Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Das Klima, wo die unangenehme Empfindung der Kälte
nicht statt findet, fängt mit dem 29° der Breite an.

Nicht so wohl ist die jährliche Quantität der Wärme
auf alle Monate vertheilt wichtig, als die welche in den
verschiedenen Jahreszeiten herrscht. So findet sich in dem wohl-
thätigen westlichen Klima des alten Continents eine
geringe Verschiedenheit in den isothermen Linien zwischen
der Sommer- und Wintertemperatur, dagegen ist in Amerika
zwischen beiden der größtmögliche Unterschied. In New-
York z. B. unter 40°,3 Breite, in der Linie von Neapel
ist die Sommerwärme gleich der von Rom, die das Winter
gleich der im Kopenhagen. In Quebeck ist es noch bedeu-
tender da der Sommer gleich dem in Paris, der Winter
aber dem in Petersburg gleich ist. Sehr möglich daß diese
unglückliche Kälte Theil an dem gelben Fieber der
Einwohner hat. In den Zahlen der isothermen Linien
geben die obere die Sommerwärme, die untern die Winterkälte an.

Nach einiges von dem Unterschiede der nördlichen
und südlichen Hemisphäre. Früher waren alte Vor-
urtheile, daß die südliche Zone kälter sei, die besonders
noch durch Cooks Reisen vermehrt wurden. Herr Huygens der
dem Südpole näher als Cook kam, fand immer noch ein

Das Klima, wo die unangenehme Empfindung der Kälte
nicht ſtatt findet, fängt mit dem 29° der Breite an.

Nicht ſo wohl iſt die jährliche Quantität der Wärme
auf alle Monate vertheilt wichtig, als die welche in den
verſchiedenen Jahreszeiten herrſcht. So findet ſich in dem wohl-
thätigen weſtlichen Klima des alten Continents eine
geringe Verſchiedenheit in den iſothermen Linien zwiſchen
der Sommer- und Wintertemperatur, dagegen iſt in Amerika
zwiſchen beiden der größtmögliche Unterſchied. In New-
York z. B. unter 40°,3 Breite, in der Linie von Neapel
iſt die Sommerwärme gleich der von Rom, die das Winter
gleich der im Kopenhagen. In Quebeck iſt es noch bedeu-
tender da der Sommer gleich dem in Paris, der Winter
aber dem in Petersburg gleich iſt. Sehr möglich daß dieſe
unglückliche Kälte Theil an dem gelben Fieber der
Einwohner hat. In den Zahlen der iſothermen Linien
geben die obere die Sommerwärme, die untern die Winterkälte an.

Nach einiges von dem Unterſchiede der nördlichen
und ſüdlichen Hemisphäre. Früher waren alte Vor-
urtheile, daß die ſüdliche Zone kälter ſei, die beſonders
noch durch Cooks Reiſen vermehrt wurden. Herr Huygens der
dem Südpole näher als Cook kam, fand immer noch ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="50">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <div n="5">
                  <p><pb facs="#f0450" n="444."/>
Das Klima, wo die unangenehme Empfindung der Kälte<lb/>
nicht &#x017F;tatt findet, fängt mit dem 29° der Breite an.</p><lb/>
                  <p>Nicht &#x017F;o wohl i&#x017F;t die jährliche Quantität der Wärme<lb/>
auf alle Monate vertheilt wichtig, als die welche in den<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Jahreszeiten herr&#x017F;cht. So findet &#x017F;ich in dem wohl-<lb/>
thätigen we&#x017F;tlichen Klima des alten Continents eine<lb/>
geringe Ver&#x017F;chiedenheit in den i&#x017F;othermen Linien zwi&#x017F;chen<lb/>
der Sommer- und Wintertemperatur, dagegen i&#x017F;t <add place="superlinear">in</add> Amerika<lb/>
zwi&#x017F;chen beiden der größtmögliche Unter&#x017F;chied. In New-<lb/>
York z. B. unter 40°,3 Breite, in der Linie von Neapel<lb/>
i&#x017F;t die Sommerwärme gleich der von Rom, die das Winter<lb/>
gleich der im Kopenhagen. In Quebeck i&#x017F;t es noch bedeu-<lb/>
tender da der Sommer gleich dem in Paris, der Winter<lb/>
aber dem in Petersburg gleich i&#x017F;t. Sehr möglich daß die&#x017F;e<lb/>
unglückliche Kälte Theil an dem gelben Fieber der<lb/>
Einwohner hat. In den Zahlen der i&#x017F;othermen Linien<lb/>
geben die obere die Sommerwärme, die untern die Winterkälte an.</p><lb/>
                  <p>Nach einiges von dem Unter&#x017F;chiede der nördlichen<lb/>
und &#x017F;üdlichen Hemisphäre. Früher waren alte Vor-<lb/>
urtheile, daß die &#x017F;üdliche Zone kälter &#x017F;ei, die be&#x017F;onders<lb/>
noch durch <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118522027 http://d-nb.info/gnd/118522027">Cook</persName>s</hi> Rei&#x017F;en vermehrt wurden. <choice><abbr>H&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">Herr</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118639749 http://d-nb.info/gnd/118639749">Huygens</persName></hi> der<lb/>
dem Südpole näher als <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118522027 http://d-nb.info/gnd/118522027">Cook</persName></hi> kam, fand immer noch ein<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[444./0450] Das Klima, wo die unangenehme Empfindung der Kälte nicht ſtatt findet, fängt mit dem 29° der Breite an. Nicht ſo wohl iſt die jährliche Quantität der Wärme auf alle Monate vertheilt wichtig, als die welche in den verſchiedenen Jahreszeiten herrſcht. So findet ſich in dem wohl- thätigen weſtlichen Klima des alten Continents eine geringe Verſchiedenheit in den iſothermen Linien zwiſchen der Sommer- und Wintertemperatur, dagegen iſt in Amerika zwiſchen beiden der größtmögliche Unterſchied. In New- York z. B. unter 40°,3 Breite, in der Linie von Neapel iſt die Sommerwärme gleich der von Rom, die das Winter gleich der im Kopenhagen. In Quebeck iſt es noch bedeu- tender da der Sommer gleich dem in Paris, der Winter aber dem in Petersburg gleich iſt. Sehr möglich daß dieſe unglückliche Kälte Theil an dem gelben Fieber der Einwohner hat. In den Zahlen der iſothermen Linien geben die obere die Sommerwärme, die untern die Winterkälte an. Nach einiges von dem Unterſchiede der nördlichen und ſüdlichen Hemisphäre. Früher waren alte Vor- urtheile, daß die ſüdliche Zone kälter ſei, die beſonders noch durch Cooks Reiſen vermehrt wurden. H Huygens der dem Südpole näher als Cook kam, fand immer noch ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/450
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 444.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/450>, abgerufen am 27.11.2024.