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Marburger Zeitung. Nr. 5, Marburg, 11.01.1910.

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Marburger Zeitung Nr. 5, 11. Jänner 1910

[Spaltenumbruch]

Von ähnlichen Gesichtspunkten ausgehend hat
der Landesausschuß bei der Erwägung der Be-
deckung des Defizites nach der von der Regierung
gnädigst überlassenen Biersteuer gegriffen. Eine Er-
höhung der Landesbierauflage würde einen Ertrag
von über eine Million Kronen abwerfen, was einer
Umlagenerhöhung von sechs bis sieben Prozent
entspricht. Wenn das Bier auch manchen Kreisen
zur Notwendigkeit geworden ist, ein Lebensmittel ist
es doch nicht geworden, es ist vor allem ein Genuß-
mittel und mit besteuerten Lebensmitteln wie Zucker,
Salz usw. nicht auf eine Stufe zu stellen. Eine
ausschließliche Erhöhung der Umlagen um 12 bis
15 Prozent hätte nicht nur alle Schichten der Be-
völkerung treffen müssen, sie hätte auch einzelne
Kreise besonders hart getroffen. Der Gewerbsmann,
der plötzlich um 15 Prozent mehr Umlagen auf
seine Erwerbsteuer und gleichzeitig eine Erhöhung
des Mietzinses für seine Wohnung und Geschäfts-
lokal erfahren muß, wird dadurch sicherlich härter
getroffen als durch die Erhöhung des Bierliters
um 2 Heller. Was nun die Nächstbeteiligten, die
Gastwirte anbelangt, die selbstredend diese Steuer
auf das Publikum überwälzen müssen, und die nur
einen Rückgang des Bierkonsums als Schreckgespenst
sehen, so wird das wohl allgemein als übertrieben
erscheinen müssen, besonders in bezug auf das städti-
sche Gastgewerbe. Am flachen Lande hätte eine Bier-
preiserhöhung vor zwei Jahren vielleicht eine
Wirkung ausgeübt; heute, nach den Weinpreis-
stürzen der letzten Zeit, hat der Bierkonsum dort,
namentlich im Mittel- und Unterland schon eine
natürliche Einschränkung erfahren.

Bei ruhiger Erwägung aller Tatsachen wird
jeder Unbefangene begreiflich finden, daß unser
Landesausschuß nach dieser Steuer greifen mußte,
umsomehr, als der Staat, wenn es auch in letzter
Zeit erst mißlang, in Kürze gewiß wieder nach
dieser Steuer greifen wird. Grundsätzlich wird wohl
jeder gegen eine solche Art von Steuerleistung sein,
die Not aber macht oft die schönsten Grundsätze zu
nichte. Reine Not war es, die unseren Landes-
ausschuß dazu drängte; und hätten wir ihn in
dieser Lage verlassen sollen nur um uns populär
zu machen?




Pettauer Nachrichten.
Schulfink +.

In der Nacht auf heute ist,
wie uns telegraphiert wird, Herr Schulfink ge-
storben. Eine Würdigung des verdienstvollen Mannes,
dessen Gedenken noch lange währen wird, behalten
wir uns vor. Das Leichenbegängnis findet morgen
(Mittwoch) nachmittags statt.

Hanptversammlung des Männerge-
sangvereiues.

Gestern fand die 47. Hauptver-
sammlung des Männergesangvereines unter sehr
starker Beteiligung der ausübenden Mitglieder statt.
Obmann Hans Perko eröffnete die Versammlung
nnd nach der Begrüßung erteilte er dem Schrift-
[Spaltenumbruch] führer H. Skoflek das Wort zur Verlesung der vor-
jährigen Verhandlungsschrift, welche genehmigt
wurde. Hierauf folgten die Tätigkeitsberichte. In
erster Linie erstattet der Obmann Herr Perko einen
genauen Bericht über die erfolgreiche Tätigkeit des
Vereines, woraus hervorgeht, daß der Verein 17
mal aufgetreten ist, trotz Mangels eines ständigen
Chormeisters. Acht Mitglieder sind aus dem Verein
geschieden und zehn Mitglieder neubeigetreten, daher
beträgt der jetzige Mitgliederstand 43. Weiters dankte
Herr Perko besonders Herrn Mühlbauer, Fräulein
Czak und dem Ausschusse für ihre Mitwirkung und
den Mitgliedern für die rege Tätigkeit. Herr Ulrich
erstattet den Kassenbericht. Der Verein hatte K. 2422·58
Einnahmen und K. 2322·45 Ausgaben; es ver-
bleibt trotz mannigfacher Ausgaben für die Chor-
meisterstelle ein Guthaben von K. 100·13. Dem
Säckelwart wurde einstimmig die Entlastung erteilt.
Die Mitgliederbeiträge werden für ausübende Mit-
glieder mit K. 1·20, für unterstützende mit K. 1·--
und für Damen mit 60 Heller festgesetzt. Bei der
hierauf vorgenommenen Wahl wurden einstimmig
gewählt die Herren: Obmann Hans Perko, Stell-
vertreter Karl Kasper, Chormeister Franz Mühlbauer,
Schriftführer Franz Hallecker, Säckelwart Karl Ulrich;
mittels Stimmzettel: Ökonom Vinzenz Tamm, Ar-
chivar Julius Tognio, Sangräte Wilhelm Blanke,
Max Wegschaider, A. Masten, Hans Wolf, Hans
Heller und Josef P[i]rich, Fahnenjunker Scherduan
und Hornfuchs Otto Laurentschitsch. Die Haupt-
versammlung verlief ohne jeden Zwischenfall in
äußerst würdiger Weise.

Diebstähle.

Der bei dem hiesigen Uhrmacher
Karl Penteker seit einigen Monaten in Diensten
stehende Gehilfe Anton Gruber hat im Verlaufe
der letzten Wochen Uhren, Ringe usw. aus Gold
und Silber sowie auch Uhrenbestandteile aus dem
Warenlager seines Chefs gestohlen. Man fand bei
der Hausdurchsuchung in seinem Koffer gestohlene
Wertgegenstände im Gesamtbetrage von beiläufig
80 Kronen. In der gleichen Zeit kamen dem hiesigen
Hutmachermeister Josef Slavetic aus seinem Lager
von fertiger Ware zehn Plüschhüte im Gesamtwerte
von 90 Kronen abhanden. Gestohlen hat sie der
bei dem Genannten in Lehre stehende achtzehnjährige
Peter Puschanen; der obgenannte Uhrmacher-
gehilfe hat den größten Teil dieser Plüschhüte für
Rechnung seines "Kompagnons" au den Mann
gebracht.




