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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 11. Köln, 11. Juni 1848.

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streich von der Reaktion vorbereitet wird. Aber wir verlassen uns auf die Entschiedenheit und den Muth der Breslauer Demokraten.

Weimar, 7. Juni.

Kaum, daß der Bankrutt der Lederhandlung des Benjamin König, eines weithin ausgebreiteten Geschäfts, die größte Sensation hervorgerufen, so hat nun auch, durch die Zeitumstände gedrängt, das Haus Müller und Dönigus, man sagt, mit 40,000 Thalern sich als fallit erklären müssen.

(F. J.)
Wien, 4. Juni.

Das Kriegsministerium findet sich aufgefordert, hiermit auf das Bestimmteste zu erklären, daß ihm von einer Anhäufung von Truppen, in der Gegend von Lundenburg, noch sonst in der Umgegend Wiens, nicht das Mindeste bekannt sei. Die vorstehende Erklärung des Kriegsministeriums wird hoffentlich die aufgeregten Gemüther beruhigen und auch das Ihrige beitragen, die allgemein verbreitete Furcht vor einer auf Morgen angesagten Arbeiterdemonstration zu beseitigen.

(Oestr. Z.)
Wien, 5. Juni.

Der neue Stadtrath hat zur Lösung der Arbeiterfrage eine besondere Kommission niedergesetzt. Dieselbe hat bereits die Resultate ihrer Sitzungen dem Ministerium vorgelegt und beantragt, daß nachstehende Bauunternehmungen sogleich in Angriff genommen werden : 1) Bau der Eisenbahn bei Sömring, (ein Berg, der bisher die Bahnverbindung mit Steyermark unmöglich machte) mit Umgehung von einem Umfang von 10 Meilen, wobei eine Steigung von 1-50 stattfinden wird. 2) Der definitive Bau des letzt projektirten großen Donauhafens der Brigittenau bei Wien. 3) Ein kleiner Hafen im Donaukanal bei der Rasumovskybrücke innerhalb der Stadt. 4) Eine Circumvallations-Straße, vor den Linien um die Stadt herum, die bisher, merkwürdig genug fehlt. Diese großartige Unternehmung, die eine große Zahl von Arbeitern auf Jahre hinaus beschäftigen kann, und zu der die Pläne jahrelang vorbereitet waren, wurden an einem Tage definitiv beschlossen. Der Drang der Umstände zwingt unser Ministerium zu handeln, und jenes Aufschiebungssystem der metternich'schen Regierung, das Oesterreich zu solcher Stagnation verdammte, fahren zu lassen. - Die beiden Reactionäre Montecuculi und Graf Brenner sind aus Linz verwiesen worden. - In Pesth ist bereits sowohl von Seite des Militärs als der Nationalgarde der Eid auf die Constitution geleistet worden. - Bei der akademischen Legion bildet sich eine "Todtenlegion", die es sich zur Pflicht macht, bei großen Gefahren an die Spitze sich zu stellen. - Einem Gerüchte zufolge soll in Hernals bei Wien Militär zum Einrücken in die Stadt in Bereit-Bereitschaft seyn. Die Stadt ist ruhig.

Wien, 5. Juni.

Die Befürchtung wegen Ruhestörungen durch die Arbeiter war gestern und heute groß. Es hieß, sie hätten es auf Plünderung und Aufhebung der Klöster abgesehen gehabt. Auf Ermahnung des Bürgerausschusses und der Studirenden sind sie jedoch heute zu ihrer Arbeit wieder zurückgekehrt. Eine Art Ehrengericht ist unter ihnen veranlaßt worden, um die Excesse Einzelner zu brandmarken. Magistrat und Regierung thun aber auch das Möglichste, um dieser Klasse Bevölkerung unter die Arme zu greifen. Ueber 14,000 Arbeiter sind bei öffentlichen Bauten beschäftigt, und die wöchentlichen Ausgaben dafür belaufen sich auf gegen 50,000 Fl. C.-M. - Eine seit gestern hier allgemein sich verbreitende Sage, der Kaiser und der Thronfolger, Erzherzog Franz Karl, würden zu Gunsten des ältesten Prinzen des letzteren, Erzherzog Franz Joseph , abdiciren und Erzherzog Johann in die Mitregentschaft treten, verdient keinen Glauben. Gewiß ist es, daß der Reichstag in Wien abgehalten und der Kaiser sich vorerst nach Persenbrug (nächst Moll) auf seine Familienherrschaften begeben wird. - Die Zusammensetzung des Ministeriums Wessenberg ist entschieden.

Innsbruck,4. Juni.
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Italien.
*
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Verona, 4. Juni.
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Verona, 4. Juni.
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Mailand, 4. Juni.

Das amtliche Bülletin vom 3. d. stellt eine neue entscheidende Schlacht in nahe Aussicht. Die Oesterreicher haben sich in verschiedenen Dörfern vor Mantna aufgestellt und das piemontesische Heer schicke sich zu neuem Kampfe an. Es giebt den Verlust der Oesterreicher in den verschiedenen Gefechten vom 30. Mai auf etwa 1500 Todte und Verwundete und den der Italiener auf etwa 600 an. Unter den am 29. Mai gefallenen Toscanern zählt man zwei Professoren, die mit den Studenten von Pisa ausgezogen waren; zwei andere Professoren sind verwundet.

Ein Privatbrief vom 4. Bestätigt es, daß eine Hauptschlacht bevorstehe, indem die österreichische Macht sich außerhalb Mantua aufgestellt habe.

Laut einem amtlichen Bülletin vom 4. d., Nachmittags 2 Uhr, stehen beide Heere einander gegenüber, und die Schlacht wird nicht mehr lange ausbleiben, wenn die Oesterreicher sich nicht in Mantua einschließen. Die Piemontesen haben eine Front-Veränderung gemacht; ihre Linie, die gegen Verona sah, kehrt sich gegen Mantua; ihr rechter Flügel ist bis Guidizzolo ausgedehnt und der König hat sein Hauptquartier nach Volta, näher an Goito, verlegt. Die Oesterreicher hielten die Strecke von Rivalta bis Gazzoldo und Ceresara besetzt. Man erwartet die Schlacht am gleichen Tage.

(Z. Z.)
- Genua.

Man schreibt von Genua, d. d. 29. Mai der Patria von Florenz: Vorgestern, 91/2 Uhr Abends, kam der Dämpfer Mongibella von Neapel hier an. Er brachte die Neuigkeit, daß die Citadelle von Messina sich in der Gewalt des Volkes befindet, so wie Sorrent und Capua. Alle Provinzen sind agitirt. Die Insurgenten organisiren im ganzen Königreich Neapel eine Steuerverweigerung.

Französische Republik.
Paris, 8. Juni.

Fast ohne Diskussion und mit sehr geringen Modifikationen hat die Nationalversammlung den Dekretentwurf über die Zusammenschaarungen votirtund zwar mit ungeheurer Majorität.

N. B. v. 7. Juni. Senard präsidirt. Auf die Interpellation Bonnet's, wann der Verfassungsentwurf zur Vorlage reif sein werde, erklärt Vaulabelle in 12 Tagen ungefähr werde das Comite ihn vorlegen. Senard: An der Tagesordnung sei der Dekretentwurf über die Zusammenschaarung, er werde nicht dulden, daß man wie gestern, die Debatte über diesen dringenden Gegenstand aufschiebe.

Camille Beranger: Der Dekretentwurf über die Zusammenschaarungen ist allerdings an der Tagesordnung; aber wie ist er darauf gekommen? Als der Entwurf, mit der Bitte, ihn für dringend zu erklären, eingebracht wurde, war die Kammer nicht vollzählig. Der Präsident erklärte, man würde einstweilen die Erklärung der Dringlichkeit voraussetzen, das heißt, denEntwurf drucken lassen und vertheilen; am andern Tage könne die Versammlung über die Frage der Dringlichkeit entscheiden. Der Dekretentwurf ist also noch nicht definitiv an der Tagesordnung. Es existirt durchaus keine Dringlichkeit, gegen unbewaffnete Zusammenschaarungen Gesetze zu machen.

Die Nationalversammlung erklärt sich für die Dringlichkeit. Die Diskussion beginnt.

Pelletier. Der Dekretentwurf, den man Euch vorlegt, ist ein dem Gesetzbuch Dracos entrissenes Blatt. (Murren.) Es wäre Karls IX. würdig, man schlägt Euch vor, die Republik umzubringen, und es sind ihre verzogene Kinder, die Euch das Messer präsentiren. (Gelächter und Murren). Nach dem Entwurf genügt es, daß die Polizei einen ihrer elenden Agenten bewaffnet in eine öffentliche Versammlung schickt, um aus harmlosen Bürgern Verbrecher zu machen. Man muß begreifen, daß das Volk, seitdem es von allen Seiten hört, der Prinz von Joinville halte sich in Paris auf, seitdem die Reaktion sich organisirt, sich versammelt um zu wachen. (Allons donc! Allons donc! ertönte es von allen Seiten, die äußersten Linke ausgenommen). Statt Gesetze gegen die Zusammenschaarungen zu machen, wäre es besser, die Umtriebe der Feinde der Republik zu überwachen.

St. Romme: Statt dieses drakonischen Dekretentwurfs hätte das Ministerium Paris unter den Schutz municipaler Institutionen stellen sollen, die in diesem Augenblicke nicht existiren. Laßt die Maires, Adjunkte und Municipalräthe durch das Volk ernnenen. Stellt den Kredit her, statt grausame Gesetze zu machen. Die Arbeit existirt nur durch den Credit. (Beifall auf der äußersten Linken).

Bertholon: Dieß Gesetz würde das Vereinigungsrecht anulliren. Sarrut: In dem Arsenal der französischen Gesetzgebung kann man für die Bedürfnisse des Augenblicks hinreichende Waffen finden. Ich trage an, den Vorschlag an eine Kommission zur Umarbeitung zurückzuweisen.

Mornay: Ich bin erstaunt, daß bei einer solchen Frage die Regierung die uns den Entwurf vorgelegt, stumm bleibt.

Marie: (Mit grotesker Prätention auf Guizot'sche Würde.) Die republikanische Regierungsform muß vor allem der Ordnung Garantien bieten. Die alten Gesetze sind härter, als der Ihnen vorgelegte Entwurf. Wir wollten nicht auf sie zurück gehen, wir wollten von dieser Versammlung, dem Product des allgemeinen Wahlrechts, republikanische Gesetze erhalten. Diese Gesetze beschützen die Freiheiten, alle Freiheiten, in erster Linie das Recht der Vereinigung; aber sie beschützen vor allem (also vor der ersten Schlachtlinie der Freiheiten,) die öffentliche Ordnung, ohne welche die Freiheiten nicht existiren würden. (Sehr gut! Sehr gut!) Wir legen ihnen kein Gelegenheitsgesetz vor, sondern ein reglementarisches Gesetz: aber gegenüber den Agitationen, die jeden Abend die öffentlichen Plätze durchwühlen, die Nationalgarde ermüden und die Armee, gegenuber dem aufrührerischen Geschrei, welches die Wiederherstellung des öffentlichen Credits verhindert, haben wir ganz besonders die Nothwendigkeit der Maßregeln, die wir vorgeschlagen, begreifen müssen. Wir haben sie ernst durchdacht, und sind von ihrer Nothwendigkeit überzeugt. Ich habe genug über das Ganze des Entwurfs gesagt, um seine Dringlichkeit nachzuweisen. Ich fordere die Versammlung auf, zur Deliberation der einzelnen Artikel zu übergehen.

