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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 236. Köln, 3. März 1849.

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graphisten, im Ganzen also, mit den an den Endpunkten in Berlin und Frankfurt beschäftigten, 14 Unter-Beamte, die einen gemeinsamen Telegraphen-Direktor über sich haben. Neben der kurhessischen Regierung ist auch Privaten auf der ganzen Linie von den verschiedenen Stationspunkten aus die Benutzung dieser telegraphischen Anstalt zu Korrespondenzen gegen Entrichtung von Gebühren erlaubt.

- Die N. Pr. Ztg. hatte bekanntlich in verschiedenen Artikelchen ihres wahrheitsliebenden Zuschauers darauf aufmerksam gemacht, daß Herr Mylius den Demokraten "nicht mehr pumpen," ja nicht einmal sein Lokal zu den Parteiversammlungen der Linken hergeben wolle, da der Ruf seines Hauses darunter leidet, etc. Hr. Mylius hat nun in verschiedene Berliner Zeitungen folgendes Inserat einrücken lassen, das zugleich die Wahrheitsliebe des Kreuzblättchens in's rechte Licht stellt:

Die neue Preußische Zeitung hat mehrere Artikel über mein Haus zum Besten gegeben, jedoch meinen Entgegnungen die Aufnahme verweigert. Ich erkläre, daß diese Artikel in jeder Beziehung Unwahrheiten enthalten.

W. Mylius.

14 Hamburg, 27. Februar.

Der hochwohlweise Senat von Hamburg, eine Korporation von Zöpfen und Patriziern, wollte nach dem Vorbilde der übrigen gottbegnadeten Regierungen Deutschlands, die deutschen Grundrechte nicht einführen. Welche Mühe sich diese Zöpfe geben! Die Grundrechte sind in den Herzen des Volkes schon lange lebendig gewesen, es bedarf des Papieres nicht; es lacht über die albernen Pfuscher, die die "Grundrechte" hundert und hundert Mal destilliren, beschränken, diskutiren, mit der bestehenden Gesetzgebung und den örtlichen Verhältnissen in Einklang bringen wollen, um nur Zeit zu gewinnen, daß sie gar nicht ins Leben treten.

Die hiesigen Vereine drangen daher auf sofortige Proklamation der Grundrechte ohne Verkürzung und Verklausulirung. Am vergangenen Sonntage hatte das Centralcomite der verbundenen 12 Vereine eine Feier der Einführung dieser Grundrechte in dem Circus der Vorstadt St. Pauli veranstaltet, die zahlreich besucht war, sogar von einigen eingeladenen Senatoren und der Hamburger Constituante. Von der Voraussetzung ausgehend, daß das Volk, der "Pöbel," nur eine Bande von Ruhestörern und Spektakelmachern sein kann, von "Räubern und Mordbrennern," hatten die Senatszöpfe eine Proklamation erlassen, daß sie genöthigt seien, zur Aufrechthaltung der "Ruhe und Ordnung" geeignete Sicherheitsmaßregeln zu treffen. Diese bestanden in der Mobilmachung von einigen Tausend bewaffneten Soldaten und Bürgermilitär. Die Hanseaten bezogen die Wachen mit Sack und Pack, das Bürgermilitär marschirte den ganzen Tag in Colonnen durch die Straßen, als wenn eine Revolution ausbrechen sollte; das in Altona garnisonirende 4. Badenser-Bataillon war auf den Beinen und mit den in Haarburg liegenden Altenburger und Hannoverschen Reichstruppen hatte man die Verabredung getroffen, daß sie auf ein von einer Hamburger Kirche aus gegebenes Zeichen (Raketen) die in Haarburg bereit liegenden Dampfboote besteigen und rasch nach Hamburg segeln sollten. Ohne Zweifel war es Absicht dieser Zöpfe, Unruhen hervorzurufen und Hamburg dann mit Reichstruppen zu beglücken. Aber - das Volk blieb ruhig, unerhört, aber wahr! es blieb ruhig und lachte über das Ordnungspossenspiel, während das Bürgermilitär in den schmutzigen Straßen umhertrampelte.

Am 26. Abends hatten die demokratischen Republikaner in dem großen Saale der Tonhalle eine Feier zur Erinnerung an die französische Revolution des vorigen Jahres veranstaltet. Ein imposanteres Fest hat Hamburg noch nicht gesehen. Zur Rechten der Rednertribüne war die rothe Fahne mit der Freiheitsmütze, hinter ihr auf rothen Schildern in goldenen Buchstaben die Namen Barbes, Blanqui, Raspail, Proudhon und Ledru Rollin, die polnische, italienische, ungarische, französische, amerikanische, deutsche und rothe Fahne auf den Gallerien und hinter der Rednertribüne. Bald hatte sich der Saal gefüllt Kopf an Kopf. Die Einleitungsrede hielt Th. Hagen aus Hamburg, indem er die Bedeutung des Erinnerungsfestes auseinandersetzte und auf die Wirkungen der französischen Revolution hinwies. Ihm folgten die Redner Eckermann u. Löwe aus Hamburg, Schramm aus Rheinpreußen, zum Schluß Friedrich Schnake aus Westphalen. Die Reden bewegten sich in dem Thema der "Revolution", Frankreich und Deutschland, die Jugend und der Arbeiterstand, die Verbrüderung der revolutionären Völker unter dem Symbole der rothen Fahne. Beifallssturm unterbrach sehr oft die Redner. Abwechselnd sangen die zu dem Feste geladenen Chorsänger des Stadttheaters unter Begleitung des Publikums. Nach 11 Uhr begann das Banquet. Trinksprüche wechselten ab mit Gesang und Musik und die ernste Haltung machte der Fröhlichkeit Platz.

Th. Hagen brachte ein Hoch der französischen Nation, Fr. Schnake den beiden jungen italienischen Republiken Rom und Toskana und der Wiener Legion, Schramm Kossuth und den Ungarn. Ein Ungar dankte im Namen seines Volkes, ein Franzose sang unter jubelndem Beifall ein französisches Lied. Man muß sie gesehen haben, diese Scene, um die Stimmung zu begreifen, die in der Versammlung an diesem Abende herrschte. Auf Stühlen und Tischen standen Männer und Frauen, gespannt dem Liede zuhörend, das der Sänger mit der seinem Volke eigenthümlichen Lebendigkeit vortrug. Trinksprüche folgten auf die nordalbingische Republik, auf Polen, auf die Verbrüderung der für die Freiheit kämpfenden Völker, ein Hoch den Gästen auf den Gallerien, die bis zum Schluß des Festes (Nachts 3 Uhr) gefüllt blieben. Ein Wiener dankte für den Trinkspruch auf die akademische Legion, die wieder "auferstehen" werde, wenn das Volk sich erhebe, die Fesseln der Knechtschaft zu zertrümmern.

Auch für diesen Abend hatte der Senat der "freien" Republik Hamburg seine "Sicherheitsmaßregeln" getroffen. Um Mitternacht erschienen aber viele der Sicherheitsmänner vom Bürgermilitär im Saale, um an dem Feste Theil zu nehmen, von der Versammlung freudig begrüßt.

* Hadersleben, 27. Febr.

Ein dänisches Truppenkorps von 20 bis 30,000 Mann konzentrirt sich in und um Kolding. Fredericia wird befestigt und es ist dort Quartier für 6000 Mann angesagt.

Aus der Provinz Preußen, 24. Febr.

In den größeren Städten unserer Provinz soll nun mit Nächstem auch das Institut der Schutzmannschaften nach Art der Berliner Constablers errichtet werden. In Danzig soll zunächst der Anfang gemacht werden, die Organisation der Schutzmänner ist dort bereits im Werke und es sollen zum 1. April vorläufig 150 derselben bestellt werden. Sodann wird in Königsberg und Elbing das Gleiche geschehen. -

- Der Grenzverkehr mit dem russischen Polen ist auf sein Minimum herabgesunken, da nach einer neuern Verfügung, die Pässe erst in Berlin von dem russischen Gesandten visirt werden müssen, wofür dieser in jedem einzelnen Falle die Genehmigung der Kaiserlichen Statthalterschaft in Warschau nachsucht, und sie wird nur in sehr seltenen Fällen ertheilt. Wegen der Verletzung des Briefgeheimnisses, nehmen im Königreiche Polen viele Personen sich jetzt gar nicht mehr die Mühe ihre Briefe zuzusiegeln. -

* Wien, 26. Febr.

Auch in Mähren wird bereits in mehreren Gegenden die Rekrutenstellung verweigert. Nach den betreffenden Ortschaften sind deshalb beträchtliche Truppensendungen abgegangen, um die sogenannte "Ordnung" herzustellen. Es sind wieder 2 Personen wegen Verheimlichung von Waffen eingezogen und die Eine davon heute früh erschossen, die Andere zum Kerker begnadigt worden. In Betreff der Reorganisation Ungarns soll nun das Ministerium beschlossen haben, Kroatien und Slavonien, die serbische Woywodschaft und Siebenbürgen von Ungarn loszureißen und als selbstständige Provinzen mit Oesterreich zu vereinigen, das übrigbleibende Ungarn aber ebenfalls als selbstständiges Ganze einzurichten, das mit dem Gesammtstaat durch die Einheit des Militärwesens, der Finanzen und der Zölle zusammenhängen soll. Zu dieser Reorganisation will das Ministerium eben die früher erwähnten ungarischen Vertrauensmänner zusammenrufen.

Die Finanzlage Oesterreichs wird immer verwickelter. Rothschild und Sina haben die Kontrahirung der Anleihe definitiv abgelehnt.

Gratz scheint gesegnet mit gouvernementaler Willkühr. Auf eine in einem Privatbrief eines Ministers entwickelte Ansicht hin thut das Landespräsidium kund, daß jeder einzelne Student, der sich einer politisch verdächtigen Handlung schuldig mache, und wenn es mehre sind, die ganze betreffende Abtheilung von den Studien ausgeschlossen werden würde, sowie, daß das Tragen auch einer Spur der Legionskleidung und jeder auffallenden Kleidung überhaupt verboten sei. Es fehlt neben dieser negativen Kleiderordnung nur noch die positive Angabe über den erlaubten Rock- und Hosenschnitt.

Auf dem Lande in Steiermark sind ebenfalls auf amtlichem oder geheimem Wege, d. h. unter der Privatadresse des betreffenden Beamten, diese angewiesen, die Verbreitung der von den Abgeordneten mitgetheilten Beschlüsse des Frankfurter Parlaments möglichst zu hintertreiben.

* Weimar, 26. Febr.

So ist denn hier endlich das Geschwornengericht in's Leben getreten. Heute wurden nämlich die ersten Assisen bei uns eröffnet.

Altenburg, 27. Februar.

