Neue Rheinische Zeitung. Nr. 59. Köln, 29. Juli 1848.[Spaltenumbruch] der Rückkehr des Kaisers beginnt eine raschere Entwickelung der noch übrigen Akte des Wiener Drama's. * Wien, 23. Juli. Der Sicherheitsausschuß hat in seiner heutigen Sitzung folgende Proklamation gegen die Excesse erlassen, deren sich die Nationalgarde am vorigen Donnerstag gegen den Demokratischen Verein schuldig gemacht hat. "Vorfälle sehr betrübender Art und freier Männer völlig unwürdig, haben am gestrigen Tage und Nachts darauf stattgefunden. Durch Böswillige und Unverständige wurde dabei die persönliche Freiheit, ja das Leben von Staatsbürgern bedroht, das heilige Hausrecht auf's Gröbste verletzt; zugleich fanden Angriffe gegen eine der größten Errungenschaften der Märztage, nämlich gegen das Associationsrecht statt. Leider wurde bei diesen Ereignissen der Ehrenrock unserer Nationalgarde nicht beachtet. Eine Kommission von Mitgliedern dieses Ausschusses wird die Spuren solcher gewaltthätiger Friedensstörungen zu verfolgen suchen, die nur zu gewiß durch jene Partei hervorgerufen wurden, welche unablässig unsere gewonnene Freiheit bedroht. An Euch aber theuere Mitbürger gehen die Bitten dieses Ausschusses ihn in seiner schweren Kommission zu unterstützen; Ruhe und Sicherheit während einer Zeit zu wahren, wo die Vertreter der Gesammtmonarchie versammelt sind, um unsere Zukunft zu berathen; bedenkt, daß jedes Vorkommen gewaltthätiger Selbstabhülfe nur von Böswilligen gewünschte Unruhen und Verwirrungen herbeiführen müssen, welche den Feinden der Freiheit zu statten kommen würden. Holland. 8 Maestricht, 25. Juli. Das holländische Gouvernement fängt an, wegen der Frankfurter Versammlung unruhig zu werden und hat bereits militärische Maßregeln getroffen, um sich gegen jede insurrektionelle Bewegung zu vertheidigen. Das Journal du Limbourg, welches mitgetheilt hatte, daß die Stadt in Belagerungszustand erklärt sei, widerruft dies heute und sucht die getroffenen Vertheidigungsmaßregeln in einem ganz friedlichen Sinne auseinanderzusetzen. Was man aber sagen und thun mag, so viel ist sicher, daß die Stimmung der ganzen Provinz Limburg dem holländischen Gouvernement seit langer Zeit feindlich ist und daß sie die erste Gelegenheit benutzen wird, um sich von Holland zu trennen. Es ist kein Zweifel mehr darüber, daß eine Trennung der Wunsch Aller ist, der Beamten ausgenommen. Wenn die Stadt daher jetzt nicht in Belagerungszustand gesetzt ist, so geschah es nur deswegen nicht, weil sie sich bereits darin befand. Seit der Revolution von 1830 blieben die Kanonen auf den Wällen aufgefahren und seit dem 24. Februar wurde die Zahl derselben noch vermehrt. Jedenfalls wäre es überflüssig, noch den Belagerungszustand eintreten zu lassen. Ein anderes Faktum, welches Ihnen eine genaue Idee der Aufregung der Gemüther geben wird, ist ein Beschluß der Behörde. Am Montag versammelte sich nämlich um 11 Uhr der Stadtrath, um zu überlegen, was unter den obwaltenden Umständen zu thun sei, und wie wir hören, hat man beschlossen, den König in einer Adresse darum anzugehen, die jetzige Vereinigung Limburgs mit Holland aufrecht erhalten zu wollen; für den Fall aber, daß das Gouvernement sich dem Beschluß der Frankfurter Versammlung unterwerfen sollte, die Forderung zu stellen, daß dann auch die Stadt Maestricht zugleich mit dem Rest der Provinz dem deutschen Bunde überlassen werde, damit das ganze Herzogthum nicht in verschiedene Theile zersprengt werde. Ungarn. Pesth, 20. Juli. Die Ungarn haben am 15. unter dem Kommando des F. M. L. Grafen Berchthold St. Thomas zusammengeschossen und die illyrische Garnison niedergehauen. St. Thomas wurde mit 36 Kanonen beschossen und die Illyrier hatten blos 5 elende Tschaikisten-Kanonen. Graf Berchthold soll unter den Todten sein. Nach der Einnahme von St. Thomas rückten die Maayaren gegen Szegedin vor und stießen hier auf 15-18,000 vereinigte Serbier und Illyrier. Hier kam es zum blutigen Kampfe und die Illyrier erkämpften den Sieg. Italien. * Mirandola, 18. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Florenz, 19. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. X Rom, 18. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 27 Neapel, 17. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Großbritannien. * London, 26. Juli. In der gestrigen Sitzung des Oberhauses wurde mehreren Eisenbahnbills und der Bill zur Suspension der Habeas-Corpus-Akte in Irland die königliche Sanktion ertheilt. ImUnterhausekam nach längeren Verhandlungen über Armengesetzdetails der deutsch-dänische Waffenstillstandzur Sprache. Herr D'Israeli erbat sich Auskunft über diese merkwürdige Unterhandlung. "Der Waffenstillstand, vom König von Dänemark unterzeichnet, wurde in Berlin ebenfalls vom König von Preußen ratifizirt. Darauf hat der preußische General Wrangel ihn zurückgewiesen. Hat Lord Palmerston uns über diese noch nie dagewesene Art der Diplomatie etwas mitzutheilen? Ist es eine Thatsache, daß der König von Preußen unter der gegenwärtigen neuen Konstitution Deutschlands (welche selbst der König von Preußen nicht zu verstehen scheint) unserer Regierung angezeigt hat, er habe keine Vollmacht den Waffenstillstand zu ratifiziren, daß er zu seinem Erstaunen gefunden hat, er sei seiner souveränen Attribute beraubt, und daß er in Folge dessen auch allen sonstigen diplomatischen Verkehr mit dem Hofe von St. James abzubrechen gedenkt?" Lord Palmerston geht des Breiteren auf die Geschichte des Waffenstillstandes ein. Der Waffenstillstand sei nicht formell ratifizirt, aber nach Berlin geschickt, und die von Preußen gemachten Aenderungen von Dänemark angenommen worden. Man habe nun erwarten können die Sache sei abgemacht. Da habe der General Wrangel neue Schwierigkeiten aus seiner Stellung zum deutschen Bunde erhoben. Doch sei nach heute Morgen eingegangenen Depeschen von Berlin alle Wahrscheinlichkeit da, daß auch diese Schwierigkeiten beseitigt würden. Hr. Urquhart interpellirte wegen der russischen Invasion in den Donauprovinzen. Lord Palmerston hatte noch keine positive Nachricht über den Einmarsch weder der Russen noch der Türken. Sollten die Russen aber wirklich eingerückt sein, so werde dies geschehen sein im Einverständniß mit dem Souverain dieser Länder, dem Sultan, und dies sei in Uebereinstimmung mit der specifischen Stellung die Rußland gegenüber der Türkei zu diesen Provinzen habe. Sir W. Molesworth brachte dann seine Motion wegen der Kolonialverwaltung ein. Die Debatte wurde auf 14 Tage vertagt und das Haus trennte sich nach 12 Uhr. Im Innern des Landes wurde die Ruhe weiter nicht mehr gestört. Das Gouvernement entfaltet überall seine Truppenmacht. - InCork wandte sich ein Hr. J. O'Connor an die betreffenden Beamten wegen eines Erlaubnißscheins zum Besitz von einer Flinte. Die anwesenden Konstables erhoben Einwand und der Chef des Burau's erklärte ihm, daß er ja, wie eben berichtet, Mitglied eines ungesetzlichen Klubs sei. Antwort: Ich bin Mitglied des Verbrecherklubs. Der Bureauchef: Nun dann muß ich Ihnen nach meinen Instruktionen die Erlaubniß verweigern. Der Ansuchende bemerkt: Ich besitze umfangreiche Gebäude und Grundstücke; wollen Sie mir gefälligst sagen, wie ich mein Eigenthum beschützen soll? Einer der Polizisten bemerkte: der Verbrecherklub wird Sie wohl beschützen. Der Vorige: Ich bin so würdig als Sie, Waffen zu tragen und zahle mehr Steuern als Sie. Half Alles nicht. Der Schein wurde verweigert. Da antwortete der Abgewiesene: Nun gut, so will ich Ihnen hiermit sagen, daß ich meine Waffen, die ich besitze, nicht ausliefere, sondern mit meinem Leben vertheidigen werde. Einem andern Bürger, Straßenbauunternehmer und Civilingenieur, der schon seit 35 Jahren Hausbesitzer in der Stadt ist, ging es ebenso. Der Beamte rersicherte laut, daß er für die ganze Stadt nur äußerst wenige Erlaubnißscheine geben könne. Das zeigt, daß in dieser Stadt desto mehr Repeaser sind. * Dublin, 25. Juli. Die Aufhebung der Habeas-Corpus-Akte fängt an ihre Wirkung zu zeigen. Die Klubs der Konföderirten haben sich nämlich gestern Abend aufgelöst. Ihr Führer O'Brien entfernte sich schon am vorigen Samstag; nach einer eben eingetroffenen Nachricht soll er indeß verhaftet sein. - Da die beiden Journale "Nation" und "Felon" bisher immer wieder mit sehr aufrührerischen Artikeln erschienen, welche aus dem Gefängniß von Newgate datirt waren und die Unterschrift der verhafteten Redakteure trugen, so hat die Gefängnißverwaltung sich ins Mittel gelegt, und den Verhafteten verboten, ferner derartige Sachen zu veröffentlichen. Französische Republik. 