Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 46. Prag, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] und zerstörenden Einfluß, an den sich kein Mensch,
auch nicht der jüngste und stärkste, gewöhnen kann.
Zeigt sich's daß ihre Gesundheit bedeutend schwächer
wird, daß sie frühzeitig altern, und den anstrengen-
den Sorgen des Hospizes nicht mehr vorstehen
können, so bekommen sie eine Pfarre in Unterwallis,
und beginnen da, immer in genauer Verbindung
mit dem Hospiz, eine neue Thätigkeit. M. B.



Der Brand von Jdria.

Unter die wichtigsten Momente des merkwür-
digen Quecksilberbergwerks von Jdria gehört der
Grubenbrand, der am 11. März 1803 ausbrach.
Vierzehn Bergleute waren in der Grube. Einer
geht im Tiefsten 130 Lachter ( zu 6 Wiener Fuß
die Lachter ) unter Tage auf die andere Seite, be-
merkt einen brenzlichen Geruch und ruft seine Kam-
meraden. Bald sehen sie hinten vor Ort Flammen
ausbrechen. Sie fliehen, und erreichen glücklich den
Tag. Nun steigen die Beamten selbst hinab. Allein
Niemand kann mehr die Quelle des Unglücks errei-
chen; schon ist die Luft vergiftet, und mehrere fallen
zu Boden. Wen der Scheintod nicht lähmt, geräth
in Gefahr, von den Flammen ergriffen zu werden.
Kaum kann man die Niedergesunkenen mit Ma-
schinen herausbringen. Täglich steigen andere Knap-
pen fruchtlos hinab, und täglich wird die Gefahr
größer. Die untersten Strecken brechen zusammen.
Giftige Luftarten suchen mit Gewalt Raum zur
Expansion ( Ausdehnung ) und verursachen heftige
Erschütterungen. Alle Zimmerungen werden zer-
trümmert, die prächtigen Mauern in ihren Vesten
erschüttert, die Flammen dringen 60 Lachter hoch
herauf. Nun erfüllt das sublimirte Ouecksilber schon
die obersten Etagen ( Stockwerke ) . Der Barbara-
Treibeschacht stürzt vom Tage bis zur größten Tiefe
zusammen. Den tiefen Josephstollen selbst kann kein
Mensch mehr ohne Lebensgefahr betreten; Vögel,
die man vor das Mundloch bringt, fallen im Käfig
augenblicklich todt nieder. Man muß also endlich
zu dem verzweifelten Mittel greifen, ein Element
mit dem andern zu dämpfen. Mit unglaublicher
Anstrengung hatte man gleich in den ersten Tagen
den Theresienschacht durch stärkere Zimmerung ge-
sichert. Durch ihn ließ man nun mittelst angebrach-
ter viereckiger brettener Röhren einen Wasserstrom
von 3,300,000 Eimern Wasser in die Gruben lau-
fen, welcher endlich den Brand löschte, aber erst
im November 1803 konnte die Grube wieder belegt
werden. Durch frische Zimmerung gewältigte man
die obersten Strecken, kam allmählig bis auf den
Wasserspiegel hinab, und ließ auch hier durch zwei
Kunstgezeuge die Gewältigung ihren Anfang nehmen.
Man sah selbst noch im Jahre 1804 aus den Höh-
len der zerfressenen Mauern kleine Quecksilberströme
fließen, und Millionen Perlen des niedergeschlagenen
Metalls an den Seitenstößen hängen, die sonst nie
eine Spur des Jungfern = Quecksilbers enthielten.
Ungeheuer war der Verlust durch diese Feuersbrunst
und die Wiederherstellung des Grubenbaues, noch
furchtbarer war jedoch der Zustand der armen
Knappen, 900 derselben sind nach jenem Unglücke
in eine Gliederkrankheit verfallen, deren Symptom
( Anzeichen ) ein schreckliches Zittern am ganzen Leibe
war, das täglich periodisch wieder kam, und nur
dadurch in etwas gelindert werden konnte, daß sich
[Spaltenumbruch] die armen Leute mit dem Bauche auf die Erde
legten.     D. S.