Gestern Nachmittag war die hiesige Stadt leider wiederum der Schauplatz höchst bedauerlicher Exzesse. Einige Schneidergesellen hatten an die Thüre ihrer Wohnung das Wort: "Republik" geschrieben. Mehre königl. sächsische Soldaten stellten sich mit blanker Waffe vor jener Thür auf und hieben, als der eine der Schneidergesellen die Thür öffnete, auf denselben dermaßen ein, daß er schwer verletzt wurde. Hierauf entspann sich zwischen den mit Bügeleisen und Stemmhölzern bewaffneten Schneidergesellen und den Soldaten ein Kampf, bei welchem einer der Erstern einen Hieb über den Leib, einer der Letzteren aber einen gefährlichen Wurf mit einem Bügeleisen an den Kopf erhielt. Der in diesem Hause wohnende Seilermeister Kreil will, von diesem Tumult aufgeschreckt, nachsehen, was passire, und eilt die Treppe hinauf. Auf derselben kommen ihm die Soldaten lärmend entgegen und hauen, nachdem er nur die Worte: "Meine Herren, was ist denn das?" zu ihnen gesprochen, dermaßen auf ihn ein, daß er, an Kopf, Schulter und einer Hand schwer verletzt, besinnungslos zu Boden stürzt. Auch mehre Nachbarn, die herbeigeeilt sind, werden mishandelt und zum Theil ebenfalls verletzt. Begreiflicherweise verbreitete sich dieser Vorfall im Nu durch die Stadt, welche dadurch in die größte Aufregung versetzt ward. Die neugewählten Stadtverordneten, zu derselben Stunde zu ihrer Konstituirung auf das Rathhaus berufen, begaben sich in corpore nach dem Schloß, um beim Herzog oder den Ministern, deren Sitzungszimmer sich im Schlosse befindet. Schutz zu suchen, fanden jedoch die Thore desselben bereits geschlossen und mußten unverrichteter Sache wieder abziehen, da der Herzog verreist war. Sie begaben sich darauf zu den Ministern und erlangten durch deren Vermittelung wenigstens so viel, daß die durch Allarmsignal auf dem Markte zusammengezogenen Soldaten kurz darauf wieder zurückgezogen wurden und nur einige Kompagnien wegen eines etwaigen Tumults in der Nacht beisammen blieben. Die Stadtverordneten beschlossen später noch, eine Adresse an die beiden königl. sächsischen Kammern zu richten, darin die Vorfälle des Tages wahrheitsgetreu darzustellen und die Kammern zu ersuchen, sich für schleunigste Zurückziehung der sächsischen Truppen aus Altenburg energisch zu verwenden. Die berichteten Vorfälle stehen leider nicht ganz vereinzelt da.

(D. A. Z.)
224 Aus Franken, Ende Februar.

Was die "echten" Baiern an Ihrem Blatte am meisten verdrießt, ist erstens, daß wir in demselben gar zu wenig unser patriotisches Blauweisthum neben unserm verschwägerten nachbarlichen Schwarzweißthum vertreten finden; zweitens, daß Sie unsern biedern Reichsmax immer nur in letzter Reihe den übrigen Reichschefs auf einem Bocke nachhinken lassen! Diese irrige Angabe muß ich aber gleich Anfangs dahin berichtigen, daß der Reichsmax - zu seinem Lobe sei es gesagt - schon seit geraumer Zeit nicht mehr auf einem Bocke, sondern auf einem stolzen andalusischen Rosse einhertrabt, der Edelste der Edlen! Müßte er doch nicht jene berühmte Reiterin zur "platonischen" Mutter gehabt haben, welche nebenbei gesagt, gegenwärtig in London mit Herrn Peel jun. "ihre diplomatischen Familienverhältnisse" ordnet.

Bei uns in Franken sind die demokratischen Lehren auf einen fruchtbaren Boden gefallen. Schon hat die Demokratie von dem Gipfel des Spessart an bis zu dem des Fichtelgebirges ihr siegreiches Panier entfaltet! Dies zeigte sich bei den jüngsten Wahlen, da von diesem Länderstriche fast lauter Demokraten in die Kammer gesandt wurden. Der Mittelpunkt der demokratischen Vereine und Ausschüsse ist die Stadt Fürth bei Nürnberg. Auf der großen Fürther Heide war es auch, wo im Laufe des vorigen Jahres alle größeren Volksversammlungen in Baiern abgehalten und von der durch und durch demokratischen Bevölkerung jener Gegend zahlreich besucht wurden. Die wichtigste Stadt für die Demokratie in Franken ist aber die Stadt Bamberg. Von den 24,000 Einwohnern derselben, sind an zwei Drittheil revolutionär-demokratisch, und auch von den Uebrigen kommen noch täglich mehr zu uns herüber. Trotzdem, daß man die arme Stadt mit allen denkbaren Strafen heimsucht, welche königlich-gottbegnadete-blauweiße Stadtkommandanten erdenken können, heimsucht trotzdem, daß man die Gassen dieser Stadt mit Soldaten und Kanonen buchstäblich vollpfropft (es sind dort allein 6 Batterien schon 4 volle Monate lang auf dem "Durchmarsche" begriffen; ohne noch das andere Ende Bambergs erreicht zu haben!); trotz alledem erstarkt der revolutionäre Volksgeist dort immer mehr. Unter dem Schutze dieser Kanonen hat sich der reaktionäre Ingrimm an den Demokraten auf alle Weise zu rächen gesucht. Da wurde kein Unterschied gemacht zwischen Mann und Weib, Jung und Alt. So schmachtet schon seit 6 Monaten Assessor v. Reider, ein 70jähriger kränkelnder Greis, sammt seinem Sohne im Kerker. Professor Dr. Wirth wurde erst nach 4monatlicher dumpfer Haft gegen Caution entlassen, und noch eine Masse Bürger sitzen entweder im Gefängniß, oder haben sich, um diese baierischen Paradiese zu vermeiden, ins Ausland begeben.

Vor einigen Wochen wurde auf eine elende Denunziation hin der Dr. med. v. Schallern, auf die brutalste Weise verhaftet, indem ihn der Büttel am hellen Tage auf offner Straße plötzlich anfiel, beim Kragen packte (buchstäblich) und so unter großem Skandal in den Kerker schleppte. Mit ihm zugleich ein Schneidergeselle, der sein Begleiter gewesen sein soll! Nach zwei Wochen wurde von Schallern wieder auf freien Fuß gesetzt, und zwar auf höhere verwandtschaftliche Vermittlung, (sein Schwager ist der königl. baierische Gesandte am russischen Hofe) während der arme Schneidergeselle, der leider keiner so hohen Protektion sich erfreut, gewiß aber, wenn überhaupt von Schuld die Rede sein könnte, der Unschuldigste von Beiden wäre, noch heute vergebens auf seine Loslassung wartet!

Flüchten mußten Dr. Heinkelmann, weil er sich am Frankfurter Demokratenkongresse betheiligt hatte! Carl Heger, Redakteur des eingegangenen "Fränkischen Merkurs," sammt der Verlegerin, der Frau von Ecker-Eckhofen, weil sie dieses Blatt, wie die Anschuldigung lautet, "zum Tummelplatz des wüthendsten Republikanismus gemacht hatten," was die offizielle "Neue Münchnerin" ganz naiv als ihr Verbrechen angibt. Dann Dr. med. Ott.

Ausgewiesen wurden: Dr. med. Brendt, weil er einen "Schmähbrief" gegen Eisenmann geschrieben. Ein Arzt aus Bamberg fiel auf den Frankfurter Barrikaden, ein anderer starb in Folge der daselbst erhaltenen Wunden. Aber, wie gesagt, dadurch ist die Demokratie in Bamberg nicht überwältigt worden, im Gegentheil macht sie immer mehr Fortschritte und hat schon einen großen Theil des Landvolks ergriffen. Kein Wunder, daß die demokratische Partei ihre sämmtlichen 8 Kandidaten zur 2. Kammer durchsetzte. Dafür wurde denn aber auch die gute Stadt einige Tage darauf unter dem nichtigen Vorwand von Raufereien zwischen Civil- und Militär, mit dem Belagerungszustand bedroht.

Nach Bamberg kommt Erlangen, eine wichtige Stadt, sowohl wegen der vielen demokratischen Elemente daselbst, als auch wegen ihres Einflusses auf das Land. Es gibt dort mehrere demokratisch gesinnte Vereine (der Titel "demokratisch" ist in Baiern bei 100 Thlr. Strafe verboten!) als da sind: Arbeiterverein, Volksverein, Demokratische Studentenverbindung. An der Spitze der dortigen Demokratie stehen die beiden Herder, Sohn und Enkel des bekannten Herder.

Auch die Stadt Nürnberg hat viele demokratische Elemente, namentlich unter dem niederen Gewerbestande, andrerseits gibts dort auch eine freche Bourgeoisie, die eine Masse von Personen in Abhängigkeit von sich zu erhalten weiß.

Wie es um die Gesinnungen der Landbewohner Oberfrankens, besonders derjenigen auf der großen Strecke zwischen Bamberg, Kronach und Kulmbach steht, brauche ich Ihnen kaum zu sagen. Sie erinnern sich wohl, daß sie im vorigen Sommer sich zu Tausenden erhoben, ringsum die Schlösser und Burgen ihrer alten Blutsauger, der adeligen Krautjunker, vom Erdboden vertilgten, jene Junker mit ihren Henkersknechten, den Beamten, sammt und sonders vertrieben. Abgeschnitten von allen Hülfsquellen, ganz isolirt in dem "treuen" Bayern, hielten sie sich dennoch 2 volle Monate lang gegen eine große Masse Soldaten und wurden endlich von der Uebermacht erdrückt. Für die bewiesene Hartnäckigkeit rächten sich denn auch die Junker mittelst der Söldlinge auf die brutalste, abgefeimteste Weise.

Als sprechendsten Beleg führe ich eine Stelle aus dem Briefe eines Subjektes, des gottbegnadeten Kadetten K. an, die wörtlich also lautet: "die Hunde haben uns lange genug gefoppt, zwei haben wir jetzt zusammengeschossen; wenn wir einen bei heiler Haut kriegen, so knebeln wir ihn, die Arme auf den Rücken, binden ihn so an die Hufeisen unserer Pferde und sprengen dann, in der einen Hand das gespannte Pistol, im Galopp davon durch Dick und Dünn. Der größte Spaß dabei ist dann, die Kerle zappeln zu sehen, wie sie nicht selten sich durch die Sümpfe schleifen lassen, wo ihnen dann ein derber Stoß mit dem Fuße famos wieder auf die Beine hilft!"

Dieser hoffnungsvolle Jüngling ist denn auch alsbald zum Lieutnant avancirt. Die armen Gefangenen, oft ganze Dörfer, schmachten schon ein halbes Jahr ohne Urtheil im Gefängniß, der peinlichsten, martervollsten Inquisition eines einzigen Wüthrich's heimgegeben, der sogar in seiner sonst so frommen Heimathsstadt nur der "rothe Scharfrichter" titulirt wird. Trotz dieser massenhaften Einkerkerungen hat man doch nicht den Geist der Unruhe beschwichtigen können und schon jetzt regt er sich wieder, weshalb am 12. Februar in aller Eile 4 Compagnieen der Garnison Bayreuth nach der "bedrohten" Gegend aufgebrochen sind. Das kommende Frühjahr wird daher hier wie in ganz Franken mit Sehnsucht erwartet als der Phönix einer neuen Zeit.

Ungarn.

graphisten, im Ganzen also, mit den an den Endpunkten in Berlin und Frankfurt beschäftigten, 14 Unter-Beamte, die einen gemeinsamen Telegraphen-Direktor über sich haben. Neben der kurhessischen Regierung ist auch Privaten auf der ganzen Linie von den verschiedenen Stationspunkten aus die Benutzung dieser telegraphischen Anstalt zu Korrespondenzen gegen Entrichtung von Gebühren erlaubt.