12 Paris, 26 Juli. O Jammer, o Schrecken: die Rente ist um 2 Prozent gefallen: sage zwei Prozent, ein Tag nach Abschluß der Anleihe! Wie hat das zugegangen? Ist plötzlich der Glaube an Rothschild oder an den Staat gesunken? Ist Cavaignac nicht mehr Diktator? Alles nicht! Die christliche Brüderlichkeit der Bourgevis ist von der brüderlichen Judenschaft des Rothschilds und Goudchaux geprellt worden. Ja, Rothschild und Goudchaux, und Goudchaux und Rothschild haben miteinander und durcheinander operirt. Als nach der Februarrevolution Herr Goudchaux zu Herrn Rothschild kam, und die Einbezahlung der mit Guizot abgeschlossenen 200 Millionen verlangte, weigerte Rothschild sich geradezu Geld zu schaffen. "Herr Rothschild, sagte Goudchaux, ich bin der Banquier des National." ""Ich kenne die Firma nicht."" "Herr Rothschild, der National ist jetzt die Republik, und ich bin deren Banquier." ""Ich kenne das Haus nicht!"" "Herr Rothschild, ich bin der Finanzminister der Republik; Sie haben mit dem frühern Staat ein Anlehen geschlossen, und Staat ist Staat." - ""Allerdings Staat ist Staat, aber Euer Staat steht noch nicht und der alte Staat hat gestanden."" - "Herr Rothschild, wenn Sie nicht zahlen, so werde ich ohne Sie fertig werden. Die neunzehn Millionen, die Sie bereits vom frühern Anlehn vorgeschossen haben, behalte ich in meiner Tasche, in der Tasche der Republik." ""Herr Goudchaux, die 19 Millionen, wenn sie in Ihrer Tasche sind, sind in guter Tasche, aber Sie werden nicht ohne mich fertig werden; Sie werden zu mir zurückkommen. Hören Sie, was ich Ihnen sage: Wir sind doch beide Bankiers, wir wollen doch beide was verdienen; hören Sie, brechen Sie mit dem National und wir wollen uns schon arrangiren!"" - "Was, ich soll mit dem National brechen? ich soll mit der Republik brechen, ich, der Finanzminister? die Republik ist reich, die Republik braucht Ihr Geld nicht - der Patriotismus und der Republikanismus sind bessere Bankiers als Sie. Adieu Herr Rothschild, Sie wissen, der Adel ist abgeschafft, man sagt nicht mehr Herr Baron!" Nun öffnete Herr Goudchaux die Bank und zahlte a porte ouverte, mit offner Thüre, in der Hoffnung, daß das Geld, was durch die eine Thüre herausging, durch die Thüre des Republikanismus wieder herein kommen würde! Eitle Hoffnung. Die Bank wurde leer; Goudchaux, der Finanzminister stürzte, aber Goudchaux, der Banquier des National, blieb - der Republikanismus brachte kein Geld ein; da kamen Garnier Pages und Duclerc, die wollten förmlichen Handel treiben zu Gunsten der Republik, um ihr auf diesem Wege Geld zu verschaffen. - Auch sie fielen! Inzwischen traten die neuen Wahlen in dem Departement der Seine ein. Die Reaktion hatte Fortschritte gemacht, und Herr Achille Fould durfte sich als Kandidat auf die Liste setzen. Es fehlte an Finanzleuten in der Kammer, und Herr Fould dachte: laßt mich erst Volksrepräsentant sein, so werde ich gewiß Finanzminister werden. Es war damals Mode, daß jeder Kandidat im Programm ein Glaubensbekenntniß an allen Straßen veröffentlichte. Hr. Fould schickte sein bogenlanges Glaubensbekenntniß, seinen detaillirten Finanzplan dem Siecle ein. "Herr Goudchaux", heißt es in diesem System, "Sie sind mein Freund; aber trotzdem sind Sie ein Ekel gewesen; Sie haben die Bank thorenweit geöffnet, und die Rothschild's haben Ihnen das Geld vor der Nase weggeholt. Sie wissen, in solchen Dingen bin ich aufrichtig; und in meiner Lage habe ich die Republik und meine Aktionäre lieber, als Herrn Rothschild mit den Seinigen. Ich bin vom linken Seineufer und er ist vom rechten! Warum haben Sie die Bank nicht fest zu gehalten!" Herr Fould wird nicht gewählt; er wurde weder Volksrepräsentant noch Minister; aber der National fiel auch, und die Republik war auch im Fallen! - Und Thiers erstand wie ein Phönix aus den rauchenden Trümmern der Juniereignisse.- Geld! Geld! Ein Königreich für ein Pferd, die Republik für Geld! Die Worte des weisen Nathan gingen in Erfüllung! Goudchaux gab den National auf, ging zu Rothschild zurück und wurde Finanzminister! Das Geschäft war schon privatim mit Rothschild abgeschlossen, noch ehe Goudchaux in die Kammer trat, und Rothschild hatte schon alle seine Papiere zu 77 losgeschlagen, noch ehe Goudchaux in der Kammer den Cours von 75 Fr. 25 Ct. angezeigt hatte! Rothschild hat mit einem Male seine 19 Millionen wieder bekommen, und Goudchaux der Finanzminister, ist der Banquier Rothschilds geworden. Nach diesem Coup mußte die Rente natürlich fallen. Die Debats von heute aber sagen: "Nein, daß die Renten gefallen sind, kommt daher, weil jeder Mann seine alten Papiere quitt sein wollte, um sich an dem neuen Darlehn zu betheiligen." Schöner Grund! Sind denn Renten nicht Renten und werde ich hingehn und Renten verkaufen, um an demselben Tage sie wieder einzukaufen, wenn ich gewiß weiß, daß sie immer mehr und mehr gesucht werden! Wenigstens haben die kleinern französischen Bourgeois etwas für ihren Verlust; nämlich 1) die Gründe des Debats; 2) das Bewußtsein, Rothschild und der Republik geholfen zu haben; 3) die Hoffnung, durch neue Spekulation ihren Verlust ersetzen zu können, seitdem der Agiotage ein so schönes Feld geöffnet ist. Neben der Rente der Prozeß; das sind die beiden wichtigsten Dinge in Paris, und das sind auch die Hauptpunkte, die vom Journale Rothschild's besprochen werden. 