Marburger Nachrichten.
Postbeamtenversammlung.

Vorgestern nachmittags fand im Hofsalon des
Gasthofes "Zur alten Bierquelle" eine Versammlung
von deutschen Postbeamten statt, die sowohl hin-
sichtlich ihres Zweckes, als auch wegen ihres zahl-
reichen Besuches und des Geistes, der sie durchwehte,
lebhafte Genugtuung erwecken mußte. Die Versamm-
lung war von den hiesigen Vertrauensmännern des
Reichsbundes der deutschösterreichischen




[Spaltenumbruch]

Wie naiv und harmlos es klang; es entzückte
die reiche Frau. "Ich danke Ihnen herzlich", sagte
sie und sich zu dem jungen Mädchen niederbeugend,
legte sie ihr die Hand leicht auf die Schulter. Ines
ergriff die weiße, mit kostbaren Ringen geschmückte
Frauenhand und zog sie an die warmen Lippen.

"Nicht so, Kleine". Irmgard umarmte ihren
Gast.

"Sie sagen: Kleine, gerade so wie Hardy?"
rief Ines, halb verwirrt durch die Freundlichkeit
Frau Gerards.

"Ihr Bruder ist wohl sehr gut zu Ihnen?"

"Ach ja, seit unser lieber Vater starb, sorgt
er ganz für mich. Es gibt keinen besseren Menschen.
Alle, die ihn näher kennen, sind dieser Ansicht".

Sie waren in das Haus gegangen, denn Irm-
gard war im Garten gewesen, als ihr junger Gast
ankam.

Mon Repos war von innen und außen ein
Juwel. Was der Reichtum aufbieten konnte, war
geschehen, um das Schlößchen zu einem auserlesenen
Aufenthaltsort zu machen. Der alte Millionär hatte
den Käfig, in den er sein schönes junges Weib
bald nach der Hochzeit brachte, vergoldet. Nur kurze
Zeit genoß er sein Glück, dann wurde er gelähmt,
und siechte langsam dahin.

Irmgard dacht nicht gern an die zwei Jahre
ihrer Ehe. Sie hatte den Gatten verloren, und oft
kam es ihr vor, als sei sie überhaupt nicht ver-
heiratet gewesen. Der Zauber mädchenhafter Unbe-
rührtheit war ihr geblieben. Sie wußte von der
[Spaltenumbruch] seltsamen Testamentsklausel, aber sie kümmerte sich
nicht darum. Ihr schien das Leben gerade recht, so
wie sie es führte. Sie war imstande, sich jeden
Wunsch, der durch Geld erreichbar war, zu erfüllen.
Sich wieder einem Mann unterzuordnen, schien ihr
unmöglich. Oft glaubte sie, einer großen, alles
niederwerfenden Liebe gar nicht fähig zu sein, und
sie fürchtete die Leiden und Kämpfe, die Aufregun-
gen, die damit in Verbindung stehen. Fräulein
Hulda Körner, die Gesellschafterin Frau Gerards,
war eine behäbige Fünfzigerin, mit einem runden,
gutmütigen Gesicht und phlegmatischem Tempera-
ment. Sie hatte in dem hübschen, eichengetäfelten
Speisezimmer den Kaffee bereitet. Irmgard machte
sie mit Ines bekannt. Das junge Mädchen, das an
die Schlichtheit des Elternhauses gewöhnt war,
und auch in der Forstei die größte Einfachheit
gesehen hatte, kam sich wie in einem Märchen vor.
Die schöngeschmückte Tafel mit schwerem Silber-
gerät und reizendem, weißen Poreellan, die ge-
schnitzten Stühle und Kredenztische, auf denen allerlei
kostbare Humpen und Gläser standen, entlockten
Ines einen Ausruf der Bewunderung. Frau Gerard
lächelte zu dem naiven Eingeständnis.

"Es ist wunderschön bei Ihnen", sagte Ines,
"ich habe noch nie ein so schönes Haus gesehen".

"Nun, dann kommen Sie oft zu mir", bat
Irmgard herzlich.

"Das will ich!" rief Ines. Hardy mein Bru-
der ist fast immer auf dem Werk, ich bin ost ganze
Tage allein.     (Fortsetzung folgt.)


[Spaltenumbruch]

Postbeamten einberufen worden, um hier eine
Ortsgruppe des genannten Bundes zu gründen.
Der Einladung hatten nicht nur die deutschen Post-
angestellten von Marburg, sondern auch solche aus
Graz, Pettau (von dort eine ganz besonders statt-
liche Anzahl) und anderen Städten und Orten in
sehr zahlreicher Weise Folge geleistet. Kontrollor
Herr Scheuch (Marburg), der den Vorsitz führte,
konnte nicht nur die Amtskollegen von nah und fern,
sondern auch die Reichsratsabgeordneten Wastian
und Malik, Landtagsabgeordneten Neger, Amts-
vorstand Dr. Schinner, die Vertreter verschiedener
deutscher Vereine, Gemeinderäte, die Vertreter der
Presse etc. begrüßen. Von den zahlreichen, aus ver-
schiedenen Kronländern gekommenen Begrüßungen
und Entschuldigungen erwähnen wir jene der am
Erscheinen verhindert gewesenen Herren Bürgermeister
Dr. Schmiderer und Reichsratsabgeordneten
Marckhl.