‒ Die N. Pr. Ztg. hatte bekanntlich in verschiedenen Artikelchen ihres wahrheitsliebenden Zuschauers darauf aufmerksam gemacht, daß Herr Mylius den Demokraten „nicht mehr pumpen,“ ja nicht einmal sein Lokal zu den Parteiversammlungen der Linken hergeben wolle, da der Ruf seines Hauses darunter leidet, etc. Hr. Mylius hat nun in verschiedene Berliner Zeitungen folgendes Inserat einrücken lassen, das zugleich die Wahrheitsliebe des Kreuzblättchens in's rechte Licht stellt:

Die neue Preußische Zeitung hat mehrere Artikel über mein Haus zum Besten gegeben, jedoch meinen Entgegnungen die Aufnahme verweigert. Ich erkläre, daß diese Artikel in jeder Beziehung Unwahrheiten enthalten.

W. Mylius.

14 Hamburg, 27. Februar.

Der hochwohlweise Senat von Hamburg, eine Korporation von Zöpfen und Patriziern, wollte nach dem Vorbilde der übrigen gottbegnadeten Regierungen Deutschlands, die deutschen Grundrechte nicht einführen. Welche Mühe sich diese Zöpfe geben! Die Grundrechte sind in den Herzen des Volkes schon lange lebendig gewesen, es bedarf des Papieres nicht; es lacht über die albernen Pfuscher, die die „Grundrechte“ hundert und hundert Mal destilliren, beschränken, diskutiren, mit der bestehenden Gesetzgebung und den örtlichen Verhältnissen in Einklang bringen wollen, um nur Zeit zu gewinnen, daß sie gar nicht ins Leben treten.

Die hiesigen Vereine drangen daher auf sofortige Proklamation der Grundrechte ohne Verkürzung und Verklausulirung. Am vergangenen Sonntage hatte das Centralcomite der verbundenen 12 Vereine eine Feier der Einführung dieser Grundrechte in dem Circus der Vorstadt St. Pauli veranstaltet, die zahlreich besucht war, sogar von einigen eingeladenen Senatoren und der Hamburger Constituante. Von der Voraussetzung ausgehend, daß das Volk, der „Pöbel,“ nur eine Bande von Ruhestörern und Spektakelmachern sein kann, von „Räubern und Mordbrennern,“ hatten die Senatszöpfe eine Proklamation erlassen, daß sie genöthigt seien, zur Aufrechthaltung der „Ruhe und Ordnung“ geeignete Sicherheitsmaßregeln zu treffen. Diese bestanden in der Mobilmachung von einigen Tausend bewaffneten Soldaten und Bürgermilitär. Die Hanseaten bezogen die Wachen mit Sack und Pack, das Bürgermilitär marschirte den ganzen Tag in Colonnen durch die Straßen, als wenn eine Revolution ausbrechen sollte; das in Altona garnisonirende 4. Badenser-Bataillon war auf den Beinen und mit den in Haarburg liegenden Altenburger und Hannoverschen Reichstruppen hatte man die Verabredung getroffen, daß sie auf ein von einer Hamburger Kirche aus gegebenes Zeichen (Raketen) die in Haarburg bereit liegenden Dampfboote besteigen und rasch nach Hamburg segeln sollten. Ohne Zweifel war es Absicht dieser Zöpfe, Unruhen hervorzurufen und Hamburg dann mit Reichstruppen zu beglücken. Aber ‒ das Volk blieb ruhig, unerhört, aber wahr! es blieb ruhig und lachte über das Ordnungspossenspiel, während das Bürgermilitär in den schmutzigen Straßen umhertrampelte.

Am 26. Abends hatten die demokratischen Republikaner in dem großen Saale der Tonhalle eine Feier zur Erinnerung an die französische Revolution des vorigen Jahres veranstaltet. Ein imposanteres Fest hat Hamburg noch nicht gesehen. Zur Rechten der Rednertribüne war die rothe Fahne mit der Freiheitsmütze, hinter ihr auf rothen Schildern in goldenen Buchstaben die Namen Barbes, Blanqui, Raspail, Proudhon und Ledru Rollin, die polnische, italienische, ungarische, französische, amerikanische, deutsche und rothe Fahne auf den Gallerien und hinter der Rednertribüne. Bald hatte sich der Saal gefüllt Kopf an Kopf. Die Einleitungsrede hielt Th. Hagen aus Hamburg, indem er die Bedeutung des Erinnerungsfestes auseinandersetzte und auf die Wirkungen der französischen Revolution hinwies. Ihm folgten die Redner Eckermann u. Löwe aus Hamburg, Schramm aus Rheinpreußen, zum Schluß Friedrich Schnake aus Westphalen. Die Reden bewegten sich in dem Thema der „Revolution“, Frankreich und Deutschland, die Jugend und der Arbeiterstand, die Verbrüderung der revolutionären Völker unter dem Symbole der rothen Fahne. Beifallssturm unterbrach sehr oft die Redner. Abwechselnd sangen die zu dem Feste geladenen Chorsänger des Stadttheaters unter Begleitung des Publikums. Nach 11 Uhr begann das Banquet. Trinksprüche wechselten ab mit Gesang und Musik und die ernste Haltung machte der Fröhlichkeit Platz.

Th. Hagen brachte ein Hoch der französischen Nation, Fr. Schnake den beiden jungen italienischen Republiken Rom und Toskana und der Wiener Legion, Schramm Kossuth und den Ungarn. Ein Ungar dankte im Namen seines Volkes, ein Franzose sang unter jubelndem Beifall ein französisches Lied. Man muß sie gesehen haben, diese Scene, um die Stimmung zu begreifen, die in der Versammlung an diesem Abende herrschte. Auf Stühlen und Tischen standen Männer und Frauen, gespannt dem Liede zuhörend, das der Sänger mit der seinem Volke eigenthümlichen Lebendigkeit vortrug. Trinksprüche folgten auf die nordalbingische Republik, auf Polen, auf die Verbrüderung der für die Freiheit kämpfenden Völker, ein Hoch den Gästen auf den Gallerien, die bis zum Schluß des Festes (Nachts 3 Uhr) gefüllt blieben. Ein Wiener dankte für den Trinkspruch auf die akademische Legion, die wieder „auferstehen“ werde, wenn das Volk sich erhebe, die Fesseln der Knechtschaft zu zertrümmern.

Auch für diesen Abend hatte der Senat der „freien“ Republik Hamburg seine „Sicherheitsmaßregeln“ getroffen. Um Mitternacht erschienen aber viele der Sicherheitsmänner vom Bürgermilitär im Saale, um an dem Feste Theil zu nehmen, von der Versammlung freudig begrüßt.

* Hadersleben, 27. Febr.

Ein dänisches Truppenkorps von 20 bis 30,000 Mann konzentrirt sich in und um Kolding. Fredericia wird befestigt und es ist dort Quartier für 6000 Mann angesagt.

Aus der Provinz Preußen, 24. Febr.

In den größeren Städten unserer Provinz soll nun mit Nächstem auch das Institut der Schutzmannschaften nach Art der Berliner Constablers errichtet werden. In Danzig soll zunächst der Anfang gemacht werden, die Organisation der Schutzmänner ist dort bereits im Werke und es sollen zum 1. April vorläufig 150 derselben bestellt werden. Sodann wird in Königsberg und Elbing das Gleiche geschehen. ‒

‒ Der Grenzverkehr mit dem russischen Polen ist auf sein Minimum herabgesunken, da nach einer neuern Verfügung, die Pässe erst in Berlin von dem russischen Gesandten visirt werden müssen, wofür dieser in jedem einzelnen Falle die Genehmigung der Kaiserlichen Statthalterschaft in Warschau nachsucht, und sie wird nur in sehr seltenen Fällen ertheilt. Wegen der Verletzung des Briefgeheimnisses, nehmen im Königreiche Polen viele Personen sich jetzt gar nicht mehr die Mühe ihre Briefe zuzusiegeln.

* Wien, 26. Febr.

Auch in Mähren wird bereits in mehreren Gegenden die Rekrutenstellung verweigert. Nach den betreffenden Ortschaften sind deshalb beträchtliche Truppensendungen abgegangen, um die sogenannte „Ordnung“ herzustellen. Es sind wieder 2 Personen wegen Verheimlichung von Waffen eingezogen und die Eine davon heute früh erschossen, die Andere zum Kerker begnadigt worden. In Betreff der Reorganisation Ungarns soll nun das Ministerium beschlossen haben, Kroatien und Slavonien, die serbische Woywodschaft und Siebenbürgen von Ungarn loszureißen und als selbstständige Provinzen mit Oesterreich zu vereinigen, das übrigbleibende Ungarn aber ebenfalls als selbstständiges Ganze einzurichten, das mit dem Gesammtstaat durch die Einheit des Militärwesens, der Finanzen und der Zölle zusammenhängen soll. Zu dieser Reorganisation will das Ministerium eben die früher erwähnten ungarischen Vertrauensmänner zusammenrufen.

Die Finanzlage Oesterreichs wird immer verwickelter. Rothschild und Sina haben die Kontrahirung der Anleihe definitiv abgelehnt.

Gratz scheint gesegnet mit gouvernementaler Willkühr. Auf eine in einem Privatbrief eines Ministers entwickelte Ansicht hin thut das Landespräsidium kund, daß jeder einzelne Student, der sich einer politisch verdächtigen Handlung schuldig mache, und wenn es mehre sind, die ganze betreffende Abtheilung von den Studien ausgeschlossen werden würde, sowie, daß das Tragen auch einer Spur der Legionskleidung und jeder auffallenden Kleidung überhaupt verboten sei. Es fehlt neben dieser negativen Kleiderordnung nur noch die positive Angabe über den erlaubten Rock- und Hosenschnitt.

Auf dem Lande in Steiermark sind ebenfalls auf amtlichem oder geheimem Wege, d. h. unter der Privatadresse des betreffenden Beamten, diese angewiesen, die Verbreitung der von den Abgeordneten mitgetheilten Beschlüsse des Frankfurter Parlaments möglichst zu hintertreiben.

* Weimar, 26. Febr.

So ist denn hier endlich das Geschwornengericht in's Leben getreten. Heute wurden nämlich die ersten Assisen bei uns eröffnet.

Altenburg, 27. Februar.