Die Versammlung beschließt die Debatte der einzelnen Artikel. Nach Verwerfung des vorgeschlagenen Amendements wird der erste Artikel angenommen und so fuccessiv ein Artikel nach dem andern. Nur Artikel zwei wird verworfen. Er lautet: "Die bewaffnete Zusammenschaarung konstituirt ein Verbrechen, wenn sie nicht auf die erste Sommation sich auflöst. Sie konstituirt kein Verbrechen, wenn sie nicht auf die erste Sommation ohne Widerstand sich auflöst," Die Sitzung wird aufgehoben und die Herrn Repräsentanten verfügen sich in die respektiven Speiselokale, mit dem Selbstbewußtsein, das organische Grundgesetz der neuen Republik geschaffen zu haben.

Paris, 8. Juni.

Von Paris mit Ausschluß der mobilen Garde und der Banlieue sind gewählt: Caussidiere mit 117,955 Stimmen, Moreau mit 94,910, Goudchaux mit 81329, Pierre Leroux mit 74,041, Changarnier mit 71,914, Thiers mit 71,287, Proudhon mit 63,844, Lagrange mit 62,411, Victor Hugo mit 61,032, Thore mit 60,363, Boisel mit 59,624 Stimmen. Raspail hatte 59,250, Kersausie 57,248, Girardin 55,191, Cabet 53,638, Louis Bonaparte 51,954, Horace Say 44,538.

- Der ehrwürdige Constitutionnel, der unendliche Artikel gegen Guizot schleuderte, weil er die Reformbankets schließlich untersagte, denuncirt das beabsichtigte Arbeiterbanket, droht mit Befreiung von Barbes u. s. w. und placirt bei dieser Gelegenheit alle Auseinandersetzungen, die das Journal des Debats von wegen des Reform-Bankets ihm zu Gut kommen ließ.

- Die Regierung, aus Furcht, das Arbeiterbanket möge Barbes Befreiung herbeiführen, hat den Gouverneur von Vincennes abberufen und ihm den General Perrot zum Nachfolger gegeben. Dieser Perrot, meldet die Commune de Paris ist derselbe, der am 24. Februar Feuer kommandirte am Hotel des Capucines.

- Der Representant du Peuple denuncirt mehre Wahlintriguen. Man hat z.B. die Stimmzettel für Thore (Redakteur der Vraie Republique), Thore Louis und Thore ohne Zusatz gesondert und als Wahl von 3 verschiedenen Kandidaten behandelt. Ebenso die Stimmzettel für Lagrange von Lyon, Charles Lagrange und Lagrange ohne Zusatz. Bei den konservativen Kandidaten fand diese Sonderung nicht Statt. Viele Wähler haben ihren Protest gegen diese Intriguen in das Wahlprotokoll aufnehmen lassen.

- Bethmont ist an die Stelle von Cremieur zum Justizminister ernannt worden.

- Das Comite des großen Arbeiterbankets zeigt an, daß es Tag und Ort des Bankets noch nicht bestimmen könne.

- Nach der Reforme hat sich der Herzog von Bordeaux während drei Wochen nach der Februarrevolution in Paris aufgehalten. Eines Abends, als die Polizei das Hotel umzingelte, worin der Prinz hauste, huldigte er unfreiwillig dem Prinzip der Gleichheit, indem er in Bediententracht entwischte. Da der junge Repräsentant des Prinzips der Erblichkeit physisch sich nicht in der Lage befindet, für Erben zu sorgen, soll er den Grafen von Paris adoptiren, dem man als Gattin die Herzogin von Lucca bestimmt, die Nichte seines Adoptivvaters.

- Die Contrerevolutionäre beabsichtigen ein neues Organ herauszugeben, unter dessen Redakteure die Herren Leonce v. Lavergue, Genie (der ehemalige Leibsekretär Guizots) und Mallac figuriren. Einstweilen herrscht noch Uneinigkeit unter den Ehrenmännern. Aumale oder Joinville? Die einen finden den ersten zu aristokratisch, die andern den zweiten zu revolutionär.

Großbritannien.
*London, 8. Juni.

Lord Brougham, der Mann mit der großen rothen Nase und mit den karirten Hosen, der bei jeder dreistündigen Rede im Oberhause auch seine drei Flaschen Brandy und Wasser trinkt, der für die sechstausend Pfund Pension, welche er seit einer Reihe von Jahren bezieht, seine Landsleute, ja die halbe Welt, abwechselnd zu staunender Bewunderung und zu noch viel erstaunlicherm Gelächter hinreißt, der nicht zufrieden mit der Freundschaft eines Louis Philipp, auch noch nach der Ehre eines französischen Citoyen die Hand ausstreckt, der auf Kommando, in Zeit von einer halben Stunde nicht nur einen Vortrag über die Politik des letzten asiatischen Fürsten, sondern auch eine Rede über die gesellschaftlichen Zustände des kleinsten schottischen Dorfes halten würde, kurz, der Alles kann uns der Alles weiß, nur nicht das, worauf er sich gerade am allermeisten zu gute thut, das Rechtswesen nämlich, Lord Brougham, dieser "räsonirende Advokat", wie ihn neulich Jemand nannte, er erhob sich natürlich auch von seiner Bank, als man am vorigen Dienstag abermals die Sache der afrikanischen Sklaven vor das arme, schläfrige Oberhaus brachte.

Die Sklavengeschichte ist von jeher ein Lieblingsthema Lord Henry's gewesen. Punch behauptete einst, Lord Brougham schwärme wahrhaft für die Schwarzen; er habe sich Bibel und Gesangbuch in die Haut eines Negers binden lassen . . . . . vortrefflicher Lord Henry!

"Es ist meine feste Meinung, sagte Lord Brougham am vorigen Dienstag, daß das Hinüberführen freier afrikanischer Neger nach den britisch-westindischen Kolonien, wenn es in irgend einer Ausdehnung geschieht - und wenn es irgend etwas helfen soll, so müßte es doch auf großem Fuße geschehen - schließlich wieder nur in den alten afrikanischen Sklavenhandel ausarten wird. Ich protestire daher auf's feierlichste gegen jeden Plan dieser Sklaveneinwanderung!"

Die kühne Behauptung und der energische Protest des edlen Lords sind gleich interessant. Wir wissen, wie sehr die ostindischen Kolonien heruntergekommen sind, wie sich namentlich seit der Aenderung der Zuckerzölle und seit der dadurch gefährlich gewordenen Konkurrenz der holländischen und brasilianischen Exporteure, die Lage der britischen Kolonien verschlechtert hat, wie der Werth des Bodens gesunken und wie bei den verwickelten Geldverhältnissen, fast die sämmtlichen ersten mit Mauritius in Verbindung stehenden Londoner Häuser in den zwei letzten Jahren ihrem Untergange entgegengegangen sind.

Die Protektionisten schoben alles den Freihandelsmännern in die Schuhe; die letztern klagten wieder die erstern an und nachdem man sich Tage und Wochen lang über das für und wider gestritten hatte, machten die Freihandelsmänner unter ihren Maßregeln auch vor allen Dingen geltend, daß eine regelrechte Einfuhr freier Sklaven nach den der Arbeiter bedürfenden Kolonien eingerichtet werde.

Wie wir sehen hat Lord Brougham dagegen protestirt. Es ist dies der Protest eines sogenannten philantropischen Tory gegen die handelsselige Politik der radikalen Whigs. "Entweder muß Herr Bright seine Hand in die Tasche stecken, oder Lord Brougham seine Augen bei einer Ladung Schwarzer zudrücken!" ruft die Times aus, und trotz aller ihrer Moralität, trotz aller Philantropie, meint sie sich der letzteren Alternative zuneigen zu müssen, da am Ende die schwarzen "Ouvriers" jetzt fast eine eben so angenehme und würdige Existenz führten, wie einige weißere Exemplare dieser Klasse. Wunderbare Welt! Die Moralität der Engländer richtet sich nach ihrem Handel; sie steigt und fällt mit dem Steigen und Fallen der Preise des Zuckers, der Baumwolle, kurz aller Artikel.

Die große Sklaven-Emanzipations-Komödie, welche Europa seiner Zeit so gewaltig in Erstaunen setzte, sie wird sehr wahrscheinlich damit enden, daß sich der todte Wilberforce noch im Grabe herumdreht.

- Die Chartisten-Führer Ernest Jones, John Fussel, Joseph Williams, Alexander Sharpe und Richard Vernon, gegen welche Verhaftsbefehle erlassen worden waren, sind sämmtlich arretirt.

Nachdem sie durch Hru. Henry verhört waren, brachte man sie nach Newgate, indem Jedem die Summe der zu einstweiligen Befreiung nöthigen Bürgschaft festgesetzt wurde. Herrn Ernest Jones, barrister-at-law, verhörte man gleich nach seiner Ankunft von Manchester und verlangte von ihm, da er ein besser erzogener Mann sei, als seine Mitschuldigen, eine Bürgschaft von zusammen 1000 Pfund Sterling.

Die Anklage gegen die Verhafteten lautet auf "böses, maliziöses und verführendes Reden und das Vorbringen scandalöser Worte gegen die Königin und das Gouvernement."

Die Arrestation dieser Chartisten hat enorme Aufregung unter dem Volke hervorgebracht; Versammlungen werden an allen Orten gehalten und da für die Pfingsttage mehrere Monster - Meetings angekündigt sind, so muß man sich auf das Schlimmste gefaßt machen.

Ernest Jones ist ungefähr 27 Jahre alt, von mittlerer Größe und stark und kräftig gebaut. Seine Haare sind blond; seine

streich von der Reaktion vorbereitet wird. Aber wir verlassen uns auf die Entschiedenheit und den Muth der Breslauer Demokraten.

Weimar, 7. Juni.

Kaum, daß der Bankrutt der Lederhandlung des Benjamin König, eines weithin ausgebreiteten Geschäfts, die größte Sensation hervorgerufen, so hat nun auch, durch die Zeitumstände gedrängt, das Haus Müller und Dönigus, man sagt, mit 40,000 Thalern sich als fallit erklären müssen.

(F. J.)
Wien, 4. Juni.

Das Kriegsministerium findet sich aufgefordert, hiermit auf das Bestimmteste zu erklären, daß ihm von einer Anhäufung von Truppen, in der Gegend von Lundenburg, noch sonst in der Umgegend Wiens, nicht das Mindeste bekannt sei. Die vorstehende Erklärung des Kriegsministeriums wird hoffentlich die aufgeregten Gemüther beruhigen und auch das Ihrige beitragen, die allgemein verbreitete Furcht vor einer auf Morgen angesagten Arbeiterdemonstration zu beseitigen.