Als erster Redner sprach der Bundesobmann
Herr Schmid (Wien) über wirtschaftliche und
völkische Organisation mit Bezug auf Standesfragen.
Der Redner betonte, daß es dem Reichsbunde nicht
darum zu tun sei, eine bestehende fachliche, aber
internationale Organisation zu schwächen; die Macht
der Verhältnisse und Tatsachen bringe es aber mit
sich, daß sich die deutschen Postbeamten auch national
organisieren müssen, um nicht schweren Schaden zu
erleiden, um nicht, geradeso wie die deutschen Diener,
auf allen Gebieten durch die national überaus an-
griffslustigen slawischen Kollegen verdrängt zu werden.
Der Redner verwies sodann auf die durch slawisch-
nationale Angriffslust erfolgte Desorganisation bei
der Prager Post- und Telegraphendirektion; dort
wie anderwärts trete der Umstand immer deutlicher
in die Erscheinung, daß man den Staatskitt, die
deutsche Verkehrssprache, gänzlich ausmerzen will.
Eine Stelle nach der anderen, insbesondere die
leitenden, werde den Slawen zugeschanzt; die slawische
Erpressertaktik sei überall zu beobachten. Es werden
slawische Mittelschulen aus dem Boden gestampft,
um slawisches geistiges Proletariat zu erzeugen,
welches den Deutschen die Stellen wegnimmt. Unter
der Ära Fiedler-Forscht allein wurden in Wien 690
tschechische Beamte und Diener ins Handelsmini-
sterium gebracht -- wir Deutsche wurden natürlich
zurückgesetzt. Wieviele Deutsche sind in Wien posten-
los und gehen zugrunde, während die fremden
Tschechen in Wien als Beamte und Diener alle
Bureaus füllen! Bereits gibt es in Wien 2130
tschechische Postbeamte. Wir können aber mit vollem
Rechte verlangen uud die deutsche Öffentlichkeit ist
mit in erster Linie an dieser Forderung interessiert:
Für die deutsche Bevölkerung deutsche Beamte! (Leb-
hafter Beifall.) Zu unserem Schutze ist eine große
deutsche Gewerkschaft der Postbeamten und Diener
dringend notwendig; um diesen Gedanken zu ver-
wirklichen, wurde der Reichsbund deutschösterreichischer
Postbeamten gegründet, der nach fünfvierteljährigem
Bestande bereits 1700 Mitglieder zählt, aber seinen
Ausbau noch lange nicht erreicht hat. Und daß die
Notwendigkeit dieses Ausbaues und der nationale
Schutz auch im Süden als eine dringende Not-
wendigkeit empfunden wird, das gehe aus der Be-
teiligung an dieser Versammlung hervor.

Der Redner verwies noch auf das Drucksorten-
Babylon, welches bei uns bereits herrscht und die
Beamten quält, auf die dadurch hervorgerufenen,
der Post nicht würdigen Erscheinungen, auf die
fortwährende Verdrängung deutscher Diener und
Hineinpressung von slawischen, wodurch Tausende
unserer Volksgenossen, z. B. in Wien, brotlos
werden, besproch sodann Parallelerscheinungen im
Süden der Monarchie und führte als Illustrations-
beispiel an, daß sich auf der Strecke Unterdrau-
burg--Cilli nicht ein einziger deutscher
Postbeamte
mehr befinde. Reduer schloß unter
lebhaftem Beifall. Obmannstellvertreter Herr Groß-
berger
(Wien) sprach über die völkische Organi-
sation und die Postanstaltsbeamten. Die annoch
deutsch verwaltete Stadt Brünn besitze fast keine
deutschen Postbeamten mehr; in Olmütz und anderen
Städten sehen wir das Gleiche; in Graz gebe es
bereits windisch besetzte Vorstandsstellen. Es müsse
mit aller Kraft dahin getrachtet werden, daß der
slawische Zuzug in die deutschen Städte verhindert
werde. Redner verurteilte die nationale Lauheit so
mancher deutscher Vorstände, die nur aus Bequem-
lichkeit dem slawischen Druck ständig nachgeben, und
gab eine Reihe von Beispielen dafür, wie es den
Deutschen ergeht, wenn die Slawen irgendwo die
Mehrheit und damit die Herrschaft errungen haben.
Auch dieser Redner trat für ein gemeinsames Vor-
gehen aller deutschen Postangestellten ein. (Lebhafter

Marburger Zeitung Nr. 5, 11. Jänner 1910

[Spaltenumbruch]

Von ähnlichen Geſichtspunkten ausgehend hat
der Landesausſchuß bei der Erwägung der Be-
deckung des Defizites nach der von der Regierung
gnädigſt überlaſſenen Bierſteuer gegriffen. Eine Er-
höhung der Landesbierauflage würde einen Ertrag
von über eine Million Kronen abwerfen, was einer
Umlagenerhöhung von ſechs bis ſieben Prozent
entſpricht. Wenn das Bier auch manchen Kreiſen
zur Notwendigkeit geworden iſt, ein Lebensmittel iſt
es doch nicht geworden, es iſt vor allem ein Genuß-
mittel und mit beſteuerten Lebensmitteln wie Zucker,
Salz uſw. nicht auf eine Stufe zu ſtellen. Eine
ausſchließliche Erhöhung der Umlagen um 12 bis
15 Prozent hätte nicht nur alle Schichten der Be-
völkerung treffen müſſen, ſie hätte auch einzelne
Kreiſe beſonders hart getroffen. Der Gewerbsmann,
der plötzlich um 15 Prozent mehr Umlagen auf
ſeine Erwerbſteuer und gleichzeitig eine Erhöhung
des Mietzinſes für ſeine Wohnung und Geſchäfts-
lokal erfahren muß, wird dadurch ſicherlich härter
getroffen als durch die Erhöhung des Bierliters
um 2 Heller. Was nun die Nächſtbeteiligten, die
Gaſtwirte anbelangt, die ſelbſtredend dieſe Steuer
auf das Publikum überwälzen müſſen, und die nur
einen Rückgang des Bierkonſums als Schreckgeſpenſt
ſehen, ſo wird das wohl allgemein als übertrieben
erſcheinen müſſen, beſonders in bezug auf das ſtädti-
ſche Gaſtgewerbe. Am flachen Lande hätte eine Bier-
preiserhöhung vor zwei Jahren vielleicht eine
Wirkung ausgeübt; heute, nach den Weinpreis-
ſtürzen der letzten Zeit, hat der Bierkonſum dort,
namentlich im Mittel- und Unterland ſchon eine
natürliche Einſchränkung erfahren.

Bei ruhiger Erwägung aller Tatſachen wird
jeder Unbefangene begreiflich finden, daß unſer
Landesausſchuß nach dieſer Steuer greifen mußte,
umſomehr, als der Staat, wenn es auch in letzter
Zeit erſt mißlang, in Kürze gewiß wieder nach
dieſer Steuer greifen wird. Grundſätzlich wird wohl
jeder gegen eine ſolche Art von Steuerleiſtung ſein,
die Not aber macht oft die ſchönſten Grundſätze zu
nichte. Reine Not war es, die unſeren Landes-
ausſchuß dazu drängte; und hätten wir ihn in
dieſer Lage verlaſſen ſollen nur um uns populär
zu machen?