Arabische Sprüchwörter.

Zwei werden nie gesättigt, der, welcher Wahr-
heit, und der, welcher Reichthum sucht.

Volksliebe ist besser als Kriegsheer.

Wer dir viele Neuigkeiten zuträgt, trägt dir
auch viele Neuigkeiten aus dem Hause.

An sechs Stücken erkennt man einen Narren.
Er wird zornig ohne Ursache; spricht unnützes Zeug;
traut Jedermann; verändert seinen Aufenthalt ohne
Noth; bekümmert sich um Dinge, die ihn nichts
angehen, und weiß Freund und Feind von einander
nicht zu unterscheiden.

Wer auf dem Wagen der Hoffnung fährt, der
hat die Armuth zur Gesellschafterin.

Jst dein Freund von Honig, verzehre ihn nicht
ganz.

Leichter ist es wohl, einen Berg mit einer
Nadel abzutragen, als Stolz aus menschlichem Her-
zen zu tilgen.

Umgang mit bösen Leuten haben, heißt zur
See gehen.

Ungeduld im Leiden ist schlimmer als das Lei-
den selbst.

Enthaltsamkeit ist ein Baum, dessen Wurzel
heißt zufrieden seyn, seine Frucht Ruhe.

Geduld trägt den Schlüssel zur Freude; Unge-
duld zur Reue.

Jedem Vogel gefällt seine Stimme.



Der Bienenfresser.

Jn den Gebieten der Mission von Naynas
( in Amerika ) findet man in großer Anzahl wilde
Bienen, die keinen Stachel haben, und vortrefflichen
Honig erzeugen. Die Eingebornen machen davon
ohne Gefahr eine reiche Ernte, obschon die Affen
ihnen einen großen Theil wegnehmen. Vorzüglich ist
ein Affe, den die Spanier Mico nennen, sehr gierig,
nicht allein auf den Honig, sondern selbst auf die
Bienen, welche keinen gefährlicheren Feind haben.
Sobald ein Mico einen natürlichen Bienenstock ent-
deckt hat, bleibt er vor der Oeffnung stehen, bis
die Bienen ausfliegen, und fängt sie mit einer so
bewunderungswürdigen Geschicklichkeit, daß seiner
Gefräßigkeit keine entgeht. Wenn er die Bienen
verschlungen hat, steckt er seine Pfote in die Höh-
lung, worin der Honig enthalten ist, und verzehrt
nach und nach auch diesen mit gleichem Appetit.

    L.



Das Wappen der Andrassy.

Bei dem großen Turnier, welches die unga-
rische Königskrönung im Jahre 1000 verherrlichte,
hatte ein ausländischer Ritter viele Gegner in den
Sand gestreckt, als ein edler Magyare, Andoras
genannt, durch den prahlenden Uebermuth des
Fremdlings empört, jenen zum Kampf, jedoch zum
ernsten Gang auf Leben und Tod forderte. Mit
einem Hieb, den nur eine Riesenfaust so zu führen
vermochte, trennte Andoras das Haupt und die rechte
Schulter des gepanzerten Gegners von dem übrigen
Körper im Angesicht der versammelten Menge. Diese
[Ende Spaltensatz]

Panorama des Universums.
[Beginn Spaltensatz] und zerstörenden Einfluß, an den sich kein Mensch,
auch nicht der jüngste und stärkste, gewöhnen kann.
Zeigt sich's daß ihre Gesundheit bedeutend schwächer
wird, daß sie frühzeitig altern, und den anstrengen-
den Sorgen des Hospizes nicht mehr vorstehen
können, so bekommen sie eine Pfarre in Unterwallis,
und beginnen da, immer in genauer Verbindung
mit dem Hospiz, eine neue Thätigkeit. M. B.