Gestern Nachmittag war die hiesige Stadt leider wiederum der Schauplatz höchst bedauerlicher Exzesse. Einige Schneidergesellen hatten an die Thüre ihrer Wohnung das Wort: „Republik“ geschrieben. Mehre königl. sächsische Soldaten stellten sich mit blanker Waffe vor jener Thür auf und hieben, als der eine der Schneidergesellen die Thür öffnete, auf denselben dermaßen ein, daß er schwer verletzt wurde. Hierauf entspann sich zwischen den mit Bügeleisen und Stemmhölzern bewaffneten Schneidergesellen und den Soldaten ein Kampf, bei welchem einer der Erstern einen Hieb über den Leib, einer der Letzteren aber einen gefährlichen Wurf mit einem Bügeleisen an den Kopf erhielt. Der in diesem Hause wohnende Seilermeister Kreil will, von diesem Tumult aufgeschreckt, nachsehen, was passire, und eilt die Treppe hinauf. Auf derselben kommen ihm die Soldaten lärmend entgegen und hauen, nachdem er nur die Worte: „Meine Herren, was ist denn das?“ zu ihnen gesprochen, dermaßen auf ihn ein, daß er, an Kopf, Schulter und einer Hand schwer verletzt, besinnungslos zu Boden stürzt. Auch mehre Nachbarn, die herbeigeeilt sind, werden mishandelt und zum Theil ebenfalls verletzt. Begreiflicherweise verbreitete sich dieser Vorfall im Nu durch die Stadt, welche dadurch in die größte Aufregung versetzt ward. Die neugewählten Stadtverordneten, zu derselben Stunde zu ihrer Konstituirung auf das Rathhaus berufen, begaben sich in corpore nach dem Schloß, um beim Herzog oder den Ministern, deren Sitzungszimmer sich im Schlosse befindet. Schutz zu suchen, fanden jedoch die Thore desselben bereits geschlossen und mußten unverrichteter Sache wieder abziehen, da der Herzog verreist war. Sie begaben sich darauf zu den Ministern und erlangten durch deren Vermittelung wenigstens so viel, daß die durch Allarmsignal auf dem Markte zusammengezogenen Soldaten kurz darauf wieder zurückgezogen wurden und nur einige Kompagnien wegen eines etwaigen Tumults in der Nacht beisammen blieben. Die Stadtverordneten beschlossen später noch, eine Adresse an die beiden königl. sächsischen Kammern zu richten, darin die Vorfälle des Tages wahrheitsgetreu darzustellen und die Kammern zu ersuchen, sich für schleunigste Zurückziehung der sächsischen Truppen aus Altenburg energisch zu verwenden. Die berichteten Vorfälle stehen leider nicht ganz vereinzelt da.

(D. A. Z.)
224 Aus Franken, Ende Februar.

Was die „echten“ Baiern an Ihrem Blatte am meisten verdrießt, ist erstens, daß wir in demselben gar zu wenig unser patriotisches Blauweisthum neben unserm verschwägerten nachbarlichen Schwarzweißthum vertreten finden; zweitens, daß Sie unsern biedern Reichsmax immer nur in letzter Reihe den übrigen Reichschefs auf einem Bocke nachhinken lassen! Diese irrige Angabe muß ich aber gleich Anfangs dahin berichtigen, daß der Reichsmax ‒ zu seinem Lobe sei es gesagt ‒ schon seit geraumer Zeit nicht mehr auf einem Bocke, sondern auf einem stolzen andalusischen Rosse einhertrabt, der Edelste der Edlen! Müßte er doch nicht jene berühmte Reiterin zur „platonischen“ Mutter gehabt haben, welche nebenbei gesagt, gegenwärtig in London mit Herrn Peel jun. „ihre diplomatischen Familienverhältnisse“ ordnet.

Bei uns in Franken sind die demokratischen Lehren auf einen fruchtbaren Boden gefallen. Schon hat die Demokratie von dem Gipfel des Spessart an bis zu dem des Fichtelgebirges ihr siegreiches Panier entfaltet! Dies zeigte sich bei den jüngsten Wahlen, da von diesem Länderstriche fast lauter Demokraten in die Kammer gesandt wurden. Der Mittelpunkt der demokratischen Vereine und Ausschüsse ist die Stadt Fürth bei Nürnberg. Auf der großen Fürther Heide war es auch, wo im Laufe des vorigen Jahres alle größeren Volksversammlungen in Baiern abgehalten und von der durch und durch demokratischen Bevölkerung jener Gegend zahlreich besucht wurden. Die wichtigste Stadt für die Demokratie in Franken ist aber die Stadt Bamberg. Von den 24,000 Einwohnern derselben, sind an zwei Drittheil revolutionär-demokratisch, und auch von den Uebrigen kommen noch täglich mehr zu uns herüber. Trotzdem, daß man die arme Stadt mit allen denkbaren Strafen heimsucht, welche königlich-gottbegnadete-blauweiße Stadtkommandanten erdenken können, heimsucht trotzdem, daß man die Gassen dieser Stadt mit Soldaten und Kanonen buchstäblich vollpfropft (es sind dort allein 6 Batterien schon 4 volle Monate lang auf dem „Durchmarsche“ begriffen; ohne noch das andere Ende Bambergs erreicht zu haben!); trotz alledem erstarkt der revolutionäre Volksgeist dort immer mehr. Unter dem Schutze dieser Kanonen hat sich der reaktionäre Ingrimm an den Demokraten auf alle Weise zu rächen gesucht. Da wurde kein Unterschied gemacht zwischen Mann und Weib, Jung und Alt. So schmachtet schon seit 6 Monaten Assessor v. Reider, ein 70jähriger kränkelnder Greis, sammt seinem Sohne im Kerker. Professor Dr. Wirth wurde erst nach 4monatlicher dumpfer Haft gegen Caution entlassen, und noch eine Masse Bürger sitzen entweder im Gefängniß, oder haben sich, um diese baierischen Paradiese zu vermeiden, ins Ausland begeben.

Vor einigen Wochen wurde auf eine elende Denunziation hin der Dr. med. v. Schallern, auf die brutalste Weise verhaftet, indem ihn der Büttel am hellen Tage auf offner Straße plötzlich anfiel, beim Kragen packte (buchstäblich) und so unter großem Skandal in den Kerker schleppte. Mit ihm zugleich ein Schneidergeselle, der sein Begleiter gewesen sein soll! Nach zwei Wochen wurde von Schallern wieder auf freien Fuß gesetzt, und zwar auf höhere verwandtschaftliche Vermittlung, (sein Schwager ist der königl. baierische Gesandte am russischen Hofe) während der arme Schneidergeselle, der leider keiner so hohen Protektion sich erfreut, gewiß aber, wenn überhaupt von Schuld die Rede sein könnte, der Unschuldigste von Beiden wäre, noch heute vergebens auf seine Loslassung wartet!

Flüchten mußten Dr. Heinkelmann, weil er sich am Frankfurter Demokratenkongresse betheiligt hatte! Carl Heger, Redakteur des eingegangenen „Fränkischen Merkurs,“ sammt der Verlegerin, der Frau von Ecker-Eckhofen, weil sie dieses Blatt, wie die Anschuldigung lautet, „zum Tummelplatz des wüthendsten Republikanismus gemacht hatten,“ was die offizielle „Neue Münchnerin“ ganz naiv als ihr Verbrechen angibt. Dann Dr. med. Ott.

Ausgewiesen wurden: Dr. med. Brendt, weil er einen „Schmähbrief“ gegen Eisenmann geschrieben. Ein Arzt aus Bamberg fiel auf den Frankfurter Barrikaden, ein anderer starb in Folge der daselbst erhaltenen Wunden. Aber, wie gesagt, dadurch ist die Demokratie in Bamberg nicht überwältigt worden, im Gegentheil macht sie immer mehr Fortschritte und hat schon einen großen Theil des Landvolks ergriffen. Kein Wunder, daß die demokratische Partei ihre sämmtlichen 8 Kandidaten zur 2. Kammer durchsetzte. Dafür wurde denn aber auch die gute Stadt einige Tage darauf unter dem nichtigen Vorwand von Raufereien zwischen Civil- und Militär, mit dem Belagerungszustand bedroht.

Nach Bamberg kommt Erlangen, eine wichtige Stadt, sowohl wegen der vielen demokratischen Elemente daselbst, als auch wegen ihres Einflusses auf das Land. Es gibt dort mehrere demokratisch gesinnte Vereine (der Titel „demokratisch“ ist in Baiern bei 100 Thlr. Strafe verboten!) als da sind: Arbeiterverein, Volksverein, Demokratische Studentenverbindung. An der Spitze der dortigen Demokratie stehen die beiden Herder, Sohn und Enkel des bekannten Herder.

Auch die Stadt Nürnberg hat viele demokratische Elemente, namentlich unter dem niederen Gewerbestande, andrerseits gibts dort auch eine freche Bourgeoisie, die eine Masse von Personen in Abhängigkeit von sich zu erhalten weiß.

Wie es um die Gesinnungen der Landbewohner Oberfrankens, besonders derjenigen auf der großen Strecke zwischen Bamberg, Kronach und Kulmbach steht, brauche ich Ihnen kaum zu sagen. Sie erinnern sich wohl, daß sie im vorigen Sommer sich zu Tausenden erhoben, ringsum die Schlösser und Burgen ihrer alten Blutsauger, der adeligen Krautjunker, vom Erdboden vertilgten, jene Junker mit ihren Henkersknechten, den Beamten, sammt und sonders vertrieben. Abgeschnitten von allen Hülfsquellen, ganz isolirt in dem „treuen“ Bayern, hielten sie sich dennoch 2 volle Monate lang gegen eine große Masse Soldaten und wurden endlich von der Uebermacht erdrückt. Für die bewiesene Hartnäckigkeit rächten sich denn auch die Junker mittelst der Söldlinge auf die brutalste, abgefeimteste Weise.

Als sprechendsten Beleg führe ich eine Stelle aus dem Briefe eines Subjektes, des gottbegnadeten Kadetten K. an, die wörtlich also lautet: „die Hunde haben uns lange genug gefoppt, zwei haben wir jetzt zusammengeschossen; wenn wir einen bei heiler Haut kriegen, so knebeln wir ihn, die Arme auf den Rücken, binden ihn so an die Hufeisen unserer Pferde und sprengen dann, in der einen Hand das gespannte Pistol, im Galopp davon durch Dick und Dünn. Der größte Spaß dabei ist dann, die Kerle zappeln zu sehen, wie sie nicht selten sich durch die Sümpfe schleifen lassen, wo ihnen dann ein derber Stoß mit dem Fuße famos wieder auf die Beine hilft!“

Dieser hoffnungsvolle Jüngling ist denn auch alsbald zum Lieutnant avancirt. Die armen Gefangenen, oft ganze Dörfer, schmachten schon ein halbes Jahr ohne Urtheil im Gefängniß, der peinlichsten, martervollsten Inquisition eines einzigen Wüthrich's heimgegeben, der sogar in seiner sonst so frommen Heimathsstadt nur der „rothe Scharfrichter“ titulirt wird. Trotz dieser massenhaften Einkerkerungen hat man doch nicht den Geist der Unruhe beschwichtigen können und schon jetzt regt er sich wieder, weshalb am 12. Februar in aller Eile 4 Compagnieen der Garnison Bayreuth nach der „bedrohten“ Gegend aufgebrochen sind. Das kommende Frühjahr wird daher hier wie in ganz Franken mit Sehnsucht erwartet als der Phönix einer neuen Zeit.