Pettauer Nachrichten.
Schulfink †.

In der Nacht auf heute iſt,
wie uns telegraphiert wird, Herr Schulfink ge-
ſtorben. Eine Würdigung des verdienſtvollen Mannes,
deſſen Gedenken noch lange währen wird, behalten
wir uns vor. Das Leichenbegängnis findet morgen
(Mittwoch) nachmittags ſtatt.

Hanptverſammlung des Männerge-
ſangvereiues.

Geſtern fand die 47. Hauptver-
ſammlung des Männergeſangvereines unter ſehr
ſtarker Beteiligung der ausübenden Mitglieder ſtatt.
Obmann Hans Perko eröffnete die Verſammlung
nnd nach der Begrüßung erteilte er dem Schrift-
[Spaltenumbruch] führer H. Skoflek das Wort zur Verleſung der vor-
jährigen Verhandlungsſchrift, welche genehmigt
wurde. Hierauf folgten die Tätigkeitsberichte. In
erſter Linie erſtattet der Obmann Herr Perko einen
genauen Bericht über die erfolgreiche Tätigkeit des
Vereines, woraus hervorgeht, daß der Verein 17
mal aufgetreten iſt, trotz Mangels eines ſtändigen
Chormeiſters. Acht Mitglieder ſind aus dem Verein
geſchieden und zehn Mitglieder neubeigetreten, daher
beträgt der jetzige Mitgliederſtand 43. Weiters dankte
Herr Perko beſonders Herrn Mühlbauer, Fräulein
Czak und dem Ausſchuſſe für ihre Mitwirkung und
den Mitgliedern für die rege Tätigkeit. Herr Ulrich
erſtattet den Kaſſenbericht. Der Verein hatte K. 2422·58
Einnahmen und K. 2322·45 Ausgaben; es ver-
bleibt trotz mannigfacher Ausgaben für die Chor-
meiſterſtelle ein Guthaben von K. 100·13. Dem
Säckelwart wurde einſtimmig die Entlaſtung erteilt.
Die Mitgliederbeiträge werden für ausübende Mit-
glieder mit K. 1·20, für unterſtützende mit K. 1·—
und für Damen mit 60 Heller feſtgeſetzt. Bei der
hierauf vorgenommenen Wahl wurden einſtimmig
gewählt die Herren: Obmann Hans Perko, Stell-
vertreter Karl Kaſper, Chormeiſter Franz Mühlbauer,
Schriftführer Franz Hallecker, Säckelwart Karl Ulrich;
mittels Stimmzettel: Ökonom Vinzenz Tamm, Ar-
chivar Julius Tognio, Sangräte Wilhelm Blanke,
Max Wegſchaider, A. Maſten, Hans Wolf, Hans
Heller und Joſef P[i]rich, Fahnenjunker Scherduan
und Hornfuchs Otto Laurentſchitſch. Die Haupt-
verſammlung verlief ohne jeden Zwiſchenfall in
äußerſt würdiger Weiſe.

Diebſtähle.

Der bei dem hieſigen Uhrmacher
Karl Penteker ſeit einigen Monaten in Dienſten
ſtehende Gehilfe Anton Gruber hat im Verlaufe
der letzten Wochen Uhren, Ringe uſw. aus Gold
und Silber ſowie auch Uhrenbeſtandteile aus dem
Warenlager ſeines Chefs geſtohlen. Man fand bei
der Hausdurchſuchung in ſeinem Koffer geſtohlene
Wertgegenſtände im Geſamtbetrage von beiläufig
80 Kronen. In der gleichen Zeit kamen dem hieſigen
Hutmachermeiſter Joſef Slavetic aus ſeinem Lager
von fertiger Ware zehn Plüſchhüte im Geſamtwerte
von 90 Kronen abhanden. Geſtohlen hat ſie der
bei dem Genannten in Lehre ſtehende achtzehnjährige
Peter Puſchanen; der obgenannte Uhrmacher-
gehilfe hat den größten Teil dieſer Plüſchhüte für
Rechnung ſeines „Kompagnons“ au den Mann
gebracht.




Marburger Nachrichten.
Poſtbeamtenverſammlung.

Vorgeſtern nachmittags fand im Hofſalon des
Gaſthofes „Zur alten Bierquelle“ eine Verſammlung
von deutſchen Poſtbeamten ſtatt, die ſowohl hin-
ſichtlich ihres Zweckes, als auch wegen ihres zahl-
reichen Beſuches und des Geiſtes, der ſie durchwehte,
lebhafte Genugtuung erwecken mußte. Die Verſamm-
lung war von den hieſigen Vertrauensmännern des
Reichsbundes der deutſchöſterreichiſchen




[Spaltenumbruch]

Wie naiv und harmlos es klang; es entzückte
die reiche Frau. „Ich danke Ihnen herzlich“, ſagte
ſie und ſich zu dem jungen Mädchen niederbeugend,
legte ſie ihr die Hand leicht auf die Schulter. Ines
ergriff die weiße, mit koſtbaren Ringen geſchmückte
Frauenhand und zog ſie an die warmen Lippen.

„Nicht ſo, Kleine“. Irmgard umarmte ihren
Gaſt.

„Sie ſagen: Kleine, gerade ſo wie Hardy?“
rief Ines, halb verwirrt durch die Freundlichkeit
Frau Gerards.

„Ihr Bruder iſt wohl ſehr gut zu Ihnen?“

„Ach ja, ſeit unſer lieber Vater ſtarb, ſorgt
er ganz für mich. Es gibt keinen beſſeren Menſchen.
Alle, die ihn näher kennen, ſind dieſer Anſicht“.

Sie waren in das Haus gegangen, denn Irm-
gard war im Garten geweſen, als ihr junger Gaſt
ankam.

Mon Repos war von innen und außen ein
Juwel. Was der Reichtum aufbieten konnte, war
geſchehen, um das Schlößchen zu einem auserleſenen
Aufenthaltsort zu machen. Der alte Millionär hatte
den Käfig, in den er ſein ſchönes junges Weib
bald nach der Hochzeit brachte, vergoldet. Nur kurze
Zeit genoß er ſein Glück, dann wurde er gelähmt,
und ſiechte langſam dahin.

