Neue Rheinische Zeitung. Nr. 26. Köln, 26. Juni 1848.Sicherheit nehmen will. Dies verbietet mir, den Tod Louis' zu wollen; ich stimme für Gefangenhaltung bis zum Frieden. Noel-Pointe: Ein Republikaner duldet weder König noch Bilder des Königthums. Ich stimme für Tod binnen vier und zwanzig Stunden. Javoque: Um die kleinen Seelen vor der Liebe zur Tyrannei zu bewahren, stimme ich für Tod in vier und zwanzig Stunden. Lanthenas: Wenn die Erziehung die Verbrechen der Despoten entschuldigen könnte, wie viele Verbrecher, die auf dem Schaffot geblutet haben, könnten mit größerem Rechte sich auf denselben Grundsatz berufen, um dem Schwerte des Gesetzes zu entgehen? So hat Louis XVI. mir in zweifacher Hinsicht schuldig geschienen: als Despot, weil er das französische Volk in Knechtschaft gehalten; als Verschwörer, weil er es verrathen hat, nachdem es ihm verziehen hatte. Noch sind keine Einrichtungen getroffen, um in den Primärversammlungen den Sieg der Freiheit gleichzeitig mit der Achtung der Meinungen zu sichern. Es ist noch nicht dafür gesorgt, daß alle Bürger über ihre wahre Interessen aufgeklärt werden, daß sie der neuen Staatsform ihre Zuneigung schenken, und ihre Herzen in der Liebe zum Vaterlande sich vereinigen. Ich habe demnach geglaubt, im Interesse der Freiheit alle Verantwortlichkeit auf mich nehmen zu müssen, und dafür zu stimmen, daß unsere Entscheidung über Louis' Geschick der Sanktion des Volkes nicht unterworfen werde. Was nun die dritte Frage anbelangt, so sage ich als Konventsmitglied und als Richter, daß Louis Capet, der Despot, den Tod der Verschwörer sterben muß. Aber es tritt mir eine Meinung entgegen, die behauptet, daß wenn dieser Verbrecher am Leben bleibe, wenn seine Erhaltung unseren Nachbarn als ein glänzender Beweis der Mäßigung, des Edelmuthes, der Gesetzlichkeit des französischen Volkes, der Erhabenheit seiner Vertreter über alle menschlichen Leidenschaften vor Augen trete, daß damit eine leuchtende Fackel in allen Winkeln Europas aufgesteckt wäre, die sichrer als irgend eine Proklamation alle die schmählichen Verläumdungen verscheuchen würde, die erfunden und verbreitet werden um von unsrer Revolution abzuschrecken und die Völker gegen ihre eignen Interessen, gegen die Grundsätze der Gerechtigkeit und die Forderungen der Menschlichkeit zu verbünden. Deshalb bin ich der Meinung, daß der Konvent die Todesstrafe über Louis ausspreche, die Vollstreckung aber unterbleibe und die wirksamsten Mittel ergriffen werder um den Völkern Europas kund zu thun, daß das französische Volk seinem unversöhnlichen Feinde nochmals verzeihen würde, wenn die gottlosen Regierungen, welche die Menschenrechte fürchten, ablassen wollten von ihrem Hasse gegen die französische Nation. Saone et Loire. -Moreau: Falsch würde es sein, wenn man sagen wollte: ich habe eine Giftpflanze in meinem Garten, ich will sie aber nicht ausreißen, es könnte eine neue an ihre Stelle kommen. Ihr wollt die Tyrannei ausrotten, da dürft ihr den Tyrannen nicht erhalten unter dem Vorwande ihm diejenigen entgegenzustellen die ihn ersetzen möchten. Im Gegentheil sie müssen Alle nach der Reihe vernichtet werden. Ich stimme für den Tod. Sarthe. - Levasseur: Tod. Sieyes: La mort sans phrase. (Fortsetzung folgt.) - In Wien hat ein Kapellmeister jüngst mit großem Orchester einen "Katzenmusikwalzer" aufführen lassen. Die Introduktion besteht aus den haarsträubendsten Disharmonien, daß die Hunde auf der Gasse vor Zahnschmerz zu heulen beginnen; in der Mitte werden komische Volkslieder variirt, und ein großer Theil des Meisterstücks wird nicht gespielt, sondern von den Orchestermitgliedern in Katzenstimmen gesungen. Diese Komposition ist in der gemüthlichen deutschen Revolution jedenfalls eine "zeitgemäße" Erscheinung. [Deutschland] [Fortsetzung] der König dauernd daraus entfernt halte, weil besonders alle dem Hof befreundeten reichen Häuser und die Gesandten die Stadt ebenfalls verließen, und da man überzeugt sei, daß mit dem Könige zugleich das Vertrauen zurückkehren würde, so bitte man ihn, seine Residenz wieder hier zu nehmen. Der König soll hierauf zugesagt haben, daß er mit seinem ganzen Hofstaat Montag in Berlin eintreffen werde. Das Ministerium ist noch nicht gebildet. Auch Beckerath soll in einem heute Vormittag eingegangenen Schreiben seine Betheiligung abgesagt haben. Man erzählt sich, daß die Russen unsere Gränze unter dem Vorwande überschreiten wollen, durch Schlesien dem Kaiser von Oestreich zu Hülfe zu kommen. Dies soll Kaiser Nikolaus mit dem Hof in Potsdam schon richtig abgemacht haben. Der hiesigen Polizei soll der Befehl zugegangen sein den drei in Frankfurt gewählten Mitgliedern des hiesigen demokratischen Centralcomites jeden längern Aufenthalt hier zu verweigern. Als in der gestrigen, vom demokratischen Klub berufenen Volksversammlung Herr Streckfuß, der eben vom Kongreß in Frankfurt zurückgekommen war, davon sprach, daß man dort gefürchtet habe, das Centralcomite werde in Berlin nicht sicher sein, daß aber die Berliner Abgeordneten ihr Wort gegeben, das Berliner Volk werde es zu schützen wissen - da erscholl aus dem Munde der zehn Tausend Anwesenden ein einmüthiger Ruf der Zustimmung. - Auch wegen der am 14. d., Mittags, stattgefundenen Entführung der neuen eisernen Thorgitter an den Schloßportalen, welche das Volk eigenmächtig aushob und in dem Universitätsgebäude niederlegte, ist eine Untersuchung eingeleitet. Berlin, 23. Juni. Folgendes Schreiben ist heute an Milde abgeschickt worden: Hr. Präsident! Seit dem Zurücktritte des Ministeriums Camphausen durchkreuzen sich in Betreff sowohl der inneren als äußeren Verhältnisse des Staates so beunruhigende Gerüchte, daß uns, den unterzeichneten Mitgliedern der Nationalversammlung, ein Zustand, wie der gegenwärtige, im höchsten Grade bedenklich erscheint. Da nun in diesem Augenblicke, wo es an einem konstitutionellen Ministerium mangelt, die Nationalversammlung als der einzige rechtlich und faktisch bestehende Staatskörper betrachtet werden muß, welcher die Angelegenheiten der Gegenwart zu ordnen und nöthigenfalls in seine Hand zu nehmen hat, so ersuchen wir Sie, Hr. Präsident, in Berücksichtigung der Dringlichkeit der Zeitumstände, die Nationalversammlung schon morgen zusammenzuberufen, damit Maßregeln getroffen werden können, welche dem Lande zur Beruhigung dienen. Berlin, 22. Juni 1848. Elsner. Stein. Reicherbach. D'Ester. Hannsen. Schultz. Brill. Hagenow. Bauer. Boost. - In der Sitzung des demokratischen Klubs vom 20. d. theilte Hr. Richter mit, daß der Güterzug von Berlin nach Hamburg am 24. Juni Morgens in Spandau durch Militär angehalten und ihm das Weiterfahren verboten worden sei; als der Maschinist darauf bestand , dennoch seinen Weg fortzusetzen, da er einzig und allein von der Direktion der Bahn Befehle anzunehmen habe, seien die Schienen der Bahn von den Soldaten aufgerissen und der Zug durch Kanonen, die an der Spandauer-Brücke postirt waren, mit Beschießung bedroht worden. Auf desfallsige Beschwerde erklärte Hr. Griesheim, von der Sache nichts zu wissen, der Commandant von Spandau aber, daß er Befehl von Potsdam erhalten habe, keinen Zug von Hamburg und von Berlin durchzulassen. Erst nach zweistündiger Unterhandlung wurden die Schienen wieder eingelegt und dem Zug freie Fahrt gestattet. 123Breslau, 21. Juni. Der "demokratische Verein" hat in seiner heutigen Sitzung beschlossen, eine Deputation an den Oberpräsidenten zu senden und von diesem Ausschluß über den jetzigen Stand der Dinge in Betreff einer russischen Invasion zu verlangen. **Breslau, 22. Juni. Die Befürchtungen vor dem Kriege mit Rußland steigen mit jedem Tage. Man hat uns, die wir dem ersten Angriff ausgesetzt sind, in unbegreiflicher Verblendung oder in böswilliger Absicht vollständig schutzlos gelassen. Selbst der Ober-Präsident Pinder sagt, auf die an ihn ergangene Aufforderung zum amtlichen Bericht über den Zustand Schlesiens, er wisse Nichts von all den Dingen, mit denen man sich herumtrage. Er habe keine amtlichen Berichte etc. Wir wollen gern glauben, daß er Nichts weiß, aber das machen wir ihm eben zum Vorwurf; er muß wissen, wie es mit der ihm vertrauten Provinz steht; er hat, nach angestellten Untersuchungen, einen amtlichen Bericht versprochen, und mir so viel versichert, daß die Festungen nicht armirt, sondern nur die Pläne zur Befestigung gemacht würden. Wäre dies wirklich der Fall, wie es allen einlaufenden Nachrichten zufolge nicht ist, so wäre höchstens dem Gedankens immer mehr Raum zu geben, man erwarte die Russen als Freunde. Wir können uns dieses Gedankens nicht entschlagen und rufen immer und immer wieder dem deutschen Volke zu: Merkt auf! wir werden sonst verrathen. Königsberg, 20. Juni. In der Sitzung des hiesigen Arbeitervereins vom 18. wurde der Antrag gestellt, eine Deputation zum Oberpräsidenten zu schicken, um denselben zu fragen, ob er über Ansammlung von russischen Truppen an der Gränze noch keine, oder welche Nachrichten er habe, und was von den Behörden zum Schutze der Provinz zu thun beabsichtigt werde? Der Antrag wurde angenommen und der Vorstand als Deputetion damit beauftragt; durch die Zeitung sollte die Antwort veröffentlicht werden. Die Veröffentlichung erfolgte durch die Neue Königsberger Zeitung und lautet wie folgt: Dem Königsberger Arbeiterverein theilen wir in Folge unseres Auftrages hierdurch mit, daß der Herr Oberpräsident auf unsere Frage, "ob und welche Nachrichten das Gouvernement über die Zusammenziehung von russischen Truppenmassen an den Gränzen habe?" uns die Antwort ertheilte, "daß bereits vor mehreren Wochen der Kaiser von Rußland dem preußischen Kabinet die Mittheilung machte, daß er mehrere Truppenabtheilungen zum Schutze der Gränzen beordert habe; die Aufstellung der Truppen sei jetzt erfolgt, in der Stellung Rußlands zu Preußen sei übrigens seit jener Zeit keine wesentliche Verärderung eingetreten." - Auf unsere fernere Frage, "welche Maßregeln die Behörden zum Schutze der Provinz gegen etwaige Angriffe der Russen angeordnet haben?" wurde uns die Antwort, "daß die größte Aufmerksamkeit von Seiten der Regierung auf den Schutz der Provinz verwendet werde." Der Vorstand des Königsberger Arbeitervereins. XPosen, 22. Juni. Wer erinnert sich nicht des erschrecklichen Jammerns der "deutschen Brüder" im Großherzogthum Posen, als dort für einen Augenblick die altpreußische Wirthschaft aufgehört hatte? Wer hat nicht die herzzerreißenden Aufrufe an die gesammte deutsche Nation gelesen, in denen diese aus den vorgeblichen polnischen Metzeleien "übriggebliebenen wenigen