150 Insurgenten sind mit einem Male wieder in der Ban Lieu verhaftet worden, und man wüthet gegen die Gastfreundlichkeit der Wirthe, die ihnen in Batignoles, Clichy u. s. w. Asyl gegeben haben. Aus dem Hospitale werden Frauen geholt, um in die Festung gesteckt zu werden. Solches geschah mit einer Grisette, Namens Mirbey, die beschuldigt ist ihre rothe Shawle hergegeben zu haben, um als Fahne in einer Barrikade aufgesteckt zu werden. Ueber 120 Grisetten gehören zur ersten Kategorie der Angeklagten: das heißt, werden vor ein Kriegsgericht gestellt werden! Dies muß wohl auch der Grund sein, warum in einem besondern Artikel über die Klubs es ausdrücklich untersagt ist, Weiber zuzulassen. Flocon trat zu Gunsten der Frauen auf; aber der Generalprokurator Dupin, der das Amendement gestellt: die Weiber können nicht Mitglieder eines Klubs sein, verschaffte der "Moral" die Ober- [Spaltenumbruch] der Rückkehr des Kaisers beginnt eine raschere Entwickelung der noch übrigen Akte des Wiener Drama's. * Wien, 23. Juli. Der Sicherheitsausschuß hat in seiner heutigen Sitzung folgende Proklamation gegen die Excesse erlassen, deren sich die Nationalgarde am vorigen Donnerstag gegen den Demokratischen Verein schuldig gemacht hat. „Vorfälle sehr betrübender Art und freier Männer völlig unwürdig, haben am gestrigen Tage und Nachts darauf stattgefunden. Durch Böswillige und Unverständige wurde dabei die persönliche Freiheit, ja das Leben von Staatsbürgern bedroht, das heilige Hausrecht auf's Gröbste verletzt; zugleich fanden Angriffe gegen eine der größten Errungenschaften der Märztage, nämlich gegen das Associationsrecht statt. Leider wurde bei diesen Ereignissen der Ehrenrock unserer Nationalgarde nicht beachtet. Eine Kommission von Mitgliedern dieses Ausschusses wird die Spuren solcher gewaltthätiger Friedensstörungen zu verfolgen suchen, die nur zu gewiß durch jene Partei hervorgerufen wurden, welche unablässig unsere gewonnene Freiheit bedroht. An Euch aber theuere Mitbürger gehen die Bitten dieses Ausschusses ihn in seiner schweren Kommission zu unterstützen; Ruhe und Sicherheit während einer Zeit zu wahren, wo die Vertreter der Gesammtmonarchie versammelt sind, um unsere Zukunft zu berathen; bedenkt, daß jedes Vorkommen gewaltthätiger Selbstabhülfe nur von Böswilligen gewünschte Unruhen und Verwirrungen herbeiführen müssen, welche den Feinden der Freiheit zu statten kommen würden. Holland. 8 Maestricht, 25. Juli. Das holländische Gouvernement fängt an, wegen der Frankfurter Versammlung unruhig zu werden und hat bereits militärische Maßregeln getroffen, um sich gegen jede insurrektionelle Bewegung zu vertheidigen. Das Journal du Limbourg, welches mitgetheilt hatte, daß die Stadt in Belagerungszustand erklärt sei, widerruft dies heute und sucht die getroffenen Vertheidigungsmaßregeln in einem ganz friedlichen Sinne auseinanderzusetzen. Was man aber sagen und thun mag, so viel ist sicher, daß die Stimmung der ganzen Provinz Limburg dem holländischen Gouvernement seit langer Zeit feindlich ist und daß sie die erste Gelegenheit benutzen wird, um sich von Holland zu trennen. Es ist kein Zweifel mehr darüber, daß eine Trennung der Wunsch Aller ist, der Beamten ausgenommen. Wenn die Stadt daher jetzt nicht in Belagerungszustand gesetzt ist, so geschah es nur deswegen nicht, weil sie sich bereits darin befand. Seit der Revolution von 1830 blieben die Kanonen auf den Wällen aufgefahren und seit dem 24. Februar wurde die Zahl derselben noch vermehrt. Jedenfalls wäre es überflüssig, noch den Belagerungszustand eintreten zu lassen. Ein anderes Faktum, welches Ihnen eine genaue Idee der Aufregung der Gemüther geben wird, ist ein Beschluß der Behörde. Am Montag versammelte sich nämlich um 11 Uhr der Stadtrath, um zu überlegen, was unter den obwaltenden Umständen zu thun sei, und wie wir hören, hat man beschlossen, den König in einer Adresse darum anzugehen, die jetzige Vereinigung Limburgs mit Holland aufrecht erhalten zu wollen; für den Fall aber, daß das Gouvernement sich dem Beschluß der Frankfurter Versammlung unterwerfen sollte, die Forderung zu stellen, daß dann auch die Stadt Maestricht zugleich mit dem Rest der Provinz dem deutschen Bunde überlassen werde, damit das ganze Herzogthum nicht in verschiedene Theile zersprengt werde. Ungarn. Pesth, 20. Juli. Die Ungarn haben am 15. unter dem Kommando des F. M. L. Grafen Berchthold St. Thomas zusammengeschossen und die illyrische Garnison niedergehauen. St. Thomas wurde mit 36 Kanonen beschossen und die Illyrier hatten blos 5 elende Tschaikisten-Kanonen. Graf Berchthold soll unter den Todten sein. Nach der Einnahme von St. Thomas rückten die Maayaren gegen Szegedin vor und stießen hier auf 15-18,000 vereinigte Serbier und Illyrier. Hier kam es zum blutigen Kampfe und die Illyrier erkämpften den Sieg. Italien. * Mirandola, 18. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. * Florenz, 19. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. X Rom, 18. Juli. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. 27 Neapel, 17. Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden. Großbritannien. * London, 26. Juli. In der gestrigen Sitzung des Oberhauses wurde mehreren Eisenbahnbills und der Bill zur Suspension der Habeas-Corpus-Akte in Irland die königliche Sanktion ertheilt. ImUnterhausekam nach längeren Verhandlungen über Armengesetzdetails der deutsch-dänische Waffenstillstandzur Sprache. Herr D'Israeli erbat sich Auskunft über diese merkwürdige Unterhandlung. „Der Waffenstillstand, vom König von Dänemark unterzeichnet, wurde in Berlin ebenfalls vom König von Preußen ratifizirt. Darauf hat der preußische General Wrangel ihn zurückgewiesen. Hat Lord Palmerston uns über diese noch nie dagewesene Art der Diplomatie etwas mitzutheilen? Ist es eine Thatsache, daß der König von Preußen unter der gegenwärtigen neuen Konstitution Deutschlands (welche selbst der König von Preußen nicht zu verstehen scheint) unserer Regierung angezeigt hat, er habe keine Vollmacht den Waffenstillstand zu ratifiziren, daß er zu seinem Erstaunen gefunden hat, er sei seiner souveränen Attribute beraubt, und daß er in Folge dessen auch allen sonstigen diplomatischen Verkehr mit dem Hofe von St. James abzubrechen gedenkt?“ Lord Palmerston geht des Breiteren auf die Geschichte des Waffenstillstandes ein. Der Waffenstillstand sei nicht formell ratifizirt, aber nach Berlin geschickt, und die von Preußen gemachten Aenderungen von Dänemark angenommen worden. Man habe nun erwarten können die Sache sei abgemacht. Da habe der General Wrangel neue Schwierigkeiten aus seiner Stellung zum deutschen Bunde erhoben. Doch sei nach heute Morgen eingegangenen Depeschen von Berlin alle Wahrscheinlichkeit da, daß auch diese Schwierigkeiten beseitigt würden. Hr. Urquhart interpellirte wegen der russischen Invasion in den Donauprovinzen. Lord Palmerston hatte noch keine positive Nachricht über den Einmarsch weder der Russen noch der Türken. Sollten die Russen aber wirklich eingerückt sein, so werde dies geschehen sein im Einverständniß mit dem Souverain dieser Länder, dem Sultan, und dies sei in Uebereinstimmung mit der specifischen Stellung die Rußland gegenüber der Türkei zu diesen Provinzen habe. Sir W. Molesworth brachte dann seine Motion wegen der Kolonialverwaltung ein. Die Debatte wurde auf 14 Tage vertagt und das Haus trennte sich nach 12 Uhr. Im Innern des Landes wurde die Ruhe weiter nicht mehr gestört. Das Gouvernement entfaltet überall seine Truppenmacht. ‒ InCork wandte sich ein Hr. J. O'Connor an die betreffenden Beamten wegen eines Erlaubnißscheins zum Besitz von einer Flinte. Die anwesenden Konstables erhoben Einwand und der Chef des Burau's erklärte ihm, daß er ja, wie eben berichtet, Mitglied eines ungesetzlichen Klubs sei. Antwort: Ich bin Mitglied des Verbrecherklubs. Der Bureauchef: Nun dann muß ich Ihnen nach meinen Instruktionen die Erlaubniß verweigern. Der Ansuchende bemerkt: Ich besitze umfangreiche Gebäude und Grundstücke; wollen Sie mir gefälligst sagen, wie ich mein Eigenthum beschützen soll? Einer der Polizisten bemerkte: der Verbrecherklub wird Sie wohl beschützen. Der Vorige: Ich bin so würdig als Sie, Waffen zu tragen und zahle mehr Steuern als Sie. Half Alles nicht. Der Schein wurde verweigert. Da antwortete der Abgewiesene: Nun gut, so will ich Ihnen hiermit sagen, daß ich meine Waffen, die ich besitze, nicht ausliefere, sondern mit meinem Leben vertheidigen werde. Einem andern Bürger, Straßenbauunternehmer und Civilingenieur, der schon seit 35 Jahren Hausbesitzer in der Stadt ist, ging es ebenso. Der Beamte rersicherte laut, daß er für die ganze Stadt nur äußerst wenige Erlaubnißscheine geben könne. Das zeigt, daß in dieser Stadt desto mehr Repeaser sind. * Dublin, 25. Juli. Die Aufhebung der Habeas-Corpus-Akte fängt an ihre Wirkung zu zeigen. Die Klubs der Konföderirten haben sich nämlich gestern Abend aufgelöst. Ihr Führer O'Brien entfernte sich schon am vorigen Samstag; nach einer eben eingetroffenen Nachricht soll er indeß verhaftet sein. ‒ Da die beiden Journale „Nation“ und „Felon“ bisher immer wieder mit sehr aufrührerischen Artikeln erschienen, welche aus dem Gefängniß von Newgate datirt waren und die Unterschrift der verhafteten Redakteure trugen, so hat die Gefängnißverwaltung sich ins Mittel gelegt, und den Verhafteten verboten, ferner derartige Sachen zu veröffentlichen. Französische Republik. 