Irmgard dacht nicht gern an die zwei Jahre
ihrer Ehe. Sie hatte den Gatten verloren, und oft
kam es ihr vor, als ſei ſie überhaupt nicht ver-
heiratet geweſen. Der Zauber mädchenhafter Unbe-
rührtheit war ihr geblieben. Sie wußte von der
[Spaltenumbruch] ſeltſamen Teſtamentsklauſel, aber ſie kümmerte ſich
nicht darum. Ihr ſchien das Leben gerade recht, ſo
wie ſie es führte. Sie war imſtande, ſich jeden
Wunſch, der durch Geld erreichbar war, zu erfüllen.
Sich wieder einem Mann unterzuordnen, ſchien ihr
unmöglich. Oft glaubte ſie, einer großen, alles
niederwerfenden Liebe gar nicht fähig zu ſein, und
ſie fürchtete die Leiden und Kämpfe, die Aufregun-
gen, die damit in Verbindung ſtehen. Fräulein
Hulda Körner, die Geſellſchafterin Frau Gerards,
war eine behäbige Fünfzigerin, mit einem runden,
gutmütigen Geſicht und phlegmatiſchem Tempera-
ment. Sie hatte in dem hübſchen, eichengetäfelten
Speiſezimmer den Kaffee bereitet. Irmgard machte
ſie mit Ines bekannt. Das junge Mädchen, das an
die Schlichtheit des Elternhauſes gewöhnt war,
und auch in der Forſtei die größte Einfachheit
geſehen hatte, kam ſich wie in einem Märchen vor.
Die ſchöngeſchmückte Tafel mit ſchwerem Silber-
gerät und reizendem, weißen Poreellan, die ge-
ſchnitzten Stühle und Kredenztiſche, auf denen allerlei
koſtbare Humpen und Gläſer ſtanden, entlockten
Ines einen Ausruf der Bewunderung. Frau Gerard
lächelte zu dem naiven Eingeſtändnis.

„Es iſt wunderſchön bei Ihnen“, ſagte Ines,
„ich habe noch nie ein ſo ſchönes Haus geſehen“.

„Nun, dann kommen Sie oft zu mir“, bat
Irmgard herzlich.

„Das will ich!“ rief Ines. Hardy mein Bru-
der iſt faſt immer auf dem Werk, ich bin oſt ganze
Tage allein.     (Fortſetzung folgt.)


[Spaltenumbruch]

Poſtbeamten einberufen worden, um hier eine
Ortsgruppe des genannten Bundes zu gründen.
Der Einladung hatten nicht nur die deutſchen Poſt-
angeſtellten von Marburg, ſondern auch ſolche aus
Graz, Pettau (von dort eine ganz beſonders ſtatt-
liche Anzahl) und anderen Städten und Orten in
ſehr zahlreicher Weiſe Folge geleiſtet. Kontrollor
Herr Scheuch (Marburg), der den Vorſitz führte,
konnte nicht nur die Amtskollegen von nah und fern,
ſondern auch die Reichsratsabgeordneten Waſtian
und Malik, Landtagsabgeordneten Neger, Amts-
vorſtand Dr. Schinner, die Vertreter verſchiedener
deutſcher Vereine, Gemeinderäte, die Vertreter der
Preſſe ꝛc. begrüßen. Von den zahlreichen, aus ver-
ſchiedenen Kronländern gekommenen Begrüßungen
und Entſchuldigungen erwähnen wir jene der am
Erſcheinen verhindert geweſenen Herren Bürgermeiſter
Dr. Schmiderer und Reichsratsabgeordneten
Marckhl.

Als erſter Redner ſprach der Bundesobmann
Herr Schmid (Wien) über wirtſchaftliche und
völkiſche Organiſation mit Bezug auf Standesfragen.
Der Redner betonte, daß es dem Reichsbunde nicht
darum zu tun ſei, eine beſtehende fachliche, aber
internationale Organiſation zu ſchwächen; die Macht
der Verhältniſſe und Tatſachen bringe es aber mit
ſich, daß ſich die deutſchen Poſtbeamten auch national
organiſieren müſſen, um nicht ſchweren Schaden zu
erleiden, um nicht, geradeſo wie die deutſchen Diener,
auf allen Gebieten durch die national überaus an-
griffsluſtigen ſlawiſchen Kollegen verdrängt zu werden.
Der Redner verwies ſodann auf die durch ſlawiſch-
nationale Angriffsluſt erfolgte Desorganiſation bei
der Prager Poſt- und Telegraphendirektion; dort
wie anderwärts trete der Umſtand immer deutlicher
in die Erſcheinung, daß man den Staatskitt, die
deutſche Verkehrsſprache, gänzlich ausmerzen will.
Eine Stelle nach der anderen, insbeſondere die
leitenden, werde den Slawen zugeſchanzt; die ſlawiſche
Erpreſſertaktik ſei überall zu beobachten. Es werden
ſlawiſche Mittelſchulen aus dem Boden geſtampft,
um ſlawiſches geiſtiges Proletariat zu erzeugen,
welches den Deutſchen die Stellen wegnimmt. Unter
der Ära Fiedler-Forſcht allein wurden in Wien 690
tſchechiſche Beamte und Diener ins Handelsmini-
ſterium gebracht — wir Deutſche wurden natürlich
zurückgeſetzt. Wieviele Deutſche ſind in Wien poſten-
los und gehen zugrunde, während die fremden
Tſchechen in Wien als Beamte und Diener alle
Bureaus füllen! Bereits gibt es in Wien 2130
tſchechiſche Poſtbeamte. Wir können aber mit vollem
Rechte verlangen uud die deutſche Öffentlichkeit iſt
mit in erſter Linie an dieſer Forderung intereſſiert:
Für die deutſche Bevölkerung deutſche Beamte! (Leb-
hafter Beifall.) Zu unſerem Schutze iſt eine große
deutſche Gewerkſchaft der Poſtbeamten und Diener
dringend notwendig; um dieſen Gedanken zu ver-
wirklichen, wurde der Reichsbund deutſchöſterreichiſcher
Poſtbeamten gegründet, der nach fünfvierteljährigem
Beſtande bereits 1700 Mitglieder zählt, aber ſeinen
Ausbau noch lange nicht erreicht hat. Und daß die
Notwendigkeit dieſes Ausbaues und der nationale
Schutz auch im Süden als eine dringende Not-
wendigkeit empfunden wird, das gehe aus der Be-
teiligung an dieſer Verſammlung hervor.