Ungarn.
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graphisten, im Ganzen also, mit den an den Endpunkten in Berlin und Frankfurt beschäftigten, 14 Unter-Beamte, die einen gemeinsamen Telegraphen-Direktor über sich haben. Neben der kurhessischen Regierung ist auch Privaten auf der ganzen Linie von den verschiedenen Stationspunkten aus die Benutzung dieser telegraphischen Anstalt zu Korrespondenzen gegen Entrichtung von Gebühren erlaubt.</p>
          <p>&#x2012; Die N. Pr. Ztg. hatte bekanntlich in verschiedenen Artikelchen ihres wahrheitsliebenden Zuschauers darauf aufmerksam gemacht, daß Herr Mylius den Demokraten &#x201E;nicht mehr pumpen,&#x201C; ja nicht einmal sein Lokal zu den Parteiversammlungen der Linken hergeben wolle, da der Ruf seines Hauses darunter leidet, etc. Hr. Mylius hat nun in verschiedene Berliner Zeitungen folgendes Inserat einrücken lassen, das zugleich die Wahrheitsliebe des Kreuzblättchens in's rechte Licht stellt:</p>
          <p>Die <hi rendition="#g">neue Preußische Zeitung</hi> hat mehrere Artikel über mein Haus zum Besten gegeben, jedoch meinen Entgegnungen die Aufnahme verweigert. Ich erkläre, daß diese Artikel in jeder Beziehung Unwahrheiten enthalten.</p>
          <p> <hi rendition="#g">W. Mylius.</hi> </p>
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        <div xml:id="ar236_007" type="jArticle">
          <head><bibl><author>14</author></bibl> Hamburg, 27. Februar.</head>
          <p>Der hochwohlweise Senat von Hamburg, eine Korporation von Zöpfen und Patriziern, wollte nach dem Vorbilde der übrigen gottbegnadeten Regierungen Deutschlands, die deutschen Grundrechte nicht einführen. Welche Mühe sich diese Zöpfe geben! Die Grundrechte sind in den Herzen des Volkes schon lange lebendig gewesen, es bedarf des Papieres nicht; es lacht über die albernen Pfuscher, die die &#x201E;Grundrechte&#x201C; hundert und hundert Mal destilliren, beschränken, diskutiren, mit der bestehenden Gesetzgebung und den örtlichen Verhältnissen in Einklang bringen wollen, um nur Zeit zu gewinnen, daß sie gar nicht ins Leben treten.</p>
          <p>Die hiesigen Vereine drangen daher auf sofortige Proklamation der Grundrechte ohne Verkürzung und Verklausulirung. Am vergangenen Sonntage hatte das Centralcomite der verbundenen 12 Vereine eine Feier der Einführung dieser Grundrechte in dem Circus der Vorstadt St. Pauli veranstaltet, die zahlreich besucht war, sogar von einigen eingeladenen Senatoren und der Hamburger Constituante. Von der Voraussetzung ausgehend, daß das Volk, der &#x201E;Pöbel,&#x201C; nur eine Bande von Ruhestörern und Spektakelmachern sein kann, von &#x201E;Räubern und Mordbrennern,&#x201C; hatten die Senatszöpfe eine Proklamation erlassen, daß sie genöthigt seien, zur Aufrechthaltung der &#x201E;Ruhe und Ordnung&#x201C; geeignete Sicherheitsmaßregeln zu treffen. Diese bestanden in der Mobilmachung von einigen Tausend bewaffneten Soldaten und Bürgermilitär. Die Hanseaten bezogen die Wachen mit Sack und Pack, das Bürgermilitär marschirte den ganzen Tag in Colonnen durch die Straßen, als wenn eine Revolution ausbrechen sollte; das in Altona garnisonirende 4. Badenser-Bataillon war auf den Beinen und mit den in Haarburg liegenden Altenburger und Hannoverschen Reichstruppen hatte man die Verabredung getroffen, daß sie auf ein von einer Hamburger Kirche aus gegebenes Zeichen (Raketen) die in Haarburg bereit liegenden Dampfboote besteigen und rasch nach Hamburg segeln sollten. Ohne Zweifel war es Absicht dieser Zöpfe, <hi rendition="#g">Unruhen hervorzurufen</hi> und Hamburg dann mit Reichstruppen zu beglücken. Aber &#x2012; das Volk blieb ruhig, unerhört, aber wahr! es blieb ruhig und lachte über das Ordnungspossenspiel, während das Bürgermilitär in den schmutzigen Straßen umhertrampelte.</p>
          <p>Am 26. Abends hatten die demokratischen Republikaner in dem großen Saale der Tonhalle eine Feier zur Erinnerung an die französische Revolution des vorigen Jahres veranstaltet. Ein imposanteres Fest hat Hamburg noch nicht gesehen. Zur Rechten der Rednertribüne war die rothe Fahne mit der Freiheitsmütze, hinter ihr auf rothen Schildern in goldenen Buchstaben die Namen Barbes, Blanqui, Raspail, Proudhon und Ledru Rollin, die polnische, italienische, ungarische, französische, amerikanische, deutsche und rothe Fahne auf den Gallerien und hinter der Rednertribüne. Bald hatte sich der Saal gefüllt Kopf an Kopf. Die Einleitungsrede hielt Th. Hagen aus Hamburg, indem er die Bedeutung des Erinnerungsfestes auseinandersetzte und auf die Wirkungen der französischen Revolution hinwies. Ihm folgten die Redner Eckermann u. Löwe aus Hamburg, Schramm aus Rheinpreußen, zum Schluß Friedrich Schnake aus Westphalen. Die Reden bewegten sich in dem Thema der &#x201E;Revolution&#x201C;, Frankreich und Deutschland, die Jugend und der Arbeiterstand, die Verbrüderung der revolutionären Völker unter dem Symbole der <hi rendition="#g">rothen Fahne.</hi> Beifallssturm unterbrach sehr oft die Redner. Abwechselnd sangen die zu dem Feste geladenen Chorsänger des Stadttheaters unter Begleitung des Publikums. Nach 11 Uhr begann das Banquet. Trinksprüche wechselten ab mit Gesang und Musik und die ernste Haltung machte der Fröhlichkeit Platz.</p>
          <p>Th. Hagen brachte ein Hoch der französischen Nation, Fr. Schnake den beiden jungen italienischen Republiken Rom und Toskana und der Wiener Legion, Schramm Kossuth und den Ungarn. Ein Ungar dankte im Namen seines Volkes, ein Franzose sang unter jubelndem Beifall ein französisches Lied. Man muß sie gesehen haben, diese Scene, um die Stimmung zu begreifen, die in der Versammlung an diesem Abende herrschte. Auf Stühlen und Tischen standen Männer und Frauen, gespannt dem Liede zuhörend, das der Sänger mit der seinem Volke eigenthümlichen Lebendigkeit vortrug. Trinksprüche folgten auf die nordalbingische Republik, auf Polen, auf die Verbrüderung der für die Freiheit kämpfenden Völker, ein Hoch den Gästen auf den Gallerien, die bis zum Schluß des Festes (Nachts 3 Uhr) gefüllt blieben. Ein Wiener dankte für den Trinkspruch auf die akademische Legion, die wieder &#x201E;auferstehen&#x201C; werde, wenn das Volk sich erhebe, die Fesseln der Knechtschaft zu zertrümmern.</p>
          <p>Auch für diesen Abend hatte der Senat der &#x201E;freien&#x201C; Republik Hamburg seine &#x201E;Sicherheitsmaßregeln&#x201C; getroffen. Um Mitternacht erschienen aber viele der Sicherheitsmänner vom Bürgermilitär im Saale, um an dem Feste Theil zu nehmen, von der Versammlung freudig begrüßt.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar236_008" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Hadersleben, 27. Febr.</head>
          <p>Ein dänisches Truppenkorps von 20 bis 30,000 Mann konzentrirt sich in und um Kolding. Fredericia wird befestigt und es ist dort Quartier für 6000 Mann angesagt.</p>
        </div>
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          <head>Aus der Provinz Preußen, 24. Febr.</head>
          <p>In den größeren Städten unserer Provinz soll nun mit Nächstem auch das Institut der Schutzmannschaften nach Art der Berliner Constablers errichtet werden. In Danzig soll zunächst der Anfang gemacht werden, die Organisation der Schutzmänner ist dort bereits im Werke und es sollen zum 1. April vorläufig 150 derselben bestellt werden. Sodann wird in Königsberg und Elbing das Gleiche geschehen. &#x2012;</p>
          <p>&#x2012; Der Grenzverkehr mit dem russischen Polen ist auf sein Minimum herabgesunken, da nach einer neuern Verfügung, die Pässe erst in Berlin von dem russischen Gesandten visirt werden müssen, wofür dieser in jedem einzelnen Falle die Genehmigung der Kaiserlichen Statthalterschaft in Warschau nachsucht, und sie wird nur in sehr seltenen Fällen ertheilt. Wegen der Verletzung des Briefgeheimnisses, nehmen im <hi rendition="#g">Königreiche Polen</hi> viele Personen sich jetzt <hi rendition="#g">gar nicht mehr die Mühe ihre Briefe zuzusiegeln.</hi> &#x2012;</p>
        </div>
        <div xml:id="ar236_010" type="jArticle">
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Wien, 26. Febr.</head>
          <p>Auch in Mähren wird bereits in mehreren Gegenden die Rekrutenstellung verweigert. Nach den betreffenden Ortschaften sind deshalb beträchtliche Truppensendungen abgegangen, um die sogenannte &#x201E;Ordnung&#x201C; herzustellen. Es sind wieder 2 Personen wegen Verheimlichung von Waffen eingezogen und die Eine davon heute früh erschossen, die Andere zum Kerker begnadigt worden. In Betreff der Reorganisation Ungarns soll nun das Ministerium beschlossen haben, Kroatien und Slavonien, die serbische Woywodschaft und Siebenbürgen von Ungarn loszureißen und als selbstständige Provinzen mit Oesterreich zu vereinigen, das übrigbleibende Ungarn aber ebenfalls als selbstständiges Ganze einzurichten, das mit dem Gesammtstaat durch die Einheit des Militärwesens, der Finanzen und der Zölle zusammenhängen soll. Zu dieser Reorganisation will das Ministerium eben die früher erwähnten ungarischen Vertrauensmänner zusammenrufen.</p>
          <p>Die Finanzlage Oesterreichs wird immer verwickelter. Rothschild und Sina haben die Kontrahirung der Anleihe definitiv abgelehnt.</p>
          <p>Gratz scheint gesegnet mit gouvernementaler Willkühr. Auf eine in einem Privatbrief eines Ministers entwickelte Ansicht hin thut das Landespräsidium kund, daß jeder einzelne Student, der sich einer politisch verdächtigen Handlung schuldig mache, und wenn es mehre sind, die ganze betreffende Abtheilung von den Studien ausgeschlossen werden würde, sowie, daß das Tragen auch einer Spur der Legionskleidung und jeder auffallenden Kleidung überhaupt verboten sei. Es fehlt neben dieser negativen Kleiderordnung nur noch die positive Angabe über den erlaubten Rock- und Hosenschnitt.</p>
