/> Vorgehen alles in Ordnung hätte ſein können,<lb/> wegen der unglaublichen, ſagen wir Gleichgiltigkeit,<lb/> welche der ordnungsgemäßen Eröffnung entgegen<lb/> gebracht wurde, verſchoben werden und trotz des<lb/> ſtrikten Auftrages der Statthalterei mußte immer<lb/> noch der alte Friedhof benützt werden. Nun iſt<lb/> der neue Friedhof endlich der Benützung über-<lb/> geben worden, aber die Pietät ſtand bei ſeiner<lb/> Eröffnung nicht Gevatter. Obwohl die Kirche aus<lb/> dem Friedhofsgeſchäft bekanntlich große Einnahmen<lb/> erzielt, befindet ſich das Friedhofsgelände noch<lb/> immer in dem Zuſtande einer gewiſſen „Urſprüng-<lb/> lichkeit“, die das Auge und das Empfinden der<lb/> Friedhofsbeſucher verletzt. Die Wege ſind nicht<lb/> hergerichtet und die ganze äußere und innere Aus-<lb/> ſtaltung des Friedhofes reizt durch ihr Fehlen zur<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Marburger Zeitung Nr. 59, 26. Mai 1914
bringt angenehme Abwechſlung in das Programm.
Das aktuelle Gaumont-Journal, welches diesmal
von ganz beſonderem Umfange iſt, zeigt uns die
letzten Ereigniſſe und Begebenheiten aus aller
Welt. Den Abſchluß bildet der komiſche Schlager
„Müller hat eine Nähnadel verloren“, welcher
große Heiterkeit erregt. Samstag um 5 Uhr be-
ginnen die Paſſionsſpiele, das neueſte, größte und
ſchönſte Kunſtwerk. Extravorſtellungen für Körper-
ſchaften, Schulen und Anſtalten zu jeder gewünſchten
Stunde bei bedeutend ermäßigten Preiſen. Geneigte
rechtzeitige Anmeldungen an die Bioſkop-Direktion.
Zum Burſchenſchaftertag. Der Feſtzug
am Sonntag wurde nunmehr endgiltig wie folgt
feſtgeſtellt: Beginn halb 11 Uhr vormittags ab
Götz durch die Goetheſtraße, Bismarckſtraße, Tappeiner-
platz, Hamerlingſtraße, Tegetthoffſtraße, Burgplatz,
Burggaſſe, Herrengaſſe, Hauptplatz, zurück durch
die Herrengaſſe zum neuen Stadtpark, wo ſich dann
der Feſtzug nach Übergabe des Gedenkſteines in die
Obhut der Gemeinde auflöſt.
Das Frühlingsfeſt des Stadtverſchönerungs-
vereines — verſchoben. Um einer bei großen
Volksfeſten, wo tauſende von Menſchen zuſammen-
ſtrömen, nur allzuleicht möglichen neuerlichen
Weiterverbreitung der noch immer nicht erloſchenen
Scharlach-Epidemie vorzubeugen, wurde der Be-
ſchluß gefaßt, dieſes für den 7. Juni beſtimmte Feſt
erſt am Sonntag den 28. Juni, eventuell am 29.
Juni abzuhalten.
Der neue Leiter der Bezirkshauptmann-
ſchaft Windiſchgraz. Morgen verläßt Statthalterei-
ſekretär Dr. Freiherr von Neugebauer die Stadt
Marburg, um die Leitung der Bezirkshauptmann-
ſchaft Windiſchgraz zu übernehmen. Während ſeiner
Amtstätigkeit bei der Bezirkshauptmannſchaft Mar-
burg hat ſich Freiherr von Neugebauer die allge-
meinſten Sympathien erworben, die ihn in ſeinen
neuen Wirkungskreis geleiten. Mit dem neuen
Leiter der Bezirkshauptmannſchaft Windiſchgraz ge-
winnt dieſer Bezirk einen politiſchen Chef, deſſen
Liebeswürdigkeit, Sachkenntnis und Vertrautheit
mit den unterſteiriſchen Verhältniſſen ihm gewiß
auch dort jene Sympathien verſchaffen wird, die
er in Marburg genoß.
Kaufmänniſcher Geſangverein. Heute Voll-
probe im Vereinsheim. Zum Studium gelangen
die Chöre für die Eggenberger Sängerfahrt. An
die Mitglieder ergeht das Erſuchen, pünktlich zu
erſcheinen.
Der Jungmannſchaftsabend der Jugend-
Südmarkortsgruppe erfreute ſich auch bei ihrer
letzten Veranſtaltung eines recht guten Beſuches.
