37° gesehen haben. Zu Baku in Indien soll es bei Tage 37-39° und des Nachts 27° zeigen. Capit. Tucky hat bei Tage aber nur 36° und des Nachts 28° beobachtet. Der Capitain Beaufort hat am Senegal 381/2° bemerkt. Herr Ritschi will in Fezzan wo er starb, zwischen 38-43° gesehen haben. Die Atmosphäre ist hier ganz mit Staub gefüllt, und indem diese kleinen Partikelchen an die Kugel des Thermome- ters schlagen, bewirken sie einen höhern Stand desselben; man kann diese Beobachtung daher nicht so annehmen, als wenn sie im Zustande einer reinen Atmosphäre angestellt wäre.
In der temperirten Zone ist die Hitze verhältniß- mäßig größer als unter den Tropen, die in ersterer häufiger hohe von der Nova abweichende Wärmegrade sich zeigen. Nach den Beobachtungen der letzten 20 Jahre er- reichte das Thermometer in Paris einmal 29°,5, und 8 mal 28°; besonders heiß war es im Jahre 1793, wo es auf 30°,7 stand.
Die Menschen können eine weit größere Hitze ertragen, als man gewöhnlich glaubt, denn in der Oase von Mursuk leben die Einwohner Monatelang bei + 43°, ohne Beschwerden zu fühlen, obgleich die Blutwärme nach den neuesten und besten Untersuchungen von John Davy kaum 30° hat, früher nahm man sie zu 32° an, was aber falsch ist. Bei den
37° geſehen haben. Zu Baku in Indien ſoll es bei Tage 37–39° und des Nachts 27° zeigen. Capit. Tucky hat bei Tage aber nur 36° und des Nachts 28° beobachtet. Der Capitain Beaufort hat am Senegal 38½° bemerkt. Herr Ritſchi will in Fezzan wo er ſtarb, zwiſchen 38–43° geſehen haben. Die Atmosphäre iſt hier ganz mit Staub gefüllt, und indem dieſe kleinen Partikelchen an die Kugel des Thermome- ters ſchlagen, bewirken ſie einen höhern Stand deſſelben; man kann dieſe Beobachtung daher nicht ſo annehmen, als wenn ſie im Zuſtande einer reinen Atmosphäre angeſtellt wäre.
In der temperirten Zone iſt die Hitze verhältniß- mäßig größer als unter den Tropen, die in erſterer häufiger hohe von der Nova abweichende Wärmegrade ſich zeigen. Nach den Beobachtungen der letzten 20 Jahre er- reichte das Thermometer in Paris einmal 29°,5, und 8 mal 28°; beſonders heiß war es im Jahre 1793, wo es auf 30°,7 ſtand.
Die Menſchen können eine weit größere Hitze ertragen, als man gewöhnlich glaubt, denn in der Oaſe von Mursuk leben die Einwohner Monatelang bei + 43°, ohne Beſchwerden zu fühlen, obgleich die Blutwärme nach den neueſten und beſten Unterſuchungen von John Davy kaum 30° hat, früher nahm man ſie zu 32° an, was aber falſch iſt. Bei den
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37° geſehen haben. Zu Baku in Indien ſoll es bei Tage
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Ritſchi will in Fezzan wo er ſtarb, zwiſchen 38–43° geſehen
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ters ſchlagen, bewirken ſie einen höhern Stand deſſelben; man
kann dieſe Beobachtung daher nicht ſo annehmen, als wenn
ſie im Zuſtande einer reinen Atmosphäre angeſtellt wäre.
In der temperirten Zone iſt die Hitze verhältniß-
mäßig größer als unter den Tropen, die in erſterer
häufiger hohe von der Nova abweichende Wärmegrade ſich
zeigen. Nach den Beobachtungen der letzten 20 Jahre er-
reichte das Thermometer in Paris einmal 29°,5, und 8 mal
28°; beſonders heiß war es im Jahre 1793, wo es auf 30°,7 ſtand.
Die Menſchen können eine weit größere Hitze ertragen,
als man gewöhnlich glaubt, denn in der Oaſe von Mursuk
leben die Einwohner Monatelang bei + 43°, ohne Beſchwerden
zu fühlen, obgleich die Blutwärme nach den neueſten und
beſten Unterſuchungen von John Davy kaum 30° hat, früher
nahm man ſie zu 32° an, was aber falſch iſt. Bei den
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 441.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/447>, abgerufen am 27.11.2024.
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