Edeln" das Publikum eine Zeit lang hinters Licht führten? Welche Sympathieen wußten sie zu erregen für die argbedrückten posenschen Deutschen, welchen Haß gegen die verrätherischen, blutdürstigen Polen! Sie haben ihren Zweck erreicht. Shrapnells, Höllenstein und Stockprügel haben den alten Zustand in erhöhter Potenz hergestellt. Und kaum sind diese Tapfern die Polen vermittelst 40,000 Mann losgeworden, so schwillt den gestern noch so Kleinmüthigen der Kamm, so wissen sie sich vor Uebermuth nicht zu lassen. Sie müssen ihren "deutschen Brüdern" doch ihren Dank beweisen! Wie könnten sie dies besser als indem sie überall denselben Zustand einführen, der jetzt das posen'sche Land beglückt? Man höre: "Der Justizkommissar Ahlemann zu Samter fordert in der Beilage zur heutigen Deutschen Posener Zeitung zu einem Zuge nach Berlin auf um die Aufruhrsversuche, welche sich dort kundgegeben, kämpfend zu unterdrücken. Die ganze Fassung des Aufrufs ergibt, daß es Absicht ist, bewaffnete Mannschaften zu sammeln und in Berlin nach den Umständen von den Waffen Gebrauch zu machen." Die obigen Worte sind nicht irgend einem verwerflichen, lügenhaften, böswilligen Zeitungsartikel, sie sind einer offiziellen Bekanntmachung des Oberpräsidiums in Posen entlehnt, sie sind offiziell. Und nun sieh her, deutscher Biedermann, der du dich freust, daß die Berliner Revolution dich von der Despotie der Regierungsräthe und Polizeikommissäre befreit hat - sieh her, das sind die "deutschen Brüder" um derentwillen Du die Polen den Russen in die Arme gejagt hast! Du hast sie gerettet, und zum Dank marschiren sie nach Berlin, um die Revolution zu unterdrücken; Du glaubtest Deutsche zu retten und es waren - Pommern! Es versteht sich übrigens, daß das Oberpräsidium den Zug streng verbietet und sogar eine gerichtliche Untersuchung gegen seine Urheber anstellen läßt. Schon am 26. sollte das Korps gegen Berlin ausrücken. Aber wozu soll man diese tapfern Streiter ihrem Untergang entgegenschicken? Man desavouirt sie öffentlich, um sie zurückzuhalten, bis sie zugleich mit den Russen auf Berlin marschiren können! - Im Verfolg unsres vorstehenden Artikels geben wir einige Auszüge aus der Proklamation des Herrn Ahlemann wegen des beabsichtigten Zuges nach Berlin: . . Die Schandthaten, Frevelthaten, Zügellosigkeiten der verabscheuungswürdigsten Horden, welche seit Monaten unter der Führung wahnsinniger Freiheitshelden unsere Hauptstadt Berlin besudeln, haben den 14. d. M. von Neuem auf sie eine unvertilgbare Schmach geladen. ... Die geheiligte Person unseres Königs ist in Gefahr; das Vaterland ist in Gefahr, denn die Vertreter des Volkes sind der Freiheit, der Selbstständigkeit beraubt, ihre Person ist bedroht. Auf, meine Brüder aus allen Provinzen, ehe es zu spät ist und unser geliebtes Vaterland mit einer Schandthat beladen ist, für deren Scheußlichkeit unsere Sprache kein Wort hat. Auf! nach Berlin! verlaßt Weiber und Kinder... Auf! nach Berlin ohne Zaudern! Können unsere Brüder der Hauptstadt die Schmach nicht lösen, können sie die Horden nicht ausrotten, so wollen wir treue Preußen aus den Provinzen ihnen beweisen, daß es ein Kleines ist, Frevler zu bändigen, welche mit Fluch beladen, fortwährend Fluch verbreiten. Tausend und abermals Tausende aus allen Provinzen werden wir auf allen Wegen treffen und mit ihnen vereint einen glorreichen Kampf zum Schutze unseres Königs . . . . kämpfen und unsern Vertretern die Freiheit verschaffen, welche zur Vollendung ihres hochwichtigen Werkes erforderlich ist. - Den 26. d. M. marschiren wir aus Samter und nächster Umgebung von hier aus. 15Frankfurt, 23. Juni. Unsere Trödelrepublik ist gestern Abend durch ein frevelhaftes Attentat aus ihrer Ruhe geschreckt worden. Es handelte sich um nichts Geringeres, als dem "edlen Gagern", der sich wie alle seine bürgerlich-liberalen Glaubensgenossen wunderbar schnell abgenutzt hat, eine jener unehrerbietigen Serenaden darzubringen, bei der die Gamins mit Flaschen und alten Töpfen die Rolle des Almaviva zu spielen pflegen. Das Werk hatte indeß kaum begonnen, als auch schon Linientruppen und Bürgergarden (Sie kennen das kriegerische Aussehen der Letztern aus den Münchner Fliegenblättern) in großartiger Entfaltung heranrückten, um den bedrohten Frieden durch ihre Waffen zu retten. Der Geist der christlich-germanischen Race in Posen beseelte die Tapfern. Das wehrlose Volk ward mit Kolbenschlägen auseinander gejagt, ein Arbeiter erhielt einen Bajonettstich in den Nacken, und 17 der Sänger wurden zur Haft gebracht. Ein Bürger wurde arretirt, weil er es gewagt hatte, ein Hoch auf die "Republik" auszubringen, - ein Ruf, der natürlich in Frankfurt nur als frecher Hohn angesehen werden kann. Bis tief in die Nacht blieben alle benachbarten Straßen abgesperrt. - Als besondere Thatsache ist dabei zu bemerken, daß der "edle Gagern" diesmal keine Rede an das Volk hielt. Kosten, 19. Juni. Wer gestern unser Städtchen passirt und einen langen Trauerzug, 18 Militär-Särge hintereinander, begleitet von Militär, Behörden und einer dichtgedrängten Menschenmasse, gesehen hätte, der müßte glauben, daß in der Nähe der Stadt ein blutiges Treffen vorgefallen sei, das über 18 Krieger den Ehrentod verhängt hatte. Aber nicht auf dem Felde der Ehre hauchten diese Krieger ihr junges Leben aus, sondern sie sind Opfer einer barbarischen Disciplin geworden! Die einfache Erzählung dieses herzzerreißenden Vorfalls wird besser als jede rednerische Auseinandersetzung beweisen, wie dringend die preußische Militärverfassung einer Reform im Geiste der Humanität unserer Zeit bedarf. Der Hergang ist dieser. Am 17. d. Mts. verließ das 19. Infanterie-Reg. die Stadt und Festung Posen, wo der Stamm durch ein langes Garnisonsleben sich eingewohnt hatte, mit der Weisung, nach Glogau zu marschiren, um von dort auf der märkischen Eisenbahn nach Berlin gebracht zu werden. Der letzte Abschied von Eltern, Kindern, Geschwistern und Freunden soll ein herzzerreißendes Bild geboten haben. In dieser trüben, gedrückten Gemüthsstimmung mußten die Soldaten mit Sack und Pack in der Sonnenhitze zur heißesten Tageszeit marschiren. Was Wunder, daß sie am zweiten Marschtage zwischen Cztenszewo und Kosten in einer Glühhitze von 30 Grad sich kaum mehr auf den Beinen halten konnten. Das erste Bataillon dieses Regiments bat daher den Major Schmidt, ihnen zu erlauben, sich auf eigne Kosten Wagen fürs Gepäck zu miethen, das ihnen brennende Wunden ins Fleisch geschnitten hatte. "Ist nicht erlaubt, ihr Weiber, ihr Faullenzer", schnauzte der Major, welcher natürlich ohne Gepäck auf dem Pferde saß, die Bittenden an. Wiederum schleppten die Compagnien sich eine Strecke fort, von brennendem Durste gequält. Sie flehten ihren Führer an: ihnen doch mindestens in den Mittagsstunden einige Rast zu vergönnen, damit sie durch einen frischen Trunk die erschlaffenden Lebensgeister aufrichten könnten. "Ist nicht erlaubt; weiter marschiren", war die martialische Antwort. Da fielen die Schwächern auf den glühenden Boden hin, ohne Labetrunk, ohne Erfrischung; der Major aber ritt an der Spitze der Kompagnie weiter. Die polnischen Bauern im Dorfe Jargnewitz, vom Mitleid bei diesem schmerzlichen Anblick hingerissen, erboten sich, ihre Wagen gratis zur Weiterbeförderung des Gepäckes nach Kosten zu liefern. Der Major wies sie ab, rückte in Kosten ein und bald wieder heraus, auf der Chaussee nach Lissa zu. Die Folge davon war, daß die Soldaten haufenweise hinstürzten, von dem Schmerze der durch das Gepäck verursachten Wunden und deren fortgesetzte Reibung sie fast sinnlos machte, von Durst verschmachtend und dem Urheber ihrer Leiden fluchend. Der ganze Weg diesseits und jenseits Kosten war von diesen Hingefallenen und Erkrankten übersäet. Die Unglücklichen wurden ins hiesige Hospital gebracht und 18 von ihnen sind bereits Märtyrer einer viehischen Subordination geworden, deren absolute Nothwendigkeit noch nicht erwiesen ist. Ihre Leichen durften nicht die vorgeschriebene Zeit von 3 mal 24 Stunden über der Erde bleiben, weil sie schnell in Verwesung geriethen und einen verpesteten Leichengeruch ausströmten. Ein einziges, weites, kühles Grab nahm heute die 14 evangelischen und ein anderes ebenfalls gemeinschaftliches die 4 katholischen auf. Ein langer Trauerzug von Soldaten und Bürgern, Deutschen und Polen aus allen Klassen der Bevölkerung begleiteten sie auf dem letzten Marsche, Schmerz im Herzen und Fluch auf den Lippen über eine solche Grausamkeit. Aber nicht nur gegen den Urheber dieses Unheils muß eine Anklage erhoben werden, sondern gegen die aus einer barbarischen Zeit abstammenden Militairgesetze, den Ausfluß einer Erbweisheit ohne Gleichen! Dieser Erbweisheit entspringt auch eine andere Militair-Instruktion welche lautet: die Kavallerie d. h. die Pferde bei einem Marsche möglichst zu schonen und die Märsche in der heißen Jahreszeit überhaupt nur in den kühlen Morgen- und Abendstunden zu gestatten. Ich füge kein Wort mehr hinzu. (A. O. Z.)Prag, 20. Juni. Die Fürstin Windischgrätz ist von dem Techniker Muhr erschossen worden. Der Sohn des Fürsten erhielt 2 Schüsse im Carolinum (Universitätsgebäude), wohin er von seinem Vater als Parlamentair gesendet worden war. Er soll bereits gestorben sein. Feldmarschall-Lieutenant von Köck wurde von einem Frauenzimmer erschossen. Der Oberst-Lieutenant von Hohenegg Infanterie, dessen Adjutant nebst mehreren anderen Offizieren sind geblieben. Der Veelust, welchen das Civil erlitten hat, läßt sich nicht ermitteln, denn die Todten und Verwundeten wurden sogleich verschleppt. Durch die Beschießung der Stadt vom Laurenziberg aus haben am meisten das Clementinum, das Kreuzherrenkloster, die Mühle und einige Thürme gelitten. Der kleinseitener Brückenthurm war zugemauert. Graf Deym, Graf Bouquoi, Baron Villani sind am 19. Juni verhaftet, nebst einer großen Anzahl der Mitglieder der Swornost, so wie der Studentenschaft. Aus den vorgefundenen Papieren ergibt sich, daß der lange vorbereitete Aufstand erst am 15. Juni losbrechen sollte. Auf dem Lande ist es ruhig, obwohl die Emissäre Alles aufbieten, den Sturm von neuem heraufzubeschwören. In vielen böhmischen Ortschaften werden vom Landvolke Kugeln gegossen. Sämmtliche böhmische Kreishauptleute sind angewiesen, bei weiteren Ruhestörungen das Standrecht zu publiziren. * Wien, 21. Juni. Vorgestern zogen eine Masse Arbeiter gegen die Linien heran; sämmtliches Militär und Nationalgarden wurden wieder sie aufgeboten. Es kam indeß zu keinem Konflikte; doch wurden circa 80 Personen als angebliche Aufreizer festgenommen. Italien.
