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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 28. Köln, 28. Juni 1848.

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""Blos um eine Extrabeilage zu ihrer Zeitung machen zu können.""

"Sehr richtig, Lenz, und ich wollte, daß sie alle mit einander der Teufel holte; es ist eine verderbte Race."

""Schade, daß sie manchmal gescheidter sind als andere Leute -""

"Frecher sind sie jedenfalls!"

""Niemanden können sie in Ruhe lassen -""

"Alles machen sie herunter."

""Sie schreiben nicht für das Publikum -""

"Sie schreiben nur für sich selbst."

""Man sollte eigentlich gar keine Zeitung mehr halten; blos um diese Menschen zu ärgern -""

"Man muß sie wenigstens so schlecht wie möglich in ihrem Beginnen unterstützen -"

""Am Ende steht man sich noch besser unter der russischen Knute, als unter dem Hohn eines Zeitungsschreibers.""

"Ja, wahrhaftig Lenz, der Geist eines guten Bürgers spricht aus Ihnen. -"

Abermals versank der Herr Preiß in seine Zeitung, und der Buchhalter in seine Handelsconti.

"Zu den Poeten, den Astronomen und Zeitungsschreibern kommt indeß noch eine vierte Menschenklasse, welche anfängt, beunruhigend zu werden". sprach der Herr Preiß.

""Die Scharfrichter meinen Sie? -""

"Gott bewahre, Lenz. Die Advokaten - -"."

""Ganz recht, die Advokaten.""

"Die Advokaten habe ich nie leiden können.""

""Sie sind hinterlistig und voller Ränke.""

"Sie hören die Flöhe husten und sie sehen das Gras wachsen."

""Sie führen Prozesse und machen uns den Prozeß.""

"Und ein ehrlicher Mann ist noch niemals sicher vor ihnen gewesen."

""Und Ihren Abscheu vor diesen Leuten, theile ich durchaus Herr Preiß.""

"Ja, lieber Lenz, diese Advokaten haben nicht weniger angefangen, unser Jahrhundert zu dominiren; glattzüngigen Schlangen ähnlich, winden sie sich aus ihren zerrütteten Vermögensverhältnissen empor zu dem Rand der Tribünen, wo sie so lange lästernd und verführend ihr entsetzliches Wesen treiben, bis sie aus dem Dunst einer Volksversammlung zu der Herrlichkeit eines einträglichen Staats-Amtes eingehen können. So in Frankreich."

""Und in Deutschland?""

"Lieber Lenz, man muß sich hüten, das Kind beim rechten Namen zu nennen. O unsre Tage werden schlimm. Gleich blutigen Kometen stehen diese Poeten, diese Astronomen, diese Zeitungsschreiber und diese Advokaten unheilverkündend am Horizonte unseres bürgerlichen Himmels, doch was das schlimmste ist - Lenz - -"

""Herr Preiß - - ""

"Was mich bis in die Seele hinein ärgert - - "

""Herr Preiß - - ""

"Was meinen Zorn bis zu jauchzender Wuth steigert - "

""Herr Preiß - - ""

"Das ist, daß gar ein "Ouvrier" einen Platz in dieser provisorischen Rotte Koran hat."

""Heiliger Gott!"" seufzte der Buchhalter.

"Beschütze uns vor der blutrothen Fahne - " setzte der Herr Preiß hinzu und wiederum lag auf dem weiten Comptoire die ch auerlichste Stille.

[Deutschland]
Der 24. Juni.

Die ganze Nacht war Paris militärisch besetzt.

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.

- National-Versammlung in Permanenz. (Fortsetzung der gestrigen Sitzung nach 5 Uhr Abends.)

Lacrosse, einer der Vizepräsidenten, besteigt um 51/2 Uhr in der Uniform eines Obersten der Bürgerwehr und mit der dreifarbigen Schärpe angethan, den Präsidentenstuhl und setzt die Sitzung mit der Erklärung fort, daß dem Präsidio noch keine weiteren Berichte zugegangen. Sechzig Glieder der Versammlung waren bekanntlich abgeschickt worden, um der kämpfenden Bürgerwehr und Linie anzuzeigen, daß Paris in Belagerungszustand versetzt sei und alle Exekutivgewalt dem General-Minister Cavaignac übergeben worden. Lacrosse bemerkt, daß wenige Glieder nicht zurückgekehrt seien. Er zeigt die Ankunft einer starken Abtheilung der Bürgerwehr aus Rouen an. Tavard meldet die Ankunft eines starken Hülfskorps aus Amiens. Die Sitzung wird bis 61/4 Uhr suspendirt. Der Präsident verspricht der Versammlung baldigen Sieg über die Insurrektion und ladet sie ein, sich bis 8 Uhr zurückzuziehen. Im Augenblick, wo dies geschieht, tritt Boulay, ein sehr gewichtiger Deputirte des Meurthe-Departements in den Saal und zeigt der Versammlung an, daß Pantheon und City von den Insurgenten geräumt

„„Blos um eine Extrabeilage zu ihrer Zeitung machen zu können.““

„Sehr richtig, Lenz, und ich wollte, daß sie alle mit einander der Teufel holte; es ist eine verderbte Raçe.“