Nachdem von Orcheſter ein flotter Marſch vorge-
tragen war, begrüßte der Obmann Herr Rudolf
Kiffmann, Techniker, alle Anweſenden, insbeſondere
die Vertreter der Männerortsgruppe Herrn kaiſ. Rat
Dr. Artur Mally, Herrn Waidacher, der Frauen-
und Mädchenortsgruppe Obfrau Frau Johanna Leidl,
die Vertreter des deutſchen Hochſchülerverbandes,
des Turnvereines Jahn und des Marburger Turn-
vereines uſw. und erteilte hierauf Herrn Prof. Dr.
Mühlbacher zum Bortrage die Schlacht im Teute-
burger Wald das Wort, welcher Vortrag mit großem
Beifall endete. Hierauf trug Herr Prof. Knapp
einige Gedichte vor. Das Orcheſter ſpielte noch
einige Walzer unter der Leitung des Herrn Otmar
Roba.
Spende. Herr kaiſ. Rat Karl Pfrimer
ſpendete anſtatt eines Kranzes für den verſtorbenen
Herrn Oberſt Prokop der Rettungsabteilung 15 K.,
wofür der beſte Dank geſagt wird.
Automobilverbindung Marburg-Ober-
Pulsgau. Aus Ober-Pulsgau wurde uns geſchrieben:
Die von Herrn Karl Herrmann ins Leben
gerufene Auto-Omnibusverbindung Ober-Pulsgau-
Marburg wird Donnerstag den 28. Mai mit
einer kommiſſionellen Probefahrt Marburg-Ober-
Pulsgau eröffnet und dann der 30 Perſonen
faſſende Wagen ab Freitag den 29. Mai dem
öffentlichen Verkehr übergeben werden.
Schweres Automobilunglück. Am 24. d.,
gegen 9 Uhr abends, fuhr Herr Dr. Branko
Zizek aus Idria mit Dr. Bergmann von
Sachſenfeld in ſeinem Auto nach Hochenegg. In
St. Margareten bei Cilli kam ihnen der Holz-
händler Conferro aus Gaberje bei Cilli mit
einem Landauer entgegen. Da der Automobiliſt
Dr. Zizek ſein Fahrzeug nur mit einem Petroleum-
lichte(!) beleuchtet hatte und vorſchriftswidrig rechts
fuhr, kam es zu einem furchtbaren Zuſammenſtoße.
Einem Pferde des Herrn Conferro wurden die
Vorderfüße vollkommen abgetrennt, ſo daß es an
Ort und Stelle geſchlachtet und dem Waſenmeiſter
übergeben werden mußte. Die Inſaſſen des Kraft-
wagens und des Landauers kamen ohne Verletzungen
davon. Das Auto ſelbſt wurde ſtark beſchädigt, ſo
daß es ſich zur Weiterfahrt nicht mehr eignete.
Im Bade Krapina-Töplitz wird am 1. Juni
das neue Schlammbad feierlich eröffnet; für das-
ſelbe wurde ein tüchtiger Bademeiſter aus Bad
Piſtyán bezogen.
Einbruchsdiebſtahl im Weingartenhauſe
Waſtian. Der 31jährige Joſef Golob, verehe-
lichter Schmied aus Zellnitz a. D., hatte am 13.
Dezember v. J. eine achtmonatliche Kerkerſtrafe in
Marburg abgebüßt. Tags darauf kam er in ange-
heitertem Zuſtande zu ſeiner in Rothwein wohnen-
den Ehegattin Agnes Golob, welche aber von ihm
nichts mehr wiſſen wollte. Aus Zorn darüber be-
drohte er ſie mit Mord und Brandlegung, ſo daß
die Agnes Golob in große Furcht geriet. In der
Nacht zum 16. Dezember brach er, angeblich in
Geſellſchaft eines unbekannten Diebsgenoſſen, in das
verſperrte Herrenhaus des Abg. Waſtian und
ſeiner Gemahlin Zäzilie Waſtian im Weingarten
in Leitersberg ein und entwendete dort drei Herren-
anzüge (90 K.), einen Herrenrock (30 K.) ein Damen-
koſtüm (40 K.), zwei Damenröcke (20 K.), ferners
verſchiedene andere Kleidungsſtücke, Herren- und
Damenwäſche, Eingemachtes, Likör, Zigarren und
Zigaretten, insgeſamt im Werte von 248 Kronen.
Golob hatte als Sträfling im Waſtianſchen Wein-
garten gearbeitet und bei dieſer Gelegenheit offen-
bar die Hausverhältniſſe kennen gelernt. Nun war
er am 23. d. nachmittags des Verbrechens der
gefährlichen Drohung und des Verbrechens des
Diebſtahles angeklagt und wurde vom Gerichts-
hofe zu dreizehn Monaten ſchweren Kerker ver-
urteilt.
Majeſtätsbeleidigung. Der 30 jährige M.