Der Brand von Jdria.

Unter die wichtigsten Momente des merkwür-
digen Quecksilberbergwerks von Jdria gehört der
Grubenbrand, der am 11. März 1803 ausbrach.
Vierzehn Bergleute waren in der Grube. Einer
geht im Tiefsten 130 Lachter ( zu 6 Wiener Fuß
die Lachter ) unter Tage auf die andere Seite, be-
merkt einen brenzlichen Geruch und ruft seine Kam-
meraden. Bald sehen sie hinten vor Ort Flammen
ausbrechen. Sie fliehen, und erreichen glücklich den
Tag. Nun steigen die Beamten selbst hinab. Allein
Niemand kann mehr die Quelle des Unglücks errei-
chen; schon ist die Luft vergiftet, und mehrere fallen
zu Boden. Wen der Scheintod nicht lähmt, geräth
in Gefahr, von den Flammen ergriffen zu werden.
Kaum kann man die Niedergesunkenen mit Ma-
schinen herausbringen. Täglich steigen andere Knap-
pen fruchtlos hinab, und täglich wird die Gefahr
größer. Die untersten Strecken brechen zusammen.
Giftige Luftarten suchen mit Gewalt Raum zur
Expansion ( Ausdehnung ) und verursachen heftige
Erschütterungen. Alle Zimmerungen werden zer-
trümmert, die prächtigen Mauern in ihren Vesten
erschüttert, die Flammen dringen 60 Lachter hoch
herauf. Nun erfüllt das sublimirte Ouecksilber schon
die obersten Etagen ( Stockwerke ) . Der Barbara-
Treibeschacht stürzt vom Tage bis zur größten Tiefe
zusammen. Den tiefen Josephstollen selbst kann kein
Mensch mehr ohne Lebensgefahr betreten; Vögel,
die man vor das Mundloch bringt, fallen im Käfig
augenblicklich todt nieder. Man muß also endlich
zu dem verzweifelten Mittel greifen, ein Element
mit dem andern zu dämpfen. Mit unglaublicher
Anstrengung hatte man gleich in den ersten Tagen
den Theresienschacht durch stärkere Zimmerung ge-
sichert. Durch ihn ließ man nun mittelst angebrach-
ter viereckiger brettener Röhren einen Wasserstrom
von 3,300,000 Eimern Wasser in die Gruben lau-
fen, welcher endlich den Brand löschte, aber erst
im November 1803 konnte die Grube wieder belegt
werden. Durch frische Zimmerung gewältigte man
die obersten Strecken, kam allmählig bis auf den
Wasserspiegel hinab, und ließ auch hier durch zwei
Kunstgezeuge die Gewältigung ihren Anfang nehmen.
Man sah selbst noch im Jahre 1804 aus den Höh-
len der zerfressenen Mauern kleine Quecksilberströme
fließen, und Millionen Perlen des niedergeschlagenen
Metalls an den Seitenstößen hängen, die sonst nie
eine Spur des Jungfern = Quecksilbers enthielten.
Ungeheuer war der Verlust durch diese Feuersbrunst
und die Wiederherstellung des Grubenbaues, noch
furchtbarer war jedoch der Zustand der armen
Knappen, 900 derselben sind nach jenem Unglücke
in eine Gliederkrankheit verfallen, deren Symptom
( Anzeichen ) ein schreckliches Zittern am ganzen Leibe
war, das täglich periodisch wieder kam, und nur
dadurch in etwas gelindert werden konnte, daß sich
[Spaltenumbruch] die armen Leute mit dem Bauche auf die Erde
legten.     D. S.



Arabische Sprüchwörter.

Zwei werden nie gesättigt, der, welcher Wahr-
heit, und der, welcher Reichthum sucht.

Volksliebe ist besser als Kriegsheer.