(Oestr. Z.)
Wien, 5. Juni.

Der neue Stadtrath hat zur Lösung der Arbeiterfrage eine besondere Kommission niedergesetzt. Dieselbe hat bereits die Resultate ihrer Sitzungen dem Ministerium vorgelegt und beantragt, daß nachstehende Bauunternehmungen sogleich in Angriff genommen werden : 1) Bau der Eisenbahn bei Sömring, (ein Berg, der bisher die Bahnverbindung mit Steyermark unmöglich machte) mit Umgehung von einem Umfang von 10 Meilen, wobei eine Steigung von 1‒50 stattfinden wird. 2) Der definitive Bau des letzt projektirten großen Donauhafens der Brigittenau bei Wien. 3) Ein kleiner Hafen im Donaukanal bei der Rasumovskybrücke innerhalb der Stadt. 4) Eine Circumvallations-Straße, vor den Linien um die Stadt herum, die bisher, merkwürdig genug fehlt. Diese großartige Unternehmung, die eine große Zahl von Arbeitern auf Jahre hinaus beschäftigen kann, und zu der die Pläne jahrelang vorbereitet waren, wurden an einem Tage definitiv beschlossen. Der Drang der Umstände zwingt unser Ministerium zu handeln, und jenes Aufschiebungssystem der metternich'schen Regierung, das Oesterreich zu solcher Stagnation verdammte, fahren zu lassen. ‒ Die beiden Reactionäre Montecuculi und Graf Brenner sind aus Linz verwiesen worden. ‒ In Pesth ist bereits sowohl von Seite des Militärs als der Nationalgarde der Eid auf die Constitution geleistet worden. ‒ Bei der akademischen Legion bildet sich eine „Todtenlegion“, die es sich zur Pflicht macht, bei großen Gefahren an die Spitze sich zu stellen. ‒ Einem Gerüchte zufolge soll in Hernals bei Wien Militär zum Einrücken in die Stadt in Bereit-Bereitschaft seyn. Die Stadt ist ruhig.

Wien, 5. Juni.

Die Befürchtung wegen Ruhestörungen durch die Arbeiter war gestern und heute groß. Es hieß, sie hätten es auf Plünderung und Aufhebung der Klöster abgesehen gehabt. Auf Ermahnung des Bürgerausschusses und der Studirenden sind sie jedoch heute zu ihrer Arbeit wieder zurückgekehrt. Eine Art Ehrengericht ist unter ihnen veranlaßt worden, um die Excesse Einzelner zu brandmarken. Magistrat und Regierung thun aber auch das Möglichste, um dieser Klasse Bevölkerung unter die Arme zu greifen. Ueber 14,000 Arbeiter sind bei öffentlichen Bauten beschäftigt, und die wöchentlichen Ausgaben dafür belaufen sich auf gegen 50,000 Fl. C.-M. ‒ Eine seit gestern hier allgemein sich verbreitende Sage, der Kaiser und der Thronfolger, Erzherzog Franz Karl, würden zu Gunsten des ältesten Prinzen des letzteren, Erzherzog Franz Joseph , abdiciren und Erzherzog Johann in die Mitregentschaft treten, verdient keinen Glauben. Gewiß ist es, daß der Reichstag in Wien abgehalten und der Kaiser sich vorerst nach Persenbrug (nächst Moll) auf seine Familienherrschaften begeben wird. ‒ Die Zusammensetzung des Ministeriums Wessenberg ist entschieden.

Innsbruck,4. Juni.
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Italien.
*
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Verona, 4. Juni.
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Verona, 4. Juni.
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Mailand, 4. Juni.

Das amtliche Bülletin vom 3. d. stellt eine neue entscheidende Schlacht in nahe Aussicht. Die Oesterreicher haben sich in verschiedenen Dörfern vor Mantna aufgestellt und das piemontesische Heer schicke sich zu neuem Kampfe an. Es giebt den Verlust der Oesterreicher in den verschiedenen Gefechten vom 30. Mai auf etwa 1500 Todte und Verwundete und den der Italiener auf etwa 600 an. Unter den am 29. Mai gefallenen Toscanern zählt man zwei Professoren, die mit den Studenten von Pisa ausgezogen waren; zwei andere Professoren sind verwundet.

Ein Privatbrief vom 4. Bestätigt es, daß eine Hauptschlacht bevorstehe, indem die österreichische Macht sich außerhalb Mantua aufgestellt habe.

Laut einem amtlichen Bülletin vom 4. d., Nachmittags 2 Uhr, stehen beide Heere einander gegenüber, und die Schlacht wird nicht mehr lange ausbleiben, wenn die Oesterreicher sich nicht in Mantua einschließen. Die Piemontesen haben eine Front-Veränderung gemacht; ihre Linie, die gegen Verona sah, kehrt sich gegen Mantua; ihr rechter Flügel ist bis Guidizzolo ausgedehnt und der König hat sein Hauptquartier nach Volta, näher an Goito, verlegt. Die Oesterreicher hielten die Strecke von Rivalta bis Gazzoldo und Ceresara besetzt. Man erwartet die Schlacht am gleichen Tage.

(Z. Z.)
Genua.

Man schreibt von Genua, d. d. 29. Mai der Patria von Florenz: Vorgestern, 91/2 Uhr Abends, kam der Dämpfer Mongibella von Neapel hier an. Er brachte die Neuigkeit, daß die Citadelle von Messina sich in der Gewalt des Volkes befindet, so wie Sorrent und Capua. Alle Provinzen sind agitirt. Die Insurgenten organisiren im ganzen Königreich Neapel eine Steuerverweigerung.

Französische Republik.
Paris, 8. Juni.

Fast ohne Diskussion und mit sehr geringen Modifikationen hat die Nationalversammlung den Dekretentwurf über die Zusammenschaarungen votirtund zwar mit ungeheurer Majorität.

N. B. v. 7. Juni. Senard präsidirt. Auf die Interpellation Bonnet's, wann der Verfassungsentwurf zur Vorlage reif sein werde, erklärt Vaulabelle in 12 Tagen ungefähr werde das Comité ihn vorlegen. Senard: An der Tagesordnung sei der Dekretentwurf über die Zusammenschaarung, er werde nicht dulden, daß man wie gestern, die Debatte über diesen dringenden Gegenstand aufschiebe.

Camille Beranger: Der Dekretentwurf über die Zusammenschaarungen ist allerdings an der Tagesordnung; aber wie ist er darauf gekommen? Als der Entwurf, mit der Bitte, ihn für dringend zu erklären, eingebracht wurde, war die Kammer nicht vollzählig. Der Präsident erklärte, man würde einstweilen die Erklärung der Dringlichkeit voraussetzen, das heißt, denEntwurf drucken lassen und vertheilen; am andern Tage könne die Versammlung über die Frage der Dringlichkeit entscheiden. Der Dekretentwurf ist also noch nicht definitiv an der Tagesordnung. Es existirt durchaus keine Dringlichkeit, gegen unbewaffnete Zusammenschaarungen Gesetze zu machen.

Die Nationalversammlung erklärt sich für die Dringlichkeit. Die Diskussion beginnt.

Pelletier. Der Dekretentwurf, den man Euch vorlegt, ist ein dem Gesetzbuch Dracos entrissenes Blatt. (Murren.) Es wäre Karls IX. würdig, man schlägt Euch vor, die Republik umzubringen, und es sind ihre verzogene Kinder, die Euch das Messer präsentiren. (Gelächter und Murren). Nach dem Entwurf genügt es, daß die Polizei einen ihrer elenden Agenten bewaffnet in eine öffentliche Versammlung schickt, um aus harmlosen Bürgern Verbrecher zu machen. Man muß begreifen, daß das Volk, seitdem es von allen Seiten hört, der Prinz von Joinville halte sich in Paris auf, seitdem die Reaktion sich organisirt, sich versammelt um zu wachen. (Allons donc! Allons donc! ertönte es von allen Seiten, die äußersten Linke ausgenommen). Statt Gesetze gegen die Zusammenschaarungen zu machen, wäre es besser, die Umtriebe der Feinde der Republik zu überwachen.

St. Romme: Statt dieses drakonischen Dekretentwurfs hätte das Ministerium Paris unter den Schutz municipaler Institutionen stellen sollen, die in diesem Augenblicke nicht existiren. Laßt die Maires, Adjunkte und Municipalräthe durch das Volk ernnenen. Stellt den Kredit her, statt grausame Gesetze zu machen. Die Arbeit existirt nur durch den Credit. (Beifall auf der äußersten Linken).

Bertholon: Dieß Gesetz würde das Vereinigungsrecht anulliren. Sarrut: In dem Arsenal der französischen Gesetzgebung kann man für die Bedürfnisse des Augenblicks hinreichende Waffen finden. Ich trage an, den Vorschlag an eine Kommission zur Umarbeitung zurückzuweisen.

Mornay: Ich bin erstaunt, daß bei einer solchen Frage die Regierung die uns den Entwurf vorgelegt, stumm bleibt.

Marie: (Mit grotesker Prätention auf Guizot'sche Würde.) Die republikanische Regierungsform muß vor allem der Ordnung Garantien bieten. Die alten Gesetze sind härter, als der Ihnen vorgelegte Entwurf. Wir wollten nicht auf sie zurück gehen, wir wollten von dieser Versammlung, dem Product des allgemeinen Wahlrechts, republikanische Gesetze erhalten. Diese Gesetze beschützen die Freiheiten, alle Freiheiten, in erster Linie das Recht der Vereinigung; aber sie beschützen vor allem (also vor der ersten Schlachtlinie der Freiheiten,) die öffentliche Ordnung, ohne welche die Freiheiten nicht existiren würden. (Sehr gut! Sehr gut!) Wir legen ihnen kein Gelegenheitsgesetz vor, sondern ein reglementarisches Gesetz: aber gegenüber den Agitationen, die jeden Abend die öffentlichen Plätze durchwühlen, die Nationalgarde ermüden und die Armee, gegenuber dem aufrührerischen Geschrei, welches die Wiederherstellung des öffentlichen Credits verhindert, haben wir ganz besonders die Nothwendigkeit der Maßregeln, die wir vorgeschlagen, begreifen müssen. Wir haben sie ernst durchdacht, und sind von ihrer Nothwendigkeit überzeugt. Ich habe genug über das Ganze des Entwurfs gesagt, um seine Dringlichkeit nachzuweisen. Ich fordere die Versammlung auf, zur Deliberation der einzelnen Artikel zu übergehen.

Die Versammlung beschließt die Debatte der einzelnen Artikel. Nach Verwerfung des vorgeschlagenen Amendements wird der erste Artikel angenommen und so fuccessiv ein Artikel nach dem andern. Nur Artikel zwei wird verworfen. Er lautet: „Die bewaffnete Zusammenschaarung konstituirt ein Verbrechen, wenn sie nicht auf die erste Sommation sich auflöst. Sie konstituirt kein Verbrechen, wenn sie nicht auf die erste Sommation ohne Widerstand sich auflöst,“ Die Sitzung wird aufgehoben und die Herrn Repräsentanten verfügen sich in die respektiven Speiselokale, mit dem Selbstbewußtsein, das organische Grundgesetz der neuen Republik geschaffen zu haben.