12 Paris, 26 Juli. O Jammer, o Schrecken: die Rente ist um 2 Prozent gefallen: sage zwei Prozent, ein Tag nach Abschluß der Anleihe! Wie hat das zugegangen? Ist plötzlich der Glaube an Rothschild oder an den Staat gesunken? Ist Cavaignac nicht mehr Diktator? Alles nicht! Die christliche Brüderlichkeit der Bourgevis ist von der brüderlichen Judenschaft des Rothschilds und Goudchaux geprellt worden. Ja, Rothschild und Goudchaux, und Goudchaux und Rothschild haben miteinander und durcheinander operirt. Als nach der Februarrevolution Herr Goudchaux zu Herrn Rothschild kam, und die Einbezahlung der mit Guizot abgeschlossenen 200 Millionen verlangte, weigerte Rothschild sich geradezu Geld zu schaffen. „Herr Rothschild, sagte Goudchaux, ich bin der Banquier des National.“ „„Ich kenne die Firma nicht.““ „Herr Rothschild, der National ist jetzt die Republik, und ich bin deren Banquier.“ „„Ich kenne das Haus nicht!““ „Herr Rothschild, ich bin der Finanzminister der Republik; Sie haben mit dem frühern Staat ein Anlehen geschlossen, und Staat ist Staat.“ ‒ „„Allerdings Staat ist Staat, aber Euer Staat steht noch nicht und der alte Staat hat gestanden.““ ‒ „Herr Rothschild, wenn Sie nicht zahlen, so werde ich ohne Sie fertig werden. Die neunzehn Millionen, die Sie bereits vom frühern Anlehn vorgeschossen haben, behalte ich in meiner Tasche, in der Tasche der Republik.“ „„Herr Goudchaux, die 19 Millionen, wenn sie in Ihrer Tasche sind, sind in guter Tasche, aber Sie werden nicht ohne mich fertig werden; Sie werden zu mir zurückkommen. Hören Sie, was ich Ihnen sage: Wir sind doch beide Bankiers, wir wollen doch beide was verdienen; hören Sie, brechen Sie mit dem National und wir wollen uns schon arrangiren!““ ‒ „Was, ich soll mit dem National brechen? ich soll mit der Republik brechen, ich, der Finanzminister? die Republik ist reich, die Republik braucht Ihr Geld nicht ‒ der Patriotismus und der Republikanismus sind bessere Bankiers als Sie. Adieu Herr Rothschild, Sie wissen, der Adel ist abgeschafft, man sagt nicht mehr Herr Baron!“ Nun öffnete Herr Goudchaux die Bank und zahlte à porte ouverte, mit offner Thüre, in der Hoffnung, daß das Geld, was durch die eine Thüre herausging, durch die Thüre des Republikanismus wieder herein kommen würde! Eitle Hoffnung. Die Bank wurde leer; Goudchaux, der Finanzminister stürzte, aber Goudchaux, der Banquier des National, blieb ‒ der Republikanismus brachte kein Geld ein; da kamen Garnier Pagés und Duclerc, die wollten förmlichen Handel treiben zu Gunsten der Republik, um ihr auf diesem Wege Geld zu verschaffen. ‒ Auch sie fielen! Inzwischen traten die neuen Wahlen in dem Departement der Seine ein. Die Reaktion hatte Fortschritte gemacht, und Herr Achillé Fould durfte sich als Kandidat auf die Liste setzen. Es fehlte an Finanzleuten in der Kammer, und Herr Fould dachte: laßt mich erst Volksrepräsentant sein, so werde ich gewiß Finanzminister werden. Es war damals Mode, daß jeder Kandidat im Programm ein Glaubensbekenntniß an allen Straßen veröffentlichte. Hr. Fould schickte sein bogenlanges Glaubensbekenntniß, seinen detaillirten Finanzplan dem Siécle ein. „Herr Goudchaux“, heißt es in diesem System, „Sie sind mein Freund; aber trotzdem sind Sie ein Ekel gewesen; Sie haben die Bank thorenweit geöffnet, und die Rothschild's haben Ihnen das Geld vor der Nase weggeholt. Sie wissen, in solchen Dingen bin ich aufrichtig; und in meiner Lage habe ich die Republik und meine Aktionäre lieber, als Herrn Rothschild mit den Seinigen. Ich bin vom linken Seineufer und er ist vom rechten! Warum haben Sie die Bank nicht fest zu gehalten!“ Herr Fould wird nicht gewählt; er wurde weder Volksrepräsentant noch Minister; aber der National fiel auch, und die Republik war auch im Fallen! ‒ Und Thiers erstand wie ein Phönix aus den rauchenden Trümmern der Juniereignisse.‒ Geld! Geld! Ein Königreich für ein Pferd, die Republik für Geld! Die Worte des weisen Nathan gingen in Erfüllung! Goudchaux gab den National auf, ging zu Rothschild zurück und wurde Finanzminister! Das Geschäft war schon privatim mit Rothschild abgeschlossen, noch ehe Goudchaux in die Kammer trat, und Rothschild hatte schon alle seine Papiere zu 77 losgeschlagen, noch ehe Goudchaux in der Kammer den Cours von 75 Fr. 25 Ct. angezeigt hatte! Rothschild hat mit einem Male seine 19 Millionen wieder bekommen, und Goudchaux der Finanzminister, ist der Banquier Rothschilds geworden. Nach diesem Coup mußte die Rente natürlich fallen. Die Debats von heute aber sagen: „Nein, daß die Renten gefallen sind, kommt daher, weil jeder Mann seine alten Papiere quitt sein wollte, um sich an dem neuen Darlehn zu betheiligen.“ Schöner Grund! Sind denn Renten nicht Renten und werde ich hingehn und Renten verkaufen, um an demselben Tage sie wieder einzukaufen, wenn ich gewiß weiß, daß sie immer mehr und mehr gesucht werden! Wenigstens haben die kleinern französischen Bourgeois etwas für ihren Verlust; nämlich 1) die Gründe des Debats; 2) das Bewußtsein, Rothschild und der Republik geholfen zu haben; 3) die Hoffnung, durch neue Spekulation ihren Verlust ersetzen zu können, seitdem der Agiotage ein so schönes Feld geöffnet ist. Neben der Rente der Prozeß; das sind die beiden wichtigsten Dinge in Paris, und das sind auch die Hauptpunkte, die vom Journale Rothschild's besprochen werden. 150 Insurgenten sind mit einem Male wieder in der Ban Lieu verhaftet worden, und man wüthet gegen die Gastfreundlichkeit der Wirthe, die ihnen in Batignoles, Clichy u. s. w. Asyl gegeben haben. Aus dem Hospitale werden Frauen geholt, um in die Festung gesteckt zu werden. Solches geschah mit einer Grisette, Namens Mirbey, die beschuldigt ist ihre rothe Shawle hergegeben zu haben, um als Fahne in einer Barrikade aufgesteckt zu werden. Ueber 120 Grisetten gehören zur ersten Kategorie der Angeklagten: das heißt, werden vor ein Kriegsgericht gestellt werden! Dies muß wohl auch der Grund sein, warum in einem besondern Artikel über die Klubs es ausdrücklich untersagt ist, Weiber zuzulassen. Flocon trat zu Gunsten der Frauen auf; aber der Generalprokurator Dupin, der das Amendement gestellt: die Weiber können nicht Mitglieder eines Klubs sein, verschaffte der „Moral“ die Ober- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="ar059_015" type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="0295"/><cb n="1"/> der Rückkehr des Kaisers beginnt eine raschere Entwickelung der noch übrigen Akte des Wiener Drama's.</p> </div> <div xml:id="ar059_016" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 23. 