Wer dir viele Neuigkeiten zuträgt, trägt dir
auch viele Neuigkeiten aus dem Hause.

An sechs Stücken erkennt man einen Narren.
Er wird zornig ohne Ursache; spricht unnützes Zeug;
traut Jedermann; verändert seinen Aufenthalt ohne
Noth; bekümmert sich um Dinge, die ihn nichts
angehen, und weiß Freund und Feind von einander
nicht zu unterscheiden.

Wer auf dem Wagen der Hoffnung fährt, der
hat die Armuth zur Gesellschafterin.

Jst dein Freund von Honig, verzehre ihn nicht
ganz.

Leichter ist es wohl, einen Berg mit einer
Nadel abzutragen, als Stolz aus menschlichem Her-
zen zu tilgen.

Umgang mit bösen Leuten haben, heißt zur
See gehen.

Ungeduld im Leiden ist schlimmer als das Lei-
den selbst.

Enthaltsamkeit ist ein Baum, dessen Wurzel
heißt zufrieden seyn, seine Frucht Ruhe.

Geduld trägt den Schlüssel zur Freude; Unge-
duld zur Reue.

Jedem Vogel gefällt seine Stimme.



Der Bienenfresser.

Jn den Gebieten der Mission von Naynas
( in Amerika ) findet man in großer Anzahl wilde
Bienen, die keinen Stachel haben, und vortrefflichen
Honig erzeugen. Die Eingebornen machen davon
ohne Gefahr eine reiche Ernte, obschon die Affen
ihnen einen großen Theil wegnehmen. Vorzüglich ist
ein Affe, den die Spanier Mico nennen, sehr gierig,
nicht allein auf den Honig, sondern selbst auf die
Bienen, welche keinen gefährlicheren Feind haben.
Sobald ein Mico einen natürlichen Bienenstock ent-
deckt hat, bleibt er vor der Oeffnung stehen, bis
die Bienen ausfliegen, und fängt sie mit einer so
bewunderungswürdigen Geschicklichkeit, daß seiner
Gefräßigkeit keine entgeht. Wenn er die Bienen
verschlungen hat, steckt er seine Pfote in die Höh-
lung, worin der Honig enthalten ist, und verzehrt
nach und nach auch diesen mit gleichem Appetit.

    L.



Das Wappen der Andrassy.