* Mailand, 15. Juni. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 7 Rom, 10. Juni. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Florenz, 12. Juni. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Bologna, 10. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Sicherheit nehmen will. Dies verbietet mir, den Tod Louis' zu wollen; ich stimme für Gefangenhaltung bis zum Frieden. Noel-Pointe: Ein Republikaner duldet weder König noch Bilder des Königthums. Ich stimme für Tod binnen vier und zwanzig Stunden. Javoque: Um die kleinen Seelen vor der Liebe zur Tyrannei zu bewahren, stimme ich für Tod in vier und zwanzig Stunden. Lanthenas: Wenn die Erziehung die Verbrechen der Despoten entschuldigen könnte, wie viele Verbrecher, die auf dem Schaffot geblutet haben, könnten mit größerem Rechte sich auf denselben Grundsatz berufen, um dem Schwerte des Gesetzes zu entgehen? So hat Louis XVI. mir in zweifacher Hinsicht schuldig geschienen: als Despot, weil er das französische Volk in Knechtschaft gehalten; als Verschwörer, weil er es verrathen hat, nachdem es ihm verziehen hatte. Noch sind keine Einrichtungen getroffen, um in den Primärversammlungen den Sieg der Freiheit gleichzeitig mit der Achtung der Meinungen zu sichern. Es ist noch nicht dafür gesorgt, daß alle Bürger über ihre wahre Interessen aufgeklärt werden, daß sie der neuen Staatsform ihre Zuneigung schenken, und ihre Herzen in der Liebe zum Vaterlande sich vereinigen. Ich habe demnach geglaubt, im Interesse der Freiheit alle Verantwortlichkeit auf mich nehmen zu müssen, und dafür zu stimmen, daß unsere Entscheidung über Louis' Geschick der Sanktion des Volkes nicht unterworfen werde. Was nun die dritte Frage anbelangt, so sage ich als Konventsmitglied und als Richter, daß Louis Capet, der Despot, den Tod der Verschwörer sterben muß. Aber es tritt mir eine Meinung entgegen, die behauptet, daß wenn dieser Verbrecher am Leben bleibe, wenn seine Erhaltung unseren Nachbarn als ein glänzender Beweis der Mäßigung, des Edelmuthes, der Gesetzlichkeit des französischen Volkes, der Erhabenheit seiner Vertreter über alle menschlichen Leidenschaften vor Augen trete, daß damit eine leuchtende Fackel in allen Winkeln Europas aufgesteckt wäre, die sichrer als irgend eine Proklamation alle die schmählichen Verläumdungen verscheuchen würde, die erfunden und verbreitet werden um von unsrer Revolution abzuschrecken und die Völker gegen ihre eignen Interessen, gegen die Grundsätze der Gerechtigkeit und die Forderungen der Menschlichkeit zu verbünden. Deshalb bin ich der Meinung, daß der Konvent die Todesstrafe über Louis ausspreche, die Vollstreckung aber unterbleibe und die wirksamsten Mittel ergriffen werder um den Völkern Europas kund zu thun, daß das französische Volk seinem unversöhnlichen Feinde nochmals verzeihen würde, wenn die gottlosen Regierungen, welche die Menschenrechte fürchten, ablassen wollten von ihrem Hasse gegen die französische Nation. Saone et Loire. ‒Moreau: Falsch würde es sein, wenn man sagen wollte: ich habe eine Giftpflanze in meinem Garten, ich will sie aber nicht ausreißen, es könnte eine neue an ihre Stelle kommen. Ihr wollt die Tyrannei ausrotten, da dürft ihr den Tyrannen nicht erhalten unter dem Vorwande ihm diejenigen entgegenzustellen die ihn ersetzen möchten. Im Gegentheil sie müssen Alle nach der Reihe vernichtet werden. Ich stimme für den Tod. Sarthe. ‒ Levasseur: Tod. Sieyès: La mort sans phrase. (Fortsetzung folgt.) ‒ In Wien hat ein Kapellmeister jüngst mit großem Orchester einen „Katzenmusikwalzer“ aufführen lassen. Die Introduktion besteht aus den haarsträubendsten Disharmonien, daß die Hunde auf der Gasse vor Zahnschmerz zu heulen beginnen; in der Mitte werden komische Volkslieder variirt, und ein großer Theil des Meisterstücks wird nicht gespielt, sondern von den Orchestermitgliedern in Katzenstimmen gesungen. Diese Komposition ist in der gemüthlichen deutschen Revolution jedenfalls eine „zeitgemäße“ Erscheinung. [Deutschland] [Fortsetzung] der König dauernd daraus entfernt halte, weil besonders alle dem Hof befreundeten reichen Häuser und die Gesandten die Stadt ebenfalls verließen, und da man überzeugt sei, daß mit dem Könige zugleich das Vertrauen zurückkehren würde, so bitte man ihn, seine Residenz wieder hier zu nehmen. Der König soll hierauf zugesagt haben, daß er mit seinem ganzen Hofstaat Montag in Berlin eintreffen werde. Das Ministerium ist noch nicht gebildet. Auch Beckerath soll in einem heute Vormittag eingegangenen Schreiben seine Betheiligung abgesagt haben. Man erzählt sich, daß die Russen unsere Gränze unter dem Vorwande überschreiten wollen, durch Schlesien dem Kaiser von Oestreich zu Hülfe zu kommen. Dies soll Kaiser Nikolaus mit dem Hof in Potsdam schon richtig abgemacht haben. Der hiesigen Polizei soll der Befehl zugegangen sein den drei in Frankfurt gewählten Mitgliedern des hiesigen demokratischen Centralcomites jeden längern Aufenthalt hier zu verweigern. Als in der gestrigen, vom demokratischen Klub berufenen Volksversammlung Herr Streckfuß, der eben vom Kongreß in Frankfurt zurückgekommen war, davon sprach, daß man dort gefürchtet habe, das Centralcomite werde in Berlin nicht sicher sein, daß aber die Berliner Abgeordneten ihr Wort gegeben, das Berliner Volk werde es zu schützen wissen ‒ da erscholl aus dem Munde der zehn Tausend Anwesenden ein einmüthiger Ruf der Zustimmung. ‒ Auch wegen der am 14. d., Mittags, stattgefundenen Entführung der neuen eisernen Thorgitter an den Schloßportalen, welche das Volk eigenmächtig aushob und in dem Universitätsgebäude niederlegte, ist eine Untersuchung eingeleitet. Berlin, 23. Juni. Folgendes Schreiben ist heute an Milde abgeschickt worden: Hr. Präsident! Seit dem Zurücktritte des Ministeriums Camphausen durchkreuzen sich in Betreff sowohl der inneren als äußeren Verhältnisse des Staates so beunruhigende Gerüchte, daß uns, den unterzeichneten Mitgliedern der Nationalversammlung, ein Zustand, wie der gegenwärtige, im höchsten Grade bedenklich erscheint. Da nun in diesem Augenblicke, wo es an einem konstitutionellen Ministerium mangelt, die Nationalversammlung als der einzige rechtlich und faktisch bestehende Staatskörper betrachtet werden muß, welcher die Angelegenheiten der Gegenwart zu ordnen und nöthigenfalls in seine Hand zu nehmen hat, so ersuchen wir Sie, Hr. Präsident, in Berücksichtigung der Dringlichkeit der Zeitumstände, die Nationalversammlung schon morgen zusammenzuberufen, damit Maßregeln getroffen werden können, welche dem Lande zur Beruhigung dienen. Berlin, 22. Juni 1848. Elsner. Stein. Reicherbach. D'Ester. Hannsen. Schultz. Brill. Hagenow. Bauer. Boost. ‒ In der Sitzung des demokratischen Klubs vom 20. d. theilte Hr. Richter mit, daß der Güterzug von Berlin nach Hamburg am 24. Juni Morgens in Spandau durch Militär angehalten und ihm das Weiterfahren verboten worden sei; als der Maschinist darauf bestand , dennoch seinen Weg fortzusetzen, da er einzig und allein von der Direktion der Bahn Befehle anzunehmen habe, seien die Schienen der Bahn von den Soldaten aufgerissen und der Zug durch Kanonen, die an der Spandauer-Brücke postirt waren, mit Beschießung bedroht worden. Auf desfallsige Beschwerde erklärte Hr. Griesheim, von der Sache nichts zu wissen, der Commandant von Spandau aber, daß er Befehl von Potsdam erhalten habe, keinen Zug von Hamburg und von Berlin durchzulassen. Erst nach zweistündiger Unterhandlung wurden die Schienen wieder eingelegt und dem Zug freie Fahrt gestattet. 123Breslau, 21. Juni. Der „demokratische Verein“ hat in seiner heutigen Sitzung beschlossen, eine Deputation an den Oberpräsidenten zu senden und von diesem Ausschluß über den jetzigen Stand der Dinge in Betreff einer russischen Invasion zu verlangen. **Breslau, 22. Juni. Die Befürchtungen vor dem Kriege mit Rußland steigen mit jedem Tage. Man hat uns, die wir dem ersten Angriff ausgesetzt sind, in unbegreiflicher Verblendung oder in böswilliger Absicht vollständig schutzlos gelassen. Selbst der Ober-Präsident Pinder sagt, auf die an ihn ergangene Aufforderung zum amtlichen Bericht über den Zustand Schlesiens, er wisse Nichts von all den Dingen, mit denen man sich herumtrage. Er habe keine amtlichen Berichte etc. Wir wollen gern glauben, daß er Nichts weiß, aber das machen wir ihm eben zum Vorwurf; er muß wissen, wie es mit der ihm vertrauten Provinz steht; er hat, nach angestellten Untersuchungen, einen amtlichen Bericht versprochen, und mir so viel versichert, daß die Festungen nicht armirt, sondern nur die Pläne zur Befestigung gemacht würden. Wäre dies wirklich der Fall, wie es allen einlaufenden Nachrichten zufolge nicht ist, so wäre höchstens dem Gedankens immer mehr Raum zu geben, man erwarte die Russen als Freunde. Wir können uns dieses Gedankens nicht entschlagen und rufen immer und immer wieder dem deutschen Volke zu: Merkt auf! wir werden sonst verrathen. Königsberg, 20. Juni. In der Sitzung des hiesigen Arbeitervereins vom 18. wurde der Antrag gestellt, eine Deputation zum Oberpräsidenten zu schicken, um denselben zu fragen, ob er über Ansammlung von russischen Truppen an der Gränze noch keine, oder welche Nachrichten er habe, und was von den Behörden zum Schutze der Provinz zu thun beabsichtigt werde? Der Antrag wurde angenommen und der Vorstand als Deputetion damit beauftragt; durch die Zeitung sollte die Antwort veröffentlicht werden. Die Veröffentlichung erfolgte durch die Neue Königsberger Zeitung und lautet wie folgt: Dem Königsberger Arbeiterverein theilen wir in Folge unseres Auftrages hierdurch mit, daß der Herr Oberpräsident auf unsere Frage, „ob und welche Nachrichten das Gouvernement über die Zusammenziehung von russischen Truppenmassen an den Gränzen habe?“ uns die Antwort ertheilte, „daß bereits vor mehreren Wochen der Kaiser von Rußland dem preußischen Kabinet die Mittheilung machte, daß er mehrere Truppenabtheilungen zum Schutze der Gränzen beordert habe; die Aufstellung der Truppen sei jetzt erfolgt, in der Stellung Rußlands zu Preußen sei übrigens seit jener Zeit keine wesentliche Verärderung eingetreten.“ ‒ Auf unsere fernere Frage, „welche Maßregeln die Behörden zum Schutze der Provinz gegen etwaige Angriffe der Russen angeordnet haben?“ wurde uns die Antwort, „daß die größte Aufmerksamkeit von Seiten der Regierung auf den Schutz der Provinz verwendet werde.