Der Redner verwies noch auf das Druckſorten-
Babylon, welches bei uns bereits herrſcht und die
Beamten quält, auf die dadurch hervorgerufenen,
der Poſt nicht würdigen Erſcheinungen, auf die
fortwährende Verdrängung deutſcher Diener und
Hineinpreſſung von ſlawiſchen, wodurch Tauſende
unſerer Volksgenoſſen, z. B. in Wien, brotlos
werden, beſproch ſodann Parallelerſcheinungen im
Süden der Monarchie und führte als Illuſtrations-
beiſpiel an, daß ſich auf der Strecke Unterdrau-
burg—Cilli nicht ein einziger deutſcher
Poſtbeamte
mehr befinde. Reduer ſchloß unter
lebhaftem Beifall. Obmannſtellvertreter Herr Groß-
berger
(Wien) ſprach über die völkiſche Organi-
ſation und die Poſtanſtaltsbeamten. Die annoch
deutſch verwaltete Stadt Brünn beſitze faſt keine
deutſchen Poſtbeamten mehr; in Olmütz und anderen
Städten ſehen wir das Gleiche; in Graz gebe es
bereits windiſch beſetzte Vorſtandsſtellen. Es müſſe
mit aller Kraft dahin getrachtet werden, daß der
ſlawiſche Zuzug in die deutſchen Städte verhindert
werde. Redner verurteilte die nationale Lauheit ſo
mancher deutſcher Vorſtände, die nur aus Bequem-
lichkeit dem ſlawiſchen Druck ſtändig nachgeben, und
gab eine Reihe von Beiſpielen dafür, wie es den
Deutſchen ergeht, wenn die Slawen irgendwo die
Mehrheit und damit die Herrſchaft errungen haben.
Auch dieſer Redner trat für ein gemeinſames Vor-
gehen aller deutſchen Poſtangeſtellten ein. (Lebhafter