          <p>Auf dem Lande in Steiermark sind ebenfalls auf amtlichem oder geheimem Wege, d. h. unter der Privatadresse des betreffenden Beamten, diese angewiesen, die Verbreitung der von den Abgeordneten mitgetheilten Beschlüsse des Frankfurter Parlaments möglichst zu hintertreiben.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Weimar, 26. Febr.</head>
          <p>So ist denn hier endlich das Geschwornengericht in's Leben getreten. Heute wurden nämlich die ersten Assisen bei uns eröffnet.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar236_012" type="jArticle">
          <head>Altenburg, 27. Februar.</head>
          <p>Gestern Nachmittag war die hiesige Stadt leider wiederum der Schauplatz höchst bedauerlicher Exzesse. Einige Schneidergesellen hatten an die Thüre ihrer Wohnung das Wort: &#x201E;Republik&#x201C; geschrieben. Mehre königl. sächsische Soldaten stellten sich mit blanker Waffe vor jener Thür auf und hieben, als der eine der Schneidergesellen die Thür öffnete, auf denselben dermaßen ein, daß er schwer verletzt wurde. Hierauf entspann sich zwischen den mit Bügeleisen und Stemmhölzern bewaffneten Schneidergesellen und den Soldaten ein Kampf, bei welchem einer der Erstern einen Hieb über den Leib, einer der Letzteren aber einen gefährlichen Wurf mit einem Bügeleisen an den Kopf erhielt. Der in diesem Hause wohnende Seilermeister Kreil will, von diesem Tumult aufgeschreckt, nachsehen, was passire, und eilt die Treppe hinauf. Auf derselben kommen ihm die Soldaten lärmend entgegen und hauen, nachdem er nur die Worte: &#x201E;Meine Herren, was ist denn das?&#x201C; zu ihnen gesprochen, dermaßen auf ihn ein, daß er, an Kopf, Schulter und einer Hand schwer verletzt, besinnungslos zu Boden stürzt. Auch mehre Nachbarn, die herbeigeeilt sind, werden mishandelt und zum Theil ebenfalls verletzt. Begreiflicherweise verbreitete sich dieser Vorfall im Nu durch die Stadt, welche dadurch in die größte Aufregung versetzt ward. Die neugewählten Stadtverordneten, zu derselben Stunde zu ihrer Konstituirung auf das Rathhaus berufen, begaben sich in corpore nach dem Schloß, um beim Herzog oder den Ministern, deren Sitzungszimmer sich im Schlosse befindet. Schutz zu suchen, fanden jedoch die Thore desselben bereits geschlossen und mußten unverrichteter Sache wieder abziehen, da der Herzog verreist war. Sie begaben sich darauf zu den Ministern und erlangten durch deren Vermittelung wenigstens so viel, daß die durch Allarmsignal auf dem Markte zusammengezogenen Soldaten kurz darauf wieder zurückgezogen wurden und nur einige Kompagnien wegen eines etwaigen Tumults in der Nacht beisammen blieben. Die Stadtverordneten beschlossen später noch, eine Adresse an die beiden königl. sächsischen Kammern zu richten, darin die Vorfälle des Tages wahrheitsgetreu darzustellen und die Kammern zu ersuchen, sich für schleunigste Zurückziehung der sächsischen Truppen aus Altenburg energisch zu verwenden. Die berichteten Vorfälle stehen leider nicht ganz vereinzelt da.</p>
          <bibl>(D. A. Z.)</bibl>
        </div>
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          <head><bibl><author>224</author></bibl> Aus Franken, Ende Februar.</head>
          <p>Was die &#x201E;echten&#x201C; Baiern an Ihrem Blatte am meisten verdrießt, ist erstens, daß wir in demselben gar zu wenig unser patriotisches Blauweisthum neben unserm verschwägerten nachbarlichen Schwarzweißthum vertreten finden; zweitens, daß Sie unsern biedern Reichsmax immer nur in letzter Reihe den übrigen Reichschefs auf einem Bocke nachhinken lassen! Diese irrige Angabe muß ich aber gleich Anfangs dahin berichtigen, daß der Reichsmax &#x2012; zu seinem Lobe sei es gesagt &#x2012; schon seit geraumer Zeit nicht mehr auf einem Bocke, sondern auf einem stolzen andalusischen Rosse einhertrabt, der Edelste der Edlen! Müßte er doch nicht jene berühmte Reiterin zur &#x201E;platonischen&#x201C; Mutter gehabt haben, welche nebenbei gesagt, gegenwärtig in London mit Herrn Peel jun. &#x201E;ihre diplomatischen Familienverhältnisse&#x201C; ordnet.</p>
          <p>Bei uns in Franken sind die demokratischen Lehren auf einen fruchtbaren Boden gefallen. Schon hat die Demokratie von dem Gipfel des Spessart an bis zu dem des Fichtelgebirges ihr siegreiches Panier entfaltet! Dies zeigte sich bei den jüngsten Wahlen, da von diesem Länderstriche fast lauter Demokraten in die Kammer gesandt wurden. Der Mittelpunkt der demokratischen Vereine und Ausschüsse ist die Stadt Fürth bei Nürnberg. Auf der großen Fürther Heide war es auch, wo im Laufe des vorigen Jahres alle größeren Volksversammlungen in Baiern abgehalten und von der durch und durch demokratischen Bevölkerung jener Gegend zahlreich besucht wurden. Die wichtigste Stadt für die Demokratie in Franken ist aber die Stadt Bamberg. Von den 24,000 Einwohnern derselben, sind an zwei Drittheil revolutionär-demokratisch, und auch von den Uebrigen kommen noch täglich mehr zu uns herüber. Trotzdem, daß man die arme Stadt mit allen denkbaren Strafen heimsucht, welche königlich-gottbegnadete-blauweiße Stadtkommandanten erdenken können, heimsucht trotzdem, daß man die Gassen dieser Stadt mit Soldaten und Kanonen buchstäblich vollpfropft (es sind dort allein 6 Batterien schon 4 volle Monate lang auf dem &#x201E;Durchmarsche&#x201C; begriffen; ohne noch das andere Ende Bambergs erreicht zu haben!); trotz alledem erstarkt der revolutionäre Volksgeist dort immer mehr. Unter dem Schutze dieser Kanonen hat sich der reaktionäre Ingrimm an den Demokraten auf alle Weise zu rächen gesucht. Da wurde kein Unterschied gemacht zwischen Mann und Weib, Jung und Alt. So schmachtet schon seit 6 Monaten Assessor v. Reider, ein 70jähriger kränkelnder Greis, sammt seinem Sohne im Kerker. Professor Dr. Wirth wurde erst nach 4monatlicher dumpfer Haft gegen Caution entlassen, und noch eine Masse Bürger sitzen entweder im Gefängniß, oder haben sich, um diese baierischen Paradiese zu vermeiden, ins Ausland begeben.</p>
          <p>Vor einigen Wochen wurde auf eine elende Denunziation hin der Dr. med. v. Schallern, auf die brutalste Weise verhaftet, indem ihn der Büttel am hellen Tage auf offner Straße plötzlich anfiel, beim Kragen packte (buchstäblich) und so unter großem Skandal in den Kerker schleppte. Mit ihm zugleich ein Schneidergeselle, der sein Begleiter gewesen sein soll! Nach zwei Wochen wurde von Schallern wieder auf freien Fuß gesetzt, und zwar auf höhere verwandtschaftliche Vermittlung, (sein Schwager ist der königl. baierische Gesandte am russischen Hofe) während der arme Schneidergeselle, der leider keiner so hohen Protektion sich erfreut, gewiß aber, wenn überhaupt von Schuld die Rede sein könnte, der Unschuldigste von Beiden wäre, noch heute vergebens auf seine Loslassung wartet!</p>
          <p>Flüchten mußten Dr. Heinkelmann, weil er sich am Frankfurter Demokratenkongresse betheiligt hatte! Carl Heger, Redakteur des eingegangenen &#x201E;Fränkischen Merkurs,&#x201C; sammt der Verlegerin, der Frau von Ecker-Eckhofen, weil sie dieses Blatt, wie die Anschuldigung lautet, &#x201E;zum Tummelplatz des wüthendsten Republikanismus gemacht hatten,&#x201C; was die offizielle &#x201E;Neue Münchnerin&#x201C; ganz naiv als ihr Verbrechen angibt. Dann Dr. med. Ott.</p>
          <p>Ausgewiesen wurden: Dr. med. Brendt, weil er einen &#x201E;Schmähbrief&#x201C; gegen Eisenmann geschrieben. Ein Arzt aus Bamberg fiel auf den Frankfurter Barrikaden, ein anderer starb in Folge der daselbst erhaltenen Wunden. Aber, wie gesagt, dadurch ist die Demokratie in Bamberg nicht überwältigt worden, im Gegentheil macht sie immer mehr Fortschritte und hat schon einen großen Theil des Landvolks ergriffen. Kein Wunder, daß die demokratische Partei ihre sämmtlichen 8 Kandidaten zur 2. Kammer durchsetzte. Dafür wurde denn aber auch die gute Stadt einige Tage darauf unter dem nichtigen Vorwand von Raufereien zwischen Civil- und Militär, mit dem Belagerungszustand bedroht.</p>
          <p>Nach Bamberg kommt Erlangen, eine wichtige Stadt, sowohl wegen der vielen demokratischen Elemente daselbst, als auch wegen ihres Einflusses auf das Land. Es gibt dort mehrere demokratisch gesinnte Vereine (der Titel &#x201E;demokratisch&#x201C; ist in Baiern bei 100 Thlr. Strafe verboten!) als da sind: Arbeiterverein, Volksverein, Demokratische Studentenverbindung. An der Spitze der dortigen Demokratie stehen die beiden <hi rendition="#g">Herder,</hi> Sohn und Enkel des bekannten Herder.</p>
          <p>Auch die Stadt Nürnberg hat viele demokratische Elemente, namentlich unter dem niederen Gewerbestande, andrerseits gibts dort auch eine freche Bourgeoisie, die eine Masse von Personen in Abhängigkeit von sich zu erhalten weiß.</p>
          <p>Wie es um die Gesinnungen der Landbewohner <hi rendition="#g">Oberfrankens,</hi> besonders derjenigen auf der großen Strecke zwischen Bamberg, Kronach und Kulmbach steht, brauche ich Ihnen kaum zu sagen. Sie erinnern sich wohl, daß sie im vorigen Sommer sich zu Tausenden erhoben, ringsum die Schlösser und Burgen ihrer alten Blutsauger, der adeligen Krautjunker, vom Erdboden vertilgten, jene Junker mit ihren Henkersknechten, den Beamten, sammt und sonders vertrieben. Abgeschnitten von allen Hülfsquellen, ganz isolirt in dem &#x201E;treuen&#x201C; Bayern, hielten sie sich dennoch 2 volle Monate lang gegen eine große Masse Soldaten und wurden endlich von der Uebermacht erdrückt. Für die bewiesene Hartnäckigkeit rächten sich denn auch die Junker mittelst der Söldlinge auf die brutalste, abgefeimteste Weise.</p>
          <p>Als sprechendsten Beleg führe ich eine Stelle aus dem Briefe eines Subjektes, des gottbegnadeten Kadetten K. an, die wörtlich also lautet: &#x201E;die Hunde haben uns lange genug gefoppt, zwei haben wir jetzt zusammengeschossen; wenn wir einen bei heiler Haut kriegen, so knebeln wir ihn, die Arme auf den Rücken, binden ihn so an die Hufeisen unserer Pferde und sprengen dann, in der einen Hand das gespannte Pistol, im Galopp davon durch Dick und Dünn. Der größte Spaß dabei ist dann, die Kerle zappeln zu sehen, wie sie nicht selten sich durch die Sümpfe schleifen lassen, wo ihnen dann ein derber Stoß mit dem Fuße famos wieder auf die Beine hilft!&#x201C;</p>