“ Der Vorstand des Königsberger Arbeitervereins. XPosen, 22. Juni. Wer erinnert sich nicht des erschrecklichen Jammerns der „deutschen Brüder“ im Großherzogthum Posen, als dort für einen Augenblick die altpreußische Wirthschaft aufgehört hatte? Wer hat nicht die herzzerreißenden Aufrufe an die gesammte deutsche Nation gelesen, in denen diese aus den vorgeblichen polnischen Metzeleien „übriggebliebenen wenigen Edeln“ das Publikum eine Zeit lang hinters Licht führten? Welche Sympathieen wußten sie zu erregen für die argbedrückten posenschen Deutschen, welchen Haß gegen die verrätherischen, blutdürstigen Polen! Sie haben ihren Zweck erreicht. Shrapnells, Höllenstein und Stockprügel haben den alten Zustand in erhöhter Potenz hergestellt. Und kaum sind diese Tapfern die Polen vermittelst 40,000 Mann losgeworden, so schwillt den gestern noch so Kleinmüthigen der Kamm, so wissen sie sich vor Uebermuth nicht zu lassen. Sie müssen ihren „deutschen Brüdern“ doch ihren Dank beweisen! Wie könnten sie dies besser als indem sie überall denselben Zustand einführen, der jetzt das posen'sche Land beglückt? Man höre: „Der Justizkommissar Ahlemann zu Samter fordert in der Beilage zur heutigen Deutschen Posener Zeitung zu einem Zuge nach Berlin auf um die Aufruhrsversuche, welche sich dort kundgegeben, kämpfend zu unterdrücken. Die ganze Fassung des Aufrufs ergibt, daß es Absicht ist, bewaffnete Mannschaften zu sammeln und in Berlin nach den Umständen von den Waffen Gebrauch zu machen.“ Die obigen Worte sind nicht irgend einem verwerflichen, lügenhaften, böswilligen Zeitungsartikel, sie sind einer offiziellen Bekanntmachung des Oberpräsidiums in Posen entlehnt, sie sind offiziell. Und nun sieh her, deutscher Biedermann, der du dich freust, daß die Berliner Revolution dich von der Despotie der Regierungsräthe und Polizeikommissäre befreit hat ‒ sieh her, das sind die „deutschen Brüder“ um derentwillen Du die Polen den Russen in die Arme gejagt hast! Du hast sie gerettet, und zum Dank marschiren sie nach Berlin, um die Revolution zu unterdrücken; Du glaubtest Deutsche zu retten und es waren ‒ Pommern! Es versteht sich übrigens, daß das Oberpräsidium den Zug streng verbietet und sogar eine gerichtliche Untersuchung gegen seine Urheber anstellen läßt. Schon am 26. sollte das Korps gegen Berlin ausrücken. Aber wozu soll man diese tapfern Streiter ihrem Untergang entgegenschicken? Man desavouirt sie öffentlich, um sie zurückzuhalten, bis sie zugleich mit den Russen auf Berlin marschiren können! ‒ Im Verfolg unsres vorstehenden Artikels geben wir einige Auszüge aus der Proklamation des Herrn Ahlemann wegen des beabsichtigten Zuges nach Berlin: . . Die Schandthaten, Frevelthaten, Zügellosigkeiten der verabscheuungswürdigsten Horden, welche seit Monaten unter der Führung wahnsinniger Freiheitshelden unsere Hauptstadt Berlin besudeln, haben den 14. d. M. von Neuem auf sie eine unvertilgbare Schmach geladen. … Die geheiligte Person unseres Königs ist in Gefahr; das Vaterland ist in Gefahr, denn die Vertreter des Volkes sind der Freiheit, der Selbstständigkeit beraubt, ihre Person ist bedroht. Auf, meine Brüder aus allen Provinzen, ehe es zu spät ist und unser geliebtes Vaterland mit einer Schandthat beladen ist, für deren Scheußlichkeit unsere Sprache kein Wort hat. Auf! nach Berlin! verlaßt Weiber und Kinder… Auf! nach Berlin ohne Zaudern! Können unsere Brüder der Hauptstadt die Schmach nicht lösen, können sie die Horden nicht ausrotten, so wollen wir treue Preußen aus den Provinzen ihnen beweisen, daß es ein Kleines ist, Frevler zu bändigen, welche mit Fluch beladen, fortwährend Fluch verbreiten. Tausend und abermals Tausende aus allen Provinzen werden wir auf allen Wegen treffen und mit ihnen vereint einen glorreichen Kampf zum Schutze unseres Königs . . . . kämpfen und unsern Vertretern die Freiheit verschaffen, welche zur Vollendung ihres hochwichtigen Werkes erforderlich ist. ‒ Den 26. d. M. marschiren wir aus Samter und nächster Umgebung von hier aus. 15Frankfurt, 23. Juni. Unsere Trödelrepublik ist gestern Abend durch ein frevelhaftes Attentat aus ihrer Ruhe geschreckt worden. Es handelte sich um nichts Geringeres, als dem „edlen Gagern“, der sich wie alle seine bürgerlich-liberalen Glaubensgenossen wunderbar schnell abgenutzt hat, eine jener unehrerbietigen Serenaden darzubringen, bei der die Gamins mit Flaschen und alten Töpfen die Rolle des Almaviva zu spielen pflegen. Das Werk hatte indeß kaum begonnen, als auch schon Linientruppen und Bürgergarden (Sie kennen das kriegerische Aussehen der Letztern aus den Münchner Fliegenblättern) in großartiger Entfaltung heranrückten, um den bedrohten Frieden durch ihre Waffen zu retten. Der Geist der christlich-germanischen Race in Posen beseelte die Tapfern. Das wehrlose Volk ward mit Kolbenschlägen auseinander gejagt, ein Arbeiter erhielt einen Bajonettstich in den Nacken, und 17 der Sänger wurden zur Haft gebracht. Ein Bürger wurde arretirt, weil er es gewagt hatte, ein Hoch auf die „Republik“ auszubringen, ‒ ein Ruf, der natürlich in Frankfurt nur als frecher Hohn angesehen werden kann. Bis tief in die Nacht blieben alle benachbarten Straßen abgesperrt. ‒ Als besondere Thatsache ist dabei zu bemerken, daß der „edle Gagern“ diesmal keine Rede an das Volk hielt. Kosten, 19. Juni. Wer gestern unser Städtchen passirt und einen langen Trauerzug, 18 Militär-Särge hintereinander, begleitet von Militär, Behörden und einer dichtgedrängten Menschenmasse, gesehen hätte, der müßte glauben, daß in der Nähe der Stadt ein blutiges Treffen vorgefallen sei, das über 18 Krieger den Ehrentod verhängt hatte. Aber nicht auf dem Felde der Ehre hauchten diese Krieger ihr junges Leben aus, sondern sie sind Opfer einer barbarischen Disciplin geworden! Die einfache Erzählung dieses herzzerreißenden Vorfalls wird besser als jede rednerische Auseinandersetzung beweisen, wie dringend die preußische Militärverfassung einer Reform im Geiste der Humanität unserer Zeit bedarf. Der Hergang ist dieser. Am 17. d. Mts. verließ das 19. Infanterie-Reg. die Stadt und Festung Posen, wo der Stamm durch ein langes Garnisonsleben sich eingewohnt hatte, mit der Weisung, nach Glogau zu marschiren, um von dort auf der märkischen Eisenbahn nach Berlin gebracht zu werden. Der letzte Abschied von Eltern, Kindern, Geschwistern und Freunden soll ein herzzerreißendes Bild geboten haben. In dieser trüben, gedrückten Gemüthsstimmung mußten die Soldaten mit Sack und Pack in der Sonnenhitze zur heißesten Tageszeit marschiren. Was Wunder, daß sie am zweiten Marschtage zwischen Cztenszewo und Kosten in einer Glühhitze von 30 Grad sich kaum mehr auf den Beinen halten konnten. Das erste Bataillon dieses Regiments bat daher den Major Schmidt, ihnen zu erlauben, sich auf eigne Kosten Wagen fürs Gepäck zu miethen, das ihnen brennende Wunden ins Fleisch geschnitten hatte. „Ist nicht erlaubt, ihr Weiber, ihr Faullenzer“, schnauzte der Major, welcher natürlich ohne Gepäck auf dem Pferde saß, die Bittenden an. Wiederum schleppten die Compagnien sich eine Strecke fort, von brennendem Durste gequält. Sie flehten ihren Führer an: ihnen doch mindestens in den Mittagsstunden einige Rast zu vergönnen, damit sie durch einen frischen Trunk die erschlaffenden Lebensgeister aufrichten könnten. „Ist nicht erlaubt; weiter marschiren“, war die martialische Antwort. Da fielen die Schwächern auf den glühenden Boden hin, ohne Labetrunk, ohne Erfrischung; der Major aber ritt an der Spitze der Kompagnie weiter. Die polnischen Bauern im Dorfe Jargnewitz, vom Mitleid bei diesem schmerzlichen Anblick hingerissen, erboten sich, ihre Wagen gratis zur Weiterbeförderung des Gepäckes nach Kosten zu liefern. Der Major wies sie ab, rückte in Kosten ein und bald wieder heraus, auf der Chaussee nach Lissa zu. Die Folge davon war, daß die Soldaten haufenweise hinstürzten, von dem Schmerze der durch das Gepäck verursachten Wunden und deren fortgesetzte Reibung sie fast sinnlos machte, von Durst verschmachtend und dem Urheber ihrer Leiden fluchend. Der ganze Weg diesseits und jenseits Kosten war von diesen Hingefallenen und Erkrankten übersäet. Die Unglücklichen wurden ins hiesige Hospital gebracht und 18 von ihnen sind bereits Märtyrer einer viehischen Subordination geworden, deren absolute Nothwendigkeit noch nicht erwiesen ist. Ihre Leichen durften nicht die vorgeschriebene Zeit von 3 mal 24 Stunden über der Erde bleiben, weil sie schnell in Verwesung geriethen und einen verpesteten Leichengeruch ausströmten. Ein einziges, weites, kühles Grab nahm heute die 14 evangelischen und ein anderes ebenfalls gemeinschaftliches die 4 katholischen auf. Ein langer Trauerzug von Soldaten und Bürgern, Deutschen und Polen aus allen Klassen der Bevölkerung begleiteten sie auf dem letzten Marsche, Schmerz im Herzen und Fluch auf den Lippen über eine solche Grausamkeit. Aber nicht nur gegen den Urheber dieses Unheils muß eine Anklage erhoben werden, sondern gegen die aus einer barbarischen Zeit abstammenden Militairgesetze, den Ausfluß einer Erbweisheit ohne Gleichen! Dieser Erbweisheit entspringt auch eine andere Militair-Instruktion welche lautet: die Kavallerie d. h. die Pferde bei einem Marsche möglichst zu schonen und die Märsche in der heißen Jahreszeit überhaupt nur in den kühlen Morgen- und Abendstunden zu gestatten. Ich füge kein Wort mehr hinzu. (A. O. Z.)Prag, 20. Juni. Die Fürstin Windischgrätz ist von dem Techniker Muhr erschossen worden. Der Sohn des Fürsten erhielt 2 Schüsse im Carolinum (Universitätsgebäude), wohin er von seinem Vater als Parlamentair gesendet worden war. Er soll bereits gestorben sein. Feldmarschall-Lieutenant von Köck wurde von einem Frauenzimmer erschossen. Der Oberst-Lieutenant von Hohenegg Infanterie, dessen Adjutant nebst mehreren anderen Offizieren sind geblieben. Der Veelust, welchen das Civil erlitten hat, läßt sich nicht ermitteln, denn die Todten und Verwundeten wurden sogleich verschleppt. Durch die Beschießung der Stadt vom Laurenziberg aus haben am meisten das Clementinum, das Kreuzherrenkloster, die Mühle und einige Thürme gelitten. Der kleinseitener Brückenthurm war zugemauert. Graf Deym, Graf Bouquoi, Baron Villani sind am 19. Juni verhaftet, nebst einer großen Anzahl der Mitglieder der Swornost, so wie der Studentenschaft. Aus den vorgefundenen Papieren ergibt sich, daß der lange vorbereitete Aufstand erst am 15. Juni losbrechen sollte. Auf dem Lande ist es ruhig, obwohl die Emissäre Alles aufbieten, den Sturm von neuem heraufzubeschwören. In vielen böhmischen Ortschaften werden vom Landvolke Kugeln gegossen. Sämmtliche böhmische Kreishauptleute sind angewiesen, bei weiteren Ruhestörungen das Standrecht zu publiziren. * Wien, 21. Juni. Vorgestern zogen eine Masse Arbeiter gegen die Linien heran; sämmtliches Militär und Nationalgarden wurden wieder sie aufgeboten. Es kam indeß zu keinem Konflikte; doch wurden circa 80 Personen als angebliche Aufreizer festgenommen. Italien.