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Leider wurde bei diesen Ereignissen der Ehrenrock unserer Nationalgarde nicht beachtet.</p> <p>Eine Kommission von Mitgliedern dieses Ausschusses wird die Spuren solcher gewaltthätiger Friedensstörungen zu verfolgen suchen, die nur zu gewiß durch jene Partei hervorgerufen wurden, welche unablässig unsere gewonnene Freiheit bedroht.</p> <p>An Euch aber theuere Mitbürger gehen die Bitten dieses Ausschusses ihn in seiner schweren Kommission zu unterstützen; Ruhe und Sicherheit während einer Zeit zu wahren, wo die Vertreter der Gesammtmonarchie versammelt sind, um unsere Zukunft zu berathen; bedenkt, daß jedes Vorkommen gewaltthätiger Selbstabhülfe nur von Böswilligen gewünschte Unruhen und Verwirrungen herbeiführen müssen, welche den Feinden der Freiheit zu statten kommen würden.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Holland.</head> <div xml:id="ar059_017" type="jArticle"> <head><bibl><author>8</author></bibl> Maestricht, 25. 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Seit der Revolution von 1830 blieben die Kanonen auf den Wällen aufgefahren und seit dem 24. Februar wurde die Zahl derselben noch vermehrt. Jedenfalls wäre es überflüssig, noch den Belagerungszustand eintreten zu lassen.</p> <p>Ein anderes Faktum, welches Ihnen eine genaue Idee der Aufregung der Gemüther geben wird, ist ein Beschluß der Behörde.</p> <p>Am Montag versammelte sich nämlich um 11 Uhr der Stadtrath, um zu überlegen, was unter den obwaltenden Umständen zu thun sei, und wie wir hören, hat man beschlossen, den König in einer Adresse darum anzugehen, die jetzige Vereinigung Limburgs mit Holland aufrecht erhalten zu wollen; für den Fall aber, daß das Gouvernement sich dem Beschluß der Frankfurter Versammlung unterwerfen sollte, die Forderung zu stellen, daß dann auch die Stadt Maestricht zugleich mit dem Rest der Provinz dem deutschen Bunde überlassen werde, damit das ganze Herzogthum nicht in verschiedene Theile zersprengt werde.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Ungarn.</head> <div xml:id="ar059_018" type="jArticle"> <head>Pesth, 20. Juli.</head> <p>Die Ungarn haben am 15. unter dem Kommando des F. M. L. Grafen Berchthold St. Thomas zusammengeschossen und die illyrische Garnison niedergehauen. St. Thomas wurde mit 36 Kanonen beschossen und die Illyrier hatten blos 5 elende Tschaikisten-Kanonen. Graf Berchthold soll unter den Todten sein. Nach der Einnahme von St. Thomas rückten die Maayaren gegen Szegedin vor und stießen hier auf 15-18,000 vereinigte Serbier und Illyrier. Hier kam es zum blutigen Kampfe und die Illyrier erkämpften den Sieg.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Italien.</head> <div xml:id="ar059_019_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 29. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 432.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Mirandola, 18. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar059_020_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 29. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 432.</bibl> </note> <head><bibl><author>*</author></bibl> Florenz, 19. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar059_021_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 29. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 432.</bibl> </note> <head><bibl><author>X</author></bibl> Rom, 18. Juli.</head> <gap reason="copyright"/> </div> <div xml:id="ar059_022_c" type="jArticle"> <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Italien. 29. Juli 1848. In: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi> I/7. S. 432.</bibl> </note> <head><bibl><author>27</author></bibl> Neapel, 17.</head> <gap reason="copyright"/> </div> </div> <div n="1"> <head>Großbritannien.</head> <div xml:id="ar059_023" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> London, 26. Juli.</head> <p>In der gestrigen Sitzung des <hi rendition="#g">Oberhauses</hi> wurde mehreren Eisenbahnbills und der Bill zur Suspension der Habeas-Corpus-Akte in Irland die königliche Sanktion ertheilt.</p> <p>Im<hi rendition="#g">Unterhause</hi>kam nach längeren Verhandlungen über Armengesetzdetails <hi rendition="#g">der deutsch-dänische Waffenstillstand</hi>zur Sprache. Herr D'Israeli erbat sich Auskunft über diese merkwürdige Unterhandlung. „Der Waffenstillstand, vom König von Dänemark unterzeichnet, wurde in Berlin ebenfalls vom König von Preußen ratifizirt. Darauf hat der preußische General Wrangel ihn zurückgewiesen. Hat Lord Palmerston uns über diese noch nie dagewesene Art der Diplomatie etwas mitzutheilen? Ist es eine Thatsache, daß der König von Preußen unter der gegenwärtigen neuen Konstitution Deutschlands (welche selbst der König von Preußen nicht zu verstehen scheint) unserer Regierung angezeigt hat, er habe keine Vollmacht den Waffenstillstand zu ratifiziren, daß er zu seinem Erstaunen gefunden hat, er sei seiner souveränen Attribute beraubt, und daß er in Folge dessen auch allen sonstigen diplomatischen Verkehr mit dem Hofe von St. James abzubrechen gedenkt?“</p> <p>Lord <hi rendition="#g">Palmerston</hi> geht des Breiteren auf die Geschichte des Waffenstillstandes ein. Der Waffenstillstand sei nicht formell ratifizirt, aber nach Berlin geschickt, und die von Preußen gemachten Aenderungen von Dänemark angenommen worden. Man habe nun erwarten können die Sache sei abgemacht. Da habe der General Wrangel neue Schwierigkeiten aus seiner Stellung zum deutschen Bunde erhoben. Doch sei nach heute Morgen eingegangenen Depeschen von Berlin alle Wahrscheinlichkeit da, daß auch diese Schwierigkeiten beseitigt würden.</p> <p>Hr. <hi rendition="#g">Urquhart</hi> interpellirte wegen der russischen Invasion in den Donauprovinzen.</p> <p>Lord <hi rendition="#g">Palmerston</hi> hatte noch keine positive Nachricht über den Einmarsch weder der Russen noch der Türken. Sollten die Russen aber wirklich eingerückt sein, so werde dies geschehen sein im Einverständniß mit dem Souverain dieser Länder, dem Sultan, und dies sei in Uebereinstimmung mit der specifischen Stellung die Rußland gegenüber der Türkei zu diesen Provinzen habe.</p> <p>Sir W. Molesworth brachte dann seine Motion wegen der Kolonialverwaltung ein. Die Debatte wurde auf 14 Tage vertagt und das Haus trennte sich nach 12 Uhr.</p> <p>Im Innern des Landes wurde die Ruhe weiter nicht mehr gestört. Das Gouvernement entfaltet überall seine Truppenmacht.</p> <p>‒ InCork wandte sich ein Hr. J. O'Connor an die betreffenden Beamten wegen eines Erlaubnißscheins zum Besitz von einer Flinte. Die anwesenden Konstables erhoben Einwand und der Chef des Burau's erklärte ihm, daß er ja, wie eben berichtet, Mitglied eines ungesetzlichen Klubs sei. Antwort: Ich bin Mitglied des Verbrecherklubs. Der Bureauchef: Nun dann muß ich Ihnen nach meinen Instruktionen die Erlaubniß verweigern. Der Ansuchende bemerkt: Ich besitze umfangreiche Gebäude und Grundstücke; wollen Sie mir gefälligst sagen, wie ich mein Eigenthum beschützen soll? Einer der Polizisten bemerkte: der Verbrecherklub wird Sie wohl beschützen. Der Vorige: Ich bin so würdig als Sie, Waffen zu tragen und zahle mehr Steuern als Sie. Half Alles nicht. Der Schein wurde verweigert. Da antwortete der Abgewiesene: Nun gut, so will ich Ihnen hiermit sagen, daß ich meine Waffen, die ich besitze, nicht ausliefere, sondern mit meinem Leben vertheidigen werde. Einem andern Bürger, Straßenbauunternehmer und Civilingenieur, der schon seit 35 Jahren Hausbesitzer in der Stadt ist, ging es ebenso. Der Beamte rersicherte laut, daß er für die ganze Stadt nur äußerst wenige Erlaubnißscheine geben könne. Das zeigt, daß in dieser Stadt desto mehr Repeaser sind.