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[2/0002] Marburger Zeitung Nr. 5, 11. Jänner 1910 Von ähnlichen Geſichtspunkten ausgehend hat der Landesausſchuß bei der Erwägung der Be- deckung des Defizites nach der von der Regierung gnädigſt überlaſſenen Bierſteuer gegriffen. Eine Er- höhung der Landesbierauflage würde einen Ertrag von über eine Million Kronen abwerfen, was einer Umlagenerhöhung von ſechs bis ſieben Prozent entſpricht. Wenn das Bier auch manchen Kreiſen zur Notwendigkeit geworden iſt, ein Lebensmittel iſt es doch nicht geworden, es iſt vor allem ein Genuß- mittel und mit beſteuerten Lebensmitteln wie Zucker, Salz uſw. nicht auf eine Stufe zu ſtellen. Eine ausſchließliche Erhöhung der Umlagen um 12 bis 15 Prozent hätte nicht nur alle Schichten der Be- völkerung treffen müſſen, ſie hätte auch einzelne Kreiſe beſonders hart getroffen. Der Gewerbsmann, der plötzlich um 15 Prozent mehr Umlagen auf ſeine Erwerbſteuer und gleichzeitig eine Erhöhung des Mietzinſes für ſeine Wohnung und Geſchäfts- lokal erfahren muß, wird dadurch ſicherlich härter getroffen als durch die Erhöhung des Bierliters um 2 Heller. Was nun die Nächſtbeteiligten, die Gaſtwirte anbelangt, die ſelbſtredend dieſe Steuer auf das Publikum überwälzen müſſen, und die nur einen Rückgang des Bierkonſums als Schreckgeſpenſt ſehen, ſo wird das wohl allgemein als übertrieben erſcheinen müſſen, beſonders in bezug auf das ſtädti- ſche Gaſtgewerbe. Am flachen Lande hätte eine Bier- preiserhöhung vor zwei Jahren vielleicht eine Wirkung ausgeübt; heute, nach den Weinpreis- ſtürzen der letzten Zeit, hat der Bierkonſum dort, namentlich im Mittel- und Unterland ſchon eine natürliche Einſchränkung erfahren. Bei ruhiger Erwägung aller Tatſachen wird jeder Unbefangene begreiflich finden, daß unſer Landesausſchuß nach dieſer Steuer greifen mußte, umſomehr, als der Staat, wenn es auch in letzter Zeit erſt mißlang, in Kürze gewiß wieder nach dieſer Steuer greifen wird. Grundſätzlich wird wohl jeder gegen eine ſolche Art von Steuerleiſtung ſein, die Not aber macht oft die ſchönſten Grundſätze zu nichte. Reine Not war es, die unſeren Landes- ausſchuß dazu drängte; und hätten wir ihn in dieſer Lage verlaſſen ſollen nur um uns populär zu machen? Pettauer Nachrichten. Schulfink †. In der Nacht auf heute iſt, wie uns telegraphiert wird, Herr Schulfink ge- ſtorben. Eine Würdigung des verdienſtvollen Mannes, deſſen Gedenken noch lange währen wird, behalten wir uns vor. Das Leichenbegängnis findet morgen (Mittwoch) nachmittags ſtatt. Hanptverſammlung des Männerge- ſangvereiues. Geſtern fand die 47. Hauptver- ſammlung des Männergeſangvereines unter ſehr ſtarker Beteiligung der ausübenden Mitglieder ſtatt. Obmann Hans Perko eröffnete die Verſammlung nnd nach der Begrüßung erteilte er dem Schrift- führer H. Skoflek das Wort zur Verleſung der vor- jährigen Verhandlungsſchrift, welche genehmigt wurde. Hierauf folgten die Tätigkeitsberichte. In erſter Linie erſtattet der Obmann Herr Perko einen genauen Bericht über die erfolgreiche Tätigkeit des Vereines, woraus hervorgeht, daß der Verein 17 mal aufgetreten iſt, trotz Mangels eines ſtändigen Chormeiſters. Acht Mitglieder ſind aus dem Verein geſchieden und zehn Mitglieder neubeigetreten, daher beträgt der jetzige Mitgliederſtand 43. Weiters dankte Herr Perko beſonders Herrn Mühlbauer, Fräulein Czak und dem Ausſchuſſe für ihre Mitwirkung und den Mitgliedern für die rege Tätigkeit. Herr Ulrich erſtattet den Kaſſenbericht. Der Verein hatte K. 2422·58 Einnahmen und K. 2322·45 Ausgaben; es ver- bleibt trotz mannigfacher Ausgaben für die Chor- meiſterſtelle ein Guthaben von K. 100·13. Dem Säckelwart wurde einſtimmig die Entlaſtung erteilt. Die Mitgliederbeiträge werden für ausübende Mit- glieder mit K. 1·20, für unterſtützende mit K. 1·— und für Damen mit 60 Heller feſtgeſetzt. Bei der hierauf vorgenommenen Wahl wurden einſtimmig gewählt die Herren: Obmann Hans Perko, Stell- vertreter Karl Kaſper, Chormeiſter Franz Mühlbauer, Schriftführer Franz Hallecker, Säckelwart Karl Ulrich; mittels Stimmzettel: Ökonom Vinzenz Tamm, Ar- chivar Julius Tognio, Sangräte Wilhelm Blanke, Max Wegſchaider, A. Maſten, Hans Wolf, Hans Heller und Joſef Pirich, Fahnenjunker Scherduan und Hornfuchs Otto Laurentſchitſch. Die Haupt- verſammlung verlief ohne jeden Zwiſchenfall in äußerſt würdiger Weiſe. Diebſtähle. Der bei dem hieſigen Uhrmacher Karl Penteker ſeit einigen Monaten in Dienſten ſtehende Gehilfe Anton Gruber hat im Verlaufe der letzten Wochen Uhren, Ringe uſw. aus Gold und Silber ſowie auch Uhrenbeſtandteile aus dem Warenlager ſeines Chefs geſtohlen. Man fand bei der Hausdurchſuchung in ſeinem Koffer geſtohlene Wertgegenſtände im Geſamtbetrage von beiläufig 80 Kronen. In der gleichen Zeit kamen dem hieſigen Hutmachermeiſter Joſef Slavetic aus ſeinem Lager von fertiger Ware zehn Plüſchhüte im Geſamtwerte von 90 Kronen abhanden. Geſtohlen hat ſie der bei dem Genannten in Lehre ſtehende achtzehnjährige Peter Puſchanen; der obgenannte Uhrmacher- gehilfe hat den größten Teil dieſer Plüſchhüte für Rechnung ſeines „Kompagnons“ au den Mann gebracht. Marburger Nachrichten. Poſtbeamtenverſammlung. Vorgeſtern nachmittags fand im Hofſalon des Gaſthofes „Zur alten Bierquelle“ eine Verſammlung von deutſchen Poſtbeamten ſtatt, die ſowohl hin- ſichtlich ihres Zweckes, als auch wegen ihres zahl- reichen Beſuches und des Geiſtes, der ſie durchwehte, lebhafte Genugtuung erwecken mußte. Die Verſamm- lung war von den hieſigen Vertrauensmännern des Reichsbundes der deutſchöſterreichiſchen Wie naiv und harmlos es klang; es entzückte die reiche Frau. „Ich danke Ihnen herzlich“, ſagte ſie und ſich zu dem jungen Mädchen niederbeugend, legte ſie ihr die Hand leicht auf die Schulter. Ines ergriff die weiße, mit koſtbaren Ringen geſchmückte Frauenhand und zog ſie an die warmen Lippen. „Nicht ſo, Kleine“. Irmgard umarmte ihren Gaſt. „Sie ſagen: Kleine, gerade ſo wie Hardy?“ rief Ines, halb verwirrt durch die Freundlichkeit Frau Gerards. „Ihr Bruder iſt wohl ſehr gut zu Ihnen?