* Mailand, 15. Juni. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 7 Rom, 10. Juni. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Florenz, 12. Juni. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Bologna, 10. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="ar026_007" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0002" n="0120"/> Sicherheit nehmen will. Dies verbietet mir, den Tod Louis' zu wollen; ich stimme für Gefangenhaltung bis zum Frieden.</p> <p><hi rendition="#g">Noel-Pointe:</hi> Ein Republikaner duldet weder König noch Bilder des Königthums. Ich stimme für Tod binnen vier und zwanzig Stunden.</p> <p><hi rendition="#g">Javoque:</hi> Um die kleinen Seelen vor der Liebe zur Tyrannei zu bewahren, stimme ich für Tod in vier und zwanzig Stunden.</p> <p><hi rendition="#g">Lanthenas:</hi> Wenn die Erziehung die Verbrechen der Despoten entschuldigen könnte, wie viele Verbrecher, die auf dem Schaffot geblutet haben, könnten mit größerem Rechte sich auf denselben Grundsatz berufen, um dem Schwerte des Gesetzes zu entgehen? So hat Louis XVI. mir in zweifacher Hinsicht schuldig geschienen: als Despot, weil er das französische Volk in Knechtschaft gehalten; als Verschwörer, weil er es verrathen hat, nachdem es ihm verziehen hatte.</p> <p>Noch sind keine Einrichtungen getroffen, um in den Primärversammlungen den Sieg der Freiheit gleichzeitig mit der Achtung der Meinungen zu sichern. Es ist noch nicht dafür gesorgt, daß alle Bürger über ihre wahre Interessen aufgeklärt werden, daß sie der neuen Staatsform ihre Zuneigung schenken, und ihre Herzen in der Liebe zum Vaterlande sich vereinigen. Ich habe demnach geglaubt, im Interesse der Freiheit alle Verantwortlichkeit auf mich nehmen zu müssen, und dafür zu stimmen, daß unsere Entscheidung über Louis' Geschick der Sanktion des Volkes nicht unterworfen werde.</p> <p>Was nun die dritte Frage anbelangt, so sage ich als Konventsmitglied und als Richter, daß Louis Capet, der Despot, den Tod der Verschwörer sterben muß.</p> <p>Aber es tritt mir eine Meinung entgegen, die behauptet, daß wenn dieser Verbrecher am Leben bleibe, wenn seine Erhaltung unseren Nachbarn als ein glänzender Beweis der Mäßigung, des Edelmuthes, der Gesetzlichkeit des französischen Volkes, der Erhabenheit seiner Vertreter über alle menschlichen Leidenschaften vor Augen trete, daß damit eine leuchtende Fackel in allen Winkeln Europas aufgesteckt wäre, die sichrer als irgend eine Proklamation alle die schmählichen Verläumdungen verscheuchen würde, die erfunden und verbreitet werden um von unsrer Revolution abzuschrecken und die Völker gegen ihre eignen Interessen, gegen die Grundsätze der Gerechtigkeit und die Forderungen der Menschlichkeit zu verbünden.</p> <p>Deshalb bin ich der Meinung, daß der Konvent die Todesstrafe über Louis ausspreche, die Vollstreckung aber unterbleibe und die wirksamsten Mittel ergriffen werder um den Völkern Europas kund zu thun, daß das französische Volk seinem unversöhnlichen Feinde nochmals verzeihen würde, wenn die gottlosen Regierungen, welche die Menschenrechte fürchten, ablassen wollten von ihrem Hasse gegen die französische Nation.</p> <p><hi rendition="#g">Saone et Loire.</hi> ‒<hi rendition="#g">Moreau:</hi> Falsch würde es sein, wenn man sagen wollte: ich habe eine Giftpflanze in meinem Garten, ich will sie aber nicht ausreißen, es könnte eine neue an ihre Stelle kommen. Ihr wollt die Tyrannei ausrotten, da dürft ihr den Tyrannen nicht erhalten unter dem Vorwande ihm diejenigen entgegenzustellen die ihn ersetzen möchten. Im Gegentheil sie müssen Alle nach der Reihe vernichtet werden. Ich stimme für den Tod.</p> <p><hi rendition="#g">Sarthe.</hi> ‒ <hi rendition="#g">Levasseur:</hi> Tod.</p> <p><hi rendition="#g">Sieyès:</hi> La mort sans phrase.</p> <p> <ref type="link">(Fortsetzung folgt.)</ref> </p> </div> <div xml:id="ar026_008" type="jArticle"> <p>‒ In Wien hat ein Kapellmeister jüngst mit großem Orchester einen „Katzenmusikwalzer“ aufführen lassen. Die Introduktion besteht aus den haarsträubendsten Disharmonien, daß die Hunde auf der Gasse vor Zahnschmerz zu heulen beginnen; in der Mitte werden komische Volkslieder variirt, und ein großer Theil des Meisterstücks wird nicht gespielt, sondern von den Orchestermitgliedern in Katzenstimmen gesungen. Diese Komposition ist in der gemüthlichen deutschen Revolution jedenfalls eine „zeitgemäße“ Erscheinung.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>[Deutschland]</head> <div xml:id="ar026_009" type="jArticle"> <p><ref type="link_fsg">[Fortsetzung]</ref> der König dauernd daraus entfernt halte, weil besonders alle dem Hof befreundeten reichen Häuser und die Gesandten die Stadt ebenfalls verließen, und da man überzeugt sei, daß mit dem Könige zugleich das Vertrauen zurückkehren würde, so bitte man ihn, seine Residenz wieder hier zu nehmen. Der König soll hierauf zugesagt haben, daß er mit seinem ganzen Hofstaat Montag in Berlin eintreffen werde.</p> <p>Das Ministerium ist noch nicht gebildet. Auch Beckerath soll in einem heute Vormittag eingegangenen Schreiben seine Betheiligung abgesagt haben.</p> <p>Man erzählt sich, daß die Russen unsere Gränze unter dem Vorwande überschreiten wollen, durch Schlesien dem Kaiser von Oestreich zu Hülfe zu kommen. Dies soll Kaiser Nikolaus mit dem Hof in Potsdam schon richtig abgemacht haben.</p> <p>Der hiesigen Polizei soll der Befehl zugegangen sein den drei in Frankfurt gewählten Mitgliedern des hiesigen demokratischen Centralcomites jeden längern Aufenthalt hier zu verweigern. Als in der gestrigen, vom demokratischen Klub berufenen Volksversammlung Herr Streckfuß, der eben vom Kongreß in Frankfurt zurückgekommen war, davon sprach, daß man dort gefürchtet habe, das Centralcomite werde in Berlin nicht sicher sein, daß aber die Berliner Abgeordneten ihr Wort gegeben, das Berliner Volk werde es zu schützen wissen ‒ da erscholl aus dem Munde der zehn Tausend Anwesenden ein einmüthiger Ruf der Zustimmung. ‒ Auch wegen der am 14. d., Mittags, stattgefundenen Entführung der neuen eisernen Thorgitter an den Schloßportalen, welche das Volk eigenmächtig aushob und in dem Universitätsgebäude niederlegte, ist eine Untersuchung eingeleitet.</p> </div> <div xml:id="ar026_010" type="jArticle"> <head>Berlin, 23. Juni.</head> <p>Folgendes Schreiben ist heute an <hi rendition="#g">Milde</hi> abgeschickt worden: Hr. Präsident! Seit dem Zurücktritte des Ministeriums Camphausen durchkreuzen sich in Betreff sowohl der inneren als äußeren Verhältnisse des Staates so beunruhigende Gerüchte, daß uns, den unterzeichneten Mitgliedern der Nationalversammlung, ein Zustand, wie der gegenwärtige, im höchsten Grade bedenklich erscheint. Da nun in diesem Augenblicke, wo es an einem konstitutionellen Ministerium mangelt, die Nationalversammlung als der einzige rechtlich und faktisch bestehende Staatskörper betrachtet werden muß, welcher die Angelegenheiten der Gegenwart zu ordnen und nöthigenfalls in seine Hand zu nehmen hat, so ersuchen wir Sie, Hr. Präsident, in Berücksichtigung der Dringlichkeit der Zeitumstände, die Nationalversammlung schon morgen zusammenzuberufen, damit Maßregeln getroffen werden können, welche dem Lande zur Beruhigung dienen.</p> <p>Berlin, 22. Juni 1848.</p> <p>Elsner. Stein. Reicherbach. D'Ester. Hannsen. Schultz. Brill. Hagenow. Bauer. Boost.</p> <p>‒ In der Sitzung des demokratischen Klubs vom 20. d. theilte Hr. Richter mit, daß der Güterzug von Berlin nach Hamburg am 24. Juni Morgens in Spandau durch Militär angehalten und ihm das Weiterfahren verboten worden sei; als der Maschinist darauf bestand , dennoch seinen Weg fortzusetzen, da er einzig und allein von der Direktion der Bahn Befehle anzunehmen habe, seien die Schienen der Bahn von den Soldaten aufgerissen und der Zug durch Kanonen, die an der Spandauer-Brücke postirt waren, mit Beschießung bedroht worden. Auf desfallsige Beschwerde erklärte Hr. Griesheim, von der Sache nichts zu wissen, der Commandant von Spandau aber, daß er Befehl von Potsdam erhalten habe, keinen Zug von Hamburg und von Berlin durchzulassen. Erst nach zweistündiger Unterhandlung wurden die Schienen wieder eingelegt und dem Zug freie Fahrt gestattet.</p> </div> <div xml:id="ar026_011" type="jArticle"> <head><bibl><author>123</author></bibl>Breslau, 21. Juni.</head> <p>Der „demokratische Verein“ hat in seiner heutigen Sitzung beschlossen, eine Deputation an den Oberpräsidenten zu senden und von diesem Ausschluß über den jetzigen Stand der Dinge in Betreff einer russischen Invasion zu verlangen.</p> </div> <div xml:id="ar026_012" type="jArticle"> <head><bibl><author>**</author></bibl>Breslau, 22. Juni.</head> <p>Die Befürchtungen vor dem Kriege mit Rußland steigen mit jedem Tage. Man hat uns, die wir dem ersten Angriff ausgesetzt sind, in unbegreiflicher Verblendung oder in böswilliger Absicht vollständig schutzlos gelassen. Selbst der Ober-Präsident Pinder sagt, auf die an ihn ergangene Aufforderung zum amtlichen Bericht über den Zustand Schlesiens, er <hi rendition="#g">wisse</hi> Nichts von all den Dingen, mit denen man sich herumtrage. Er habe keine amtlichen Berichte etc. Wir wollen gern glauben, daß er Nichts weiß, aber das machen wir ihm eben zum Vorwurf; er muß wissen, wie es mit der ihm vertrauten Provinz steht; er hat, nach angestellten Untersuchungen, einen amtlichen Bericht versprochen, und mir so viel versichert, daß die Festungen nicht armirt, sondern nur die Pläne zur Befestigung gemacht würden. Wäre dies wirklich der Fall, wie es allen einlaufenden Nachrichten zufolge nicht ist, so wäre höchstens dem Gedankens immer mehr Raum zu geben, man erwarte die Russen als Freunde. Wir können uns dieses Gedankens nicht entschlagen und rufen immer und immer wieder dem deutschen Volke zu: <hi rendition="#g">Merkt</hi> auf! wir <hi rendition="#g">werden sonst verrathen.</hi></p> </div> <div xml:id="ar026_013" type="jArticle"> <head>Königsberg, 20. Juni.</head> <p>In der Sitzung des hiesigen Arbeitervereins vom 18. wurde der Antrag gestellt, eine Deputation zum Oberpräsidenten zu schicken, um denselben zu fragen, ob er über Ansammlung von russischen Truppen an der Gränze noch keine, oder welche Nachrichten er habe, und was von den Behörden zum Schutze der Provinz zu thun beabsichtigt werde? Der Antrag wurde angenommen und der Vorstand als Deputetion damit beauftragt; durch die Zeitung sollte die Antwort veröffentlicht werden.</p> <p>Die Veröffentlichung erfolgte durch die <hi rendition="#g">Neue Königsberger Zeitung</hi> und lautet wie folgt:</p> <p>Dem Königsberger Arbeiterverein theilen wir in Folge unseres Auftrages hierdurch mit, daß der Herr Oberpräsident auf unsere Frage, „ob und welche Nachrichten das Gouvernement über die Zusammenziehung von russischen Truppenmassen an den Gränzen habe?“ uns die Antwort ertheilte, „daß bereits vor mehreren Wochen der Kaiser von Rußland dem preußischen Kabinet die Mittheilung machte, daß er mehrere Truppenabtheilungen zum Schutze der Gränzen beordert habe; die Aufstellung der Truppen sei jetzt erfolgt, in der Stellung Rußlands zu Preußen sei übrigens seit jener Zeit keine wesentliche Verärderung eingetreten.“ ‒ Auf unsere fernere Frage, „welche Maßregeln die Behörden zum Schutze der Provinz gegen etwaige Angriffe der Russen angeordnet haben?“ wurde uns die Antwort, „daß die größte Aufmerksamkeit von Seiten der Regierung auf den Schutz der Provinz verwendet werde.“</p> <p> <hi rendition="#g">Der Vorstand des Königsberger Arbeitervereins.</hi> </p> </div> <div xml:id="ar026_014" type="jArticle"> <head><bibl><author>X</author></bibl>Posen, 22. Juni.</head> <p>Wer erinnert sich nicht des erschrecklichen Jammerns der „deutschen Brüder“ im Großherzogthum Posen, als dort für einen Augenblick die altpreußische Wirthschaft aufgehört hatte? Wer hat nicht die herzzerreißenden Aufrufe an die gesammte deutsche Nation gelesen, in denen diese aus den vorgeblichen polnischen Metzeleien „übriggebliebenen wenigen Edeln“ das Publikum eine Zeit lang hinters Licht führten? Welche Sympathieen wußten sie zu erregen für die argbedrückten posenschen Deutschen, welchen Haß gegen die verrätherischen, blutdürstigen Polen!