In der temperirten Zone ist ein Jahr verschieden von dem andern; in Paris ist dies häufig um 1-2° der Fall. Da nun die Jahre aber die glücklichsten und sagenreichsten sind, wo eine bestimmte Masse von Wärme auf den Erd- boden in einer gewissen Zeit hervorgebracht wird, so ist es nothwendig, diese bestimmte Quantität der Wärme in solchen Perioden zu wissen. Die mittl. Temperatur der Jahre in unsern Breiten sind oft in so weit verschieden, daß sie um 1/4 der Wärmequantität mitunter abweichen, und um 1° mit Gewißheit zu bestimmen, hat man eine Masse von 8000 Beobachtungen nöthig. Unter dem Aequator ist die mittl. Quantität der Wärme sich so gleich, daß sie nach mehr- jährigen Beobachtungen nur um 1/20° vereint. In Paris hat man nach 21 jährigen Beobachtungen gefunden, daß die Wintermonate um 5-6° abweichen; und daß selbst der wärmste Sommermonat August, da er gewöhnlich 13-14° mittl. Temperatur hat, zuweilen 17-18° giebt.
Ueber die Maxima der Wärme herrschten bisher viele Unrichtigkeiten, weil die Beobachtungen nicht immer unter dem Einfluße des Schattens angestellt sind. Nach den Unter- suchungen des HerrnArago kann kein Reisender in einer reinen Atmosphäre 7' über der Erde, das Thermometer höher als
In der temperirten Zone iſt ein Jahr verſchieden von dem andern; in Paris iſt dies häufig um 1–2° der Fall. Da nun die Jahre aber die glücklichſten und ſagenreichſten ſind, wo eine beſtimmte Maſſe von Wärme auf den Erd- boden in einer gewiſſen Zeit hervorgebracht wird, ſo iſt es nothwendig, dieſe beſtimmte Quantität der Wärme in ſolchen Perioden zu wiſſen. Die mittl. Temperatur der Jahre in unſern Breiten ſind oft in ſo weit verſchieden, daß ſie um ¼ der Wärmequantität mitunter abweichen, und um 1° mit Gewißheit zu beſtimmen, hat man eine Maſſe von 8000 Beobachtungen nöthig. Unter dem Aequator iſt die mittl. Quantität der Wärme ſich ſo gleich, daß ſie nach mehr- jährigen Beobachtungen nur um 1/20° vereint. In Paris hat man nach 21 jährigen Beobachtungen gefunden, daß die Wintermonate um 5–6° abweichen; und daß ſelbſt der wärmſte Sommermonat Auguſt, da er gewöhnlich 13–14° mittl. Temperatur hat, zuweilen 17–18° giebt.
Ueber die Maxima der Wärme herrſchten bisher viele Unrichtigkeiten, weil die Beobachtungen nicht immer unter dem Einfluße des Schattens angeſtellt ſind. Nach den Unter- ſuchungen des HerrnArago kann kein Reiſender in einer reinen Atmosphäre 7′ über der Erde, das Thermometer höher als
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In der temperirten Zone iſt ein Jahr verſchieden von dem
andern; in Paris iſt dies häufig um 1–2° der Fall.
Da nun die Jahre aber die glücklichſten und ſagenreichſten
ſind, wo eine beſtimmte Maſſe von Wärme auf den Erd-
boden in einer gewiſſen Zeit hervorgebracht wird, ſo iſt es
nothwendig, dieſe beſtimmte Quantität der Wärme in
ſolchen Perioden zu wiſſen. Die mittl. T. der Jahre in
unſern Breiten ſind oft in ſo weit verſchieden, daß ſie um
¼ der Wärmequantität mitunter abweichen, und um 1°
mit Gewißheit zu beſtimmen, hat man eine Maſſe von
8000 Beobachtungen nöthig. Unter dem Aequator iſt die
mittl. Quantität der Wärme ſich ſo gleich, daß ſie nach mehr-
jährigen Beobachtungen nur um 1/20° vereint. In Paris hat
man nach 21 jährigen Beobachtungen gefunden, daß die
Wintermonate um 5–6° abweichen; und daß ſelbſt der
wärmſte Sommermonat Auguſt, da er gewöhnlich 13–14°
mittl. T. hat, zuweilen 17–18° giebt.
Ueber die Maxima der Wärme herrſchten bisher viele
Unrichtigkeiten, weil die Beobachtungen nicht immer unter
dem Einfluße des Schattens angeſtellt ſind. Nach den Unter-
ſuchungen des H Arago kann kein Reiſender in einer reinen
Atmosphäre 7′ über der Erde, das Thermometer höher als
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 440.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/446>, abgerufen am 27.11.2024.
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