Bei dem großen Turnier, welches die unga-
rische Königskrönung im Jahre 1000 verherrlichte,
hatte ein ausländischer Ritter viele Gegner in den
Sand gestreckt, als ein edler Magyare, Andorás
genannt, durch den prahlenden Uebermuth des
Fremdlings empört, jenen zum Kampf, jedoch zum
ernsten Gang auf Leben und Tod forderte. Mit
einem Hieb, den nur eine Riesenfaust so zu führen
vermochte, trennte Andorás das Haupt und die rechte
Schulter des gepanzerten Gegners von dem übrigen
Körper im Angesicht der versammelten Menge. Diese
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0007" n="367"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Panorama des Universums.</hi></fw><cb type="start"/>
und zerstörenden Einfluß, an den sich kein Mensch,<lb/>
auch nicht der jüngste und stärkste, gewöhnen kann.<lb/>
Zeigt sich's daß ihre Gesundheit bedeutend schwächer<lb/>
wird, daß sie frühzeitig altern, und den anstrengen-<lb/>
den Sorgen des Hospizes nicht mehr vorstehen<lb/>
können, so bekommen sie eine Pfarre in Unterwallis,<lb/>
und beginnen da, immer in genauer Verbindung<lb/>
mit dem Hospiz, eine neue Thätigkeit. <hi rendition="#right">M. B.</hi> </p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Der Brand von Jdria.</hi> </head><lb/>
        <p>Unter die wichtigsten Momente des merkwür-<lb/>
digen Quecksilberbergwerks von <hi rendition="#g">Jdria</hi> gehört der<lb/>
Grubenbrand, der am 11. März 1803 ausbrach.<lb/>
Vierzehn Bergleute waren in der Grube. Einer<lb/>
geht im Tiefsten 130 Lachter ( zu 6 Wiener Fuß<lb/>
die Lachter ) unter Tage auf die andere Seite, be-<lb/>
merkt einen brenzlichen Geruch und ruft seine Kam-<lb/>
meraden. Bald sehen sie hinten vor Ort Flammen<lb/>
ausbrechen. Sie fliehen, und erreichen glücklich den<lb/>
Tag. Nun steigen die Beamten selbst hinab. Allein<lb/>
Niemand kann mehr die Quelle des Unglücks errei-<lb/>
chen; schon ist die Luft vergiftet, und mehrere fallen<lb/>
zu Boden. Wen der Scheintod nicht lähmt, geräth<lb/>
in Gefahr, von den Flammen ergriffen zu werden.<lb/>
Kaum kann man die Niedergesunkenen mit Ma-<lb/>
schinen herausbringen. Täglich steigen andere Knap-<lb/>
pen fruchtlos hinab, und täglich wird die Gefahr<lb/>
größer. Die untersten Strecken brechen zusammen.<lb/>
Giftige Luftarten suchen mit Gewalt Raum zur<lb/>
Expansion ( Ausdehnung ) und verursachen heftige<lb/>
Erschütterungen. Alle Zimmerungen werden zer-<lb/>
trümmert, die prächtigen Mauern in ihren Vesten<lb/>
erschüttert, die Flammen dringen 60 Lachter hoch<lb/>
herauf. Nun erfüllt das sublimirte Ouecksilber schon<lb/>
die obersten Etagen ( Stockwerke ) . Der <hi rendition="#g">Barbara-</hi><lb/>
Treibeschacht stürzt vom Tage bis zur größten Tiefe<lb/>
zusammen. Den tiefen Josephstollen selbst kann kein<lb/>
Mensch mehr ohne Lebensgefahr betreten; Vögel,<lb/>
die man vor das Mundloch bringt, fallen im Käfig<lb/>
augenblicklich todt nieder. Man muß also endlich<lb/>
zu dem verzweifelten Mittel greifen, ein Element<lb/>
mit dem andern zu dämpfen. Mit unglaublicher<lb/>
Anstrengung hatte man gleich in den ersten Tagen<lb/>
den Theresienschacht durch stärkere Zimmerung ge-<lb/>
sichert. Durch ihn ließ man nun mittelst angebrach-<lb/>
ter viereckiger brettener Röhren einen Wasserstrom<lb/>
von 3,300,000 Eimern Wasser in die Gruben lau-<lb/>
fen, welcher endlich den Brand löschte, aber erst<lb/>
im November 1803 konnte die Grube wieder belegt<lb/>