</p> <p>Sie haben ihren Zweck erreicht. Shrapnells, Höllenstein und Stockprügel haben den alten Zustand in erhöhter Potenz hergestellt. Und kaum sind diese Tapfern die Polen vermittelst 40,000 Mann losgeworden, so schwillt den gestern noch so Kleinmüthigen der Kamm, so wissen sie sich vor Uebermuth nicht zu lassen. Sie müssen ihren „deutschen Brüdern“ doch ihren Dank beweisen! Wie könnten sie dies besser als indem sie überall denselben Zustand einführen, der jetzt das posen'sche Land beglückt?</p> <p>Man höre: „Der Justizkommissar Ahlemann zu Samter fordert in der Beilage zur heutigen <hi rendition="#g">Deutschen Posener Zeitung</hi> zu einem <hi rendition="#g">Zuge nach Berlin auf</hi> um die <hi rendition="#g">Aufruhrsversuche,</hi> welche sich dort kundgegeben, kämpfend zu unterdrücken. Die ganze Fassung des Aufrufs ergibt, daß es Absicht ist, <hi rendition="#g">bewaffnete Mannschaften</hi> zu sammeln und in Berlin nach den Umständen von den Waffen Gebrauch zu machen.“</p> <p>Die obigen Worte sind nicht irgend einem verwerflichen, lügenhaften, böswilligen Zeitungsartikel, sie sind einer offiziellen Bekanntmachung des Oberpräsidiums in Posen entlehnt, sie sind <hi rendition="#g">offiziell.</hi></p> <p>Und nun sieh her, deutscher Biedermann, der du dich freust, daß die Berliner Revolution dich von der Despotie der Regierungsräthe und Polizeikommissäre befreit hat ‒ sieh her, das sind die „deutschen Brüder“ um derentwillen Du die Polen den Russen in die Arme gejagt hast! Du hast sie gerettet, und zum Dank marschiren sie nach Berlin, um die Revolution zu unterdrücken; Du glaubtest Deutsche zu retten und es waren ‒ Pommern!</p> <p>Es versteht sich übrigens, daß das Oberpräsidium den Zug streng verbietet und sogar eine gerichtliche Untersuchung gegen seine Urheber anstellen läßt. Schon am 26. sollte das Korps gegen Berlin ausrücken. Aber wozu soll man diese tapfern Streiter ihrem Untergang entgegenschicken? Man desavouirt sie öffentlich, um sie zurückzuhalten, bis sie <hi rendition="#g">zugleich mit den Russen auf Berlin marschiren können!</hi></p> <p>‒ Im Verfolg unsres vorstehenden Artikels geben wir einige Auszüge aus der Proklamation des Herrn Ahlemann wegen des beabsichtigten Zuges nach Berlin:</p> <p>. . Die Schandthaten, Frevelthaten, Zügellosigkeiten der verabscheuungswürdigsten Horden, welche seit Monaten unter der Führung wahnsinniger Freiheitshelden unsere Hauptstadt Berlin besudeln, haben den 14. d. M. von Neuem auf sie eine unvertilgbare Schmach geladen. … Die geheiligte Person unseres Königs ist in Gefahr; das Vaterland ist in Gefahr, denn die Vertreter des Volkes sind der Freiheit, der Selbstständigkeit beraubt, ihre Person ist bedroht. Auf, meine Brüder aus allen Provinzen, ehe es zu spät ist und unser geliebtes Vaterland mit einer Schandthat beladen ist, für deren Scheußlichkeit unsere Sprache kein Wort hat. Auf! nach Berlin! verlaßt Weiber und Kinder… Auf! nach Berlin ohne Zaudern! Können unsere Brüder der Hauptstadt die Schmach nicht lösen, können sie die Horden nicht ausrotten, so wollen wir treue Preußen aus den Provinzen ihnen beweisen, daß es ein Kleines ist, Frevler zu bändigen, welche mit Fluch beladen, fortwährend Fluch verbreiten. Tausend und abermals Tausende aus allen Provinzen werden wir auf allen Wegen treffen und mit ihnen vereint einen glorreichen Kampf zum Schutze unseres Königs . . . . kämpfen und unsern Vertretern die Freiheit verschaffen, welche zur Vollendung ihres hochwichtigen Werkes erforderlich ist. ‒ Den 26. d. M. marschiren wir aus Samter und nächster Umgebung von hier aus.</p> </div> <div xml:id="ar026_015" type="jArticle"> <head><bibl><author>15</author></bibl>Frankfurt, 23. Juni.</head> <p>Unsere Trödelrepublik ist gestern Abend durch ein frevelhaftes Attentat aus ihrer Ruhe geschreckt worden. Es handelte sich um nichts Geringeres, als dem „edlen Gagern“, der sich wie alle seine bürgerlich-liberalen Glaubensgenossen wunderbar schnell abgenutzt hat, eine jener unehrerbietigen Serenaden darzubringen, bei der die Gamins mit Flaschen und alten Töpfen die Rolle des Almaviva zu spielen pflegen. Das Werk hatte indeß kaum begonnen, als auch schon Linientruppen und Bürgergarden (Sie kennen das kriegerische Aussehen der Letztern aus den Münchner Fliegenblättern) in großartiger Entfaltung heranrückten, um den bedrohten Frieden durch ihre Waffen zu retten. Der Geist der christlich-germanischen Race in Posen beseelte die Tapfern. Das wehrlose Volk ward mit Kolbenschlägen auseinander gejagt, ein Arbeiter erhielt einen Bajonettstich <hi rendition="#g">in den Nacken,</hi> und 17 der Sänger wurden zur Haft gebracht. Ein Bürger wurde arretirt, weil er es gewagt hatte, ein Hoch auf die „Republik“ auszubringen, ‒ ein Ruf, der natürlich in Frankfurt nur als frecher Hohn angesehen werden kann. Bis tief in die Nacht blieben alle benachbarten Straßen abgesperrt. ‒ Als besondere Thatsache ist dabei zu bemerken, daß der „edle Gagern“ diesmal keine Rede an das Volk hielt.</p> </div> <div xml:id="ar026_016" type="jArticle"> <head>Kosten, 19. Juni.</head> <p>Wer gestern unser Städtchen passirt und einen langen Trauerzug, 18 Militär-Särge hintereinander, begleitet von Militär, Behörden und einer dichtgedrängten Menschenmasse, gesehen hätte, der müßte glauben, daß in der Nähe der Stadt ein blutiges Treffen vorgefallen sei, das über 18 Krieger den Ehrentod verhängt hatte. Aber nicht auf dem Felde der Ehre hauchten diese Krieger ihr junges Leben aus, sondern sie sind Opfer einer barbarischen Disciplin geworden! Die einfache Erzählung dieses herzzerreißenden Vorfalls wird besser als jede rednerische Auseinandersetzung beweisen, wie dringend die preußische Militärverfassung einer Reform im Geiste der Humanität unserer Zeit bedarf. Der Hergang ist dieser. Am 17. d. Mts. verließ das 19. Infanterie-Reg. die Stadt und Festung Posen, wo der Stamm durch ein langes Garnisonsleben sich eingewohnt hatte, mit der Weisung, nach Glogau zu marschiren, um von dort auf der märkischen Eisenbahn nach Berlin gebracht zu werden. Der letzte Abschied von Eltern, Kindern, Geschwistern und Freunden soll ein herzzerreißendes Bild geboten haben. In dieser trüben, gedrückten Gemüthsstimmung mußten die Soldaten mit Sack und Pack in der Sonnenhitze zur heißesten Tageszeit marschiren. Was Wunder, daß sie am zweiten Marschtage zwischen Cztenszewo und Kosten in einer Glühhitze von 30 Grad sich kaum mehr auf den Beinen halten konnten. Das erste Bataillon dieses Regiments bat daher den Major Schmidt, ihnen zu erlauben, sich auf eigne Kosten Wagen fürs Gepäck zu miethen, das ihnen brennende Wunden ins Fleisch geschnitten hatte. „Ist nicht erlaubt, ihr Weiber, ihr Faullenzer“, schnauzte der Major, welcher natürlich ohne Gepäck auf dem Pferde saß, die Bittenden an. Wiederum schleppten die Compagnien sich eine Strecke fort, von brennendem Durste gequält. Sie flehten ihren Führer an: ihnen doch mindestens in den Mittagsstunden einige Rast zu vergönnen, damit sie durch einen frischen Trunk die erschlaffenden Lebensgeister aufrichten könnten. „Ist nicht erlaubt; weiter marschiren“, war die martialische Antwort. Da fielen die Schwächern auf den glühenden Boden hin, ohne Labetrunk, ohne Erfrischung; der Major aber ritt an der Spitze der Kompagnie weiter.</p> <p>Die polnischen Bauern im Dorfe Jargnewitz, vom Mitleid bei diesem schmerzlichen Anblick hingerissen, erboten sich, ihre Wagen gratis zur Weiterbeförderung des Gepäckes nach Kosten zu liefern. Der Major wies sie ab, rückte in Kosten ein und bald wieder heraus, auf der Chaussee nach Lissa zu. Die Folge davon war, daß die Soldaten haufenweise hinstürzten, von dem Schmerze der durch das Gepäck verursachten Wunden und deren fortgesetzte Reibung sie fast sinnlos machte, von Durst verschmachtend und dem Urheber ihrer Leiden fluchend. Der ganze Weg diesseits und jenseits Kosten war von diesen Hingefallenen und Erkrankten übersäet. Die Unglücklichen wurden ins hiesige Hospital gebracht und 18 von ihnen sind bereits Märtyrer einer viehischen Subordination geworden, deren absolute Nothwendigkeit noch nicht erwiesen ist. Ihre Leichen durften nicht die vorgeschriebene Zeit von 3 mal 24 Stunden über der Erde bleiben, weil sie schnell in Verwesung geriethen und einen verpesteten Leichengeruch ausströmten. Ein einziges, weites, kühles Grab nahm heute die 14 evangelischen und ein anderes ebenfalls gemeinschaftliches die 4 katholischen auf. Ein langer Trauerzug von Soldaten und Bürgern, Deutschen und Polen aus allen Klassen der Bevölkerung begleiteten sie auf dem letzten Marsche, Schmerz im Herzen und Fluch auf den Lippen über eine solche Grausamkeit.</p> <p>Aber nicht nur gegen den Urheber dieses Unheils muß eine Anklage erhoben werden, sondern gegen die aus einer barbarischen Zeit abstammenden Militairgesetze, den Ausfluß einer Erbweisheit ohne Gleichen! Dieser Erbweisheit entspringt auch eine andere Militair-Instruktion welche lautet: die Kavallerie d. h. die Pferde bei einem Marsche möglichst zu schonen und die Märsche in der heißen Jahreszeit überhaupt nur in den kühlen Morgen- und Abendstunden zu gestatten. Ich füge kein Wort mehr hinzu.</p> <bibl>(A. O. Z.)</bibl> </div> <div xml:id="ar026_017" type="jArticle"> <head>Prag, 20. Juni.</head> <p>Die Fürstin Windischgrätz ist von dem Techniker Muhr erschossen worden. Der Sohn des Fürsten erhielt 2 Schüsse im Carolinum (Universitätsgebäude), wohin er von seinem Vater als Parlamentair gesendet worden war. Er soll bereits gestorben sein. Feldmarschall-Lieutenant von Köck wurde von einem Frauenzimmer erschossen. Der Oberst-Lieutenant von Hohenegg Infanterie, dessen Adjutant nebst mehreren anderen Offizieren sind geblieben. Der Veelust, welchen das Civil erlitten hat, läßt sich nicht ermitteln, denn die Todten und Verwundeten wurden sogleich verschleppt. Durch die Beschießung der Stadt vom Laurenziberg aus haben am meisten das Clementinum, das Kreuzherrenkloster, die Mühle und einige Thürme gelitten. Der kleinseitener Brückenthurm war zugemauert. Graf Deym, Graf Bouquoi, Baron Villani sind am 19. Juni verhaftet, nebst einer großen Anzahl der Mitglieder der Swornost, so wie der Studentenschaft. Aus den vorgefundenen Papieren ergibt sich, daß der lange vorbereitete Aufstand erst am 15. Juni losbrechen sollte. Auf dem Lande ist es ruhig, obwohl die Emissäre Alles aufbieten, den Sturm von neuem heraufzubeschwören. In vielen böhmischen Ortschaften werden vom Landvolke Kugeln gegossen. Sämmtliche böhmische Kreishauptleute sind angewiesen, bei weiteren Ruhestörungen das Standrecht zu publiziren.</p> </div> <div xml:id="ar026_018" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 21. Juni.</head> <p>Vorgestern zogen eine Masse Arbeiter gegen die Linien heran; sämmtliches Militär und Nationalgarden wurden wieder sie aufgeboten. Es kam indeß zu keinem Konflikte; doch wurden circa 80 Personen als angebliche Aufreizer festgenommen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar026_019_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 26. Juni 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 182.</bibl></note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Mailand, 15. Juni.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar026_020_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 26. Juni 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 182.</bibl></note> <head><bibl><author>7</author></bibl> Rom, 10. Juni.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar026_021_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 26. Juni 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 182.</bibl></note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 12. Juni.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar026_022_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 26. Juni 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 182.</bibl></note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Bologna, 10. Juni.</head> <gap reason="copyright"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0120/0002]
Sicherheit nehmen will. Dies verbietet mir, den Tod Louis' zu wollen; ich stimme für Gefangenhaltung bis zum Frieden.