</p> </div> <div xml:id="ar059_024" type="jArticle"> <head><bibl><author>*</author></bibl> Dublin, 25. Juli.</head> <p>Die Aufhebung der Habeas-Corpus-Akte fängt an ihre Wirkung zu zeigen. Die Klubs der Konföderirten haben sich nämlich gestern Abend aufgelöst. Ihr Führer O'Brien entfernte sich schon am vorigen Samstag; nach einer eben eingetroffenen Nachricht soll er indeß verhaftet sein. ‒ Da die beiden Journale „Nation“ und „Felon“ bisher immer wieder mit sehr aufrührerischen Artikeln erschienen, welche aus dem Gefängniß von Newgate datirt waren und die Unterschrift der verhafteten Redakteure trugen, so hat die Gefängnißverwaltung sich ins Mittel gelegt, und den Verhafteten verboten, ferner derartige Sachen zu veröffentlichen.</p> </div> </div> <div n="1"> <head>Französische Republik.</head> <div xml:id="ar059_025" type="jArticle"> <head><bibl><author>12</author></bibl> Paris, 26 Juli.</head> <p>O Jammer, o Schrecken: die Rente ist um 2 Prozent gefallen: sage zwei Prozent, ein Tag nach Abschluß der Anleihe! Wie hat das zugegangen? Ist plötzlich der Glaube an Rothschild oder an den Staat gesunken? Ist Cavaignac nicht mehr Diktator? Alles nicht! Die christliche Brüderlichkeit der Bourgevis ist von der brüderlichen Judenschaft des Rothschilds und Goudchaux geprellt worden. Ja, Rothschild und Goudchaux, und Goudchaux und Rothschild haben miteinander und durcheinander operirt. Als nach der Februarrevolution Herr Goudchaux zu Herrn Rothschild kam, und die Einbezahlung der mit Guizot abgeschlossenen 200 Millionen verlangte, weigerte Rothschild sich geradezu Geld zu schaffen. „Herr Rothschild, sagte Goudchaux, ich bin der Banquier des National.“ „„Ich kenne die Firma nicht.““ „Herr Rothschild, der National ist jetzt die Republik, und ich bin deren Banquier.“ „„Ich kenne das Haus nicht!““ „Herr Rothschild, ich bin der Finanzminister der Republik; Sie haben mit dem frühern Staat ein Anlehen geschlossen, und Staat ist Staat.“ ‒</p> <p>„„Allerdings Staat ist Staat, aber Euer Staat steht noch nicht und der alte Staat hat gestanden.““ ‒ „Herr Rothschild, wenn Sie nicht zahlen, so werde ich ohne Sie fertig werden. Die neunzehn Millionen, die Sie bereits vom frühern Anlehn vorgeschossen haben, behalte ich in meiner Tasche, in der Tasche der Republik.“ „„Herr Goudchaux, die 19 Millionen, wenn sie in Ihrer Tasche sind, sind in guter Tasche, aber Sie werden nicht ohne mich fertig werden; Sie werden zu mir zurückkommen. Hören Sie, was ich Ihnen sage: Wir sind doch beide Bankiers, wir wollen doch beide was verdienen; hören Sie, brechen Sie mit dem National und wir wollen uns schon arrangiren!““ ‒ „Was, ich soll mit dem National brechen? ich soll mit der Republik brechen, ich, der Finanzminister? die Republik ist reich, die Republik braucht Ihr Geld nicht ‒ der Patriotismus und der Republikanismus sind bessere Bankiers als Sie. Adieu Herr Rothschild, Sie wissen, der Adel ist abgeschafft, man sagt nicht mehr Herr Baron!“</p> <p>Nun öffnete Herr Goudchaux die Bank und zahlte à porte ouverte, mit offner Thüre, in der Hoffnung, daß das Geld, was durch die eine Thüre herausging, durch die Thüre des Republikanismus wieder herein kommen würde! Eitle Hoffnung. Die Bank wurde leer; Goudchaux, der Finanzminister stürzte, aber Goudchaux, der Banquier des National, blieb ‒ der Republikanismus brachte kein Geld ein; da kamen Garnier Pagés und Duclerc, die wollten förmlichen Handel treiben zu Gunsten der Republik, um ihr auf diesem Wege Geld zu verschaffen. ‒ Auch sie fielen! Inzwischen traten die neuen Wahlen in dem Departement der Seine ein. Die Reaktion hatte Fortschritte gemacht, und Herr Achillé Fould durfte sich als Kandidat auf die Liste setzen. Es fehlte an Finanzleuten in der Kammer, und Herr Fould dachte: laßt mich erst Volksrepräsentant sein, so werde ich gewiß Finanzminister werden. Es war damals Mode, daß jeder Kandidat im Programm ein Glaubensbekenntniß an allen Straßen veröffentlichte. Hr. Fould schickte sein bogenlanges Glaubensbekenntniß, seinen detaillirten Finanzplan dem Siécle ein. „Herr Goudchaux“, heißt es in diesem System, „Sie sind mein Freund; aber trotzdem sind Sie ein Ekel gewesen; Sie haben die Bank thorenweit geöffnet, und die Rothschild's haben Ihnen das Geld vor der Nase weggeholt. Sie wissen, in solchen Dingen bin ich aufrichtig; und in meiner Lage habe ich die Republik und meine Aktionäre lieber, als Herrn Rothschild mit den Seinigen. Ich bin vom linken Seineufer und er ist vom rechten! Warum haben Sie die Bank nicht fest zu gehalten!“</p> <p>Herr Fould wird nicht gewählt; er wurde weder Volksrepräsentant noch Minister; aber der National fiel auch, und die Republik war auch im Fallen! ‒ Und Thiers erstand wie ein Phönix aus den rauchenden Trümmern der Juniereignisse.‒ Geld! Geld! Ein Königreich für ein Pferd, die Republik für Geld! Die Worte des weisen Nathan gingen in Erfüllung! Goudchaux gab den National auf, ging zu Rothschild zurück und wurde Finanzminister! Das Geschäft war schon privatim mit Rothschild abgeschlossen, noch ehe Goudchaux in die Kammer trat, und Rothschild hatte schon alle seine Papiere zu 77 losgeschlagen, noch ehe Goudchaux in der Kammer den Cours von 75 Fr. 25 Ct. angezeigt hatte! Rothschild hat mit einem Male seine 19 Millionen wieder bekommen, und Goudchaux der Finanzminister, ist der Banquier Rothschilds geworden. Nach diesem Coup mußte die Rente natürlich fallen. Die Debats von heute aber sagen: „Nein, daß die Renten gefallen sind, kommt daher, weil jeder Mann seine alten Papiere quitt sein wollte, um sich an dem neuen Darlehn zu betheiligen.“ Schöner Grund! Sind denn Renten nicht Renten und werde ich hingehn und Renten verkaufen, um an demselben Tage sie wieder einzukaufen, wenn ich gewiß weiß, daß sie immer mehr und mehr gesucht werden! Wenigstens haben die kleinern französischen Bourgeois etwas für ihren Verlust; nämlich 1) die Gründe des Debats; 2) das Bewußtsein, Rothschild und der Republik geholfen zu haben; 3) die Hoffnung, durch neue Spekulation ihren Verlust ersetzen zu können, seitdem der Agiotage ein so schönes Feld geöffnet ist.</p> <p>Neben der Rente der Prozeß; das sind die beiden wichtigsten Dinge in Paris, und das sind auch die Hauptpunkte, die vom Journale Rothschild's besprochen werden. 150 Insurgenten sind mit einem Male wieder in der Ban Lieu verhaftet worden, und man wüthet gegen die Gastfreundlichkeit der Wirthe, die ihnen in Batignoles, Clichy u. s. w. Asyl gegeben haben. Aus dem Hospitale werden Frauen geholt, um in die Festung gesteckt zu werden. Solches geschah mit einer Grisette, Namens Mirbey, die beschuldigt ist ihre rothe Shawle hergegeben zu haben, um als Fahne in einer Barrikade aufgesteckt zu werden. Ueber 120 Grisetten gehören zur ersten Kategorie der Angeklagten: das heißt, werden vor ein Kriegsgericht gestellt werden! Dies muß wohl auch der Grund sein, warum in einem besondern Artikel über die Klubs es ausdrücklich untersagt ist, Weiber zuzulassen. Flocon trat zu Gunsten der Frauen auf; aber der Generalprokurator Dupin, der das Amendement gestellt: die Weiber können nicht Mitglieder eines Klubs sein, verschaffte der „Moral“ die Ober- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0295/0003]
der Rückkehr des Kaisers beginnt eine raschere Entwickelung der noch übrigen Akte des Wiener Drama's.