Paris, 8. Juni.

Von Paris mit Ausschluß der mobilen Garde und der Banlieue sind gewählt: Caussidiére mit 117,955 Stimmen, Moreau mit 94,910, Goudchaux mit 81329, Pierre Leroux mit 74,041, Changarnier mit 71,914, Thiers mit 71,287, Proudhon mit 63,844, Lagrange mit 62,411, Victor Hugo mit 61,032, Thoré mit 60,363, Boisel mit 59,624 Stimmen. Raspail hatte 59,250, Kersausie 57,248, Girardin 55,191, Cabet 53,638, Louis Bonaparte 51,954, Horace Say 44,538.

‒ Der ehrwürdige Constitutionnel, der unendliche Artikel gegen Guizot schleuderte, weil er die Reformbankets schließlich untersagte, denuncirt das beabsichtigte Arbeiterbanket, droht mit Befreiung von Barbès u. s. w. und placirt bei dieser Gelegenheit alle Auseinandersetzungen, die das Journal des Debats von wegen des Reform-Bankets ihm zu Gut kommen ließ.

‒ Die Regierung, aus Furcht, das Arbeiterbanket möge Barbès Befreiung herbeiführen, hat den Gouverneur von Vincennes abberufen und ihm den General Perrot zum Nachfolger gegeben. Dieser Perrot, meldet die Commune de Paris ist derselbe, der am 24. Februar Feuer kommandirte am Hôtel des Capucines.

‒ Der Representant du Peuple denuncirt mehre Wahlintriguen. Man hat z.B. die Stimmzettel für Thoré (Redakteur der Vraie République), Thoré Louis und Thoré ohne Zusatz gesondert und als Wahl von 3 verschiedenen Kandidaten behandelt. Ebenso die Stimmzettel für Lagrange von Lyon, Charles Lagrange und Lagrange ohne Zusatz. Bei den konservativen Kandidaten fand diese Sonderung nicht Statt. Viele Wähler haben ihren Protest gegen diese Intriguen in das Wahlprotokoll aufnehmen lassen.

‒ Bethmont ist an die Stelle von Cremieur zum Justizminister ernannt worden.

‒ Das Comité des großen Arbeiterbankets zeigt an, daß es Tag und Ort des Bankets noch nicht bestimmen könne.

‒ Nach der Reforme hat sich der Herzog von Bordeaux während drei Wochen nach der Februarrevolution in Paris aufgehalten. Eines Abends, als die Polizei das Hotel umzingelte, worin der Prinz hauste, huldigte er unfreiwillig dem Prinzip der Gleichheit, indem er in Bediententracht entwischte. Da der junge Repräsentant des Prinzips der Erblichkeit physisch sich nicht in der Lage befindet, für Erben zu sorgen, soll er den Grafen von Paris adoptiren, dem man als Gattin die Herzogin von Lucca bestimmt, die Nichte seines Adoptivvaters.

‒ Die Contrerevolutionäre beabsichtigen ein neues Organ herauszugeben, unter dessen Redakteure die Herren Léonce v. Lavergue, Gènie (der ehemalige Leibsekretär Guizots) und Mallac figuriren. Einstweilen herrscht noch Uneinigkeit unter den Ehrenmännern. Aumale oder Joinville? Die einen finden den ersten zu aristokratisch, die andern den zweiten zu revolutionär.

Großbritannien.
*London, 8. Juni.

Lord Brougham, der Mann mit der großen rothen Nase und mit den karirten Hosen, der bei jeder dreistündigen Rede im Oberhause auch seine drei Flaschen Brandy und Wasser trinkt, der für die sechstausend Pfund Pension, welche er seit einer Reihe von Jahren bezieht, seine Landsleute, ja die halbe Welt, abwechselnd zu staunender Bewunderung und zu noch viel erstaunlicherm Gelächter hinreißt, der nicht zufrieden mit der Freundschaft eines Louis Philipp, auch noch nach der Ehre eines französischen Citoyen die Hand ausstreckt, der auf Kommando, in Zeit von einer halben Stunde nicht nur einen Vortrag über die Politik des letzten asiatischen Fürsten, sondern auch eine Rede über die gesellschaftlichen Zustände des kleinsten schottischen Dorfes halten würde, kurz, der Alles kann uns der Alles weiß, nur nicht das, worauf er sich gerade am allermeisten zu gute thut, das Rechtswesen nämlich, Lord Brougham, dieser „räsonirende Advokat“, wie ihn neulich Jemand nannte, er erhob sich natürlich auch von seiner Bank, als man am vorigen Dienstag abermals die Sache der afrikanischen Sklaven vor das arme, schläfrige Oberhaus brachte.

Die Sklavengeschichte ist von jeher ein Lieblingsthema Lord Henry's gewesen. Punch behauptete einst, Lord Brougham schwärme wahrhaft für die Schwarzen; er habe sich Bibel und Gesangbuch in die Haut eines Negers binden lassen . . . . . vortrefflicher Lord Henry!

„Es ist meine feste Meinung, sagte Lord Brougham am vorigen Dienstag, daß das Hinüberführen freier afrikanischer Neger nach den britisch-westindischen Kolonien, wenn es in irgend einer Ausdehnung geschieht ‒ und wenn es irgend etwas helfen soll, so müßte es doch auf großem Fuße geschehen ‒ schließlich wieder nur in den alten afrikanischen Sklavenhandel ausarten wird. Ich protestire daher auf's feierlichste gegen jeden Plan dieser Sklaveneinwanderung!“

Die kühne Behauptung und der energische Protest des edlen Lords sind gleich interessant. Wir wissen, wie sehr die ostindischen Kolonien heruntergekommen sind, wie sich namentlich seit der Aenderung der Zuckerzölle und seit der dadurch gefährlich gewordenen Konkurrenz der holländischen und brasilianischen Exporteure, die Lage der britischen Kolonien verschlechtert hat, wie der Werth des Bodens gesunken und wie bei den verwickelten Geldverhältnissen, fast die sämmtlichen ersten mit Mauritius in Verbindung stehenden Londoner Häuser in den zwei letzten Jahren ihrem Untergange entgegengegangen sind.

Die Protektionisten schoben alles den Freihandelsmännern in die Schuhe; die letztern klagten wieder die erstern an und nachdem man sich Tage und Wochen lang über das für und wider gestritten hatte, machten die Freihandelsmänner unter ihren Maßregeln auch vor allen Dingen geltend, daß eine regelrechte Einfuhr freier Sklaven nach den der Arbeiter bedürfenden Kolonien eingerichtet werde.

Wie wir sehen hat Lord Brougham dagegen protestirt. Es ist dies der Protest eines sogenannten philantropischen Tory gegen die handelsselige Politik der radikalen Whigs. „Entweder muß Herr Bright seine Hand in die Tasche stecken, oder Lord Brougham seine Augen bei einer Ladung Schwarzer zudrücken!“ ruft die Times aus, und trotz aller ihrer Moralität, trotz aller Philantropie, meint sie sich der letzteren Alternative zuneigen zu müssen, da am Ende die schwarzen „Ouvriers“ jetzt fast eine eben so angenehme und würdige Existenz führten, wie einige weißere Exemplare dieser Klasse. Wunderbare Welt! Die Moralität der Engländer richtet sich nach ihrem Handel; sie steigt und fällt mit dem Steigen und Fallen der Preise des Zuckers, der Baumwolle, kurz aller Artikel.

Die große Sklaven-Emanzipations-Komödie, welche Europa seiner Zeit so gewaltig in Erstaunen setzte, sie wird sehr wahrscheinlich damit enden, daß sich der todte Wilberforce noch im Grabe herumdreht.

‒ Die Chartisten-Führer Ernest Jones, John Fussel, Joseph Williams, Alexander Sharpe und Richard Vernon, gegen welche Verhaftsbefehle erlassen worden waren, sind sämmtlich arretirt.

Nachdem sie durch Hru. Henry verhört waren, brachte man sie nach Newgate, indem Jedem die Summe der zu einstweiligen Befreiung nöthigen Bürgschaft festgesetzt wurde. Herrn Ernest Jones, barrister-at-law, verhörte man gleich nach seiner Ankunft von Manchester und verlangte von ihm, da er ein besser erzogener Mann sei, als seine Mitschuldigen, eine Bürgschaft von zusammen 1000 Pfund Sterling.

Die Anklage gegen die Verhafteten lautet auf „böses, maliziöses und verführendes Reden und das Vorbringen scandalöser Worte gegen die Königin und das Gouvernement.“

Die Arrestation dieser Chartisten hat enorme Aufregung unter dem Volke hervorgebracht; Versammlungen werden an allen Orten gehalten und da für die Pfingsttage mehrere Monster - Meetings angekündigt sind, so muß man sich auf das Schlimmste gefaßt machen.

Ernest Jones ist ungefähr 27 Jahre alt, von mittlerer Größe und stark und kräftig gebaut. Seine Haare sind blond; seine