Noel-Pointe: Ein Republikaner duldet weder König noch Bilder des Königthums. Ich stimme für Tod binnen vier und zwanzig Stunden.
Javoque: Um die kleinen Seelen vor der Liebe zur Tyrannei zu bewahren, stimme ich für Tod in vier und zwanzig Stunden.
Lanthenas: Wenn die Erziehung die Verbrechen der Despoten entschuldigen könnte, wie viele Verbrecher, die auf dem Schaffot geblutet haben, könnten mit größerem Rechte sich auf denselben Grundsatz berufen, um dem Schwerte des Gesetzes zu entgehen? So hat Louis XVI. mir in zweifacher Hinsicht schuldig geschienen: als Despot, weil er das französische Volk in Knechtschaft gehalten; als Verschwörer, weil er es verrathen hat, nachdem es ihm verziehen hatte.
Noch sind keine Einrichtungen getroffen, um in den Primärversammlungen den Sieg der Freiheit gleichzeitig mit der Achtung der Meinungen zu sichern. Es ist noch nicht dafür gesorgt, daß alle Bürger über ihre wahre Interessen aufgeklärt werden, daß sie der neuen Staatsform ihre Zuneigung schenken, und ihre Herzen in der Liebe zum Vaterlande sich vereinigen. Ich habe demnach geglaubt, im Interesse der Freiheit alle Verantwortlichkeit auf mich nehmen zu müssen, und dafür zu stimmen, daß unsere Entscheidung über Louis' Geschick der Sanktion des Volkes nicht unterworfen werde.
Was nun die dritte Frage anbelangt, so sage ich als Konventsmitglied und als Richter, daß Louis Capet, der Despot, den Tod der Verschwörer sterben muß.
Aber es tritt mir eine Meinung entgegen, die behauptet, daß wenn dieser Verbrecher am Leben bleibe, wenn seine Erhaltung unseren Nachbarn als ein glänzender Beweis der Mäßigung, des Edelmuthes, der Gesetzlichkeit des französischen Volkes, der Erhabenheit seiner Vertreter über alle menschlichen Leidenschaften vor Augen trete, daß damit eine leuchtende Fackel in allen Winkeln Europas aufgesteckt wäre, die sichrer als irgend eine Proklamation alle die schmählichen Verläumdungen verscheuchen würde, die erfunden und verbreitet werden um von unsrer Revolution abzuschrecken und die Völker gegen ihre eignen Interessen, gegen die Grundsätze der Gerechtigkeit und die Forderungen der Menschlichkeit zu verbünden.
Deshalb bin ich der Meinung, daß der Konvent die Todesstrafe über Louis ausspreche, die Vollstreckung aber unterbleibe und die wirksamsten Mittel ergriffen werder um den Völkern Europas kund zu thun, daß das französische Volk seinem unversöhnlichen Feinde nochmals verzeihen würde, wenn die gottlosen Regierungen, welche die Menschenrechte fürchten, ablassen wollten von ihrem Hasse gegen die französische Nation.
Saone et Loire. ‒Moreau: Falsch würde es sein, wenn man sagen wollte: ich habe eine Giftpflanze in meinem Garten, ich will sie aber nicht ausreißen, es könnte eine neue an ihre Stelle kommen. Ihr wollt die Tyrannei ausrotten, da dürft ihr den Tyrannen nicht erhalten unter dem Vorwande ihm diejenigen entgegenzustellen die ihn ersetzen möchten. Im Gegentheil sie müssen Alle nach der Reihe vernichtet werden. Ich stimme für den Tod.
Sarthe. ‒ Levasseur: Tod.
Sieyès: La mort sans phrase.
(Fortsetzung folgt.)
‒ In Wien hat ein Kapellmeister jüngst mit großem Orchester einen „Katzenmusikwalzer“ aufführen lassen. Die Introduktion besteht aus den haarsträubendsten Disharmonien, daß die Hunde auf der Gasse vor Zahnschmerz zu heulen beginnen; in der Mitte werden komische Volkslieder variirt, und ein großer Theil des Meisterstücks wird nicht gespielt, sondern von den Orchestermitgliedern in Katzenstimmen gesungen. Diese Komposition ist in der gemüthlichen deutschen Revolution jedenfalls eine „zeitgemäße“ Erscheinung.
[Deutschland] [Fortsetzung] der König dauernd daraus entfernt halte, weil besonders alle dem Hof befreundeten reichen Häuser und die Gesandten die Stadt ebenfalls verließen, und da man überzeugt sei, daß mit dem Könige zugleich das Vertrauen zurückkehren würde, so bitte man ihn, seine Residenz wieder hier zu nehmen. Der König soll hierauf zugesagt haben, daß er mit seinem ganzen Hofstaat Montag in Berlin eintreffen werde.
Das Ministerium ist noch nicht gebildet. Auch Beckerath soll in einem heute Vormittag eingegangenen Schreiben seine Betheiligung abgesagt haben.
Man erzählt sich, daß die Russen unsere Gränze unter dem Vorwande überschreiten wollen, durch Schlesien dem Kaiser von Oestreich zu Hülfe zu kommen. Dies soll Kaiser Nikolaus mit dem Hof in Potsdam schon richtig abgemacht haben.
Der hiesigen Polizei soll der Befehl zugegangen sein den drei in Frankfurt gewählten Mitgliedern des hiesigen demokratischen Centralcomites jeden längern Aufenthalt hier zu verweigern. Als in der gestrigen, vom demokratischen Klub berufenen Volksversammlung Herr Streckfuß, der eben vom Kongreß in Frankfurt zurückgekommen war, davon sprach, daß man dort gefürchtet habe, das Centralcomite werde in Berlin nicht sicher sein, daß aber die Berliner Abgeordneten ihr Wort gegeben, das Berliner Volk werde es zu schützen wissen ‒ da erscholl aus dem Munde der zehn Tausend Anwesenden ein einmüthiger Ruf der Zustimmung. ‒ Auch wegen der am 14. d., Mittags, stattgefundenen Entführung der neuen eisernen Thorgitter an den Schloßportalen, welche das Volk eigenmächtig aushob und in dem Universitätsgebäude niederlegte, ist eine Untersuchung eingeleitet.
Berlin, 23. Juni. Folgendes Schreiben ist heute an Milde abgeschickt worden: Hr. Präsident! Seit dem Zurücktritte des Ministeriums Camphausen durchkreuzen sich in Betreff sowohl der inneren als äußeren Verhältnisse des Staates so beunruhigende Gerüchte, daß uns, den unterzeichneten Mitgliedern der Nationalversammlung, ein Zustand, wie der gegenwärtige, im höchsten Grade bedenklich erscheint. Da nun in diesem Augenblicke, wo es an einem konstitutionellen Ministerium mangelt, die Nationalversammlung als der einzige rechtlich und faktisch bestehende Staatskörper betrachtet werden muß, welcher die Angelegenheiten der Gegenwart zu ordnen und nöthigenfalls in seine Hand zu nehmen hat, so ersuchen wir Sie, Hr. Präsident, in Berücksichtigung der Dringlichkeit der Zeitumstände, die Nationalversammlung schon morgen zusammenzuberufen, damit Maßregeln getroffen werden können, welche dem Lande zur Beruhigung dienen.
Berlin, 22. Juni 1848.
Elsner. Stein. Reicherbach. D'Ester. Hannsen. Schultz. Brill. Hagenow. Bauer. Boost.
‒ In der Sitzung des demokratischen Klubs vom 20. d. theilte Hr. Richter mit, daß der Güterzug von Berlin nach Hamburg am 24. Juni Morgens in Spandau durch Militär angehalten und ihm das Weiterfahren verboten worden sei; als der Maschinist darauf bestand , dennoch seinen Weg fortzusetzen, da er einzig und allein von der Direktion der Bahn Befehle anzunehmen habe, seien die Schienen der Bahn von den Soldaten aufgerissen und der Zug durch Kanonen, die an der Spandauer-Brücke postirt waren, mit Beschießung bedroht worden. Auf desfallsige Beschwerde erklärte Hr. Griesheim, von der Sache nichts zu wissen, der Commandant von Spandau aber, daß er Befehl von Potsdam erhalten habe, keinen Zug von Hamburg und von Berlin durchzulassen. Erst nach zweistündiger Unterhandlung wurden die Schienen wieder eingelegt und dem Zug freie Fahrt gestattet.
123Breslau, 21. Juni. Der „demokratische Verein“ hat in seiner heutigen Sitzung beschlossen, eine Deputation an den Oberpräsidenten zu senden und von diesem Ausschluß über den jetzigen Stand der Dinge in Betreff einer russischen Invasion zu verlangen.
**Breslau, 22. Juni. Die Befürchtungen vor dem Kriege mit Rußland steigen mit jedem Tage. Man hat uns, die wir dem ersten Angriff ausgesetzt sind, in unbegreiflicher Verblendung oder in böswilliger Absicht vollständig schutzlos gelassen. Selbst der Ober-Präsident Pinder sagt, auf die an ihn ergangene Aufforderung zum amtlichen Bericht über den Zustand Schlesiens, er wisse Nichts von all den Dingen, mit denen man sich herumtrage. Er habe keine amtlichen Berichte etc. Wir wollen gern glauben, daß er Nichts weiß, aber das machen wir ihm eben zum Vorwurf; er muß wissen, wie es mit der ihm vertrauten Provinz steht; er hat, nach angestellten Untersuchungen, einen amtlichen Bericht versprochen, und mir so viel versichert, daß die Festungen nicht armirt, sondern nur die Pläne zur Befestigung gemacht würden. Wäre dies wirklich der Fall, wie es allen einlaufenden Nachrichten zufolge nicht ist, so wäre höchstens dem Gedankens immer mehr Raum zu geben, man erwarte die Russen als Freunde. Wir können uns dieses Gedankens nicht entschlagen und rufen immer und immer wieder dem deutschen Volke zu: Merkt auf! wir werden sonst verrathen.
Königsberg, 20. Juni. In der Sitzung des hiesigen Arbeitervereins vom 18. wurde der Antrag gestellt, eine Deputation zum Oberpräsidenten zu schicken, um denselben zu fragen, ob er über Ansammlung von russischen Truppen an der Gränze noch keine, oder welche Nachrichten er habe, und was von den Behörden zum Schutze der Provinz zu thun beabsichtigt werde? Der Antrag wurde angenommen und der Vorstand als Deputetion damit beauftragt; durch die Zeitung sollte die Antwort veröffentlicht werden.
Die Veröffentlichung erfolgte durch die Neue Königsberger Zeitung und lautet wie folgt:
Dem Königsberger Arbeiterverein theilen wir in Folge unseres Auftrages hierdurch mit, daß der Herr Oberpräsident auf unsere Frage, „ob und welche Nachrichten das Gouvernement über die Zusammenziehung von russischen Truppenmassen an den Gränzen habe?“ uns die Antwort ertheilte, „daß bereits vor mehreren Wochen der Kaiser von Rußland dem preußischen Kabinet die Mittheilung machte, daß er mehrere Truppenabtheilungen zum Schutze der Gränzen beordert habe; die Aufstellung der Truppen sei jetzt erfolgt, in der Stellung Rußlands zu Preußen sei übrigens seit jener Zeit keine wesentliche Verärderung eingetreten.“ ‒ Auf unsere fernere Frage, „welche Maßregeln die Behörden zum Schutze der Provinz gegen etwaige Angriffe der Russen angeordnet haben?“ wurde uns die Antwort, „daß die größte Aufmerksamkeit von Seiten der Regierung auf den Schutz der Provinz verwendet werde.“
Der Vorstand des Königsberger Arbeitervereins.
XPosen, 22. Juni. Wer erinnert sich nicht des erschrecklichen Jammerns der „deutschen Brüder“ im Großherzogthum Posen, als dort für einen Augenblick die altpreußische Wirthschaft aufgehört hatte? Wer hat nicht die herzzerreißenden Aufrufe an die gesammte deutsche Nation gelesen, in denen diese aus den vorgeblichen polnischen Metzeleien „übriggebliebenen wenigen Edeln“ das Publikum eine Zeit lang hinters Licht führten? Welche Sympathieen wußten sie zu erregen für die argbedrückten posenschen Deutschen, welchen Haß gegen die verrätherischen, blutdürstigen Polen!
