[N. N.]: Von der Ode. In: Vermischte Beyträge zur Philosophie und den schönen Wissenschaften, 2,1 (1763), S. 152–177.erbietung gegen diese Kunstrichter, oder aus Armuth des Geistes, aus einer seichten Einsicht in die Philosophie, geschehen? Die Neuern haben sich endlich mit ihren Untersuchungen an die Ode gewagt. Sie haben uns aber weiter nichts als einen Theil von ihrer Kleidung, nichts als einige Wendungen in ihrem Gange gezeigt*). Allein wir wünschten sie noch näher zu kennen; vielleicht erscheint sie zuweilen in einem veränderten Kleide; vielleicht gefällt es ihr, nicht allezeit gleiche Schritte zu thun, und alsdann sind wir in Gefahr, sie gar zu verkennen. Und dieß würde geschehen, wenn wir mit den gemeinen Kunstrichtern annähmen, daß der unterscheidende Charakter der Ode darinn bestehe, daß sie aus Strophen zusammengesetzt sey, oder welches eben so viel sagt, *) La Motte hat seinen Oden eine Abhandlung von dieser Art von Gedichten beygefüget, in welcher es ihm aber nicht gefällig gewesen ist, seinen Lesern zu sagen, was eigentlich die Ode ist, sondern er hat bloß von der Begeisterung und dem Erhabenen in der Ode geredet, und sehr unvollständig die Charaktere vom Pindar, Anakreon, Horaz, Ronsard und Malherbe entworfen. Herr Dacier hat gleichfalls in der Vorrede zu seiner Uebersetzung des Horaz von dieser Art von Gedichten gehandelt. Wir werden bald seine Erklärung davon anführen. Muratori della perfetta Poesia, in Venezia 1730. in 4. redet von eben diesem Gegenstande Tomo II. C. 7. Ingleichen Trapp in Praelectionibus poeticis. Lowth de Poesi sacra Hebraeorum Praelect. XXV-XXVIII. Batteux hat in der Einleitung in die schönen Wissenschaften, nach der Uebersetzung des Herrn Pr. Ramlers im 3ten Bande S. 3-86. mehr als seine Vorgänger, von dieser Materie gesagt, aber auch ziemlich a la Francoise. Die Anmerkungen, welche Herr Schlegel zu seiner Uebersetzung des Batteux Einschränkung der schönen Künste auf einen einzigen Grundsatz, hinzugefügt, S. 193-209. und 415. f. verdienen gelesen zu werden. Man kann davon auch Herrn Cramers Vte Abhandlung von dem Wesen der biblischen Poesie, die sich in seiner poetischen Uebersetzung der Psalmen im Isten Theile befindet, nachlesen.
erbietung gegen diese Kunstrichter, oder aus Armuth des Geistes, aus einer seichten Einsicht in die Philosophie, geschehen? Die Neuern haben sich endlich mit ihren Untersuchungen an die Ode gewagt. Sie haben uns aber weiter nichts als einen Theil von ihrer Kleidung, nichts als einige Wendungen in ihrem Gange gezeigt*). Allein wir wünschten sie noch näher zu kennen; vielleicht erscheint sie zuweilen in einem veränderten Kleide; vielleicht gefällt es ihr, nicht allezeit gleiche Schritte zu thun, und alsdann sind wir in Gefahr, sie gar zu verkennen. Und dieß würde geschehen, wenn wir mit den gemeinen Kunstrichtern annähmen, daß der unterscheidende Charakter der Ode darinn bestehe, daß sie aus Strophen zusammengesetzt sey, oder welches eben so viel sagt, *) La Motte hat seinen Oden eine Abhandlung von dieser Art von Gedichten beygefüget, in welcher es ihm aber nicht gefällig gewesen ist, seinen Lesern zu sagen, was eigentlich die Ode ist, sondern er hat bloß von der Begeisterung und dem Erhabenen in der Ode geredet, und sehr