<TEI>
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          <p><pb facs="#f0003" n="0049"/>
streich von der Reaktion vorbereitet wird. Aber wir verlassen                         uns auf die Entschiedenheit und den Muth der Breslauer Demokraten.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar011_009" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Weimar,</hi> 7. Juni.</head>
          <p>Kaum, daß der Bankrutt der Lederhandlung des Benjamin König, eines weithin                         ausgebreiteten Geschäfts, die größte Sensation hervorgerufen, so hat nun                         auch, durch die Zeitumstände gedrängt, das Haus Müller und Dönigus, man                         sagt, mit 40,000 Thalern sich als fallit erklären müssen.</p>
          <bibl>(F. J.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar011_010" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Wien,</hi> 4. Juni.</head>
          <p>Das Kriegsministerium findet sich aufgefordert, hiermit auf das Bestimmteste                         zu erklären, daß ihm von einer Anhäufung von Truppen, in der Gegend von                         Lundenburg, noch sonst in der Umgegend Wiens, nicht das Mindeste bekannt                         sei. Die vorstehende Erklärung des Kriegsministeriums wird hoffentlich die                         aufgeregten Gemüther beruhigen und auch das Ihrige beitragen, die allgemein                         verbreitete Furcht vor einer auf Morgen angesagten Arbeiterdemonstration zu                         beseitigen.</p>
          <bibl>(Oestr. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar011_011" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Wien,</hi> 5. Juni.</head>
          <p>Der neue Stadtrath hat zur Lösung der Arbeiterfrage eine besondere Kommission                         niedergesetzt. Dieselbe hat bereits die Resultate ihrer Sitzungen dem                         Ministerium vorgelegt und beantragt, daß nachstehende Bauunternehmungen                         sogleich in Angriff genommen werden : 1) Bau der Eisenbahn bei Sömring, (ein                         Berg, der bisher die Bahnverbindung mit Steyermark unmöglich machte) mit                         Umgehung von einem Umfang von 10 Meilen, wobei eine Steigung von 1&#x2012;50                         stattfinden wird. 2) Der definitive Bau des letzt projektirten großen                         Donauhafens der Brigittenau bei Wien. 3) Ein kleiner Hafen im Donaukanal bei                         der Rasumovskybrücke innerhalb der Stadt. 4) Eine Circumvallations-Straße,                         vor den Linien um die Stadt herum, die bisher, merkwürdig genug fehlt. Diese                         großartige Unternehmung, die eine große Zahl von Arbeitern auf Jahre hinaus                         beschäftigen kann, und zu der die Pläne jahrelang vorbereitet waren, wurden                         an einem Tage definitiv beschlossen. Der Drang der Umstände zwingt unser                         Ministerium zu handeln, und jenes Aufschiebungssystem der metternich'schen                         Regierung, das Oesterreich zu solcher Stagnation verdammte, fahren zu                         lassen. &#x2012; Die beiden Reactionäre Montecuculi und Graf Brenner sind aus Linz                         verwiesen worden. &#x2012; In Pesth ist bereits sowohl von Seite des Militärs als                         der Nationalgarde der Eid auf die Constitution geleistet worden. &#x2012; Bei der                         akademischen Legion bildet sich eine &#x201E;Todtenlegion&#x201C;, die es sich zur Pflicht                         macht, bei großen Gefahren an die Spitze sich zu stellen. &#x2012; Einem Gerüchte                         zufolge soll in Hernals bei Wien Militär zum Einrücken in die Stadt in                         Bereit-Bereitschaft seyn. Die Stadt ist ruhig.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar011_012" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Wien,</hi> 5. Juni.</head>
          <p>Die Befürchtung wegen Ruhestörungen durch die Arbeiter war gestern und heute                         groß. Es hieß, sie hätten es auf Plünderung und Aufhebung der Klöster                         abgesehen gehabt. Auf Ermahnung des Bürgerausschusses und der Studirenden                         sind sie jedoch heute zu ihrer Arbeit wieder zurückgekehrt. Eine Art                         Ehrengericht ist unter ihnen veranlaßt worden, um die Excesse Einzelner zu                         brandmarken. Magistrat und Regierung thun aber auch das Möglichste, um                         dieser Klasse Bevölkerung unter die Arme zu greifen. Ueber 14,000 Arbeiter                         sind bei öffentlichen Bauten beschäftigt, und die wöchentlichen Ausgaben                         dafür belaufen sich auf gegen 50,000 Fl. C.-M. &#x2012; Eine seit gestern hier                         allgemein sich verbreitende Sage, der Kaiser und der Thronfolger, Erzherzog                         Franz Karl, würden zu Gunsten des ältesten Prinzen des letzteren, Erzherzog                         Franz Joseph , abdiciren und Erzherzog Johann in die Mitregentschaft treten,                         verdient keinen Glauben. Gewiß ist es, daß der Reichstag in Wien abgehalten                         und der Kaiser sich vorerst nach Persenbrug (nächst Moll) auf seine                         Familienherrschaften begeben wird. &#x2012; Die Zusammensetzung des Ministeriums                         Wessenberg ist entschieden.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar011_013_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Erklärung des österreichischen Kriegsministeriums. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 102.</bibl></note>
          <head><hi rendition="#g">Innsbruck,</hi>4. Juni.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Italien.</head>
        <div xml:id="ar011_014_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Die Niederlage der Österreicher bei Peschiera. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 104.</bibl></note>
          <head>
            <bibl>
              <author>*</author>
            </bibl>
          </head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar011_015_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Die Niederlage der Österreicher bei Peschiera. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 104.</bibl></note>
          <head><hi rendition="#g">Verona,</hi> 4. Juni.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar011_016_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Die Niederlage der Österreicher bei Peschiera. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 104.</bibl></note>
          <head><hi rendition="#g">Verona,</hi> 4. Juni.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
        <div xml:id="ar011_017" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Mailand,</hi> 4. Juni.</head>
          <p>Das amtliche Bülletin vom 3. d. stellt eine neue entscheidende Schlacht in                         nahe Aussicht. Die Oesterreicher haben sich in verschiedenen Dörfern vor                         Mantna aufgestellt und das piemontesische Heer schicke sich zu neuem Kampfe                         an. Es giebt den Verlust der Oesterreicher in den verschiedenen Gefechten                         vom 30. Mai auf etwa 1500 Todte und Verwundete und den der Italiener auf                         etwa 600 an. Unter den am 29. Mai gefallenen Toscanern zählt man zwei                         Professoren, die mit den Studenten von Pisa ausgezogen waren; zwei andere                         Professoren sind verwundet.</p>
          <p>Ein Privatbrief vom 4. Bestätigt es, daß eine Hauptschlacht bevorstehe, indem                         die österreichische Macht sich außerhalb Mantua aufgestellt habe.</p>
          <p>Laut einem amtlichen Bülletin vom 4. d., Nachmittags 2 Uhr, stehen beide                         Heere einander gegenüber, und die Schlacht wird nicht mehr lange ausbleiben,                         wenn die Oesterreicher sich nicht in Mantua einschließen. Die Piemontesen                         haben eine Front-Veränderung gemacht; ihre Linie, die gegen Verona sah,                         kehrt sich gegen Mantua; ihr rechter Flügel ist bis Guidizzolo ausgedehnt                         und der König hat sein Hauptquartier nach Volta, näher an Goito, verlegt.                         Die Oesterreicher hielten die Strecke von Rivalta bis Gazzoldo und Ceresara                         besetzt. Man erwartet die Schlacht am gleichen Tage.</p>
          <bibl>(Z. Z.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar011_018" type="jArticle">
          <head>&#x2012; <hi rendition="#g">Genua.</hi></head>
          <p>Man schreibt von Genua, d. d. 29. Mai der <hi rendition="#g">Patria</hi> von                         Florenz: Vorgestern, 91/2 Uhr Abends, kam der Dämpfer Mongibella von Neapel                         hier an. Er brachte die Neuigkeit, daß die Citadelle von Messina sich in der                         Gewalt des Volkes befindet, so wie Sorrent und Capua. Alle Provinzen sind                         agitirt. Die Insurgenten organisiren im ganzen Königreich Neapel eine                         Steuerverweigerung.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Französische Republik.</head>
        <div xml:id="ar011_019" type="jArticle">
          <head> <hi rendition="#g">Paris, 8. Juni.</hi> </head>
          <p><hi rendition="#g">Fast ohne Diskussion und mit sehr geringen Modifikationen                             hat die Nationalversammlung den Dekretentwurf über die                             Zusammenschaarungen votirt</hi>und zwar mit ungeheurer Majorität.</p>
          <p>N. B. v. 7. Juni. <hi rendition="#g">Senard</hi> präsidirt. Auf die                         Interpellation Bonnet's, wann der Verfassungsentwurf zur Vorlage reif sein                         werde, erklärt Vaulabelle in 12 Tagen ungefähr werde das Comité ihn                         vorlegen. <hi rendition="#g">Senard:</hi> An der Tagesordnung sei der                         Dekretentwurf über die <hi rendition="#g">Zusammenschaarung,</hi> er werde                         nicht dulden, daß man wie gestern, die Debatte über diesen dringenden                         Gegenstand aufschiebe.</p>
          <p><hi rendition="#g">Camille Beranger:</hi> Der Dekretentwurf über die                         Zusammenschaarungen ist allerdings an der Tagesordnung; aber wie ist er                         darauf gekommen? Als der Entwurf, mit der Bitte, ihn für <hi rendition="#g">dringend</hi> zu erklären, eingebracht wurde, war die Kammer nicht                         vollzählig. Der Präsident erklärte, man würde einstweilen die Erklärung der                         Dringlichkeit voraussetzen, das heißt, denEntwurf drucken lassen und                         vertheilen; am andern Tage könne die Versammlung über die Frage der                         Dringlichkeit entscheiden. Der Dekretentwurf ist also noch nicht definitiv                         an der Tagesordnung. Es existirt durchaus keine Dringlichkeit, gegen <hi rendition="#g">unbewaffnete</hi> Zusammenschaarungen Gesetze zu                         machen.</p>