Sie haben ihren Zweck erreicht. Shrapnells, Höllenstein und Stockprügel haben den alten Zustand in erhöhter Potenz hergestellt. Und kaum sind diese Tapfern die Polen vermittelst 40,000 Mann losgeworden, so schwillt den gestern noch so Kleinmüthigen der Kamm, so wissen sie sich vor Uebermuth nicht zu lassen. Sie müssen ihren „deutschen Brüdern“ doch ihren Dank beweisen! Wie könnten sie dies besser als indem sie überall denselben Zustand einführen, der jetzt das posen'sche Land beglückt?
Man höre: „Der Justizkommissar Ahlemann zu Samter fordert in der Beilage zur heutigen Deutschen Posener Zeitung zu einem Zuge nach Berlin auf um die Aufruhrsversuche, welche sich dort kundgegeben, kämpfend zu unterdrücken. Die ganze Fassung des Aufrufs ergibt, daß es Absicht ist, bewaffnete Mannschaften zu sammeln und in Berlin nach den Umständen von den Waffen Gebrauch zu machen.“
Die obigen Worte sind nicht irgend einem verwerflichen, lügenhaften, böswilligen Zeitungsartikel, sie sind einer offiziellen Bekanntmachung des Oberpräsidiums in Posen entlehnt, sie sind offiziell.
Und nun sieh her, deutscher Biedermann, der du dich freust, daß die Berliner Revolution dich von der Despotie der Regierungsräthe und Polizeikommissäre befreit hat ‒ sieh her, das sind die „deutschen Brüder“ um derentwillen Du die Polen den Russen in die Arme gejagt hast! Du hast sie gerettet, und zum Dank marschiren sie nach Berlin, um die Revolution zu unterdrücken; Du glaubtest Deutsche zu retten und es waren ‒ Pommern!
Es versteht sich übrigens, daß das Oberpräsidium den Zug streng verbietet und sogar eine gerichtliche Untersuchung gegen seine Urheber anstellen läßt. Schon am 26. sollte das Korps gegen Berlin ausrücken. Aber wozu soll man diese tapfern Streiter ihrem Untergang entgegenschicken? Man desavouirt sie öffentlich, um sie zurückzuhalten, bis sie zugleich mit den Russen auf Berlin marschiren können!
‒ Im Verfolg unsres vorstehenden Artikels geben wir einige Auszüge aus der Proklamation des Herrn Ahlemann wegen des beabsichtigten Zuges nach Berlin:
. . Die Schandthaten, Frevelthaten, Zügellosigkeiten der verabscheuungswürdigsten Horden, welche seit Monaten unter der Führung wahnsinniger Freiheitshelden unsere Hauptstadt Berlin besudeln, haben den 14. d. M. von Neuem auf sie eine unvertilgbare Schmach geladen. … Die geheiligte Person unseres Königs ist in Gefahr; das Vaterland ist in Gefahr, denn die Vertreter des Volkes sind der Freiheit, der Selbstständigkeit beraubt, ihre Person ist bedroht. Auf, meine Brüder aus allen Provinzen, ehe es zu spät ist und unser geliebtes Vaterland mit einer Schandthat beladen ist, für deren Scheußlichkeit unsere Sprache kein Wort hat. Auf! nach Berlin! verlaßt Weiber und Kinder… Auf! nach Berlin ohne Zaudern! Können unsere Brüder der Hauptstadt die Schmach nicht lösen, können sie die Horden nicht ausrotten, so wollen wir treue Preußen aus den Provinzen ihnen beweisen, daß es ein Kleines ist, Frevler zu bändigen, welche mit Fluch beladen, fortwährend Fluch verbreiten. Tausend und abermals Tausende aus allen Provinzen werden wir auf allen Wegen treffen und mit ihnen vereint einen glorreichen Kampf zum Schutze unseres Königs . . . . kämpfen und unsern Vertretern die Freiheit verschaffen, welche zur Vollendung ihres hochwichtigen Werkes erforderlich ist. ‒ Den 26. d. M. marschiren wir aus Samter und nächster Umgebung von hier aus.
15Frankfurt, 23. Juni. Unsere Trödelrepublik ist gestern Abend durch ein frevelhaftes Attentat aus ihrer Ruhe geschreckt worden. Es handelte sich um nichts Geringeres, als dem „edlen Gagern“, der sich wie alle seine bürgerlich-liberalen Glaubensgenossen wunderbar schnell abgenutzt hat, eine jener unehrerbietigen Serenaden darzubringen, bei der die Gamins mit Flaschen und alten Töpfen die Rolle des Almaviva zu spielen pflegen. Das Werk hatte indeß kaum begonnen, als auch schon Linientruppen und Bürgergarden (Sie kennen das kriegerische Aussehen der Letztern aus den Münchner Fliegenblättern) in großartiger Entfaltung heranrückten, um den bedrohten Frieden durch ihre Waffen zu retten. Der Geist der christlich-germanischen Race in Posen beseelte die Tapfern. Das wehrlose Volk ward mit Kolbenschlägen auseinander gejagt, ein Arbeiter erhielt einen Bajonettstich in den Nacken, und 17 der Sänger wurden zur Haft gebracht. Ein Bürger wurde arretirt, weil er es gewagt hatte, ein Hoch auf die „Republik“ auszubringen, ‒ ein Ruf, der natürlich in Frankfurt nur als frecher Hohn angesehen werden kann. Bis tief in die Nacht blieben alle benachbarten Straßen abgesperrt. ‒ Als besondere Thatsache ist dabei zu bemerken, daß der „edle Gagern“ diesmal keine Rede an das Volk hielt.
Kosten, 19. Juni. Wer gestern unser Städtchen passirt und einen langen Trauerzug, 18 Militär-Särge hintereinander, begleitet von Militär, Behörden und einer dichtgedrängten Menschenmasse, gesehen hätte, der müßte glauben, daß in der Nähe der Stadt ein blutiges Treffen vorgefallen sei, das über 18 Krieger den Ehrentod verhängt hatte. Aber nicht auf dem Felde der Ehre hauchten diese Krieger ihr junges Leben aus, sondern sie sind Opfer einer barbarischen Disciplin geworden! Die einfache Erzählung dieses herzzerreißenden Vorfalls wird besser als jede rednerische Auseinandersetzung beweisen, wie dringend die preußische Militärverfassung einer Reform im Geiste der Humanität unserer Zeit bedarf. Der Hergang ist dieser. Am 17. d. Mts. verließ das 19. Infanterie-Reg. die Stadt und Festung Posen, wo der Stamm durch ein langes Garnisonsleben sich eingewohnt hatte, mit der Weisung, nach Glogau zu marschiren, um von dort auf der märkischen Eisenbahn nach Berlin gebracht zu werden. Der letzte Abschied von Eltern, Kindern, Geschwistern und Freunden soll ein herzzerreißendes Bild geboten haben. In dieser trüben, gedrückten Gemüthsstimmung mußten die Soldaten mit Sack und Pack in der Sonnenhitze zur heißesten Tageszeit marschiren. Was Wunder, daß sie am zweiten Marschtage zwischen Cztenszewo und Kosten in einer Glühhitze von 30 Grad sich kaum mehr auf den Beinen halten konnten. Das erste Bataillon dieses Regiments bat daher den Major Schmidt, ihnen zu erlauben, sich auf eigne Kosten Wagen fürs Gepäck zu miethen, das ihnen brennende Wunden ins Fleisch geschnitten hatte. „Ist nicht erlaubt, ihr Weiber, ihr Faullenzer“, schnauzte der Major, welcher natürlich ohne Gepäck auf dem Pferde saß, die Bittenden an. Wiederum schleppten die Compagnien sich eine Strecke fort, von brennendem Durste gequält. Sie flehten ihren Führer an: ihnen doch mindestens in den Mittagsstunden einige Rast zu vergönnen, damit sie durch einen frischen Trunk die erschlaffenden Lebensgeister aufrichten könnten. „Ist nicht erlaubt; weiter marschiren“, war die martialische Antwort. Da fielen die Schwächern auf den glühenden Boden hin, ohne Labetrunk, ohne Erfrischung; der Major aber ritt an der Spitze der Kompagnie weiter.
Die polnischen Bauern im Dorfe Jargnewitz, vom Mitleid bei diesem schmerzlichen Anblick hingerissen, erboten sich, ihre Wagen gratis zur Weiterbeförderung des Gepäckes nach Kosten zu liefern. Der Major wies sie ab, rückte in Kosten ein und bald wieder heraus, auf der Chaussee nach Lissa zu. Die Folge davon war, daß die Soldaten haufenweise hinstürzten, von dem Schmerze der durch das Gepäck verursachten Wunden und deren fortgesetzte Reibung sie fast sinnlos machte, von Durst verschmachtend und dem Urheber ihrer Leiden fluchend. Der ganze Weg diesseits und jenseits Kosten war von diesen Hingefallenen und Erkrankten übersäet. Die Unglücklichen wurden ins hiesige Hospital gebracht und 18 von ihnen sind bereits Märtyrer einer viehischen Subordination geworden, deren absolute Nothwendigkeit noch nicht erwiesen ist. Ihre Leichen durften nicht die vorgeschriebene Zeit von 3 mal 24 Stunden über der Erde bleiben, weil sie schnell in Verwesung geriethen und einen verpesteten Leichengeruch ausströmten. Ein einziges, weites, kühles Grab nahm heute die 14 evangelischen und ein anderes ebenfalls gemeinschaftliches die 4 katholischen auf. Ein langer Trauerzug von Soldaten und Bürgern, Deutschen und Polen aus allen Klassen der Bevölkerung begleiteten sie auf dem letzten Marsche, Schmerz im Herzen und Fluch auf den Lippen über eine solche Grausamkeit.
Aber nicht nur gegen den Urheber dieses Unheils muß eine Anklage erhoben werden, sondern gegen die aus einer barbarischen Zeit abstammenden Militairgesetze, den Ausfluß einer Erbweisheit ohne Gleichen! Dieser Erbweisheit entspringt auch eine andere Militair-Instruktion welche lautet: die Kavallerie d. h. die Pferde bei einem Marsche möglichst zu schonen und die Märsche in der heißen Jahreszeit überhaupt nur in den kühlen Morgen- und Abendstunden zu gestatten. Ich füge kein Wort mehr hinzu.
(A. O. Z.) Prag, 20. Juni. Die Fürstin Windischgrätz ist von dem Techniker Muhr erschossen worden. Der Sohn des Fürsten erhielt 2 Schüsse im Carolinum (Universitätsgebäude), wohin er von seinem Vater als Parlamentair gesendet worden war. Er soll bereits gestorben sein. Feldmarschall-Lieutenant von Köck wurde von einem Frauenzimmer erschossen. Der Oberst-Lieutenant von Hohenegg Infanterie, dessen Adjutant nebst mehreren anderen Offizieren sind geblieben. Der Veelust, welchen das Civil erlitten hat, läßt sich nicht ermitteln, denn die Todten und Verwundeten wurden sogleich verschleppt. Durch die Beschießung der Stadt vom Laurenziberg aus haben am meisten das Clementinum, das Kreuzherrenkloster, die Mühle und einige Thürme gelitten. Der kleinseitener Brückenthurm war zugemauert. Graf Deym, Graf Bouquoi, Baron Villani sind am 19. Juni verhaftet, nebst einer großen Anzahl der Mitglieder der Swornost, so wie der Studentenschaft. Aus den vorgefundenen Papieren ergibt sich, daß der lange vorbereitete Aufstand erst am 15. Juni losbrechen sollte. Auf dem Lande ist es ruhig, obwohl die Emissäre Alles aufbieten, den Sturm von neuem heraufzubeschwören. In vielen böhmischen Ortschaften werden vom Landvolke Kugeln gegossen. Sämmtliche böhmische Kreishauptleute sind angewiesen, bei weiteren Ruhestörungen das Standrecht zu publiziren.
* Wien, 21. Juni. Vorgestern zogen eine Masse Arbeiter gegen die Linien heran; sämmtliches Militär und Nationalgarden wurden wieder sie aufgeboten. Es kam indeß zu keinem Konflikte; doch wurden circa 80 Personen als angebliche Aufreizer festgenommen.
Italien. * Mailand, 15. Juni. _ 7 Rom, 10. Juni. _ * Florenz, 12. Juni. _ * Bologna, 10. Juni. _
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