          <p>Dieser hoffnungsvolle Jüngling ist denn auch alsbald zum Lieutnant avancirt. Die armen Gefangenen, oft ganze Dörfer, schmachten schon ein halbes Jahr ohne Urtheil im Gefängniß, der peinlichsten, martervollsten Inquisition eines einzigen Wüthrich's heimgegeben, der sogar in seiner sonst so frommen Heimathsstadt nur der &#x201E;rothe Scharfrichter&#x201C; titulirt wird. Trotz dieser massenhaften Einkerkerungen hat man doch nicht den Geist der Unruhe beschwichtigen können und schon jetzt regt er sich wieder, weshalb am 12. Februar in aller Eile 4 Compagnieen der Garnison Bayreuth nach der &#x201E;bedrohten&#x201C; Gegend aufgebrochen sind. Das kommende Frühjahr wird daher hier wie in ganz Franken mit Sehnsucht erwartet als der Phönix einer neuen Zeit.</p>
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[1302/0002] graphisten, im Ganzen also, mit den an den Endpunkten in Berlin und Frankfurt beschäftigten, 14 Unter-Beamte, die einen gemeinsamen Telegraphen-Direktor über sich haben. Neben der kurhessischen Regierung ist auch Privaten auf der ganzen Linie von den verschiedenen Stationspunkten aus die Benutzung dieser telegraphischen Anstalt zu Korrespondenzen gegen Entrichtung von Gebühren erlaubt. ‒ Die N. Pr. Ztg. hatte bekanntlich in verschiedenen Artikelchen ihres wahrheitsliebenden Zuschauers darauf aufmerksam gemacht, daß Herr Mylius den Demokraten „nicht mehr pumpen,“ ja nicht einmal sein Lokal zu den Parteiversammlungen der Linken hergeben wolle, da der Ruf seines Hauses darunter leidet, etc. Hr. Mylius hat nun in verschiedene Berliner Zeitungen folgendes Inserat einrücken lassen, das zugleich die Wahrheitsliebe des Kreuzblättchens in's rechte Licht stellt: Die neue Preußische Zeitung hat mehrere Artikel über mein Haus zum Besten gegeben, jedoch meinen Entgegnungen die Aufnahme verweigert. Ich erkläre, daß diese Artikel in jeder Beziehung Unwahrheiten enthalten. W. Mylius. 14 Hamburg, 27. Februar. Der hochwohlweise Senat von Hamburg, eine Korporation von Zöpfen und Patriziern, wollte nach dem Vorbilde der übrigen gottbegnadeten Regierungen Deutschlands, die deutschen Grundrechte nicht einführen. Welche Mühe sich diese Zöpfe geben! Die Grundrechte sind in den Herzen des Volkes schon lange lebendig gewesen, es bedarf des Papieres nicht; es lacht über die albernen Pfuscher, die die „Grundrechte“ hundert und hundert Mal destilliren, beschränken, diskutiren, mit der bestehenden Gesetzgebung und den örtlichen Verhältnissen in Einklang bringen wollen, um nur Zeit zu gewinnen, daß sie gar nicht ins Leben treten. Die hiesigen Vereine drangen daher auf sofortige Proklamation der Grundrechte ohne Verkürzung und Verklausulirung. Am vergangenen Sonntage hatte das Centralcomite der verbundenen 12 Vereine eine Feier der Einführung dieser Grundrechte in dem Circus der Vorstadt St. Pauli veranstaltet, die zahlreich besucht war, sogar von einigen eingeladenen Senatoren und der Hamburger Constituante. Von der Voraussetzung ausgehend, daß das Volk, der „Pöbel,“ nur eine Bande von Ruhestörern und Spektakelmachern sein kann, von „Räubern und Mordbrennern,“ hatten die Senatszöpfe eine Proklamation erlassen, daß sie genöthigt seien, zur Aufrechthaltung der „Ruhe und Ordnung“ geeignete Sicherheitsmaßregeln zu treffen. Diese bestanden in der Mobilmachung von einigen Tausend bewaffneten Soldaten und Bürgermilitär. Die Hanseaten bezogen die Wachen mit Sack und Pack, das Bürgermilitär marschirte den ganzen Tag in Colonnen durch die Straßen, als wenn eine Revolution ausbrechen sollte; das in Altona garnisonirende 4. Badenser-Bataillon war auf den Beinen und mit den in Haarburg liegenden Altenburger und Hannoverschen Reichstruppen hatte man die Verabredung getroffen, daß sie auf ein von einer Hamburger Kirche aus gegebenes Zeichen (Raketen) die in Haarburg bereit liegenden Dampfboote besteigen und rasch nach Hamburg segeln sollten. Ohne Zweifel war es Absicht dieser Zöpfe, Unruhen hervorzurufen und Hamburg dann mit Reichstruppen zu beglücken. Aber ‒ das Volk blieb ruhig, unerhört, aber wahr! es blieb ruhig und lachte über das Ordnungspossenspiel, während das Bürgermilitär in den schmutzigen Straßen umhertrampelte. Am 26. Abends hatten die demokratischen Republikaner in dem großen Saale der Tonhalle eine Feier zur Erinnerung an die französische Revolution des vorigen Jahres veranstaltet. Ein imposanteres Fest hat Hamburg noch nicht gesehen. Zur Rechten der Rednertribüne war die rothe Fahne mit der Freiheitsmütze, hinter ihr auf rothen Schildern in goldenen Buchstaben die Namen Barbes, Blanqui, Raspail, Proudhon und Ledru Rollin, die polnische, italienische, ungarische, französische, amerikanische, deutsche und rothe Fahne auf den Gallerien und hinter der Rednertribüne. Bald hatte sich der Saal gefüllt Kopf an Kopf. Die Einleitungsrede hielt Th. Hagen aus Hamburg, indem er die Bedeutung des Erinnerungsfestes auseinandersetzte und auf die Wirkungen der französischen Revolution hinwies. Ihm folgten die Redner Eckermann u. Löwe aus Hamburg, Schramm aus Rheinpreußen, zum Schluß Friedrich Schnake aus Westphalen. Die Reden bewegten sich in dem Thema der „Revolution“, Frankreich und Deutschland, die Jugend und der Arbeiterstand, die Verbrüderung der revolutionären Völker unter dem Symbole der rothen Fahne. Beifallssturm unterbrach sehr oft die Redner. Abwechselnd sangen die zu dem Feste geladenen Chorsänger des Stadttheaters unter Begleitung des Publikums. Nach 11 Uhr begann das Banquet. Trinksprüche wechselten ab mit Gesang und Musik und die ernste Haltung machte der Fröhlichkeit Platz. Th. Hagen brachte ein Hoch der französischen Nation, Fr. Schnake den beiden jungen italienischen Republiken Rom und Toskana und der Wiener Legion, Schramm Kossuth und den Ungarn. Ein Ungar dankte im Namen seines Volkes, ein Franzose sang unter jubelndem Beifall ein französisches Lied. Man muß sie gesehen haben, diese Scene, um die Stimmung zu begreifen, die in der Versammlung an diesem Abende herrschte. Auf Stühlen und Tischen standen Männer und Frauen, gespannt dem Liede zuhörend, das der Sänger mit der seinem Volke eigenthümlichen Lebendigkeit vortrug. Trinksprüche folgten auf die nordalbingische Republik, auf Polen, auf die Verbrüderung der für die Freiheit kämpfenden Völker, ein Hoch den Gästen auf den Gallerien, die bis zum Schluß des Festes (Nachts 3 Uhr) gefüllt blieben. Ein Wiener dankte für den Trinkspruch auf die akademische Legion, die wieder „auferstehen“ werde, wenn das Volk sich erhebe, die Fesseln der Knechtschaft zu zertrümmern. Auch für diesen Abend hatte der Senat der „freien“ Republik Hamburg seine „Sicherheitsmaßregeln“ getroffen. Um Mitternacht erschienen aber viele der Sicherheitsmänner vom Bürgermilitär im Saale, um an dem Feste Theil zu nehmen, von der Versammlung freudig begrüßt. * Hadersleben, 27. Febr. Ein dänisches Truppenkorps von 20 bis 30,000 Mann konzentrirt sich in und um Kolding. Fredericia wird befestigt und es ist dort Quartier für 6000 Mann angesagt. Aus der Provinz Preußen, 24. Febr. In den größeren Städten unserer Provinz soll nun mit Nächstem auch das Institut der Schutzmannschaften nach Art der Berliner Constablers errichtet werden. In Danzig soll zunächst der Anfang gemacht werden, die Organisation der Schutzmänner ist dort bereits im Werke und es sollen zum 1. April vorläufig 150 derselben bestellt werden. Sodann wird in Königsberg und Elbing das Gleiche geschehen. ‒ ‒ Der Grenzverkehr mit dem russischen Polen ist auf sein Minimum herabgesunken, da nach einer neuern Verfügung, die Pässe erst in Berlin von dem russischen Gesandten visirt werden müssen, wofür dieser in jedem einzelnen Falle die Genehmigung der Kaiserlichen Statthalterschaft in Warschau nachsucht, und sie wird nur in sehr seltenen Fällen ertheilt. Wegen der Verletzung des Briefgeheimnisses, nehmen im Königreiche Polen viele Personen sich jetzt gar nicht mehr die Mühe ihre Briefe zuzusiegeln. ‒ * Wien, 26. Febr. Auch in Mähren wird bereits in mehreren Gegenden die Rekrutenstellung verweigert. Nach den betreffenden Ortschaften sind deshalb beträchtliche Truppensendungen abgegangen, um die sogenannte „Ordnung“ herzustellen. Es sind wieder 2 Personen wegen Verheimlichung von Waffen eingezogen und die Eine davon heute früh erschossen, die Andere zum Kerker begnadigt worden. In Betreff der Reorganisation Ungarns soll nun das Ministerium beschlossen haben, Kroatien und Slavonien, die serbische Woywodschaft und Siebenbürgen von Ungarn loszureißen und als selbstständige Provinzen mit Oesterreich zu vereinigen, das übrigbleibende Ungarn aber ebenfalls als selbstständiges Ganze einzurichten, das mit dem Gesammtstaat durch die Einheit des Militärwesens, der Finanzen und der Zölle zusammenhängen soll. Zu dieser Reorganisation will das Ministerium eben die früher erwähnten ungarischen Vertrauensmänner zusammenrufen. Die Finanzlage Oesterreichs wird immer verwickelter. Rothschild und Sina haben die Kontrahirung der Anleihe definitiv abgelehnt. Gratz scheint gesegnet mit gouvernementaler Willkühr. Auf eine in einem Privatbrief eines Ministers entwickelte Ansicht hin thut das Landespräsidium kund, daß jeder einzelne Student, der sich einer politisch verdächtigen Handlung schuldig mache, und wenn es mehre sind, die ganze betreffende Abtheilung von den Studien ausgeschlossen werden würde, sowie, daß das Tragen auch einer Spur der Legionskleidung und jeder auffallenden Kleidung überhaupt verboten sei. Es fehlt neben dieser negativen Kleiderordnung nur noch die positive Angabe über den erlaubten Rock- und Hosenschnitt. Auf dem Lande in Steiermark sind ebenfalls auf amtlichem oder geheimem Wege, d. h. unter der Privatadresse des betreffenden Beamten, diese angewiesen, die Verbreitung der von den Abgeordneten mitgetheilten Beschlüsse des Frankfurter Parlaments möglichst zu hintertreiben. * Weimar, 26. Febr. So ist denn hier endlich das Geschwornengericht in's Leben getreten. Heute wurden nämlich die ersten Assisen bei uns eröffnet. Altenburg, 27. Februar. Gestern Nachmittag war die hiesige Stadt leider wiederum der Schauplatz höchst bedauerlicher Exzesse. Einige Schneidergesellen hatten an die Thüre ihrer Wohnung das Wort: „Republik“ geschrieben. Mehre königl. sächsische Soldaten stellten sich mit blanker Waffe vor jener Thür auf und hieben, als der eine der Schneidergesellen die Thür öffnete, auf denselben dermaßen ein, daß er schwer verletzt wurde. Hierauf entspann sich zwischen den mit Bügeleisen und Stemmhölzern bewaffneten Schneidergesellen und den Soldaten ein Kampf, bei welchem einer der Erstern einen Hieb über den Leib, einer der Letzteren aber einen gefährlichen Wurf mit einem Bügeleisen an den Kopf erhielt. Der in diesem Hause wohnende Seilermeister Kreil will, von diesem Tumult aufgeschreckt, nachsehen, was passire, und eilt die Treppe hinauf. Auf derselben kommen ihm die Soldaten lärmend entgegen und hauen, nachdem er nur die Worte: „Meine Herren, was ist denn das?