          <p>Die Nationalversammlung erklärt sich für die Dringlichkeit. Die Diskussion                         beginnt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Pelletier.</hi> Der Dekretentwurf, den man Euch vorlegt,                         ist ein dem Gesetzbuch Dracos entrissenes Blatt. (Murren.) Es wäre Karls IX.                         würdig, man schlägt Euch vor, die Republik umzubringen, und es sind ihre                         verzogene Kinder, die Euch das Messer präsentiren. (Gelächter und Murren).                         Nach dem Entwurf genügt es, daß die Polizei einen ihrer elenden Agenten                         bewaffnet in eine öffentliche Versammlung schickt, um aus harmlosen Bürgern                         Verbrecher zu machen. Man muß begreifen, daß das Volk, seitdem es von allen                         Seiten hört, der Prinz von Joinville halte sich in Paris auf, seitdem die                         Reaktion sich organisirt, sich versammelt um zu wachen. (Allons donc! Allons                         donc! ertönte es von allen Seiten, die äußersten Linke ausgenommen). Statt                         Gesetze gegen die Zusammenschaarungen zu machen, wäre es besser, die                         Umtriebe der Feinde der Republik zu überwachen.</p>
          <p><hi rendition="#g">St. Romme:</hi> Statt dieses drakonischen Dekretentwurfs                         hätte das Ministerium Paris unter den Schutz municipaler Institutionen                         stellen sollen, die in diesem Augenblicke nicht existiren. Laßt die Maires,                         Adjunkte und Municipalräthe durch das Volk ernnenen. Stellt den Kredit her,                         statt grausame Gesetze zu machen. Die Arbeit existirt nur durch den Credit.                         (Beifall auf der äußersten Linken).</p>
          <p><hi rendition="#g">Bertholon:</hi> Dieß Gesetz würde das Vereinigungsrecht                         anulliren. <hi rendition="#g">Sarrut:</hi> In dem Arsenal der französischen                         Gesetzgebung kann man für die Bedürfnisse des Augenblicks hinreichende                         Waffen finden. Ich trage an, den Vorschlag an eine Kommission zur                         Umarbeitung zurückzuweisen.</p>
          <p><hi rendition="#g">Mornay:</hi> Ich bin erstaunt, daß bei einer solchen Frage                         die Regierung die uns den Entwurf vorgelegt, stumm bleibt.</p>
          <p><hi rendition="#g">Marie:</hi> (Mit grotesker Prätention auf Guizot'sche                         Würde.) Die republikanische Regierungsform muß vor allem der <hi rendition="#g">Ordnung</hi> Garantien bieten. Die alten Gesetze sind                         härter, als der Ihnen vorgelegte Entwurf. Wir wollten nicht auf sie zurück                         gehen, wir wollten von dieser Versammlung, dem Product des allgemeinen                         Wahlrechts, republikanische Gesetze erhalten. Diese Gesetze beschützen die                         Freiheiten, alle Freiheiten, in erster <hi rendition="#g">Linie</hi> das                         Recht der Vereinigung; aber sie beschützen <hi rendition="#g">vor allem</hi> (also <hi rendition="#g">vor</hi> der ersten Schlachtlinie der Freiheiten,)                         die <hi rendition="#g">öffentliche Ordnung,</hi> ohne welche die Freiheiten                         nicht existiren würden. (Sehr gut! Sehr gut!) Wir legen ihnen kein                         Gelegenheitsgesetz vor, sondern ein reglementarisches Gesetz: aber gegenüber                         den Agitationen, die jeden Abend die öffentlichen Plätze durchwühlen, die                         Nationalgarde ermüden und die Armee, gegenuber dem aufrührerischen Geschrei,                         welches die Wiederherstellung des öffentlichen Credits verhindert, haben wir                         ganz besonders die Nothwendigkeit der Maßregeln, die wir vorgeschlagen,                         begreifen müssen. Wir haben sie ernst durchdacht, und sind von ihrer                         Nothwendigkeit überzeugt. Ich habe genug über das Ganze des Entwurfs gesagt,                         um seine Dringlichkeit nachzuweisen. Ich fordere die Versammlung auf, zur                         Deliberation der einzelnen Artikel zu übergehen.</p>
          <p>Die Versammlung beschließt die Debatte der einzelnen Artikel. Nach Verwerfung                         des vorgeschlagenen Amendements wird der erste Artikel angenommen und so                         fuccessiv ein Artikel nach dem andern. Nur Artikel zwei wird verworfen. Er                         lautet: &#x201E;Die bewaffnete Zusammenschaarung konstituirt ein Verbrechen, wenn                         sie nicht auf die erste Sommation sich auflöst. Sie konstituirt kein                         Verbrechen, wenn sie nicht auf die erste Sommation ohne Widerstand sich                         auflöst,&#x201C; Die Sitzung wird aufgehoben und die Herrn Repräsentanten verfügen                         sich in die respektiven Speiselokale, mit dem Selbstbewußtsein, das <hi rendition="#g">organische Grundgesetz</hi> der neuen Republik geschaffen                         zu haben.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar011_020" type="jArticle">
          <head><hi rendition="#g">Paris,</hi> 8. Juni.</head>
          <p>Von Paris mit Ausschluß der mobilen Garde und der Banlieue sind gewählt:                         Caussidiére mit 117,955 Stimmen, Moreau mit 94,910, Goudchaux mit 81329,                         Pierre Leroux mit 74,041, Changarnier mit 71,914, Thiers mit 71,287,                         Proudhon mit 63,844, Lagrange mit 62,411, Victor Hugo mit 61,032, Thoré mit                         60,363, Boisel mit 59,624 Stimmen. Raspail hatte 59,250, Kersausie 57,248,                         Girardin 55,191, Cabet 53,638, Louis Bonaparte 51,954, Horace Say                         44,538.</p>
          <p> &#x2012; Der ehrwürdige <hi rendition="#g">Constitutionnel,</hi> der unendliche                         Artikel gegen Guizot schleuderte, weil er die Reformbankets schließlich                         untersagte, denuncirt das beabsichtigte Arbeiterbanket, droht mit Befreiung                         von Barbès u. s. w. und placirt bei dieser Gelegenheit alle                         Auseinandersetzungen, die das Journal des Debats von wegen des                         Reform-Bankets ihm zu Gut kommen ließ.</p>
          <p>&#x2012; Die Regierung, aus Furcht, das Arbeiterbanket möge Barbès Befreiung                         herbeiführen, hat den Gouverneur von Vincennes abberufen und ihm den General                         Perrot zum Nachfolger gegeben. Dieser <hi rendition="#g">Perrot,</hi> meldet                         die <hi rendition="#g">Commune de Paris ist derselbe, der am 24. Februar                             Feuer kommandirte am Hôtel des Capucines.</hi></p>
          <p>&#x2012; Der <hi rendition="#g">Representant du Peuple</hi> denuncirt mehre                         Wahlintriguen. Man hat z.B. die Stimmzettel für <hi rendition="#g">Thoré</hi> (Redakteur der Vraie République), Thoré <hi rendition="#g">Louis</hi> und <hi rendition="#g">Thoré</hi> ohne Zusatz gesondert und                         als Wahl von 3 verschiedenen Kandidaten behandelt. Ebenso die Stimmzettel                         für Lagrange von Lyon, Charles Lagrange und Lagrange ohne Zusatz. Bei den                         konservativen Kandidaten fand diese Sonderung nicht Statt. Viele Wähler                         haben ihren Protest gegen diese Intriguen in das Wahlprotokoll aufnehmen                         lassen.</p>
          <p>&#x2012; Bethmont ist an die Stelle von Cremieur zum Justizminister ernannt                         worden.</p>
          <p>&#x2012; Das Comité des großen Arbeiterbankets zeigt an, daß es Tag und Ort des                         Bankets noch nicht bestimmen könne.</p>
          <p>&#x2012; Nach der <hi rendition="#g">Reforme</hi> hat sich der Herzog von Bordeaux                         während drei Wochen nach der Februarrevolution in Paris aufgehalten. Eines                         Abends, als die Polizei das Hotel umzingelte, worin der Prinz hauste,                         huldigte er unfreiwillig dem Prinzip der Gleichheit, indem er in                         Bediententracht entwischte. Da der junge Repräsentant des Prinzips der                         Erblichkeit physisch sich nicht in der Lage befindet, für Erben zu sorgen,                         soll er den Grafen von Paris adoptiren, dem man als Gattin die Herzogin von                         Lucca bestimmt, die Nichte seines Adoptivvaters.</p>
          <p>&#x2012; Die Contrerevolutionäre beabsichtigen ein neues Organ herauszugeben, unter                         dessen Redakteure die Herren Léonce v. Lavergue, Gènie (der ehemalige                         Leibsekretär Guizots) und Mallac figuriren. Einstweilen herrscht noch                         Uneinigkeit unter den Ehrenmännern. Aumale oder Joinville? Die einen finden                         den ersten zu aristokratisch, die andern den zweiten zu revolutionär.</p>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Großbritannien.</head>
        <div xml:id="ar011_021" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl><hi rendition="#g">London,</hi> 8.                         Juni.</head>
          <p>Lord Brougham, der Mann mit der großen rothen Nase und mit den karirten                         Hosen, der bei jeder dreistündigen Rede im Oberhause auch seine drei                         Flaschen Brandy und Wasser trinkt, der für die sechstausend Pfund Pension,                         welche er seit einer Reihe von Jahren bezieht, seine Landsleute, ja die                         halbe Welt, abwechselnd zu staunender Bewunderung und zu noch viel                         erstaunlicherm Gelächter hinreißt, der nicht zufrieden mit der Freundschaft                         eines Louis Philipp, auch noch nach der Ehre eines französischen Citoyen die                         Hand ausstreckt, der auf Kommando, in Zeit von einer halben Stunde nicht nur                         einen Vortrag über die Politik des letzten asiatischen Fürsten, sondern auch                         eine Rede über die gesellschaftlichen Zustände des kleinsten schottischen                         Dorfes halten würde, kurz, der Alles kann uns der Alles weiß, nur nicht das,                         worauf er sich gerade am allermeisten zu gute thut, das Rechtswesen nämlich,                         Lord Brougham, dieser &#x201E;räsonirende Advokat&#x201C;, wie ihn neulich Jemand nannte,                         er erhob sich natürlich auch von seiner Bank, als man am vorigen Dienstag                         abermals die Sache der afrikanischen Sklaven vor das arme, schläfrige                         Oberhaus brachte.</p>
          <p>Die Sklavengeschichte ist von jeher ein Lieblingsthema Lord Henry's gewesen.                         Punch behauptete einst, Lord Brougham schwärme wahrhaft für die Schwarzen;                         er habe sich Bibel und Gesangbuch in die Haut eines Negers binden lassen . .                         . . . vortrefflicher Lord Henry!</p>