unvollständig die Charaktere vom Pindar, Anakreon, Horaz, Ronsard und Malherbe entworfen. Herr Dacier hat gleichfalls in der Vorrede zu seiner Uebersetzung des Horaz von dieser Art von Gedichten gehandelt. Wir werden bald seine Erklärung davon anführen. Muratori della perfetta Poesia, in Venezia 1730. in 4. redet von eben diesem Gegenstande Tomo II. C. 7. Ingleichen Trapp in Praelectionibus poeticis. Lowth de Poesi sacra Hebraeorum Praelect. XXV-XXVIII. Batteux hat in der Einleitung in die schönen Wissenschaften, nach der Uebersetzung des Herrn Pr. Ramlers im 3ten Bande S. 3-86. mehr als seine Vorgänger, von dieser Materie gesagt, aber auch ziemlich a la Françoise. Die Anmerkungen, welche Herr Schlegel zu seiner Uebersetzung des Batteux Einschränkung der schönen Künste auf einen einzigen Grundsatz, hinzugefügt, S. 193-209. und 415. f. verdienen gelesen zu werden. Man kann davon auch Herrn Cramers Vte Abhandlung von dem Wesen der biblischen Poesie, die sich in seiner poetischen Uebersetzung der Psalmen im Isten Theile befindet, nachlesen.
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erbietung gegen diese Kunstrichter, oder aus Armuth des Geistes, aus einer seichten Einsicht in die Philosophie, geschehen? Die Neuern haben sich endlich mit ihren Untersuchungen an die Ode gewagt. Sie haben uns aber weiter nichts als einen Theil von ihrer Kleidung, nichts als einige Wendungen in ihrem Gange gezeigt *). Allein wir wünschten sie noch näher zu kennen; vielleicht erscheint sie zuweilen in einem veränderten Kleide; vielleicht gefällt es ihr, nicht allezeit gleiche Schritte zu thun, und alsdann sind wir in Gefahr, sie gar zu verkennen. Und dieß würde geschehen, wenn wir mit den gemeinen Kunstrichtern annähmen, daß der unterscheidende Charakter der Ode darinn bestehe, daß sie aus Strophen zusammengesetzt sey, oder welches eben so viel sagt,
*) La Motte hat seinen Oden eine Abhandlung von dieser Art von Gedichten beygefüget, in welcher es ihm aber nicht gefällig gewesen ist, seinen Lesern zu sagen, was eigentlich die Ode ist, sondern er hat bloß von der Begeisterung und dem Erhabenen in der Ode geredet, und sehr unvollständig die Charaktere vom Pindar, Anakreon, Horaz, Ronsard und Malherbe entworfen. Herr Dacier hat gleichfalls in der Vorrede zu seiner Uebersetzung des Horaz von dieser Art von Gedichten gehandelt. Wir werden bald seine Erklärung davon anführen. Muratori della perfetta Poesia, in Venezia 1730. in 4. redet von eben diesem Gegenstande Tomo II. C. 7. Ingleichen Trapp in Praelectionibus poeticis. Lowth de Poesi sacra Hebraeorum Praelect. XXV-XXVIII. Batteux hat in der Einleitung in die schönen Wissenschaften, nach der Uebersetzung des Herrn Pr. Ramlers im 3ten Bande S. 3-86. mehr als seine Vorgänger, von dieser Materie gesagt, aber auch ziemlich a la Françoise. Die Anmerkungen, welche Herr Schlegel zu seiner Uebersetzung des Batteux Einschränkung der schönen Künste auf einen einzigen Grundsatz, hinzugefügt, S. 193-209. und 415. f. verdienen gelesen zu werden. Man kann davon auch Herrn Cramers Vte Abhandlung von dem Wesen der biblischen Poesie, die sich in seiner poetischen Uebersetzung der Psalmen im Isten Theile befindet, nachlesen.
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