werden. Durch frische Zimmerung gewältigte man<lb/>
die obersten Strecken, kam allmählig bis auf den<lb/>
Wasserspiegel hinab, und ließ auch hier durch zwei<lb/>
Kunstgezeuge die Gewältigung ihren Anfang nehmen.<lb/>
Man sah selbst noch im Jahre 1804 aus den Höh-<lb/>
len der zerfressenen Mauern kleine Quecksilberströme<lb/>
fließen, und Millionen Perlen des niedergeschlagenen<lb/>
Metalls an den Seitenstößen hängen, die sonst nie<lb/>
eine Spur des Jungfern = Quecksilbers enthielten.<lb/>
Ungeheuer war der Verlust durch diese Feuersbrunst<lb/>
und die Wiederherstellung des Grubenbaues, noch<lb/>
furchtbarer war jedoch der Zustand der armen<lb/>
Knappen, 900 derselben sind nach jenem Unglücke<lb/>
in eine Gliederkrankheit verfallen, deren Symptom<lb/>
( Anzeichen ) ein schreckliches Zittern am ganzen Leibe<lb/>
war, das täglich periodisch wieder kam, und nur<lb/>
dadurch in etwas gelindert werden konnte, daß sich<lb/><cb n="2"/>
die armen Leute mit dem Bauche auf die Erde<lb/>
legten.  <space dim="horizontal"/>  D. S.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Arabische Sprüchwörter.</hi> </head><lb/>
        <p>Zwei werden nie gesättigt, der, welcher Wahr-<lb/>
heit, und der, welcher Reichthum sucht.</p><lb/>
        <p>Volksliebe ist besser als Kriegsheer.</p><lb/>
        <p>Wer dir viele Neuigkeiten zuträgt, trägt dir<lb/>
auch viele Neuigkeiten aus dem Hause.</p><lb/>
        <p>An sechs Stücken erkennt man einen Narren.<lb/>
Er wird zornig ohne Ursache; spricht unnützes Zeug;<lb/>
traut Jedermann; verändert seinen Aufenthalt ohne<lb/>
Noth; bekümmert sich um Dinge, die ihn nichts<lb/>
angehen, und weiß Freund und Feind von einander<lb/>
nicht zu unterscheiden.</p><lb/>
        <p>Wer auf dem Wagen der Hoffnung fährt, der<lb/>
hat die Armuth zur Gesellschafterin.</p><lb/>
        <p>Jst dein Freund von Honig, verzehre ihn nicht<lb/>
ganz.</p><lb/>
        <p>Leichter ist es wohl, einen Berg mit einer<lb/>
Nadel abzutragen, als Stolz aus menschlichem Her-<lb/>
zen zu tilgen.</p><lb/>
        <p>Umgang mit bösen Leuten haben, heißt zur<lb/>
See gehen.</p><lb/>
        <p>Ungeduld im Leiden ist schlimmer als das Lei-<lb/>
den selbst.</p><lb/>
        <p>Enthaltsamkeit ist ein Baum, dessen Wurzel<lb/>
heißt zufrieden seyn, seine Frucht Ruhe.</p><lb/>
        <p>Geduld trägt den Schlüssel zur Freude; Unge-<lb/>
duld zur Reue.</p><lb/>
        <p>Jedem Vogel gefällt seine Stimme.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Der Bienenfresser</hi>.</hi> </head><lb/>
        <p>Jn den Gebieten der Mission von <hi rendition="#g">Naynas</hi><lb/>
( in Amerika ) findet man in großer Anzahl wilde<lb/>
Bienen, die keinen Stachel haben, und vortrefflichen<lb/>
Honig erzeugen. Die Eingebornen machen davon<lb/>
ohne Gefahr eine reiche Ernte, obschon die Affen<lb/>
ihnen einen großen Theil wegnehmen. Vorzüglich ist<lb/>
ein Affe, den die Spanier Mico nennen, sehr gierig,<lb/>
nicht allein auf den Honig, sondern selbst auf die<lb/>
Bienen, welche keinen gefährlicheren Feind haben.<lb/>
Sobald ein Mico einen natürlichen Bienenstock ent-<lb/>
deckt hat, bleibt er vor der Oeffnung stehen, bis<lb/>
die Bienen ausfliegen, und fängt sie mit einer so<lb/>
bewunderungswürdigen Geschicklichkeit, daß seiner<lb/>
Gefräßigkeit keine entgeht. Wenn er die Bienen<lb/>
verschlungen hat, steckt er seine Pfote in die Höh-<lb/>
lung, worin der Honig enthalten ist, und verzehrt<lb/>