“ zu ihnen gesprochen, dermaßen auf ihn ein, daß er, an Kopf, Schulter und einer Hand schwer verletzt, besinnungslos zu Boden stürzt. Auch mehre Nachbarn, die herbeigeeilt sind, werden mishandelt und zum Theil ebenfalls verletzt. Begreiflicherweise verbreitete sich dieser Vorfall im Nu durch die Stadt, welche dadurch in die größte Aufregung versetzt ward. Die neugewählten Stadtverordneten, zu derselben Stunde zu ihrer Konstituirung auf das Rathhaus berufen, begaben sich in corpore nach dem Schloß, um beim Herzog oder den Ministern, deren Sitzungszimmer sich im Schlosse befindet. Schutz zu suchen, fanden jedoch die Thore desselben bereits geschlossen und mußten unverrichteter Sache wieder abziehen, da der Herzog verreist war. Sie begaben sich darauf zu den Ministern und erlangten durch deren Vermittelung wenigstens so viel, daß die durch Allarmsignal auf dem Markte zusammengezogenen Soldaten kurz darauf wieder zurückgezogen wurden und nur einige Kompagnien wegen eines etwaigen Tumults in der Nacht beisammen blieben. Die Stadtverordneten beschlossen später noch, eine Adresse an die beiden königl. sächsischen Kammern zu richten, darin die Vorfälle des Tages wahrheitsgetreu darzustellen und die Kammern zu ersuchen, sich für schleunigste Zurückziehung der sächsischen Truppen aus Altenburg energisch zu verwenden. Die berichteten Vorfälle stehen leider nicht ganz vereinzelt da. (D. A. Z.) 224 Aus Franken, Ende Februar. Was die „echten“ Baiern an Ihrem Blatte am meisten verdrießt, ist erstens, daß wir in demselben gar zu wenig unser patriotisches Blauweisthum neben unserm verschwägerten nachbarlichen Schwarzweißthum vertreten finden; zweitens, daß Sie unsern biedern Reichsmax immer nur in letzter Reihe den übrigen Reichschefs auf einem Bocke nachhinken lassen! Diese irrige Angabe muß ich aber gleich Anfangs dahin berichtigen, daß der Reichsmax ‒ zu seinem Lobe sei es gesagt ‒ schon seit geraumer Zeit nicht mehr auf einem Bocke, sondern auf einem stolzen andalusischen Rosse einhertrabt, der Edelste der Edlen! Müßte er doch nicht jene berühmte Reiterin zur „platonischen“ Mutter gehabt haben, welche nebenbei gesagt, gegenwärtig in London mit Herrn Peel jun. „ihre diplomatischen Familienverhältnisse“ ordnet. Bei uns in Franken sind die demokratischen Lehren auf einen fruchtbaren Boden gefallen. Schon hat die Demokratie von dem Gipfel des Spessart an bis zu dem des Fichtelgebirges ihr siegreiches Panier entfaltet! Dies zeigte sich bei den jüngsten Wahlen, da von diesem Länderstriche fast lauter Demokraten in die Kammer gesandt wurden. Der Mittelpunkt der demokratischen Vereine und Ausschüsse ist die Stadt Fürth bei Nürnberg. Auf der großen Fürther Heide war es auch, wo im Laufe des vorigen Jahres alle größeren Volksversammlungen in Baiern abgehalten und von der durch und durch demokratischen Bevölkerung jener Gegend zahlreich besucht wurden. Die wichtigste Stadt für die Demokratie in Franken ist aber die Stadt Bamberg. Von den 24,000 Einwohnern derselben, sind an zwei Drittheil revolutionär-demokratisch, und auch von den Uebrigen kommen noch täglich mehr zu uns herüber. Trotzdem, daß man die arme Stadt mit allen denkbaren Strafen heimsucht, welche königlich-gottbegnadete-blauweiße Stadtkommandanten erdenken können, heimsucht trotzdem, daß man die Gassen dieser Stadt mit Soldaten und Kanonen buchstäblich vollpfropft (es sind dort allein 6 Batterien schon 4 volle Monate lang auf dem „Durchmarsche“ begriffen; ohne noch das andere Ende Bambergs erreicht zu haben!); trotz alledem erstarkt der revolutionäre Volksgeist dort immer mehr. Unter dem Schutze dieser Kanonen hat sich der reaktionäre Ingrimm an den Demokraten auf alle Weise zu rächen gesucht. Da wurde kein Unterschied gemacht zwischen Mann und Weib, Jung und Alt. So schmachtet schon seit 6 Monaten Assessor v. Reider, ein 70jähriger kränkelnder Greis, sammt seinem Sohne im Kerker. Professor Dr. Wirth wurde erst nach 4monatlicher dumpfer Haft gegen Caution entlassen, und noch eine Masse Bürger sitzen entweder im Gefängniß, oder haben sich, um diese baierischen Paradiese zu vermeiden, ins Ausland begeben. Vor einigen Wochen wurde auf eine elende Denunziation hin der Dr. med. v. Schallern, auf die brutalste Weise verhaftet, indem ihn der Büttel am hellen Tage auf offner Straße plötzlich anfiel, beim Kragen packte (buchstäblich) und so unter großem Skandal in den Kerker schleppte. Mit ihm zugleich ein Schneidergeselle, der sein Begleiter gewesen sein soll! Nach zwei Wochen wurde von Schallern wieder auf freien Fuß gesetzt, und zwar auf höhere verwandtschaftliche Vermittlung, (sein Schwager ist der königl. baierische Gesandte am russischen Hofe) während der arme Schneidergeselle, der leider keiner so hohen Protektion sich erfreut, gewiß aber, wenn überhaupt von Schuld die Rede sein könnte, der Unschuldigste von Beiden wäre, noch heute vergebens auf seine Loslassung wartet! Flüchten mußten Dr. Heinkelmann, weil er sich am Frankfurter Demokratenkongresse betheiligt hatte! Carl Heger, Redakteur des eingegangenen „Fränkischen Merkurs,“ sammt der Verlegerin, der Frau von Ecker-Eckhofen, weil sie dieses Blatt, wie die Anschuldigung lautet, „zum Tummelplatz des wüthendsten Republikanismus gemacht hatten,“ was die offizielle „Neue Münchnerin“ ganz naiv als ihr Verbrechen angibt. Dann Dr. med. Ott. Ausgewiesen wurden: Dr. med. Brendt, weil er einen „Schmähbrief“ gegen Eisenmann geschrieben. Ein Arzt aus Bamberg fiel auf den Frankfurter Barrikaden, ein anderer starb in Folge der daselbst erhaltenen Wunden. Aber, wie gesagt, dadurch ist die Demokratie in Bamberg nicht überwältigt worden, im Gegentheil macht sie immer mehr Fortschritte und hat schon einen großen Theil des Landvolks ergriffen. Kein Wunder, daß die demokratische Partei ihre sämmtlichen 8 Kandidaten zur 2. Kammer durchsetzte. Dafür wurde denn aber auch die gute Stadt einige Tage darauf unter dem nichtigen Vorwand von Raufereien zwischen Civil- und Militär, mit dem Belagerungszustand bedroht. Nach Bamberg kommt Erlangen, eine wichtige Stadt, sowohl wegen der vielen demokratischen Elemente daselbst, als auch wegen ihres Einflusses auf das Land. Es gibt dort mehrere demokratisch gesinnte Vereine (der Titel „demokratisch“ ist in Baiern bei 100 Thlr. Strafe verboten!) als da sind: Arbeiterverein, Volksverein, Demokratische Studentenverbindung. An der Spitze der dortigen Demokratie stehen die beiden Herder, Sohn und Enkel des bekannten Herder. Auch die Stadt Nürnberg hat viele demokratische Elemente, namentlich unter dem niederen Gewerbestande, andrerseits gibts dort auch eine freche Bourgeoisie, die eine Masse von Personen in Abhängigkeit von sich zu erhalten weiß. Wie es um die Gesinnungen der Landbewohner Oberfrankens, besonders derjenigen auf der großen Strecke zwischen Bamberg, Kronach und Kulmbach steht, brauche ich Ihnen kaum zu sagen. Sie erinnern sich wohl, daß sie im vorigen Sommer sich zu Tausenden erhoben, ringsum die Schlösser und Burgen ihrer alten Blutsauger, der adeligen Krautjunker, vom Erdboden vertilgten, jene Junker mit ihren Henkersknechten, den Beamten, sammt und sonders vertrieben. Abgeschnitten von allen Hülfsquellen, ganz isolirt in dem „treuen“ Bayern, hielten sie sich dennoch 2 volle Monate lang gegen eine große Masse Soldaten und wurden endlich von der Uebermacht erdrückt. Für die bewiesene Hartnäckigkeit rächten sich denn auch die Junker mittelst der Söldlinge auf die brutalste, abgefeimteste Weise. Als sprechendsten Beleg führe ich eine Stelle aus dem Briefe eines Subjektes, des gottbegnadeten Kadetten K. an, die wörtlich also lautet: „die Hunde haben uns lange genug gefoppt, zwei haben wir jetzt zusammengeschossen; wenn wir einen bei heiler Haut kriegen, so knebeln wir ihn, die Arme auf den Rücken, binden ihn so an die Hufeisen unserer Pferde und sprengen dann, in der einen Hand das gespannte Pistol, im Galopp davon durch Dick und Dünn. Der größte Spaß dabei ist dann, die Kerle zappeln zu sehen, wie sie nicht selten sich durch die Sümpfe schleifen lassen, wo ihnen dann ein derber Stoß mit dem Fuße famos wieder auf die Beine hilft!“ Dieser hoffnungsvolle Jüngling ist denn auch alsbald zum Lieutnant avancirt. Die armen Gefangenen, oft ganze Dörfer, schmachten schon ein halbes Jahr ohne Urtheil im Gefängniß, der peinlichsten, martervollsten Inquisition eines einzigen Wüthrich's heimgegeben, der sogar in seiner sonst so frommen Heimathsstadt nur der „rothe Scharfrichter“ titulirt wird. Trotz dieser massenhaften Einkerkerungen hat man doch nicht den Geist der Unruhe beschwichtigen können und schon jetzt regt er sich wieder, weshalb am 12. Februar in aller Eile 4 Compagnieen der Garnison Bayreuth nach der „bedrohten“ Gegend aufgebrochen sind. Das kommende Frühjahr wird daher hier wie in ganz Franken mit Sehnsucht erwartet als der Phönix einer neuen Zeit. Ungarn.

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 236. Köln, 3. März 1849, S. 1302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz236_1849/2>, abgerufen am 27.04.2024.