„„Schade, daß sie manchmal gescheidter sind als andere Leute ‒““

„Frecher sind sie jedenfalls!“

„„Niemanden können sie in Ruhe lassen ‒““

„Alles machen sie herunter.“

„„Sie schreiben nicht für das Publikum ‒““

„Sie schreiben nur für sich selbst.“

„„Man sollte eigentlich gar keine Zeitung mehr halten; blos um diese Menschen zu ärgern ‒““

„Man muß sie wenigstens so schlecht wie möglich in ihrem Beginnen unterstützen ‒“

„„Am Ende steht man sich noch besser unter der russischen Knute, als unter dem Hohn eines Zeitungsschreibers.““

„Ja, wahrhaftig Lenz, der Geist eines guten Bürgers spricht aus Ihnen. ‒“

Abermals versank der Herr Preiß in seine Zeitung, und der Buchhalter in seine Handelsconti.

„Zu den Poeten, den Astronomen und Zeitungsschreibern kommt indeß noch eine vierte Menschenklasse, welche anfängt, beunruhigend zu werden“. sprach der Herr Preiß.

„„Die Scharfrichter meinen Sie? ‒““

„Gott bewahre, Lenz. Die Advokaten ‒ ‒“.“

„„Ganz recht, die Advokaten.““

„Die Advokaten habe ich nie leiden können.““

„„Sie sind hinterlistig und voller Ränke.““

„Sie hören die Flöhe husten und sie sehen das Gras wachsen.“

„„Sie führen Prozesse und machen uns den Prozeß.““

„Und ein ehrlicher Mann ist noch niemals sicher vor ihnen gewesen.“

„„Und Ihren Abscheu vor diesen Leuten, theile ich durchaus Herr Preiß.““

„Ja, lieber Lenz, diese Advokaten haben nicht weniger angefangen, unser Jahrhundert zu dominiren; glattzüngigen Schlangen ähnlich, winden sie sich aus ihren zerrütteten Vermögensverhältnissen empor zu dem Rand der Tribünen, wo sie so lange lästernd und verführend ihr entsetzliches Wesen treiben, bis sie aus dem Dunst einer Volksversammlung zu der Herrlichkeit eines einträglichen Staats-Amtes eingehen können. So in Frankreich.“

„„Und in Deutschland?““

„Lieber Lenz, man muß sich hüten, das Kind beim rechten Namen zu nennen. O unsre Tage werden schlimm. Gleich blutigen Kometen stehen diese Poeten, diese Astronomen, diese Zeitungsschreiber und diese Advokaten unheilverkündend am Horizonte unseres bürgerlichen Himmels, doch was das schlimmste ist ‒ Lenz ‒ ‒“

„„Herr Preiß ‒ ‒ ““

„Was mich bis in die Seele hinein ärgert ‒ ‒ “

„„Herr Preiß ‒ ‒ ““

„Was meinen Zorn bis zu jauchzender Wuth steigert ‒ “

„„Herr Preiß ‒ ‒ ““

„Das ist, daß gar ein „Ouvrier“ einen Platz in dieser provisorischen Rotte Koran hat.“

„„Heiliger Gott!““ seufzte der Buchhalter.

„Beschütze uns vor der blutrothen Fahne ‒ “ setzte der Herr Preiß hinzu und wiederum lag auf dem weiten Comptoire die ch auerlichste Stille.

[Deutschland]
Der 24. Juni.

Die ganze Nacht war Paris militärisch besetzt.

Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.

National-Versammlung in Permanenz. (Fortsetzung der gestrigen Sitzung nach 5 Uhr Abends.)

Lacrosse, einer der Vizepräsidenten, besteigt um 51/2 Uhr in der Uniform eines Obersten der Bürgerwehr und mit der dreifarbigen Schärpe angethan, den Präsidentenstuhl und setzt die Sitzung mit der Erklärung fort, daß dem Präsidio noch keine weiteren Berichte zugegangen. Sechzig Glieder der Versammlung waren bekanntlich abgeschickt worden, um der kämpfenden Bürgerwehr und Linie anzuzeigen, daß Paris in Belagerungszustand versetzt sei und alle Exekutivgewalt dem General-Minister Cavaignac übergeben worden. Lacrosse bemerkt, daß wenige Glieder nicht zurückgekehrt seien. Er zeigt die Ankunft einer starken Abtheilung der Bürgerwehr aus Rouen an. Tavard meldet die Ankunft eines starken Hülfskorps aus Amiens. Die Sitzung wird bis 61/4 Uhr suspendirt. Der Präsident verspricht der Versammlung baldigen Sieg über die Insurrektion und ladet sie ein, sich bis 8 Uhr zurückzuziehen. Im Augenblick, wo dies geschieht, tritt Boulay, ein sehr gewichtiger Deputirte des Meurthe-Departements in den Saal und zeigt der Versammlung an, daß Pantheon und City von den Insurgenten geräumt