Kmetec, verehelichter Winzer in Skoriſchnak,
Bez. Pettau, wurde bei der Mobiliſierung anläßlich
der Balkankriſe zur militäriſchen Dienſtleiſtung ein-
berufen und diente vom 17. Dezember 1912 bis zum
21. Auguſt 1913 beim Feſtungsartillerieregiment 5
in Cattaro. Im März oder April 1913 erhielt er
einen Urlaub. Während dieſes Urlaubes arbeitete
er im Weingarten. Der Winzer Zaiſcheg und
ſein Sohn frugen ihn einmal gelegentlich, wie es
ihm ‚beim Kaiſer‘, d. h. bei den ‚Kaiſerlichen‘, gehe.
Kmetec ſoll nun durch ſeine Antwort in ſloweniſcher
Sprache eine ſchwere Majeſtätsbeleidigung begangen
haben. Zaiſchek zeigte dies an. Kmetec verantwortete
ſich damit, daß er mit ſeiner Äußerung nicht den
Monarchen, ſondern den Ferdinand Kaiſer gemeint
habe, der Feuerwerker bei ſeinem (des Kmetec) Re-
giment geweſen ſei. Die Erhebungen ergaben aber,
daß dieſer Zugsführer Kaiſer ſchon im Jahre 1907
zu einem anderen Truppenkörper verſetzt wurde
und daß alſo Kmetec keinen Grund zum Groll
gegen den Feuerwerker Kaiſer gehabt haben kann.
Außer des Verbrechens der Majeſtätsbeleidigung
war Kmetec auch der leichten Körperbeſchädigung
angeklagt, weil er am 9. Jänner d. J. den 7 jährigen
Schulknaben Ruß zu Boden warf, ohrfeigte und
ihm Hiebe auf den Unterleib verſetzte. Der Gerichts-
hof verurteilte ihn wegen der Majeſtätsbeleidigung
zu zwei Monaten ſchwerem Kerker.
Ein hartnäckiger Verfolger. Der hieſige
Steuerexekutor Karl Vollmayer hegt gegen Viktor
Wolfzettel, Maſchinführeranwärter in Marburg,
wegen eines im Dezember v. J. vorgefallenen Zer-
würfniſſes einen heftigen Groll. Als er am 6.
Jänner mit Viktor Wolfzettel in einem Gaſthauſe
zuſammenkam, beſchuldigte er den letzteren, er be-
ſtehle die Südbahn. Herr Viktor Wolfzettel hat
hierauf gegen Herrn Vollmayer die Privatklage er-
hoben und fand darüber beim k. k. Bezirksgerichte
Marburg die Hauptverhandlung am 21. Jänner
ſtatt. Bei dieſer Verhandlung hat Herr Karl Voll-
mayer die erhobene Beſchuldigung des Diebſtahles
widerrufen, Abbitte geleiſtet, einen Sühnebetrag
von 70 K. für den Kindergarten in Brunndorf er-
legt ſowie die Vertretungskoſten des Herrn Viktor
Wolfzettel im Betrage von 30 K. bezahlt, worauf
ihm Herr Wolfzettel die Strafe erließ. Bereits am
22. Jänner, alſo einen Tag nach der ſtattgefundenen
Hauptverhandlung und nach dem erfolgten Wider-
rufe der Diebſtahlsbeſchuldigung richtete Karl Voll-
mayer an den Heizhauschef der Südbahngeſellſchaft
in Marburg, ein Schreiben worin er neuerlich gegen
Viktor Wolfzettel den Vorwurf von Diebſtählen zu
Schaden der Südbahngeſellſchaft erhebt. Auch dies-
mal betrat Herr Viktor Wolfzettel den Klageweg.
Karl Vollmayer bot für die Richtigkeit der erhobenen
Beſchuldigung den Wahrdeitsbeweis an, welcher
vom Gerichte auch zugelaſſen wurde. Das Ergebnis
der Beweisaufnahme lieferte jedoch gegen Viktor
Wolfzettel abſolut kein belaſtendes Material. Vor
der am 20. Mai ſtattgefundenen Schlußverhandlung
bat nun die Gattin des Angeklagten Karl Vollmayer
den die Verhandlung führenden Herrn k. k. Bezirks-
richter unter Tränen, er möge auf die beiden Par-
teien vergleichend einwirken, was auch der Herr
Bezirksrichter tat, worauf über längeren Zuſpruch
ſich Herr Viktor Wolfzettel wirklich herbeiließ, auch
diesmal dem Angeklagten die Strafe zu erlaſſen,
wenn derſelbe ſowohl protokollariſch als auch durch
eine Veröffentlichung in der Zeitung die erhobene
Beſchuldigung widerruft, hiefür Abbitte leiſtet und
die Prozeßkoſten bezahlt. Der Angeklagte nahm
dieſen Vorſchlag an, worauf die Privatklage zurück-
gezogen wurde.
Ein Schimmel zu vergeben. Das Inf.-Reg.