* Wien, 23. Juli. Der Sicherheitsausschuß hat in seiner heutigen Sitzung folgende Proklamation gegen die Excesse erlassen, deren sich die Nationalgarde am vorigen Donnerstag gegen den Demokratischen Verein schuldig gemacht hat.
„Vorfälle sehr betrübender Art und freier Männer völlig unwürdig, haben am gestrigen Tage und Nachts darauf stattgefunden. Durch Böswillige und Unverständige wurde dabei die persönliche Freiheit, ja das Leben von Staatsbürgern bedroht, das heilige Hausrecht auf's Gröbste verletzt; zugleich fanden Angriffe gegen eine der größten Errungenschaften der Märztage, nämlich gegen das Associationsrecht statt. Leider wurde bei diesen Ereignissen der Ehrenrock unserer Nationalgarde nicht beachtet.
Eine Kommission von Mitgliedern dieses Ausschusses wird die Spuren solcher gewaltthätiger Friedensstörungen zu verfolgen suchen, die nur zu gewiß durch jene Partei hervorgerufen wurden, welche unablässig unsere gewonnene Freiheit bedroht.
An Euch aber theuere Mitbürger gehen die Bitten dieses Ausschusses ihn in seiner schweren Kommission zu unterstützen; Ruhe und Sicherheit während einer Zeit zu wahren, wo die Vertreter der Gesammtmonarchie versammelt sind, um unsere Zukunft zu berathen; bedenkt, daß jedes Vorkommen gewaltthätiger Selbstabhülfe nur von Böswilligen gewünschte Unruhen und Verwirrungen herbeiführen müssen, welche den Feinden der Freiheit zu statten kommen würden.
Holland. 8 Maestricht, 25. Juli. Das holländische Gouvernement fängt an, wegen der Frankfurter Versammlung unruhig zu werden und hat bereits militärische Maßregeln getroffen, um sich gegen jede insurrektionelle Bewegung zu vertheidigen. Das Journal du Limbourg, welches mitgetheilt hatte, daß die Stadt in Belagerungszustand erklärt sei, widerruft dies heute und sucht die getroffenen Vertheidigungsmaßregeln in einem ganz friedlichen Sinne auseinanderzusetzen. Was man aber sagen und thun mag, so viel ist sicher, daß die Stimmung der ganzen Provinz Limburg dem holländischen Gouvernement seit langer Zeit feindlich ist und daß sie die erste Gelegenheit benutzen wird, um sich von Holland zu trennen. Es ist kein Zweifel mehr darüber, daß eine Trennung der Wunsch Aller ist, der Beamten ausgenommen. Wenn die Stadt daher jetzt nicht in Belagerungszustand gesetzt ist, so geschah es nur deswegen nicht, weil sie sich bereits darin befand. Seit der Revolution von 1830 blieben die Kanonen auf den Wällen aufgefahren und seit dem 24. Februar wurde die Zahl derselben noch vermehrt. Jedenfalls wäre es überflüssig, noch den Belagerungszustand eintreten zu lassen.
Ein anderes Faktum, welches Ihnen eine genaue Idee der Aufregung der Gemüther geben wird, ist ein Beschluß der Behörde.
Am Montag versammelte sich nämlich um 11 Uhr der Stadtrath, um zu überlegen, was unter den obwaltenden Umständen zu thun sei, und wie wir hören, hat man beschlossen, den König in einer Adresse darum anzugehen, die jetzige Vereinigung Limburgs mit Holland aufrecht erhalten zu wollen; für den Fall aber, daß das Gouvernement sich dem Beschluß der Frankfurter Versammlung unterwerfen sollte, die Forderung zu stellen, daß dann auch die Stadt Maestricht zugleich mit dem Rest der Provinz dem deutschen Bunde überlassen werde, damit das ganze Herzogthum nicht in verschiedene Theile zersprengt werde.
Ungarn. Pesth, 20. Juli. Die Ungarn haben am 15. unter dem Kommando des F. M. L. Grafen Berchthold St. Thomas zusammengeschossen und die illyrische Garnison niedergehauen. St. Thomas wurde mit 36 Kanonen beschossen und die Illyrier hatten blos 5 elende Tschaikisten-Kanonen. Graf Berchthold soll unter den Todten sein. Nach der Einnahme von St. Thomas rückten die Maayaren gegen Szegedin vor und stießen hier auf 15-18,000 vereinigte Serbier und Illyrier. Hier kam es zum blutigen Kampfe und die Illyrier erkämpften den Sieg.
Italien. * Mirandola, 18. Juli. _ * Florenz, 19. Juli. _ X Rom, 18. Juli. _ 27 Neapel, 17. _ Großbritannien. * London, 26. Juli. In der gestrigen Sitzung des Oberhauses wurde mehreren Eisenbahnbills und der Bill zur Suspension der Habeas-Corpus-Akte in Irland die königliche Sanktion ertheilt.
ImUnterhausekam nach längeren Verhandlungen über Armengesetzdetails der deutsch-dänische Waffenstillstandzur Sprache. Herr D'Israeli erbat sich Auskunft über diese merkwürdige Unterhandlung. „Der Waffenstillstand, vom König von Dänemark unterzeichnet, wurde in Berlin ebenfalls vom König von Preußen ratifizirt. Darauf hat der preußische General Wrangel ihn zurückgewiesen. Hat Lord Palmerston uns über diese noch nie dagewesene Art der Diplomatie etwas mitzutheilen? Ist es eine Thatsache, daß der König von Preußen unter der gegenwärtigen neuen Konstitution Deutschlands (welche selbst der König von Preußen nicht zu verstehen scheint) unserer Regierung angezeigt hat, er habe keine Vollmacht den Waffenstillstand zu ratifiziren, daß er zu seinem Erstaunen gefunden hat, er sei seiner souveränen Attribute beraubt, und daß er in Folge dessen auch allen sonstigen diplomatischen Verkehr mit dem Hofe von St. James abzubrechen gedenkt?“
Lord Palmerston geht des Breiteren auf die Geschichte des Waffenstillstandes ein. Der Waffenstillstand sei nicht formell ratifizirt, aber nach Berlin geschickt, und die von Preußen gemachten Aenderungen von Dänemark angenommen worden. Man habe nun erwarten können die Sache sei abgemacht. Da habe der General Wrangel neue Schwierigkeiten aus seiner Stellung zum deutschen Bunde erhoben. Doch sei nach heute Morgen eingegangenen Depeschen von Berlin alle Wahrscheinlichkeit da, daß auch diese Schwierigkeiten beseitigt würden.
Hr. Urquhart interpellirte wegen der russischen Invasion in den Donauprovinzen.
Lord Palmerston hatte noch keine positive Nachricht über den Einmarsch weder der Russen noch der Türken. Sollten die Russen aber wirklich eingerückt sein, so werde dies geschehen sein im Einverständniß mit dem Souverain dieser Länder, dem Sultan, und dies sei in Uebereinstimmung mit der specifischen Stellung die Rußland gegenüber der Türkei zu diesen Provinzen habe.
Sir W. Molesworth brachte dann seine Motion wegen der Kolonialverwaltung ein. Die Debatte wurde auf 14 Tage vertagt und das Haus trennte sich nach 12 Uhr.
Im Innern des Landes wurde die Ruhe weiter nicht mehr gestört. Das Gouvernement entfaltet überall seine Truppenmacht.
‒ InCork wandte sich ein Hr. J. O'Connor an die betreffenden Beamten wegen eines Erlaubnißscheins zum Besitz von einer Flinte. Die anwesenden Konstables erhoben Einwand und der Chef des Burau's erklärte ihm, daß er ja, wie eben berichtet, Mitglied eines ungesetzlichen Klubs sei. Antwort: Ich bin Mitglied des Verbrecherklubs. Der Bureauchef: Nun dann muß ich Ihnen nach meinen Instruktionen die Erlaubniß verweigern. Der Ansuchende bemerkt: Ich besitze umfangreiche Gebäude und Grundstücke; wollen Sie mir gefälligst sagen, wie ich mein Eigenthum beschützen soll? Einer der Polizisten bemerkte: der Verbrecherklub wird Sie wohl beschützen. Der Vorige: Ich bin so würdig als Sie, Waffen zu tragen und zahle mehr Steuern als Sie. Half Alles nicht. Der Schein wurde verweigert. Da antwortete der Abgewiesene: Nun gut, so will ich Ihnen hiermit sagen, daß ich meine Waffen, die ich besitze, nicht ausliefere, sondern mit meinem Leben vertheidigen werde. Einem andern Bürger, Straßenbauunternehmer und Civilingenieur, der schon seit 35 Jahren Hausbesitzer in der Stadt ist, ging es ebenso. Der Beamte rersicherte laut, daß er für die ganze Stadt nur äußerst wenige Erlaubnißscheine geben könne. Das zeigt, daß in dieser Stadt desto mehr Repeaser sind.