“ „Ach ja, ſeit unſer lieber Vater ſtarb, ſorgt er ganz für mich. Es gibt keinen beſſeren Menſchen. Alle, die ihn näher kennen, ſind dieſer Anſicht“. Sie waren in das Haus gegangen, denn Irm- gard war im Garten geweſen, als ihr junger Gaſt ankam. Mon Repos war von innen und außen ein Juwel. Was der Reichtum aufbieten konnte, war geſchehen, um das Schlößchen zu einem auserleſenen Aufenthaltsort zu machen. Der alte Millionär hatte den Käfig, in den er ſein ſchönes junges Weib bald nach der Hochzeit brachte, vergoldet. Nur kurze Zeit genoß er ſein Glück, dann wurde er gelähmt, und ſiechte langſam dahin. Irmgard dacht nicht gern an die zwei Jahre ihrer Ehe. Sie hatte den Gatten verloren, und oft kam es ihr vor, als ſei ſie überhaupt nicht ver- heiratet geweſen. Der Zauber mädchenhafter Unbe- rührtheit war ihr geblieben. Sie wußte von der ſeltſamen Teſtamentsklauſel, aber ſie kümmerte ſich nicht darum. Ihr ſchien das Leben gerade recht, ſo wie ſie es führte. Sie war imſtande, ſich jeden Wunſch, der durch Geld erreichbar war, zu erfüllen. Sich wieder einem Mann unterzuordnen, ſchien ihr unmöglich. Oft glaubte ſie, einer großen, alles niederwerfenden Liebe gar nicht fähig zu ſein, und ſie fürchtete die Leiden und Kämpfe, die Aufregun- gen, die damit in Verbindung ſtehen. Fräulein Hulda Körner, die Geſellſchafterin Frau Gerards, war eine behäbige Fünfzigerin, mit einem runden, gutmütigen Geſicht und phlegmatiſchem Tempera- ment. Sie hatte in dem hübſchen, eichengetäfelten Speiſezimmer den Kaffee bereitet. Irmgard machte ſie mit Ines bekannt. Das junge Mädchen, das an die Schlichtheit des Elternhauſes gewöhnt war, und auch in der Forſtei die größte Einfachheit geſehen hatte, kam ſich wie in einem Märchen vor. Die ſchöngeſchmückte Tafel mit ſchwerem Silber- gerät und reizendem, weißen Poreellan, die ge- ſchnitzten Stühle und Kredenztiſche, auf denen allerlei koſtbare Humpen und Gläſer ſtanden, entlockten Ines einen Ausruf der Bewunderung. Frau Gerard lächelte zu dem naiven Eingeſtändnis. „Es iſt wunderſchön bei Ihnen“, ſagte Ines, „ich habe noch nie ein ſo ſchönes Haus geſehen“. „Nun, dann kommen Sie oft zu mir“, bat Irmgard herzlich. „Das will ich!“ rief Ines. Hardy mein Bru- der iſt faſt immer auf dem Werk, ich bin oſt ganze Tage allein. (Fortſetzung folgt.) Poſtbeamten einberufen worden, um hier eine Ortsgruppe des genannten Bundes zu gründen. Der Einladung hatten nicht nur die deutſchen Poſt- angeſtellten von Marburg, ſondern auch ſolche aus Graz, Pettau (von dort eine ganz beſonders ſtatt- liche Anzahl) und anderen Städten und Orten in ſehr zahlreicher Weiſe Folge geleiſtet. Kontrollor Herr Scheuch (Marburg), der den Vorſitz führte, konnte nicht nur die Amtskollegen von nah und fern, ſondern auch die Reichsratsabgeordneten Waſtian und Malik, Landtagsabgeordneten Neger, Amts- vorſtand Dr. Schinner, die Vertreter verſchiedener deutſcher Vereine, Gemeinderäte, die Vertreter der Preſſe ꝛc. begrüßen. Von den zahlreichen, aus ver- ſchiedenen Kronländern gekommenen Begrüßungen und Entſchuldigungen erwähnen wir jene der am Erſcheinen verhindert geweſenen Herren Bürgermeiſter Dr. Schmiderer und Reichsratsabgeordneten Marckhl. Als erſter Redner ſprach der Bundesobmann Herr Schmid (Wien) über wirtſchaftliche und völkiſche Organiſation mit Bezug auf Standesfragen. Der Redner betonte, daß es dem Reichsbunde nicht darum zu tun ſei, eine beſtehende fachliche, aber internationale Organiſation zu ſchwächen; die Macht der Verhältniſſe und Tatſachen bringe es aber mit ſich, daß ſich die deutſchen Poſtbeamten auch national organiſieren müſſen, um nicht ſchweren Schaden zu erleiden, um nicht, geradeſo wie die deutſchen Diener, auf allen Gebieten durch die national überaus an- griffsluſtigen ſlawiſchen Kollegen verdrängt zu werden. Der Redner verwies ſodann auf die durch ſlawiſch- nationale Angriffsluſt erfolgte Desorganiſation bei der Prager Poſt- und Telegraphendirektion; dort wie anderwärts trete der Umſtand immer deutlicher in die Erſcheinung, daß man den Staatskitt, die deutſche Verkehrsſprache, gänzlich ausmerzen will. Eine Stelle nach der anderen, insbeſondere die leitenden, werde den Slawen zugeſchanzt; die ſlawiſche Erpreſſertaktik ſei überall zu beobachten. Es werden ſlawiſche Mittelſchulen aus dem Boden geſtampft, um ſlawiſches geiſtiges Proletariat zu erzeugen, welches den Deutſchen die Stellen wegnimmt. Unter der Ära Fiedler-Forſcht allein wurden in Wien 690 tſchechiſche Beamte und Diener ins Handelsmini- ſterium gebracht — wir Deutſche wurden natürlich zurückgeſetzt. Wieviele Deutſche ſind in Wien poſten- los und gehen zugrunde, während die fremden Tſchechen in Wien als Beamte und Diener alle Bureaus füllen! Bereits gibt es in Wien 2130 tſchechiſche Poſtbeamte. Wir können aber mit vollem Rechte verlangen uud die deutſche Öffentlichkeit iſt mit in erſter Linie an dieſer Forderung intereſſiert: Für die deutſche Bevölkerung deutſche Beamte! (Leb- hafter Beifall.) Zu unſerem Schutze iſt eine große deutſche Gewerkſchaft der Poſtbeamten und Diener dringend notwendig; um dieſen Gedanken zu ver- wirklichen, wurde der Reichsbund deutſchöſterreichiſcher Poſtbeamten gegründet, der nach fünfvierteljährigem Beſtande bereits 1700 Mitglieder zählt, aber ſeinen Ausbau noch lange nicht erreicht hat. Und daß die Notwendigkeit dieſes Ausbaues und der nationale Schutz auch im Süden als eine dringende Not- wendigkeit empfunden wird, das gehe aus der Be- teiligung an dieſer Verſammlung hervor. Der Redner verwies noch auf das Druckſorten- Babylon, welches bei uns bereits herrſcht und die Beamten quält, auf die dadurch hervorgerufenen, der Poſt nicht würdigen Erſcheinungen, auf die fortwährende Verdrängung deutſcher Diener und Hineinpreſſung von ſlawiſchen, wodurch Tauſende unſerer Volksgenoſſen, z. B. in Wien, brotlos werden, beſproch ſodann Parallelerſcheinungen im Süden der Monarchie und führte als Illuſtrations- beiſpiel an, daß ſich auf der Strecke Unterdrau- burg—Cilli nicht ein einziger deutſcher Poſtbeamte mehr befinde. Reduer ſchloß unter lebhaftem Beifall. Obmannſtellvertreter Herr Groß- berger (Wien) ſprach über die völkiſche Organi- ſation und die Poſtanſtaltsbeamten. Die annoch deutſch verwaltete Stadt Brünn beſitze faſt keine deutſchen Poſtbeamten mehr; in Olmütz und anderen Städten ſehen wir das Gleiche; in Graz gebe es bereits windiſch beſetzte Vorſtandsſtellen. Es müſſe mit aller Kraft dahin getrachtet werden, daß der ſlawiſche Zuzug in die deutſchen Städte verhindert werde. Redner verurteilte die nationale Lauheit ſo mancher deutſcher Vorſtände, die nur aus Bequem- lichkeit dem ſlawiſchen Druck ſtändig nachgeben, und gab eine Reihe von Beiſpielen dafür, wie es den Deutſchen ergeht, wenn die Slawen irgendwo die Mehrheit und damit die Herrſchaft errungen haben. Auch dieſer Redner trat für ein gemeinſames Vor- gehen aller deutſchen Poſtangeſtellten ein. (Lebhafter

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grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 5, Marburg, 11.01.1910, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger5_1910/2>, abgerufen am 03.12.2024.