nach und nach auch diesen mit gleichem Appetit.</p><lb/>
        <p><space dim="horizontal"/>  L.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Das Wappen der Andrassy.</hi> </head><lb/>
        <p>Bei dem großen Turnier, welches die unga-<lb/>
rische Königskrönung im Jahre 1000 verherrlichte,<lb/>
hatte ein ausländischer Ritter viele Gegner in den<lb/>
Sand gestreckt, als ein edler Magyare, <hi rendition="#g">Andorás</hi><lb/>
genannt, durch den prahlenden Uebermuth des<lb/>
Fremdlings empört, jenen zum Kampf, jedoch zum<lb/>
ernsten Gang auf Leben und Tod forderte. Mit<lb/>
einem Hieb, den nur eine Riesenfaust so zu führen<lb/>
vermochte, trennte <hi rendition="#g">Andorás</hi> das Haupt und die rechte<lb/>
Schulter des gepanzerten Gegners von dem übrigen<lb/>
Körper im Angesicht der versammelten Menge. Diese<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[367/0007] Panorama des Universums. und zerstörenden Einfluß, an den sich kein Mensch, auch nicht der jüngste und stärkste, gewöhnen kann. Zeigt sich's daß ihre Gesundheit bedeutend schwächer wird, daß sie frühzeitig altern, und den anstrengen- den Sorgen des Hospizes nicht mehr vorstehen können, so bekommen sie eine Pfarre in Unterwallis, und beginnen da, immer in genauer Verbindung mit dem Hospiz, eine neue Thätigkeit. M. B. Der Brand von Jdria. Unter die wichtigsten Momente des merkwür- digen Quecksilberbergwerks von Jdria gehört der Grubenbrand, der am 11. März 1803 ausbrach. Vierzehn Bergleute waren in der Grube. Einer geht im Tiefsten 130 Lachter ( zu 6 Wiener Fuß die Lachter ) unter Tage auf die andere Seite, be- merkt einen brenzlichen Geruch und ruft seine Kam- meraden. Bald sehen sie hinten vor Ort Flammen ausbrechen. Sie fliehen, und erreichen glücklich den Tag. Nun steigen die Beamten selbst hinab. Allein Niemand kann mehr die Quelle des Unglücks errei- chen; schon ist die Luft vergiftet, und mehrere fallen zu Boden. Wen der Scheintod nicht lähmt, geräth in Gefahr, von den Flammen ergriffen zu werden. Kaum kann man die Niedergesunkenen mit Ma- schinen herausbringen. Täglich steigen andere Knap- pen fruchtlos hinab, und täglich wird die Gefahr größer. Die untersten Strecken brechen zusammen. Giftige Luftarten suchen mit Gewalt Raum zur Expansion ( Ausdehnung ) und verursachen heftige Erschütterungen. Alle Zimmerungen werden zer- trümmert, die prächtigen Mauern in ihren Vesten erschüttert, die Flammen dringen 60 Lachter hoch herauf. Nun erfüllt das sublimirte Ouecksilber schon die obersten Etagen ( Stockwerke ) . Der Barbara- Treibeschacht stürzt vom Tage bis zur größten Tiefe zusammen. Den tiefen Josephstollen selbst kann kein Mensch mehr ohne Lebensgefahr betreten; Vögel, die man vor das Mundloch bringt, fallen im Käfig augenblicklich todt nieder. Man muß also endlich zu dem verzweifelten Mittel greifen, ein Element mit dem andern zu dämpfen. Mit unglaublicher Anstrengung hatte man gleich in den ersten Tagen den Theresienschacht durch stärkere Zimmerung ge- sichert. Durch ihn ließ man nun mittelst angebrach- ter viereckiger brettener Röhren einen Wasserstrom von 3,300,000 Eimern Wasser in die Gruben lau- fen, welcher endlich den Brand löschte, aber erst im November 1803 konnte die Grube wieder belegt werden. Durch frische Zimmerung gewältigte man die obersten Strecken, kam allmählig bis auf den Wasserspiegel hinab, und ließ auch hier durch zwei Kunstgezeuge die Gewältigung ihren Anfang nehmen. Man sah selbst