          <p>&#x201E;Es ist meine feste Meinung, sagte Lord Brougham am vorigen Dienstag, daß das                         Hinüberführen freier afrikanischer Neger nach den britisch-westindischen                         Kolonien, wenn es in irgend einer Ausdehnung geschieht &#x2012; und wenn es irgend                         etwas helfen soll, so müßte es doch auf großem Fuße geschehen &#x2012; schließlich                         wieder nur in den alten afrikanischen Sklavenhandel ausarten wird. Ich                         protestire daher auf's feierlichste gegen jeden Plan dieser                         Sklaveneinwanderung!&#x201C;</p>
          <p>Die kühne Behauptung und der energische Protest des edlen Lords sind gleich                         interessant. Wir wissen, wie sehr die ostindischen Kolonien heruntergekommen                         sind, wie sich namentlich seit der Aenderung der Zuckerzölle und seit der                         dadurch gefährlich gewordenen Konkurrenz der holländischen und                         brasilianischen Exporteure, die Lage der britischen Kolonien verschlechtert                         hat, wie der Werth des Bodens gesunken und wie bei den verwickelten                         Geldverhältnissen, fast die sämmtlichen ersten mit Mauritius in Verbindung                         stehenden Londoner Häuser in den zwei letzten Jahren ihrem Untergange                         entgegengegangen sind.</p>
          <p>Die Protektionisten schoben alles den Freihandelsmännern in die Schuhe; die                         letztern klagten wieder die erstern an und nachdem man sich Tage und Wochen                         lang über das für und wider gestritten hatte, machten die Freihandelsmänner                         unter ihren Maßregeln auch vor allen Dingen geltend, daß eine regelrechte                         Einfuhr freier Sklaven nach den der Arbeiter bedürfenden Kolonien                         eingerichtet werde.</p>
          <p>Wie wir sehen hat Lord Brougham dagegen protestirt. Es ist dies der Protest                         eines sogenannten philantropischen Tory gegen die handelsselige Politik der                         radikalen Whigs. &#x201E;Entweder muß Herr Bright seine Hand in die Tasche stecken,                         oder Lord Brougham seine Augen bei einer Ladung Schwarzer zudrücken!&#x201C; ruft                         die Times aus, und trotz aller ihrer Moralität, trotz aller Philantropie,                         meint sie sich der letzteren Alternative zuneigen zu müssen, da am Ende die                         schwarzen &#x201E;Ouvriers&#x201C; jetzt fast eine eben so angenehme und würdige Existenz                         führten, wie einige weißere Exemplare dieser Klasse. Wunderbare Welt! Die                         Moralität der Engländer richtet sich nach ihrem Handel; sie steigt und fällt                         mit dem Steigen und Fallen der Preise des Zuckers, der Baumwolle, kurz aller                         Artikel.</p>
          <p>Die große Sklaven-Emanzipations-Komödie, welche Europa seiner Zeit so                         gewaltig in Erstaunen setzte, sie wird sehr wahrscheinlich damit enden, daß                         sich der todte Wilberforce noch im Grabe herumdreht.</p>
          <p> &#x2012; Die Chartisten-Führer Ernest Jones, John Fussel, Joseph Williams,                         Alexander Sharpe und Richard Vernon, gegen welche Verhaftsbefehle erlassen                         worden waren, sind sämmtlich arretirt.</p>
          <p>Nachdem sie durch Hru. Henry verhört waren, brachte man sie nach Newgate,                         indem Jedem die Summe der zu einstweiligen Befreiung nöthigen Bürgschaft                         festgesetzt wurde. Herrn Ernest Jones, barrister-at-law, verhörte man gleich                         nach seiner Ankunft von Manchester und verlangte von ihm, da er ein besser                         erzogener Mann sei, als seine Mitschuldigen, eine Bürgschaft von zusammen                         1000 Pfund Sterling.</p>
          <p>Die Anklage gegen die Verhafteten lautet auf &#x201E;böses, maliziöses und                         verführendes Reden und das Vorbringen scandalöser Worte gegen die Königin                         und das Gouvernement.&#x201C;</p>
          <p>Die Arrestation dieser Chartisten hat enorme Aufregung unter dem Volke                         hervorgebracht; Versammlungen werden an allen Orten gehalten und da für die                         Pfingsttage mehrere Monster - Meetings angekündigt sind, so muß man sich auf                         das Schlimmste gefaßt machen.</p>
          <p>Ernest Jones ist ungefähr 27 Jahre alt, von mittlerer Größe und stark und                         kräftig gebaut. Seine Haare sind blond; seine
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0049/0003] streich von der Reaktion vorbereitet wird. Aber wir verlassen uns auf die Entschiedenheit und den Muth der Breslauer Demokraten. Weimar, 7. Juni. Kaum, daß der Bankrutt der Lederhandlung des Benjamin König, eines weithin ausgebreiteten Geschäfts, die größte Sensation hervorgerufen, so hat nun auch, durch die Zeitumstände gedrängt, das Haus Müller und Dönigus, man sagt, mit 40,000 Thalern sich als fallit erklären müssen. (F. J.) Wien, 4. Juni. Das Kriegsministerium findet sich aufgefordert, hiermit auf das Bestimmteste zu erklären, daß ihm von einer Anhäufung von Truppen, in der Gegend von Lundenburg, noch sonst in der Umgegend Wiens, nicht das Mindeste bekannt sei. Die vorstehende Erklärung des Kriegsministeriums wird hoffentlich die aufgeregten Gemüther beruhigen und auch das Ihrige beitragen, die allgemein verbreitete Furcht vor einer auf Morgen angesagten Arbeiterdemonstration zu beseitigen. (Oestr. Z.) Wien, 5. Juni. Der neue Stadtrath hat zur Lösung der Arbeiterfrage eine besondere Kommission niedergesetzt. Dieselbe hat bereits die Resultate ihrer Sitzungen dem Ministerium vorgelegt und beantragt, daß nachstehende Bauunternehmungen sogleich in Angriff genommen werden : 1) Bau der Eisenbahn bei Sömring, (ein Berg, der bisher die Bahnverbindung mit Steyermark unmöglich machte) mit Umgehung von einem Umfang von 10 Meilen, wobei eine Steigung von 1‒50 stattfinden wird. 2) Der definitive Bau des letzt projektirten großen Donauhafens der Brigittenau bei Wien. 3) Ein kleiner Hafen im Donaukanal bei der Rasumovskybrücke innerhalb der Stadt. 4) Eine Circumvallations-Straße, vor den Linien um die Stadt herum, die bisher, merkwürdig genug fehlt. Diese großartige Unternehmung, die eine große Zahl von Arbeitern auf Jahre hinaus beschäftigen kann, und zu der die Pläne jahrelang vorbereitet waren, wurden an einem Tage definitiv beschlossen. Der Drang der Umstände zwingt unser Ministerium zu handeln, und jenes Aufschiebungssystem der metternich'schen Regierung, das Oesterreich zu solcher Stagnation verdammte, fahren zu lassen. ‒ Die beiden Reactionäre Montecuculi und Graf Brenner sind aus Linz verwiesen worden. ‒ In Pesth ist bereits sowohl von Seite des Militärs als der Nationalgarde der Eid auf die Constitution geleistet worden. ‒ Bei der akademischen Legion bildet sich eine „Todtenlegion“, die es sich zur Pflicht macht, bei großen Gefahren an die Spitze sich zu stellen. ‒ Einem Gerüchte zufolge soll in Hernals bei Wien Militär zum Einrücken in die Stadt in Bereit-Bereitschaft seyn. Die Stadt ist ruhig. Wien, 5. Juni. Die Befürchtung wegen Ruhestörungen durch die Arbeiter war gestern und heute groß. Es hieß, sie hätten es auf Plünderung und Aufhebung der Klöster abgesehen gehabt. Auf Ermahnung des Bürgerausschusses und der Studirenden sind sie jedoch heute zu ihrer Arbeit wieder zurückgekehrt. Eine Art Ehrengericht ist unter ihnen veranlaßt worden, um die Excesse Einzelner zu brandmarken. Magistrat und Regierung thun aber auch das Möglichste, um dieser Klasse Bevölkerung unter die Arme zu greifen. Ueber 14,000 Arbeiter sind bei öffentlichen Bauten beschäftigt, und die wöchentlichen Ausgaben dafür belaufen sich auf gegen 50,000 Fl. C.-M. ‒ Eine seit gestern hier allgemein sich verbreitende Sage, der Kaiser und der Thronfolger, Erzherzog Franz Karl, würden zu Gunsten des ältesten Prinzen des letzteren, Erzherzog Franz Joseph , abdiciren und Erzherzog Johann in die Mitregentschaft treten, verdient keinen Glauben. Gewiß ist es, daß der Reichstag in Wien abgehalten und der Kaiser sich vorerst nach Persenbrug (nächst Moll) auf seine Familienherrschaften begeben wird. ‒ Die Zusammensetzung des Ministeriums Wessenberg ist entschieden. Innsbruck,4. Juni. _ Italien. * _ Verona, 4. Juni. _ Verona, 4. Juni. _ Mailand, 4. Juni. Das amtliche Bülletin vom 3. d. stellt eine neue entscheidende Schlacht in nahe Aussicht. Die Oesterreicher haben sich in verschiedenen Dörfern vor Mantna aufgestellt und das piemontesische Heer schicke sich zu neuem Kampfe an. Es giebt den Verlust der Oesterreicher in den verschiedenen Gefechten vom 30. Mai auf etwa 1500 Todte und Verwundete und den der Italiener auf etwa 600 an. Unter den am 29. Mai gefallenen Toscanern zählt man zwei Professoren, die mit den Studenten von Pisa ausgezogen waren; zwei andere Professoren sind verwundet. Ein Privatbrief vom 4. Bestätigt es, daß eine Hauptschlacht bevorstehe, indem die österreichische Macht sich außerhalb Mantua aufgestellt habe. Laut einem amtlichen Bülletin vom 4. d., Nachmittags 2 Uhr, stehen beide Heere einander gegenüber, und die Schlacht wird nicht mehr lange ausbleiben, wenn die Oesterreicher sich nicht in Mantua einschließen. Die Piemontesen haben eine Front-Veränderung gemacht; ihre Linie, die gegen Verona sah, kehrt sich gegen Mantua; ihr rechter Flügel ist bis Guidizzolo ausgedehnt und der König hat sein Hauptquartier nach Volta, näher an Goito, verlegt. Die Oesterreicher hielten die Strecke von Rivalta bis Gazzoldo und Ceresara besetzt. Man erwartet die Schlacht am gleichen Tage. (Z. Z.) ‒ Genua. Man schreibt von Genua, d. d. 29. Mai der Patria von Florenz: Vorgestern, 91/2 Uhr Abends, kam der Dämpfer Mongibella von Neapel hier an. Er brachte die Neuigkeit, daß die Citadelle von Messina sich in der Gewalt des Volkes befindet, so wie Sorrent und Capua. Alle Provinzen sind agitirt. Die Insurgenten organisiren im ganzen Königreich Neapel eine Steuerverweigerung. Französische Republik. Paris, 8. Juni. Fast ohne Diskussion und mit sehr geringen Modifikationen hat die Nationalversammlung den Dekretentwurf über die Zusammenschaarungen votirtund zwar mit ungeheurer Majorität. N. B. v. 7. Juni. Senard präsidirt. Auf die Interpellation Bonnet's, wann der Verfassungsentwurf zur Vorlage reif sein werde, erklärt Vaulabelle in 12 Tagen ungefähr werde das Comité ihn vorlegen. Senard: An der Tagesordnung sei der Dekretentwurf über die Zusammenschaarung, er werde nicht dulden, daß man wie gestern, die Debatte über diesen dringenden Gegenstand aufschiebe. Camille Beranger: Der Dekretentwurf über die Zusammenschaarungen ist allerdings an der Tagesordnung; aber wie ist er darauf gekommen? Als der Entwurf, mit der Bitte, ihn für dringend zu erklären, eingebracht wurde, war die Kammer nicht vollzählig. Der Präsident erklärte, man würde einstweilen die Erklärung der Dringlichkeit voraussetzen, das heißt, denEntwurf drucken lassen und vertheilen; am andern Tage könne die Versammlung über die Frage der Dringlichkeit entscheiden. Der Dekretentwurf ist also noch nicht definitiv an der Tagesordnung. Es existirt durchaus keine Dringlichkeit, gegen unbewaffnete Zusammenschaarungen Gesetze zu machen. Die Nationalversammlung erklärt sich