Nr. 47, Maſchinengewehr-Abteilung II, gibt am
30. d. ein Tragtier (Schimmel) in Privatbenützung
ab. Jene Perſonen, die auf die Übernahme dieſes
Tragtieres reflektieren, wollen in ihrem eigenen
Intereſſe ſich eheſtens beim obigen Kommando
vormerken laſſen.
Die Militärmuſik im Bade Krapina-Töp-
litz (18 Mann unter perſönlicher Leitung ihres
Kapellmeiſtees) wird ſchon am Pfingſtſonntag den
31. Mai ihre täglichen Konzerte beginnen.
Die Einladungen zum Burſchenſchafter-
tag gelangen heute zur Verſendung. Anfragen
wollen an phil. Pock, Herrengaſſe 58, in Wohnungs-
angelegenheiten an Herrn Weber, Kanzlei des Haus-
beſitzervereines, Schillerſtraße 8, gerichtet werden.
Lieder zur Laute. Gerade zur rechten Zeit,
da die erſten warmen, ſonnigen Tage den alten
Wandertrieb wecken und alt und jung hinauszieht,
um in der neuerwachten, frühlingfrohen Natur den
Alltag zu vergeſſen, erſcheint in der bekannten
Notenſammlung „Muſik für Alle“ ein zweites
„Lautenlieder-Heft“. Die beiden großen Abſchnitte,
in die das Heft zerfällt: „Auf dem Marſche“ und
„Bei luſtiger Raſt“, zeigen, daß der Inhalt in
erſter Linie den Wandervögeln und überhaupt allen
Wanderluſtigen gewidmet iſt. Der erſte Teil enthält
außer den bekannten Stücken „Ein Jäger aus
Kurpfalz“, „Wenn die Soldaten durch die Stadt
marſchieren“ und „Hinter Metz bei Paris“ u. a.
auch ein neues Soldatenlied Bogumil Zeplers:
„Verdammt juchhe“. Im zweiten Teil finden wir
Scherzlieder, wie „Ich ging emol ſpazieren“, das
Handwerkerlied „Der Schneider-Jahrestag“, die
Schauermär „Sabinchen“ und neben anderen,
hübſchen Stücken ein neues, balladenartiges Lied
„Fritze Ballmann“. Den Beſchluß bildet das reiz-
volle „Dandaladeia“ des verſtorbenen Komponiſten
Georg David Schulz, dem Begründer des erſten
Kabaretts in Berlin. Da den Liedern eine Be-
gleitung ſowohl für Laute wie für Klavier beige-
geben iſt, wird es in den weiteſten Kreiſen Freude
bereiten; und wie es die Wanderer beiderſeitigen
Geſchlechts auf froher Fahrt begleiten ſoll, ſo wird
es auch daheim in fröhlichen Stunden als heiteres
Vortragsalbum willkommen ſein. Das zweite
Lautenlieder-Heft iſt wie alle bisher erſchienenen
Hefte der „Muſik für Alle“ zum Preiſe von 60 H.
in allen Buch- und Muſikalienhandlungen ſowie
direkt vom Verlage Ullſtein u. Co., Geſellſchaft mit
b. H., Wien, 1. Bez., Roſenburſenſtraße 8, erhältlich.
Vom neuen Friedhof. Über das Syſtem
der Verſchleppung, Verzögerung und Nachläſſigkeit,
welches von den zuſtändigen ſloweniſchen geiſtlichen
Faktoren gegenüber dem neuen Friedhofe angewandt
wird, werden allgemein Klagen laut. Zuerſt ließ
man den für die Eröffnung feſtgeſetzten Termin
vorbeigehen, ohne es zu ermöglichen, daß dort Be-
gräbniſſe erfolgen konnten. Der Eröffnungstermin
mußte alſo, obwohl bei einigermaßen regulärem
Vorgehen alles in Ordnung hätte ſein können,
wegen der unglaublichen, ſagen wir Gleichgiltigkeit,
welche der ordnungsgemäßen Eröffnung entgegen
gebracht wurde, verſchoben werden und trotz des
ſtrikten Auftrages der Statthalterei mußte immer
noch der alte Friedhof benützt werden. Nun iſt
der neue Friedhof endlich der Benützung über-
geben worden, aber die Pietät ſtand bei ſeiner
Eröffnung nicht Gevatter. Obwohl die Kirche aus
dem Friedhofsgeſchäft bekanntlich große Einnahmen
erzielt, befindet ſich das Friedhofsgelände noch
immer in dem Zuſtande einer gewiſſen „Urſprüng-
lichkeit“, die das Auge und das Empfinden der
Friedhofsbeſucher verletzt. Die Wege ſind nicht
hergerichtet und die ganze äußere und innere Aus-
ſtaltung des Friedhofes reizt durch ihr Fehlen zur
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(2018-01-26T13:38:42Z)
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