noch im Jahre 1804 aus den Höh- len der zerfressenen Mauern kleine Quecksilberströme fließen, und Millionen Perlen des niedergeschlagenen Metalls an den Seitenstößen hängen, die sonst nie eine Spur des Jungfern = Quecksilbers enthielten. Ungeheuer war der Verlust durch diese Feuersbrunst und die Wiederherstellung des Grubenbaues, noch furchtbarer war jedoch der Zustand der armen Knappen, 900 derselben sind nach jenem Unglücke in eine Gliederkrankheit verfallen, deren Symptom ( Anzeichen ) ein schreckliches Zittern am ganzen Leibe war, das täglich periodisch wieder kam, und nur dadurch in etwas gelindert werden konnte, daß sich die armen Leute mit dem Bauche auf die Erde legten. D. S. Arabische Sprüchwörter. Zwei werden nie gesättigt, der, welcher Wahr- heit, und der, welcher Reichthum sucht. Volksliebe ist besser als Kriegsheer. Wer dir viele Neuigkeiten zuträgt, trägt dir auch viele Neuigkeiten aus dem Hause. An sechs Stücken erkennt man einen Narren. Er wird zornig ohne Ursache; spricht unnützes Zeug; traut Jedermann; verändert seinen Aufenthalt ohne Noth; bekümmert sich um Dinge, die ihn nichts angehen, und weiß Freund und Feind von einander nicht zu unterscheiden. Wer auf dem Wagen der Hoffnung fährt, der hat die Armuth zur Gesellschafterin. Jst dein Freund von Honig, verzehre ihn nicht ganz. Leichter ist es wohl, einen Berg mit einer Nadel abzutragen, als Stolz aus menschlichem Her- zen zu tilgen. Umgang mit bösen Leuten haben, heißt zur See gehen. Ungeduld im Leiden ist schlimmer als das Lei- den selbst. Enthaltsamkeit ist ein Baum, dessen Wurzel heißt zufrieden seyn, seine Frucht Ruhe. Geduld trägt den Schlüssel zur Freude; Unge- duld zur Reue. Jedem Vogel gefällt seine Stimme. Der Bienenfresser. Jn den Gebieten der Mission von Naynas ( in Amerika ) findet man in großer Anzahl wilde Bienen, die keinen Stachel haben, und vortrefflichen Honig erzeugen. Die Eingebornen machen davon ohne Gefahr eine reiche Ernte, obschon die Affen ihnen einen großen Theil wegnehmen. Vorzüglich ist ein Affe, den die Spanier Mico nennen, sehr gierig, nicht allein auf den Honig, sondern selbst auf die Bienen, welche keinen gefährlicheren Feind haben. Sobald ein Mico einen natürlichen Bienenstock ent- deckt hat, bleibt er vor der Oeffnung stehen, bis die Bienen ausfliegen, und fängt sie mit einer so bewunderungswürdigen Geschicklichkeit, daß seiner Gefräßigkeit keine entgeht. Wenn er die Bienen verschlungen hat, steckt er seine Pfote in die Höh- lung, worin der Honig enthalten ist, und verzehrt nach und nach auch diesen mit gleichem Appetit. L. Das Wappen der Andrassy. Bei dem großen Turnier, welches die unga- rische Königskrönung im Jahre 1000 verherrlichte, hatte ein ausländischer Ritter viele Gegner in den Sand gestreckt, als ein edler Magyare, Andorás genannt, durch den prahlenden Uebermuth des Fremdlings empört, jenen zum Kampf, jedoch zum ernsten Gang auf Leben und Tod forderte. Mit einem Hieb, den nur eine Riesenfaust so zu führen vermochte, trennte Andorás das Haupt und die rechte Schulter des gepanzerten Gegners von dem übrigen Körper im Angesicht der versammelten Menge. Diese

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama46_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama46_1835/7
Zitationshilfe: Das wohlfeilste Panorama des Universums. Nr. 46. Prag, 1835, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_panorama46_1835/7>, abgerufen am 23.11.2024.