für die Dringlichkeit. Die Diskussion beginnt. Pelletier. Der Dekretentwurf, den man Euch vorlegt, ist ein dem Gesetzbuch Dracos entrissenes Blatt. (Murren.) Es wäre Karls IX. würdig, man schlägt Euch vor, die Republik umzubringen, und es sind ihre verzogene Kinder, die Euch das Messer präsentiren. (Gelächter und Murren). Nach dem Entwurf genügt es, daß die Polizei einen ihrer elenden Agenten bewaffnet in eine öffentliche Versammlung schickt, um aus harmlosen Bürgern Verbrecher zu machen. Man muß begreifen, daß das Volk, seitdem es von allen Seiten hört, der Prinz von Joinville halte sich in Paris auf, seitdem die Reaktion sich organisirt, sich versammelt um zu wachen. (Allons donc! Allons donc! ertönte es von allen Seiten, die äußersten Linke ausgenommen). Statt Gesetze gegen die Zusammenschaarungen zu machen, wäre es besser, die Umtriebe der Feinde der Republik zu überwachen. St. Romme: Statt dieses drakonischen Dekretentwurfs hätte das Ministerium Paris unter den Schutz municipaler Institutionen stellen sollen, die in diesem Augenblicke nicht existiren. Laßt die Maires, Adjunkte und Municipalräthe durch das Volk ernnenen. Stellt den Kredit her, statt grausame Gesetze zu machen. Die Arbeit existirt nur durch den Credit. (Beifall auf der äußersten Linken). Bertholon: Dieß Gesetz würde das Vereinigungsrecht anulliren. Sarrut: In dem Arsenal der französischen Gesetzgebung kann man für die Bedürfnisse des Augenblicks hinreichende Waffen finden. Ich trage an, den Vorschlag an eine Kommission zur Umarbeitung zurückzuweisen. Mornay: Ich bin erstaunt, daß bei einer solchen Frage die Regierung die uns den Entwurf vorgelegt, stumm bleibt. Marie: (Mit grotesker Prätention auf Guizot'sche Würde.) Die republikanische Regierungsform muß vor allem der Ordnung Garantien bieten. Die alten Gesetze sind härter, als der Ihnen vorgelegte Entwurf. Wir wollten nicht auf sie zurück gehen, wir wollten von dieser Versammlung, dem Product des allgemeinen Wahlrechts, republikanische Gesetze erhalten. Diese Gesetze beschützen die Freiheiten, alle Freiheiten, in erster Linie das Recht der Vereinigung; aber sie beschützen vor allem (also vor der ersten Schlachtlinie der Freiheiten,) die öffentliche Ordnung, ohne welche die Freiheiten nicht existiren würden. (Sehr gut! Sehr gut!) Wir legen ihnen kein Gelegenheitsgesetz vor, sondern ein reglementarisches Gesetz: aber gegenüber den Agitationen, die jeden Abend die öffentlichen Plätze durchwühlen, die Nationalgarde ermüden und die Armee, gegenuber dem aufrührerischen Geschrei, welches die Wiederherstellung des öffentlichen Credits verhindert, haben wir ganz besonders die Nothwendigkeit der Maßregeln, die wir vorgeschlagen, begreifen müssen. Wir haben sie ernst durchdacht, und sind von ihrer Nothwendigkeit überzeugt. Ich habe genug über das Ganze des Entwurfs gesagt, um seine Dringlichkeit nachzuweisen. Ich fordere die Versammlung auf, zur Deliberation der einzelnen Artikel zu übergehen. Die Versammlung beschließt die Debatte der einzelnen Artikel. Nach Verwerfung des vorgeschlagenen Amendements wird der erste Artikel angenommen und so fuccessiv ein Artikel nach dem andern. Nur Artikel zwei wird verworfen. Er lautet: „Die bewaffnete Zusammenschaarung konstituirt ein Verbrechen, wenn sie nicht auf die erste Sommation sich auflöst. Sie konstituirt kein Verbrechen, wenn sie nicht auf die erste Sommation ohne Widerstand sich auflöst,“ Die Sitzung wird aufgehoben und die Herrn Repräsentanten verfügen sich in die respektiven Speiselokale, mit dem Selbstbewußtsein, das organische Grundgesetz der neuen Republik geschaffen zu haben. Paris, 8. Juni. Von Paris mit Ausschluß der mobilen Garde und der Banlieue sind gewählt: Caussidiére mit 117,955 Stimmen, Moreau mit 94,910, Goudchaux mit 81329, Pierre Leroux mit 74,041, Changarnier mit 71,914, Thiers mit 71,287, Proudhon mit 63,844, Lagrange mit 62,411, Victor Hugo mit 61,032, Thoré mit 60,363, Boisel mit 59,624 Stimmen. Raspail hatte 59,250, Kersausie 57,248, Girardin 55,191, Cabet 53,638, Louis Bonaparte 51,954, Horace Say 44,538. ‒ Der ehrwürdige Constitutionnel, der unendliche Artikel gegen Guizot schleuderte, weil er die Reformbankets schließlich untersagte, denuncirt das beabsichtigte Arbeiterbanket, droht mit Befreiung von Barbès u. s. w. und placirt bei dieser Gelegenheit alle Auseinandersetzungen, die das Journal des Debats von wegen des Reform-Bankets ihm zu Gut kommen ließ. ‒ Die Regierung, aus Furcht, das Arbeiterbanket möge Barbès Befreiung herbeiführen, hat den Gouverneur von Vincennes abberufen und ihm den General Perrot zum Nachfolger gegeben. Dieser Perrot, meldet die Commune de Paris ist derselbe, der am 24. Februar Feuer kommandirte am Hôtel des Capucines. ‒ Der Representant du Peuple denuncirt mehre Wahlintriguen. Man hat z.B. die Stimmzettel für Thoré (Redakteur der Vraie République), Thoré Louis und Thoré ohne Zusatz gesondert und als Wahl von 3 verschiedenen Kandidaten behandelt. Ebenso die Stimmzettel für Lagrange von Lyon, Charles Lagrange und Lagrange ohne Zusatz. Bei den konservativen Kandidaten fand diese Sonderung nicht Statt. Viele Wähler haben ihren Protest gegen diese Intriguen in das Wahlprotokoll aufnehmen lassen. ‒ Bethmont ist an die Stelle von Cremieur zum Justizminister ernannt worden. ‒ Das Comité des großen Arbeiterbankets zeigt an, daß es Tag und Ort des Bankets noch nicht bestimmen könne. ‒ Nach der Reforme hat sich der Herzog von Bordeaux während drei Wochen nach der Februarrevolution in Paris aufgehalten. Eines Abends, als die Polizei das Hotel umzingelte, worin der Prinz hauste, huldigte er unfreiwillig dem Prinzip der Gleichheit, indem er in Bediententracht entwischte. Da der junge Repräsentant des Prinzips der Erblichkeit physisch sich nicht in der Lage befindet, für Erben zu sorgen, soll er den Grafen von Paris adoptiren, dem man als Gattin die Herzogin von Lucca bestimmt, die Nichte seines Adoptivvaters. ‒ Die Contrerevolutionäre beabsichtigen ein neues Organ herauszugeben, unter dessen Redakteure die Herren Léonce v. Lavergue, Gènie (der ehemalige Leibsekretär Guizots) und Mallac figuriren. Einstweilen herrscht noch Uneinigkeit unter den Ehrenmännern. Aumale oder Joinville? Die einen finden den ersten zu aristokratisch, die andern den zweiten zu revolutionär. Großbritannien. *London, 8. Juni. Lord Brougham, der Mann mit der großen rothen Nase und mit den karirten Hosen, der bei jeder dreistündigen Rede im Oberhause auch seine drei Flaschen Brandy und Wasser trinkt, der für die sechstausend Pfund Pension, welche er seit einer Reihe von Jahren bezieht, seine Landsleute, ja die halbe Welt, abwechselnd zu staunender Bewunderung und zu noch viel erstaunlicherm Gelächter hinreißt, der nicht zufrieden mit der Freundschaft eines Louis Philipp, auch noch nach der Ehre eines französischen Citoyen die Hand ausstreckt, der auf Kommando, in Zeit von einer halben Stunde nicht nur einen Vortrag über die Politik des letzten asiatischen Fürsten, sondern auch eine Rede über die gesellschaftlichen Zustände des kleinsten schottischen Dorfes halten würde, kurz, der Alles kann uns der Alles weiß, nur nicht das, worauf er sich gerade am allermeisten zu gute thut, das Rechtswesen nämlich, Lord Brougham, dieser „räsonirende Advokat“, wie ihn neulich Jemand nannte, er erhob sich natürlich auch von seiner Bank, als man am vorigen Dienstag abermals die Sache der afrikanischen Sklaven vor das arme, schläfrige Oberhaus brachte. Die Sklavengeschichte ist von jeher ein Lieblingsthema Lord Henry's gewesen. Punch behauptete einst, Lord Brougham schwärme wahrhaft für die Schwarzen; er habe sich Bibel und Gesangbuch in die Haut eines Negers binden lassen . . . . . vortrefflicher Lord Henry! „Es ist meine feste Meinung, sagte Lord Brougham am vorigen Dienstag, daß das Hinüberführen freier afrikanischer Neger nach den britisch-westindischen Kolonien, wenn es in irgend einer Ausdehnung geschieht ‒ und wenn es irgend etwas helfen soll, so müßte es doch auf großem Fuße geschehen ‒ schließlich wieder nur in den alten afrikanischen Sklavenhandel ausarten wird. Ich protestire daher auf's feierlichste gegen jeden Plan dieser Sklaveneinwanderung!“ Die kühne Behauptung und der energische Protest des edlen Lords sind gleich interessant. Wir wissen, wie sehr die ostindischen Kolonien heruntergekommen sind, wie sich namentlich seit der Aenderung der Zuckerzölle und seit der dadurch gefährlich gewordenen Konkurrenz der holländischen und brasilianischen Exporteure, die Lage der britischen Kolonien verschlechtert hat, wie der Werth des Bodens gesunken und wie bei den verwickelten Geldverhältnissen, fast die sämmtlichen ersten mit Mauritius in Verbindung stehenden Londoner Häuser in den zwei letzten Jahren ihrem Untergange entgegengegangen sind. Die Protektionisten schoben alles den Freihandelsmännern in die Schuhe; die letztern klagten wieder die erstern an und nachdem man sich Tage und Wochen lang über das für und wider gestritten hatte, machten die Freihandelsmänner unter ihren Maßregeln auch vor allen Dingen geltend, daß eine regelrechte Einfuhr freier Sklaven nach den der Arbeiter bedürfenden Kolonien eingerichtet werde. Wie wir sehen hat Lord Brougham dagegen protestirt. Es ist dies der Protest eines sogenannten philantropischen Tory gegen die handelsselige Politik der radikalen Whigs. „Entweder muß Herr Bright seine Hand in die Tasche stecken, oder Lord Brougham seine Augen bei einer Ladung Schwarzer zudrücken!“ ruft die Times aus, und trotz aller ihrer Moralität, trotz aller Philantropie, meint sie sich der letzteren Alternative zuneigen zu müssen, da am Ende die schwarzen „Ouvriers“ jetzt fast eine eben so angenehme und würdige Existenz führten, wie einige weißere Exemplare dieser Klasse. Wunderbare Welt! Die Moralität der Engländer richtet sich nach ihrem Handel; sie steigt und fällt mit dem Steigen und Fallen der Preise des Zuckers, der Baumwolle, kurz aller Artikel. Die große Sklaven-Emanzipations-Komödie, welche Europa seiner Zeit so gewaltig in Erstaunen setzte, sie wird sehr wahrscheinlich damit enden, daß sich der todte Wilberforce noch im Grabe herumdreht. ‒ Die Chartisten-Führer Ernest Jones, John Fussel, Joseph Williams, Alexander Sharpe und Richard Vernon, gegen welche Verhaftsbefehle erlassen worden waren, sind sämmtlich arretirt. Nachdem sie durch Hru. Henry verhört waren, brachte man sie nach Newgate, indem Jedem die Summe der zu einstweiligen Befreiung nöthigen Bürgschaft festgesetzt wurde. Herrn Ernest Jones, barrister-at-law, verhörte man gleich nach seiner Ankunft von Manchester und verlangte von ihm, da er ein besser erzogener Mann sei, als seine Mitschuldigen, eine Bürgschaft von zusammen 1000 Pfund Sterling. Die Anklage gegen die Verhafteten lautet auf „böses, maliziöses und verführendes Reden und das Vorbringen scandalöser Worte gegen die Königin und das Gouvernement.“ Die Arrestation dieser Chartisten hat enorme Aufregung unter dem Volke hervorgebracht; Versammlungen werden an allen Orten gehalten und da für die Pfingsttage mehrere Monster - Meetings angekündigt sind, so muß man sich auf das Schlimmste gefaßt machen. Ernest Jones ist ungefähr 27 Jahre alt, von mittlerer Größe und stark und kräftig gebaut. Seine Haare sind blond; seine

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 11. Köln, 11. Juni 1848, S. 0049. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz011_1848/3>, abgerufen am 03.12.2024.