* Dublin, 25. Juli. Die Aufhebung der Habeas-Corpus-Akte fängt an ihre Wirkung zu zeigen. Die Klubs der Konföderirten haben sich nämlich gestern Abend aufgelöst. Ihr Führer O'Brien entfernte sich schon am vorigen Samstag; nach einer eben eingetroffenen Nachricht soll er indeß verhaftet sein. ‒ Da die beiden Journale „Nation“ und „Felon“ bisher immer wieder mit sehr aufrührerischen Artikeln erschienen, welche aus dem Gefängniß von Newgate datirt waren und die Unterschrift der verhafteten Redakteure trugen, so hat die Gefängnißverwaltung sich ins Mittel gelegt, und den Verhafteten verboten, ferner derartige Sachen zu veröffentlichen.
Französische Republik. 12 Paris, 26 Juli. O Jammer, o Schrecken: die Rente ist um 2 Prozent gefallen: sage zwei Prozent, ein Tag nach Abschluß der Anleihe! Wie hat das zugegangen? Ist plötzlich der Glaube an Rothschild oder an den Staat gesunken? Ist Cavaignac nicht mehr Diktator? Alles nicht! Die christliche Brüderlichkeit der Bourgevis ist von der brüderlichen Judenschaft des Rothschilds und Goudchaux geprellt worden. Ja, Rothschild und Goudchaux, und Goudchaux und Rothschild haben miteinander und durcheinander operirt. Als nach der Februarrevolution Herr Goudchaux zu Herrn Rothschild kam, und die Einbezahlung der mit Guizot abgeschlossenen 200 Millionen verlangte, weigerte Rothschild sich geradezu Geld zu schaffen. „Herr Rothschild, sagte Goudchaux, ich bin der Banquier des National.“ „„Ich kenne die Firma nicht.““ „Herr Rothschild, der National ist jetzt die Republik, und ich bin deren Banquier.“ „„Ich kenne das Haus nicht!““ „Herr Rothschild, ich bin der Finanzminister der Republik; Sie haben mit dem frühern Staat ein Anlehen geschlossen, und Staat ist Staat.“ ‒
„„Allerdings Staat ist Staat, aber Euer Staat steht noch nicht und der alte Staat hat gestanden.““ ‒ „Herr Rothschild, wenn Sie nicht zahlen, so werde ich ohne Sie fertig werden. Die neunzehn Millionen, die Sie bereits vom frühern Anlehn vorgeschossen haben, behalte ich in meiner Tasche, in der Tasche der Republik.“ „„Herr Goudchaux, die 19 Millionen, wenn sie in Ihrer Tasche sind, sind in guter Tasche, aber Sie werden nicht ohne mich fertig werden; Sie werden zu mir zurückkommen. Hören Sie, was ich Ihnen sage: Wir sind doch beide Bankiers, wir wollen doch beide was verdienen; hören Sie, brechen Sie mit dem National und wir wollen uns schon arrangiren!““ ‒ „Was, ich soll mit dem National brechen? ich soll mit der Republik brechen, ich, der Finanzminister? die Republik ist reich, die Republik braucht Ihr Geld nicht ‒ der Patriotismus und der Republikanismus sind bessere Bankiers als Sie. Adieu Herr Rothschild, Sie wissen, der Adel ist abgeschafft, man sagt nicht mehr Herr Baron!“
Nun öffnete Herr Goudchaux die Bank und zahlte à porte ouverte, mit offner Thüre, in der Hoffnung, daß das Geld, was durch die eine Thüre herausging, durch die Thüre des Republikanismus wieder herein kommen würde! Eitle Hoffnung. Die Bank wurde leer; Goudchaux, der Finanzminister stürzte, aber Goudchaux, der Banquier des National, blieb ‒ der Republikanismus brachte kein Geld ein; da kamen Garnier Pagés und Duclerc, die wollten förmlichen Handel treiben zu Gunsten der Republik, um ihr auf diesem Wege Geld zu verschaffen. ‒ Auch sie fielen! Inzwischen traten die neuen Wahlen in dem Departement der Seine ein. Die Reaktion hatte Fortschritte gemacht, und Herr Achillé Fould durfte sich als Kandidat auf die Liste setzen. Es fehlte an Finanzleuten in der Kammer, und Herr Fould dachte: laßt mich erst Volksrepräsentant sein, so werde ich gewiß Finanzminister werden. Es war damals Mode, daß jeder Kandidat im Programm ein Glaubensbekenntniß an allen Straßen veröffentlichte. Hr. Fould schickte sein bogenlanges Glaubensbekenntniß, seinen detaillirten Finanzplan dem Siécle ein. „Herr Goudchaux“, heißt es in diesem System, „Sie sind mein Freund; aber trotzdem sind Sie ein Ekel gewesen; Sie haben die Bank thorenweit geöffnet, und die Rothschild's haben Ihnen das Geld vor der Nase weggeholt. Sie wissen, in solchen Dingen bin ich aufrichtig; und in meiner Lage habe ich die Republik und meine Aktionäre lieber, als Herrn Rothschild mit den Seinigen. Ich bin vom linken Seineufer und er ist vom rechten! Warum haben Sie die Bank nicht fest zu gehalten!“
Herr Fould wird nicht gewählt; er wurde weder Volksrepräsentant noch Minister; aber der National fiel auch, und die Republik war auch im Fallen! ‒ Und Thiers erstand wie ein Phönix aus den rauchenden Trümmern der Juniereignisse.‒ Geld! Geld! Ein Königreich für ein Pferd, die Republik für Geld! Die Worte des weisen Nathan gingen in Erfüllung! Goudchaux gab den National auf, ging zu Rothschild zurück und wurde Finanzminister! Das Geschäft war schon privatim mit Rothschild abgeschlossen, noch ehe Goudchaux in die Kammer trat, und Rothschild hatte schon alle seine Papiere zu 77 losgeschlagen, noch ehe Goudchaux in der Kammer den Cours von 75 Fr. 25 Ct. angezeigt hatte! Rothschild hat mit einem Male seine 19 Millionen wieder bekommen, und Goudchaux der Finanzminister, ist der Banquier Rothschilds geworden. Nach diesem Coup mußte die Rente natürlich fallen. Die Debats von heute aber sagen: „Nein, daß die Renten gefallen sind, kommt daher, weil jeder Mann seine alten Papiere quitt sein wollte, um sich an dem neuen Darlehn zu betheiligen.“ Schöner Grund! Sind denn Renten nicht Renten und werde ich hingehn und Renten verkaufen, um an demselben Tage sie wieder einzukaufen, wenn ich gewiß weiß, daß sie immer mehr und mehr gesucht werden! Wenigstens haben die kleinern französischen Bourgeois etwas für ihren Verlust; nämlich 1) die Gründe des Debats; 2) das Bewußtsein, Rothschild und der Republik geholfen zu haben; 3) die Hoffnung, durch neue Spekulation ihren Verlust ersetzen zu können, seitdem der Agiotage ein so schönes Feld geöffnet ist.
Neben der Rente der Prozeß; das sind die beiden wichtigsten Dinge in Paris, und das sind auch die Hauptpunkte, die vom Journale Rothschild's besprochen werden. 150 Insurgenten sind mit einem Male wieder in der Ban Lieu verhaftet worden, und man wüthet gegen die Gastfreundlichkeit der Wirthe, die ihnen in Batignoles, Clichy u. s. w. Asyl gegeben haben. Aus dem Hospitale werden Frauen geholt, um in die Festung gesteckt zu werden. Solches geschah mit einer Grisette, Namens Mirbey, die beschuldigt ist ihre rothe Shawle hergegeben zu haben, um als Fahne in einer Barrikade aufgesteckt zu werden. Ueber 120 Grisetten gehören zur ersten Kategorie der Angeklagten: das heißt, werden vor ein Kriegsgericht gestellt werden! Dies muß wohl auch der Grund sein, warum in einem besondern Artikel über die Klubs es ausdrücklich untersagt ist, Weiber zuzulassen. Flocon trat zu Gunsten der Frauen auf; aber der Generalprokurator Dupin, der das Amendement gestellt: die Weiber können nicht Mitglieder eines Klubs sein, verschaffte der „Moral“ die Ober-
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Weitere Informationen:Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 1 (Nummer 1 bis Nummer 183) Köln, 1. Juni 1848 bis 31. Dezember 1848. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.
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