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[0132/0002] „„Blos um eine Extrabeilage zu ihrer Zeitung machen zu können.““ „Sehr richtig, Lenz, und ich wollte, daß sie alle mit einander der Teufel holte; es ist eine verderbte Raçe.“ „„Schade, daß sie manchmal gescheidter sind als andere Leute ‒““ „Frecher sind sie jedenfalls!“ „„Niemanden können sie in Ruhe lassen ‒““ „Alles machen sie herunter.“ „„Sie schreiben nicht für das Publikum ‒““ „Sie schreiben nur für sich selbst.“ „„Man sollte eigentlich gar keine Zeitung mehr halten; blos um diese Menschen zu ärgern ‒““ „Man muß sie wenigstens so schlecht wie möglich in ihrem Beginnen unterstützen ‒“ „„Am Ende steht man sich noch besser unter der russischen Knute, als unter dem Hohn eines Zeitungsschreibers.““ „Ja, wahrhaftig Lenz, der Geist eines guten Bürgers spricht aus Ihnen. ‒“ Abermals versank der Herr Preiß in seine Zeitung, und der Buchhalter in seine Handelsconti. „Zu den Poeten, den Astronomen und Zeitungsschreibern kommt indeß noch eine vierte Menschenklasse, welche anfängt, beunruhigend zu werden“. sprach der Herr Preiß. „„Die Scharfrichter meinen Sie? ‒““ „Gott bewahre, Lenz. Die Advokaten ‒ ‒“.“ „„Ganz recht, die Advokaten.““ „Die Advokaten habe ich nie leiden können.““ „„Sie sind hinterlistig und voller Ränke.““ „Sie hören die Flöhe husten und sie sehen das Gras wachsen.“ „„Sie führen Prozesse und machen uns den Prozeß.““ „Und ein ehrlicher Mann ist noch niemals sicher vor ihnen gewesen.“ „„Und Ihren Abscheu vor diesen Leuten, theile ich durchaus Herr Preiß.““ „Ja, lieber Lenz, diese Advokaten haben nicht weniger angefangen, unser Jahrhundert zu dominiren; glattzüngigen Schlangen ähnlich, winden sie sich aus ihren zerrütteten Vermögensverhältnissen empor zu dem Rand der Tribünen, wo sie so lange lästernd und verführend ihr entsetzliches Wesen treiben, bis sie aus dem Dunst einer Volksversammlung zu der Herrlichkeit eines einträglichen Staats-Amtes eingehen können. So in Frankreich.“ „„Und in Deutschland?““ „Lieber Lenz, man muß sich hüten, das Kind beim rechten Namen zu nennen. O unsre Tage werden schlimm. Gleich blutigen Kometen stehen diese Poeten, diese Astronomen, diese Zeitungsschreiber und diese Advokaten unheilverkündend am Horizonte unseres bürgerlichen Himmels, doch was das schlimmste ist ‒ Lenz ‒ ‒“ „„Herr Preiß ‒ ‒ ““ „Was mich bis in die Seele hinein ärgert ‒ ‒ “ „„Herr Preiß ‒ ‒ ““ „Was meinen Zorn bis zu jauchzender Wuth steigert ‒ “ „„Herr Preiß ‒ ‒ ““ „Das ist, daß gar ein „Ouvrier“ einen Platz in dieser provisorischen Rotte Koran hat.“ „„Heiliger Gott!““ seufzte der Buchhalter. „Beschütze uns vor der blutrothen Fahne ‒ “ setzte der Herr Preiß hinzu und wiederum lag auf dem weiten Comptoire die ch auerlichste Stille. [Deutschland] Der 24. Juni. Die ganze Nacht war Paris militärisch besetzt. _ ‒ National-Versammlung in Permanenz. (Fortsetzung der gestrigen Sitzung nach 5 Uhr Abends.) Lacrosse, einer der Vizepräsidenten, besteigt um 51/2 Uhr in der Uniform eines Obersten der Bürgerwehr und mit der dreifarbigen Schärpe angethan, den Präsidentenstuhl und setzt die Sitzung mit der Erklärung fort, daß dem Präsidio noch keine weiteren Berichte zugegangen. Sechzig Glieder der Versammlung waren bekanntlich abgeschickt worden, um der kämpfenden Bürgerwehr und Linie anzuzeigen, daß Paris in Belagerungszustand versetzt sei und alle Exekutivgewalt dem General-Minister Cavaignac übergeben worden. Lacrosse bemerkt, daß wenige Glieder nicht zurückgekehrt seien. Er zeigt die Ankunft einer starken Abtheilung der Bürgerwehr aus Rouen an. Tavard meldet die Ankunft eines starken Hülfskorps aus Amiens. Die Sitzung wird bis 61/4 Uhr suspendirt. Der Präsident verspricht der Versammlung baldigen Sieg über die Insurrektion und ladet sie ein, sich bis 8 Uhr zurückzuziehen. Im Augenblick, wo dies geschieht, tritt Boulay, ein sehr gewichtiger Deputirte des Meurthe-Departements in den Saal und zeigt der Versammlung an, daß Pantheon und City von den Insurgenten geräumt

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 28. Köln, 28. Juni 1848, S. 0132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz028_1848/2>, abgerufen am 21.11.2024.